No. 25
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 27. März
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1877 Nr. 25 Seite 1]

   In Verfolg der Bekanntmachung Großh. Landvogtei vom 14. d. M., betr. den Ausbruch der Räude unter den Schafen der Hauswirthe Meyer, Schmidt und Foy in Schwanbeck, wird hierdurch ferner zur allgemeinen Kunde gebracht, daß

1) der Austrieb der erkrankten Heerden auf die Weide nur unter der Bedingung geschehen darf, daß dieselben von allen fremden Schafheerden, sowie von Wegen und Weideplätzen, welche letztere betreten, wenigstens 200 Schritt entfernt gehalten werden,
2) nur solche Thiere geschlachtet werden dürfen, bei denen in Folge des allgemeinen Krankheitszustandes noch keine erhebliche Abmagerung eingetreten ist,
3) die nach auswärts zum Schlachten verkauften Thiere nur zu Wagen transportirt, und
4) Felle und Wolle der erkrankten Thiere nicht anders verkauft werden dürfen, als wenn sie wenigstens 4 Wochen lang der freien Luft ausgesetzt waren.
   Die Besitzer kranker Schafe haben obige Vorsichts=Maßregeln, bei 20 M.Strafe für jeden Uebertretungsfall, genau zu befolgen und werden die Schulzen, Landreiter, Husaren u. s. w. zur Vigilanz resp. Anzeige hierdurch angewiesen.
   Gleichzeitig macht Großh. Landvogtei diejenigen Zeichen der Räude=Krankheit bei Schafen, welche auch für Laien leicht erkennbar sind, im Nachstehenden bekannt:
   Bei Besichtigung einzelner Thiere, wie auch ganzer Heerden fällt zunächst das häufige Reiben und Nagen auf, welches ganz besonders nach einer erhitzenden Bewegung lebhaft hervortritt; an den räudigen und genagten Stellen geht die Wolle in kleineren oder größeren Flocken aus, welche sich entweder über die Fläche des Vliesses hervorschieben oder, wenn die Spitzen des Stachels untereinander verklebt sind, mit dem weißen Wurzelende über das Vlies hervortreten. Vieles Flockig= und Zottigwerden des Wollvliesses erweckt mindestens Verdacht auf Räude. Bei dem Reiben solcher Stellen tritt sofort das größte Wohlbehagen hervor, die Thiere beben mit den Lippen, machen kratzend Bewegungen mit den Hinterfüßen und nähern den Kopf der geriebenen Stelle. Nur an den bewollten Körpertheilen taucht die Räude auf, besonders an der Schwanzwurzel, der Kruppe, auf dem Rücken entlang bis zum Halse und an den Schultern, während die untere Bauch= und Brustgegend selten ergriffen wird.
   Schönberg, den 20. März 1877.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.      v. Arnim.


Politische Rundschau.

Deutschland. Der achtzigste Geburtstag unsers allverehrten und allgeliebten Kaisers ist überall in ganz Deutschland von Hoch und Niedrig in herzlichster Freude gefeiert worden, und kaum eine Stadt oder ein Dorf dürfte im ganzen weiten Reiche sein, die nicht an der allgemeinen Freude theilgenommen hätten. Nur hier und da haben sich Sozialdemokraten von der Festfreude ausgeschlossen. Aber auch weit über Deutschland hinaus, in allen Welttheilen, wo nur immer die deutsche Sprache gesprochen wird, ist Kaisers Geburtstag in lauter Freude gefeiert worden ; und sämmtliche europäische Fürsten haben ihre Glückwünsche gesandt. Der Kaiser selber ist von nah und fern mit den kostbarsten und sinnigsten Geschenken überhäuft worden, unter denen das großartigste und sinnigste ein von sämmtlichen deutschen Fürsten geschenktes Gemälde ist, welches von dem badischen Direktor Anton v. Werner gemalt ist und die Kaiserproklamation in Versailles darstellt. Dasselbe ist 25 Fuß lang und 15 Fuß hoch und enthält mehr als 200 Personen, die alle in Lebensgröße dargestellt sind, und worunter sich mehr als 150 Portraits befinden. Von dem großartigen Gemälde soll übrigens bereits eine vorzüglich gelungene Photographie angefertigt sein, welche mit einer besonderen die Namen aller Dargestellten enthaltenden Karte ausgegeben werden wird.
Der Reichstag hat die durch die Geschäftsordnung vier Wochen nach der Eröffnung desselben gebotene Erneuerung der Wahl des Präsidiums dadurch erledigt, daß dasselbe durch Acclamation wiedergewählt wurde. Die übrigen Verhandlungen des Reichstages betrafen den Reichshaushaltsetat und die Landesgesetzgebung von Elsaß=Lothringen.
Ein unerwartetes Resultat haben die Verhandlungen des Reichstags über den Sitz des Reichsgerichtes gehabt. Denn obwohl Preußen seinen Wunsch, Berlin zum Sitz des Reichsgerichtes erwählt zu sehen, auf's entschiedenste vertrat, hat der Reichstag doch am Mittwoch in zweiter Lesung die Vorlage des Bundesraths mit 213 gegen 142 Stimmen, also mit 3/5 Mehrheit angenommen, wodurch Leipzig zum Sitz des Reichsgerichtes bestimmt wird; und auch am Sonnabend ist auch bei der dritten Lesung des Gesetzes die Abstimmung für Leipzig ausgefallen. Zwar bemühen sich liberale Blätter, dies Resultat als einen bedenkliche Erfolg des Partikularismus zu verschreien; doch je weiter wir davon entfernt sind, irgend einem reichsfeindlichen Partikularismus das Wort zu reden, um so mehr

