No. 27
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 06. April
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1877 Nr. 27 Seite 1]

Politische Rundschau.

Mecklenburg. Der Großherzogliche Hof in Neustrelitz hat am 27. März wegen des Ablebens Sr. K. H. des Herzogs Eugen von Württemberg, sowie Sr. H. des Prinzen Karl zu Hessen und bei Rhein eine achttägige Trauer angelegt.
Den M. A. zufolge wird der Herr Regierungsrath Schmidt in Neustrelitz zu Michaelis d. J. als Mitglied des Oberkirchenrathes in Schwerin in die Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinschen Dienste zurücktreten.
Aus der verrufenen Gründerzeit her bestanden in Rostock noch bis in die letzte Zeit einige von Rostocker "Liberalen" in's Leben gerufene "Gründungen", die nun eine nach der andern zusammenbrechen. Nachdem die "Rostocker Vereinsbank" kürzlich dem Bankerott verfallen ist, ist nun endlich auch in Sachen Lüsewitzer Zuckerfabrik das gerichtliche Verfahren eingeleitet worden. Die Schöpfungen des Liberalismus haben schon viel Elend und Unglück in der Welt angerichtet; aber es wird noch lange dauern, ehe die Nachwirkungen jener bösen Zeit verwunden werden können.
Deutschland. Wie verlautet, wird sich Se. Maj. der Kaiser nach der am 29. d. M. in Karlsruhe stattfindenden Feier des 25jährigen Regierungsjubiläums Sr. K. H. des Großherzogs von Baden nach dem Elsaß begeben und den vom 30. April bis zum 6. Mai verweilen.
Am ersten Ostertage hat im Kronprinzlichen Palais in Berlin die feierliche Verlobung der am 28. März konfirmierten ältesten Tochter Sr. KK. H. des Kronprinzen, I. K. H. die Prinzessin Charlotte mit Sr. H. dem Erbprinzen Bernhard von Sachsen=Meiningen stattgefunden. Die Prinzessin Viktoria Elisabeth Auguste Charlotte ist am 24. Juli 1860 in Potsdam geboren, während der Erbprinz Bernhard Friedrich Wilhelm Albrecht Georg gerade am 1. April seinen 26. Geburtstag feierte.
Eine überragende Nachricht füllt augenblicklich alle Blätter: Der Reichskanzler Fürst Bismarck soll nämlich wieder einmal sein Entlassungsgesuch eingereicht und bereits einen Urlaub auf ein Jahr erhalten haben. Der Entschluß des Fürsten, von seinem hohen und verantwortungsvollen Amte zurückzutreten, wird einerseits wieder mit seinem Gesundheitsstande, andererseits aber mit der bekannten Angelegenheit des Generals Stosch in Verbindung gebracht. Obgleich die Nachricht mit großer Bestimmtheit auftritt, können wir dieselbe doch noch nicht für wahr halten, denn der Fürst hat sich bisher jährlich nicht als ein Mann gezeigt, der bloß aus Rücksicht auf sich selbst und seine Gesundheit oder gar aus kleinlichen Gründen persönlicher Eifersucht das Vaterland im Stich zu lassen fähig wäre. Zumal wenn der fragliche Entschluß des Fürsten gar nicht mit dem Konflikt zwischen dem General v. Stosch und dem Fürsten v. Bismarck, der die Entlassung des Ersteren erwartet haben sollte, in Verbindung gebracht wird, wie es von liberalen Blättern geschieht, so wird dem Fürsten damit eine so kleinliche und engherzige Gesinnung zugetraut, die keines deutschen Mannes, geschweige denn eines Bismarck würdig wäre. Dazu kommt, daß der Fürst noch an demselben Tage, seinem 62. Geburtstage, durch den persönlichen Gratulationsbesuch Sr. Maj. geehrt worden ist, an welchem sein Entlassungsgesuch dem Kaiser zugegangen sein soll. Uebrigens tritt das Gerücht mit solcher Bestimmtheit auf, daß sogar schon als sein eventueller Stellvertreter der preußische Finanzminister Camphausen und als sein Nachfolger der deutsche Botschafter Graf zu Stolberg in Wien oder der Fürst Hohenlohe in Paris genannt wird. Der Fürst v. Bismarck soll Berlin auf längere Zeit verlassen und sich zunächst auf seine lauenburgischen Besitzungen begeben wollen.
Am Dienstag sind II. MM. der Kaiser und die Kaiserin von Brasilien von Wien her in Berlin eingetroffen und von dem Kronprinzlichen Paare empfangen worden. Die Kaiserlichen Gäste reisen incognito als "Don Pedro und Donna Teresa von Alcantara" und werden sich, wie verlautet, gegen vierzehn Tage in Berlin aufhalten.
Die Frage wegen des Sitzes des Reichsgerichtes scheint noch nicht als entschieden angesehen werden zu sollen. Der Bundesrath hat nämlich den Beschluß des Reichstages, angeblich wegen des Laskerschen Antrages, wonach Sachsen keinen besonderen höchsten Gerichtshof haben darf, noch einmal an den Justizausschuß Verwiesen, "um der Sächsischen Regierung Zeit zu lassen, der durch die Annahme des Laskerschen Antrages in das Gesetz gebrachten Veränderung gegenüber ihrerseits Stellung zu nehmen." Die Sache klingt etwas verwunderlich und es scheint fast, als sollte da noch eine andere Absicht werden.
Die Fortschrittspartei scheint augenblicklich in großer Noth zu sein und dieselbe auch bereits zu fühlen. So ist die Abonnentenzahl der fortschrittlichen Blätter sehr gesunken und die Berl. "Volks=Ztg." bietet sich ihren Lesern bereits zu billigerem Preise an.
Griechenland. Die Deputirtenkammer hat den Gesetzentwurf wegen Aufstellung einer außerordentlichen Reserve von 20 000 Mann sowie den Gesetzentwurf wegen Aufnahme einer Anleihe von 10 Millionen für militärische Zwecke angenommen.
Spanien. Der König Alfons befindet sich seit fünf Wochen auf Reisen. Derselbe besucht zum ersten Male die südlichen Provinzen seines Reiches und findet überall einen herzlichen und begeisterten Empfang.
Türkei. In London ist nun wirklich ein politisches Protokoll zwischen Rußland und England unterzeichnet worden. Ob dasselbe zum Frieden führen wird, ist allerdings sehr fraglich. Zwischen der Türkei und Rußland sollen übrigens bereits direkte Verhandlungen angeknüpft sein. England hat einen außerordentlichen Gesandten nach Konstantinopel geschickt.


