No. 9
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 30. Januar
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1877 Nr. 9 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Am Sonnabend hat in Berlin im Kaiserlichen Schlosse eine Ordensfeierlichkeit stattgefunden, bei welcher außer Sr. K. H. dem Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, dem ältesten Sohne des Kronprinzen, auch die Erbgroßherzöge von Mecklenburg=Strelitz, von Baden und von Sachsen, der Prinz Friedrich Wilhelm von Hessen und der General der Infanterie v. Bose zu Mitgliedern des Schwarzen Adlerordens aufgenommen sind. Zu bemerken ist noch, daß der Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen in dem amtlichen Programme stets "Prinz Wilhelm" genannt wird.
Für die Eröffnung der Reichstagssession ist vorläufig der 20. Februar in Aussicht genommen. Demselben soll sogleich der Reichshaushalts=Etat für 1877-78 vorgelegt werden.
Die berliner Stichwahlen zum Reichstage, die am Freitag stattgefunden haben, sind trotz offiziöser Warnungen und trotz größester Anstrengung der Gegenparteien, wenn man der 'Volkszeitung' glauben darf, sämmtlich zu Gunsten der Fortschrittspartei ausgefallen. Es scheint, daß sich im dritten Wahlkreise die Nationalliberalen und Freikonservativen mit den Fortschrittlern verbunden haben, um den Sozialdemokraten zu schlagen, der trotzdem noch 6,070 Stimmen erhalten hat, während er bei der ersten Wahl nur etwa 4000 Stimmen hatte. Im ersten und zweiten Wahlkreis Scheinen sich dagegen die Sozialdemokraten mit dem Forschritt gegen die Nationalliberalen verbunden zu haben; und das ist ganz natürlich, denn während der Nationalliberalismus nur ganz verschämt mit seinen demokratischen Ideen zu Tage kommt, ja den Demokratismus wohl noch gar hier und da bekämpft, weil er seine Zeit noch nicht für gekommen erachtet, macht der Fortschritt durchaus kein Hehl aus seinen demokratischen Gelüsten. Daher versteht sichs, daß die Sozialisten, die sich schon in ihrem Namen als Demokraten bekennen, in den Fortschrittlern ihre nächsten Freunde sehen, wie sie denn auch überall ihre Erben sind. Vom Nationalliberalismus geht es nothwendig zum Fortschritt, vom Fortschritt zum Sozialdemokratismus, und diesen Weg muß jeder machen, der sich einmal auf liberale Grundsätze gestellt hat, und der nur einigermaßen konsequent denken kann und muthig genug ist, die nothwendigen Konsequenzen seiner Prinzipien zu ziehen. Wenn sichs nur um die Vernunft und um den Muth handelt, so sind die Sozialdemokraten unzweifelhaft viel vernünftigere und muthigere Leute als die ganze Masse des Liberalismus, den Fortschritt mit eingeschlossen; und darum wird auch der Zeitungskampf, den heute der Liberalismus gegen den Sozialdemokratismus kämpft, dem letzteren nichts Schaden, sondern ihn nur stärken. Man könnte fragen, warum denn wir konservativen nicht eifriger gegen den unheilbaren Sozialdemokratismus kämpfen; doch können wir versichern, daß die Konservativen diesem Unheil gegenüber keineswegs unthätig sind; sie haltens nur lieber mit Thaten, als mit unfruchtbarem Wortgezänk; und sie greifen außerdem das Uebel an der Wurzel an. Sie wären schlechte Aerzte, wenn sie das Uebel kurieren wollten, ohne die Ursachen desselben zuerst zu bekämpfen. Die Wurzeln des Sozialdemokratismus sind aber unzweifelhaft die Grundsätze und Ideen des Liberalismus. Darum muß unser Kampf nothwendig zunächst dem Liberalismus gelten, in welcher Farbe und in welcher Gestalt er auch auftreten mag; und erst wenn dieser gefallen ist, wird Hoffnung vorhanden sein, den Staat, das Vaterland vor dem drohenden Abgrund des Sozialdemokratismus zu retten.
Welch eine Thätigkeit der Sozialdemokratismus entwickelt und welche Erfolge derselbe bereits aufzuweisen hat, ist kaum zu glauben. Der "Magdeb. Ztg." zufolge sind die regelmäßige Geldopfer bringenden Sozialisten auf 100,000 zu veranschlagen, und ebenso viele Exemplare ihrer Blätter werden abgesetzt. Die Summe, welche das Abonnement aufbringt, und die Beiträge zu Agitationsreisen berechnen sich auf 800,000 Mark. Es giebt bereits 47 Sozialdemokratische Zeitschriften; im Jahre 1869 waren es sechs; und dazu kommen eine Unmasse anderer sozialdemokratischer Schriften. Durch den allgemeinen deutschen Arbeiterverein wurden in Berlin 96,000 Lassallesche Schriften, in Leipzig 253,700 verschiedene Schriften, 32,700 einzelne Gedichte und eine Gedichtsammlung, in Braunschweig 198,700 Schriften, 40,000 einzelne Gedichte und zwei Gedichtsammlungen hergestellt. Dazu kommen von anderen Orten noch 73,500 Broschüren, 55,500 einzelne Gedichte und 7 Gedichtsammlungen in Auflage von 60,000 Exemplaren. Die Expedition des sozialdemokratischen Blattes "Vorwärts" vertreibt allein 163 Schriften, wovon etwa 150 reine Parteischriften sind. Was würde die Sozialdemokratie erst leisten, wenn ihnen solche Mittel wie den übrigen politischen Parteien zu Gebote ständen!
Italien. Der Pabst ist bedenklich erkrankt; es haben sich wiederholt Ohnmachten bei ihm eingestellt.
Türkei. Die europäischen Botschafter werden jetzt wohl sämmtlich Konstantinopel verlassen haben, nachdem stürmisches Wetter so lange ihre Abreise verzögert hat. Der Sultan ist, wie es heißt "unwohl" geworden, um die Botschafter trotz ihres langen Zögerns nicht mehr in Abschiedsaudienz empfangen zu brauchen. Der Uebermuth der Pforte scheint keine Grenzen mehr zu kennen, und Europa wird sich demselben wahrscheinlich ohne Murren beugen. Ja es ist sogar zu besorgen, daß wenn Rußland wirklich sich zum Kriegen entschließen sollte, ein Theil des christlichen Europas auf Seiten der Türkei stehen wird.


