No. 7
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 22. Januar
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1877 Nr. 7 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Unser Kaiserhaus ist in tiefe Trauer versetzt durch das Dahinscheiden I. K. H. der Frau Prinzessin Carl, der älteren Schwester unserer Kaiserin, und der Gemahlin des Bruders unsers Kaisers. Dieselbe starb am 18. Januar im 69 Lebensjahre wenige Wochen vor der in Aussicht stehenden Feier ihrer goldenen Hochzeit.
Die englische und französische Presse ist in den letzten Tagen in einem verwunderlichen Feldzuge gegen Deutschland begriffen gewesen, indem sie die bodenlosesten Verleumdungen über die Haltung Deutschlands in der orientalischen Frage ausposaunt, die wohl geeignet waren, Deutschland bei Rußland zu verdächtigen und im Oriente verhaßt zu machen. Daß letzteres wenigstens zum Theil gelungen ist zeigen die betrübenden Nachrichten von der feindlichen Haltung der muselmännischen Bevölkerung in Palästina gegen die dortigen deutschen Ansiedler. Der deutsche Reichsanzeiger hat diese Verleumdungen einfach Lügen gestraft und dadurch hoffentlich die Verleumder für einige Zeit zum Schweigen gebracht. Daß die französische Presse jede Gelegenheit ergreift, ihrem Haße gegen Deutschland sei es durch Lügen, sei es durch Schmähungen Luft zu machen, ist nicht verwunderlich, denn es ist ja bekannt genug, daß die Rachegedanken noch immer in Frankreich spuken, die neuerdings noch dadurch neue Nahrung erhalten haben, daß man in Elsaß=Lothringen, wie die letzten Reichstagswahlen zeigen, anfängt, sich mit den neuen Zuständen zu befreunden, und die vielleicht die Zeit zur Rache bald für gekommen halten, da die Schlagfertigkeit der französischen Armee gerade in letzter Zeit merklich gefördert sein soll. Daß aber auch die englische Presse solche feindliche Haltung gegen Deutschland angenommen hat, könnte verwundern, wenn man nicht wüßte, daß die Engländer eine Krämernation sind, die überall den eigenen Vortheil wahrnimmt, wo sie ihn findet, und daß sie überdies gerade jetzt nach dem schlimmen Fiasko, das sie in der orientalischen Frage gemacht haben, gewiß nichts lieber sehen, als wenn sie auf irgend eine Weise auch das Dreikaiserbündniß sprengen könnten, auf dem nunmehr die letzte Hoffnung der Christen in der Türkei steht.
In Elberfeld, wo bei der bereits vollzogenen Stichwahl der Sozialdemokrat Hasselmann, der über 14,000 Stimmen auf sich vereinigte, gegen etwa 200 Stimmen Majorität unterlegen ist, soll es seitens der Sozialdemokraten zu wiederholten und ernstlichen Ruhestörungen gekommen sein.
Preußen. Dem Abgeordnetenhause ist ein Gesetzentwurf über anderweitige Einrichtung des Berliner Zeughauses vorgelegt. Derselbe verlangt die Bewilligung von 4,330,000 Mark aus den französischen Kriegskosten=Entschädigungsgeldern für die Aufnahme einer die Geschichte des preußischen Heeres darstellenden Sammlung. Der frühere Plan, das Zeughaus in eine "Ruhmeshalle" umzuwandeln, scheint demnach etwas verändert zu sein.
Fast als Kuriosum könnte es erscheinen, daß der preußische Finanzminister eine neue Ursache für das Darniederliegen der Industrie erfunden hat. Dasselbe soll nämlich darin seinen Grund haben, daß die Unternehmungslust "nur durch die Besorgnisse wegen der Orientfrage gedrückt werde"! So lange man absichtlich die Augen schließt gegen die wirklichen Ursachen der wirthschaftlichen Nothstände wird es auch nicht besser werden.
An verschiedenen Orten Preußens sind Fälle von Rinderpest konstatirt worden. Die Behörden haben umfaßende Sicherheitsmaßregeln ins Werk gesetzt.
Türkei. Die europäische Konferenz in Konstantinopel hat sich recht glänzend blamirt. Von den großartigen Forderungen, mit denen sie anfänglich gegen die Türkei auftrat, waren schließlich nur ganz bescheidene Wünsche übrig geblieben, und auch diese hat der türkische große Rath einstimmig abgelehnt. Das hatten die europäischen Diplomaten wohl nicht erwartet. Sie wollten sich mir ihren bescheidenen Wünschen mit Anstand aus der Affäre ziehen, und nun kommt die stolze rücksichtslose Ablehnung seitens der Türkei. Dieselbe will es also auf einen Krieg ankommen lassen; aber ob derselbe wirklich ausbricht, ist noch sehr fraglich. Rußland scheint in letzter Zeit viel von seiner Kriegslust eingebüßt zu haben; es soll zum losschlagen durchaus nicht bereit sein und vor dem türkischen Fanatismus sich fürchten; und England, das bisher mit Forderungen und Drohungen das größte Wort führte, ist allerdings nicht kleinlaut geworden, aber es weist den Gedanken an einen Krieg gegen die Türkei weit von sich. Ja die Times giebt sogar Rußland den gewiß gut gemeinten Rath, sich nicht in einen Krieg einzulassen, sondern sich mit dem "moralischen Erfolge" der Konferenz zu begnügen.