Anzeigen.

Der Schlachter Joachim Heinrich Ludwig Heidinger, geboren am 11. Februar 1854 zu Herrnburg, Sohn der Arbeitsmann Heidinger'schen Eheleute daselbst, welcher sich bereits im Jahre 1874 zur Erfüllung seiner Militairpflicht hätte stellen

[ => Original lesen: 1877 Nr. 27 Seite 2]

müssen, sich aber bisher nicht gestellt hat, wird in Gemäßheit der Verordnung vom 23. December 1870, betreffend das Verfahren gegen ausgetretene Militärpflichtige etc., edictaliter hierdurch geladen in dem auf

Sonnabend, den 12. Mai c.
Vormittags 11 Uhr

vor dem unterzeichneten Justiz=Amte anstehenden Termine sich einzufinden, unter dem Nachtheile, daß er im Falle seines Ausbleibens in dem anberaumten Termine dem Befinden nach des angeschuldigten Vergehens für überführt angenommen und gegen ihn auf die gesetzliche Strafe wird erkannt werden.
Schönberg, den 8. Januar 1877.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


In der Concurssache des Oelmüllers Adolph Capell zum Hammer werden zum Verkaufe der nachbenannten, zur Masse gehörigen Immobilien als:

a. der auf dem Hammer Gelegenen Oelmühle mit der zu selbiger gehörigen Ziegelei und der s. g. Timmermann'schen Stelle;
b. der ebendaselbst belegenen Kupfermühle c. p., sowie
c. der zu Mannhagen belegenen s. g. Enters'schen Kathe
neue Termine vor dem Großherzoglichen Justiz=Amte, als Concursgerichte, angesetzt, und zwar 1) ein Verkaufstermin auf

Freitag, den 8. Juni cr.,
Morgens 11 Uhr,

                                                    und
2) ein Ueberbotstermin auf

Freitag, den 29. Juni cr.,
Morgens 11 Uhr,

zu welchem Kaufliebhaber mit dem Bemerken hiedurch geladen werden, daß die Besichtigung der erwähnten Grundstücke nach zuvoriger Meldung bei dem Curator bonorum bestellten Pächter Wentzel in Mannhagen jederzeit freisteht und die Verkaufsbedingungen vier Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Justizamtsregistratur einzusehen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten sind. Gleichzeitig ist behufs anderweitiger Regulirung der für den Verkauf obgedachter Immobilien grundleglich zu machenden Bedingungen ein Termin auf

Freitag, den 11. Mai cr.,
Morgens 11 Uhr,

anberaumt, in welchem dem Cridar und den nicht präcludirten Capell'schen Gläubigern das Erscheinen hiedurch freigelassen wird.
Schönberg den 28. März 1877.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     


In der Concurssache des Kaufmanns August Schulze zu Mannhagen sollen in dem daselbst sub Nr. 4 belegenen Hause des Cridars die zur Concursmasse gehörigen Mobilien und Vorräthe an Taback, Pfeifen, Glas= und Porcellan=Eisen= s. g. kurzen Ellen=Galanterie= und sonstigen Krämer=Waaren am

Freitag, den 13. April d. J.

öffentlich meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden.
Die Auction nimmt an dem gedachten Tage Vormittags 10 Uhr in dem Schulze'schen Hause zu Mannhagen ihren Anfang.
Schönberg, den 3. April 1877.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Am Donnerstag den 12. April, Mittags 12 Uhr, soll in der Behausung des Hauswirths Mustin in Campow in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

ein Fuchs=Wallach,
eine rothe Kuh.
Schlagsdorf, den 1. April 1877.

Krüger, Landreiter.     


Am Sonnabend den 14. April c., Morgens 10 Uhr soll in der Behausung des Schulzen Kähler zu Lankow in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

1 Lade, 1 Kasten, 1 Tisch, 1 Küchenschrank, 2 Milchschränke, Haus= und Küchengeräthe, 1 Schiebkarre, gegen 10 Pfund Wolle, gegen 60 Pfund Flachs, gegen 20 Pfund Garn, 1 kleines Fuder Heu, gegen 42 Scheffel Kartoffeln, 1 Scheffel Aussaat=Roggen, gegen 2000 Soden Torf, 2 Fuder Holz, 4 Fuder Dung, 2 Schaafe.
Schlagsdorf, den 1. April 1877.

Krüger, Landreiter.     


Holzauction.