[ => Original lesen: 1877 Nr. 25 Seite 2]

freuen wir uns dieses Resultates eben weil es dem großpreußenthumlichen Liberalismus wenig gefällt.
Der Gesammtvorstand des Reichstages hat dem Kaiser die Glückwünsche des Reichstages zu seinem Geburtstage dargebracht, die von Sr. Majestät huldvoll entgegengenommen worden sind.
Der "D. Reichs=Anz." meldet amtlich die Ernennung des Reichskanzlers und Ministerpräsidenten Fürsten v. Bismarck zum Erb=Ober=Jägermeister im Herzogthum Pommern.
Die Nachricht, daß der General v. Stosch die erbetene Entlassung erhalten habe, ist verfrüht gewesen. Die Sache ist vielleicht auch jetzt noch nicht entschieden.
Preußen. Der Handelsminister hat die Provinzialregierungen angewiesen, den Fabrikinspektoren eine Reihe von Fragen bezüglich des Lehrlingswesens in den Fabriken zur Beantwortung vorzulegen. Es ist nämlich neben einer Reform des Lehrlingswesens der Handwerker auch eine gesetzliche Regelung des Fabriklehrlingswesens beabsichtigt.
Türkei. Den hochgespannten Friedenserwartungen der vorigen Woche in bezug auf die orientalische Frage ist eine völlige Hoffnungslosigkeit gefolgt. Die Londoner Protokollverhandlungen sind im letzten Augenblick, nachdem die Unterzeichnung des Protokolls bereits nach allen Seiten hin gemeldet war, völlig gescheitert, und der russische General Ignatieff hat England bereits wieder verlassen, um sich über Paris und Wien nach Petersburg zurückzubegeben.
Die Friedensverhandlungen mit Montenegro haben auch zu keinem Resultat geführt; doch ist der Waffenstillstand noch bis zum 13. April verlängert worden.


- Zu unserm Referat über das Unglück in Herrnburg geht uns die folgende Berichtigung zu: In Nr. 23 der Wöchentl. Anzeigen ist ein längerer Bericht über die Feuersbrunst in Herrnburg gegeben. Ich verzichte darauf, die verschiedenen Unrichtigkeiten, die darin vorkommen, zurecht zu stellen, möchte aber die Einwohnerschaft von Herrnburg gegen den Vorwurf der Hartherzigkeit in Schutz nehmen, welche derselben in jenem Artikel zur Last gelegt wird. Der Maler Stoffers hat mit dem zuerst geretteten Kinde nur in einem Hause vorgesprochen und ist auch hier in seiner Angst ohne weiteres mit dem Kinde gleich wieder davon geeilt. Wegen der Aufnahme der Leiche des verbrannten Kindes war erst in 2-3 Häusern vorgefragt worden, ehe die Träger desselben den Unterzeichneten trafen. Danach ist das in jenem Bericht zweimal leichtfertig hingeworfene Wort "überall zurückgewiesen" zu bemessen. E. Langmann, Pastor.


Anzeigen.

Bekanntmachung.

Das diesjährige hiesige Musterungsgeschäft wird in folgender Weise

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe

abgehalten werden:

1. Donnerstag den 3. Mai,
Morgens präcise 8 Uhr,
Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften

Bäk, Bardowieck, Bechelsdorf, Blüssen, Boitin=Resdorf, Gr. Bünsdorf, Kl. Bünsdorf, Campow (mit Hoheleuchte), Carlow, Cronscamp, Demern (Hof und Dorf mit Röggeliner Ziegelei), Dodow, Domhof=Ratzeburg, Duvennest, Falkenhagen, Grieben, Hammer, Herrnburg, Horst, Kleinfeld, Klocksdorf, Kuhlrade, Lankow, Lauen, Lenschow, Lindow, Lockwisch (Hof und Dorf), Lübseerhagen, Lüdersdorf, Malzow, Mannhagen, Mechow (Hof und Dorf mit Wietingsbeck), Menzendorf (Hof und Dorf), Gr. Mist, Kl. Mist, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neschow (mit Maurin=Mühle), Neuhof, Niendorf, Ollndorf, Palingen, Panten, Papenhusen, Petersberg, Pogez, Rabensdorf (Hof und Dorf), Raddingsdorf, Retelsdorf, Rieps, Rodenberg, Römnitz, Rottensdorf, Gr. Rünz, Kl. Rünz, Rüschenbeck, Rupensdorf.

2. Freitag den 4. Mai,
Morgens präcise 8 Uhr,
Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften

Sabow, Sahmkow, Schaddingsdorf, Schlagbrügge, Schlag=Resdorf, Schlagsdorf (Hof und Dorf mit Heiligeland), Stadt Schönberg, Bauhof Schönberg, Schwanbeck, Selmsdorf (Hof und Dorf mit Hohemeile), Gr. Siemz, Kl. Siemz, Stove (mit Meierei Röggelin) Sülsdorf bei Schönberg, Schlag=Sülsdorf, Teschow, Thandorf, Törpt, Torriesdorf, Wahlsdorf, Wahrsow (Hof und Dorf), Walksfelde, Wendorf, Westerbeck, Zarnewenz (Hof und Dorf), Ziethen.

3. Sonnabend den 5. Mai,
von Morgens 8 Uhr an,

Loosung der Militairpflichtigen des Jahrgangs 1857. Das Nichterscheinen zur Loosung hat keine Nachtheile zur Folge; für die dazu nicht Erscheinenden wird durch ein Mitglied der Ersatz=Commission geloost.
Zur Musterung haben sich bei Vermeidung der im § 24,7 der Ersatz=Ordnung (Deutsche Wehrordnung vom 28. September 1875) angedrohten Strafen zu gestellen:

