No. 31
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 20. April
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1877 Nr. 31 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Zur Theilnahme an den Hochtzeitsfeierlichkeiten, welche am Dienstag in Dessau stattgefunden haben, hat sich auch Se. K. K. Hoheit der Kronprinz dorthin begeben. Se. Majestät der Kaiser, dessen Kommen früher in Aussicht stand, hat aus Gesundheitsrücksichten Berlin noch nicht verlassen und wird erst Ende des laufenden Monats seine Frühjahrsreise antreten, um an dem Jubiläum seines Schwiegersohnes, des Großherzogs von Baden, Theil zu nehmen und dann auf einige Tage Elsaß=Lothringen besuchen. An den Vermählungsfeierlichkeiten in Dessau haben außer anderen fürstlichen Personen auch I. K. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich Karl und Se. K. Hoheit der Großherzog von Mecklenburg=Schwerin Theil genommen.
Im Reichstag hat am Montag die Berathung über die verschiedenen Anträge zur Besserung der gewerblichen Verhältnisse begonnen. Daß die Regierung sich nur schwer entschließen wird, auf die so nothwendige Aenderung der Gewerbeordnung einzugehen, und daß die Liberalen sich, so lange es möglich ist, mit Hand und Fuß gegen jede durchgreifende Aenderung der Gewerbeordnung wehren werden, kann nicht verwundern, wenn man bedenkt, daß eben diese beiden Faktoren der Gewerbeordnung, wie sie jetzt ist, erst vor wenigen Jahren zu Stande gebracht haben; und Eltern pflegen nicht gerne ihre Kinder zu verleugnen. Daß die Nationalliberalen selber einen Aenderungsantrag eingebracht haben, mag ihnen schwer genug geworden sein; sie waren dazu durch den Antrag der Deutsch=Konservativen gezwungen, den sie bekämpfen wollten; und die Fortschrittspartei hat eine Resolution beantragt, in welcher die Vortrefflichkeit der liberalen Wirthschaftspolitik behauptet und die Ansicht ausgesprochen wird, daß die jetzige wirthschaftliche Lage zu Aenderungen an der Gewerbeordnung nicht geeignet sei. Daher sei es dem Bundesrath zu überlassen, solche Vorlagen zu machen; und über die Anträge der Konservativen, der Nationalliberalen und des Zentrums sei einfach zur Tagesordnung überzugehen.
Daß unsere wirthschaftlichen Zustände krank, zum Theil sehr krank sind, wagt Niemand außer den Fortschrittlern mehr zu leugnen. Um so verwunderlicher ist es, wenn auch die Fortschrittler die

[ => Original lesen: 1877 Nr. 31 Seite 2]

liberale Redensart aufnehmen, daß die jetzige wirthschaftliche Lage zu Aenderungen an der Gewerbeordnung nicht geeignet sei. Das zu behaupten kommt uns gerade so verkehrt vor, als wenn ein Arzt erst Arzenei verordnen wollte, wenn der kranke erst wieder zu Kräften gekommen sei und die Arzenei vertragen könne. Solchen "liberalen" Grundsätzen kann wohl ein Quacksalber, aber nimmermehr ein Arzt huldigen, der von der Sache etwas versteht. Dazu kommt, daß ja gerade die zu beseitigenden schlimmen Theile der Gewerbeordnung ganz hauptsächlich den gegenwärtigen wirthschaftlichen Nothstand verschuldet haben. Wie will man denn jemals erwarten, daß unsere wirthschaftliche Lage sich wieder bessern werde, so lange eben dieselben schlimmen Ursachen fortwirken?
Der Präsident des Reichskanzleramtes hat am Dienstag über die Stellung der Regierung bemerkt, daß dieselbe nur solche Anträge gutheißen könne, welche die bestehende Gewerbeordnung zur Grundlage nähmen (das ist natürlich von Seiten der Deutsch=Konservativen geschehen) und auf dem Prinzipe der Gewerbefreiheit ruhten. (Ob da eine schrankenlose Gewerbefreiheit gemeint sei, wird nicht gesagt.) Reiflicher Erwägung werth seien die verschiedenen Anträge mit Ausnahme des Antrages der Zentrumspartei, von dem absolut nicht abzugehen sei, was das Zentrum mit diesem Antrage, der mit vielen, möglichst unbestimmten Worten nichts besage, eigentlich bezwecken. Auch dem Antrage der Sozialdemokraten widmete der Präsident Hofmann einige belobende Worte; derartige Arbeiten seien besser, als das Agitiren und Schüren des Klassenhasses.
Der Bundesrath hat auf Antrag seiner Ausschüsse für Zoll= und Steuerwesen und für Handel und Verkehr einen Gesetzentwurf angenommen, durch welchen eine Reihe von Eisenarten, sowie von Eisen= und Stahlfabrikaten bei der Einfuhr in das deutsche Reich mit einer Ausgleichsabgabe von 75 Pfennigen für den Zentner belegt werden sollen. Das Gesetz soll mit dem 1. Juni 1877 in Kraft treten, unter Umständen aber durch Kaiserliche Verordnung mit Zustimmung des Bundesrathes wieder aufgehoben werden können.
Die deutschen Kommissare für die Verhandlungen über eine Revision des Handelsvertrages mit Oesterreich=Ungarn sind am Freitage nach Wien abgereist.
Der General der Infanterie von Voigts=Rhetz, der sich bekanntlich besonders im letzten deutsch=französischen Kriege hoch verdient gemacht hat, ist in der Nacht vom 13. zum 14. April in Wiesbaden gestorben.
Vom 27. bis 30. Mai wird in Gotha ein Kongreß der Sozialdemokraten Deutschlands tagen, der den Plan für die weitere Agitation und Organisation der Partei feststellen soll.
Preußen. Der Weihbischof Janizewski in Posen ist durch Urtheil des kirchlichen Gerichtshofes seines Amtes für verlustig erklärt worden.
Türkei. Der Ausbruch des Krieges wird von allen Seiten als unmittelbar bevorstehend bezeichnet. Die russischen Flotten im Atlantischen und im Stillen Ozean haben Befehl erhalten, sich im Mittelmeer zu sammeln.