In einem Artikel über die Sozialdemokraten schreibt die Schlesische Zeitung:
"Es handelte sich für die sozialdemokratischen Agitatoren nicht allein darum, zunächst die eigenthümliche Gesellschaft, die ihren Grundstock bildete, äußerlich so weit zu poliren und zu diszipliniren, um sie nicht gar zu abschreckend für diejenigen Schichten zu machen, in denen man um Rekruten warb, sondern auch darum handelte es sich - und das ist die Hauptsache - für die eigene Partei die Vorarbeit zu verwerthen, welche unser seit zehn Jahren am Ruder, wenn auch nicht immer am Steuerruder, sitzendes Manchesterthum im Bunde mit einem liberalen Idealismus in so reichem Maße gethan hatte. Diese Herren haben als die eigentlichen Bahnbrecher ihrer heutigen Gegner stets für das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht geschwärmt, sie wollten es in den Einzelstaat hineintragen, und selbst für den städtischen Kommunalverband wurde es in Vorschlag gebracht; das unbegrenzte Koalitionsrecht und mit ihm selbstverständlich das Recht des Strikens wurde von denselben liberalen Idealisten so heilig gehalten, daß sie sogar vor der Bestrafung des Kontraktbruches zurückschra=

[ => Original lesen: 1877 Nr. 7 Seite 2]

ken; ihr lange Jahre hindurch vertretenes Steuerprogramm gipfelte in möglichster, wenn nicht vollständiger Beseitigung der indirekten Steuern; selbst Abrüstungsvorschläge kamen noch unmittelbar vor unserem Kriege gegen Frankreich ernstlich zur Sprache - kurz alles, was uns die "Frankfurter Zeitung" als die Gegenstände der Tagesordnung in sozial=demokratischen Versammlungen vorführt, hat im Laufe des letzten Jahrzents auf der linken Seite unserer Parlamente seine begeisterten Vertreter gefunden. Und wer von einer Revision der im Laufe dieses Zeitraumes geschaffenen, rein abstrakten Gesetzgebung sprach, wer gleich uns behauptete, daß alles, was man Freiheit nenne, nur in gewissen Umschränkungen zulässig sei, daß die Erhaltung von Staat und Gesellschaft hoch über dem Selbstbestimmungsrechte des Individuums stehe, der galt als Reactionär hüben und drüben."


Anzeigen.

In Sachen betreffend den Concurs über das Vermögen des Krämers Rud. Beier in Carlow giebt

das Großherzogliche Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg

auf das am 12. d. M. abgehaltene Liquidations=Protocoll, nachdem die öffentliche, gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Akten docirt worden, hiedurch den

Bescheid:

daß nunmehr alle Diejenigen, welche an die Beier'sche Concursmasse Ansprüche und Forderungen machen zu können vermeinen, solche aber bis dahin nicht angemeldet haben, von der gegenwärtigen Concursmasse gänzlich abgewiesen werden; auch werden diejenigen Gläubiger, welche zwar ihre Forderungen angemeldet, aber ihre schriftlichen Beweismittel nicht eingereicht haben, mit den letzteren hiemit präcludirt.

