No. 29
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. April
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1877 Nr. 29 Seite 1]

Unter den Schweinen in Herrnburg ist der Rothlauf (Milzbrand) ausgebrochen.

     Schönberg, den 10. April 1877.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.


Politische Rundschau.

Mecklenburg. Wie die "Neustr. Ztg. mittheilt, werden Ihre Königl. Hoheiten der Großherzog und die Frau Großherzogin sich mit Sr. Königl. Hoheit dem Erbgroßherzog Ende dieser Woche nach Dessau zu den Vermählungsfeierlichkeiten begeben.
Die "N. Z." enthält folgende Mittheilung: "Die Regierungen beider Großherzogthümer Mecklenburg haben sich unlängst durch Vertrag den Sachverständigenvereinen angeschlossen, welche nach Maßgabe der Reichsgesetze vom 9., 10. und 11. Januar 1876 für das Königreich Sachsen gebildet wurden. Somit werden die in Mecklenburg vorkommende Rechtsstreitigkeiten über Ausübung dieser Gesetze, betreffend Nachahmung von Kunstwerken im Gewerbe, Nachbildung von Photographien, und betr. den Schutz von Mustern und Modellen fortan in Sachsen begutachtet werden. Für die weitaus willigste Abtheilung, den Muster= und Modellschutz, ist von der Königl. Sächsischen Regierung der Direktor der Königl. Sächsischen Kunstgewerbeschule und des Kunstgewerbemuseums in Dresden Professor C. Graff, ein geborener Mecklenburger, ernannt."
Der bekannte mecklenburgische Protestantenvereins=Agitator, Professor Dr. Baumgarten, hat sich mit seinen protestantenvereinlichen Freunden überworfen und ist aus dem Verein ausgetreten. Derselbe hält diesen seinen Schritt für wichtig genug, denselben in der "Rost. Ztg." nicht nur anzuzeigen, sondern sich auch öffentlich darüber zu verantworten.
Deutschland. Die Kanzlerkrisis, die soviel von sich reden macht, ist noch nicht beendet; doch spricht man nicht mehr von einem gänzlichen Rücktritt des Fürsten Reichskanzlers, sondern höchstens noch von einem längeren oder kürzeren Urlaub desselben, obgleich er andererseits auch wieder heißt, Fürst Bismarck sei ja gar nicht um einen Urlaub eingekommen; es könne also von der Bewilligung eines Urlaubsgesuches gar nicht die Rede sein. Jedenfalls wird jetzt allgemein angenommen, daß der Reichskanzler im Amte bleibe und nur eine wesentliche Erleichterung seiner geschäftlichen Amtsobliegenheiten erhält. Auch soll demselben bereits eine Ausdehnung seiner Befugnisse in Betreff der obersten Leitung des Reichskanzleramtes eingeräumt sein. Die Amtsgeschäfte des preußischen Ministerpräsidenten sollen, wie es heißt, zur Entlassung des Fürsten v. Bismarck größtentheils dauernd dem Vizepräsidenten des preußischen Staatsministerium als ständigen Stellvertreter übertragen werden. Mit großer Bestimmtheit wird außerdem versichert, daß die Kanzlerkrisis eine Ministerkrisis nach sich ziehen werde und daß in Kurzem zunächst der Rücktritt der Minister Achenbach und Camphausen zu erwarten sei.
Ganz besonders scheint darauf hingearbeitet zu werden, für den Reichskanzler eine starke parlamentarische Majorität zu gewinnen, die gesonnen wäre, die Politik desselben unter allen Umständen zu unterstützen. Daß sich dazu aber die Deutsch=Konservativen nicht hergeben können, meinen wir, versteht sich von selbst. Sie können die Politik des Reichskanzlers eben nur unterstützen, so lange dieselbe den konservativen Grundsätzen und dem Wohle des deutschen Volkes entspricht, und werden es dann mit Freuden thun; aber eine blinde "Bismarckpartei" ist auf konservativer Seite nicht möglich. Sehr richtig schreibt der berliner "Reichsbote": "Wir Konservative sind nicht aus Plaisir in die Opposition getreten, sondern aus Gehorsam gegen die von uns erkannte Wahrheit und wir haben keine Ursache, uns unserer Ueberzeugung zu schämen; denn auf allen Gebieten ist unser Standpunkt durch den Erfolg der Thatsachen auf die Schlagendste Weise gerechtfertigt worden, während der liberale Standpunkt ebenso schlagend auf allen Gebieten durch den Erfolg der Thatsachen als der falsche, verderbliche dargestellt worden ist."
Der Reichstag hat am Dienstag wieder seine erste Versammlung nach Ablauf der Ferien gehalten und hat sich außer mit Angelegenheiten Elsaß=Lothringens noch mit Wahlprüfungen beschäftigt.
Wie die "Berl. Fr. Presse" mittheilt, sind auch die sozialdemokratischen Abgeordneten im Reichstage beschäftigt, eine Vorlage zur Aenderung der Gewerbeordnung vorzubereiten; doch scheint die beabsichtigte Vorlage wenig von sozialdemokratischen Grundsätzen erkennen zu lassen.
Großes Aufsehen erregt eine aus Italien kommende Nachricht, wonach der Königlich preußische Schloßhauptmann v. Dachröden, welcher Großmeister der preußischen Landesloge ist, in Italien zum Katholizismus übergetreten sein soll.
Als ein Zeichen der Zeit und als ein herrlicher Fortschritt, den die Gewerbefreiheit zu Wege gebracht hat, kann es gelten, wenn aus Osnabrück die dortige Kislingsche Ztg." berichtet, daß während im Jahre 1872 in der Stadt nur 286,929 Liter Branntwein zur Besteuerung kamen, diese Summe von Jahr zu Jahr gewachsen ist und im Jahre 1876 bereits eine Höhe von 481,448 Liter erreicht hat. In Schnöpfen sind für diese 481,448 Liter 5 bis 600,000 Mark ausgegeben worden! In anderen Städten wird der Fortschritt im Branntweintrinken verhältnißmäßig wahrscheinlich nicht ein geringerer gewesen sein.
Preußen. Der Staats=Anzeiger veröffentlicht das Gesetz, betreffend die Theilung der Provinz Preußen in die Provinzen Ostpreußen mit den Kreisen der Regierungsbezirke Königsberg und Gumbinnen, und Westpreußen mit den Kreisen der Regierungsbezirke Danzig und Marienwerder. Die Teilung tritt an dem 1. April 1878 in Vollzug.
Türkei: Die Pforte hat als Antwort auf das von den europäischen Großmächten in London unterzeichnete Protokoll ein telegraphisches Zirkular