- Der deutsche Bundesrath in Berlin hat in seiner Sitzung vom 25. Januar die Diäten für die Reichstagsabgeordneten wiederum abgelehnt.
- Stichwahlen. In Gotha hat der nationalliberale Hopf (9216 St.) über den Sozialdemokraten Bock (7411 St.) gesiegt; in Offenbach der nationalliberale Dernburg über den Sozialdemokraten Liebknecht; in Ploen (Holstein) Graf Holnstein (cons.) über den Sozialdemokraten Reimer; in Waldenburg (Schlesien) Fürst Pleß über den Sozialdemokraten Otto Kapell.
- Schwerin, 25. Jan. Wie die "M. Ztg." berichtet, sind hier vor Kurzem 86 Tonnen, jede 7000 M.in Zweimarkstücken mit dem Bildnisse Sr.

[ => Original lesen: 1877 Nr. 9 Seite 2]

K. H. des Großherzogs enthaltend, eingetroffen und an die Großherzogliche Rentereikasse abgeliefert worden.
- (Militairisches.) Alle diejenigen übungspflichtigen Reserve= und Landwehrmannschaften der Infanterie, welche im vorigen Jahre zu den Uebungen mit dem neuen Gewehre nicht eingezogen worden sind, werden demnächst zu einer 14tägigen Uebung einberufen.
- Das preuß. Krönungs= und Ordensfest findet am 11. Februar statt.
- In England ist Adrian Stevens, der Pfeifer aller Pfeifer, nämlich der Erfinder der Dampfpfeife und Nebelhörner, gestorben.
- In einer Conditorei in Berlin vertiefte sich ein Kaufmann so sehr ins Schachspiel, daß er nicht merkte, wie ein Spitzbube den hinter ihm auf dem Stuhle hängenden Paletot annectirte und verschwand. Nach einer Stunde klopfte ihm ein Schutzmann auf die Achsel und fragte: Gehört dieser Paletot Ihnen? - Ja, aber warum fragen Sie? - Weil ich Ihren Rock vorhin einem Spitzbuben abgenommen habe.
-Was, er war gestohlen? Der Kaufmann wurde aschgrau im Gesicht. Dann ist mein Geld auch pfutsch! Er fuhr in die Brieftasche des Paletots und rief: Gottlob, da ist noch die Brieftasche. In dieser lagen 1500 Mark in Scheinen. Der Spitzbube hatte den Rock noch gar nicht durchsucht gehabt.


Anzeigen.

Der Barbier Hans Joachim Heinrich Clasen geboren am 4. September 1854 zu Kuhlrade, unehelicher Sohn der Catharina Maria Clasen aus Kuhlrade, jetzt verehel. Arbeitsmann Lüth in Schönberg, welcher sich bereits im Jahre 1876 zur Erfüllung seiner Militairpflicht hätte stellen müssen, sich aber bisher nicht gestellt hat, wird in Gemäßheit der Verordnung vom 23. December 1870, betreffend das Verfahren gegen ausgetretene Militairpflichtige etc., edictaliter hierdurch geladen in dem auf

Dienstag den 5. Juni d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Justiz=Amte anstehenden Termine sich einzufinden, unter dem Nachtheile, daß er im Falle seines Ausbleibens in dem anberaumten Termine dem Befinden nach des angeschuldigten Vergehens für überführt angenommen und gegen ihn auf die gesetzliche Strafe wird erkannt werden.
Schönberg, den 23. Januar 1877.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


In das hiesige Handelsregister betreffend den Schönberger Eiskeller, ist heute Fol. XXXI. No. 44 eingetragen:

Columne 6: "Die Commanditgesellschaft unter der Firma "Schönberger Eiskeller" ist, da dieselbe ihre Auflösung erklärt hat, erloschen."
Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg, den 17. Januar 1877.

Das Handelsgericht.
v. Arnim.

A. Dufft.     


Antragsmäßig soll über die zu Panten belegene Vollstelle c. p. der Ehefrau des Dreiviertelhufners Koch geb. Plate zu Nusse ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 20. Februar 1877,
Vormittags 11 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzige Besitzerin als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 29. November 1876.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über das zu Schönberg an der Siemzerstraße sub. Nr. 182 belegene Wohnhaus c. p. des Tischlers Joachim Klodt hieselbst, giebt

das Großherzogliche Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg

auf das am 19. d. Mts. abgehaltene Liquidations=Protocoll, nachdem die öffentliche, gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Acten docirt worden, hiemit den

Bescheid:

daß alle weder in dem Liquidationstermine am 19. d. Mts. noch dis jetzt angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenem Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.