Von Rechts Wegen!

Schönberg, den 16. Januar 1877.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Horn.
(L. S.)                                                     A. Dufft.


In Sachen betreffend den Concurs über das Vermögen des Mühlenbesitzers Adolph Capell zum Hammer steht zur Berathung und Beschlußfassung

1) über die Anerkennung der von der Ehefrau des Cridars angemeldeten Ansprüche und Forderungen,
2) über die zinsbare Belegung der bis jetzt vorhandenen Activmasse und der demnächst noch eingehenden Gelder
ein Termin auf

Donnerstag, den 25. Januar d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Concurs=Gerichte an, zu welchem die nicht präcludirten Capell'schen Gläubiger unter dem Nachtheile hiemit geladen werden, daß die nicht erscheinenden Gläubiger an die Gerichtswegen genehmigten Beschlüsse der erschienenen gebunden sein sollen.
Schönberg, den 18. Januar 1877.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Horn.

A. Dufft.     


In das hiesige Handelsregister, betreffend das Handelsgeschäft des Krämers Asmus Wigger zu Schönberg, ist heute Fol. IV Nr. 7 eingetragen:

Columne 3. "Die Firma "A. Wigger" ist, da der Krämer Asmus Wigger in Schönberg sein Handelsgeschäft aufgelöst hat, erloschen."
Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg, den 19. Januar 1877.

Das Handelsgericht.
v. Arnim.

A. Dufft.     


Die Anmeldung zur Stammrolle aller im Jahre 1857 und früher geborenen, resp. mit ihrer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehenen militairpflichtigen jungen Leute, welche in der Stadt Schönberg ihren Aufenthalt haben, hat

am Mittwoch den 24. Januar d. J.,
Vormittags in den Stunden von 9-12 Uhr,

zu geschehen. Auswärts geborene Militairpflichtige haben ihren Geburtsschein (der zu diesem Zwecke kostenfrei ertheilt wird), die bereits früher Gemusterten ihren Loosungsschein uns vorzulegen.
Schönberg den 15. Januar 1877.

Der Magistrat.
L. Bicker.


Auction.

Am Dienstag den 30. Januar cr., Vormittags von 11 1/2 Uhr an, soll in der Behausung des Hauswirths Mustin in Campow in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

eine Schimmel=Stute, eine Rommel, eine Chatulle mit Aufsatz, ein eichener Koffer, ein großes Milchenschrank, ein Lehnstuhl.
Schlagsdorf, den 19. Januar 1877.

Krüger,              
Landreiter.     


Bekanntmachung.

Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert, ihre Beträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 8. Januar 1877.

Die Armenbehörde.     


Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt

Die Anstalt ist im Antonitermine vom 17. bis 24. Januar d. J., beide Tage einschließlich,

täglich

von 8 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags geöffnet.

Die Vorschuß=Anstalt verzinst Capitaleinlagen von 300 M. und darüber mit 4 % jährlich und zahlt die Zinsen alle halbe Jahr im Antoni= und Johannistermine aus.

Die Ersparniß=Anstalt nimmt Einlagen auch unter 300 M. an und verzinst dieselben mit 3 7/10 % jährlich. Die Zinsen werden zu Johannis jeden Jahres im Hauptbuche zugeschrieben und mit dem Capitale wieder verzinst. In den Einlagebüchern werden die Zinsen nicht geschrieben. Die Einlagebücher brauchen deswegen auch nur dann vorgelegt zu werden, wenn neue Einlagen gemacht oder Rückzahlungen verlangt werden.

Das Directorium.     


Heute entschlief sanft nach langem Leiden der Hauswirthsanerbe Heinrich Eckmann aus Blüthen in seinem 32. Lebensjahre, tiefbetrauert von

den Hinterbliebenen.     

Schönberg, den 19. Januar 1877.
Die Beerdigung findet statt am Donnerstag, den 25. d. Mts. Mittags 12 Uhr, von Schönberg über Rodüchelsdorf nach Lübsee.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 7 Seite 3]

Gesucht zu Ostern ein Lehrling in die Sattlerlehre.
Näheres in der Expedition der Anzeigen zu Schönberg.