[ => Original lesen: 1877 Nr. 29 Seite 2]

an ihre auswärtigen Vertreter gesandt, worin dieselbe, wie es heißt, diejenigen Punkte des Protokolls zurückweist, welche eine fremde Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Türkei in sich fassen.
Der Waffenstillstand mit Montenegro läuft heute ab; und es ist kaum zu erwarten, daß es zu einer Einigung gekommen sei. Die beiderseitigen Armeen stehen schon seit längerer Zeit gerüstet einander gegenüber.

Neueste Nachricht.

Berlin, 11. April, Nachmittags. Durch eine Kaiserliche Ordre vom gestrigen Tage ist die Reichskanzler=Krise beendigt, Fürst Bismarck wird bis zum August beurlaubt; die Vertretung erfolgt in einer der Vertretung während des Urlaubes von 1872 analogen Form: in inneren Reichsangelegenheiten durch den Reichskanzleramts=Präsidenten Hofmann, in den auswärtigen durch den Staatssecretär v. Bülow, für Preußen durch den preußischen Vice=Ministerpräsidenten Camphausen. Der Kaiser behält sich vor, den Rath des Reichskanzlers auch während dessen Urlaubszeit einzuholen.


Anzeigen.

Holzverkauf.

Am Sonnabend den 14. April, Morgens 9 Uhr, sollen im Lenschower Revier nachgehende Holzsortimente meistbietend an Ort und Stelle verkauft werden.

1. Lenschower Tannen:

ca.   130 Rmtr. kiefern Kluft und Knüppel,
ca.     10 Stück kiefern Sägeblöcke.

2. Herrnburger Tannen:

ca.     50 Rmtr. kiefern Kluft und Knüppel,
ca. 2000 Stück kiefern Dachschächte.
Kaufliebhaber wollen sich Morgens 9 Uhr bei der Meierei Lenschow einfinden.
Schönberg, den 8. April 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Verkaufs=Anzeige.

Am Montag den 16. April d. J., Vormittags von 10 Uhr an, sollen im Kruge zu Lockwisch gegen gleich baare Bezahlung öffentlich meistbietend verkauft werden:

6 Kühe, 1 braune Stute, 1 Bauwagen und 1 Phaeton.
Schönberg, den 9. April 1877.

Kutzbach,          
Landreiter.     


Auctions=Anzeige.

Am Dienstag den 17. April werde ich in meinem Hause folgende Sachen, als:

2 Sophas, 2 Schränke, Stühle, 1 Eckschrank, 1 gute Uhr, diverse Spiegel, 1 1/4 Faden kleingemachtes Holz, 2 Bänke, 1 Waschmaschine, Tische, 1 Aufwasch, verschiedenes Küchengeräth, Porcellan, 1 Commode, 2 Plättmaschinen, 1 Fliegenschrank, Bettzeug, 1 tannener Koffer, 1 Waschbalge, 1 Nähtisch, 1 Hundehaus, 1 Nähmaschine, 1 Kannenbort, 1 Schreibtisch und was sich sonst noch vorfindet
öffentlich meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkaufen lassen.
Die Auction beginnt Morgens 9 1/2 Uhr.

