No. 63
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. August
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1877 Nr. 63 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Se. Majestät der Kaiser und König ist am 10. August Nachmittags wohlbehalten wieder auf Schloß Babelsberg bei Potsdam angekommen. In Leipzig, wo der Kaiser Nachmittags 1 1/4 Uhr eingetroffen war, hatten ihn der Generallieutenant v. Montbe und der Präsident am Bahnhofe empfangen, und die versammelte Volksmenge begrüßte ihn mit freudigen Kundgebungen. Der Kaiser hielt sich aber nur eine Viertelstunde dort auf und fuhr weiter nach Wittenberg, wo er speiste. Dann fuhr er mit Extrazug weiter nach Großbeeren und von dort zu Wagen nach Babelsberg.
Der "Staats=Anzeiger" schreibt: Nach einem auf dem landwirthschaftlichen Ministerium eingelaufenen Beeichte, welcher von mehreren Exemplaren des Käfers begleitet war, steht es außer Zweifel, daß nunmehr der Kolorado=Käfer auch in Schildau bei Torgau aufgetreten ist. Der Regierungspräsident v. Diest hat sich sofort von Merseburg nach Schildau begeben, desgleichen ist vom landwirthschaftlichen Ministerium Assessor Sterneberg dorthin committirt worden. Auch sind anläßlich dieses Falles alle Regierungen wiederholt zur größten Wachsamkeit aufgefordert worden.
Moltke soll über die Kriegführung an der Donau und am Balkan schon oft den Kopf geschüttelt haben, als aber jüngst ein Prinz ihn fragte: Werden die Russen nicht bald die Türken vollständig besiegen? da soll er geantwortet haben: Sicher, Hoheit, sobald ihrem Commandirenden die vier G nicht fehlen, deren jeder Feldherr bedarf. - Und welche vier G meinen Sie, lieber Feldmarschall? - Geld, Geduld, Genie und Glück! - Solche Kleeblätter wachsen freilich selten.
Die merkwürdigste Geschichte kommt heute aus England, das überhaupt in den orientalischen Händeln die merkwürdigste Rolle spielt. Master Knealy richtete im Parlament (Unterhaus) die Frage an die Regierung, ob sie über das Einverständniß Rußlands, Oesterreichs und Deutschlands bezüglich einer Theilung der Türkei Nachricht habe. Der Schatzkanzler Northcote antwortete: "Die Regierung hat keine bezügliche Nachrichten, welche sie mittheilen könnte." Knealy erklärte diese Antwort für wenig befriedigend und erklärt, er werde seine Frage wiederholen. Allen andern Leuten wird es ebenso wie Knealy gehen; denn die Antwort des Ministers klingt fast wie eine Bejahung.
Die Russen selber klagen ihre Kosaken an, die viel mehr Beute= und Raubgier als Muth an den Tag legen und nur als Plänkler zeitweilig gute Dienste leisten, weil sie auf große Entfernungen der Armee vorauseilen, aber auch sofort umkehren, sobald sie auf ernsthaften Widerstand stoßen und gute Beute gemacht haben. Die 100,000 Kosaken vom Don sollen sogar für die Armee mehr eine Last sein als von besonderem Nutzen, jedenfalls gereichen sie der Armee nicht zur Ehre. Vielleicht müssen sie jetzt die Sündenböcke machen.
Herüber und hinüber klagen Russen und Türken einander der furchtbarsten Grausamkeiten und Unmenschlichkeiten an und beide Theile haben Recht. Brand, Mord, Blut, Schändung schreien zum Himmel. Die Russen und Türken hassen sich mit wüthendem Grimme, der Krieg, den sie führen, ist zugleich ein Racen= und Religionskrieg, und das sind, so lange die Welt steht, die furchtbarsten Kriege gewesen. Beide Heere führen irreguläre Truppentheile mit sich, die wie die Tiger wüthen und die Tartaren, Bulgaren, Tscherkessen und Baschiboschuks verüben alle Gräuel. Ihre Spur ist mit brennenden Dörfern, hingeschlachteten und verstümmelten Männern, Weibern und Kindern gezeichnet. Die in der Schlacht verwundeten und fallenden russischen Soldaten sind verloren, keiner kommt lebend zurück. Englische, französische und amerikanische Berichterstatter versichern übereinstimmend und feierlich als Augenzeugen Folgendes: "20 bis 30 russische Soldaten, die auf dem Schlachtfelde liegen geblieben, wurden enthauptet gefunden, es waren ihnen die Ohren, Nasen etc. abgeschnitten, die Brust durch Yataganhiebe zerfetzt. Ihre Köpfe waren ins türkische Lager geschafft worden, wo die russischen Soldaten dieselben nach der Besetzung der Schanzen gefunden haben. Wir haben mit unseren eigenen Augen diese abgeschnittenen Köpfe und diese verstümmelten Körper gesehen. Bei manchen von ihnen waren durch die Kontraktion der Muskeln und durch die Verdrehung der Glieder die schrecklichen Qualen zu erkennen, welche eine Verstümmelung bei lebendigem Leibe hervorbringt. Wir haben einen enthaupteten und verstümmelten Leichnam gesehen, welcher noch hingestreckt lag über die Tragbahre einer Ambulanz, auf die er als Verwundeter von den Seinigen gelegt war. Nicht weit davon lagen ebenfalls enthauptet die Leichnahme der beiden Krankenträger, am Arm die Binde des rothen Kreuzes."
- Die türk. Beamten sind musterhafte Staatsdiener. Als der Sultan neulich befahl, daß ihnen allen nur die Hälfte ihres Gehalts für die Dauer des Krieges gezahlt werden dürfe, murrte nicht einer und mancher lachte sogar in den Bart hinein! Dieser Sultan, sagten sie, weiß nicht einmal, daß wir seit Jahren schon kaum die Hälfte unseres Gehaltes bezahlt bekommen.


- Die wichtigste und traurigste Nachricht ist heute das Auftreten des Kartoffelkäfers in Schildau im Kreis Torgau, nahe der sächsischen Grenze und himmelweit von Mühlheim, seinem ersten Fundorte. Wie kommt er dahin? Ists nicht, als ob die Uebel dieser Welt durch die Luft flögen? Ists nicht genug, daß jeder Erdtheil seine eigenen Uebel habe? Leider hat es den Anschein, daß wir aus Amerika auch den Kartoffelkäfer bekommen werden, wie wir von dorther die Kartoffeln erhalten haben.
- In München jammern die Gastwirthe, so leer seis bei ihnen seit Jahren nicht gewesen, wie in diesen Monaten und fragen, wo denn die Zugvögel bleiben.

[ => Original lesen: 1877 Nr. 63 Seite 2]

- In Homburg hat sich der Landrath von Briesen erschossen; Niemand weiß, weshalb.
- Ein Advokaten=Krach ist in Wien im Anzuge. Ueber nicht weniger als 14 Wiener Advokaten ist der Concurs eröffnet; zwei sind in so großer Noth, daß die Collegen Sammlungen unter sich veranstalten.
- Den Offizieren in Prag ist das Tragen von Monocles und Zwickern streng verboten worden; wer kurzsichtig ist, soll eine Brille tragen.
- In Köln ist ein Mann, der sich beim Rasiren am Hals geschnitten und die Blutung mit Freimarken=Papier gestillt hatte, zwei Tage nachher an Blutvergiftung gestorben.
- Wahrt auf Reisen Eure Taschen, namentlich Brieftaschen, wenn mehr als Liebesbriefe darin stecken. Die Zeitungen wimmeln förmlich von Berichten über gestohlene Brieftaschen, namentlich auf Bahnhöfen.
- Aus Frankreich wird berichtet, daß sich die Direktionen der Nord= und Ostbahnen bereit erklärt haben, den mittellosen Deutschen, welche der Pariser deutsche Hülfsverein in die Heimath befördert, halbe Fahrpreise zu gewähren, wie dies bereits vor dem Kriege der Fall war. Der betreffende Verein schickt jährlich 4-5000 Landsleute über die Grenze.
- In den russischen Wäldern in Nischnei=Nowgorod giebts immer von neuem furchtbare Waldbrände, wobei Millionen über Millionen in Brand aufgehen.
- Zum 400jährigen Jubiläum der Universität Tübingen haben sich auch der König und die Königin von Würtemberg eingestellt.
- In Liegnitz ist ein Superintendent Ehlers am Arme seiner Tochter vom Schützenstande aus erschossen worden.
- In Naumburg ist ein alter Liedervater, der Musikdirector Claudius gestorben, der Componist der Oper: "Die Wiederspenstige", der "Gang nach dem Eisenhammer", "Arion", "Aladin", des Liedes von der Glocke und mehrerer hundert beliebter Volkslieder. Sein ganzes Leben war Harmonie.
- Es giebt Leute, die es nicht unterlassen können, unsittliche Inschriften an Bänken und unaussprechlichen Orten anzubringen. Daß solche Ergüsse strafbar sind, sollte neulich ein junger Mann aus geachteter Familie erfahren. Derselbe hatte an die Wand eines unaussprechlichen Ortes eine Zeichnung gemacht und einen Vers darunter und wurde von dem Wirthe dabei überrascht und in Klage genommen. Er wurde von dem Richter laut § 184 des St.=G.=B.: "Wer unzüchtige Schriften etc. verkauft, vertheilt oder sonst verbreitet oder an Orten, welche dem Publikum zugänglich sind, ausstellt oder anschlägt, wird mit Geldstrafe bis zu 300 Mark oder mit Gefängniß bis zu 6 Monaten bestraft." zu 4 Wochen Gefängniß und in die Kosten verurtheilt.
- Der bei den türkischen Vorposten in Nasgrad befindliche Kriegsberichterstatter der Kölner Zeitung hat sein Pferd und seine Bagage verloren, nur nicht seinen Humor. Seinen letzten Bericht beginnt er frei nach Göthe:
Wer nie Pillow (Reis) mit Unschlitt aß,
Wer nie am Mankel (Kohlenbecken) schauernd saß,
Wer nie im Bett den Regenschirm aufspannte,
Der kennt Dich nicht, o himmlische Levante.
- Die Heiden sprechen von Tantalusqualen, die Christen von den Höllenqualen. Die Hölle wird überall ländlich sittlich aufgeputzt. Als neulich ein russisches Regiment ausmarschirte, schilderte der Feldgeistliche die Höllenqualen, die der Feigling ausstehen müsse. Ihr werdet bis an den Hals in Brantwein stehen, sagte er und setzte, als die Kerle über diese Aussicht freundlich grinsten, schnell hinzu, - aber ohne nur einen Tropfen saufen zu können. - Da wurden sie furchtbar ernst.


Harzölfarben.

Das Bemalen des Holzes mit Oelfarbe ist uralt, und keine Nachricht reicht zu den ersten Anfängen zurück. Als das dauerhafteste Vehikel, Farben zum Abstrich herzustellen, galt seit Jahrhunderten der Firniß, d. i. Leinöl, aus welchem Pflanzenschleim und Wassertheile entfernt sind, und bis heute noch leistet derselbe an Gegenständen und bewohnten Räumen, die vor den Einflüssen der Witterung geschützt sind, vortreffliche Dienste; dagegen dort, wo Regen und Sonnenschein, Wärme, Kälte und Licht ihren Einfluß geltend machen können, bilden sich auf dem Anstrich zuerst kleine, oft unsichtbare Risse, welche sich nach und nach erweitern, der Feuchtigkeit Zuritt gestatten, so daß sie sich in den porösen Theilen des Holzes festsetzen kann; dadurch entsteht das Abblättern der Farbe, bis allmählig Fäulniß eintritt. Diesem großen Uebelstände bei dem Anstreichen abzuhelfen, war das Bestreben vieler Chemiker, und vor zehn Jahren trat die Berliner Harzölfarbenfabrik, jetzt Anstrichsfarben=, Lack= und Firnißfabrik D. Fritze u. Co., (Coloniestraße 107) mit einer Harzölfarbe auf, welche sie empfahl zum Anstrich von rauhem und glattem Holzwerk im Freien (Zäunen, Fachwerkständern, Thoren, Thüren, Fenstern, Luken, Ackergeräthschaften, Schindeldächern, Brücken, etc.) und im Innern von Ställen, Wirthschaftsgebäuden, Brauereien, Brennereien, Fabrikräumen, Kellern etc., rohem Mauerwerk, Sandstein, Dachpappe und Zink. Diese Harzölfarbe wird streichfertig in allen Nuancen geliefert und kann von jedem Arbeiter gestrichen werden; doch dürfte es gut sein, die Pinsel aus der Fabrik zu beziehen. Ein zweimaliger Anstrich genügt, und ist der Verbrauch per ein []Meter 1/8-1/4 Kilo. Während des Zeitraumes von zehn Jahren ist diese Harzölfarbe von vielen Tausenden benützt worden, deren Urtheil allgemein dahin geht, daß die Harzölfarbe trotz ihrer Billigkeit - 50 Kilo vartiren, je nach den Farbenmustern zwischen 24-39 Mark - nicht nur den Oelfarben an Schönheit des Anstrichs gleichkommt, sondern dieselben an Dauerhaftigkeit weit übertrifft. Ein einziges Beispiel genügt: Herr Zimmermeister etc. Geiger in Neustadt in Westpreußen ließ im Jahre 1866 Thor und Thüren eines Stalles zweimal mit Harzölfarbe, die Eingänge eines zweiten Stalles dreimal mit Leinölfarbe streichen, und äußert sich jetzt dahin: daß der Harzölfarbenanstrich heute noch gut erhalten sei, während der Leinölanstrich schon mit drei Jahren verwittert war. Aehnliche Urtheile, auch solche von wissenschaftlichen Kapacitäten ließen sich viele hunderte anführen, das eine wird jedoch hinreichend sein, den Werth des Fabrikates zu dokumentiren.
Gleichzeitig wird in dieser Fabrik eine Bernsteinfarbe zum Anstrich von Kalk, Gips und Cementgut (Facaden, Wänden in Zimmern, Küchen, Corridoren etc.) Fußböden und Eisen hergestellt, eine neue Erfindung des Herrn O. Fritze, und es glaubt die Fabrik das beste, was für vorstehende Zwecke denkbar ist, zu bieten, sowohl was Dauerhaftigkeit und Eleganz, als auch bequeme und billige Anwendbarkeit anlangt. Wem es um nähere Belehrung über diesen Gegenstand zu thun ist, der wende sich an Herrn O. Fritze u. Co. in Berlin, Koloniestraße 107, oder nach Altmannsdorf bei Wien, Offenbar am Main, Stolp in Pommern; an allen diesen Orten ist die Firma durch Fabriken vertreten, welche eine desfallsige Brochüre, sowie Farbenmuster gratis und franco versenden.


Anzeigen.

Diejenigen Deputatisten, welche einen Theil ihres Deputatholzes pro 1878/79 der Forst gegen die Geldentschädigung zu überlassen beabsichtigen, haben dies bis

zum 15. September d. J.

hierher anzuzeigen.
Schönberg, den 4. August 1877.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
In Vertretung:
H. Spieckermann.


Steckbriefs=Erledigung.

Der unter dem 18. Juli 1877 hinter die Adline Jodies aus Rucken in Ostpreußen erlassene Steckbrief ist durch deren Ergreifung erledigt.
Schönberg, den 10. August 1877.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     


[ => Original lesen: 1877 Nr. 63 Seite 3]

Ueber das Gesammtvermögen der zu St. Georgsberg bei Ratzeburg wohnenden Ehefrau des Freischulzen Hennings aus Mannhagen, Dorette geb. Solvie, ist vom Königlichen Amtsgerichte zu Ratzeburg unterm 7. d. M. der Concurs der Gläubiger erkannt worden; zu dem öffentlich meistbietenden Verkaufe der zur Masse gehörigen, zu Mannhagen belegenen Freischulzenstelle c. p. sind in Folge der Requisition des vorerwähnten Concursgerichts vom 20. d. Mts. Termine vor dem unterzeichneten Gerichte anberaumt und zwar
   1., zum Verkaufe des vorbezeichneten Grundstücks auf

Freitag, den 19. October d. J.,
Mittags 12 Uhr,

   2., zum Ueberbot auf

Mittwoch, den 14. November d. J.,
Mittags 12 Uhr,

wozu Kaufliebhaber hierdurch mit dem Bemerken geladen werden, daß die Besichtigung des Grundstücks nach voraufgegangener Meldung bei dem Gerichtsvollzieher Solvie in Mannhagen jederzeit freisteht und die Verkaufsbedingungen 14 Tage vor dem Verkaufstermine auf der Justiz=Amts=Registratur einzusehen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten sind.
Sämmtlichen Gläubigern wird freigelassen, in dem zur endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen auf

Freitag, den 19. October d. J.,
Vormittags 11 1/2 Uhr

anberaumten Termine zu erscheinen.
Gleichzeitig steht auch ein Termin auf

Freitag, den 19. October d. J.,
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Gerichte an zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an die verzeichnete, zu Mannhagen belegene Freischulzenstelle c. p., zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel und zur etwaigen Prioritätsausführung, zu welchem die interessirenden Gläubiger unter dem Nachtheil der Abweisung und des Ausschlusses hiermit geladen werden.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind die Hypothekgläubiger wegen ihrer intabulirten Capitalpöste und laufenden Zinsen.
Schönberg, den 24. Juli 1877.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Horn.

A. Dufft.     


Füllen-Schau und -Markt,
veranstaltet vom
Landwirthschaftlichen Verein zu Lübeck
auf dem Schützenhofe zu Lübeck
am 23. August 1877.
---------------
Programm:

Zur Prämirung werden nur Saugefüllen zugelassen.
Hinsichtlich der Schau und des Marktes findet in Bezug auf das Alter der Füllen keine Beschränkung statt.
Als Preise sind ausgesetzt:
     1) für Hengstfüllen 50 M. und 25 M.      2) für Stutfüllen 50 M. und 25 M. Von 7 Uhr morgens bis zum Beginn der Schau um 9 Uhr müssen die Füllen auf den Platz gebracht werden.
Zwischen 12 und 1 Uhr wird das Urtheil der Preisrichter verkündigt.
Eine etwaige Versteigerung findet nach Schluß der Schau um 1 Uhr statt.
Kein zur Schau gebrachtes Füllen darf vor 1 Uhr vom Platz entfernt werden.
Das Eintrittsgeld beträgt 50 Pfennig (Mecklenburg). à Person, die Führer der Füllen sind von demselben befreit.
Standgeld wird nicht erhoben.
Lübeck im Juni 1877.

Das Comité.     


Todesanzeige.

Am 11. d. Mts., 9 1/2 Uhr Abends, entschlief nach kurzem Leiden unsere liebe Tochter.
Schönberg.

H. Wigger und Frau.     


Hotel National.
Berlin N.
129 Invalidenstrasse 129.
gegenüber dem Stettiner Bahnhof.
Hotel und Restaurant I. Ranges.
Reich ausgestattete Zimmer schon für M. 1,25.
Vorzügliche Weine.
Feinstes Nürnb. Bier v. Fass. Brauerei: Henninger.

(S. 868)     


Wegen Reparatur der Mühlenbrücke ist der Weg durch Herrnburg für beladene Wagen, die nicht durch den Teich fahren können, von heute ab auf 14 Tage gesperrt.
Herrnburg, den 10. August 1877.

L. Röper.     


Heute Abend 7 Uhr
Rostocker Bier v. Faß.
Brauselimonade,
Selters,               
Soda                     
in und außer Hause.                          Ergebenst Fr. Tesch.


Pferd      Am Sonnabend den 18. d. M.
trifft mein Transport guter
hannöverscher Race=Füllen
ein, wozu Kaufliebhaber freundlichst einladet                          
B. Schleuss, Schönberg.


Erndtehandschuhe

in großer Auswahl und in verschiedenen Sorten sind stets zu haben in Schönberg bei

                          Emil Jannicke.
                          Handschuhmacher und Bandagist.


Pferd Treffe am 21. August mit einem großen Transport

hannöverscher Saugfüllen

in Moisling ein.

J. Auerbach, Roßkämmer,
Moisling.


Empfohlen zum 24. Oktober

Wirthschafterin, Meierin, Stubenmädchen, Köchin und Hausknechte
durch                                                    Rebescky, Grevesmühlen.


Amerikanische Mähmaschinen,
Burdick und Kirby,
Pferderechen, Oldenburger Buttermaschinen, Schrotmühlen, Pumpen, landwirthschaftliche Maschinen aller Art

empfiehlt

J. Arndt, Lübeck.     
Fleischhauerstr. 70.     


Photographisches Atelier
von
C. Kindermann,
Lübeck,
Breitestrasse 788.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 63 Seite 4]

Aufruf!

Der Sedan=Tag, der Nationaltag des gesammten deutschen Volkes, soll auch bei uns in diesem Jahre wieder festlich begangen werden.
Zur Deckung der Kosten einer würdigen Feier dieses Tages wendet sich die unterzeichnete Committe an den so oft bewährten patriotischen Sinn der Ratzeburger und bittet einen Jeden, nach seinem Theil ein Schärflein zu dieser nationalen Feier beizutragen.
Zur Sammlung von Beiträgen wird in der Stadt eine Missive circuliren, auf dem Lande eine solche den Ortsvorstehern derjenigen Ortschaften, die sich im Vorjahre durch Spenden betheiligt haben, zugeschickt werden, auch nimmt der Cassirer der Committe, Herr Senator Wilh. Heincke, jederzeit Beiträge entgegen.
Ueber das Programm wird demnächst das Weitere veröffentlicht werden, vorweg jedoch schon bemerkt, daß einem allgemein ausgesprochenen Wunsche zu Folge für dieses Jahr die Pflanzung einer Friedens=Linde in Aussicht genommen ist.
Schönberg, den 11. August 1877.

Die Committe.     


Logo Berliner Harz Oelfarbenfabrik

     In dunkeln Farbentönen pro Centner 24 Mark.
     In hellen Farbentonen pro Centner 33 Mark.

Verdienst=Medaille Wien1873.
Harz=Oelfarbe
in allen Nuancen streichfertig.

Billigste witterungsbeständige Farbe zum Anstrich von rauhem und glattem Holzwerk im Freien und im Innern, Mörtelputz (Facaden, Corridor= und Zimmerwände), rohem Mauerwerk, Zink, Eisen, Sandstein, Dachpappe etc. Von jedem Arbeiter zu streichen.
Musterkarten mit Gutachten gratis und franco.

O. Fritze & Co., vormals: Berliner Harz-Oelfarbenfabrik.
Berlin N., Coloniestr. 107.     Altmannsdorf bei Wien.     Offenbach a. Main.     Stolp in Pommern.


Bilanz
der
Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank
in Schwerin
pro ultimo Juli 1877.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Schwerin, im August 1877.

Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank.
C. A. Schwerdtfeger, Director.
C. L. F. Soltau, General=Agent.


Die Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebensversicherungen, Leibrenten=Versicherungen, Kapital=Einlage=, Darlehns= und alle sonstigen Geld=, Inkasso= und Commissions=Geschäfte durch das unterzeichnete Bureau zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar=Bank=Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt.

Bureau der Mecklenburgischen Lebens=Versicherungs= und Sparbank in Schönberg.
W. Stephan.      W. H. Schacht.


Zu vermiethen auf Michaelis eine freundliche

Tagelöhnerwohnung

in Seeretz bei Schwartau.

A. Meuck.     


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,20 .
Hühner d. St. M1,20 .
Tauben d. St. M0,40 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,90 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,25 .
Eier 5 St. für M0,30 .
Kücken d. St. M0,70 .


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen19 M -Pfennig  bis 25 M -Pfennig.
Roggen18 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Gerste16 M 50Pfennig  bis 18 M -Pfennig.
Hafer16 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Erbsen15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 63 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 63 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 14. August 1877.


Falsche Münze.
Eine Erzählung.
(Fortsetzung und Schluß.)

[ => Original lesen: 1877 Nr. 63 Seite 6]

Falsche Münze.
Eine Erzählung.
[Schluß.]


- Aus Br. In der "Berliner klinischen Wochenschrift" vom 20. November 1876 erzählt ein Arzt folgenden erschütternden Fall. In der Neujahrsnacht 1873-1874 ging der Schreinergeselle L. in K., ein wegen seiner Frechheit gefürchteter Mensch, beim Vorübergehen am Kirchhofe mit mehreren Kameraden um einige Schoppen Bier die Wette ein, daß er über die Mauer in den Kirchhof eindringen, dreimal um den Franzosenstein, ein für gefallene Soldaten errichtetes Denkmal, herumgehen und dabei dreimal recht laut Gott und den Teufel, wenn es solche gebe, auffordern werde, ihn zu holen. Der Frevler führte dies zum Schauder der durchs Gitterthor sich davon überzeugenden Kameraden aus. Beim dritten Umgang bemerkten sie, daß seine Stimme plötzlich erstickte und er eiligst nach der andern Seite des Kirchhofes davonlief. Sie fanden den sonst so frechen Spötter vor Entsetzen bleich, zitternd, ohne Kopfbedeckung, die Haare gesträubt, kaum im Stande, einige Worte zu stammeln. Sie brachten ihn nach Hause, wo er nach einiger Zeit Sprache und Besinnung wieder erlangte und seiner Mutter, seinen Kameraden, später dem Arzte, der Polizei und dem protestantischen Geistlichen Folgendes erzählte: Bei der dritten Aufforderung an Gott oder den Teufel, ihn zu holen, habe er sich plötzlich am linken Arm festgehalten gefühlt, ein namenloser Schrecken habe ihn erfaßt, einen Augenblick sei er bewegungslos stille gestanden und dann, als er fühlte, daß er frei sei, in namenloser Bestürzung davongelaufen, wieder zusammen gesunken und da von seinen Kameraden nach Hause geschafft worden. - Von da an verlor der Unglückliche Ruhe und Schlaf, Gesundheit Appetit und jede Lust unter Menschen zu gehen; im linken Arm fühlte er einen beständig auf= und abrieselnden Kälteschauer, der Arm war stark angeschwollen und um das Ellenbogengelenk herum schmerzhaft und geröthet. Im Mund zeigten sich immer stärker die Erscheinungen des Skorbuts mit aashaftem Gestank. Allmählig wurden alle Glieder vom Skorbut ergriffen, alle vom Arzte angewandten Mittel halfen nur vorübergehend, am 40. Tag hauchte der Mensch seine gefolterte Seele aus. Diesen Worten fügt der Arzt bei, daß der Geistliche, den der Kranke sich erbat und dem er reumüthig seine Sünden bekannte, erstaunt gewesen sei, welch' namenloses Entsetzen sich in seinem Gesicht, wie in Worten ausdrückte, und daß dieser Pfarrer, der als Feldgeistlicher schon gar viele Sterbende gesehen, gegen den Arzt geäußert habe, noch nie habe er einen Sterbenden mit größerer Todesfurcht und Seelenangst getroffen, als diesen. In der Bevölkerung machte diese Krankheit das größte Aufsehen, der Zudrang von Neugierigen, die den Elenden sehen wollten, wurde so groß, daß die Polizei zu seinem Schutz und auch zur Konstatirung des Thatbestandes requirirt werden mußte. Sein Begräbniß lockte eine zahllose, nie gesehene Menge herbei, an welche der Geistliche diese Worte richtete: "Wer sich frei fühlt von Schuld und Fehler der werfe den ersten Stein auf diesen reuigen Sünder! Möchten alle Verächter des lebendigen Gottes des Spruches eingedenk sein: Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten!"


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