Von Rechts Wegen.

Schönberg, den 23. Januar 1877.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)                                                     A. Dufft.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zum Hammer belegene Büdnerstelle c. p. des Büdners Heinrich Willms daselbst giebt

das Großherzogliche Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg

auf das am 13. d. Mts. abgehaltene Liquidations=Protocoll, nachdem die öffentliche, gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Acten docirt worden, hiemit den

Bescheid:

daß alle weder in dem Liquidationstermine am 13. d. Mts. noch bis jetzt angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.

Von Rechts Wegen.

Schönberg, den 22. Januar 1877.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)                                                     A. Dufft.


Holzverkauf.

Am Sonnabend den 3. Februar, Morgens 9 Uhr, sollen zu Schönberg in Frau Wwe. Kösters Hotel nachstehende Holzsortimente aus dem

Rupensdorfer Holze

meistbietend verkauft werden:

Vom Pflanzgarten bis zur Langenberg=Brücke und bei den Sülsdorfer Tannen:

  37 Rmtr. eichen Kluft, Knüppel und Olm,
    2 Fuder eichen Zweigholz,
116 Rmtr. buchen Kluft, Knüppel und Olm
40 Fuder buchen Zweigholz,
    2 Rmtr. birken Kluft,
    7 Rmtr. tannen Kluft,
    1 Fuder ellern Wadelholz II. Cl.,
            ferner:
    5 Birkenblöcke, Nr. 108-113 beim Pflanzgarten und neuen Schlag.
    1 Eichenblock, Nr. 108-113 beim Pflanzgarten und neuen Schlag.
    1 buchen Block = 1,02 Festmeter, am Müschenbruch.
    2 eschen Block = 0,83 Festmeter, am Müschenbruch.
    1 eichen Block = 0,40 Festmeter, am Müschenbruch.
Nähere Auskunft ertheilt der Unterzeichnete und der Jäger Ollrogge.
Schönberg, den 28. Januar 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Holzverkauf.

Am Mittwoch den 31. Januar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Resenhöft zu Pe=

[ => Original lesen: 1877 Nr. 9 Seite 3]

tersberg nachstehende Holzsortimente aus dem Niendorfer Holze meistbietend verkauft werden:

    4 Stück eichen Nutzholzdrümme,
    5 Stück eichen Wagendeichseln,
  63 Rmtr. eichen Kluft und Knüppel,
  20 Fuder eichen Durchforstungsholz I. Cl.,
    4 Fuder eichen Zweigholz III. Cl.,
    1 Rmtr. ellern Kluft,
    1 Stück kiefern Bauholz,
  11 Stück fichten Klassenbäume,
305 Stück fichten Schleete und Hopfenstangen,
  34 Rmtr. kiefern und fichten Kluft,
  62 Rmtr. kiefern und fichten Knüppel,
Der Forstlehrling Gerling weist auf Ansuchen das Holz nach.
Schönberg, den 24. Januar 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Vom 1. Februar c. ab decken auf der Beschälstation Schönberg

1. Y. Lucullus, Fuchshengst, v. Lucullus a. e. Ivenaker Stute zu 15 M.
2. Norfolk, dbr., v. Y. Rustic, M. v. Romeo zu 15 M.
3. Phantom, Schimmelhgst., v. Cardinal a. e. meckl. Stute zu 10 M.
4. Quatember, rothbr., v. Celeber a. e. meckl. Stute zu 10 M.
und dem bisherigen Stallgeld an den Gestütsdiener.
Neustrelitz, den 26. Januar 1877.

Großherzogliches Marstall=Amt.
D. von Bülow.


Zu Ostern d. J. werden wiederum neue Zöglinge in das Großherzogliche Schullehrer=Seminar hieselbst aufgenommen werden. Doch kann die Zahl der in das Internat der Anstalt Aufzunehmenden nur eine beschränkte sein, da eine größere Zahl von Internatsstellen voraussichtlich erst zu Ostern k. J. vakant werden wird. Es wird daher auch solchen Aspiranten, die nicht in das Internat aufgenommen werden können, aber durch die Aufnahmeprüfung ihre Befähigung zur Theilnahme am Seminarunterricht nachgewiesen haben, die Erlaubniß dazu gegeben werden, falls sie gewillt und in der Lage sind, sich bis zu ihrer Aufnahme ins Internat Wohnung und Kost im Orte unter den gewöhnlichen, ihnen alsdann bekannt zu gebenden Bedingungen zu verschaffen. Ohne Unterschied aber haben sich die durch die Prüfung Auszuwählenden vor Beginn des Seminarcurses durch Beibringung eines von ihnen selbst, wie von den Vätern resp. Vormündern unterschriebenen, von den Ortsobrigkeiten zu beglaubigenden Reverses zum Landesherrlichen Dienst auf zehn Jahre zu verpflichten.
Die Aufnahmeprüfung wird am Donnerstag den 1. März d. J. von Morgens 8 Uhr an, die durch Regierungsverfügung von 17. Februar 1872 (Off. Anz. Nr. 8 dess. J.) vorgeschriebene ärztliche Untersuchung wird Tags zuvor stattfinden, und haben die Aspiranten sich dieserhalb bis zum 28. Februar Mittags im Seminar vorzustellen. Bei der Aufnahme werden diejenigen jungen Leute, welche das 18. Lebensjahr zurückgelegt haben oder im laufenden Kalenderjahre noch zurücklegen, in erster Linie berücksichtigt werden.
Die Meldung, welche bis zum 21. Februar einzureichen ist, geschieht durch Einsendung eines von dem Seminar=Aspiranten selbst geschriebenen Lebenslaufes an den Unterzeichneten, worin namentlich über den Gang der Vorbildung, den bisherigen Aufenthalt und die etwaige Dienststellung berichtet wird. Diejenigen Aspiranten, welche öffentliche Schulen in Städten besucht haben, haben ein Abgangszeugniß von der zuletzt besuchten Schule beizufügen. Außerdem ist von einem jeden beizubringen: ein Taufschein, ein von dem betreffenden Prediger auszustellendes Zeugniß über sittliche Befähigung und untadelhafte Führung und eine vom Vater oder Vormunde vollzogene, von der Ortsobrigkeit beglaubigte Bescheinigung über das Vorhandensein der erforderlichen Geldmittel zur Bestreitung des Eintrittsgeldes von M.16,50 und des Pensionsgeldes von jährl. M.75 auf 3 Jahre.
Mirow, den 15. Januar 1877.