Alles unbefugte Uebergehen über meine Hofstelle, namentlich mit brennenden Cigarren, verbiete ich hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung.
Zugleich mache ich bekannt, daß ich dem Jäger Kleinod in Carlow die Aufsicht über meine Buschkoppel übergeben habe.

Hauswirth Beckmann,     
Kronskamp.              


Alle Diejenigen, welche noch Forderung an unsern verstorbenen Vater, den Schuhmachermeister J. Wolgast haben, auch diejenigen, welche ihm noch Schulden, werden ersucht sich innerhalb 14 Tagen bei uns zu melden.

Die Hinterbliebenen.
Wittwe Elise Wolgast.    H. Wolgast.    F. Wolgast.


   Aufträge auf:
Prima Probst. Saathafer,
2 reih. Wintersaatgerste,
gelbe und grüne Kochsaaterbsen,
Johannisaat=Roggen u. Weizen
nimmt schon jetzt entgegen

F. Heitmann,     
Schönberg.       


Accordeons (Harmonikas)
in verschiedenen Größen und Constructionen

empfiehlt

F. Heitmann.     


Dem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß die neueste

Spiralfedermatratze

bei mir erschienen und zur Ansicht steht. Selbige ist mit vollständigen Rähmen und Leinwand überzogen und zum Preise von Rm. 20 zu haben.
Dieselben werden nach Maaß innerhalb 14 Tagen geliefert und sehe etwaigen Bestellungen gern entgegen.
Schönberg, den 8. Januar 1877.

                          Ernst Wascher,
                          Schlossermeister.


Ein Lehrling in die Schuhmacherlehre zu Ostern gesucht. Näheres in der Exped. der Anz. zu Schönberg.


Mein dunkelbrauner Hengst Vitus deckt fremde Stuten zu 12 Mark und l Mark an den Stall.
Dassow, den 8. Januar 1877.

G. Callies.     


G. Zöllner,
Bankgeschäft.
Berlin C. Papenstrasse 15.


Prima böhmische Salon= Stück=Kohlen

erwarte ich in ca. 14 Tagen, um gefällige vorherige Aufträge hierauf ersuchend.

F. Heitmann      
in Schönberg.     


Die zwei Tanten,

welche die Verlagsbuchhandlung von A. H. Payne in Leipzig zu ihrem jetzt begonnenen Jahrgange der illustrirten Zeitschrift: "Das neue Blatt"

als Prämie

gegen die geringe Nachzahlung von drei Mark pro Blatt, [es sind grosse herrliche Oeldruckbilder] liefert

sollten auf keinem Weihnachtstische fehlen.

Wer daher auf diese mit so vielen Vorzügen ausgerüstete Zeitschrift "Das neue Blatt" noch nicht abonnirt ist, sollte Abonnement entweder bei der Post oder bei der nächsten Buchhandlung sofort bestellen.

Das Neue Blatt erscheint in zwei Ausgaben:

Nummer-Ausgabe. Jede Woche eine Nummer. Preis M. 1,50 vierteljährlich.
Heft-Ausgabe. Alle 14 Tage ein Heft à 40 Pfg.

Diese Heft-Ausgabe schliesst eine elegante Moden-Zeitung mit ganz neuartiger Darstellung grosser Schnitttheile, betitelt: Neueste Moden für unsere Damen, gratis in sich ein.
Freilich ist diese Heft-Ausgabe nur durch Buchhandlungen und nicht durch die Post zu verlangen. Die Post besorgt nur die Nummer Ausgabe. Im Unterhaltungsblatte laufen drei grosse Novellen neben einander, von denen die erste phantastisch spannend die Wirkung noch unerforschter geistiger Kräfte mit in die Erzählung eingreifen lässt. Die zweite Novelle ist ein Treffer für weiche empfindungsvolle Gemüther, während die dritte betitelt: "Zwölf Procent", abenteuerreiche Erzählungen vorziehende Leser zu Dank verpflichten wird.
Der Nachweis des Abonnements berechtigt zu sofortigem Bezug der beiden Prämien, direct von der Verlagshandlung, wenngleich diese directe Prämien-Versendung, wie aus untenstehender Anzeige ersichtlich, die dazu angestellten Arbeitskräfte beinahe bis zur Grausamkeit anspannt. Das bewirken also

Die zwei Tanten.


Wer das Geld dafür ausgegeben hat,
der soll urtheilen.