alle im Jahre 1857 sowie alle in früheren Jahren geborenen Militairpflichtigen ohne endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht, sofern sie nicht von der Gestellung ausdrücklich entbunden sind.
Sämmtliche Militairpflichtige haben ihre Geburtsscheine sowie die Militairpflichtigen der älteren Jahrgänge außer den Geburtsscheinen ihre Loosungsscheine mitzubringen.
Die im hiesigen Fürstenthum gebürtigen und außerhalb ihres Geburtsortes sich aufhaltenden Militairpflichtigen haben sich mit den Militairpflichtigen ihres Geburtsortes zu gestellen.
Wer durch Krankheit am Erscheinen verhindert ist, hat ein beglaubigtes ärztliche Attest einzureichen.
Reclamationsgesuche auf Zurückstellung vom Militairdienste wegen häuslicher Verhältnisse etc. sind rechtzeitig bei dem unterzeichneten Civil=Vorsitzenden anzubringen. Behauptete Erwerbsunfähigkeit muß durch ärztliche Untersuchung im Musterungstermine bestätigt werden; es sind daher die aus der angeführten Veranlassung reclamirenden Angehörigen eines Militairpflichtigen zum persönlichen Erscheinen vor der Ersatz=Commission verpflichtet.
Etwaige zur seemännischen Bevölkerung gehörende Militairpflichtige (§ 21 der Ersatz=Ordnung) haben sich im Musterungstermine über ihre gewerbliche Qualification durch Vorlegung von Seefahrtsbüchern u. s. w. zu legitimiren.
Die Beorderung der Militärpflichtigen zur Musterung ist Sache der Ortsvorsteher. Die mit Führung der Rekrutirungsstammrollen betrauten Personen haben zum Musterungsgeschäfte mitzuerscheinen. Die Stammrollen werden von hier aus im Musterungstermine zur Vorlage gebracht werden.
Die Ortsvorstände werden noch besonders auf ihre Verpflichtung hingewiesen: die nach Aufstellung der Stammrollen zuziehenden Fremden sowie die das hiesige Fürstenthum verlassenden Militairpflichtigen zwecks Berichtigung der Listen sofort hierher namhaft zu machen oder dieselben zur persönlichen Anmeldung oder Abmeldung hierherzuweisen.
Jm Anschluß an das Musterungsgeschäft und zwar am Freitag den 4. Mai wird die Classificirung der für einen Mobilmachungsfall auf Zurückstellung Anspruch erhebenden Mannschaften der Reserve, Landwehr, Seewehr und Ersatz=Reserve I. Classe stattfinden, die gemäß § 18 der Control=Ordnung (Deutsche Wehrordnung vom 28. September 1875) ihre Gesuche rechtzeitig vorher eingebracht haben müssen. Dieselben haben zum vorbezeichneten Termine zu erscheinen.

Schönberg, den 26. März 1877.

Der Civil=Vorsitzende
der Ersatz=Commission des Aushebungs=Bezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Am Montag den 9. April c., Mittags von 12 Uhr an, soll in der Behausung des Hauswirths Mustin in Campow in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

1 Chatulle mit Aufsatz, 1 eichener Koffer, 1 Lehnstuhl, 1 großer Milchenschrank, 1 Spiegel,

[ => Original lesen: 1877 Nr. 25 Seite 3]

1 Rommel, 2 ziemlich gute Sielengeschirre, 1 rothe Starke.
Schlagsdorf, den 22. März 1877.

Krüger,         
Landreiter.     


Am Sonnabend den 7. April, Vormittags 11 Uhr soll auf der Hofstelle des Hauswirths Mustin in Campow

1 Pferd, Schimmelstute, 9 Jahre alt und
1 Bauwagen mit eisernen Achsen
meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden.
Schönberg, den 19. März 1877.

Staack,               
Cammer=Executor.     


Am Mittwoch den 4. k. Mts , Mittags 12 Uhr, soll im Hause der Gastwirthin Boye hieselbst meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

1 Glasschrank,
1 Stubenuhr.
Schönberg, den 19. März 1877.

Staack,               
Cammer=Executor.     


Herren=Garderoben
bei
Gebrüder Burchard
in Schönberg.

In Verbindung mit hiesigen Schneidermeistern wird auf Bestellung in kurzer Zeit jeder Auftrag auf's Sorgfältigste ausgeführt. Größte Auswahl in Stoffen, für gutes Sitzen leisten Garantie und jeder Anzug wird mindestens 3 bis 5 Thaler billiger geliefert als sonst.


Eine große Auswahl
meiner fertigen
Herren- & Knabengarderobe

empfehle dem geehrten Publikum bestens.
Da ich meine Stoffe direkt beziehe, kann ich dieselben zu Einkaufspreisen abgeben, weil ich nur auf die Arbeit reflectire.
Schönberg.

Hochachtungsvoll          
H. Hundt.     


Tüll= u. Zwirn=Gardinen,

die augenblicklich so billig sind, wie noch nie, empfing neue Sendung in brillanten Mustern

August Creutzfeldt
in Schönberg.


Gesucht: 2 Hoftagelöhner mit Familien auf einem Hofe in der Nähe Schönbergs.
Verdienst circa 600 Mark jährlich. Näheres durch

J. Kibbel, Commissionär.     
Schönberg.                  


Beste engl. Regenröcke

empfiehlt billigst

August Creutzfeldt
in Schönberg.


Das vereinigte

Sattler= und Drechsleramt

wird wie früher auch in diesem Jahre am 3. Ostertage, den 3. April, die

Jahresversammlung

abhalten, an welcher Theil zunehmen hierdurch sämmtliche Mitglieder gebeten werden.
Schönberg, 26. März 1877.


Aufforderung.

Sämmtliche Maurer der hiesigen Krankenkasse müssen am 2. Ostertage den 2. April persönlich auf der Herberge erscheinen und die Rückstände ihrer Beiträge bezahlen, widrigenfalls wir sie gerichtlich einfordern lassen.

Schönberg.                                                     Der Vorstand.


     Symbol für Frauen-Zeitung      Illustrirte
Frauen-Zeitung.
Aufgabe der "Modenwelt" mit Unterhaltungsblatt.
Gesammt-Auflage allein in Deutschland 227,000.
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Erscheint alle 8 Tage.
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Vierteljährlich M. 2,50.