Beckström,         
Seminardirector.     


Dem geehrten Publikum die ergebenste Anzeige, daß wir am 15. d. M. in der Wasserstraße Nr. 88 ein

Mineral=Wasser=Geschäft

eröffnet haben, von Selters=, Sodawasser und Brauselimonade, auch halten wir Selters= und Sodawasser stets in Syphongs auf Lager und füllen dieselben à Stück für 20 Pfennig (Mecklenburg).
Prompte und reelle Bedienung bei soliden Preisen wird unser stetes Bestreben sein und bitten um geneigte Abnahme ergebenst.
Ratzeburg, den 15. Januar 1877.

Eggers & Denker.

Unterzeichneter bemerkt noch, daß er 5 Jahr bis Neujahr 1877 der Verfertiger von obengenanntem Artikel in der Dom=Apotheke zu Ratzeburg war und bittet, das in diesen Wassern gefundene Vertrauen auch unserer Firma zu schenken.

J. Denker.     


G. Zöllner,
Bankgeschäft.
Berlin C. Papenstrasse 15.


Erlaube mir hierdurch den geehrten Damen ergebenst anzuzeigen, daß ich sämmtliche Artikel in

Haararbeiten

als: Flechten, Chignons, Rollen, Locken, Armbänder, Ringe, Hals= und Westenketten, Frisirwolle in allen Haarfarben etc. stets zu den billigsten Preisen vorräthig halte.
Von ausgekämmten Haar werden in kürzester Zeit obige Sachen, den Wünschen der Bestellenden entsprechend sauber und billig angefertigt.
Gleichzeitig bemerke noch, daß ich mein Geschäft als Hebamme unbehindert fortsetze.

E. Söhlbrandt, Hebamme,
wohnhaft bei der Conditorwittwe Greiff, Schönberg, Siemzerstraße.


Männer Turn-Verein.
Socialer Abend
mit Faschings=Feier, Tanz=Kränzchen und Kaffee=Klatsch
am Montag, den 5. Februar d. J.,
Anfang 7 Uhr.
im festlich decorirten Saale der Frau Gastwirthin Boye hier,

wozu wir hierdurch alle unsere Vereins=Mitglieder und Turnfreunde ergebenst einladen.

Entree für Nichtmitglieder (Herren) 1 M.
Schönberg, den 29. Januar 1877.

Der Vorstand.     


Eine Partie

Cattune,

worunter die feinsten Qualitäten, empfehlen zu sehr billigen Preisen.

Gebrüder Burchard.


Zu Ostern suche für mein Material= & Colonialwaarengeschäft einen mit den nöthigen Schulkenntnissen ausgerüsteten

jungen Mann als Lehrling.

Joh. Russ, Lübeck,      
große Altefähre Nr. 713.     


[ => Original lesen: 1877 Nr. 9 Seite 4]

Ausverkauf bei Ludwig Wendt in Lübeck.
Um mein Lager bedeutend zu verkleinern, sollen nicht nur sämmtliche
Modeartikeln, Confectionen aller Art,
sondern auch                                                    
Gardinen, Möbeln und Teppichstoffe etc. etc.
zu außerordentlich billigen Preisen abgegeben werden.


Ausstellung landwirthschaftlicher Maschinen und Geräthe
in
Grevesmühlen.

Der District des Patriotischen Vereins Grevesmühlen beabsichtigt Ende Mai d. J. gleichzeitig mit der Hauptversammlung und Thierschau des Patriotischen Vereins eine

Ausstellung landwirthschaftlicher Maschinen und Geräthe

zu verbinden.
Die Bedingungen für die Beschickung dieser Ausstellung werden im Wesentlichen dieselben Sein, wie bei früheren Ausstellungen des Patriotischen Vereins, und Sollen demnächst bekannt gemacht werden; bemerkt wird aus denselben Schon jetzt, daß eine Prüfung und Prämirung nicht stattfindet, daß Eisenbahn=Fracht=Ermäßigungen angestrebt, und daß der Transport der Ausstellung=Gegenstände von der Bahn nach dem Ausstellungs=Plätze und zurück unentgeldlich beschafft werden wird; auch ist eine Auktion der Ausstellungs=Gegenstände in Aussicht genommen, wenn Solche von Seiten der Aussteller gewünscht werden sollte.
Grevesmühlen, den 29. Januar 1877.