Mittwoch den 11. April d. J. sollen im Törber Holze, Vitenser Forste, meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:

Eichhester, zu Nutz= und Pfahlholz tauglich,
Eichen=Wagendeichsel,
Eichen Durchforstungs=Stangenholz,
Eichen Klafterholz,
Buchen Klafterholz,
Buchen Zweigholz.
Die Auction beginnt Morgens 9 Uhr und wollen Käufer sich im Hau des Törber Holzes einfinden.
Vitense, den 3. April 1877.

L. Wiegandt.     


Die in der Behausung des Hauswirths Mustin in Campow zum Montag den 9. April c., Mittags 12 Uhr, angesetzte Auction findet nicht statt. Schlagsdorf, den 1. April 1877.

Krüger Landreiter.     


Auction.

Am Montag den 9. April cr. von Morgens 10 Uhr an werde ich im Hause des Herrn Gastwirth Boye hieselbst

2 Taschenuhren, Mannskleidungsstücke, Bettzeug, Bettfedern, Kessel, 1 Koffer und verschiedenes Hausgeräth
öffentlich meistbietend gegen sofortige Bezahlung versteigern.
Schönberg.

Staffeldt,          
Landreiter.     


Auction.

Am Donnerstag den 12. April d. J. Morgens 10 Uhr werde ich in der Behausung der Einwohner Kibbel und Möller vor dem Siemzerthore hieselbst die nachgenannten Gegenstände, als:

1 silberne Ankeruhr, verschiedene Kleidungsstücke, 1 Barometer, 4 Polsterstühle und etwas Buchenholz
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung versteigern.
Schönberg.

Staffeldt,          
Landreiter.     


Bekanntmachung.

Diejenigen Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts, welche noch die am 8. Januar cr. verkündete Armensteuer restiren, werden hiermit aufgefordert, bis zum 12. April cr. ihre Beiträge einzuzahlen, widrigenfalls die Liste zur Einforderung abgegeben werden soll.
Schönberg, den 5. April 1877.

Die Armenbehörde.     


Die Aufnahme neuer Schüler in die Real= und Bürgerknabenschule findet am Montag den 9. April, von Morgens 8 Uhr an im Schulhause statt. Die neu aufzunehmenden Schüler haben einen Pockenschein, und wenn sie nicht in hiesiger Gemeinde geboren sind, auch einen Geburtsschein mitzubringen. Schüler, welche das 12. Lebensjahr bereits überschritten haben, müssen außerdem auch eine Bescheinigung der wiederholten Impfung mitbringen.
Schönberg, 22. März 1877.

Direktor Dr. Schildt.     


Die diesjährige Frühjahrsversammlung des landwirthschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg findet am

Donnerstag den 26. April

im Hause der Frau Boye in Schönberg statt.

C. Burmeister,     
z. Z. Secretair.      


[ => Original lesen: 1877 Nr. 27 Seite 3]

Schul=Anzeige.

Der neue Cursus an der Mädchenschule wird am Montag den 9. April um 7 Uhr früh beginnen, die Aufnahme in die Elementarklasse ebendann um 9 1/4 Uhr des Vormittags in dem Nebenschulgebäude der Real= und Knabenschule geschehen; ältere aufzunehmende Schülerinnen bitte ich vorher bei mir anzumelden. Für sämmtliche neu eintretenden Schülerinnen ist die Vorlegung eines Impfungs= resp. Wiederimpfungs=Attestes, für die auswärts geborenen auch die eines Geburtsscheines erforderlich.
Schönberg, den 28. März 1877.

Rector C. Wesemann.     


Stets vorräthig:

Einfache und doppele Bruchbänder in verschiedener Gattung, Suspensors oder Tragbeutel, Nabelbinden mit und ohne Luftkissen für Kinder, runde und Flügel=Mutterkränze, Clysopomps und doppelte Clystirspritzen zum Selbstklystiren, Wundspritzen aller Art zu jeglichem Gebrauch, Irrigators, Eisbeutel mit festem Verschluß, Gummi=Luftkissen für Kranke, Milchpumpen oder Warzenzieher, Brusthütchen bei wunder Warze, Warzendeckel, Brustgläser, wasserdichtes Zeug als Unterlage in den Wiegen wegen Durchnässen der Betten, Mutterrohre,
electro=motorische Zahnhalsbänder zur Erleichterung und Schutz des Zahnen bei Kindern sehr empfehlenswerth, Zahnringe in Gummi und Horn, die neuesten Milchflaschen mit Schlauch und Bürste, sowie ächte Milchsauger von reinem Gummi und dergleichen mehr sind stets zu haben bei

Emil Jannicke,        
Bandagist in Schönberg.     


Dem geehrten Publikum die ergebenste Anzeige, daß wir bei dem Schuhmachermeister

H. Bohnhoff,
Sabowerstraße,
eine Niederlage von Herren= und Damen=Schuhmacherarbeit

eingerichtet haben und empfehlen selbiges unter Zusicherung reeller Arbeit und billiger und fester Preise.
Schönberg, 12. März 1877.

Das Schuhmacher=Amt.     


Allgemeine Gesellen=Krankenkasse.

Der vierteljährige Beitrag von Ostern bis Johannis wird am Sonntag den 8. April, Nachmittags 3 Uhr, im Lokale des Herrn Gastwirth Krüger hieselbst erhoben.
Die Mitglieder werden ersucht, möglichst zahlreich zu erscheinen wegen Wahl eines Beisitzenden, sowie um einen vom Altgesellen gestellten Antrag zu erledigen.
Schönberg, im März 1877.

