No. 20
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 09. März
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1877 Nr. 20 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Da das preußische Abgeordnetenhaus nunmehr geschlossen ist und der deutsche Reichstag sich bis gestern vertagt hatte, so ist auf dem Felde der Politik für einige Tage eine wohlthuende Ruhe eingetreten, die auch nicht durch außerdeutsche aufregende Ereignisse gestört worden ist; und wir haben unsern Lesern nur kurz folgende Nachrichten von einiger Wichtigkeit zusammenzustellen.
Der Bundesrath hat in einer am 3. d. Mts. abgehaltenen Plenarsitzung den Gesetzentwurf wegen Durchführung der Kasernirung des Reichsheeres angenommen, wodurch für den Reichskanzler die Ermächtigung verlangt wird, zu Kasernirungsbauten eine Summe bis zur Höhe von 168,200,000 Mark, sei es durch Aufnahme einer Anleihe oder durch die Ausgabe von Schatzscheinen, flüssig zu machen. Ferner wurde auch in derselben Sitzung der Gesetzentwurf wegen Feststellung des Reichshaushaltsetats für das Finanzjahr 1877-78 genehmigt; und beide Vorlagen sind dem Reichstage bereits zugegangen.
Die Deutsch=Konservativen des Reichstages sind, um eine Revision der Gewerbegesetzgebung anzuregen, nicht auf dem Wege der Interpellation vorgegangen, wie es zuerst beabsichtigt wurde, sondern haben einen vom Abg. v. Seydewitz unterschriebenen bestimmten Antrage beim Reichstage eingebracht. Danach sollen die §§ 113, 122 und 124 der Gewerbeordnung aufgehoben werden und an Stelle derselben die Bestimmungen treten, daß die Gesellen und Gehülfen hinfort von den Arbeitgebern auszufüllende und von der Gemeindebehörde zu beglaubigende Arbeitbücher führen sollen, welche die zur Feststellung der Person erforderlichen Angaben, sowie Angaben über die Dauer und Beendigung der Lehrzeit, bezw. des Arbeitsverhältnisses enthalten sollen und auf Wunsch der Gesellen oder Gehülfen auch eine Bescheinigung über Befähigung, Leistung, Fleiß und Betragen aufnehmen können. Ferner soll der Lehrvertrag schriftlich abgefaßt werden und Bestimmungen enthalten über die gewerblichen Verrichtungen, in welchen der Lehrling zu unterweisen ist, über die Dauer der Lehrzeit und etwaige besondere Bedingungen, über Vereinbarung einer Probezeit und über das Lehrgeld. Das Lehrverhältniß soll außer den in § 112 gedachten Fällen auch wider den Willen des Lehrherrn nach vorausgegangener vierwöchentlicher Kündigung aufgehoben werden können, wenn durch Entscheidung der zuständigen Behörde der Uebergang des Lehrlings zu einem anderen Gewerbe oder Berufe als gerechtfertigt anerkannt wird. Die Arbeitgeber sollen das Recht haben, ihre widerrechtlich das Lehrverhältniß verlassende Lehrlinge im Wege polizeilichen Zwanges sich wieder zuführen zu lassen. Endlich soll bei Auflösung des Lehrverhältnisses der Lehrherr dem Lehrling über die Dauer der Lehrzeit und über die während derselben erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten, sowie über sein Betragen ein von der Gemeindebehörde kostenfrei zu beglaubigendes Zeugniß ausstellen.
Der russische Generaladjutant Ignatiew, der bisher russischer Botschafter bei der Pforte war, hat sich in politischer Mission einige Tage in Berlin aufgehalten und wird auch die übrigen europäischen Höfe besuchen.
England. Im Unterhaus ist eine Resolution des Inhalts eingebracht, daß "England durch die Ungerechtigkeit, die Korruption und die Grausamkeit des türkischen Regiments aller Verpflichtungen gegen die Türkei ledig geworden und in keinerlei Weise vertragsmäßig verbunden sei, die Unabhängigkeit und Integrität der Türkei aufrecht zu erhalten."
Türkei. Der türkisch=serbische Friede ist in Belgrad durch eine Proklamation des Fürsten Milan bereits verkündigt worden. Die türkischen Truppen sollen bis Montag das serbische Gebiet geräumt haben.
Nordamerika. Der neue Präsident der nordamerikanischen Union ist bereits vereidigt und am 5. März in sein Amt eingeführt worden. Die demokratische Mehrheit des Repräsentantenhauses aber hat eine Resolution angenommen, in welcher erklärt wird, daß Tilden und Hendrick 196 Stimmen erhalten und als gewählte Präsidenten hätten proklamirt werden müssen; und eine Versammlung von demokratischen Deputirten hat eine Adresse an das Land gerichtet, in welcher gegen die Proklamation der Wahl Hayes und Wheelers Protest erhoben wird.