Die Ausstellungs=Committe.


Kampfgenossen=Verein 1870/71.

Am Montag den 4. Februar d. J., Nachmittags 4 Uhr

ordentliche Versammlung
im Vereinslokale.
Tagesordnung: Statut der Krankenkasse.
Schönberg.                                                     Der Vorstand.


Auf dem Wege von Demern über Schaddingsdorf und Carlow nach Stove ist in der Nacht vom 26. auf den 27. Januar ein Jagdstock verloren. Dem Ueberbringer eine Belohnung vom Unterzeichneten.
Stove, den 27. Januar 1877.

A. Kaiser.     


Denjenigen, welche unserm guten Manne und Sohne die letzte Ehre und ihm nach seiner Ruhestätte das Geleite gegeben haben, sagen wir unsern tiefgefühlten Dank.
Schönberg und Blüssen, 28. Januar 1877.

Auguste Eckmann.      H. Eckmann.     


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.     


Fried. Matz.
Lübeck, Breitestrasse 804
Lager von Teppichen und Cocosmatten jeder Art.


W. Kolls,
Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Zwei noch wenig gebrauchte

Phaeton-Wagen

mit Sielen zu verkaufen durch

J. Kibbel, Commissionär.
Schönberg.


Mein dunkelbrauner Hengst Vitus deckt fremde Stuten zu 12 Mark und l Mark an den Stall.
Dassow, den 8. Januar 1877.

G. Callies.     


Agenten zum Verkauf von Knochenmehl und Superphosphate werden gesucht.
Offerten unter C. D. 1166 befördert die Annoncen=Expedition von Otto Gusmann, Lübeck.


Ein Sohn ordentlicher Eltern, der Lust hat das Schuhmacherhandwerk zu erlernen, kann zu Ostern in die Lehre treten bei

J. Bruhn, Schuhmachermeister.
Carlow.


Für mein Material= & Colonialwaaren=Geschäft suche ich zu Ostern dieses Jahr einen Lehrling.

Aug. Spehr, Schönberg.


Freitag, den 2. Februar 1877
Große Maskerade,

wozu ich ein geehrtes Publikum Schönbergs und Umgegend ergebenst einlade.

Entree für Masken 1 Mark.
Nummerirte Sperrsitze 1 M.25 Pfennig (Mecklenburg). Gallerie 75 Pfennig (Mecklenburg).

J. Köster Wwe. Schönberg.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen16 M -Pfennig  bis 23 M -Pfennig.
Roggen17 M -Pfennig  bis 18 M 70Pfennig.
Gerste15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Hafer15 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Erbsen15 M -Pfennig  bis 18 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen15 M 50Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat20 M -Pfennig  bis 21 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,20 .
Enten d. S. M2,50 .
Hühner d. St. M1,20 .
Hasen das Stück M3,50 .
Tauben d. St. M0,45 .
Küken d. Stück M0,90 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,15 .
Eier 4 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,50 .
Spickgans d. St. M3,50 .


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 9 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 9der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 30. Januar 1877.