Anzeigen.

Bekanntmachung.

Das diesjährige hiesige Musterungsgeschäft wird in folgender Weise

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe

abgehalten werden:

1. Donnerstag den 3. Mai,
Morgens präcise 8 Uhr,
Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften

Bäk, Bardowieck, Bechelsdorf, Blüssen, Boitin=Resdorf, Gr. Bünsdorf, Kl. Bünsdorf, Campow (mit Hoheleuchte), Carlow, Cronscamp, Demern (Hof und Dorf mit Röggeliner Ziegelei), Dodow, Domhof=Ratzeburg, Duvennest, Falkenhagen, Grieben, Hammer, Herrnburg, Horst, Kleinfeld, Klocksdorf, Kuhlrade, Lankow, Lauen, Lenschow, Lindow, Lockwisch (Hof und Dorf), Lübseerhagen, Lüdersdorf, Malzow, Mannhagen, Mechow (Hof und Dorf mit Wietingsbeck), Menzendorf (Hof und Dorf), Gr. Mist, Kl. Mist, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neschow (mit Maurin=Mühle), Neuhof, Niendorf, Ollndorf, Palingen, Panten, Papenhusen, Petersberg, Pogez, Rabensdorf (Hof und Dorf), Raddingsdorf, Retelsdorf, Rieps, Rodenberg, Römnitz, Rottensdorf, Gr. Rünz, Kl. Rünz, Rüschenbeck, Rupensdorf.

2. Freitag den 4. Mai,
Morgens präcise 8 Uhr,
Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften

Sabow, Sahmkow, Schaddingsdorf, Schlagbrügge, Schlag=Resdorf, Schlagsdorf (Hof und Dorf mit Heiligeland), Stadt Schönberg, Bauhof Schönberg, Schwanbeck, Selmsdorf (Hof und Dorf mit Hohemeile), Gr. Siemz, Kl. Siemz, Stove (mit Meierei Röggelin) Sülsdorf bei Schönberg, Schlag=Sülsdorf, Teschow, Thandorf, Törpt, Torriesdorf, Wahlsdorf, Wahrsow (Hof und Dorf), Walksfelde, Wendorf, Westerbeck, Zarnewenz (Hof und Dorf), Ziethen.

3. Sonnabend den 5. Mai,
von Morgens 8 Uhr an,

Loosung der Militairpflichtigen des Jahrgangs 1857. Das Nichterscheinen zur Loosung hat keine Nachtheile zur Folge; für die dazu nicht Erscheinenden wird durch ein Mitglied der Ersatz=Commission geloost.
Zur Musterung haben sich bei Vermeidung der im § 24,7 der Ersatz=Ordnung (Deutsche Wehrordnung vom 28. September 1875) angedrohten Strafen zu gestellen:

alle im Jahre 1857 sowie alle in früheren Jahren geborenen Militairpflichtigen ohne endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht, sofern sie nicht von der Gestellung ausdrücklich entbunden sind.
Sämmtliche Militairpflichtige haben ihre Geburtsscheine sowie die Militairpflichtigen der älteren Jahrgänge außer den Geburtsscheinen ihre Loosungsscheine mitzubringen.
Die im hiesigen Fürstenthum gebürtigen und außerhalb ihres Geburtsortes sich aufhaltenden Militairpflichtigen haben sich mit den Militairpflichtigen ihres Geburtsortes zu gestellen.
Wer durch Krankheit am Erscheinen verhindert ist, hat ein beglaubigtes ärztliche Attest einzureichen.
Reclamationsgesuche auf Zurückstellung vom Militairdienste wegen häuslicher Verhältnisse etc. sind rechtzeitig bei dem unterzeichneten Civil=Vorsitzenden anzubringen. Behauptete Erwerbsunfähigkeit muß durch ärztliche Untersuchung im Musterungstermine bestätigt werden; es sind daher die aus der angeführten Veranlassung reclamirenden Angehörigen eines Militairpflichtigen zum persönlichen Erscheinen vor der Ersatz=Commission verpflichtet.
Etwaige zur seemännischen Bevölkerung gehörende Militairpflichtige (§ 21 der Ersatz=Ordnung) haben sich im Musterungstermine über ihre gewerbliche Qualification durch Vorlegung von Seefahrtsbüchern u. s. w. zu legitimiren.
Die Beorderung der Militärpflichtigen zur Musterung ist Sache der Ortsvorsteher. Die mit Führung der Rekrutirungsstammrollen betrauten Personen haben zum Musterungsgeschäfte mitzuerscheinen. Die Stammrollen werden von hier aus im Musterungstermine zur Vorlage gebracht werden.
Die Ortsvorstände werden noch besonders auf ihre Verpflichtung hingewiesen: die nach Aufstellung der Stammrollen zuziehenden Fremden sowie die das hiesige Fürstenthum verlassenden Militairpflichtigen zwecks Berichtigung der Listen sofort hierher namhaft zu machen oder dieselben zur persönlichen Anmeldung oder Abmeldung hierherzuweisen.
Im Anschluß an das Musterungsgeschäft und zwar am Freitag den 4. Mai wird die Classificirung der für einen Mobilmachungsfall auf Zurückstellung Anspruch erhebenden Mannschaften der Reserve, Landwehr, Seewehr und Ersatz=Reserve I. Classe stattfinden, die gemäß § 18 der Control=Ordnung (Deutsche Wehrordnung vom 28. September 1875) ihre Gesuche rechtzeitig vorher eingebracht