Jährlich: 24 Nummern mit Moden und Handarbeiten, gegen 2000 Abbildungen enthaltend.
12 Beilagen mit etwa 200 Schnittmustern für alle Gegenstände der Toilette und etwa 400 Musterzeichnungen für Weiss-Stickerei, Soutache etc.
12 grosse colorirte Modenkupfer.
24 reich illustrirte Unterhaltungs-Nummern.

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Grosse Ausgabe. Vierteljährlich. M. 4,25.

Jährlich, ausser Obigem: noch 24, im Ganzen also 36 colorirte Modenkupfer und 24 Blätter mit historischen und Volkstrachten.

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Die Modenwelt,

jährlich: 24 Nummern mit Moden und Handarbeiten, sowie 12 Schnittmuster-Beilagen (wie bei der Frauen-Zeitung),

kostet vierteljährlich nur M. 1,25.

Abonnements werden von allen Buchhandlungen und Postanstalten jederzeit angenommen.


Vom 30. November v. J. bis heute sind nachstehende Schäden bei unserer Gesellschaft angemeldet:

  1) vom Hauswirth Mette iu Campow ein Pferd 420 M.
  2) vom Huaswirth Oldenburg in Utecht ein Pferd 500 M.
  3) vom Krüger Michelsen in Selmsdorf eine Kuh 135 M.
  4) vom Hauswirth Kröger in Lockwisch eine Kuh 135 M.
  5) vom Hauswirth Oldenburg in Selmsdorf ein Pferd 300 M.
  6) vom Hauswirth Robrahn in Rieps ein Pferd 90 M.
  7) vom Küster Carlau in Schlagsdorf eine Kuh 135 M.
  8) vom Hauswirth Nehls in Kleinfeld ein Pferd 450 M.
  9) vom Arbeitsmann Heibey zu Hof Selmsdorf eine Kuh 135 M.
10) vom Mühlenpächter Wieschendorf eine Starke 135 M.
11) vom Schulzen Lenschow in Blüssen ein Pferd 750 M.
12) vom Büdner Badstein in Herrnburg ein Pferd 100 M.
13) vom Hauswirth Boye in Schwanbeck eine Kuh 90 M.
14) vom Hauswirth Oldenburg in Raddingsdorf ein Pferd 525 M.
und werden unsere Mitglieder ersucht, zur Deckung dieser Schäden einen Beitrag von 80 Pfennigen pro 100 M.Versicherungssumme am

Mittwoch, den 4. April cr., Morgens 10 Uhr,

im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 24. März 1877.

Direction der Viehversicherungs=Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg.


Für das Amt Rehna wird ein zuverlässiger Mann, Kaufmann, Oekonom oder Handwerker gesucht, welchem der Alleinverkauf der neuesten berühmten

Weil's Dresch-Maschine & Häcksel-Maschine

gegen gute Provision übertragen werden kann. Reflectanten wollen schriftliche Offerte richten an:

Moritz Weil jun., Maschinen=Fabrik in Frankfurt a. M.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 25 Seite 4]

Wegen Wegzuges von hier
Ausverkauf
gegen comptant oder Credit bis zum 20. April
Da das ganze Lager bis zum 20. April geräumt sein muß,
so sind außerordentlich billige Preise gestellt und bietet sich eine
seltene vortheilhafte Gelegenheit
zum Einkauf.
Julius Schweigmann
in Schönberg.


Ausstellung landwirthschaftlicher Maschinen und Geräthe
des Patriotischen Vereins zu Grevesmühlen.
vom 30. Mai bis 1. Juni 1877.
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Die Bedingungen zu obiger Ausstellung sind jetzt in einem Programme festgestellt und sind nebst Anmelde=Bögen vom Herrn Chr. Callies in Grevesmühlen zu beziehen.

Die Ausstellungs=Committe.


Stets vorräthig:

Einfache und doppele Bruchbänder in verschiedener Gattung, Suspensors oder Tragbeutel, Nabelbinden mit und ohne Luftkissen für Kinder, runde und Flügel=Mutterkränze, Clysopomps und doppelte Clystirspritzen zum Selbstklystiren, Wundspritzen aller Art zu jeglichem Gebrauch, Irrigators, Eisbeutel mit festem Verschluß, Gummi=Luftkissen für Kranke, Milchpumpen oder Warzenzieher, Brusthütchen bei wunder Warze, Warzendeckel, Brustgläser, wasserdichtes Zeug als Unterlage in den Wiegen wegen Durchnässen der Betten, Mutterrohre,
electro=motorische Zahnhalsbänder zur Erleichterung und Schutz des Zahnen bei Kindern sehr empfehlenswerth, Zahnringe in Gummi und Horn, die neuesten Milchflaschen mit Schlauch und Bürste, sowie ächte Milchsauger von reinem Gummi und dergleichen mehr sind stets zu haben bei

Emil Jannicke,        
Bandagist in Schönberg.     


Den Schützenmitgliedern und Antheilscheininhabern die Nachricht: am 3. April d. J.

Ball im Schützenhause,

wozu sie eingeladen werden.

Schönberg.                                                     Der Vorstand.


Zu Hof Schlagsdorf sind noch 60 Sack Bohnen, sowie guter Saat=Hafer zu verkaufen.

C. Regelien, Inspector.     


Der Fußsteig über meine Feldmark ist hiermit bei Strafe gerichtlicher Belangung verboten.

Schulze Freitag.     
Ollndorf.         


Gesucht
zu Ostern ein Knabe in die Schuhmacherlehre von
                                                    August Lenschow,
                                                    Schuhmachermeister.
Schönberg.                                                    
Hinterstraße 71.                                                    


Bitte.