- Auf die Frage: was sollen unsere Töchter lernen? antwortet ein Bürgersmann in den "Chemnitzer Nachrichten": "Gebt ihnen eine ordentliche Schulbildung. Lehrt sie ein nahrhaftes Essen kochen. Lehrt sie waschen, bügeln, Strümpfe stopfen, Knöpfe annähen, ihre eigenen Kleider machen und ein ordentliches Hemd. Lehrt sie Brod backen und daß eine gute Küche viel an der Apotheke spart. Lehrt ihnen, daß eine Mark hundert Pfennig werth ist und daß nur derjenige spart, der weniger ausgiebt, als er einnimmt und daß Alle, die mehr ausgeben, verarmen müssen. Lehrt ihnen, daß ein bezahltes Kattunkleid besser kleidet, als ein seidenes, wenn man Schulden hat. Lehrt ihnen, daß ein rundes, volles Gesicht mehr werth ist als fünfzig schwindsüchtige Schönheiten. Lehrt sie gute starke Schuhe tragen. Lehrt sie Einkäufe machen und nachrechnen, ob die Rechnung auch stimmt. Lehrt ihnen, daß sie Gottes Ebenbild mit starkem Schnüren blos verderben können. Lehrt ihnen einfachen gesunden Menschenverstand, Selbstvertrauen, Selbsthülfe und Arbeitsamkeit. Lehrt ihnen, daß ein rechtschaffener Handwerker in Hemdsärmeln und der Schürze, selbst ohne einen Pfennig Vermögen, mehr werth ist, als ein Dutzend reichgekleideter und vornehmer Tagediebe. Lehrt ihnen Gartenarbeit und die Freuden der freien Natur. Lehrt ihnen, wenn Ihr Geld dazu habt, auch Musik, Malerei und alle Künste, bedenkt aber immer, daß es Nebensachen sind. Lehrt ihnen, daß Spaziergänge besser sind, als Spazierfahrten und daß die wilden Blumen gar schön sind für den, der sie betrachtet. Lehrt sie allen bloßen Schein verachten und daß, wenn man Nein oder Ja sagt, man es auch wirklich so meinen soll. Lehrt ihnen daß das Glück in der Ehe weder von dem äußern Anstand noch von dem Gelde des Mannes abhängt, sondern allein von seinem Charakter. Habt Ihr ihnen das beigebracht und sie haben's verstanden, dann laßt sie, wenn die Zeit gekommen ist, getrost heirathen: sie werden ihren Weg dann schon allein finden."
- Heillos sind die wirthschaftlichen Zustände der Türkei. Die Lira im ursprünglichen Werth von 100 Piastern gilt bereits 200 in Papiergeld. Wenn das Sinken der Course so fortdauert, wird man bald ein Paar Stiefel mit 1000 Piastern bezahlen müssen. Die unglücklichen Soldaten, Unterbeamten und Lieferanten leiden namentlich unter der entsetzlichen Creditlosigkeit der Regierung und sind an den Bettelstab gebracht. Man treibt die armen Menschen zerlumpt und hungrig in den Tod und Verzweiflung. Wenn diese vernachlässigten Glaubensvertheidiger in ihrer Lage von den Waffen, die sie führen, keinen Gebrauch machen, um sich das Leben zu fristen, so muß man an das überwiegend Gute in der menschlichen Natur glauben.
- Den Männern am Webstuhle der Zeit läuft manche Spule leer, seitdem die Türken die Conferenz aus Constantinopel hinaus becomplimentirt haben, - was sind aber ihre Sorgen und Nöthen den armen Webern im Voigtlande gegenüber, denen ihre Webstühle leer stehen seit Wochen, weil es keine Arbeit giebt und denen das tägliche Brod fehlt. Es sind ihrer viele Hunderte und zwei Commissare, welche die bayerische Regierung entsandt hat, haben alle Noth, um Abhilfe zu ermitteln.
- Seither hat man in Nordamerika die Soldaten nur gegen die Indianer verwendet, bei der nächste Präsidentenwahl aber werden sie zur Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung verwandt werden. Präsident Grant hat diesen Entschluß durch besondere Botschaft zur Kenntniß gebracht.
- Die Witterung in Deutschland ist unter scharfe Aufsicht gestellt. Man erfährt wöchentlich, woher der Wind kommt und wohin er geht, ob er stark oder mild und wie viel Grad Kälte und Wärme es gab und welches die mittlere Temperatur war. Das alles veröffentlicht regelmäßig und ausführlich das neu errichtete Reichsgesundheitsamt in Berlin. An unsere Sterblichkeit werden wir Deutschen auch von Amtswegen öfter noch als sonst erinnert; denn dasselbe Reichsgesundheitsamt veröffentlicht wöchentlich die Sterblichkeitsverhältnisse in Stadt und Land im deutschen Reich und in den Hauptstädten des Auslandes; man erfährt daraus nicht nur, wie viel Leute in jeder Woche gestorben sind, sondern auch an welcher Krankheit und in welchem Alter und wie viele durch die eigene Hand. Mehr Leute aber als sonst, wo noch nicht Buch und Register geführt wurde, sterben nicht.
- Billiges Getreide. Unter dieser Ueberschrift bringt die "Köln. Ztg." folgende wichtige Mittheilung. Wenn sich die hier ausgesprochenen Voraussetzungen bestätigen, dann stände auf dem Gebiete der Landwirthschaft und auch in anderer Beziehung eine Umwälzung bevor. Die "K. Z." schreibt: "Die Engländer beabsichtigen die noch wenig aufgeschlossenen Bodenschätze Indiens für sich und die dortigen Landwirthe mehr als bisher in Anspruch zu nehmen. Durch ein Netz von Canälen hofft man in nicht allzu ferner Zeit die fruchtbaren Gegenden in den allgemeinem Verkehr hineinzuziehen, die bisher für ihren Ueberfluß keinen Absatz hatten. So kostet noch heute z. B. in Ober=Mahanady das Bushel Weizen (25 Kilo 9 Pence, 72 Pfennig (Mecklenburg).), und hat man ausgerechnet, daß nach Ausbau des geplanten Canalplatzes sich derselbe für 2 Sh. 6 Pce. für das Bushel bis England verfrachten lasse. Es würde dies einem Preise von 10 M.für 100 Kilo entsprechen, die gegenwärtig dort mit 25 M.bezahlt werden. England würde dann die 20 bis 30 Millionen Pfund Sterling, die es bisher für Getreide an Amerika, Rußland und zu einem kleinen Theile auch an Deutschland auszahlte, an seine indischen Unterthanen gelangen lassen. Jedenfalls würde die russische Ausfuhr, wenn ihr der Weg nach England versperrt, ihren Absatz in Deutschland suchen und die Landwirthe mehr noch als bisher nöthigen, ihren Betrieb zu ändern, d. h. ihre Einnahmen aus der Viehzucht zu suchen, deren Preise seit den letzten zwei Jahrzehnten sich verdoppelt und verdreifacht haben, während die Getreidepreise in derselben Zeit stehen geblieben sind und seit zehn Jahren sogar eine weichende Richtung anzunehmen scheinen.
- Ueber die Größe des menschlichen Schrittes und über die Geschwindigkeit desselben sind neuerdings Untersuchungen angestellt worden und haben folgendes Ergebniß geliefert. Bei 60 jungen Männern fand sich der Schritt beim Gehen auf ebenem Boden ungefähr zwischen den Grenzen 71 Centimeter und 91 Centimeter schwankend; der Mittelwerth war 81 Centimeter. Bei einem und demselben Individuum fand sich der Schrittwerth bei Versuchen an verschiedenen Tagen nur um etwa 1 pCt. schwankend. Die mittlere Gehgeschwindigkeit des Menschen kann zu 5 Kilometer in der Stunde angenommen werden mit den Grenzen 4,5 und 5,5 Kilometer. Mehr als 5,5 Kilometer in der Stunde kann auf die Dauer nicht geleistet werden.
- Ausgrabungen. Nach dem "Bündener Tageblatt" ist eine Actien=Gesellschaft zur Ausgrabung des am 18. August 1618 durch einen Bergsturz verschütteten schweizerischen Fleckens Plurs in der Bildung begriffen. Dieser Flecken war berühmt wegen seines Reichthums und seines bedeutenden Transithandels. In dem Bergsturze kamen um 930 Personen, verschüttet wurden 203 Häuser. Goldwaarenläden, Kupferwaaren, Töpfereien, welche den Lavetzstein verarbeitet, befanden sich daselbst. Am Ufer der Maria fand mau bereits Glocken, Ueberreste von Kirchen, Münzen etc., die auf ein gutes Resultat hoffen lassen; aber zur Fortsetzung der Arbeiten und Ankauf von Privateigenthum fehlte