Schönberg. Am Montag den 26. Febr. hat sich ein "Verein zur Förderung des Volkswohles auf sittlich=religiöser Grundlage" konstituirt, und die von der etwa 30 Personen zählenden Versammlung angenommenen Statuten liegen jetzt der Regierung zur Genehmigung vor. Die große Wichtigkeit der damit in Angriff genommenen Sache muß jedem einleuchten, der auch nur eine Ahnung hat von den vielen und mannigfachen schlimmen Einflüssen, die heutzutage das Volkswohl schädigen; und wenn diese Einflüsse auch gerade bei uns vielleicht noch nicht so tief gedrungen und so gefahrdrohend sind wie anderswo, so wird die Hauptaufgabe dieses Vereins in der Abwehr derselben bestehen. Der Verein hat sich ein hohes Ziel gesteckt; und wenn die zu erringenden Erfolge zunächst vielleicht nur geringe sein werden, so können wirs doch nur billigen, daß das Ziel von Anfang nicht näher genommen ist, denn "im engern Kreise verenget sich der Sinn", und dem Vereine ist nach keiner Seite hin die Möglichkeit segensreicher Thätigkeit abgeschnitten. Da wir die gute Zuversicht haben, daß sich der junge Verein schnell allseitige Anerkennung und dankenswerthe Erfolge erringen wird, so können wir auch die Anfeindungen und lieblosen Aeußerungen, denen derselbe schon vor seiner Gründung ausgesetzt war, völlig unbeachtet lassen; und wir bemerken nur, daß sich derselbe weder einen "christlichen" noch einen "sittlich=religiösen Verein" nennt, als wollte er das Christenthum und die christliche Sitte für sich allein in Anspruch nehmen, sondern daß derselbe nur, wie es durchaus nöthig war, ausgesprochen hat, daß er auf sittlich=religiösem Grunde stehen wolle. Auf den Grund, auf dem ein Gebäude errichtet wird, kommt alles an; und ein guter

[ => Original lesen: 1877 Nr. 20 Seite 2]

fester Grund, der nicht weicht, ist nur das Christenthum und die christliche Sitte. Und weil der Verein sich auf diesen Grund gestellt hat, wird auch das Gebäude selber nicht nur ein festes und dauerhaftes, sondern auch ein segenstiftendes sein.
Schönberg. Nachdem die schriftliche Prüfung der Abiturienten der hiesigen Realschule 15.-20. Februar stattgefunden hatte, wurde am 7. März das mündliche Examen bestanden von den Schülern der I. Classe: Heinrich Bohn aus Demern, Wilhelm Gieseler und Wilhelm Greiff von hier.


Anzeigen.

Der Neubau einer Scheune auf der Meierei Schlagsdorf soll im Wege der Minuslicitation an einen zuverlässigen Unternehmer vergeben werden.
Riß und Anschlag, sowie die näheren Bedingungen können in der hiesigen Registratur eingesehen werden und sind die schriftlichen Offerten

bis zum 16. d. M. hierher einzureichen.
Schönberg, 8. März 1877.

Großherzoglich Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Ein auf der Meierei Rabensdorf befindlicher alter Katen soll auf Abbruch öffentlich meistbietend verkauft werden und ist dazu an Ort und Stelle Termin auf

Donnerstag den 15. d. Mts.,
Vormittags 11 Uhr,

angesetzt, wozu Kaufliebhaber hiedurch mit dem Bemerken geladen werden, daß die Bedingungen vor Eröffnung des Verkaufs bekannt gemacht werden, auch in der hiesigen Registratur eingesehen werden können.
Schönberg, den 7. März 1877.

Großherzoglich Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


In Sachen betreffend den Concurs über das Vermögen des Mühlenbesitzers A. Capell zum Hammer steht zur Berathung und Beschlußfassung darüber, ob auch fernerhin der Ziegeleibetrieb auf dem Hammer fortgesetzt werden soll, resp. welche von den Leuten und event. auf wie lange Zeit und unter welchen Bedingungen sie auf dem Hammer zu behalten sind, ein Termin auf

Mittwoch den 14. März d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Concurs=Gerichte an, zu welchem die nicht präcludirten Capell'schen Gläubiger unter dem Nachtheile hiemit geladen werden, daß die nicht erscheinenden Gläubiger an die Beschlüsse der erschienenen gebunden sein sollen.
Schönberg den 3. März 1877.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     


Gerichtlicher Verkauf eines Grundstücks.

Es soll das in Ratzeburg (Fischerstraße unter Nr. 243) belegene, zum Nachlaß des weil. Schustermeisters Hester gehörende Grundstück nebst Zubehörungen (Schuld= und Pfand=Protokoll vol. VI Fol. 240) Zwecks Erbtheilung am

27. März cr., Mittags 12 Uhr,

in einem einzigen Termine vor unterzeichnetem Gericht öffentlich meistbietend zum Verkaufe gebracht werden.
Ratzeburg, den 25. Februar 1877.

Königliches Amtsgericht.
Sachau.

Bodmer.     


Holzverkauf.