Durch die am 16. März hieselbst ausgebrochene Feuersbrunst ist besonders hart die Familie des Malers Stoffers getroffen worden. - Nachdem es demselben gelungen, mit dem jüngsten Kinde aus dem Feuer zu entkommen, war es nur durch die größte Anstrengung und Aufopferung möglich, die Frau nebst 2 Kindern den Flammen zu entreißen, während ein 4tes Kind inzwischen schon im Feuer umgekommen war. Noch liegt die Frau nebst dem einen Kinde an den erhaltenen Brandwunden in einem Lübecker Krankenhause schwer danieder. Von seiner Habe hat der Maler Stoffers so gut wie gar nichts gerettet, was ihn um so schwerer trifft, als er leider nicht versichert war. Damit derselbe nun in den Stand gesetzt werde, für sich und seine Familie wenigstens das Nothwendigste anzuschaffen und seinen Beruf wieder aufzunehmen, bitte ich alle, welche helfen können, Herz und Hand aufzuthun und der Noth ein Opfer zu bringen um des Herrn willen. - Zur Entgegennahme und späteren Quittung ist gerne bereit die Exped. der Anz. zu Schönberg und

E. Langmann,     
Pastor.          

Herrnburg, den 22. März 1877.


Kirchliche Nachrichten.

Am Gründonnerstag.
Confirmation: Pastor Fischer.
Charfreitag.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen16 M 50Pfennig  bis 23 M -Pfennig.
Roggen17 M 50Pfennig  bis 18 M -Pfennig.
Gerste15 M -Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.
Hafer15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Erbsen14 M 50Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 25 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 25 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 27. März 1877.


Schwurgerichts=Verhandlungen wider den Oekonom Rudolf Thias aus Nolle wegen Mordes des Buchhandlungsgehülfen A. Schulze aus Schönberg.