Julius Schweigmann.     


Die diesjährige Frühjahrsversammlung des landwirthschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg findet am

Donnerstag den 26. April

im Hause der Frau Boye in Schönberg statt.

C. Burmeister,     
z. Z. Secretair.      


Statt besonderer Meldung

Heute Nachmittag 2 1/4 Uhr starb sanft nach schwerem Leiden unsere liebe Gertrud im Alter von drei Jahren.
Schönberg, den 12. April 1877.

                                                    Amtsverwalter Spieckermann
                                                    und Frau.


Durch die Geburt eines gesunden kräftigen Knaben wurden hoch erfreut

                                                    W. Holldorff und Frau
                                                    geb. Spehr.
Schönberg, den 12. April 1877.

Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt

Die Anstalt ist im Antonitermine vom 17. bis 24. Januar d. J., beide Tage einschließlich,

täglich

von 8 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags geöffnet.

Die Vorschuß=Anstalt verzinst Capitaleinlagen von 300 M. und darüber mit 4 % jährlich und zahlt die Zinsen alle halbe Jahr im Antoni= und Johannistermine aus.

Die Ersparniß=Anstalt nimmt Einlagen auch unter 300 M. an und verzinst dieselben mit 3 7/10 % jährlich. Die Zinsen werden zu Johannis jeden Jahres im Hauptbuche zugeschrieben und mit dem Capitale wieder verzinst. In den Einlagebüchern werden die Zinsen nicht geschrieben. Die Einlagebücher brauchen deswegen auch nur dann vorgelegt zu werden, wenn neue Einlagen gemacht oder Rückzahlungen verlangt werden.

Das Directorium.     


Es dürfte für Jeden, namentlich aber für Kranke, welche in Zweifel darüber sind, was sie zur Beseitigung ihrer Leiden thun sollen, nicht uninteressant sein zu erfahren, daß in dem Büchelchen

Offener Brief
an Dr. Bruinsma

die in dem vielfach angezeigten Buche "Dr. Airy's Naturheilmethode" abgedruckten Atteste näher besprochen worden. - Wer sich davon überzeugen will, was Wahres an den Attesten ist, der lasse sich von Richters Verlags=Anstalt in Leipzig obigen Brief kommen, welche denselben auf Francoverlangen gratis und franco versendet.


Milchsatten,

rein und gut sortirt, in allen Nummern, sowie Proben und Preiscourants über verzinnte und blau und weiß emaillirte

Eisenblechsatten
zu möglichst billigen Preisen

empfehle zur gefälligen Abnahme.
Schönberg 1877.

H. C. Weinrebe,     
Töpfermeister.             


Frischen Rüdersdorfer Kalk und Portland=Cement
empfiehlt                          
                          A. Wigger Nachfolger
                          in Schönberg.


        Selters=Wasser,
        Soda=Wasser,
        Brauselimonade
aus der Fabrik von Eggers & Denker in Ratzeburg empfiehlt zu Fabrikpreisen in ganz vorzüglicher Güte

H. Duve.     


Eine neue Sendung
frischen Chlorkalk und engl. Seifenstein
empfing und empfiehlt                                                    
                          Friedr. Dierking,
                          Ratzeburg, Domstraße Nr. 138.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 29 Seite 3]

Theilweise leicht beschädigt
aus
dem gestrandeten Dampfschiff "Persia"
10,000/2 Meter Englische Kleiderstoffe 25 Pf.
10,000/2 Meter hochf., in schwarz u. coulrt. do. 40 Pf.
5,000/2 Meter hochf. Engl Buckskins zu halben Preisen.
5,000/2 Meter breites echtes Bettzeug 25 Pf.
sowie Verschiedenes zu Spottpreisen, als: Schirme Tischdecke, mit 6 und 12 Servietten, Halbleinen, Leinen, Stouts, Schürzen, Unterröcke, Piqué, Flanelle, Hemden, Hüte, Shawls und fertige Herrengarderobe. Baumwollene Hosenzeuge 40 Pf.
10,000/2 Meter Cattune 18 Pf.
1,000/2 Meter Gardinen 20 Pf.
500 Dtz. rein leinene Taschentücher, spottbillig.
300 Stück neueste Facons Regenmäntel und Jackets 2 1/2 Thlr.
50,000 Damen-Shawls, 5 Pf. pr. Stück.
Man komme und überzeuge sich.
730 Dampfschiffhafen 730. Ecke der grossen Altenfähre.
Lübeck.                                                     Jul. Heymanson.