[ => Original lesen: 1877 Nr. 9 Seite 6]

das nöthige Capital, weshalb die Ausgrabungen bisher beschränkt werden mußten. Nun hat eine Commission die Ausgrabung auf verschiedenen Punkten projectirt. Wenn ihre Versuche gelingen, so wird man das Werk in größerem Maßstabe betreiben. Es wird nun eine Actienzeichnung von je 100 und im Gesammtbetrag von 10,000 Frcs. eröffnet und im Frühling soll die Arbeit mit aller Energie begonnen werden.
- Papst Pius IX. leidet seit einiger Zeit an Katarrh und Beklemmungen der Brust. sein Leibarzt Pelagallo sagte dieser Tage zu einem hohen Würdenträger: "Der h. Vater war bei dem Empfang der Ordensgenerale sehr heiser. Dieser Brustkatarrh ist nach meiner Ansicht ein Anzeichen von ungeheuerm Ernst. Von einem Augenblick zum andern kann Pius plötzlich sterben, wenn man es am wenigsten erwartet. Ich will dem Papste nichts sagen, um ihn nicht zu erschrecken, aber trotz seines guten Aussehens befindet sich Pius in ernster Gefahr." Ohnmachtsanfälle sind in den letzten Tagen wiederholt eingetreten.
- London wächst zu einem Riesen ohne Beispiel heran. Als ich zum ersten Mal nach London kam, schreibt der Schriftsteller Rodenberg, im Jahr 1856, da zählte diese Stadt 2,618,000 Einwohner und bedeckte 1800 englische Quadratmeilen mit 333,500 Häusern. 6 Jahre später dehnte sie sich über 117 engl. Quadratmeilen mit 362,890 Häusern und 2,803,034 Einwohner aus; abermals 6 Jahre später, 1868, über 122 Quadratmeilen mit 400788 Häusern und 3,162,635 Einwohner; 1871 über 126 Quadratmeilen mit 417,628 Häusern und 3,251,408 Einwohner. Man hat berechnet, daß die Einwohnerzahl Londons sich täglich im Durchschnitt um 126 Menschen und im Jahre sich zwischen 40-50,000 vermehrte; heute daher müßte sie 3,400,000 Menschen betragen, und da dort jedes Haus durchschnittlich von 8 Personen bewohnt wird, so müßte die Zahl der Häuser sich etwa auf 430,000 vermehrt haben. Die Bevölkerung von London hat in den letzten 20 Jahren um so viel zugenommen, als die gegenwärtige gesammte Einwohnerzahl von Berlin beträgt, und in derselben Zeit um fast halb so viel Häuser, als ganz Berlin Wohnungen enthält.
- Dem Räuberunwesen in Sicilien scheint man ernstlich zu Leibe gehen und ihm ein Ende machen zu wollen. Man schreibt aus Rom vom 13. d. M., daß auf den Wunsch des Ministers des Innern der Kriegsminister sechs Jäger=Bataillone nach Palermo geschickt habe. Die dorthin versetzten Gendarmen sind lauter Piemontesen aus der Provinz Turin. Der Justizminister wird eine gründliche Säuberung unter den in Sicilien jetzt fungirenden Richtern vornehmen. Die sicilianischen Zeitungen berichten von täglich vorkommenden Kämpfen zwischen Räubern und Soldaten. Besonders sind es die gewandten Versaglieri, welche bei der Jagd auf die Banditen ausgezeichnete Dienste leisten. Bei Palermo wurden zwei Räuber erschossen, welche allem Anschein nach an der täglich gemeldeten Beraubung der Post sich betheiligt hatten, denn man fand Briefe bei ihnen, welche in dem gestohlenen Felleisen enthalten waren. Ebenso wurden zwei berüchtigte Hehler aufgegriffen und zur Haft gebracht. Bewaffnete Brigaden, welche sich nicht ergeben, werden niedergeschossen. Bei Messina hat eine Abtheilung Jäger eine ganze Bande theils erschossen, theils verhaftet. Die wohlhabenden und redlichen Bewohner der von dem Gesindel heimgesuchten Gegenden fangen an, sich wieder ihres Lebens zu freuen, denn alle schwebten bisher jede Stunde in Lebensgefahr und in Angst um ihre Habe.
- Ein wahres Paradies für Kinder muß das Dorf Harbottle in Nordhumberland sein. Nach dem Bericht einer ärmlichen Zeitung soll daselbst seit 20 Jahren kein Kind gestorben sein.