Der Vorstand.     


Dem geehrtesten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich von heute an eine Auswahl

neuer Wagen u. eleganter Phaeton

nach neuester Construction und dauerhaft gearbeitet vorräthig halte.

Heinrich Badstein,              
Stellmachermeister in Schönberg.     


Vor einigen Wochen ist auf dem Wege von Törpt nach Schwanbeck eine Wagenkette verloren, gezeichnet P. L. Der ehrliche Finder wird gebeten, dieselbe gegen eine Belohnung in der Expedition der Anz. zu Schönberg abzugeben.


Gute Glasdachpfannen,
à Stück 75 Pfennige,

hält zum Verkauf

Rehna.                                                     Talg, Glaser.


Hiedurch die ergebenste Anzeige, daß ich meine in dem besten Ruf stehende

Cigarrenfabrik

nach Carlow verlege und bitte auch dort mir das Zutrauen zu schenken, wie es mir hier zu Theil wurde, da ich dort die Fabrik bedeutend vergrößern kann.
Pogetz, den 30. März 1877.

Achtungsvoll
Johannes Eckmann.


Wohnungsveränderung.

Meinen geehrten Gönnern die ergebene Anzeige, daß ich jetzt Siemzerthor bei Frau Schrep Wwe. wohne. Mein Geschäft werde ich bis auf Ausbesserungen von Korbarbeiten fortsetzen. Rohrstühle werden nach wie vor angefertigt und bitte um geneigten Zuspruch.

E. Wolgast Wwe.,         
Korbmacher, Schönberg.           


Hierdurch mache ich bekannt, daß ich von jetzt an mein Geschäft als Schneiderin auch außer dem Hause betreibe und bitte um geneigten Zuspruch.

Sophie Baer,
Schönberg,
in der Marienstraße bei Tischler Kiel.


Alle diejenigen, welche noch Forderungen an mich haben, wollen ihre Rechnungen gefl.

bis zum 15. d. Mts.

bei mir einreichen. Zugleich ersuche ich Alle, welche mir noch Schulden, binnen gleicher Frist ihre Rechnungen zu ordnen.

Julius Schweigmann.


Wohnungsveränderung.

Seit Ostern wohne ich nicht mehr bei der Conditor=Wittwe Greiff, sondern bei dem Schuhmachermeister Kleinod in der Siemzerstraße.
Schönberg, im April 1877.

E. Söhlbrandt.     
Hebamme.         

Gleichzeitig erlaube ich mir den geehrten Damen mein Lager von sämmtlichen

Haararbeiten

freundlich in Erinnerung zu bringen.
Von ausgekämmten werden alle Sorten Flechten u. s. w. in kurzer Zeit und zu den billigsten Preisen von mir angefertigt.

D. O.     


Frischen Chlorkalk
empfiehlt                          
                          J. Ludw. D. Petersen.
                          in Schönberg.


Sobald ein Kind hüstelt

oder sich katarrhalisch zeigt, muß es unter allen Umständen bei reiner Luft ruhig in der warmen Stube gehalten werden, es darf durchaus nicht ins Freie. Zumal zu einer Zeit, wo Keuchhusten oder andere Kinderkrankheiten herrschen, sollte dieser Rath um so gewissenhafter beobachtet werden. Dabei giebt man dem Kinde jede 2-3 Stunden einen Theelöffel L. W. Egers'schen Fenchelhonig am besten lauwarm ein; die Besserung wird sehr bald zu merken sein. Die Kleinen nehmen dieses ebenso heilsame als wohlschmeckende Mittel mit wahrer Gier. Da viele Fabrikate existiren, so beachte man, daß der echte L. W. Egers'sche Fenchelhonig, kenntlich an Siegel, Etiquette mit Facsimile, sowie an der im Glase eingebrannten Firma von L. W. Egers in Breslau in Schönberg nur allein zu haben ist bei Buchbinder C. Sievers.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 27 Seite 4]

Nur noch ganz kurze Zeit
dauert der
Ausverkauf
meines Waaren-Lagers
Die Preise der Waaren sind ganz bedeutend herabgesetzt
und bietet eine seltene
vortheilhafte Gelegenheit
zum billigen Einkauf.
Das Lager enthält noch immer ein vorzügliches Sortiment der besten
Buckskins, Kleiderstoffen, Bettzeuge, Cattune, Tücher, Confections=Artikel etc. etc.
Julius Schweigmann
in Schönberg.


An die Herren Landwirthe.

Wir beehren uns, den Herren Landwirthen mitzutheilen, daß die

Kölnische Hagel-Versicherungs-Gesellschaft ihren Geschäftsbetrieb in durchgreifender Weise reorganisirt hat, und daß wir in der Lage sind, den Herren Landwirthen nicht nur mannigfach verschiedene, sondern auch besonders günstig Offerten machen zu können und erklären uns gern bereit, das Nähere mitzutheilen.

W. Holldorff=Schönberg.     
H. Schreiber=Rehna.           


Eine reichhaltige Auswahl neuer Frühjahr= u. Sommerstoffe, sowie Confectionen aller Art

ist eingetroffen und halte dieselbe zu besonders billigen Preisen bestens empfohlen. Der Ausverkauf der noch vorjährigen älteren Modeartikel, Möbel= und Teppichstoffe etc. wird zu bedeutend ermäßigten Preisen fortgesetzt.

Ludw. Wendt, Lübeck.     


Zu Ostern oder Michaelis eine Wohnung, parterre, zu vermiethen. 1 Stube, Schlafstube, Küche, Keller, Stall, Bodenraum u. s. w.
Eine Wiese, ethes Kuhfutter, auf 7 hintereinander folgende Jahre zu verpachten nebst einem Garten, 12 []Ruthen groß.
Näheres durch

J. Kibbel, Commissionär.     
Schönberg.            


Einen kleinen, wenig gebrauchten

Sparheerd mit Rauchfang

beabsichtige ich billig zu verkaufen.

Schönberg.                                                     C. Zander.


Einige Fuder Dung

sind noch zu verkaufen. Näheres in der Exped. der Anz. zu Schönberg.


Eintragungen in die Standes=Register
des Standesamtsbezirks Schönberg.

Geboren. D. 15. März dem Zimmergesellen Joachim Heinrich Behncke zu Schönberg ein Sohn. - D. 13. dem Arbeitsm. Joachim Asmus Busch zu Torrisdorf eine Tochter. - D. 17. dem Arbeitsm. Johann August Höpcke zu Schönberg eine Tochter. - D. 15. eine uneheliche Tochter zu Schönberg. - D. 25. dem Hauswirth Heinrich Freitag zu Kl. Bünsdorf eine Tochter. - D. 26. dem Instrumentenschleifer Jürgens zu Schönberg ein Sohn.

Gestorben. D. 18. März Arbeitsm. Mathias Heinrich Burmeister zu Retelsdorf, 65 J. 3 M. alt. - D. 19. Catharina Elisabeth Maaß geb. Kegel, Produktenhändlerfrau zu Schönberg, 68 J. alt. - D. 22. Hans Peter Callies, Schulzenaltentheiler aus Menzendorf, z. Z. in Rabensdorf, 66 J. alt. - D. 22. Marie Johanne Georgine Reimer, Thierarzttochter zu Schönberg, 21 J. alt. - D. 27. Erna Maria Catharina Dorothea Margarethe Retelsdorf, Hauswirthstochter aus Rieps, z. Z. in Kl. Siemz, 24 Tage alt. - D. 2. April Maria Dorothea Elisabeth Fischer, geb. Behrens, Produktenhändlerfrau zu Schönberg, 46 J. alt. - D. 3. Hellmuthine Louise Margaretha Baer geb. Kauffeldt, Sattlermeisterwittwe zu Schönberg, 82 J. alt.

Angeordnete Aufgebote. Reifer Joachim Heinrich Maaß und Schneiderin Sophie Caroline Elise Dahn zu Schönberg. - Telegraphist Johann Hermann Heinrich Schröder aus Alt=Buckow und Justine Catharine Marie Krüger zu Schönberg. - Arbeitsm. Mathias Heinrich Maaß zu Sabow und Catharine Dorothea Creutzfeldt aus Klocksdorf, z. Z. in Rodüchelsdorf. - Arbeitsm. Johann Friedrich Joachim Kalckhorst aus Hof Wotenitz, z. Z. in Rottensdorf, und Catharina Maria Elisabeth Rieckhoff aus Kl. Siemz, z. Z. in Rottensdorf. - Pferdeknecht Johann Jochen Peter Lüth zu Selmsdorf und Marie Wilhelmine Arndt aus Gr. Siemz, z. Z. in Selmsdorf.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,20 .
Hühner d. St. M1,60 .
Tauben d. St. M0,50 .
Spickgans d. St. M3,50 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,45 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,15 .
Eier 5 St. für M0,30 .


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen16 M 50Pfennig  bis 23 M -Pfennig.
Roggen17 M 50Pfennig  bis 18 M -Pfennig.
Gerste15 M -Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.
Hafer15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Erbsen15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 27 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 27 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 6. April 1877.


Zur Einfriedigung der Weiden.
Von Hagedorn.

In der letzten Generalversammlung des landwirthschaftlichen Centralvereins von Masuren und Lithauen in der Provinz Ostpreußen entschied man sich unter Anderem auch dahin, daß die Landwirthschaft der Provinz an zu starkem Getreidebau kranke. Man spreche zwar viel von einer Einschränkung des Letzteren, gehe aber nicht energisch genug vor, um vermehrten Futterbau zu treiben. Während man hier vor zwanzig Jahren Anstrengungen machte, alte Weiden zum Getreidebau aufzubrechen, giebt man sich heute bereits Mühe wieder, gute Weiden zu schaffen. Bei Anlage solcher lasse man sich oft zum Aufnehmen derselben im dritten Jahre bewegen, es sei das falsch, da die Weide sich erst im vierten Jahre vollkommen entwickele. Im Allgemeinen könne man behaupten, daß nur die Hälfte des ganzen Areals einer Wirthschaft zum Körnerbau verwendet werden solle, welche Zahl auf 3/7 und 2/5 unter Umständen zu verringern sein dürfte. Der Rest des Landes sei immer dem Futterbau zu übergeben. - Aus dem Bereiche des landwirthschaftlichen Vereins in Bayern und aus anderen Gegenden hört man ferner die allgemeine Klage, daß die Kulturkosten zu hoch seien zum Preise der Rohprodukte, kurz das mittel= oder unmittelbare Hindrängen: die Landwirthschaft müsse bei weitem mehr für Futter=, Wiesen= und Weide=Erträge als bisher sorgen, nimmt immer mehr an Umfang zu und nicht wenig haben die heute sich schroff offenbarenden Wirthschaftszustände dazu beigetragen. Eine wesentliche Förderung dieses Ziels wird durch die Einfriedigung derjenigen Ländereien erhalten, welche dauernd jenem Zwecke dienen sollen.
Die amerikanischen Farmer, welche auch gut zu calculiren verstehen, nehmen nach dem Berichte des Agriculture Departement für eine todte Einfriedigung derselben Parcelle beinahe das Dreifache der Anlagekosten und mindestens 10 Procent der Unterhaltungskosten, als wenn eine lebende Einfriedigung zu demselben Zwecke vorgenommen wird und doch hat Holz dort meistens nur sehr geringen Werth. - Indeß sind die lebenden Einfriedigungen dauernder Futterstücke und Weiden auch aus mannigfachen anderen Gründen nützlicher als die todten oder das nicht eingefriedigte Liegenlassen solcher Ländereien.
Bei einer guten Anlage lebender Einfriedigungen werden die Futter= und Weidestücke nicht nur in der strengen Jahreszeit vor den kalten, sondern in der warmen Jahreszeit auch vor den ausdörrenden Winden geschützt. Die Gräser etc. erhalten sich hinter lebenden Einfriedigungen nicht nur gesunder, sondern auch im Ganzen frischer, staubreiner und grünen deshalb einerseits zeitiger, andererseits schneller aus. Die Feuchtigkeit wird ihnen hier mehr erhalten und es bieten Summa Summarum, bei sonst gleichen Verhältnissen, lebend eingefriedigte Futter= und Weideplätze den Thieren mehr und gleichmäßigere Ernährung als hinter todten Zäunen oder Dräthen. Ueberdem gewähren lebende Einfriedigungen bei richtiger Anlage den Thieren Schatten und Schutz jeder Art.
Für jegliche Thiernutzung ersparen Einfriedigungen Menschenkräfte zur Abwartung für einen großen und landwirthschaftlich wichtigen Theil des Jahres. Sie überheben auch für eine lange Zeit des lästigen Aus= und Eintreibens der Thiere auf nicht eingefriedigten Weiden= und Futterplätzen, vor allem aber gewähren sie den Thieren jene Ruhe und Ungestörtheit, welche bekanntlich den Erfolg einer guten Mästung und Milchwirthschaft sichert und selbst bei Schafen die Qualität der Wollfließe erhöht. Für die Haltung junger Thiere jeder Art, ausgenommen die Schweine, sind lebende Einfriedigungen beinahe unersetzlich, wenn die gesunde Entwickelung jeglicher Thierstämme kann eben nur in freier Natur und nicht in Höfen und Ställen im Großen und Ganzen erreicht werden.
In gewissem Maße besitzen alle diese Vorzüge für die Nutzthierhaltung die lebenden Einfriedigungen am meisten und rationellsten und sind deshalb den todten Einfriedigungen durchweg vorzuziehen, es mag sich um die Anlage der ersten in der Nähe oder, noch wichtiger, um solche auf fern gelegenen Ländereien handeln. Wo ferner bereits Brenn= und Nutzholz theuer geworden sind, bieten die lebenden Einfriedigungen Gelegenheit zur Gewinnung von Brenn= und Schürhölzern, zwei Objekten, welche zu erlangen namentlich dem Klein= und Mittelbesitz oft viele Umstände und Ungelegenheiten bereiten.
Je nach Umständen, Boden, Klima und Beschaffenheit der Verhältnisse eines landwirthschaftlichen Anwesens, kann die Anlage lebender Einfriedigungen zu gedachten Zwecken eine sehr verschiedene sein, sie läßt sich den mannigfachsten Anforderungen anpassen.
Solche Anlagen können nur gewöhnliche Hecken, oder Knicke, oder Buschhecken sein.
Wir entnehmen diesen Aufsatz dem "Sonntagsblatte der deutschen Landeszeitung," auf welches wir bei dieser Gelegenheit unsere Hauswirthe aufmerksam machen möchten, da es häufig wirthschaftliche Abhandlungen bringt, die sich für unser landwirthschaftliches Publikum sehr eignen dürften. Das Sonntagsblatt ist durch die Post für 1 M.25 Pf. vierteljährlich zu beziehen.


- In der Capelle des königlichen Schlosses zu Berlin fand am Gründonnerstag die feierliche Einsegnung des Prinzen Heinrich, der Prinzessin Charlotte, zweiten Sohnes und ältesten Tochter des Kronprinzen, sowie der Prinzessin Luise, dritten Tochter des Prinzen Friedrich Carl statt. Die den hohen Confirmanden mitgegebenen Losungen waren für die Prinzessin Charlotte Sprüche Sal. Kap. 4 Vers 23; für die Prinzessin Louise 1. Korintherbrief Kap. 13, Vers 13; für den Prinzen Heinrich Psalm 107, Vers 23, 24, 31.
- Kaiserin Charlotte in Taconeren bei Brüssel, die unglückliche Wittwe des Kaisers Max von Mexiko, ist aus stillem Wahnsinn in Tobsucht verfallen und ihrem Ende nahe.
- In Udine (Italien) sperrte ein Vater, Calagiri, seine hübsche 18jährige Tochter - aus was für Gründen, ist noch nicht aufgeklärt - in ein unterirdisches, an das Haus anstoßendes Loch, das wahrscheinlich als Eisgrube gedient hatte. Dies geschah im Jahre 1844. Die Schwiegermutter und eine Schwester derselben schwiegen still zu dieser Grausamkeit. Nach dem Tode des Vaters wurde ein Schwager ihr grausamer Kerkermeister und durch Zufall wurde jetzt vor einigen Tagen erst die Schandthat entdeckt. Der Präfekt der Provinz, begleitet von dem Gericht=, Militair= und Gemeindebeamten, fand die Unglückliche in einem schändlichen Zustande. Ihre Sprache hatte sie durch jahrelanges vergebliches Hülferufen vollständig verloren. Ihre gypsbleiche, blut= und fleischlose Gestalt glich mehr einem herumwandelnden Gerippe, als einem lebenden Wesen. Zweiunddreißig Jahre war sie lebend begraben.
- Das bringt mein Handwerk mit sich, antwortete ein Seiler schlagfertig und witzig auf den Vorhalt, daß es mit ihm rückwärts gehe. Aber in der That sonst hat die Berufsart großen Einfluß auf Gemüthsart, Charakter, Gesundheit und Lebensdauer. Fast jede Geschäftsart habe ihre besonderen Krankheitsanlagen und Erscheinungen. Das Krankheitsverhältniß bei den Schneidern beträgt im Durchschnitt 67 Proc., bei andern Handwerkern 46, bei den Zuckerbäckern 25. Ursache ist nicht nur, weil viele kränkliche und schwache Men=

[ => Original lesen: 1877 Nr. 27 Seite 6]

schen Schneider werden, sondern mehr noch die schlechte Körperhaltung, das viele Sitzen und der Mangel guter Luft. Die Krätze wird häufig bei ihnen erzeugt durch den Wollenstaub, der von den Wollenstoffen beständig auf die Haut fällt. Bemerkenswerth sind die moralischen Erkrankungen der Schneider. Nach Glatter wurden vom Wiener Landesgericht zwischen 1859 und 1864 von 1000 Schneidern wegen Majestätsbeleidigung 35, wegen Religionsstörung 7, wegen Diebstahls 56, wegen Veruntreuung 83, wegen Bankerott 55 verurtheilt. - Aehnliche Verhältnisse sind beiden Schustern, bei denen sich namentlich als Folge ihrer Arbeitsform häufige Magenleiden einstellen, den 67 Proc. zum Opfer fallen. Von Gemüthsstörungen kommen bei ihnen häufig Anlage zur Poesie (ist das eine Störung?) und Hang zur religiösen Schwärmerei vor. In den Irrenhäusern von Paris stellen die Schuster die zweitgrößte Menge unter den Handwerkern. Man bringt diese Störungen mit dem Zusammendrücken der Leber durch die eigenthümlich gebückte Haltung beim Sitzen in Verbindung. Bei Manchen äußert sie sich nur in sehr durstiger Leber. Bei Schneidern und Schustern zeigt sich vorzugsweise eine starke Entwickelung des cholerischen (leidenschaftlichen) Temperaments. So erklärt man es, daß Beide als eifrige Verfechter neuer Ideen stets viele Kämpfer in Revolutionen stellen. Von den Bierbrauern gehen im Durchschnitt 26, von den Bäckern 23 Proc. an der Auszehrung zu Grunde. Die gesündeste Beschäftigung ist die Gärtnerei. Unter den geistigen Arbeitern erfreuen sich die Geistlichen der größten Lebensdauer. Unter den Bischöfen beim Concil in Rom 1870 gab es 3 mit 96, 2 mit 90, 20 mit 80-85, 46 mit 70-80, 79 mit 70-75 Lebensjahren. Geistliche und Aerzte bilden große Gegensätze. Von Aerzten erreicht nur ein Drittel das 60. Lebensjahr. Schauspieler und Künstler unterliegen durch leichten Lebenswandel vielen Krankheitserscheinungen; Anstrengungen und Aufregungen aller Art rufen oft plötzliche Störungen herbei. Zu den Krankheiten der Musiker gehört die Trunksucht. Eigenthümlich ist, daß viele Musiker schwerhörig oder taub werden. Ueberhaupt ist die Wirkung der Musik auf die Nerven nach dem Urtheil erfahrener Aerzte eine sehr aufregende. Die Musik wirkt durch das Ohr auf Gehirn und Rückenmark und dies um so mehr, je mehr das Nervensystem durch äußere oder innere Vorgänge erregt ist.
- Die Einsenderin, die in Nr. 24 d. Bl. dem Artikel 119 der Cölner Zeitung entgegengetreten, ist sicher eine recht brave, sparsame Ehefrau mit vortrefflichen Ansichten über die Pflichten des Ehegatten, auch ist ihr Tadel über viele üble Gewohnheiten eines großen Theils der Männer gerecht - allein dieselbe täuscht sich mindestens, wenn sie wirklich meinen sollte, daß diese Männerwelt in die kolossale Verunstaltung der durch Phantasieputz der angeblichen Mode huldigenden weiblichen Exemplare vernarrt sei und hierdurch die Frauenzimmer zu Närrinnen mache. Die abschreckenden Beispiele im Verputze von Personen und Geld lassen bei den Männern keinen Wunsch nach Eheschließungen aufkommen. Nicht hinwegzuleugnen ist und bleibt die Thatsache, daß Gefallsucht, Eitelkeit Hochmuth und Mangel an ästhetischer Einsicht die Urquellen jener bedauerlichen Verunstaltungen und Verschwendungen sind, - der Neid aber die ansteckende Epidemie ist, welche die große Verbreitung jenes Uebelstandes fördert!
- Ist denn blondes Haar auf dem eigenen Kopfe nicht mehr sicher? In Politz bei Greiz drang ein schlanker Mensch mit blondem Schnurrbart Abends um die siebente Stunde in die Wohnung des Amtsrichters Sch., warf dessen Ehefrau nieder, hielt ihren Kopf zwischen seinen Beinen fest und schnitt ihr das schöne blonde Haar ab. Als der Amtsrichter heimkam, war von dem Räuber keine Spur mehr da.
- Dem ehrsamen Bäckermeister S. in Boxhagen bei Berlin ging dieser Tage eine amtliche Ladung zu, nach welcher er sich mit seiner Frau am Sonnabend zu einem Termin beim Kreisrichter einfinden sollte. Er wußte von keinem Termine, schüttelte den Kopf und erkundigte sich schon am Freitag, was die Ladung zu bedeuten habe. Der Kreisrichter wußte von nichts und erkannte die Ladung als gefälscht. Nehmen Sie sich in Acht, sagte er, Sie sollen sammt Ihrer Frau vielleicht nur aus Ihrem Hause gelockt werden. - Am Sonnabend zur bestimmten Stunde verließ der Bäcker sammt Frau sein Haus und schloß seinen Werkführer als Schutzwache ein. Als er nach einer Viertelstunde zurückkehrte, überrannten ihn zwei Spitzbuben, die eben eingebrochen waren; in der Eile hatten sie Meisel und Dietriche zurückgelassen.
- In Bezug auf Sprache und Glaubensbekenntniß sieht es, Gott sei Dank, in unserem deutschen Reichstage doch nicht so bunt aus wie in dem türkischen! Allgemeine Geschäftssprache ist natürlich als Sprache der Regierung das Türkische, das so ziemlich im ganzen Reiche verbreitet und gekannt ist. Außerdem aber unterhält man sich: kroatisch, serbisch, bulgarisch, albanesisch, neugriechisch, armenisch, arabisch, tatarisch, tscherkessisch, chaldäisch, kurdisch, berberisch, walachisch und im Ladino (jüdisch=spanisch). Der Confession nach zerfallen die Abgeordneten in Muhamedaner (Sunniten), Griechisch Unirte und Nichtunirte Katholiken, Armenisch=Unirte und Nichtunirte Protestanten, Chaldäer, Israeliten, Menoniten und Drusen. Abgesehen davon, daß die Muhamedaner den Freitag, die Juden den Sonnabend und die Christen den Sonntag als Ruhetag feiern hat auch noch jede der verschiedenen Religionsgenossenschaften ihre besonderen Feiertage, sodaß es wohl nur wenige Tage im Jahre geben wird, welche nicht irgend ein Theil der Versammlung als Festtage zu begehen hat. Ob der Präsident und die Commissionen darauf werden Rücksicht nehmen können?
- Ein öffentlich ausgeschriebenes Amt, ein solider ruhiger Posten mit beschränkter Amtsthätigkeit, ein reinliches und einträgliches Geschäft mit gesetzlich bestimmten Nebengebühren hat gewiß für Viele etwas Verlockendes. Mit einem Jahresgehalt von 420 Gulden ö. W. ist eine 25procent. Zulage auf die Zeit der Dienstfähigkeit, eine weitere Zulage von jährlich 126 Gulden zur Haltung eines Gehülfen und ein Quartiergeld von 120 Gulden verbunden. Bewerber haben ihre Gesuche binnen 4 Wochen an das Landesgerichts=Präsidium in Innsbruck einzusenden. Es handelt sich nämlich um die Wiederbesetzung der - Scharfrichterstelle für Tyrol und Vorarlberg.
- "Jede Sache in der Welt hat ihre schöne Seite," sagte der Gefangenwärter zu einem Gefangenen. "Mag sein," erwiderte dieser, "aber die schöne Seite des Gefängnisses ist nie inwendig."
- Aus Wurzen können wir eine Liebesgeschichte mittheilen, die zwar nur unter Thieren spielt, aber immerhin für eine gewisse Gefühlsbildung der beiden Liebenden spricht. In der dortigen Restauration zur "Pfeffermünze" liegt im Hofe ein Kettenhund mit ingrimmiger Seele, der alles anknurrt und wenn es in seine Nähe kommt beißt und zerreißt. Nun ist auch eine Henne da, die sich als Eierlegerin bereits einen verdienten Namen gemacht hatte und auf dem Hofe immer gackernd herumhüpfte. Diese stellte plötzlich, zum Staunen der Wirthin von der Pfeffermünze, das Legen ein und kein Mensch fand einen vernünftigen Grund dafür, bis endlich aufmerksame Beobachtung lehrte, daß die Henne mit dem Hunde ein unerlaubtes Verhältniß unterhielt und ihm die Eier zuwandte, die von Rechtswegen der Wirthin zukamen. Wenn der Hund noch so bissig alles anknurrte, die Henne hüpfte zu ihm, pickte ihn auf den Kopf, und nach mancher ausgetauschten Zärtlichkeit kroch der Hund aus der Hütte, die Henne aber schlüpfte hinein, um nach einiger Zeit wieder fröhlich gackernd herauszukommen. Da untersuchte man denn die Hütte, was dem knurrenden zähnefletschenden Hunde gegenüber nichts Leichtes war, und fand - eine ziemliche Anzahl leerer Eierschalen, sowie ein noch warmes, demnach frisch gelegtes Ei. Da diese Liebe für den Hausstand der Wirthin bedenkliche Folgen zeigte, so hat man die Liebenden grausam getrennt.


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