Wie nicht anders zu erwarten war, ist die Verlagshandlung, seitdem sie sich erboten hat die beiden Prämien "Die gute Tante" und "Die strenge Tante" den Reflectanten auch directzuzusenden, mit Post-Anweisungen geradezu überschüttet worden, so zwar, dass die hierauf erfolgte Expedition nicht ohne Aufregung und Aufsehen und namentlich nicht ohne wesentliche Verstärkung der Expeditionskräfte bewirkt werden konnte. Gleich die allerersten Versendungen wurden sofort mit Aeusserungen der Anerkennung erwiedert, wovon täglich mehr und mehr einlaufen. Dabei ist der Zuspruch zu den Prämien von Tag zu Tag noch im Wachsen begriffen. Keine Post trifft ein, ohne dass sich die Einrichtung der Post-Anweisungen als schnellstes und handlichstes Zahlungsmittel, namentlich für massenhafte Einzelversendungen, trefflich bewährt.

Die Verlagshandlung von A. H. Payne in Leipzig.


Dem geehrten Publikum die ergebenste Anzeige, daß wir am 15. d. M. in der Wasserstraße Nr. 88 ein

Mineral=Wasser=Geschäft

eröffnet haben, von Selters=, Sodawasser und Brauselimonade, auch halten wir Selters= und Sodawasser stets in Syphongs auf Lager und füllen dieselben à Stück für 20 Pfennig (Mecklenburg).
Prompte und reelle Bedienung bei soliden Preisen wird unser stetes Bestreben sein und bitten um geneigte Abnahme ergebenst.
Ratzeburg, den 15. Januar 1877.

Eggers & Denker.

Unterzeichneter bemerkt noch, daß er 5 Jahr bis Neujahr 1877 der Verfertiger von obengenanntem Artikel in der Dom=Apotheke zu Ratzeburg war und bittet, das in diesen Wassern gefundene Vertrauen auch unserer Firma zu schenken.

J. Denker.     


[ => Original lesen: 1877 Nr. 7 Seite 4]

Unterleibs-Bruchleidenden

wird die Bruchsalbe von G. Sturzenegger in Herisau, Canton Appenzell, Schweiz, bestens empfohlen. Dieselbe enthält keinerlei schädlichen Stoffe und heilt selbst ganz alte Brüche, sowie Muttervorfälle in den allermeisten Fällen vollständig. Zu beziehen in Töpfen zu Mark 5 nebst Gebrauchsanweisung und überraschenden Zeugnissen, sowohl durch G. Sturzenegger selbst als durch folgende Niederlagen: Berlin: A. Günther (A. Fanta), Löwenapotheke, Jerusalemerstr. 16, Hamburg: A. F. Riemann, Börsenpassage 1.


Einem hochgeehrten Publikum von Rehna und dei Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich in dem früher Krügerschen Hause am Markt ein

Cigarren=Geschäft

etablirt habe. Indem ich bemüht sein werde, durch stets reelle Bedienung mir das Vertrauen des geschätzten Publikums zu erwerben und für die Dauer auch zu erhalten, zeichne
Rehna, den 18. Januar 1877.

Hochachtungsvoll     
Heinr. Koch.      


Auf dem Wege von Schlagsdorf bis Molzahner Weg ist eine Pferdedecke verloren: abzugeben beim Schuster Leetz in Schlagsdorf.


Jeden Posten

Wild und Butter

in guter frischer Waare kaufe gegen Casse.

W. Butzke, Berlin, W.
Potsdamerstraße 134 a.
Lützowstraße 94.


Von 20. Januar d. J. ab
tägliche Omnibusfahrt
zwischen
Ziethen und Schönberg.

Abfahrt von Ziethen: Morgens präcise 6 Uhr,
Abfahrt von Schönberg: Nachmittags präcise 2 Uhr;
Ankunft in Schönberg: Morgens 9 1/2 Uhr,
Ankunft in Ziethen: Nachmittags 6 Uhr.

J. Krumsee,       
Omnibusfuhrmann.     


Großer Maskenball
am Freitag den 26. Januar 1877,

wozu alle Freunde und Gönner von Stadt und Land hierdurch ergebenst einladet.