Aurich, 13. März. Präsident: Obergerichtsrath Panse. Kronanwalt Obergerichtsrath Dr. Rothe, Verteidiger: Obergerichtsanwalt Vissering.
Am Vormittag des 4. September d. J. wurde der Buchhandlungsgehülfe Schultze, Vorsteher der Filiale der Haynel'schen Buchhandlung auf der Insel Borkum, nachdem man ihn schon seit dem Morgen vermißt, in den Norddünen als Leiche aufgefunden. Da die Leiche als deutliche Spuren erlittener Gewalt starke Verletzungen am Kopfe zeigte, außerdem des Geldes beraubt war, so wurde mit Recht angenommen, daß hier ein schweres Verbrechen, ein Mord vorliege, und wurden auf der Stelle Recherchen nach dem Thäter angestellt. Diese ergaben, daß der als Badegast auf der Insel sich aufhaltende Oekonom Rudolf Thias am 3. September Abends bis ungefähr 12 Uhr mit dem Ermordeten zusammen in mehreren Wirthshäusern gewesen, mit demselben und dem Handlungsgehülfen Fischer nach seiner Wohnung gegangen, den mit ihm in demselben Hause wohnenden Bauführer Prüßmann gebeten, die Hausthüre aufzulassen, sich dann wieder entfernt und, nachdem Fischer sich in seine Wohnung zurückgezogen, mit Thias einen Spaziergang in der Richtung nach dem Strande angetreten habe. Hierauf hin wurde der Thias festgenommen und, trotzdem er hartnäckig leugnete, in das Gefängniß nach Emden abgeführt. - Am Freitage, dem 8. September, fand die in demselben Hause, in dem Thias während seines Aufenthalts auf Borkum eine Wohnung inne gehabt, dienende Magd Gebke Relski beim Schrubben in einem Nebenhäuschen vor einem darin befindlichen Abort, unter einer losen Planke, zwischen den Fugen der Steine eingeklemmt, verschiedene Goldstücke. Ihr Dienstherr, den sie von dem Funde in Kenntniß gesetzt, begab sich sofort dahin und fand in Gegenwart des eiligst herbeigeholten Ortsvorstehers Köhler noch weiteres Geld, zusammen 140 Mark in 10= und 20=Markstücken. Nachdem das gefundene Geld an die Kronanwaltschaft eingesandt war, begab sich der Obergerichtsrath Dr. Rothe damit nach Emden, zeigte, nachdem er den Thias sich hatte vorführen lassen, es diesem mit dem Hinzufügen, daß es an der gedachten Stelle aufgefunden sei. Herauf gestand Thias sofort die That ein.
Heute sitzt er nun dieser That wegen auf der Anklagebank. Wohl kaum hat, so lange das Schwurgericht besteht, ein Mensch auf der Anklagebank gesessen, der sich weniger zum Verbrecher dieser Art zu qualificiren scheint, als grade der Angeklagte. Er ist von kleiner, schmächtiger Statur und schlaffer Haltung; sein krankhaft bleiches Gesicht, seine ausdruckslosen Augen zeigen keine Spur von Energie; seine Antworten werden während seiner Vernehmung durch ein fast beständiges Schluchzen unterbrochen.
Aus der Vernehmung, soweit sie sich auf die persönlichen Verhältnisse, sowie die Vergangenheit des Angeklagten bezieht, mag das Folgende hier einen Platz finden. Der Angeklagte ist der Sohn des Oekonomen Thias zu Nolle in der Landdrostei Osnabrück. Er ist geboren im Jahre 1856, also jetzt etwas über 20 Jahre alt. Seine Eltern befinden sich in günstigen Vermögensverhältnissen. Sie besitzen außer Baarvermögen zwei Höfe in Nolle. Bis zu seinem 15. Lebensjahre besuchte der Angeklagte die Volksschule zu Nolle, sowie die höhere Bürgerschule zu Dissen. Von da an lernte er 1 1/2 Jahre lang die Landwirtschaft auf dem elterlichen Hofe dann kam er auf die landwirthschaftliche Schule zu Herford, welche er reichlich 21/2 Jahre besuchte. In die Heimath zurückgekehrt, betrieb er wieder die Landwirthschaft praktisch. Michaelis 1875 nahm er eine Stelle als Verwalter auf einem Gute im Fürstenthum Lippe an. Hier blieb er bis Februar 1876, kehrte dann aber plötzlich in das Elternhaus zurück, theils weil er kränklich geworden, theils weil er sich mit seinem Prinzipal nicht habe vertragen können. - In dem eingeforderten Zeugnisse schildern ihn seine Lehrer zu Dissen und Herford, sowie der Geistliche seines Heimathsortes als einen zwar wenig begabten, doch äußerst harmlosen Menschen, dem Niemand eine solche That zugetraut habe. - Im Sommer v. J. begab sich der Angeklagte auf Rath seines Arztes zuerst in ein Bad Namens Rothenfelde und sodann zur Nachkur nach der Insel Borkum. Hier sei er am 26. Juli eingetroffen, und habe bei dem Feuerwärter de Vries eine Wohnung gemiethet. An Geld habe er im Ganzen 350 Mark mitgenommen, nachgeschickt seien ihm noch 215 Mark. Seine erste Bekanntschaft sei der im Mustert'schen Geschäft zu Emden conditionirende und als Vorsteher einer Filiale jenes Geschäft auf Borkum anwesende Handlungsgehülfe Fischer gewesen. Mit diesem habe er von Anfang an viel verkehrt. Sei fast jeden Abend mit ihm im Könnecke'schen Wirthshause, wo er seinen Mittagstisch gehabt, zusammengetroffen und habe auch durch diesen die Bekanntschaft des später auf der Insel angelangten Ermordeten gemacht. Wie früher mit Fischer allein, so habe er von da an mit Beiden täglichen Verkehr gepflogen.
Nach dem Grunde, weshalb er in Rothenfelde und Borkum eine Badekur gemacht, befragt, giebt der Angeklagte an, er leide seit Februar 1875 an epileptischen Anfällen und periodischen Kopfschmerzen. Auch auf Borkum habe er zweimal einen Anfall gehabt, einmal gleich nach seiner Ankunft und einmal in der Nacht vom 1. auf den 2. September. Am Abend des 2. September sei er aber schon wieder ausgegangen und auch mit Fischer und dem Ermordeten bei Könnecke zusammengetroffen.