[ => Original lesen: 1877 Nr. 31 Seite 3]

haben müssen. Dieselben haben zum vorbezeichneten Termine zu erscheinen.

Schönberg, den 26. März 1877.

Der Civil=Vorsitzende
der Ersatz=Commission des Aushebungs=Bezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


In dem Concurs über das Vermögen des Krämers Rudolph Beyer zu Carlow wird hiedurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der auf dem Termin am 9. Februar d. J. proponirte Vergleich nunmehr von allen nicht präcludirten Gläubigern rein angenommen ist und daß derselbe, wie hiemit geschieht, von dem überzeichneten Concursgerichte bestätigt wird.
Schönberg, den 16. April 1877.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     



Der Joachim Heinrich Lenschow, geboren am 29. Januar 1854 zu Gr. Siemz, hiesigen Fürstenthums, unehelicher Sohn der jetzt verehelichten Airle in Lübeck, Catharina Maria geb. Lenschow, welcher sich bereits zu Anfang des Jahres 1876 zu Erfüllung seiner Militairpflicht hätte stellen müssen, sich aber bisher nicht gestellt hat, wird in Gemäßheit der Verordnung vom 23. December 1870, betreffend das Verfahren gegen ausgetretene Militairpflichtige etc., edictaliter hierdurch geladen, in dem auf

Sonnabend den 25. August d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Justiz=Amte anstehenden Termine sich einzufinden, unter dem Nachtheile, daß er im Falle seines Ausbleibens in dem anberaumten Termine dem Befinden nach des angeschuldigten Vergehens für überführt angenommen und gegen ihn auf die gesetzliche Strafe wird erkannt werden.
Schönberg, den 13. April 1877.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.


Verkauf eines Grundstücks in Ratzeburg.

Da das im Termin am 27. d. Mts., betr. den Verkauf des in Ratzeburg unter Nr. 243 belegenen Grundstücks des weil. Maurergesellen Heister abgegebene höchste Kaufgebot von 2400 M. verkäuferischerseits nicht genehmigt worden ist, wird zum öffentlich meistbietenden Verkauf nunmehr ein anderweiter Termin auf

den 8. Mai cr., Vormittags 11 1/2 Uhr,

vor unterzeichnetem Gericht angesetzt.
Ratzeburg, den 9. April 1877.

Königliches Amtsgericht.
Sachau.

Bodmer.     


Holzverkauf.

Am Montag den 23. April, Morgens 10 Uhr, soll beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf der in den Hohemeiler Tannen noch unverkauft gebliebene Brennholzrest, bestehend in

    1 Stück eichen Schiffsbauholz, lagernd beim Forsthof,
600 Rmtr. tannen Knüppel und Kluft,
  44 Rmtr. eichen und ellern Knüppel,
  44 Fuder buchen, eichen und birken Durchforstholz,
150 Rmtr. tannen Rodestämme
meistbietend gegen Baarzahlung bei freier Concurrenz verkauft werden.
Herr Förster Polle ertheilt nähere Auskunft über das zur Versteigerung gelangende Holz.
Schönberg, den 15. April 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Nach kurzem Krankenlager starb unerwartet heute Nachmittag 3 Uhr unser kleiner Erhard im Alter von 4 1/2 Monaten.
Schönberg, den 18. April 1877.

Lehrer Wilhelm und Frau.     


Die gestern Abend 11 Uhr erfolgte glückliche Entbindung meiner lieben Frau Martha, geb. Busch, von einem kräftigen Knaben beehre ich mich ergebenst anzuzeigen.
Schönberg, den 18. April 1877.

C. Hottelet,     
Oberförster.     


Heute Abend 8 1/2 Uhr entriß uns der unerbittliche Tod nach schwerem Leiden unsere liebe Tochter, Schwester, Tante und Schwägerin Katharina Kreutzfeldt. Tief betrauert von

den Hinterbliebenen.     

Schönberg, den 17. April 1877.
Die Beerdigung findet Montag den 23. d. M. Nachmittags 2 1/2 Uhr statt.


Bekanntmachung.

Der diesjährige Frühjahrsbeitrag der Mitglieder des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins der Landbewohner ist in der Zeit vom 15. bis 31. Mai d. J. mit drei Zehntel des einfachen Ansatzes (3/10 Simplum) auf dem hiesigen Bureau zu entrichten.
Lübeck, den 6. April 1877.

Die Direction des
Lübecker Feuerversicherungs=Vereins der Landbewohner.
Namens derselben:
Bruhn, Secretair.


Am heutigen Tage habe ich in der Bülowerstraße beim Hoftischlermeister Herrn Meyer ein

Mehlgeschäft

eröffnet; auch halte ich alle Sorten Grütze und Graupen vorräthig. Es bietet um ein geneigtes Wohlwollen

Hochachtungsvoll     
Adolf Niendorf.     

Rehna, den 17. April 1877.


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.     


Elegante
Fischbein=Bogenpeitschen
aus der alten berühmten Firma
B. Mauz=Burladingen
empfiehlt                                                    
                          Friedr. Dierking,
                          Ratzeburg, Domstraße Nr. 138.


Wohnungsveränderung.

Seit Ostern wohne ich nicht mehr bei der Conditor=Wittwe Greiff, sondern bei dem Schuhmachermeister Kleinod in der Siemzerstraße.
Schönberg, im April 1877.

E. Söhlbrandt.     
Hebamme.         

Gleichzeitig erlaube ich mir den geehrten Damen mein Lager von sämmtlichen

Haararbeiten

freundlich in Erinnerung zu bringen.
Von ausgekämmten werden alle Sorten Flechten u. s. w. in kurzer Zeit und zu den billigsten Preisen von mir angefertigt.

D. O.     


Dr. Pattison's
Gichtwatte

lindert sofort und heilt schnell

Gicht und Rheumatismen
aller Art, als: Gesichts=, Brust=, Hals= und Zahnschmerzen, Kopf=, Hand= und Kniegicht, Gliederreißen, Rücken= und Lendenweh.
In Paketen zu 1 M.und halben zu 60 Pfennig (Mecklenburg). bei
Wilh. Heincke in Schönberg.


Rüdersdorfer Kalk

hält bestens empfohlen

                          J. Ludw. D. Petersen
                          in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 31 Seite 4]

Dr. Link's Fettlaugenmehl

zum Waschen von Weißzeug, Wollen=, Baumwollen= und Seidenstoffen, schont Gewebe und Hände. Ausgezeichnetes Reinigungsmittel von Porzellan, Lackfarben, Oelgefäßen, Zimmerböden etc. - Vortheilhafter Ersatz der Seife bei reichlicher Ersparniß an Zeit, Arbeitskraft und Kosten.
Pr. Pfund 50 Pfennige. Kisten billiger. Niederlagen bei den Herren A. Wengler, Rehna und H. Polemann, Schwerin.

Generalagentur A. F. Riemann, Hamburg.                          

pr. Pfund 50 Pf.Niederlagen bei den Herren A. Wengler, Rehna u. H. Polemann, Schwerin.
Generalagentur A. F. Riemann, Hamburg.


Stets vorräthig:

Einfache und doppele Bruchbänder in verschiedener Gattung, Suspensors oder Tragbeutel, Nabelbinden mit und ohne Luftkissen für Kinder, runde und Flügel=Mutterkränze, Clysopomps und doppelte Clystirspritzen zum Selbstklystiren, Wundspritzen aller Art zu jeglichem Gebrauch, Irrigators, Eisbeutel mit festem Verschluß, Gummi=Luftkissen für Kranke, Milchpumpen oder Warzenzieher, Brusthütchen bei wunder Warze, Warzendeckel, Brustgläser, wasserdichtes Zeug als Unterlage in den Wiegen wegen Durchnässen der Betten, Mutterrohre,
electro=motorische Zahnhalsbänder zur Erleichterung und Schutz des Zahnen bei Kindern sehr empfehlenswerth, Zahnringe in Gummi und Horn, die neuesten Milchflaschen mit Schlauch und Bürste, sowie ächte Milchsauger von reinem Gummi und dergleichen mehr sind stets zu haben bei

Emil Jannicke,        
Bandagist in Schönberg.     


Eine Parthie
ff. Raffinade

mit stumpfen Köpfen, in Broden à Pfd. 53 Pfg., empfehle als sehr preiswerth.

Aug. Spehr.     


Morgen Sonnabend Abend
Anstich von
Nürnberger Bier
aus der Freiherrl. v. Tucher'schen Brauerei

Aug. Spehr.     


Aechten Medicianal-Tokayerwein,

vorzüglich für schwächliche Kinder und Reconvalescenten geeignet, aus der Ungarwein=Großhandlung Rudolf Fuchs, Hoflieferant, Pest, Hamburg, Wien, empfiehlt in 1/1, 1/2 und 1/4 Originalflaschen M. 3,40, 180 und 100 Pfennig (Mecklenburg).