An die Herren Landwirthe.

Wir beehren uns, den Herren Landwirthen mitzutheilen, daß die

Kölnische Hagel-Versicherungs-Gesellschaft ihren Geschäftsbetrieb in durchgreifender Weise reorganisirt hat, und daß wir in der Lage sind, den Herren Landwirthen nicht nur mannigfach verschiedene, sondern auch besonders günstig Offerten machen zu können und erklären uns gern bereit, das Nähere mitzutheilen.

W. Holldorff=Schönberg.     
H. Schreiber=Rehna.           


Ausstellung landwirthschaftlicher Maschinen und Geräthe
des Patriotischen Vereins zu Grevesmühlen.
vom 30. Mai bis 1. Juni 1877.
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Die Bedingungen zu obiger Ausstellung sind jetzt in einem Programme festgestellt und sind nebst Anmelde=Bögen vom Herrn Chr. Callies in Grevesmühlen zu beziehen.

Die Ausstellungs=Committe.


Dr. Link's Fettlaugenmehl

zum Waschen von Weißzeug, Wollen=, Baumwollen= und Seidenstoffen, schont Gewebe und Hände. Ausgezeichnetes Reinigungsmittel von Porzellan, Lackfarben, Oelgefäßen, Zimmerböden etc. - Vortheilhafter Ersatz der Seife bei reichlicher Ersparniß an Zeit, Arbeitskraft und Kosten.
Pr. Pfund 50 Pfennige. Kisten billiger. Niederlagen bei den Herren A. Wengler, Rehna und H. Polemann, Schwerin.

Generalagentur A. F. Riemann, Hamburg.                          

pr. Pfund 50 Pf.Niederlagen bei den Herren A. Wengler, Rehna u. H. Polemann, Schwerin.
Generalagentur A. F. Riemann, Hamburg.


Portland=Cement
aus der Fabrik von
Thiele & Gripp in Lägerdorf
und
frischen Kalk
bei                                                    Thiele in Ratzeburg.


Auf dem Wege von Westerbeck nach Petersberg ist in voriger Woche ein Regenschirm gefunden, den der Eigenthümer gegen Erstattung der Kosten zurückerhalten kann beim

Arbeitsmann Bollow     
in Petersberg.         


Gesucht

wird zu Michaelis ein Mädchen vom Lande in gesetztem Alter gegen guten Lohn von

                          Heinrich Freitag, Bäckermeister
                          in Schönberg.


Zur Ausführung aller vorkommenden
Maler=, Tapezier- & Lackir-Arbeiten

empfiehlt sich angelegentlichst
Rehna.

                                                    H. Faasch,
                                                    wohnhaft beim
                                                    Schlossermeister Rothlender jun.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 29 Seite 4]

Die hiesige Schützenzunft hat beschlossen, die Vermählungsfeier Sr. Königlichen Hoheit unseres Erbgroßherzogs mit Ihrer Hoheit der Prinzessin Elisabeth von Anhalt=Dessau am 17. d. Mts. in nachstehender Weise zu feiern:
        Morgens 6 Uhr: Reveille durch die Stadt.
        Mittags 12 Uhr: Kanonenschüsse vom Schützenwalle.
        Nachmittags 6 Uhr: Festzug (unter Musikbegleitung) der Schützenmitglieder in Civil mit ihren Frauen nach dem Schützenhause, woselbst von halb 7 bis 8 Uhr Concert.
        Abends 8 Uhr: Festball im Schützenhause. Entree für Schützenmitglieder und deren Familien zum Concert und Ball à Person 25 Pfennige; für Nichtmitglieder à Herr 1 M.50 Pf.
Unsere Mitbürger werden ersucht, am Festtage ihre Häuser durch Flaggen zu schmücken.
Zur Theilnahme am Festzuge werden auch Nichtmitglieder der Schützenzunft mit ihren Damen freundlichst eingeladen.

Schönberg, den 9. April 1877.                                                     Die Schützenzunft.


Bilanz
der
Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank
in Schwerin
pro ultimo März 1877.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Schwerin, im April 1877.

Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank.
C. A. Schwerdtfeger, Director.
C. L. F. Soltau, General=Agent.


Die Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebensversicherungen, Leibrenten=Versicherungen, Kapital=Einlage=, Darlehns= und alle sonstigen Geld=, Inkasso= und Commissions=Geschäfte durch das unterzeichnete Bureau zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar=Bank=Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt.

Bureau der Mecklenburgischen Lebens=Versicherungs= und Sparbank in Schönberg.
W. Stephan.      W. H. Schacht.