Ueber die That selbst läßt der Angeklagte sich folgendermaßen vernehmen: Nachdem ich am 3. September Nachmittags bei Fischer und dem Ermordeten, welche in demselben Hause wohnten, vorgekehrt war und sie aufgefordert hatte, am Abend nach Könnecke zu kommen, begab ich mich nach dem Strande, wo ich längere Zeit verweilte. Von dort begab ich mich nach Hause; ging aber bald wieder aus und kehrte nach kurzem Aufenthalt auf der Straße bei Könnecke ein. Da ich meine beiden Freunde nicht vorfand, so begab ich mich nach deren Wohnung, wo ich sie beide antraf. Es mochte um diese Zeit etwa 9 Uhr sein. Auf meine Frage, warum sie noch nicht zu Könnecke gekommen, antworteten sie, sie hätten noch zu thun, würden aber später kommen. Ich ging darauf nach Könnecke zurück. Es mochte vielleicht 1/2 11 Uhr geworden sein, als sie endlich kamen. Fischer und ich tranken Bier, Schultze Wein. Wir tranken jedoch nur sehr wenig; ich mag den ganzen Abend bis zu unserem Weggange von Könnecke höchstens drei Glas Bier getrunken haben. Von Könnecke begaben wir uns in den Backerschen Gasthof, wo ich, nachdem wir zuerst ein Glas Bier getrunken hatten - Schultze ein Glas Wein - eine Flasche Sect bestellte. Diese Flasche tranken wir zusammen aus. Sodann traten wir den Heimweg an. Fischer und Schultze begleiteten mich. Betrunken war keiner von uns. Beim Hause angelangt, bat ich, da die Hausthür verschlossen, den ebenfalls dort wohnenden Bauführer Prüßmann, mir dieselbe zu öffnen, was er auch that. Ich ging indeß noch nicht ins Haus, sondern bat Prüßmann, die Hausthür aufzulassen; ich würde gleich wieder kommen. So ging ich wieder zurück mit Fischer und Schultze nach deren Wohnung. Fischer ging hinein; Schultze, der ebensowenig wie ich Lust zu haben schien, mich ins Bett zu legen, ging mit mir noch weiter. Verabredet hatten wir nichts; noch viel weniger hatte ich ihn dazu überredet. Als wir eine Weile gegangen, sagte Schultze, wir wollen an den Strand gehen. Wir spazierten auf dem Steinpfade dem Strande zu. Wir gingen Arm in Arm. Am Strande haben wir uns mit Seewasser gewaschen. Nachdem wir eine Strecke in nördlicher Richtung gegangen waren, wandten wir uns wieder den Dünen zu. Wir kamen zufällig an die Stelle, wo die Buhnen gebaut wurden Hier machte Schultze den Vorschlag, den Arbeitern einen Streich zu spielen, und ihnen zu diesem Zwecke ein paar Holzhammer auszuführen. Schultze nahm einen größeren, ich einen kleineren Holzhammer mit. Ich warf meinen jedoch bald wieder weg, während Schultze seinen behielt. Wir trugen ihn, da er sehr schwer war - von jetzt an abwechselnd. (Der Hammer ist etwa 1 1/2 Fuß lang, 3/4 Fuß dick, an den Enden mit Eisen beschlagen und hat einen 3 1/2 - 4 Fuß langen Stiel. Es gehört schon eine bedeutende Kraftanwendung dazu, ihn überhaupt nur zu heben; ihn zu schwingen, ist einem nicht sehr kräftigen Menschen unmöglich.)
Nachdem wir so eine Strecke gegangen waren - wir gingen hinter einander her - bemerkte Schultze plötzlich, es sei gut, daß wir den Hammer hätten; er trage seine ganze Kasse bei sich; wenn wir angefallen wurden, könnten wir uns doch wenigstens verteidigen. Jetzt erst faßte ich den Entschluß, ihn umzubringen und ihm sein Geld abzunehmen. Als wir noch einige Schritte weiter gegangen waren, brachte ich meinen Entschluß dadurch zur Ausführung, daß ich ihm von hinten mit dem Hammer einen Schlag auf den Kopf versetzte, so daß er gleich zu Boden stürzte. Dann versetzte ich ihm noch einen Schlag auf den Kopf, nahm ihm das Geld, das er in einem Portemonnaie in der Hosentasche trug, ab, und ging darauf nach Hause. Unterwegs nahm ich das Geld aus dem Portemonnaie und warf letzteres von mir. Zu Hause angekommen, warf ich bloß Ueberzieher und Rock ab, und legte mich, die Beinkleider und Stiefel anbehaltend, ins Bett. - Am nächsten Morgen wachte ich um 7 Uhr etwa auf, trank Kaffee und begab mich wieder an den Strand. Es fiel mir auf, daß in meinem Ueberzieher Geld klapperte. Nachdem ich mich gebadet, ging ich wieder ins Dorf zurück und kehrte bei Könnecke ein, wo ich frühstückte. Unterwegs war mir Fischer begegnet. Er hatte mir gesagt, Schultze werde vermißt, und mich gefragt, wo ich ihn den Abend vorher verlassen. Ich hatte ihm geantwortet, wir hätten uns beim Backer'schen Gasthofe getrennt; ich sei nach Hause gegangen; wo Schultze geblieben, wisse ich nicht. Jetzt dämmerte es allmählig in mir auf, ob nicht das Geld, welches ich in meinem Ueberzieher hatte klappern hören, das Schultze'sche Geld sein möchte und zum ersten Male trat mir meine That ins Bewußtsein zurück. Ich begab mich abermals an den Strand; diesmal aber in Begleitung zweier Herren. - Dort angekommen, warf ich das Geld, das ich mit der Hand fassen konnte - ein Theil war durch ein Loch in der Tasche herabgeglitten und steckte zwischen Oberzeug und Futter - in das Meer. Das andere Geld versteckte ich, nachdem ich wieder zu Hause angelangt, in dem Nebenhäuschen vor dem Abort, indem ich es zwischen die Fugen der Steine schob, womit der Fußboden gepflastert ist. Ich hatte die Absicht, mich niemals wieder darum zu bekümmern.