                          J. Ludw. D. Petersen.


Seit Anfang dieser Woche betreibe ich in Herrnburg eine

Krämerei

und empfehle den geehrten Bewohnern des Dorfes und der Umgegend kleine Waaren zur gefl. Abnahme bestens, indem ich mich bestreben werde, stets gute Waare bei billigen Preisen zu liefern.

                          J. Schröder
                          in Herrnburg.


Sämereien!
Alle Sorten
Gras= und Kleesamen
empfiehlt billigstens                          
                          Aug. Spehr.


        Selters=Wasser,
        Soda=Wasser,
        Brauselimonade
aus der Fabrik von Eggers & Denker in Ratzeburg empfiehlt zu Fabrikpreisen in ganz vorzüglicher Güte

H. Duve.     


Der Ausverkauf

in meinem Geschäfte dauert nur noch

bis Sonntag den 22. April,

am Montag wird das Geschäft geschlossen.

Julius Schweigmann
in Schönberg.


Für Blumenfreunde!
v. Levetzow's
Patent-Culturblumentöpfe
empfiehlt                                                     Aug. Spehr.


Hiemit mache ich die Anzeige, daß ich von jetzt an

Sommerkohl,
Winter= und Blumenkohlpflanzen nebst
div. Blumenpflanzen,
sowie später
Wirsing=, Rosen= und
Braunkohlpflanzen,
Sellerie=,
Porro=,
Rothebeth= und
Runkelrübenpflanzen
verkaufe.

H. Brüchmann     
in Schönberg.      


Frischen Rüdersdorfer Kalk und Portland=Cement
empfiehlt                          
                          A. Wigger Nachfolger
                          in Schönberg.


Milchsatten,

rein und gut sortirt, in allen Nummern, sowie Proben und Preiscourants über verzinnte und blau und weiß emaillirte

Eisenblechsatten
zu möglichst billigen Preisen

empfehle zur gefälligen Abnahme.
Schönberg 1877.

H. C. Weinrebe,     
Töpfermeister.             


Hierdurch beehre ich mich dem hiesigen und auswärtigen Publikum ergebenst anzuzeigen, daß ich am Donnerstag den 20. April eine

Bierstube

eröffnen werde und bitte um geneigten Zuspruch.

Julius Wagner,     
Conditor.          


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag den 22. April.
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen19 M -Pfennig  bis 24 M 50Pfennig.
Roggen18 M -Pfennig  bis 18 M 40Pfennig.
Gerste16 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Hafer16 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Erbsen15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 31 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 31 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 20. April 1877.