Am Dienstag, den 13. März, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Lenschow in Selmsdorf

aus dem Heidenholze

nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

ca.   30 Rmtr. eichen Kluft I. u. II. u. Knüppel,
ca.     4 Fuder eichen Durchforstungsholz II. Cl.,
ca.     3 Fuder eichen Zweigholz,
ca.   16 Stück buchen Nutzholzdrümme,
ca. 240 Rmtr. buchen Kluft I. u. II. u. Knüppel,
ca.   30 Fuder buchen Durchforstungsholz I, II. III. Cl.,
ca.   48 Fuder buchen Zweigholz,
ca.     2 Fuder weiden Zaunbusch.
Schönberg, den 6. März 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Am Donnerstag den 15. März, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente aus den Palinger Tannen meistbietend gegen Baarzahlung bei freier Concurrenz verkauft werden:

ca. 450 Rmtr. tannen Knüppel,
ca.   30 Rmtr. tannen Kluft.
Herr Förster Polle zu Forsthof Hohemeile ertheilt nähere Auskunft.
Schönberg, den 8. März 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Holzauction.

Dienstag, den 13. März d. J. sollen in Woitendorfer Holze, Vitenser Forste, meistbietend gegen baare Bezahlung verkauft werden:

Eichhester zu Nutz= und Pfahlholz tauglich.
eichen Klafterholz, theilweise für Böttcher brauchbar.
buchen Nutzholz=Drümme.
buchen Klafterholz.
buchen Zweigholz.
birken Stangenholz.
Fichten von Leiterbaum und Schleete Stärke.
Die Auction beginnt Morgens 9 Uhr und wollen Käufer sich beim Holzwärterhause zu Woitendorf einfinden.
Vitense, den 6. März 1877.

L. Wiegandt.     


Auction.

Auftragsmäßig werde ich am Montag den 12. März cr., von Morgens 9 1/2 Uhr an, im Gastwirth Boye'schen Locale hieselbst

Tische, Stühle, Kommoden, Küchen= und Kleiderschränke, Bettstellen, Koffer, verschiedenes Haus= und Küchengeräth, etwas Leinenzeug, Kleidungsstücke und was sich sonst noch vorfindet
öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkaufen.
Schönberg.

Staffeldt,          
Landreiter.     


Die zehn Parcellen meines hinter dem Gehöfte des Ackerbürgers J. Burmeister belegenen Ackerstückes werde ich auf anderweitige 6 Jahre

Sonntag den 11. März d. J.,
Nachmittags 4 Uhr,

an Ort und Stelle wieder verpachten, wozu Pachtliebhaber eingeladen werden.
Schönberg, den 5. März 1877.

Hennings, Schlachtermeister.


Die
Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt
in Schönberg

ist an jedem

Mittwoch,
von 8-12 Uhr Vormittags

geöffnet.

Die Vorschuß=Anstalt nimmt auch nach dem Termine - jederzeit Summen von 300 M.und darüber an und verzinst sie auf halbjährige Kündigung mit 4 % jährlich, auch gewährt dieselbe Darlehnen gegen 5 % und gegen Bürgschaft zweier solider im hiesigen Fürstenthume wohnhafter Männer oder gegen Verpfändung von Werthpapieren.
Die Ersparniß=Anstalt nimmt Einlagen auch unter 300 M.jederzeit an und verzinst dieselben für volle Fünfmarkbeträge mit 3 7/10 % aufs Jahr vom ersten des auf die Einzahlung folgenden Monates an.
Schönberg, den 3. Februar 1877.

Das Directorium.     


[ => Original lesen: 1877 Nr. 20 Seite 3]

Das Neueste in

Filzhüten
für Herren und Knaben
empfiehlt                                                    
                                                    Heinr. Schäding.
                                                    Schönberg.


Dachschächte.
Bohnenstangen
                          bei
                                                    F. Heitmann.


Bis auf Weiteres, ist der Kirchweg von Cordshagen, bis zum Kommunikationswege von Rohdüchelsdorf Lübsee bei Strafe der Pfändung für schweres Fuhrwerk gesperrt.

Der Gemeinde=Vorstand
für Cordshagen, Lübsee und Zehmen.


Für meine Stelle in Lauen suche in einen

erfahrenen Kuhhirten

bei circa 20 Kühen. Meldungen beim Vogt Meier daselbst.

Dräger, Hollenbeck.


Für Confirmanden

empfiehlt Broches, Boutons, Medaillons, Garnituren etc. in reicher Auswahl und zu billigen Preisen.

C. Roepstorff,
Gold= und Silberarbeiter.
Schönberg.


Stets vorräthig:

Einfache und doppele Bruchbänder in verschiedener Gattung, Suspensors oder Tragbeutel, Nabelbinden mit und ohne Luftkissen für Kinder, runde und Flügel=Mutterkränze, Clysopomps und doppelte Clystirspritzen zum Selbstklystiren, Wundspritzen aller Art zu jeglichem Gebrauch, Irrigators, Eisbeutel mit festem Verschluß, Gummi=Luftkissen für Kranke, Milchpumpen oder Warzenzieher, Brusthütchen bei wunder Warze, Warzendeckel, Brustgläser, wasserdichtes Zeug als Unterlage in den Wiegen wegen Durchnässen der Betten, Mutterrohre,
electro=motorische Zahnhalsbänder zur Erleichterung und Schutz des Zahnen bei Kindern sehr empfehlenswerth, Zahnringe in Gummi und Horn, die neuesten Milchflaschen mit Schlauch und Bürste, sowie ächte Milchsauger von reinem Gummi und dergleichen mehr sind stets zu haben bei

Emil Jannicke,        
Bandagist in Schönberg.     


Gesucht: 7000 M. gegen sichere Hypothek in einer Landstelle zu Johannis 4 % Zinsen.

                          Julius Kibbel, Schönberg.


Gesucht: 1000 M. zu sofort, sichere Hypothek, in eine Landstelle.

Julius Kibbel.     


Gesucht: 3000 M., gute Hypothek, 5 % Zinsen zu sofort.

Julius Kibbel.     


Am Mittwoch den 14. d. Mts., dem

Ratzeburger Viehmarkttage,

wird mein Omnibus von Carlow nach Ratzeburg fahren. Abfahrt von Carlow Morgens 1/2 6 Uhr, von Rieps Morgens 7 Uhr. Ich werde an diesem Tage aber dennoch nach Schönberg fahren.

Fuhrmann Oldenburg,     
Rieps.                  


Ein Knabe, der Lust hat, das Handschuhmacher= und Bandagen=Geschäft zu erlernen, kann sich melden bei

Emil Jannicke
Handschuhmacher und Bandagist.
Schönberg.


Dem geehrtesten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich von heute an eine Auswahl

neuer Wagen u. eleganter Phaeton

nach neuester Construction und dauerhaft gearbeitet vorräthig halte.

Heinrich Badstein,              
Stellmachermeister in Schönberg.     


Franz. Champagner.

Pierre Vaudon. Avize à Fl. 3 M.25 Pfennig (Mecklenburg).
N. Flècher Avize Sillery superieur à Fl. 3 M.50 Pfennig (Mecklenburg).
bei Abnahme in Originalkörben à 12 Fl. billiger.
Ferner empfehle
Chrl. Farre. Verzenay à Fl. 5 M.50 Pfennig (Mecklenburg).
L. Röderer ct. noir à Fl. 6 M.

Aug. Spehr.
Schönberg.


Geburtstagsfeier Sr. Majestät des Kaisers.

Der hiesige Kampfgenossen=Verein wird in diesem Jahre den Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers am 22. d. Mts. durch einen

solennen Commers mit Musik

im Boye'schen Gasthause feiern und ladet alle patriotischen Einwohner von Stadt und Land hierzu ein.
Der Beitrag für Nichtmitglieder ist auf 1,50 M.festgesetzt, wofür denselben freies Bier und Musik geboten wird.

Anfang Abends 7 1/2 Uhr.
Der Vorstand.
Im Auftrage: Westphal.


Deutsche Hartglas-Fabrikate
der Hütte Scheckthal bei
C. Maaß Wwe., Schönberg.

Die Hartglasgegenstände entsprechen allen Anforderungen, welche an Widerstandsfähigkeit bei Glas überhaupt gestellt werden können.
Becher, Trinkflaschen für Kinder u. s. w. vertragen den Fall auf Holz und sofortiges Eingießen heißer Flüssigkeiten, ohne zu zerbrechen.
Die Cylinder erweisen sich haltbar gegen sofortige hohe oder schiefe Stellung der Flamme, sowie gegen Luftzug.


Wichtig für Leidende!

Kranken jeder Art kann aus voller Überzeugung die Anwendung des tausendfach bewährten, in Dr. Airy's Naturheilmethode beschriebenen Heilverfahrens dringend empfohlen werden. Dieses in mehr als 60 Aufl. erschienene, 500 Seit. starke Buch kostet nur 1 Mark und ist durch jede Buchhandlung oder direkt von Richter's Verlagsanstalt in Leipzig zu beziehen, welch' Letztere auf Verlangen auch 100 Seit. starken Auszug daraus gratis und franco zur Prüfung versendet.
Warnung! Um nicht durch ähnlich betitelte Bücher irre geführt zu werden, verlange man ausdrücklich Dr. Airy's illustrirtes Originalwerk, herausgegeben von Richter's Verlagsanstalt in Leipzig.


Dem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich mich hier,

Siemzerstraße 112

als

Tischler

etablirt hat. Ich bitte, mich mit Aufträgen gütigst beehren zu wollen, die ich stets möglichst prompt und billig auszuführen bemüht sein werde.
Schönberg, im Februar 1877.

Rudolf Wascher,
Tischlermeister.


Ich habe noch einige Tausend

kleine Drains

vorräthig. Köhlersche Ziegelei.

                          G. Böckenhauer.
                          Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 20 Seite 4]

Lebensversicherungsbank für Deutschland zu Gotha.
Gegründet 1827. Eröffnet am 1. Januar 1829.
Stand Ende 1876.

Versichert 48804 Personen mit 308,049,700 Mk.
Davon 1876 neu eingetreten 3554 Personen mit 28,810,400 Mk.
Bankfonds 73,900,000 Mk.
Ausbezahlte Sterbefälle seit 1829 101,029,700 Mk.
Durchschnitt der Dividende der letzten 10 Jahre 36,8 Prozent.
Dividende im Jahre 1877 41 Procent.

Versicherungsanträge werden durch unterzeichneten Agenten entgegengenommen und ermittelt.
Schönberg, den 1. Februar 1877.

Wilh. Schrep.     


Avis für Hausfrauen und Wäscherinnen.

Eine vorzügliche Wäsche erhält man mit dem

Dr. Linck'schen Fettlaugenmehl.

Zeugnisse von Waschanstalten, Wäschereien, Verwaltungen etc. liegen vor. - Universal=Reinigungsmittel aller möglichen Gegenstände. Pr. Pfund 50 Pfennige.
Niederlagen bei den Herren A. Wengler, Rehna und H. Polemann, Schwerin.

Generalagentur A. F. Riemann, Hamburg.     


Bilanz
der
Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank
in Schwerin
pro ultimo Februar 1877.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Schwerin, im März 1877.

Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank.
C. A. Schwerdtfeger, Director.
C. L. F. Soltau, General=Agent.


Die Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebensversicherungen, Leibrenten=Versicherungen, Kapital=Einlage=, Darlehns= und alle sonstigen Geld=, Inkasso= und Commissions=Geschäfte durch das unterzeichnete Bureau zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar=Bank=Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt.

Bureau der Mecklenburgischen Lebens=Versicherungs= und Sparbank in Schönberg.
W. Stephan.      W. H. Schacht.


Zu Michaelis d. J. habe

zwei Wohnungen

zu vermiethen.

F. C. Wolgast.     
Schönberg.      


Ein Mädchen

zu allen häuslichen Arbeiten wird an Stelle eines Erkrankten zu sogleich oder zu Ostern gesucht von

Aug. Spehr in Schönberg.     


Kirchliche Nachrichten.

Freitag 9. März.
Passionspredigt: Pastor Fischer.
Sonntag 11. März.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen16 M 50Pfennig  bis 23 M -Pfennig.
Roggen17 M -Pfennig  bis 18 M 20Pfennig.
Gerste14 M 80Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Hafer15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Erbsen14 M 50Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,20 .
Hühner d. St. M1,60 .
Tauben d. St. M0,50 .
Spickgans d. St. M3,50 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,45 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,10 .
Eier 6 St. für M0,30 .


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 20 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 20 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 9. März 1877.


- Im Handel zwischen Deutschland und Frankreich sind an Waaren ausgeführt worden

von Frankreich
   nach Deutschland   
von Deutschland
     nach Frankreich     
  in Millionen Franks:
1861: 194,0 184,8
1868: 302,8 252,7
1872: 358,0 409,6
1873: 311,1 463,3
1874: 315,5 413,6
1875: 349,0 426,9

- Die bekannte Deckersche Oberhofbuchdruckerei in Berlin ist von der Reichsregierung gekauft worden und wird in eine Kaiserliche Geheime Reichs=Druckerei umgewandelt. Das große Deckersche Haus mit Garten in der Wilhelmsstraße grenzt an das Haus des Reichskanzlers.
- In Berlin werden 6 neue Apotheken errichtet. Bewerber haben sich bei dem Polizeipräsidenten zu melden.
- Generalpostmeister Stephan ist auch ein Marschall Vorwärts. Er wird nächstens bei den Weltpostverein beantragen, Postkarten von 10 Pfennig im Weltverkehr einzuführen.
- In der Umgegend von Ansbach sind die schwarzen Blattern in bedenklicher Weise aufgetreten. Hoffentlich verhindern die von den Behörden getroffenen Vorkehrungen eine Weiterverbreitung der unheimlichen Seuche.
- Wegen einer Prise Schnupftabak entstand in einer Kneipe in München eine furchtbare Schlägerei, in welcher der Wirth Graumüller, der Ruhe stiften wollte, erschlagen wurde. Der Thäter, ein Colporteur, ist verhaftet.
- Die Mondesfinsterniß am 27. Februar war in Europa, Asien, Afrika und Australien sichtbar. Die theilweise Sonnenfinsterniß, die ihr diesmal wie gewöhnlich folgt, tritt am 15. März ein, ist aber bei uns nicht sichtbar.
- In Graubünden in der Schweiz sind im Jahre 1876 828 Gemsen erlegt worden und seit einer Reihe von Jahren nie unter 650-660.
- Der Taglöhner U. in I. bei Gandersheim wurde bei seinem Versuche, sich zu erhängen, von seiner Frau ertappt und so lange mit einem Besenstiel bearbeitet, bis er versprach, nie wieder Hand an sich zu legen.
- In Mainz hat sich ein Husar im Rhein ertränkt. Derselbe, zu Wärterdiensten im Militärlazareth kommandirt, hatte sich durch sein Ausbleiben im Dienste eine dreitägige Arreststrafe zugezogen. Um dieser zu entgehen, suchte und fand er im Rhein ein freiwilliges Ende.
- In Berlin giebts Kammer=Witze, wie's an Höfen Kammer=Musici und Kammer=Virtuosen gibt. Der Abgeordnete Windthorst z. B. ist unbestritten Kammer=Virtuos. Dennoch hat er dieser Tage einen ultramontanen Collegen Perger, der sonst nur in stiller Musik macht, beneidet. Der stieg auf, um eine Kultur=Kampf=Rede zu halten, und das ärgerliche Haus war sehr unruhig. Da sagte er: Meine Herren, ich bin ein alter Schulmann und als solcher gewohnt, so lange zu warten, bis Ruhe wird! - Es wurde sofort ruhig.
- Berlin hat seine gleichgültige Ecke verloren. Der Volkswitz nannte sie so, weil auf der einen Seite alles "Wurst" (bei Niquet) und auf der ändern alles "Pomade" war (bei Nuglisch). Auf dieser Stelle steht jetzt das prächtige Gebäude der Reichsbank, das in drei Straßen hinein schaut.
- Im Jahre 1875 sind in Frankreich 950,975 Franzosen und Französinnen auf die Welt gekommen, darunter 66,876 = 7 Proc. uneheliche. Im liederlichen Seine=Departement kamen 63,419 zur Welt, darunter 15,613 uneheliche = 32 Proc. und in Paris selbst kamen jedesmal auf 3 eheliche Geburten eine uneheliche. Sogar der leichtsinnige Figaro sagt, diese Zahlen läsen sich wie ein Roman des älteren Dümas oder wie ein Theaterstück des jüngeren Dümas.
- In Lyon wird keine Seide gesponnen, weil in der Welt viel weniger seidene, namentlich bunte Kleider getragen werden als sonst. So kommts, daß 15,000 Webstühle stille stehen, von denen etwa 100 2 Monate lang durch Unterstützung der Regierung beschäftigt werden. Man sieht, die Geldhülfe des Staates bei großen Stockungen kann nicht helfen. Wirksamer greifen die französischen Frauen ein, sie haben durch das ganze Land eine Art Verschwörung gemacht, die Seide wieder in Mode zu bringen. Die Bonapartisten wollten die Zeit der Noth für sich benutzen, um durch Wühler zu hetzen und Unruhen auf den Straßen hervorzurufen. Die republikanischen Zeitungen waren aber sofort bei der Hand, die Behörden und die Arbeiter selber auf die Wühler aufmerksam zu machen und ihre jesuitischen Pläne zu vereiteln. Ein paar Wühler die sich zu keck vorwagten, nahm man beim Kopf und steckte sie ins Loch.
- Wars nicht in Dresden, wo jüngst ein Sozialdemokrat einen öffentlichen Seufzer ausstieß, daß Bebel und Liebknecht Pelzröcke tragen, während er in der Blouse wandeln muß? Der Pelzrock scheint auch unter dem Arbeiterverein in Copenhagen zu spuken. Die Arbeiter dort schwärmen für den sozialistischen Staat der Zukunft, wo Alles gleich ist, Einer so viel bekommt wie der Andere und Keiner sich allzusehr plagen darf. Sie meinen nur, es wäre schön, wenn mit dieser Gleichheit schon in dieser Zeitlichkeit der Anfang gemacht werde und zwar zunächst unter den eigenen Bundesbrüdern. Für sie, für die Arbeiter sei der Weg zum Himmel viel steiler und mühseliger als für ihre Brüder Präsidenten, Redner und Redacteure. Diese bekämen große Besoldungen und machten großen Aufwand, während sie sich mühsam durchs Leben schlagen müssen u. s. w. Das Murren wurde so laut, daß Präsident Pio, ein früherer Lieutenant, sein mit 1800 Kronen bezahltes Amt ärgerlich niederlegte.
- Mehrere Hausbesitzer in München dachten, man muß den Herren von der Steuer nicht alles auf die Nase binden, und verschwiegen einen Theil ihrer Miethserträge. Die Behörde kam aber dahinter und nahm den Einen in Strafe von 2290 Mark, den Andern 966 und den Dritten von 1280 Mk. d. h. zu dem dreifachen Betrag der "Steuerhinterziehung", wie man in Bayern sagt. Nun schreien die Herren über Ungemüthlichkeit, als ob die Steuer je gemüthlich wäre.
- (Englische Sonne). Ueber Griechenland lachte bekanntlich nach einem stehend gewordenen Witz ein ewig wolkenloser Himmel. In England, das geographisch oft mit jenem Reich verglichen wird, ist es nicht so (obwohl auch nicht so arg wie Fremde sich erzählen). Wie es ist, lehrt uns die Beobachtung des kgl. Astronomen Sir George Airy in Greenwich. Wir erfahren von ihm, daß in vergangener Woche die Sonne sich 69 Stunden 18 Minuten über dem Horizont befand, jedoch über London nur während 9 Stunden 18 Minuten ihr Licht ausstrahlen konnte, nämlich vier Tage hindurch gar nicht, am Sonntag 5 Stunden 18 Minuten, am Freitag 3 Stunden 30 Minuten und am Samstag eine halbe Stunde.
- Fräulein Wernicke hat ein tiefgefühltes Bedürfniß durch Veröffentlichung von "Gouvernantenlieder" befriedigt. Ihr Lebenspfad muß nicht mit Rosen bestreut gewesen sein; denn ihre Weltanschauung ist sehr düster. Von ihrem "Wanderleben" singt sie: "Herzen kalt wie Hundenasen, - Ein verschrobener Verstand, - Hirne ganz gemacht zum Rasen, - Das war alles, was ich fand - Ueberall in jedem Land." Und weiter: "Und wohnst Du auf Berg oder Auen, - Wald, Meer: 's ist alles Wurst! - Allüberall hungernde Frauen - Und Männer mit zu viel Durst."

[ => Original lesen: 1877 Nr. 20 Seite 6]

- Ueber die Kunst zu inseriren, schrieb s. Z. die Frankfurter "Didasc.": Ein Industrieller wurde gefragt, warum er jedes neue Fabrikat ein Dutzend mal in den Zeitungen anzeige. "Der Grund," antwortete er, "ist sehr einfach. Wenn ich z. B. ein neues Muster zu einem Frühjahrskleid für Damen das erste Mal ankündige, wird diese Annonce gar nicht bemerkt, denn die Zeitung wimmelt von ähnlichen Anpreisungen. Das zweite Mal wird sie vielleicht bemerkt, aber man hat weder Zeit noch Lust, sie zu lesen. Das dritte Mal sieht man sie und liest vielleicht die Ueber= und Unterschrift. Das vierte Mal liest man sie ganz, ohne etwas dabei zu denken. Das fünfte Mal liest man sie nochmals, und geht mit sich zu Rathe, ob man der Frau Gemahlin, Fräulein, Braut, Tochter, Nichte u. s. w. etwa ein Präsent damit machen könne. Das Sechste mal kommt man darüber ins Klare, daß man doch vielleicht eine Freude damit bereiten könne. Das siebente mal nimmt man sich vor, den neuen Artikel gelegentlich in Augenschein zu nehmen. Das achte mal wird der Entschluß fester. Das neunte mal thut man es wirklich, kauft aber noch nicht. Das zehnte mal hat es die fragliche Dame schon selbst gelesen und kommt mit dem directen Gesuch an den Eheherrn, Bräutigam, Papa u. s. f. ein, den neuen Artikel zu kaufen. Das elfte mal wird diese Bitte wiederholt und man verspricht es. Das zwölfte mal erst, wenn kein Hinderniß dazwischen tritt, geht man vielleicht, die Sache wirklich zu kaufen."
- Herrenlose Güter werden nach einer bestimmten Zeit verkauft. Die Sache ist einfach; wie aber ist es mit den herrenlosen Menschen? Capitän Adams von dem Londoner Schiffe "Dorea" ist thatsächlich in der Lage, ein paar Menschen zu besitzen, mit denen er nichts anzufangen weiß. Derselbe theilte dieser Tage dem Richter des Themse=Polizeihofes die näheren Umstände mit und fragte um Rath. Er kehrte im September von China heim und fand 200 Meilen vom Lande in einem Boote zwei dem Hungertode nahe Menschen. Er gab ihnen Speise und nahm sie, da er sie im eigentlichen Sinne des Wortes nirgends hinzubringen wußte, mit nach England. Durch Zeichen (denn ihre Worte verstand Keiner) gaben die Fremdlinge zu verstehen, daß sie fischen gegangen und dabei in hohe See getrieben wurden, wo sie vier Tage hindurch Noth gelitten hätten. Jetzt sucht der gute Capitän ein einstweiliges Unterkommen für seine Schützlinge, ehe sie in ihr Vaterland zurückbefördert werden. Der Polizeirichter versprach ihm, Nachforschungen anstellen zu lassen. Man hält die Unbekannten für Einwohner von Cochinchina. Mit ihrer öffentlichen Vorführung würde sicher ein gutes Stück Geld zu verdienen sein.
- Wenn man Schulze heißt und in Berlin und noch obendrein in einem Hause wohnt, wo noch mehrere Schulzen wohnen, muß man auf Alles gefaßt sein. In der C=Straße dort steht ein Haus, das einen Schulze als Eigenthümer und zwei Schulzen als Miether aufweist. Der Wirth Schulze und ein Mieter Schulze haben denselben Flur inne und jede der beiden Familien erfreut sich einer jungen hübschen Tochter, welche den ebenfalls nicht gerade seltenen Vornamen Emma führt. Kürzlich feierte des Wirths Tochter ihre Hochzeit und an demselben Tage des Miethers Tochter ihren Geburtstag. Und nun gehts den ganzen Tag in einem Fragen hüben und drüben: Wohnt hier Fräulein Emma Schulze? und nach Bejahung wird dann immer ein Geschenk abgegeben, und fast immer ists unrichtig, statt an die Hochzeiterin wird an das Geburtstagskind abgegeben und so umgekehrt - beiderseitige Verzweiflung. - Endlich kommt der Wirth auf eine große Idee. Er bringt nämlich an seiner Thür einen Zettel an, auf dem mit riesigen Buchstaben geschrieben stand : Hier wohnt der Hochzeichtsschulze! - Und in Anerkennung der Trefflichkeit dieser Nachweisung erscheint dann auch bald drüben an der Thür die Aufschrift: Hier wohnt der Geburtstagsschulze! Wenn man Schulze heißt, muß man sich eben zu helfen wissen.
- Die Leichtgläubigkeit eines jungen Mädchens in Berlin wurde vor einiger Zeit in recht perfider Art gemißbraucht. Sie war mit ihrer Mutter im Theater, und ein Herr, der neben ihr saß, suchte sich durch allerlei Aufmerksamkeiten gefällig zu zeigen. Beide Damen waren von seinem vornehmen Wesen so eingenommen, daß sie ihm gestatteten, sie nach Hause zu begleiten. Am anderen Tage machte er seinen Besuch und stellte sich als Geheimsecretär eines Fürsten vor, der sich in Berlin im strengsten Incognito aufhalte. Unter dieser Firma gewann er das Vertrauen von Mutter und Tochter immer mehr, und nach kurzer Zeit war er der Verlobte des Mädchens. Einige Tage nach der Verlobung übergab er der Mutter ein versiegeltes Packet, in welchem Staatspapiere in Werthe von 30,000 Mark sich befanden, und bat, man möge es verwahren, da er im Hotel nicht von rechtlichen Leuten umgeben sei. Es läßt sich denken, daß er dadurch noch mehr das Vertrauen der Damen gewann, denen das fürstliche Siegel auf dem Packete ganz besonders imponirte. Eines Abends war er, wie gewöhnlich, bei seiner Braut; man trank gemüthlich eine Tasse Thee und entwarf Pläne für die Zukunft, als plötzlich ein reich gallonirter Bedienter erschien, der dem Herrn Geheimsecretär ein Schreiben übergab. Die Damen erschracken nicht wenig, als er ihnen mittheilte, er müsse sofort nach Wien reisen; sie baten um einigen Aufschub, aber - "der Befehl Serenissimi" - diesem Worte mußte man sich beugen. Er erbat sich das Packet, denn er wollte ein Papier herausnehmen, um es zu wechseln, da er zur Reise mindestens 1000 Mark brauche. Die Dame bot ihm die Summe an, da die Bankgeschäfte schon längst geschlossen seien, und der Herr Geheimsecretär nahm es an. Man nahm zärtlich Abschied, aber auf seine Rückkunft hat man bis jetzt vergeblich gewartet. In dem versiegelten Packet, das in Gegenwart von Zeugen geöffnet wurde, befand sich - Makulatur.
- Ein Rekrut stand des Nachts an einer Sternwarte Schildwache und sah gedankenlos zum Thurme und zum gestirnten Himmel hinauf. Da erschien Jemand oben auf der Warte, nach der Meinung des Rekruten mit einer langen Flinte und zielte damit in die Nacht hinein. "Aber das möcht' ich doch wissen," murmelte der Rekrut in den Bart, "was der Mann dort bei der Nacht schießen will!" und dabei folgte er mit den Augen der Richtung, die das Fernrohr des Beobachters auf der Sternwarte anzeigte. Plötzlich schoß eine Sternschnuppe hernieder. Dem Verdutzten fiel das Gewehr vom Arm und er rief: "Nu mocht' einem doch der Schnee brennen, er hat ihn getroffen."
- Auf dem Fastenviehmarkt in München versuchte ein Bauer einen originellen Gaunerstreich auszuführen: er brachte nämlich einen alten Klepper auf den Markt, den er als Daraufgabe beim Kaufe eines werthvollen Pferdes anbot. Ein Verkäufer ging darauf ein und handelte mit ihm ab; ehe der Käufer jedoch das Geld erlegte, verlangte er nochmals das käufliche Pferd eine Strecke weit führen zu dürfen, weil er die Gehart prüfen wollte. Dies wurde ihm gestattet; als er das schöne Pferd eine Strecke weit geführt, schwang er sich darauf und ritt davon. Einige Hundert Bauern liefen ihm nach und ein reitender Gensdarm holte den Bauern jenseits der Isar ein, worauf derselbe verhaftet wurde.
- "Aber Mensch" sind Sie des Teufels? Wie können Sie mir die Haare so ungeschickt schneiden?" rief wüthend ein Stutzer, als er das Werk des Friseurs einer kleinen Stadt im Spiegel betrachtete. "Ich habe es mir gleich gedacht!" meinte mit größter Seelenruhe der Prinzipal. "Der Junge wollte durchaus als Friseur lernen und da hab' ich ihm gesagt, er soll's 'mal bei Ihnen versuchen! Nee, wahrhaftig - hahaha! - Sie sehen ja aus wie ein Stachelschwein. Na, nun wird wohl der Bengel endlich kurirt sein!"
- Bei den schlechten Zeiten, sagte ein zweifelhafter Berliner zum andern, muß ich mir um einen billigen Mittagstisch umsehen, - weißt Du nichts Billiges? - Geh' zur Reichspost, antwortete dieser, da kostet das Couvert nur einen Silbergroschen.


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