Soeben empfangen

prima Christ. Anchovis

und empfehle dieselben in kleinen Fässern, sowie zum Auswägen billigstens.

H. Duve.     


Saathafer und Saaterbsen
auf
Hof Rabensdorf.


Frischen Chlorkalk
empfiehlt                          
                          J. Ludw. D. Petersen.
                          in Schönberg.


Einen noch brauchbaren

Blasebalg
hat billigst abzugeben                                                    J. Oldenburg,
        Schönberg.                                                          Schmiedemeister.


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag den 15. April
Früh=Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen16 M 50Pfennig  bis 23 M -Pfennig.
Roggen17 M 50Pfennig  bis 18 M -Pfennig.
Gerste15 M -Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.
Hafer15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Erbsen15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,30 .
Hühner d. St. M1,60 .
Tauben d. St. M0,50 .
Spickgans d. St. M3,50 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,45 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,15 .
Eier 6 St. für M0,30 .


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 29 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 29 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 13. April 1877.


- Die Residenz Dessau rüstet sich, den Tag der Vermählung I. H. der Prinzessin Elisabeth mit Sr. K. H. dem Erbgroßherzoge von Mecklenburg=Strelitz, den 17. d., festlich zu begehen. Der öffentlichen Aufforderung des Bürgermeisters, die Häuser zu schmücken und am Vorabend des Vermählungstages eine allgemeine Illumination der Stadt eintreten zu lassen, wird die gesammte Einwohnerschaft gern Folge leisten.
- Der Großfürst Wladimir Alexandrowitsch von Rußland trifft mit seiner Gemahlin, der Großfürstin Maria Paulowna , auf der Durchreise nach Montreux, am 12. d. Abends aus Petersburg in Berlin ein. Zur Begrüßung dieser Gäste werden II. KK. HH. der Großherzog und die Großherzogin von Mecklenburg=Schwerin in Berlin eintreffen.
- Rechtsspruch. Die Absendung eines falschen Telegramms in rechtswidriger Absicht, ist nach einem vor kurzem ergangenen Erkenntniß des Reichsoberhandelsgerichts in einer Elsässer Untersuchungssache als Urkundenfälschung zu bestrafen.
- Fürst Bismarck erhielt vor einigen Tagen von dem Könige von Italien als Geburtstagsgeschenk eine prachtvolle farbige transparente Alabaster=Vase, die mit der Säule, auf der sie ruht, wohl acht bis neun Fuß hoch ist.
- Aus Berlin wird berichtet, daß die Berliner Nordbahn bestimmt am 15. Mai d. Js. eröffnet werden wird.
- Am 23. März ist der Mormonen=Bischof John Leo öffentlich hingerichtet d. h. auf Befehl der Unions=Regierung von Soldaten erschossen worden. Bischof Leo hatte bei der berüchtigten Niedermetzelung von 120 californischen Auswanderern zu Mountain Mecadon im Utahgebiete 1857 die Hauptrolle gespielt. Dieses Gemetzel war Rache für die Ermordung eines Mormonen, welcher die Frau eines Kaufmanns in St. Francisco verführt hatte. Als eine Auswanderer=Karavane im Thale Mountain Mecadon im Lager lag, wurde sie von den Mormonen, die sich als Indianer verkleidet hatten, überfallen und in viertägigen Kämpfen niedergemetzelt; die Leute hatten vergeblich kapitulirt, weder Weiber, noch Kinder wurden geschont. Die Bestrafung der Mörder verzog sich so lange, weil man bis vor Kurzem Indianer für die Mörder gehalten hatte.
- Von dem Arbeiter=Krawall auf dem Alexanderplatz in Berlin. Polnische Arbeiter hatten geringeren Lohn gefordert als die Berliner und darüber kam's zu mehrtägigen Schlägereien zwischen den Arbeitern und Widersetzlichkeiten gegen die Polizei und Schutzleute, von denen mehrere verwundet wurden. Das Criminalgericht hat viele Arbeiter je nach dem Grade ihrer Verschuldung zu 3-9 Monaten Gefängniß verurtheilt, einige zu mehrwöchentlichen Strafen - und wenige freigesprochen.
- In München hat ein junger Eisengießer, Müller, seine Stiefmutter mit dem Beile erschlagen, weil sie ihm Geld verweigerte, und ihren Leichnam wochenlang in einem Koffer verborgen gehalten. Er gestand ohne weiteres sein Verbrechen ein und äußerte, man werde ihn doch nicht zum Tode verurtheilen, da er so jung sei.
- Der vielgelesene Romanschriftsteller Temme in Zürich war vor Jahrzehnten preußischer Criminalgerichtsdirektor und ein gefürchteter Untersuchungsrichter. Als Abgeordneter des steuerverweigernden Landtags 1849 gerieth er in Händel mit der Regierung und erhielt seine Entlassung. Da machte er aus seinen interessanten Criminal=Prozessen Criminal=Romane und Novellen, die fast Mode wurden. Er lebt als Professor in Zürich und hat dieser Tage mit seiner Frau, die ihm in allen Kämpfen und Nöthen des Lebens eine treue Stütze war, seine goldene Hochzeit gefeiert.
- Ein genialer Gaunerstreich, welcher in Wien verübt wurde, wird folgendermaßen erzählt: Zwei Gauner spielten in einem Cafe in der Alsenerstraße Billard und während der Eine spielte, stand der Andere plaudernd am Fenster. Das ging eine Weile so fort, da plötzlich ein lauter Krach , ein Klingen und Klirren und eine der riesigen Spiegelscheiben des Cafe G. lag in Trümmern! Der "Plauderer" hatte dieselbe eingeschlagen mit dem Queue. Nun gab es ein Lärmen und Zusammenlaufen der Gäste, der Cafetier, von dem Vorfalle verständigt, eilte herbei und schlug die Hände über den Kopf zusammen , die Tafel kostete baare zweihundert Gulden und war nicht assekurirt. Der Cafetier verlangte vollen Ersatz, die beiden Gäste remonstrirten entschieden und machten ihm die Nachlässigkeit zum Vorwurfe, daß er die Tafeln nicht versichert habe und erst nach langem Streite kam es zu einem Vergleiche, dem sich der Thäter indeß nur sehr unwillig fügte. Der Letztere erklärte sich bereit, 150 Gulden als Schadenersatz zu geben, den Rest von 50 Gulden möge der Cafetier als Strafe für seine Nachlässigkeit selber tragen. So wurde es ausgemacht, und der Gast überreichte dem Cafetier eine Note zu 1000 Gulden. Der Letztere verfügte sich damit in seine Wohnung, brachte 850 Gulden zurück und die beiden höchst elegant gekleideten Fremden entfernten sich, nachdem sie noch ein wenig gemurrt hatten, aus dem Lokale. Ein Stammgast, dem die Sache bedenklich schien, ersuchte den Cafetier, ihm die Note zu zeigen, die er soeben gewechselt hatte. Ein schrecklicher Gedanke durchzuckte das Gehirn des armen Mannes - er lief eilig nach seiner Wohnung und brachte die Note. Dieselbe wurde nun genau untersucht und erwies sich als - Fälschung, die im photographischen Wege hergestellt war! Nun war es gradezu Verzweiflung, was der Cafetier empfand. Er verständigte sogleich die Behörden, bis jetzt aber ist alles Suchen nach den beiden Billardspielern vergebens gewesen. Daß der Eine derselben die Tafel nur eingeschlagen hatte, um die Tausender=Photographie an den Mann zu bringen, bedarf natürlich keiner Erklärung.
- Othonna krassifolia ist eine der hübschesten und dankbarsten Ampelpflanzen. Die Blätter sind fleischig, ähnlich der Eispflanze, aber zarter und zierlicher. Die Pflanze wächst rasch und gedeiht auch unter ungünstigen Verhältnissen; die Farbe der Blume ist leuchtend gelb, die Länge der hängenden Zweige beträgt oft mehrere Fuß. - In Lyon werden die Flaumfedern vieler Vögel zum Anfertigen von Tuch benutzt; 700 - 750 Gramm solcher Federn liefern ein Quadratmeter Tuch, das leichter ist als Wolle und ebenso warm hält. Dieses Federtuch ist wasserdicht und läßt sich walken und färben. Die Erfindung stammt aus München, wo ein Arzt, um einen passenden Stoff zu Unterjacken für den kränklichen König Max II. zu finden, Flaumfedern verwendete.
- Richard Wagner giebt vom 7. Mai an in London eine Reihe Concerte. Vermittelt hat dieselben der famose Geiger Wilhelmi, der das Orchester dirigirt.
- Die Stadt Göttingen hat den Fürsten Bismarck zu ihrem Ehrenbürger ernannt. Bismarck hat 1 1/2 Jahr in Göttingen studirt.
- In Berlin ist dieser Tage eine Frau von Sabatky, die betagte und ganz allein lebende Inhaberin eines Schnittwaarengeschäfts, am hellen Mittage in ihrem Laden ermordet und beraubt worden. Man fand sie am Ladentische liegen mit zerschmettertem Kopfe und durchschnittenem Halse, auf dem Tische lagen mit Blut bespritzte Arbeiterhemden. Die Mörder müssen gestört worden sein; denn sie ließen 1500 Mark in Gold und Papier unberührt zurück, während alle Kisten und Kasten geöffnet waren.

[ => Original lesen: 1877 Nr. 29 Seite 6]

- Völkerseelen. In einer ungarischen Schenke trafen sich einst ein Deutscher, ein Magyar, ein Slovake und ein Tscheche. Als sie die Schenke verlassen, entspann sich folgende Unterhaltung. Der Deutsche: "Hobt's g'schaut, auf den Tisch drinnen hot a silbern's Kruzfixerl g'standen? - Der Slovake: I hob's schon. (Er hatte es eingesteckt.) Der Tscheche: Host's g'hobt! (Der Tscheche hatte es dem Slowaken schon wieder weggestohlen )
- Als am 2 d. Mts. Mittags der Eisenbahnzug aus Hildesheim sich bereits in Bewegung gesetzt hatte, um die Station Aschersleben zu verlassen, wollte, wie man dem "Halleschen Tagebl." berichtet, ein Reisender, der sich verspätet, die Reise noch mitmachen und sprang auf das Trittbett eines Wagens. Der dienstthuende Bahnhofsinspector, welcher den Reisenden an seinem Vorhaben hindern wollte, wurde, eher der Zug zum Stehen gebracht werden konnte, durch die Beharrlichkeit seines Gegners selbst umgerissen, ebenso aber auch der Reisende. Beide geriethen unter die Räder des Zuges und wurden sofort getödtet.
- Man schreibt aus Bamberg: Der jüngste Betrugsfall, von Vicomte de Villeneuve an Juwelier Granichstädten ausgeführt, ruft ein Ereigniß ins Gedächtniß, das sich vor 30 Jahren in unserer Stadt zugetragen. Damals trat früh Morgens eine anständig gekleidete Dame in das erste Modewaarengeschäft der Stadt und wünschte einen indischen Shawl zu sehen , um im Auftrage des Domherrn P. eine Auswahl zu treffen. Es wurden drei der theuersten Shawls von einem Werth von 2300 fl. ausgewählt, und die Dame ersuchte nun dringend den Chef der Firma, er möge sie selbst in die Wohnung des Domherrn begleiten, der die Auswahl für seine heute aus München erwartete Nichte treffen werde. Der Chef des Hauses, Herr H. nahm das wohlverwahrte Packet unter den Arm und folgte der Führerin bis in die Wohnung des allbekannten und sehr geschätzten Domherr P., wo die Dame den Modewaarenhändler bat, ihr die Shawls zu übergeben, damit sie mit der nötigen Vorsicht, um die geplante Ueberraschung nicht zu stören, die Stücke dem Domherrn vorlegen könne. Herr H. nahm auf einem Stuhle Platz, während die junge Dame leise mit den Fingern tippte, worauf ein kräftiges "Herrein" von der bekannten Stimme des Domherrn erfolgte. Im Nebenzimmer erfolgten nun Verhandlungen, die H. wohl hören, aber nicht verstehen konnte, die aber thatsächlich nicht im geringsten Zusammenhange mit den Shawls standen. Vielmehr führte die hübsche Gaunerin die bittersten Klagen gegen den Eigenthümer der Shawls, angeblich ihren Gatten, der sich so sehr der Trunksucht hingegeben hatte, daß er schon zeitig am Morgen im Hause rumore und die Gattin mißhandle, und bat, fast in Thränen aufgelost, den hochwürdigen Herrn um dessen Vermittelung, obwohl H. nicht Katholik, sondern Jude sei. Der Domherr versprach sich zwar wenig Erfolg, sagte aber schließlich zu auf die flehentlichen Bitten der jungen Frau, die sich durch eine zweite Thür entfernte, nachdem sie ihren Beschützer aufmerksam gemacht, daß der ruchlose Ehemann bereits auf dem Wege hierher sei und bald vorsprechen werde. Im Empfangzimmer des Domherrn war es stille geworden und im Nebenzimmer wartete geduldig der arg verleumdete Ehe= und geprellte Geschäftsmann. Nach längerer Pause und des Wartens müde, klopfte endlich H. an die Thür des Domherrn , was durch eine Einladung einzutreten, erwidert wurde. "Mein Name ist H.," bemerkte der Eintretende; "ich erlaube mir, Hochwürden, meine Dienste bei der Auswahl der Shawls anzubieten." - "Also wirklich wahr," entgegnete der hochwürdige Herr mit sanftem Vorwurfe, "schon am frühen Morgen sind Sie so betrunken, daß Sie fast besinnungslos sind." - "Hochwürden irren sich in der Person, ich bin der Kaufmann H. und gekommen, Ihre Wünsche bezüglich der Shawls entgegenzunehmen." - "Was reden Sie da von Shawls," sagte gereizt der geistliche Würdenträger, "Ihre Frau scheint mit Recht über Sie wegen Trunkenheit Klage geführt zu haben." - In diesem Tone dauerte das Gespräch zwischen diesen beiden unfreiwilligen Mittheilnehmern an einem Betruge noch eine Weile fort, bis die fein angelegte Gaunerei erkannt worden war. Die schlaue Gaunerin war aus der Stadt verschwunden.
- Mit dem 1. April ist in Frankfurt eine Milcherei ins Leben getreten, die hauptsächlich Milch für kleine Kinder liefert. Der Mangel an solcher rafft bekanntlich die meisten Kinder schon im ersten Jahre hinweg. Unter Mitwirkung und Aufsicht der Aerzte wird die Anstalt nur das allergeeignetste Bergvieh halten, keine viel Milch gebende Kühe, sondern solche, die wenig aber gute Milch liefern. Das Heu sogar wird aus der Schweiz bezogen.
- Ein praktischer Amerikaner hat eine neue Hose für Jungen gebaut. Diese Hose hat ein Hintertheil von Kupferblech, Knie von Eisenblech und wasserdichte Taschen, in die man faule Eier und dergleichen unbesorgt stecken hat. Er hat ein Patent darauf genommen.
- Die Anwohner des Bodensees hatten am 5. April Abends ein Alpen=Panorama wie seit Menschengedenken nicht. Gegen Sonnenuntergang, etwa um die Abendstunde, entwickelte sich eine Beleuchtung der ganzen Alpenwelt von dem Churfürsten bis zu den Allgäuer Bergen, wie sie herrlicher nicht gedacht werden kann. Der Säntis erschien weißglühend, jede Schlucht war dem Auge sichtbar, die entferntesten Berge nahmen eine tiefere gelbliche, die Vorberge eine Rosafärbung an, der See selbst war dunkel stahlgrau und der Himmel stark bewölkt. Die herrliche Erscheinung dauerte etwa dreiviertel Stunden. In der Nacht gab es ein starkes Gewitter.
- Eine Warnung für junge Mädchen, welche wir im Inseratentheile der Provinzialzeitung finden, verdient wohl eine Wiedergabe. Diese Anzeige lautet wörtlich: Die Verlobung mit Fritz Meier ist von meiner Seite gänzlich aufgehoben.
     Mädchen, nehmt Euch wohl in Acht,
     Daß Meier Euch kein Unglück macht.
                                                         Marie Heyer.
- Eine ernst=drollige Geschichte passirte bei Viersen auf einem Bauernhofe: Abends gegen 6 Uhr, beim Scheine des wolkenverhüllten Mondes, hielt eine arme Tagelöhnerfrau im Garten des Bauern eine gründliche Suche nach Möhren, die dort liegen sollten; plötzlich fühlte sie sich im Nacken erfaßt und eine kräftige Mannesstimme rief: Was sucht Ihr hier? "Möhren," antwortete die erschrockene Frau. "Da werdet Ihr keine finden; aber kommt einmal mit!" "Ach, leeven M . . . lott mich doch goan; ich hab nix to äten für de Kender!" "Marsch fort !" donnerte der Bauer und schleppte die zagende Frau bis auf den Hof, wo er einen Stall öffnete; "da sind Möhren! nehmt Euch die Schürze voll! aber das siebente Gebot heißt: Du sollst nicht stehlen! - Für diesmal könnt Ihr nach Hause gehen!"
- Man hat behauptet, Katzen seien nur im Mausen intelligent, die Intelligenz einer englischen Katze ist weiter gegangen. Spitzbuben hatten sich in ein Haus eingeschlichen und sich unter dem Bett versteckt, die Hauskatze hatte sie aber bemerkt und beobachtet, sie sprang auf das Bett des Hauswirthes und weckte den Schlafenden, indem sie ihm mit den Pfoten über das Gesicht fuhr. Er erwachte und die Diebe ergriffen die Flucht. Die letzteren wurden später ergriffen, vor Gericht gestellt und erzählten das Manöver der Katze.
- Der alte Wrangel fragte kürzlich auf der Kunstausstellung in Berlin einen ihm bekannten Maler: "Von wem ist das Bild da?" - "Von mir, Excellenz," versetzte der Künstler. - "Ha, Van Mir, das ist ja wohl ein Niederländer, nicht?" war die Antwort. - "Excellenz verzeihen," stammelte der verwirrte Künstler, der keinen andern Ausweg sah, sich verständlich zu machen, "es ist - von mich!" - Ach so, von Sie! Das freut mir!"
- Herr Patsch kommt vom Bade zurück und begegnet einer guten Freundin. "Glücklich vom Bade zurück?" - Ja wohl, aber bis jetzt spüre ich keine Wirkung vom Wasser. - "Thut nichts, die Wirkung kommt schon nach. Ich habe Jemand gekannt, der erst ein halbes Jahr darnach gestorben ist."


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