(Schluß folgt.)     


- Wie verlautet, ist von Berlin aus die Weisung ergangen, bei den Prüfungen der jungen Leute, welche sich um die Berechtigung der Einjährig=

[ => Original lesen: 1877 Nr. 25 Seite 6]

Freiwilligen=Dienste bewerben, ohne die genügende Schulbildung nachweisen zu können, mit möglichster Strenge zu verfahren. Man will auf diese Weise dem Unwesen der sog. Pressen (Privatanstalten zur fixen Heranbildung) ein Ende machen. Diesem Umstande ist es zuzuschreiben, wenn jetzt aus fast allen Hauptstädten Preußens ungünstige Ergebnisse bei den Prüfungen gemeldet werden.
- Unter den zahlreichen Geschenken, mit welchen Kaiser Wilhelm an seinem 80. Geburtstage erfreut worden, befindet sich ein vom Hoflieferanten und Weinhändler Friedrich Schulze gesendetes Aquarium, 1 Meter im Quadrat, gefüllt mit 80 Fischen, welche in klarem durchsichtigen Aspic schwimmend, zum Verspeisen zurecht gemacht sind. Aus der einen Ecke steuert ein Dreimaster von Bisquit und Marcipan durch zwei Felsen der Mitte zu, vor sich schöne Gold=Orfen, kleine Silber=Orfen und prächtige Karpfen dahin treibend. Der Behälter ist mit Blumen=Guirlanden umwunden, mit Austern und Muscheln ausgelegt und 4 Adler, umgeben von schwarzweißen und schwarzweißrothen Fähnchen, schmücken die Ecken. Die 80 Fische sind folgende: 1 Aal, 4 Hechte, 5 Zander, 3 Dorsche, 1 Steinbutte, 1 Scholle, 2 Quappen, 2 frische Heringe, 1 Stint, 4 Lachs=Forellen , 5 Gebirgs=Forellen, 1 Madü=Maräne, 3 Barsche, 4 Bleie, 2 Karpfen, 6 Plötzen, 4 große rothe Orfen, 4 große schwarze Orfen, 2 Stück 2jährige rothe Orfen, 5 Stück 1 jährige rothe Orfen, 6 Schleie, 6 Gründlinge, 2 Stück Krebse, 2 Aalraupen, 2 Kaulquappen, 1 Seezunge, 1 Iklei.
- Nicht alle Seufzer sind unaussprechlich. Ein Pommerscher Gutsbesitzer übersetzt seinen Seufzer über die Zeit in ganz kräftiges Deutsch. "Durch verschobene Verhältnisse, durch Schwindel u. s. w. ist ein Nothstand entstanden und nun verlangen gewisse Leute Abhülfe vom Staat oder der Stadt. Wo ist Hülfe hergekommen, als gestreikt wurde? als 6 Wochen alle Arbeiter etc. feierten und der Gutsbesitzer sein Korn nicht in die Scheune bekommen konnte und die Kartoffeln in der Erde bleiben mußten? Da hieß es Selbsthülfe! u. s. w." Es klingt beinahe etwas anderes durch als ein Seufzer.
- In Oberschlesien herrscht der Hungertyphus oder Flecktyphus. Man darfs sagen, denn der Regierungspräsident von Oppeln und die Landräthe in den Kreisen Beuthen, Kattowitz und Pleß haben die Sache amtlich bestätigt und gefunden, daß Unzulänglichkeit des Verdienstes und Entbehrung der nothwendigsten Nahrungsmittel an dem Ausbruch schuld sind. 151 Menschen sind ihr bereits erlegen und begraben, Unterschlesier geworden, wie ein bitteres Wort sagt.
- Am 16. März war der 22. Geburtstag des kaiserlichen Prinzen Louis Napoleon. Er ging diesseits und jenseits des Kanals ziemlich still vorüber. Die Zeiten sind schlecht, die Bonapartisten in Paris konnten für ihren Herrn weiter nichts thun als essen und trinken und das haben sie allezeit aus seines Vaters Tasche gethan.
- In Heidemühl im Posenschen wurde unlängst ein 12jähriges Kind begraben, das in dem Rufe stand, ein Währwolf oder Vampyr zu sein. Nach ein paar Tagen war es nächtlicher Weile wieder ausgegraben, ihm der Kopf vom Rumpfe getrennt und er war zwischen die Füße gelegt worden; denn sie schwören dort darauf, das sei das einzige Mittel, daß es nicht Nachts umhergehe und den Menschen das Blut aussauge.
- Die deutschen Bundesregierungen sind übereingekommen, für den Gebrauch der Reichs= und Staatsbehörden ein gleichmäßiges Papierformat von 33 Centimeter Höhe und 21 Centimeter Breite einzuführen.
- Zur Pariser Weltausstellung sendet der König von Holland eine Sammlung von nicht weniger als 40,000 Tulpenzwiebeln.
- Die durch ihren großartigen Geschäftsbetrieb auch in weiteren Kreisen bekannte Erich'sche Brauerei in Erlangen ist am Abend des 18. März abgebrannt.
- Ein ungenannter Menschenfreund hat den Statthalter in Prag 10,000 Gulden für die armen Spitzenklöpplerinnen im Erzgebirge übergeben.
- Die im Frankfurter Hof in Frankfurt am Main einkehrenden Reisenden erhalten ihre Rechnung ohne die sonst üblichen Ansätze für "Bedienung" und "Licht," da eine besondere Vergütung dafür nicht verlangt wird, und finden den festen Preis für jedes Zimmer in demselben angeschlagen. Damit hat die Verwaltung des neuen großartigen Gasthauses die Bahn belästigender Mißbräuche verlassen und sich eine Anerkennung erworben, welche auch schon andere Gasthäuser bestimmt hat, sich zu einem solchen Fortschritt zu bequemen.
- Thierschutz. Der Minister für Landwirthschaft in Frankreich hat innerhalb des ganzen Reiches am Saume der Wälder, an den Wegen, in Lustgärten etc. Tafeln aufzustellen befohlen mit folgender Inschrift: Der Igel nährt sich von Mäusen, Schnecken und Engerlingen, überhaupt von Thieren, welche der Landwirtschaft großen Schaden bringen. Tödtet den Igel nicht! Die Kröte vernichtet stündlich 20 bis 30 Insekten. Tödtet die Kröte nicht! Der Maulwurf verzehrt unaufhörlich Engerlinge, Maulwurfsgrillen, Larven, Insekten aller Art; in seinem Magen hat man niemals Spuren von Pflanzen gefunden; er nützt mehr als er schadet. Tödtet den Maulwurf nicht! Der Maikäfer und der Engerling sind die Todfeinde der Landwirthschaft. Der Maikäfer legt 60 bis 100 Eier, aus denen sich zunächst Engerlinge und dann wieder Maikäfer entwickeln. Tödtet den Maikäfer! Vögel. Die Insekten richten in jedem Departement jährlich einen Schaden von mehreren Millionen Franks an. Nur die Vögel können siegreich gegen sie ankämpfen, denn sie sind große Raupenfresser und daher wichtige Bundesgenossen der Landwirthe. Kinder, nehmt keine Vogelnester aus! (Diese Mahnungen sind drüben französisch geschrieben, unsere Leser werden sie aber auch deutsch verstehen!)
- Auf dem Variete= Theater in Paris wird nächstens ein Stück gegeben, das in Rußland spielt und in welchem ein Rudel ächter Wölfe den Helden auf der Bühne verfolgen. Die dressirten Bestien werden von einem Händler und "Künstler" Paulonics aus Groß=Miklos bezogen und von ihm geführt. Der Mann bekommt 3000 Franks Honorar, freie Fahrt und 10 Franks Tagegelder. Was die Nerven nicht packt oder kitzelt, zieht nicht mehr.
- Einem wohlhabenden Bauer Kloß in Torenthal wurden fünf fette, gemästete Gänse gestohlen. Nach fünf Tagen kommt eine der Gänse wieder in den Hof gewatschelt, über und über gerupft und am Hals ein Zettelchen tragend: "Gut Morgen, Herr Kloß, - Komm' nacket und bloß. - Mein' vier Kamerada - Sind d' weil scho gebrada."
- Der unverhoffte Gewinn von 60,000 Mark hat vor kurzer Zeit einen Bahnhof=Packmeister in Insterburg um seinen Verstand gebracht. In der seine Geisteskräfte überwältigenden Aufregung begann derselbe damit, mehrere Tausend Thaler im Ofen zu verbrennen und sämmtliche Kleider seiner Familie zu vernichten, worauf er zu Mißhandlungen seiner Frau überging. Die letztere fand sich veranlaßt, mit dem Rest des Gewinnes nach Königsberg zu flüchten.
- Eine Dame warf in einer Gesellschaft die Frage auf: Wer in der Regel klüger sei, die Männer oder die Frauen? und erhielt darauf die zweischneidige Antwort: Die Frauen; denn diese heirathen Männer, die Männer aber Frauen.
- Der amerikanische Gesandte Wasburne war in der bösen Zeit 1870 und 1871 der einzige in Paris, der sich der an Leib und Leben bedrohten Deutschen in der Stadt eifrig und energisch annahm. Einen hohen Orden, den ihm die dankbare deutsche Regierung anbot, mußte er als amerikanischer Bürger und Beamter ablehnen, er sprach dagegen den Wunsch aus, Bismarck möge sich von dem größten Künstler Nordamerikas (Healy) malen lassen. Healy ist in Berlin angekommen und der Fürst hat ihm wiederholt gesessen.


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