No. 62
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 10. August
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1877 Nr. 62 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Kaiser Wilhelm ist am 7. Aug. Abends 7 1/2 Uhr von Gastein in Salzburg eingetroffen der Kaiser von Oestreich ist am 8. Aug. dem deutschen Kaiser bis Strobl entgegengefahren und erfolgte die Ankunft der beiden Herrscher in Ischl um 12 Uhr Mittags.
Fürst Bismarck wird Mitte August mit Gemahlin und Tochter, sowie mit seinen beiden Söhnen in Gastein zu mehrwöchentlichem Aufenthalte erwartet.
Die Einnahmen des deutschen Reichs an Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern, sowie die Einnahmen der Post und Telegraphenverwaltung und der Reichseisenbahn=Verwaltung, sowie die Einnahmen aus der Wechselstempelsteuer haben, im ersten Vierteljahr des laufenden Etatjahres, also in der Zeit vom 1. April bis zum 30. Juni, zusammen 81,790,634 Mark betragen. Sie sind gegen die Einnahmen desselben Vierteljahres im Vorjahre um 3,393,435 Mark zurückgeblieben. Am ungünstigsten gestalteten sich die Einnahmen aus den Zollen und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern; denn sie weisen einen Minderbetrag von 3,869,696 Mark auf, und hierzu kommt die Mindereinahme der Reichseisenbahn= Verwaltung mit 315,150 Mark. Dieser Gesammt=Ausfall von 4,184,846 Mark wird indeß um die Summe von 789,411 Mark verringert, denn die letztere repräsentirt die Mehreinnahmen aus der Wechselstempelsteuer und die Mehreinnahmen der Post= und Telegraphen=Verwaltung.
Die Uebungsreise der Offiziere des großen Generalstabes wird unter Leitung des Generalfeldmarschalls Grafen v. Moltke Ende dieses Monats ihren Anfang nehmen. Sie wird sich diesmal voraussichtlich auf den Südwesten Deutschlands erstrecken.
China beabsichtigt in Berlin eine ständige Gesandtschaft zu errichten. Zum ersten Gesandten ist der erste Secretär bei der Gesandtschaft in London Liust=hung ausersehen.
In Elsaß=Lothringen haben wiederum 90 Ortschaften deutsche Namen bekommen. Bei vielen brauchte man nur ein bischen an dem französischen Firniß zu kratzen. So kam der alte deutsche Name wieder zum Vorschein.
Die aus sämmtlichen eingegangenen Berichten sich ergebenden Durchschnittszahlen für die Ernte in Preußen sind: Weizen 947 Procent einer Mittelernte (Stroh 84), Roggen 987, (977), Gerste 837 (807), Hafer 83 (818), Erbsen 888 (896), Bohnen 872 (833), Buchweizen 894 (87), Raps und Rübsen 741 (716, Kartoffen 964, Zuckerrüben 93, andere Rüben und Kohlgewächse 916, Wiesenheu (alle Schnitte) 1009, Klee (desgl.) 836, Lupinen 805, Flachs 814, Hopfen 784, Wicken 875.
Frankreich. Im Ministerrathe soll mit 5 gegen 4 Stimmen der Beschluß gefaßt sein, kurz vor Einberufung der Wähler zu den nächsten Kammerwahlen in ganz Frankreich den Belagerungszustand zu erklären. Der Marschall Mac Mahon soll den Vorstellungen Herrn de Fourton's in dieser Hinsicht nachgegeben haben.
Die Nachrichten vom Kriegsschauplatze sind nur dürftig. Die Mittheilung der Wiener "Neuen freien Presse" von einer neuen großen Niederlage der Russen, bei welcher dieselben 15,000 Mann Verlust gehabt haben sollten, hat sich nicht bestätigt.
Daß die russische Heeresleitung fest entschlossen ist, die einmal durch den Krieg übernommene Aufgabe durchzuführen und die erlittenen Unfälle durch erneute Anstrengungen wieder auszugleichen, beweist die Mobilmachung neuer Truppentheile, unter denen sich auch das Gardecorps befindet, und die Einberufung von 188,600 Mann Landwehr erster Klasse, welche an Stelle der auf dem Kriegsschauplatz abrückenden Feldtruppen den Dienst im Innern übernehmen soll. Diese Entschlüsse und Befehle entsprechen auch durchaus der Stimmung im russischen Volke, das den Krieg bis zum Siege durchkämpfen will.
Gleiche Thätigkeit in den Rüstungen entwickelt auch Serbien, obgleich andere Nachrichten davon durchaus nichts wissen wollen. Die rumänische Armee soll nunmehr bei Nikopolis vollständig über die Donau gehen, also wahrscheinlich in den Kampf mit eingreifen, mindestens aber den Russen den Rücken decken und ihre Verbindungslinie mit dem Hinterlande schütze. Die Griechen werden ebenfalls kriegslustig und machen militärische Vorbereitungen. Die türkische Flotte des Schwarzen Meeres läßt nur wenig von sich hören und hat es sogar geschehen lassen, daß ein russisches Schiff (wahrscheinlich doch Kriegsschiff, dicht am Eingange des Bosporus drei türkische Handelsschiffe in den Grund gebohrt.
In Asien sollen die Russen wieder in die Offensive treten.
Die Montenegriner liegen immer noch vor der Festung Niksik, die sich trotz heftigen Bombardements nicht ergeben will.

- Ueber den Diebstahl, welcher an den Effecten I. K. H. der Frau Großfürstin Marie Paulowna verübt ist, lesen wir jetzt folgendes Nähere: Eine bei der Pariser Polizeibehörde eingetroffene Depesche meldete zuerst die Entwendung einer Reisetasche, in der für über 2 Millionen Frcs. Juwelen und Schmucksachen enthalten sein sollten; eine zweite Depesche wußte mitzutheilen, daß der Werth der in der Reisetasche enthaltenen Juwelen lange nicht so groß, als ursprünglich angegeben worden, der Diebstahl aber besonders dadurch empfindlich sei, daß sich die Privatcorrespondenz der Großfürstin in der gestohlenen Reisetasche befand. Nach den jetzt vorliegendem Nachrichten war der Hergang der Sache folgender: Am vergangenen Dienstag fuhr die Großfürstin von Paris nach Trouville ins Seebad, und wurde sämmtliche kleine Bagage mit in den Salonwagen genommen. Eines dieser Bagagestücke ent=

[ => Original lesen: 1877 Nr. 62 Seite 2]

hielt die Toilettenutensilien und einige Juwelen der Großfürstin im Werthe von 60,000 Frcs., sowie die Privatcorrespondenz derselben. Als der Zug um 4 Uhr 26 Min. des Morgens in Trouville ankam, war das betreffende Stück der Reiseeffecten verschwunden, ohne daß man eine Idee von der Art des Verschwindens sich bilden konnte. Man vermuthet, daß der Diebstahl bereits auf dem Bahnhofe von St. Lazare oder Paris stattgefunden hat. Ein Zwischenfall, der vielleicht zur Ermittelung der Thäter führen könnte, bestand nämlich darin, daß, während die Großfürstin in Paris sich bei den Personen, die ihr das Geleit zum Bauhofe gaben, verabschiedete, zwei elegant gekleidete Damen sich in den Salonwagen, dessen Thür offen stand, begaben, als ob sie meinten, daß der Wagen nicht reservirt sei. Als ihnen das Gegentheil von einem Eisbahnbeamten bedeutet wurde, verließen die Damen sofort das Coupee, angeblich, um in einem andern Wagen Platz zu nehmen, vielleicht aber auch, um, wenn der Verdacht ein richtiger ist, das Weite zu suchen.
- Nach einem unter dem heutigem Tage vom Großherzoglichen Amtsgericht zu Schwerin erlassenen Steckbrief ist in der Nacht vom 5.-6. August das Dienstmädchen Marie Bork zu Stralendorf Schweriner Amts in ihrem Bette mittelst einer Axt erschlagen. Der That dringend verdächtig ist der Knecht Carl Porath aus Stralendorf, welcher sich noch in der Gegend von Stralendorf, Pampow und Warsow umhertreibt. Die "M. Z." berichtet über den Fall noch folgendes Nähere: Ein Büdner in Stralendorf begab sich am Morgen des 8., verwundert über das lange Ausbleiben seines Mädchens, auf die Kammer derselben, wo er sie, mit dem Laken zugedeckt, im Bette liegend, fand. Als er das Laken aufhob, bot sich ihm ein schrecklicher Anblick dar: das Stirnbein der Unglücklichen war mit dem stumpfen Ende einer Axt eingeschlagen, so daß das Gehirn herausquoll; außerdem lief über die Nasenwurzel eine tiefe klaffende Wunde. In der Kammer wurde denn auch das Mordwerkzeug, die Axt, gefunden. Der Verdacht der Thäterschaft lenkt sich auf den früheren Bräutigam der Unglücklichen, von dem sie sich losgesagt, weil er schlechter Streiche wegen aus dem Dienste gejagt worden war. - Die "M. A." geben über diese That noch folgende Mittheilung: Der Knecht Carl Porath und das Mädchen Marie Bork dienten in Stralendorf bei derselben Herrschaft und wurden Brautleute. Porath mußte wegen Diebstahls das Haus verlassen und demzufolge zog sich die Bork, die einzige Tochter eines Büdners in Stralendorf, von Porath zurück, zumal derselbe sich noch wiederholte Unrechtfertigkeiten, insbesondere auch Thierquälereien, zu Schulden kommen ließ. Auch zur Zeit der That wurde er wegen Verdachts mehrerer Diebstähle verfolgt. Festgestellt ist, daß Porath in der Nacht vom Sonntag auf Montag in dem Hause gewesen ist, in welchem der Mord verübt wurde. Er schlief eine Zeit lang bei dem Kuhjungen und machte demselben gegenüber die Aeußerung: "Wenn Ii Marik morgen früh nich finnen könnt, denn sökt Se man in ein von de Waterlöcker" Wann Porath das Haus verlassen hat, weiß der Kuhjunge nicht anzugeben. Das ermordete Mädchen, welches im Bette lag, erhielt zwei Schläge mit dem umgekehrten Ende einer Axt, welche mit Blut bedeckt aufgefunden ist. Der eine Schlag fiel auf das rechte Auge, wodurch die Bork vermuthlich schon getödtet worden ist, während der andere Schlag den Mund traf, so daß die Zähne aus demselben heraushingen. Auf der Diele des Bauernhauses wurde ein Paar Stiefeln aufgefunden, welche Porath gehörten. Er selbst wird auf Pantoffeln herumirren. Der Amtsverwalter v. Plato begab sich sofort nach geschehener Anzeige beim Schweriner Amtsgericht an den Ort der That. Die Verfolgung des Porath wurde von der Gensdarmerie sofort begonnen, bis vorgestern Abend war er aber noch nicht zur Haft gebracht.
- Durch den am Sonntag von Hamburg, Lübeck und den zwischen dort und Kleinen liegenden Stationen nach Schwerin abgefertigten Extrazug wurden Schwerin etwa 250 Personen zugeführt von denen ein großer Theil schon am Abend die Stadt wieder verließ.
- Aus Schwiebus wird berichtet, daß einem etwa drei Jahre alten Kinde beide Augen von einem großen Huhn so zerhackt wurden, daß der Verlust des Augenlichts fast unzweifelhaft ist.
- Der Förster Frey aus Wolfshau bei Krummhübel, der in der Tiefe bei Seifenlehne als Leiche aufgefunden wurde, hat eine Aufzeichnung über die Veranlassung seines Todes in sein Notizbuch geschrieben. Nach Breslauer Blättern lautet dieselbe vollständig: "Sonnabend, den 21. Juli zwischen 7 bis 8 Uhr Abends. Wenn ich sterben sollte, ehe ich gefunden werde, so wisse man, daß ich von einem Wilddiebe geschossen bin, der war ganz nahe mit Doppelflinte, vermummt und mit falschem Bart. Liebes, treues Weib und liebe Kinder, Eltern und Geschwister, lebt wohl! Gott sei mir gnädig. Mein gutes liebes Weib, meine lieben Kinder werdet gute Menschen und betet für mich; ich habe fürchterliche Schmerzen. Gott erbarme sich meiner! Gott, in deine Hände befehle ich meine Seele, erlöse mich. Ich Schreie so sehr und kein Mensch hört mich. O, Kinder, betet für Euren Vater und denkt nicht an Rache, Gott vergebe meinem Mörder; meine Leiden sind groß. Frey."
- Die Russen sind dem deutschen Kaiser und Bismarck für ihre orientalische Politik sehr dankbar Die Fabrikanten in Moskau, "dem Herz Rußlands," lassen dem Kaiser ein prachtvolles Album anfertigen und die kunstfertigsten Frauen daselbst arbeiten an einem Teppich für den Kanzler Bismarck.
- Das Himmlische Reich errichtet eine ständige Gesandtschaft in Berlin. Bismarck und seine Collegen brauchen aber nicht chinesisch zu lernen, sondern die Chinesen sprechen französisch und lernen deutsch.
- Ende August findet in Leipzig ein Congreß der deutschen Chocoladefabrikanten statt.
- Aerzte weisen viele Fälle von Epilepsie bei Kindern und Erwachsenen nach, die durch schlagen auf den Kopf entstanden sind.
- Kaiser Wilhelm, der selber kein Raucher ist, kauft für seine Gäste immer nur 1/10 Kiste Cigarren auf einmal; der höchste Preis, den er dafür zahlt, ist 9 Thaler. Der Kronprinz steigt bis 100 Thaler für 1000 Stück Cigarren.
- In Röhrebach im Bayrischen Wald ist dieser Tage ein Bauer gestorben, der sein Leben auf 119 Jahre und 4 Monate brachte. Wenige Wochen vor seinem Tode legte er einen Weg von 2 Stunden zu Fuß zurück.
- Im bayrischen Wald gab es vor einigen Tagen starkes Schneegestöber.
- Die Kaiserin Eugenie (geb. 5. Mai 1826) hat im Jahre 1863 ihr Leben zu 2 Mill. Francs versichert.
- Der Indianeraufstand hat wider alles Erwarten großartige Dimensionen angenommen, und die Truppen haben im Lande der Rothhäute vollauf Beschäftigung. Sitting Bull ist mit dem Ueberreste seiner Bande für den Augenblick verschwunden und hat vermuthlich in den Steppen von Britisch=Amerika eine Zuflucht gefunden. Dagegen sind die Nez Percés Indianer unter der Führung eines bisher unbekannt gebliebenen Häuptlings, des Kapitäns Joseph, auf dem Kriegspfade, und sie haben in den letzten Tagen nach der Ansicht des Indianer=Commissars Smiths bedeutende Zuzüge von bisher friedlichen Indianern erhalten. Nach der Schätzung des Herrn Smith ist das indianische Kriegsheer in den fast unzugänglichen Gebirgen von Idaho auf mindestens 1000 Mann angewachsen, und bei der jetzigen Geneigtheit der Indianer, zu den Waffen zu greifen, steht ein allgemeiner, sich auf weite Bezirke erstreckender Aufstand in unmittelbarer Aussicht. In der augenblicklichen Bedrängniß der amerikanischen Truppen, die für die Bändigung des Aufstandes vollständig unzureichend sind, hat das Kabinet auf ein dringendes Ansuchen des Obersten Scully die Ermächtigung ertheilt, zur Indienststellung von 500 Mann Miliz des Staates Oregon und des Washington=Territoriums. Gleichzeitig hat der Sekretär des Innern, Schurz, eine sofortige Unter=

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suchung der Ursachen des Aufstandes angeordnet. Nach den Befürchtungen des Kriegsdepartements wird der Krieg der Indianer hartnäckig und von langer Dauer sein.
- Schnecken sind ein Leibgericht der Pariser Gutschmecker und werden theuer bezahlt. Wenn der Kellner in den Pariser Restaurationen die Tafel abräumt, sammelt er sorgfällig die unbeschädigten Schneckenhäuser. Diese werden dann an Wirthshäuser niederen Ranges verkauft und so behandelt: Man nimmt eine Schöpsenlunge, die mit einem dazu gefertigten Stecheisen in Spiralform ausgestochen wird. Diese Lungenspiralen führt man fein und zart ins leere Schneckenhaus ein, spickt sie mit einem saftigen Füllsel und setzt sie so den Gästen vor. Es sind das Seitenstücke zu dem im Dienst ergrauten Kotelett=Beinchen, den aus alten Lappen hergestellten Trüffeln, den falschen und gefärbten Geflügelschnäbeln und anderen appetitlichen Kunststückchen.
- In Lenkerbad in der Schweiz ist ein Mann gestorben, der spielend Millionen gewonnen hat, nein, nicht spielend, sondern spielen lassend; denn dieser Mann ist der weltbekannte Spielpächter Blanc, ein geborner Franzose. In Paris, in Homburg, Baden=Baden und Wiesbaden hatte er einst seine Spieltische aufgestellt und als die Spielhöllen aufgehoben wurden, flüchtete er sich nach Monaco in Italien und rupfte die Gimpel mit goldenen Federn. Wenn das Geschäft einmal flau ging, ließ er in alle Zeitungen setzen, dreimal hinter einander habe ein Spanier oder ein Amerikaner die Bank gesprengt und Blanc sei nahe daran, sich einmal selber zu erschießen, - dann kamen die Gimpel in so dichten Schwärmen geflogen, daß sie die Sonne verdunkelten und Er fing sie wie die Vogelsteller in seinen Netzen. Seine einzige Tochter und Erbin ist mit einem Fürsten Radziwill verheirathet, der vorurtheilslos genug war, um mit dem römischen Kaiser zu sagen: Das Geld stinkt nicht.


Anzeigen.

Diejenigen Deputatisten, welche einen Theil ihres Deputatholzes pro 1878/79 der Forst gegen die Geldentschädigung zu überlassen beabsichtigen, haben dies bis

zum 15. September d. J.

hierher anzuzeigen.
Schönberg, den 4. August 1877.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
In Vertretung:
H. Spieckermann.


Der am 5. September 1811 geborene Georg Ludwig Friedrich Schlebusch, ein ehelicher Sohn des Copiisten Georg Johann Schlebusch und der Christina Elisabeth Schlebusch geb. Fischer zu Schönberg, ist seit dem Frühjahr 1836 für verschollen erklärt. Sein Vermögen ist nach Bestellung eines Curator absentis gerichtlich verwaltet und betrug am 10. Juni c. 1852 M. 70 Pfennig (Mecklenburg).
Auf den zulässig befundenen Antrag des Curators, Lehrer Warncke hieselbst, wird der Georg Ludwig Friedrich Schlebusch hierdurch edictaliter geladen, binnen zwei Jahren a dato, spätestens aber in dem auf

den 12. October 1877,
Vormittags 11 Uhr,

vor hiesigem Gerichte anberaumten Termine uns von seinem Leben und Aufenthalt Nachricht zu geben, widrigenfalls auch die Substanz seines Vermögens seinen nächsten Verwandten für anheim gefallen erklärt werden soll.
Schönberg, den 3. September 1875.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)                                                    A. Dufft.


Wegen Reparatur der Mühlenbrücke ist der Weg durch Herrnburg für beladene Wagen, die nicht durch den Teich fahren können, von heute ab auf 14 Tage gesperrt.
Herrnburg, den 10. August 1877.

L. Röper.     


Am

Montag, den 20. August u. f.,
Morgens 10 Uhr,

wird zu Hohnsdorf an der Elbe, unweit des dortigen Bahnhofes gegen gleich baare Bezahlung die Auction des Viehzucht=Vereins der Artlenburger Elbmarsch und Umgegend über:

circa 110 Saugfüllen (Hengste u. Stuten)
circa 12 einjährige Füllen
circa 14 zweijährige Füllen
circa 12 dreijährige Pferde
circa 6 vierjährige Pferde
circa 4 fünfjährige Pferde
circa 9 sechs jährige u. ältere Pferde
abgehalten werden, wozu Käufer eingeladen werden.
          Lüdersburg, im Juli 1877.
             (Poststation Hohnsdorf)
                     a. d. Elbe.
Der Präsident des Vereins v. Spörcken.


Die Eigenthümer des noch im Rupensdorfer Holze befindlichen Fuderholzes haben sich bis zum 12. dss. Mts. bei mir zu melden, widrigenfalls anderweitig über dieses Holz verfügt werden wird.
Schönberg, den 6. August 1877.

Oberförster     
C. Hottelet.     


Zu dem am

Montag, den 13. August d. J.
in Rehna

stattfindenden

großen Gesangfest
des Elbe=Sängerbundes

ladet freundlichst ein
Rehna, den 1. August 1877.

die Fest-Commite.     

Fest-Programm: Morgens 7 Uhr Reveille, 9 Uhr Empfang der fremden Gäste, demnächst Musik auf dem Markte; Nachmittags 2 bis 3 Uhr Festzug durch die decorirte Stadt, Festrede, 3 bis 6 Uhr Concert im Schützengarten, 7 Uhr Festessen mit nachfolgendem Balle.


Eiserne Saugepumpen

     von 2 1/2" 3" 3 1/2" 4" Kolbendurchmesser liefert zu 16,50 20,50 30,25 39,50 Mark.

Complete Abessinierbrunnen

     in Verbindung mit obigen Pumpen, 3 Meter

Saugrohr und Patent=Sandfilter

     zu 28 36 48 63 Mark, jeder Meter mehr 1,60 2,25 2,75 4 Mark.
Ferner empfehle: Küchenpumpen, Spritzpumpen, Gartenspritzen, Saug= und Druckpumpen, Hochdruckpumpen mit Schwungrad oder Riemenbetrieb für Reservoire zu Privatwasserleitungen, hohe eiserne Straßenpumpen, einfach und verziert, Baupumpen, Ketten= und Jauchepumpen, Pumpen=Anlagen für tiefe Brunnen, Patentsandfilter, diverse Ventile, Saugkörbe, Hähne zu Wasserleitungen, Leitungsrohren, Rammapparate, Gummi= u. Hanfschläuche, sämmtliche messingene Verschraubungen für letztere, Erdbohrer, Bohrröhren und sämmtliche Werkzeuge für Tiefbohrungen. Es kostet ein einfacher Erdbohrer mit 2 Schaufeln von Stahlblech, auf= und abzuschrauben, der Handgriff von Schmiedeeisen und 1 2/3 Meter Gestänge

bei 4" 5" 6" 7" 8" 15" Flügeldurchmesser

     Mark 12 13,50 15,50 17,50 20 35;

jede ferneren 1 2/3 Mtr. Gestänge mit Muffenverbind.

     Mark 2,50 3,00 3,00 3,50 3,50 6,50.

Spezielle Preislisten gratis. Vertreter erwünscht.
Hermann Blasendorff, Berlin S.,
Louisenufer 3A.
Fabrik von eisernen Pumpen, Abessinierbrunnen und Erdbohrwerkzeugen. Technisches Bureau für Brunnenbauten, Erdbohrungen und Wasserleitungs=Anlagen.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 62 Seite 4]

Am Sonntag, den 12. August
Concert
im Boye'schen Garten,

wozu ergebenst einladen

die Vereinsmusiker.          

Anfang Nachmittags 4 Uhr.                                                     Entree a Person 30 Pf.
Abends Illumination des Gartens.


Hals= und Brust=Kranke

muß ich vor den vielen unreellen, oft sogar schädlichen Nachpfuschungen des von mir erfundenen

L. W. Egers'schen Fenchelhonigs

nachdrücklich warnen. Daher wolle man beim Kauf meines gegen Husten, Heiserkeit, Verschleimung, Katarrhe, besonders auch bei Kinderkrankheiten seit nunmehr 17 Jahren vieltausendfach bewährten Fenchelhonigs vor Allem darauf achten, daß jede Flasche meine Firma im Glase eingebrannt tragen, mit meinem Siegel geschlossen und auf dem Etiquette mit meinem Namenszug versehen sein muß. Uebrigens ist meine Verkaufstelle in Schönberg bei Buchbinder C. Sievers.

L. W. Egers in Breslau.
Erfinder des Fenchelhonigs.


Das illustrirte Originalwerk: "Dr. Airy's Naturheilmethode" ist zum Preise von 1 Mark in allen Buchhandlungen vorräthig.

Für Leidende!

Damit jeder Kranke, bevor er eine Kur unternimmt, oder die Hoffnung auf Genesung schwinden läßt, sich ohne Kosten von den durch Dr. Airy's Heilmethode erzielten überraschenden Heilungen überzeugen kann, sendet Richter's Verlags=Anstalt in Leipzig auf Franco=Verlangen gern Jedem einen "Attest=Auszug" (160. Auflage) gratis und franco. - Versäume Niemand, sich diesen mit vielen Krankenberichten versehenen "Auszug" kommen zu lassen.


Liebig's Kumys=Extract

ist nach neuest. Forschungen mediz. Autoritäten alleiniges, sicheres diät. Radical=Mittel bei: Halsschwindsucht, Lungenleiden (Tuberculose, Abzehrung, Brustkrankheit), Magen=, Darm= und Bronchial=Catarrh (Husten mit Auswurf), Rückenmarksschwindsucht, Asthma, Bleichsucht, allen Schwächezuständen (namentlich nach schweren Krankheiten). Kisten von 5 Flacon an à Flacon 1 1/2 Mark excl. Verpackung versend. mit Gebrauchsanw.: Hartung's Kumys=Anstalt, Berlin W., Verläng. Genthiner St. 7. Aerztl. Brochüre über Kumys=Kur liegt jeder Sendung bei.
Wo alle Mittel erfolglos, mache man vertrauensvoll den letzten Versuch mit Kumys, Heilung wird der Lohn sein.


       Ein Knecht,
       ein Kuhhirte und,
       ein Stubenmädchen

werden gesucht.                                                     Pfaffenmühle b. Ratzeburg.


Erndtehandschuhe

in großer Auswahl und in verschiedenen Sorten sind stets zu haben in Schönberg bei

                          Emil Jannicke.
                          Handschuhmacher und Bandagist.


Sonnabend Abend                          
Marienthaler Bier
vom Faß.
Anstich Abend 7 Uhr.                   
wozu freundlichst einladet                          
                          F. Tesch.


Harmoniemusik
in meinem Garten am Sonntag, den 12. August
Anfang Nachmittags 4 Uhr. Entree à Person 25 Pfennig (Mecklenburg).
F. Sterly, Selmsdorf.


Pferd Treffe am 21. August mit einem großen Transport

hannöverscher Saugfüllen

in Moisling ein.

J. Auerbach, Roßkämmer,
Moisling.


Zur Vorfeier des Gesangfestes
am Sonntag den 12. d. M., von Nachmittags 5 Uhr an:
großes Concert

durch Herrn Musikdirigenten F. Kronas, wozu ich dessen Gönner und meine Freunde hiermit höflichst einlade.
Rehna, den 8. August 1877.

Hochachtungsvoll     
Ernst Körner.     


Empfohlen zum 24. Oktober

Wirthschafterin, Meierin, Stubenmädchen, Köchin und Hausknechte
durch                                                    Rebescky, Grevesmühlen.


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag, 12. August.
Frühkirche fällt aus.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen19 M -Pfennig  bis 25 M -Pfennig.
Roggen17 M 50Pfennig  bis 18 M 50Pfennig.
Gerste16 M 50Pfennig  bis 18 M -Pfennig.
Hafer16 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Erbsen15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,20 .
Hühner d. St. M1,20 .
Tauben d. St. M0,40 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,90 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,25 .
Eier 5 St. für M0,30 .
Kücken d. St. M0,70 .


(Hierzu Off. Anz. Nr. 24 und eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.

[ => Original lesen: 1877 Nr. 62 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 62 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 10. August 1877.


Falsche Münze.
Eine Erzählung.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1877 Nr. 62 Seite 6]

Falsche Münze.
Eine Erzählung.
[Fortsetzung.]


- Dr. Niemeyer erklärt das Wesen des Sonnenstiches, richtiger "Hitzschlages", als Folge des unterlassenen fleißigen Trinkens und geißelt die Thorheit, daß man glaube, auf Fußwanderungen die Erhitzung nicht mit Wassertrinken bekämpfen zu dürfen. Beim Militär ist man bekanntlich auch schon dahin gelangt, daß das - früher offiziös verbotene - Trinken auf Märschen jetzt ausdrücklich befohlen wird.
- Eine merkwürdige Wette. Ein in Liverpool wohnender reicher Engländer hat um eine Summe von 50,000 Lst. (1,250,000 Fr.) gewettet, daß er zu Fuß in einem Zeitraume von sechs Jahren, vom Tage seiner Abreise gerechnet, folgende Wanderung machen werde: In Calais angekommen, wird er durch Frankreich, Deutschland, Nordrußland und Sibirien nach China gehen, von dort durch Indien, Persien und Südrußland sich nach Constantinopel begeben und hierauf über Griechenland und Italien nach Frankreich zurückzukehren. Der Unternehmer dieser Wette hat bereits am 1. v. M. seine Reise, welche einige Aehnlichkeit mit der in der "Jobstade" dem jungen Baron Ohnewitz vorgezeichneten hat, angetreten und soll nach den Bestimmungen der Wette am 1. Juli 1883 in Liverpool wieder eintreffen.
- Ueber die Stellung der Frauen bei den Kirgiesen schreibt ein Orenburger Lokalblatt unter Anderem Folgendes: Unter dem Einflusse des Korans wie der Stellung im Volke selbst ist die moralische Lage der Kirgiesischen Frau eine recht traurige. Das Weib ist dem Begriffe des Kirgiesen nach eine dem Manne gehörige Sache. Der Vater verkauft die Tochter persönlich für ein Brautgeld, das bei wohlhabenden Kirgiesen aus 47 Pferden, bei ärmeren aus 37 Füllen oder 10 Pferden besteht. Der Mann, welcher sie so erworben, sieht in seiner Frau nur eine Arbeiterin. Die durch diesen Eheakt in die Familie aufgenommene junge Frau muß allen Personen männlichen Geschlechts die nöthigen Zeichen der Unterthänigkeit erweisen. Wenn sie älteren Frauen begegnet, wendet sie sich ab und beugt das Knie, wofür diese ihr ein dankendes "Kob shassa" (lebe lange) zurufen. Die Verwandten ihres Mannes darf sie außerdem nicht bei ihren Namen nennen, sondern sie ertheilt jedem von ihnen andere, dem eigentlichen ähnliche Namen. Bei den Kirgiesen, welche zwei oder drei Frauen besitzen , genießt nur die "Baidiga" (d. h. die zuerst geheirathete Frau) eine gewisse Achtung; ihr wird die specielle Wirthschaft anvertraut und sie spielt somit die Rolle einer Wirthschafterin.
- Eine lange verborgene preußische Kugel. Ein Soldat des ersten französischen Linienregiments Namens Tenon erhielt in der Schlacht von St. Privat bei Metz eine preußische Kugel in die Schläfe; der Schuß war nicht tödlich, die Heilung ging gut von Statten, aber die französischen Aerzte wollten keine Operation wagen. Bei der Einnahme von Metz wurde Tenon gefangen und verbrachte seine Gefangenschaft in einer preußischen Festung. Dort verursachte ihm die Kugel große Schmerzen. Auf seinen Wunsch versuchten die Aerzte eine Operation, aber ohne Resultat. Nach Beendigung des Krieges kehrte T. nach Frankreich zurück, die Wunde war vernarbt, die Schmerzen stellten sich aber von Neuem wieder ein. Vor einem Monat begann die linke Backe erheblich zu schwellen, er wurde ins Hospital Necker aufgenommen, untersucht und am 15. Juli d. J. zog ihm ein Chirurg das Geschoß aus der Backe.


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