Es ist neuerdings hie und da ein Gemisch von fetten Oelen und Petroleum als Schmieröl in Gebrauch, welches aber nur seinen Zweck erfüllt, wo wenig Reibung stattfindet. Bei viel Reibung kann ein starker Zusatz von Petroleum zwar das Harzen verhindern, aber auch Explosionen verursachen. Noch gefährlicher aber ist, wenn Jemand solches Mischöl in Lampen benutzen wollte. Eine gewisse Vermehrung der Leuchtkraft entsteht zwar bei Rüböl durch Zusatz von etwas Petroleums, aber ebenso Vermehrung des Rußes und schädlichen Geruches und endlich bedeutende Explosionsgefahr.
- In Cilli (Oesterreich) ist am 15. Januar ein furchtbarer Bergsturz erfolgt. Ein Augenzeuge erzählt: Ich wurde Morgens gegen 3 Uhr wach, weil Steinchen an die Fenster schlugen; nichts Gutes ahnend sehe ich zum Fenster hinaus und sehe, daß von den Bergen Steine und Geröll rutschen. Ich stürze zu meiner alten Mutter, hocke sie auf und rufe die Nachbarn munter, daß sie fliehen. Im Davoneilen sehe ich eine Nachbarin mit dem Lichte in den Stall gehen und rufe ihr zu, alles liegen zu lassen und zu flüchten, es war zu spät: ein furchtbarer Krach folgt, die Erde erzittert unter meinen Füßen, im Nu war das Dörfchen von 8 Häusern begraben, 12 Menschen verschüttet. Niemand ist gerettet worden. - Am 18. Januar Abends erfolgte ein zweiter noch größerer Bergsturz, der 47 Arbeiter aus Trifail, die grade in den Rettungsstollen arbeiteten, mit dem Tode bedrohte, dem sie durch Geistesgegenwart entgingen.
- New=York. (Prügelmaschine.) Ein amerikanischer Erfinder hat eine Prügelmaschine konstruirt. Die Maschine ist so eingerichtet, daß zwanzig Kinder zu gleicher Zeit die Ruthe bekommen können. Einstweilen ist sie jedoch nicht verkäuflich, da der Erfinder das Instrument nothwendig zur Erziehung seiner zwölf Kinder braucht.
- Auf dem Bahnhofe in Deutzerfeld bei Cöln bemerkte der Nachtwachtmeister auf seinem nächtlichen Rundgange einige auf= und niedergehende Lichter in einiger Entfernung. Er schlich leise dem Orte zu und kroch schließlich, durch eine Erhöhung gedeckt, nahe an die Stelle heran, wo die Lichter brannten. Da bemerkte er einen Mann, welcher in einer etwa vier Fuß tiefem Grube stand und beschäftigt war, mit einem Spaten die Erde auszuwerfen. Ein zweiter hielt zwei kreuzweise über einander gebundene Kerzen in der Hand und ein dritter, ein alter Mann, murmelte beim Schein dieser Lichter aus einem Buche etwas vor sich hin - Und dann zog er Kreis' um Kreise, stellte wunderbare Flammen, Kraut und Knochenwerk zusammen, Die Beschwörung war - - doch da, der Nachtwachmeister that einen mächtigen Sprung und stand mitten unter den Schatzgräbern. Die Kerzen lagen erloschen am Boden, das Schatzgrabende Kleeblatt schrie wie aus einem Munde: "Der Teufel, der Teufel!" und wandte sich zur Flucht. Der vermeintliche Gottseibeiuns war sofort hinterher, holte einen der drei ein und hielt ihn an. Dieser gestand nun, er (ein Schuster) und seine Genossen, ein Schreiner und ein Fuhrmann, hätten nach einer verscharrten Kriegskasse gegraben, bereits seit einem halben Jahre hätten sie in besagter Gegend bald hier bald dort Nachforschungen angestellt, immer ohne Erfolg. Der Nachtwachtmeister ließ schließlich den am ganzen Leibe wie Espenlaub bebenden Meister Knieriem seines Weges ziehen. Am andern Morgen begab er sich nach dem Schauplatze seiner nächtlichen Entdeckung zurück. Dort fand er mehrere Rosenkränze, eine Wünschelruthe, eine Teufelsschnur, einige Tractätchen und andere Gegenstände, womit die Beschwörung zur Hebung des Schatzes in Scene gesetzt worden war.
- Eine ächte Frau. Wahre Geschichte. Ein guter Mann ist gestorben und kann daher auch gelobt werden. Die Frau Nachbarin bedauert die junge Wittwe gegen ihren Manu mit einigen anzüglichen Bemerkungen: Ja. das war ein guter Mann, der sah seiner Frau alles von den Augen ab, der erfüllte alle ihre Wünsche. Der Mann antwortet: na, die Frau wird wohl ihrem Mann auch alle ihre Wünsche erfüllt haben. Die Frau: Was? alle seine Wünsche? Ein vernünftiger Mann hat gar keine Wünsche, der wünscht nur, was seine Frau will! -


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD