No. 18
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. März
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1877 Nr. 18 Seite 1]

   Nachdem ich mittelst Verfügung Großherzoglicher hoher Landesregierung zu Neustrelitz zum Landesherrlichen Commissarius für die Abwehr der Rinderpest bestellt bin, erlaube ich mir, dies zur allgemeinen Kenntniß zu bringen und alle Ortsvorstände und das Publikum des hiesigen Fürstenthums auf die genaue Befolgung der Vorschriften des Reichsgesetzes vom 7. April 1869, betreffend Maßregeln gegen die Rinderpest, der revidirten Instruction dazu vom 6. Juni 1873 und des Publicandi Großherzoglicher hoher Landes=Regierung vom 14. d. M. - Officieller Anzeiger Nr. 8 - aufmerksam zu machen.

   Schönberg, den 27. Februar 1877.

Der Großherzogliche Commissarius für die Abwehr der Rinderpest.
F. Graf Eyben.


Politische Rundschau.

Deutschland. Der beim Bundesrath eingebrachte Gesetzentwurf zur Feststellung des Reichshaushalt=Etats für das Finanzjahr vom 1. April 1877 bis zum 31. März 1878 veranschlagt die Gesammtausgaben des Reiches auf 542,844,776 Mark. Davon betragen die fortdauernden Ausgaben 414,723,428 Mark. Unter den gleichfalls auf 542,844,776 Mark berechneten Gesammteinnahmen erscheinen die Matrikularbeiträge mit einer Steigerung um 25,784,067 Mk., eine Summe, welche das ungedeckte Defizit im Etat bezeichnet. Daß diese Summe eine so große geworden ist haben wir bekanntlich dem vorigen Reichstage zu verdanken, der alle vorgeschlagenen indirekten Steuern und besonders eine Börsensteuer ablehnte, weil, wie die liberale Phrase lautete und bei allen liberalen Wahlreden wiederholt wurde, das Bedürfniß einer solchen Steuer nicht vorhanden sei. Jetzt kommt die bittere Wahrheit nachgehinkt und zeigt den vertrauensseligen liberalen Wählern, wie guten Grund sie zu ihrem Vertrauen hatten, denn die Matrikularbeiträge haben bereits eine solche Höhe erreicht, daß sie für einzelne Staaten eine unerträgliche Last geworden sind, während auch die einträglichste indirekte Steuer weder von den Staaten noch auch von dem einzelnen Steuerzahler besonders schwer empfunden wird. Natürlich wird sich der neue Reichstag vielleicht schon in nächster Zeit mit dieser Steuerfrage zu beschäftigen haben und hoffentlich wird es den konservativen Elementen im Reichstage gelingen, den Abscheu der Liberalen gegen indirekte Steuern erfolgreich zu bekämpfen. In erster Linie soll eine Erhöhung der Tabakssteuer beabsichtigt sein; weiter aber ist auch eine Petroleumsteuer, eine erhöhte Biersteuer und endlich eine sehr wünschenswerthe Börsensteuer in Aussicht genommen. Die letztere wieder vorzuschlagen, scheint man am meisten gezögert zu haben; aber die meisten der früheren Reichstagsabgeordneten, die bei der Sache persönlich interessirt gewesen sein sollen, sitzen ja diesmal nicht wieder im Reichstage; und überhaupt hat die liberale Fraktion im Reichstage bedeutend an Macht verloren, sodaß jetzt Aussicht vorhanden ist, daß doch endlich eine Börsensteuer angenommen wird.
Das am Montag ausgegebene Reichs=Gesetzblatt publizirt die am 1. Februar von Sr. Majestät dem Kaiser vollzogene Strafprozeß=Ordnung und das Einführungsgesetz zu derselben.
Das Kasseler Kreisgericht hat das Eigenthumsrecht des hessischen Fürstenhauses am Familien=Fideicommis desselben, welches von Preußen als Staatsgut in Anspruch genommen war, durch Urtheilsspruch am 22. Februar ausdrücklich anerkannt und der Staatsregierung verboten, irgend welche die Rechte der Agnaten beschränkende Maßnahmen hinsichtlich der einzelnen Vermögensobjekte zu treffen. Wahrscheinlich wird aber die preußische Regierung die Frage vor das Appellationsgericht und vor das Obertribunal bringen.
Preußen. Das Abgeordnetenhaus hat die Vorlage wegen des Zinsgarantie=Vertrages mit der Berlin=Dresdener Bahn mit 189 gegen 182 Stimmen in zweiter Lesung angenommen. Bekanntlich hat aber die Sächsische Regierung gegen die Uebernahme der Verwaltung und die Leitung des Betriebes der ganzen Bahn durch Preußen Widerspruch erhoben, und von Seiten Preußens ist diese Streitfrage dem Bundesrathe zur Entscheidung vorgelegt, sodaß der Beschluß des preußischen Abgeordnetenhauses mindestens verfrüht ist; und selbst besonnene preußische Blätter urtheilen, daß derselbe wenig reichsfreundlich erscheint; es müßte denn das preußische Abgeordnetenhaus sich für den deutschen Reichstag gehalten haben, und in einigen Kreisen soll man allerdings kaum noch einen Unterschied zwischen beiden Häusern kennen.
Oesterreich. Der so lange erstrebte "Ausgleich" zwischen den beiden Reichshälften soll nun wirklich perfekt geworden sein, natürlich indem dem stolzen und übermüthigen Maggiarenthum wieder alle möglichen Konzessionen gemacht worden sind. Ob aber die unersättlichen Maggiaren nun wirklich befriedigt sind und das zwiespältige Reich zur Ruhe kommen lassen werden, ist sehr fraglich.
Türkei. Die Friedensverhandlungen mit Serbien sollen gescheitert sein, weil die Pforte die Ausfertigung eines Friedensprotokolles für Serbien versagt. Da der Waffenstillstand am 28. Februar abgelaufen ist, so haben die Feindseligkeiten wahrscheinlich gestern schon wieder begonnen.
Der Scherif von Mecka soll an den Scheich ul Islam in Konstantinopel die Aufforderung gerichtet haben, zu veranlassen, daß der türkische Großsultan an Rußland den Krieg erkläre. Wenn diese Nachricht wahr ist, wird sich der Sultan dieser Aufforderung nicht entziehen können. Zugleich aber würde der ausbrechende Krieg wahrscheinlich von Seiten des Muhamedanismus den Charakter eines Religionskrieges der schlimmsten Art erhalten.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 18 Seite 2]

Anzeigen.

Nachdem in Sachen betreffend die concursmäßigen Einleitungen wider den Pferdehändler Carl Baumann jun. wegen nicht erfolgten Nachweises der Befriedigung der andrängenden Gläubiger zum Verfahren nach § 6 der Constitution vom 17. December 1834 übergegangen, demgemäß die nöthigen Sicherheitsmaßregeln verfügt und der Kaufmann Heinr. Schreiber hieselbst zum Sequester des C. Baumann'schen Vermögens bestellt worden, haben wir
1) einen Liquidationstermin auf

Mittwoch den 9. Mai dieses Jahres,
Vormittags 10 Uhr,

2) einen Termin zum Versuche des Vergleiches und zur Prioritätsdeduction auf

Mittwoch den 30. Mai dieses Jahres,
Vormittags 10 Uhr,

anberaumt, und werden

ad 1 alle diejenigen, welche Forderungen und Ansprühe irgend einer Art gegen das Vermögen des Pferdehändlers C. Baumann jun. zu haben vermeinen, zur genauen Anmeldung derselben und Beibringung der darüber redenden Originalurkunden, unter dem ein= für allemal angedrohten Nachtheile ihrer Abweisung von der gegenwärtigen C. Baumann'schen Vermögensmasse, resp. ihrer Ausschließung mit anderweitigen Beweisurkunden,
ad 2 alle nicht präcludirten C. Baumann'schen Gläubiger, unter dem ein= für allemal angedrohten Nachtheile ihres Gebundenseins an die vom Schuldner vorzulegenden, event. im Termine zu regulirenden Vergleichsbedingungen, resp. ihres Ausschlusses mit ihrer Prioritätsdeduction,
hierdurch geladen.
   Rehna, den 24. Februar 1877.

Großherzogliches Stadtgericht


Holzverkauf.

Am Freitag, den 9. März Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Spolert auf der Bäck nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

1. Aus dem Steinort:

    6 buchen Blöcke.
112 Rmt. buchen Kloben I. u. II. Cl.
  64 Rmt. ellern Knüppel.

2. Aus dem Seebruch:

    1 eichen Block.
  13 eichen Classenbäume und Stangen.
    2 buchen Blöcke.
  81 Rmt. buchen Kloben I. u. II. Cl.
    8 Rmt. buchen Knüppel.
    1 Fuder buchen Zweigholz.
    3 fichten Classenbäume.
  36 Rmt. tannen Kluft und Knüppel.
  52 Stück tannen Schalbretter ca. 4 Meter lang.

3. Aus dem Mechower Holze:

    1 eichen Block.
    5 eichen Classenbäume.
  22 eichen Stangen zu Wagendeichsel.
    1 Rmt. eichen Kloben II. Cl.
  15 Fuder eichen Durchforstungsholz I. Cl.
    2 Rmt. tannen Kloben.

4. Aus dem Thandorfer Zuschlag:

    6 fichten Blöcke.
    5 Rmt. fichten Kloben und Knüppel.
Der Forstaufseher Rieck zu Römnitz ertheilt nähere Auskunft.
Schönberg, den 28. Februar 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Mittwoch den 7. März d. J. sollen im Cordshäger Holze, Vitenser Forste, meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:

Einige Eichen=Drümme,
Eichhester zu Nutz= und Pfahlholz tauglich,
Loheichen=Durchforstungsholz, auch zu kleinen Feldzaunpfählen tauglich,
Eichen=Klafterholz, theilweise für Böttcher brauchbar,
Buchen=Klafterholz,
Buchen=Zweigholz,
Fichten von Wesebaum=, Leiterbaum= und Schleet=Stärke,
Ellern=Schleete für Pantoffelmacher,
allerlei Busch und Dorn zu Zaunholz.
Die Auction beginnt Morgens 9 Uhr und wollen Käufer sich in den hohen Buchen auf der Kreutzschneiße im Cordshäger Holze einfinden.
Vitense, 28. Februar 1877.

L. Wiegandt, Förster.     


Am Sonnabend, den 10. März Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Lange in Ziethen nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

1. Aus dem Bahlen:

    3 eichen Blöcke.
    6 eichen Classenbäume.
  23 eichen Stangen zu Wagendeichsel.
    2 kieferne Blöcke.
    3 Rmt. eichen Kloben.
  14 Rmt. eichen Knüppel.
210 Rmt. buchen Kloben.
  36 Fuder buchen Zweigholz.
  65 Rmt. tannen Kloben und Knüppel.
  18 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.
    6 Fuder tannen Durchforstholz I. Cl.

2. Forsthof Schlagbrügge:

    1 eichen Block.
    2 Rmt. eichen Kloben.
Der Forstaufseher Herr Lembke=Ziethen ertheilt nähere Auskunft.
Schönberg, den 28. Februar 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Am Donnerstag, den 8. März Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Lenschow in Selmsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

1. Aus dem Schwanbecker Zuschlag:

ca. 30 Rmt. eichen Kluft I. II. u. Knüppel.
ca. 18 Rmt. buchen Kluft I. II. u. Knüppel.
ca. 10 Rmt. ellern Knüppel.
ca. 26 Stück ellern Stangen I. u. II. Cl.
ca. 77 Fuder starkes eichen Durchforstungsholz.

2. Aus dem Kleinfelder und Sülsdorfer Zuschlage:

ca. 86 Rmt. eichen Olm u. Knüppel.
ca. 49 Rmt. buchen Kluft I. II. u. Knüppel.
ca. 37 Rmt. fichten Kluft u. Knüppel.
ca.   4 Haufen starkes Fichtendurchforstholz von Leiterbaum u. Wesebaumstärke.
ca. 8 Fuder buchen Zweigholz.
Herr Förster Polle ertheilt nähere Auskunft.
Schönberg, den 1. März 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Auction.

Am Sonnabend, den 10. d. M., Morgens von 10 Uhr an. sollen beim Gastwirth Kreutzfeld hieselbst in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

1 Kleiderschrank, 1 Kommode, 2 Koffer, 2 zweischl. Bettstellen , 5 Rohrstühle, 1 Klapptisch, 4 zweischl. Ueberbetten, 2 Pfühle, 1 neue Ueberbettsbühr, 2 zweischl. Unterbetten, 16 Kopfkissen, 15 Bettlacken, gute Porcellan=Sachen, darunter 25 Pr. Tassen, gute Frauenkleidungsstücke aller Art, verschiedene neue Klempnerwaaren und Spiegel und noch allerlei Sachen.
Carlow, den 23. Februar 1877.

Struck.         
Landreiter.     


Zur Wahl eines Quartiermanns der Stadt Schönberg an Stelle des verstorbenen Webermeisters Kähler werden die sämmtlichen Bürger hiesiger Stadt geladen, am

Mittwoch, den 7. März d. J.

in der Rathsstube Vormittags in den Stunden von 10-12 Uhr in Gemäßheit des Stadtreglements ihre Stimme abzugeben.
Schönberg, den 1. März 1877.

Der Magistrat.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 18 Seite 3]

Möbel-Magazin
der vereinigten Tischlermeister. Nr. 177. Siemzerstraße. Nr. 177.

Den Bewohnern Schönbergs und Umgegend, die ergebene Anzeige, daß ich mit dem Verkauf sämmtlicher Arten von Tischlerarbeiten: als Möbel und zu diesem Fach gehörenden Artikel etc., von den hiesigen Tischlermeistern beauftragt bin, und bringe hiermit in Erinnerung, eine reichliche Auswahl verschiedener Sachen, in geschmackvollen Mustern dauerhafte Arbeit und soliden aber festen Preisen liefern zu können. Es bittet um geneigten Zuspruch

Julius Wagner
im Auftrage der vereinigten Tischlermeister.


Einen Burschen in die Tischlerlehre, sucht zu Ostern unter günstigen Bedingungen.

J. Kiel & E. Rindfleisch.
Schönberg.


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C. Schwedt.     
Schönberg.     


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ist zu verkaufen.

Hof Schlagsdorf.


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wird für eine feine Lebens=Versicherungs=Gesellschaft unter günstigen Bedingungen gesucht. - Gef. Offerten sub. E 00 547 bef. die Annoncen=Expedition von Herm. Fr. Ehlers in Lübeck.


Umstände halber zu sogleich oder zu Ostern

einen Knecht

in guten Lohn der auch Milchen kann, nach Auswärts. Näheres bei

                          C. Schwedt.


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deckt fremde Stuten, 10 M.Deckgeld incl. Stallgeld.

Hauswirth Hans Retelsdorf.
Rieps.


Ich habe noch einige Tausend

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vorräthig. Köhlersche Ziegelei.

                          G. Böckenhauer.
                          Schönberg.


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Aug. Spehr.     


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Ratzeburg im März 1876.

F. Becker.     
Vertreter.       


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Lübeck.

C. G. Torkuhl.     


/big>

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F. Kramer, Feldziegelei.     
Schönberg.              


Im Verlage von Richter's Verlagsanstalt in Leipzig ist erschienen u. in fast allen Buchhandlungen vorräthig: "Dr. Airy's Naturheilmethode", 32 Bogen, mit vielen in den Text gedruckt, anatom. Abbildung., Preis 1 Mark. - Dieses vorzügl. Werk kann allen Kranken, gleichviel an welcher Krankheit leidend, umsomehr dringend empfohlen werden, als das betreffende Heilverfahren sich als zuverlässig bewährt hat, wie die in dem Buche abgedruckten zahlreichen glänzenden Atteste beweisen.

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Emil Jannicke,        
Bandagist in Schönberg.     


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Durch Anschaffung eines neuen, sehr leistungsfähigen Apparates, welcher auf der letzten Hamburger Industrie=Ausstellung prämiirt worden ist, bin ich bei Lieferung reinster und wohlschmeckender Wässer in die Lage versetzt, meine Fabrikate in

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Hochachtungsvoll     
Th. Herold.       

Niederlage in Schönberg zu Fabrikpreisen bei Herrn Senator Aug. Spehr.


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F. Heitmann.     


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der Chemischen Fabrik auf Wilhelmsburg bei Hamburg und der Schwefelsäure und Superphosphat Fabrik von

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Schönberg,                                                    A. Wigger Nachfolger.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 18 Seite 4]

730 Dampfschiffshafen 730
Ecke der großen Altenfähre.
Der billige Ausverkauf dauert nur noch bis zum 18. März, alsdann muß und soll das Local geräumt sein. Deshalb sind meistens alle beschädigten Waaren um noch
25 pCt. ermäßigt,

als 10/4 breite Tuche und Buckskin 20 Sgr.
     Leinen, Halbleinen, Shirtings 10 Pfennige,
     Bettzeuge 18 Pfennige,
     gedruckte Stouts, Schürzenzeuge 18 Pfennige,
     weiße Taschentücher pr. Dutz. 15 Sgr.
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     Jaquets und Shawls 2 1/2 Thaler,
     Kleiderzeuge 2 Sgr.
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Lübeck, 730 Dampfschiffshafen 730. Ecke der großen Altenfähre.


Die Schützenzunft beabsichtigt für das hiesige Schützenhaus zwei achtflammige und zwei vierflammige

Petroleum=Kronleuchter

auf dem Submissionswege anzuschaffen und ersucht Diejenigen, welche auf diese Lieferung reflectiren, ihre Offerten nebst Zeichnung versiegelt am Mittwoch den 8. März Abends 7 Uhr im Boyeschen Gasthause uns vorzulegen.
Die Offerten werden in Gegenwart der Erschienenen geöffnet und demjenigen, welcher bei geschmackvollstem Muster die billigsten Preise stellt, die Lieferung, welche zum 1. April d. J. geschehen muß, übertragen.
Schönberg, den 28. Februar 1877.

Kapitain und Aelterleute der Schützenzunft.
Vogel.      Petersen.      Sievers.


Die Wohnung des Herrn Organisten Meier, bestehend aus 6 bis 7 Zimmern und Küche, Keller, Abseiten und Ställen, ist zu Michaelis 1877 zu vermiethen bei

J. Voß, Tuchmachermeister in Schönberg.     


Schweriner Sparkassenbücher.

Die durch mich besorgten Sparkassenbücher liegen zur Entgegennahme bereit.

W. H. Schacht.     


Sonnabend den 3. März Abends
Kieler Bier vom Faß,
wozu freundlichst einladet                                                    
                                                    G. Staack, Schönberg.

Ein Knabe, der Lust hat, das Handschuhmacher= und Bandagen=Geschäft zu erlernen, kann sich melden bei

Emil Jannicke
Handschuhmacher und Bandagist.
Schönberg.


Die Aufsicht über meine Holzkoppel auf dem Lockwischer Sandfelde habe ich dem Bahnwärter Krickeberg übertragen und warne zugleich vor jedem unbefugten Betreten derselben.

Russwurm, Lockwisch.


Kirchliche Nachrichten.

Freitag 2. März.
Passionspredigt: Pastor Fischer.
Sonntag 4. März.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen17 M -Pfennig  bis 23 M -Pfennig.
Roggen17 M 50Pfennig  bis 18 M -Pfennig.
Gerste15 M -Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.
Hafer15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Erbsen15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,20 .
Hühner d. St. M1,50 .
Tauben d. St. M0,45 .
Spickgans d. St. M3,50 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,45 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,10 .
Eier 6 St. für M0,30 .


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 18 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 18 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 2. März 1877.


Von einem Deutschen Kriegsschiffe.
Auszug aus dem Briefe eines Schönbergers, Deckoffizier auf S. M. Glattdeckscorvette "Augusta."

Capstadt, den 22. December 1876.     

Auf Befehl S. M. des Kaisers, wurde am 20. Sept. in Wilhelmshafen die Glattdeckscorvette "Augusta" in Dienst gestellt, um eine Expedition nach Australien zu machen, dort die Deutsche Flagge zu zeigen und Deutsche Interessen zu vertreten. Jeder der Besatzung ging mit dem festen Vorsatze an Bord, alles daran zu setzen, die Deutsche Flagge im Auslande zur Ehre und Geltung zu bringen. Mit frohem Muthe, Eifer und Fleiß ging jeder ans Werk, die Ausrüstung des Schiffes so viel als möglich zu beschleunigen. Schon am 3. Oct. konnte das Schiff seeklar gemeldet werden, und wurde noch an demselben Tage von dem Contre=Admiral Klatt eine Inspection abgehalten. Nach der Inspection wurden die Anker gelichtet, und S. M. Schiff "Augusta" verließ den heimathlichen Hafen. Manchem mag wohl der Abschied schwer genug geworden sein, denn viele ließen Weib und Kind zu Hause. In solcher Stunde läßt sich auch der stärkste Mann von einer trüben Stimmung beherrschen, denn immer wieder drängt sich ihm die Frage auf, ob er wohl alle seine Lieben wieder sehen wird, die er jetzt, in die Ungewisse Zukunft sehend, schutzlos auf Jahre verläßt. Doch mit der Zeit verwischen sich diese trüben Gedanken und machen anderen Eindrücken Platz. Zunächst sucht sich jeder auf dem kleinen Stück Deutschen Bodens sein Heim so bequem, als es die Bordverhältnisse zulassen, einzurichten.
Vom schönsten Wetter begünstigt, kam die "Augusta" nach 42stündiger Fahrt am 6. Oct. Vormittags in Plymouth an. Den nächsten tag wurden Kohlen aufgefüllt, das Schiff rein gemacht und dann der Mannschaft Gelegenheit gegeben, sich nach den mehrtägigen Strapazen zu erholen. Die Absicht des Commandanten war, Dienstag, d. 10. Oct. Plymouth zu verlassen und nach Capstadt in See zu gehen; ein starker SW. machte jedoch ein Auslaufen unmöglich. Am 11. Oct. fiel ein Obermatrose von der Fockraa, glücklicher Weise jedoch direct ins Wasser und kam so mit dem bloßen Schrecken davon. An demselben Tage desertirte auch ein Mann ohne irgend welche besondere Veranlassung, derselbe war ein so verkommenes Subject, daß man froh sein konnte, ihn los zu sein.
Am 12. Oct. klärte sich der Himmel, und wir verließen nun bei dem schönsten Herbstwetter die Rhede von Plymouth. Wir hatten in nächster Zeit mit vielen Widerwärtigkeiten zu kämpfen, fuhren bald mit, bald ohne Dampf, passirten am 29. Oct. Madeira und bekamen am 31. Teneriffa in Sicht. Hier stieg die Temperatur schon bis auf 20 Grad Celsius im Schatten, und war die Hitze in den untere Schiffsräumen, da das Schiff wenig Ventilation hat und außerdem die dem Heizraum entströmende Hitze hinzukommt, ziemlich drückend.
Am 4. Nov. sahen wir die ersten fliegenden Fische. Die Thiere haben ungefähr die Gestalt von Makrelen, doch ist ihr Kopf mehr abgerundet, auch sind sie mit bedeutend verlängerten Flossen versehen. Werden sie nun von größeren Fischen, z. B. dem sehr gefräßigen Bonito verfolgt, so schnellen sie aus dem Wasser empor und fliegen dann eine ziemliche Strecke, indem sie sich ungefähr 3 Fuß über dem Wasser erheben, fort. Sobald jedoch die Flossen durch die Luft getrocknet sind, fallen sie ins Wasser zurück. Man sieht sie oft in ganzen Schaaren dahinfliegen.
Sonntag Vormittag d. 7. Nov. trafen wir auf den Capverdischen Inseln ein und gingen dort vor Anker. Im Hafen lagen außer unserer "Augusta" noch 2 Deutsche Schiffe, ein Engländer, ein Norweger und ein Französischer Postdampfer. Die Matrosen von den Deutschen Schiffen kamen am Nachmittage zum Besuche bei uns an Bord.
St. Vincent ist eine vollkommen unfruchtbare Insel, von ungefähr 5000 Seelen aller Nationen bevölkert. Die Stadt ist ziemlich regelmäßig gebaut und besteht fast nur aus Verkaufsläden. Der ziemlich bedeutende Umsatz von Waaren läßt sich dadurch erklären, daß viele große Postdampfer, von denen manche über 300 Passagiere haben, hier anlaufen, um Kohlen einzunehmen. Um den damit verbundenen Unannehmlichkeiten aus dem Wege zu gehen, strömt dann alles ans Land. Ihre Nahrungsmittel beziehen die Einwohner von der benachbarten Insel St. Antonie. Quellwasser giebt es auf St. Vincent nicht, und muß daher alles Wasser durch Destillation gewonnen werden. Die 250 Tons Kohlen, die wir brauchten, wurden uns durch Neger an Bord gebracht und auch verstauet, so daß unsere Mannschaft in den 2 Tagen zur Instandsetzung der Takelage verwendet werden konnte. Am Dienstag machten wir Dampf und fuhren um 6 Uhr Abends aus dem Hafen, löschten aber schon um 10 Uhr das Feuer und fuhren mit dem frisch wehenden Passat 6-7 Knoten die Stunde. Da am 10. Nov. vollständige Windstille eintrat, mußten wir wieder Dampf aufmachen. Wir hatten überhaupt nicht viel Zeit zu verlieren, da der Capitain Ordre hatte, mit der "Augusta" bis zum 10. Dec. in Capstadt einzutreffen. Am 12. Nov. befanden wir uns auf dem 8. Grad nördlicher Breite und hofften nach einigen Tagen die Linie zu passiren, wo zu Ehren Neptuns eine feierliche Taufe abgehalten wird. Schon jetzt wurden Vorbereitungen dazu getroffen; überall sah man Leute mit der Anfertigung von Anzügen beschäftigt. Der wachthabende Officier zerbricht sich augenscheinlich den Kopf, um passende Reime für die Rede Neptuns zu finden; derselbe hat sich mit der gewohnten Liebenswürdigkeit auf Ansuchen eines Unterofficiers dieser nicht leichten Aufgabe unterzogen. Die Temperatur war in der Nähe des Aequators noch eine ziemlich gemäßigte; nur wenn es stark regnete, war die Luft in den unteren Schiffsräumen schwül und drückend.
Eine kleine Abwechselung in dem ewigen Einerlei an Bord gewährten die im Wasser jagenden und oft 5 Fuß emporspringenden Delphine, sogenannte Tümmler. Diese Meersäugethiere schwimmen mit bewundernswürdiger Schnelligkeit und umkreisen das Schiff, selbst wenn dieses 10 Knoten Fahrt macht, wie ein Fuhrmannshund den Wagen. Manchmal gelingt es, einen derselben zu harpuniren, doch geht meistens der Wurf fehl. Das Fleisch dieser Thiere schmeckt, mit Zwiebeln, Salz und Pfeffer gebraten, wie Beefsteak. Freitag, den 17. Nov. hatten wir endlich den Aequator erreicht, und war somit die Zeit, wo jeder, der die Linie noch nicht passirte, dem Neptun seinen Tribut zahlen mußte. Alle Vorbereitungen waren getroffen, Anzüge für Eskimos, Barbier und Polizei, sowie ein Wagen für Neptun waren fertig und konnte somit der wichtige Act beginnen. Schon am Abend vorher hatte Triton den Besuch Neptuns angekündigt und war vom Capitain mit allen Ehren empfangen worden, worauf er an diesen folgende Ansprache hielt:
Erlauben Sie mir, meinen Namen zu sagen,
Obgleich wir uns schon sahen in frühen Tagen;
Bin Bote Neptuns und heiße Triton,
Ich glaube, Herr Capitain, wir kennen uns schon.
Nicht wahr, ganz recht, vor ungefähr vier Jahren,
Da sind Sie hier auch schon mal durchgefahren;
Hier steht es ganz deutlich in meinem Buch,
Ihr Name ist L . . . H . . . . . . . . . g,
Drum Capitain, sein Sie mir herzlich Willkommen,
Hatte schon längst die Kunde vernommen,
Daß Sie mit Gustchen, die mir bekannt,
Kämen vom Wilhelmshafener Strand.

[ => Original lesen: 1877 Nr. 18 Seite 6]

Neptun, mein Gebieter, kennt nämlich Herrn Klatt,
Auch liest er das "Marine=Verordnungsblatt."
Es hat mein hoher Herr,
Dem das Klettern fürwahr fällt schwer,
sich selbst ans Tageslicht getraut
Und eifrig nach Ihnen ausgeschaut.
Mein Beherrscher schickt mich, Ihnen zu verkünden,
Daß morgen die Taufe wird stattfinden,
Und daß er die hohe Ehr' Euch wird schenken,
Dieselbe höchst eigenhändig zu lenken.
Im voraus verbittet er sich Salut,
Doch hofft er, daß Bowle und Wein sind gut.
Nun ade, bleiben Sie recht hübsch munter,
Denn ich muß noch in die Messe hinunter.
Nun ging Triton in die Officiers= und Deckofficiers=Messe und hielt auch hier Ansprachen in gebundener Rede, worin es an scherzhaften Anspielungen auf einzelne Persönlichkeiten nicht fehlte. Auch stellte er es jedem der Herrn frei sich für 1 Dutzend Flaschen Wein von der Taufe dispensiren zu lassen. Als er Abschied nahm, war es schon dunkel geworden. Ein Gefäß mit Feuerwerkskörpern, welches seinen Wagen vorstehe, wurde über Bord gelassen. In farbiger Beleuchtung fuhr er davon und mit einem starken Knall in die Tiefe, um Neptun über seine Aufnahme an Bord der "Augusta" Bericht abzustatten. Am Freitag Nachmittag kam Neptun vom Vorderdeck des Schiffes nach hinten und hielt, nachdem Triton in scharlachrothem Anzuge die Wache übernommen und die nöthigen Befehle zum Geien der Segel und Besetzen der Posten gegeben, folgende Ansprache an die erwartungsvolle Besatzung:
     Wer sich den Wogen anvertraut
     Und kühn verläßt das Heimathland,
     Damit er fremde Länder schaut,
     Der giebt sein Glück in meine Hand,
     Der stellt sich unter meinen Schutz;
     Denn mir allein gehört das Meer,
     Und nimmer hilft ihm Kunst und Trutz,
     Wenn ich nicht sein Beschützer wär.
     Drum was auf allen Meeren schwimmt,
     Ist mir, dem König unterstellt,
     Der jetzt in seinen Schutz Euch nimmt
     Bei Eurer Reise um die Welt.
     Daß Ihr von Haus habt scheiden müssen,
     Betrübet manchem wohl das Herz;
     Denn dralle Deutsche Mädchen küssen,
     Ist selbst für mich als Gott ein Scherz.
     Doch läßt sich das nun nicht mehr ändern,
     Ihr trefft an Mädchen und an Frauen
     Vollauf in allen fremden Ländern,
     Und sind sie dort auch schwarz und braun.
Im weiteren Verlaufe seiner Rede wundert sich Neptun über den Tiefgang des Schiffes und setzt hinzu:
     Mir selbst könnt' das fast schädlich werden,
     Denn, ja so voll ist Euer Topf,
     Daß ich mir neulich bei Cap Verden
     An eurem Kiele stieß den Kopf.
Nun redete Neptun den Capitain und jeden Officier einzeln in Person an und bedachte jeden mit einem Orden. Alle Orden hatten Namen von Seethieren. Dieser Theil seiner Rede war für die Besatzung höchst interessant, denn er bestand fast nur aus scherzhaften Anspielungen auf Eigenthümlichkeiten der Betreffenden.
Nachdem Neptun sich beim Capitain würdevoll verabschiedet, begann die Taufe. Zu diesem Zwecke war eine große, mir Wasser gefüllte Balge aufs Verdeck gestellt. Der Täufling mußte sich auf ein schmales, über die Balge gelegtes Brett setzen, wurde dann von dem Barbier mit einem Kalkquast eingeseift und mit einem ungeheuren hölzernen Messer rasirt. Hierauf wurde ihm ein Sprachrohr vor den Mund gehalten und befohlen, den Namen des Schiffes dreimal deutlich zu rufen. Beim dritten Ruf wurde ein bereit gehaltenes Gefäß mit Wasser in das Sprachrohr entleert und zu gleicher Zeit das Sitzbrett unter ihm weggezogen, so daß er rücklings in die mit Wasser gefüllte Balge fallen mußte. Noch ganz bestürzt ob dieser Behandlung und ehe er sich besinnen kann, ergreifen ihn zwei Polizisten und stecken ihn in einen 6 Meter langen, an beiden Enden offenen Windsack, in welchem ein Spritzenschlauch mit zwei Mundstücken auf ihn gerichtet wird und ist es nun seine Aufgabe sich diesem ziemlich fühlbaren Wasserdruck möglichst schnell zu entziehen. So wurde einer nach dem andern zum größten Gaudium der Zuschauer vorgenommen. Nach der Taufe gab es eine anständige Bowle für die Mannschaften und herrschte bis Abends 9 Uhr ungetrübte Heiterkeit.
Unsere Reise ging ohne bemerkenswerthe Unterbrechung fort und fuhren wir fast immer unter Dampf, da Windstille oder widrige Winde ein Segeln nicht erlaubten. Am 15. Dec. erreichten wir die Rhede von Capstadt. Am Sonntag ging ich mit einem Freunde ans Land und besuchten wir zunächst die Deutsche Kirche. Ich kann es Euch nicht beschreiben, welchen Eindruck es auf einen macht, wenn man nach langer Reise im Auslande in eine Kirche kommt, wo deutsch gesungen und deutsch gepredigt wird. Der Chor in der kleinen schönen Kirche war wunderhübsch und hielt der Pastor eine sehr schöne Predigt. Nach dem Gottesdienste verließen wir die Kirche, um uns die Stadt zu besehen. Auf der Straße wurden wir von vielen Deutschen angehalten und über dies und jenes gefragt. Man sah, welche Freude es den Landsleuten machte, mit Deutschen zu reden, die direct aus der Heimath kamen. Unter ihnen war auch ein alter Herr, Namens Bischof, welcher in der Capstadt ein großes Geschäft hat. Von diesem Herrn wurden wir so freundlich gebeten, mit ihm in sein Haus zu kommen, daß wir es ihm nicht abschlagen dürften. Wir wurden von der Hausfrau und drei allerliebsten Töchtern auf das herzlichste bewillkommt und bald fühlten wir uns in der liebenswürdigen Familie vollkommen heimisch.
Am Nachmittage führte uns Herr Bischof zu den schönsten Punkten in der Umgegend der Capstadt. Der alte 61jährige Herr stieg, ohne zu ermüden, 4 Stunden mit uns in den Bergen umher, und führte uns dann wieder in sein Haus, wo wir einen höchst gemüthlichen Abend verlebten. Als wir Abschied nahmen, wurden wir für die nächsten Tage zum Diner eingeladen und sogar gebeten, ganz bei ihm zu logiren. Ich kann Euch nicht beschreiben, welche Freude es mir gemacht hat, hier im Auslande von einem alten biederen Deutschen, der schon 38 Jahre hier lebt, so freundlich empfangen zu werden. Gleich nach dem Weihnachtsfeste werden wir Capstadt verlassen und nach Sidney in See gehen.


- Ein Kaufmann in Berlin fuhr sich mit einem Bleistift ins Ohr, an dessen Spitze ein kleiner Hornknopf war. Der Knopf blieb in einer Vertiefung des Ohres sitzen und war seither nicht zu entfernen. Der berühmte Operateur Langenbeck wird dem Kranken das Ohr abschneiden, die Vertiefung öffnen, den Knopf herausnehmen und das Ohr wieder annähen. Er hat ähnliche Operationen schon mehrmals gemacht.
- Ein Weinhändler in Cöln lieferte einem Weinwirth das. 6 Ohm Naturwein. Die Gäste blieben bald dem Wirthe weg und alle Wunderkuren an dem Wein zogen sie nicht wieder herbei. Da klagte der Wirth und es kam zu gerichtlichen und öffentlichen Verhandlungen. Diese ergaben, daß die 6 Ohm Wein ein Machwerk aus 2 Ohm Wasser, einem Gemisch Wein aus verschiedenen Fässern, 6 Flaschen Glycerin und 8 Flaschen Sprit war. Rothwein wurde von diesem Weinhändler aus Wasser, Farbestoff (Couleur), Tannin (zum Ersatz des Gerbstoffes) und Sprit hergestellt. Wenn dann der Wein fertig war, so goß der Weinhändler "nach Bedarf" Glycerin und Sprit zu. Er wurde zu 2 Monat Gefängniß und 300 Mk. Geldstrafe verurtheilt.


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