Schönberg. Zur Feier der Vermählung Sr. K. H. des Erbgroßherzogs mit I. H. der Prinzessin Elisabeth von Anhalt war hier am 17. d. M. in Spehr's Hotel ein Diner mit nachfolgendem Ball veranstaltet, das sehr zahlreich besucht war. Gegen Ende der Tafel, Abends nach 7 Uhr, wurde dem neuvermählten hohen Paare ein Hoch ausgebracht, dem sich ein solches auf II. KK. HH. den Großherzog und die Großherzogin, auf I. K. H. die Großherzogin=Mutter, sowie auf die hochfürstlichen Schwiegereltern, den Herzog und die Herzogin von Anhalt, Hoheiten, folgte. - Die hiesige Schützenzunft hatte zur Feier des Tages Conzert und Ball im Schützenhause veranstaltet, die gleichfalls zahlreich besucht waren. Auf ein an S. K. H. den Erbgroßherzog nach Dessau abgesandtes Glückwunschtelegramm traf abends folgende Antwort ein: Wärmsten Dank für die treuen Wünsche!
Erbgroßherzog.
Egs. Schönberg. Wir hatten in letzter Zeit mehrfach Gelegenheit unsere Vereinsmusiker conzertiren zu hören und können nicht umhin, ihnen öffentlich ein Lob zu sagen für den Fleiß, mit dem sich dieselben ihrem Beruf unter Leitung ihres jetzigen Dirigenten, Herrn Böckmann, hingeben. Das Publikum wird bei den bevorstehenden Sommerconzerten seine Anerkennung durch zahlreichen Besuch gleichfalls nicht versagen.
- Von den 22 regierenden Fürsten des deutschen Reiches sind 9 ohne direkte männliche Nachkommen, nämlich die Könige von Bayern, Sachsen und Württemberg, der Großherzog von Hessen, die Herzöge von Braunschweig, Coburg=Gotha und Altenburg, die Fürsten von Schwarzburg=Rudolstadt und Lippe=Detmold.
- Die Rinderpest ist nach einer Bekanntmachung des Reichskanzleramtes nunmehr im gesammten Reichsgebiete für erloschen erklärt, da seit dem 12. März kein neuer Fall der Seuche vorgekommen ist.
- In den Jahren 1848 und 1849 galt das Sprüchwort: "Gegen Demokraten helfen nur Soldaten." In Gießen thun's schon Professoren. Da gab's einen feierlichen Redekampf zwischen Sozialdemokraten und Nationalliberalen. Die ersteren schickten ihren Frome aus Frankfurt und ihren stürmischen Klerx ins Feuer; die letzteren die Professoren Gareis, Seuffert, Klimm und den Advokaten Dittmar. Die Professoren siegten, was (nach der "Post") ein Demokrat mit den Worten bestätigte: "In Gießen sind mir gemacht."
- In Niederösterreich mit der Kaiserstadt Wien kann man die Irren nicht mehr unterbringen. Man streitet sich darüber, ob die Irrenhäuser zu klein oder der Unglücklichen zu viele sind.
- Der Kunstgärtner Drescher in Würzburg hat am 9. April die ersten Gurken zu Markte gebracht; in vierzehn Tagen will er die ersten Kirschen liefern. Man muß das Saure immer zuerst thun, das Süße kommt dann schon.
- Die Kartoffeln sind aus Amerika zu uns herübergekommen und im deutschen Boden viel besser und schmackhafter geworden. Die Amerikaner essen deutsche Kartoffeln viel lieber als die heimischen. Eine Bremer Schiffsladung wurde neulich in Philadelphia im Handumdrehen verkauft.
- Die Mynheers in Holland drehen unser gutes deutsches Gold zwei= und dreimal hin und her, ehe sie es annehmen und manchmal nehmen sie es gar nicht und bitten sich anderes Geld aus. Das ärgert die Deutschen in Holland gewaltig.
- Krupp in Essen hat der ernsten Verwarnung an seine Arbeiter, daß er keine Wühler brauchen könne, die ernste That folgen lassen. 30 Arbeiter, die sich der Ordnung nicht fügen wollten, hat er entlassen; die sozialistischen Blätter sprechen von 130; sie zählen wahrscheinlich die hinzu, die auf dem Sprunge stehen.
- Der jetzt im Paradiese schwelgende türkische Sultan und der persische Schah sind ihrer Zeit mit geschlossenen schläfrigen Augen durch Europa gereist, als gebe es in Deutschland, Oesterreich, Frankreich, England eigentlich wenig zu sehen und zu lernen. Hinter ihnen her flogen die sprühenden Funken der Witzblätter und entzündeten heiteres Gelächter des Abendlandes über die Herrscher des Morgenlandes. Da ist der Dr. Alcantara, hinter dem der Kaiser von Brasilien steckt, ein anderer Mann; er hat auf seiner Reise durch die kultivirten Staaten und Städte Europas beide Augen auf, besucht und besieht mit seltenem Eifer und Verständniß alle Anstalten und Einrichtungen von Interesse, wie sie auch heißen mögen, zeigt sich überall als ein Mann von Geist und seltenem Wissen, studirt Menschen und Sitten und kehrt mit Schätzen an neuen Eindrücken, Kenntnissen und Erfahrungen heim. Sogar die Berliner, denen nicht leicht Einer imponirt, zeigen gewaltigen Respekt vor ihm.
- Dr. Strousberg wird nächstens nach Berlin zurückkommen und dann nach China gehen, um im Auftrage englischer Gesellschaften den Bau großer Eisenbahnen zu leiten.
- Man rühmt immer die Milch der frommen Denkungsart. So ganz fromm und zweifelsohne ist aber die Milch nicht immer. In Weimar z. B. wurden am 6. April 120 Liter Milch, die zur Stadt gebracht wurden, als mit Wasser gefälscht befunden und weggenommen. Von 22 Lieferanten wurden 6 bestraft, einer (der bereits 6mal bestraft worden war) mit 50 Mark, 3 mit je 5 Mark, 1 mit 15 und 1 mit 20 Mark. Die Milch wird unter Zuziehung eines geprüften Chemikers mittelst des Aräometers geprüft, außerdem aber auch mittelst des Mikroskopes und zwar mit 200=, 250=, 500facher Vergrößerung.
- Wenn man in den Listen der preußischen Einkommensteuer das geschätzte Einkommen mit 20 kapitalisirt, so erhält man die Zahl der preußischen Millionäre. Mit je 1,000,000 Thlr. Vermögen 49, wovon 23 in Berlin; mit 1,300,000 Thlr. 37, davon 10 in Berlin; mit 2,000,000 Thlr. 14, davon 5 in Berlin; mit 2,400,000 Thlr. 13, davon 7 in Berlin; mit 2,800,000 Thlr. 3, davon 2 in Berlin; mit 3,200,000 Thlr. 3, davon 2 in Berlin; mit 4,800,000 Thlr. 10, davon 1 in Berlin; mit 5,200,000 Thlr. 2; mit 6,000,000 Thlr. 1 in Berlin; mit 7,600,000 Thlr. 1 in Berlin; mit 9,600,000 Thlr. 1 in Berlin; mit 10,000,000 Thlr. 1 in Oppeln; mit 12,000,000 Thlr. 2, davon 1 in Berlin, 1 im Regierungsbezirk Wiesbaden; mit 14,000,000 Thlr. 1 in Frankfurt a. M.; mit 33,600,000 Thlr. 1 im Regierungsbezirk Düsseldorf. Die letzten beiden sind wohl Rothschild und Krupp. Rothschild schätzen die Börsen, und mit vollem Recht, höher, als - die Einschätzungskommission es gethan hat. Zusammen 169 Millionäre, von denen Berlin 68 zu seinen Mitbürgern zählt. - Auch lange läßt sichs in Berlin leben. Ein Berliner hats zu 102 Jahren, 2 Männer und 2 Frauen habens zu 101 Jahren, 4 Frauen zu 100 Jahren, 2 Männer und 8 Frauen zu 98, 6 zu 97, 13 zu 96, 10 zu 95 Jahren gebracht. Zwischen 90 und 95 Jahren sind 288 Personen. Interessant ist, daß von den 337 Personen über 90 Jahren 242 dem weiblichen Geschlecht angehören.
- Ein ehrsamer Glaser aus Landshut zog seinen Geschäften nach, die Kraxe voll Glastafeln auf dem Rücken, über Land, als ihm ein scheugewordener Ochse entgegengerannt kam, den er mit hochgeschwungenem Stocke aufzuhalten versuchte. Ohne die wohlmeinende Absicht zu berücksichtigen, nahm der Ochse den muthigen Mann auf die Hörner und schleuderte ihn über den Straßengraben. Der Flug durch die Luft hätte jedoch nicht glücklicher ablaufen können; denn ehe sich's der Glaser

[ => Original lesen: 1877 Nr. 31 Seite 6]

versah, saß er wohlbehalten auf dem jenseitigen Rande des Grabens und auch keine einzige seine Glastafeln hatte Schaden gelitten.
- Zu der alle Töchter Evas beherrschenden Sehnsucht nach Perlen und Edelsteinen ist, wie eine Jahrtausende alte arabische Sage berichtet, schon im Paradiese der Keim gelegt worden. Unter andern Herrlichkeiten befand sich dann ein Tempel, der von kostbaren Edelsteinen erbaut war. Kein Mensch vermöchte den Prachtbau auch nur annähernd zu schildern. Der Tempel stand in der Mitte der herrlichen Ebenen des Paradieses, von Engeln gebaut, ein die Blicke fast blendendes Heiligthum. Unsere ersten Eltern sangen Loblieder auf den Schöpfer in dem Dämmerschatten seiner Höfe; denn hier waren Säulenhallen und Flurgänge von Smaragden und Perlen und die Wasserstrahlen kühlender Fontainen erhoben sich in die dufterfüllte Luft; ebenso gab es da Altane und Balkone mit entzückenden Aussichten in die Ferne und hier wandelte das erste Menschenpaar in sündenloser Liebe und Schönheit und der Tempel hatte Zinnen und Dome von Saphiren, blitzend im Sonnenlicht des Tages und glitzernd im Sternenlicht der Nacht. Ihn umgab weithin ein wogendes Meer von Blumen und den herrlichsten Fruchtgewächsen aller Art, und dazwischen schimmerten kühle Wasserfluthen in irisfarbigen Wellen. Aber nach dem Sündenfall zertrümmerten tausende von Blitzen aus umnachtetem Himmel den herrlichen Tempel in Millionen von Bruchstücken, und diese Scherben wurden ausgestreut über die ganze Erde, in den Luftkreis und das Meer. Durch die kolossale Kraft des Wurfes sanken sie theils tief in den Boden, theils wurden sie aus der Atmosphäre hinausgeschleudert und bilden heute noch die Milchstraße. Und seither sammelt die Menschheit mit rastlosem Eifer, wo sie es vermag, diese kostbaren Bruchstücke, die nur der Schutt des herrlichen Tempels des Paradieses sind, als traurige Erinnerungen an das verlorene Eden.
- Wenn Frau Xantippe ausnahmsweise diese Zeitung einmal eher lesen als zerschlitzen wollte, so würde es uns freuen; es ist nur um folgender kleinen Geschichte willen. Weinert war Oberarbeiter in einer Seifenfabrik, ein fleißiger braver und gutmüthiger Mann, zu Hause aber hatte er ein bitterböses Weib, das ihm täglich vorwarf, er sei ein Dummkopf, denn er sitze in der Seife und bringe keine mit heim, sein Herr spüre ein paar Pfund Seife gar nicht, und da er nicht hören wollte, so mußte er's fühlen, sie hatte eine schwere und schlagfertige Hand. So wurde er ein Spitzbube, um Ruhe zu bekommen, und sie legte sich einen Seifenhandel an. Endlich aber wurde Weinert beim Stehlen ertappt und alles kam an den Tag. Mann und Frau kamen vor's Criminalgericht. Die Frau war nicht eingeschüchtert, sie behandelte die "Mannsbilder" am grünen Tisch nicht viel besser wie ihren eigenen Mann und es war gut, daß eine feste Schranke zwischen ihnen und ihr war, einer der Herren vom Gerichte meinte: wenn die meine Frau wäre, hätte ich am Ende selber gestohlen! Und das Urtheil fiel danach aus: Weinert bekam 1 Jahr Gefängniß, seine Frau Xantippe aber, als die Seele der Spitzbüberei und Hehlerei, 2 Jahre Zuchthaus. Da wandte sie das letzte Mittel an, das sie daheim oft mit Erfolg gebraucht hatte, sie fiel mit einem Wuthschrei in Ohnmacht und Krämpfe, aber ganz vergeblich.
- Entsetzlicher Doppelmord. Auf dem Wege nach Roman (Moldau) halte kürzlich ein Bauer, zwei Ochsen zu Markte führend, bei einem Straßenaufseher übernachtet. Als der Bauer vom Markte zurückkehrte, kam ihm der Straßenaufseher entgegen und lud ihn, da es bereits dunkel war, ein, wieder bei ihm zu übernachten. Der Bauer, den Erlös für die Ochsen mit sich führend, nahm das Anerbieten an. In der Nacht überfiel nun der Straßenaufseher und dessen Weib den Schlafenden, ermordeten und beraubten ihn und warfen den Leichnam in eine Grube. Das fünfjährige Töchterchen des Straßenaufsehers hatte jedoch in der Nacht das Verbrechen mit angesehen, während die Eltern es schlafend wähnten, und am andern Morgen frug das Kind seine Mutter, warum sie denn im Verein mit dem Vater den Bauer erschlagen hätte, und ob derselbe etwas schlimmes angestellt habe. Das elende Weib beschloß nun im Einverständniß mit ihrem Manne, den einzigen Zeugen ihrer Blutthat, das eigene Kind, aus dem Leben zu schaffen. Sie warfen dasselbe in den stark geheizten Ofen und begaben sich hierauf an die Straßenarbeit. Einige Stunden darauf kamen Fuhrleute an dem Wächterhäuschen vorüber. Durch einen eigenthümlichen Brandgeruch aufmerksam geworden, öffneten sie gewaltsam die Thür und entdeckten so das entsetzliche Verbrechen.
- Der Pariser "Figaro" erzählt eine nicht üble deutsche Spiel=Geschichte, die leider etwas allzusehr an's "Jägerlatein" erinnert. Ein preußisches Regiment kommt im Jahre 1869 in Homburg an, um dort drei Monate Garnison zu halten. Am Abend der Ankunft des betreffenden Regiments stellt sich ein junger Offizier desselben, Baron v. S. . . . an dem trente- et quarente-Tisch und wirft nachlässig ein Fünfhundert=Guldenbillet auf noire, gewinnt - und spielt den ganzen Abend über mit solchem Glück, daß er den Saal mit einem Gewinn von hunderttausend Francs verläßt. Der Homburger Spieldirekter ist natürlich von dieser für die Bank recht trüben Nachricht in Kenntniß gesetzt. "Das Regiment bleibt drei Monate," erwiderte er lächelnd, "wir haben Zeit, ihm das wieder abzunehmen und Sie werden sehen, von morgen an . ." Am nächsten Tage promenirte der glückliche Spieler mit vollster Ruhe in dem Kurgarten, als ob er gar keine Ahnung davon hätte, daß zwei Schritte von ihm auf grünen Tischen das Geld roulirte. Diese vollständige Haltung dauerte neunundachtzig Tage lang. Endlich kam der Augenblick des Abmarsches aus der Garnison. Der Baron v. S . . . tritt an diesem Tage in den Spielsaal ein. Die chefs de partie betrachten mit einem triumphirenden Lächeln den Eintretenden und ihre stumme Genugthuung schien zu sagen: "Ruhig, wir werden dich schon kriegen." Der Baron von S . . . nähert sich dem grünen Tisch und nimmt aus seiner Tasche einen Doppelgulden und wirft ihn auf schwarz. Roth kommt heraus. "Ich habe niemals besondere Neigung für dieses Spiel gehabt," sagte mit einem kalten Lächeln der Offizier und verläßt langsam den Spielsaal. Eine Stunde später verließ das Regiment Homburg und der vorsichtige Offizier hat niemals mit einem Fuße Homburg betreten, so lange das Spiel dauerte.
- Ihr Herren Jäger seht zu, daß Ihr schwarze Füchse schießt.! Zur Leipziger Messe wurde ein schwarzer Fuchspelz mit 340 Mark bezahlt.
- Aus Landshut berichtet unterm 10. d. Mts. über die kühne Besteigung der obersten Kugel des St. Martinthurmes die "L. Z." folgendes Nähere: "Landshut hat nicht bloß einen der höchsten Thürme im deutschen Lande, sondern auch den kühnsten Thurmbesteiger. Wie schon gemeldet, bestieg Herr Spängler Paul Weiß, Sohn des weitbekannten Spänglermeisters gleichen Namens, gestern die höchste Kugel auf dem Thurmkreuze und legte dort zur Feier des Tages einen Kranz nieder. Es war dies eine erstaunliche Leistung! Das Höchste aber war wohl das Hinaufklettern und Hinunterklettern um die Wölbung der großen Kugel. Nichts als der Blitzableiter und die Hände, Arme und die Brust standen hier Herrn Weiß zu Gebote. Die Füße hingen frei in der Luft und das in einer Höhe von 450 Fuß. Es wird kaum etwas Aehnliches vorgekommen sein. Vom obersten Kranze des Thurmes aus mußte Herr Weiß die Besteigung und bis dahin auch wieder die Rückkehr bewerkstelligen. Die That war kühn und zeigte von seltener Kraft und Gewandtheit, aber Hunderte schauderten, die Das sahen, und Alle möchten Herrn Paul Weiß dringend bitten, nie mehr in dieser Weise hinaufzusteigen! Einmal und nicht wieder."


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