M. Boye Wwe.
Schönberg.
Anfang 7 Uhr.

Maskenbillets à M 1,00 und Sitzplätze à M.1,50 sind bei Herrn Cigarrenfabrikant Rieckhoff und in meinem Hause zu haben.


Zu dem am Freitag, den 26. Januar cr. stattfindenden Maskenball im Locale der Frau Gastwirthin Boye, empfehle einem geehrten Stadt= und Landpublicum meine ganz neue, elegante

Maskengarderobe

und treffe mit derselben am Mittwoch Nachmittag den 24. Januar im Boye'schen Locale ein.

H. Vitense, Garderobier.
Lübeck.


Zu Ostern suche für mein Material= & Colonialwaarengeschäft einen mit den nöthigen Schulkenntnissen ausgerüsteten

jungen Mann als Lehrling.

Joh. Russ, Lübeck,      
große Altefähre Nr. 713.     


Zwei noch wenig gebrauchte

Phaeton-Wagen

mit Sielen zu verkaufen durch

J. Kibbel, Commissionär.
Schönberg.


Gesucht:

gegen vorzügliche Hypothek
1200 M. in ein städtisches Grundstück,
2100 M. in ein Gewese auf dem Lande.
Julius Kibbel, Schönberg.


Geld

zu Hypothek und auf Wechsel wird pünktlich besorgt durch

Julius Kibbel,     
Commissionär.     


Kapitalisten,

welche Gelder gut unterbringen wollen, erhalten Näheres durch

Julius Kibbel,     
Commissionär.     


Erlaube mir hierdurch den geehrten Damen ergebenst anzuzeigen, daß ich sämmtliche Artikel in

Haararbeiten

als: Flechten, Chignons, Rollen, Locken, Armbänder, Ringe, Hals= und Westenketten, Frisirwolle in allen Haarfarben etc. stets zu den billigsten Preisen vorräthig halte.
Von ausgekämmten Haar werden in kürzester Zeit obige Sachen, den Wünschen der Bestellenden entsprechend sauber und billig angefertigt.
Gleichzeitig bemerke noch, daß ich mein Geschäft als Hebamme unbehindert fortsetze.

E. Söhlbrandt, Hebamme,
wohnhaft bei der Conditorwittwe Greiff, Schönberg, Siemzerstraße.


Eintragungen in die Standes=Register
des Standesamtsbezirks Schönberg.

Geboren d. 6. Jan. Dem Töpfermeister Weinrebe zu Schönberg eine T. - D. 7. Dem Arbeitsm. Hans Heinrich Freitag zu Bauhof Schönberg eine T. - D. 9. Dem Arbeitsm. Joachim Heinrich Johann Köster zu Westerbeck ein S. - D. 10. Dem Arbeitsm. Ludwig Joh. Christ. Möller zu Rabensdorf eine T. - D. 10. Dem Pferdehändler Hans Heinrich Wigger zu Schönberg eine T. - D. 11. Dem Kaufmann Friedr. Wilh. Gottlieb Wieschendorf zu Schönberg ein S. -D. 11. Dem Arbeitsm. Johann Boye zu Bechelsdorf eine T. - D. 15. Dem Hauswirth Johann Peter Grevsmühl zu Sabow eine T. - D. 12. Dem Arbeitsm. Johann Heinrich Wigger zu Gr.=Bünsdorf eine T. - D. 13. Dem Arbeitsm. Johann Stegmann zu Kl.=Siemz ein S. -

Gestorben. D. 11. Wilhelmine Cath. Caroline Elisab. Lindemann, Atbeitsm.tochter zu Schönberg, 6 J. 6 M. alt. - D. 13. Arbeitsm.wittwe Ann Marie Buggenthin geb. Schwart zu Bauhof Schönberg, 79 J. alt. - D. 13. Elisabeth Oldenburg geb. Wegner, Arbeitsm.frau zu Schönberg, 51 J. 8 M. alt. - D. 15. Hans Heinr. Barkenthin, Arbeitsm. zu Schönberg, 50 J. 8 M. alt. - D. 16. Wilhelm Jochen Fick, Schuhmacherlehrling zu Schönberg, 15 J. 2 M. alt. -

Eheschließung. D. 12. Jan. Johann Peter Wiencke, Hauswirthsanerbe zu Sülsdorf und Marie Sophie Elisabeth Böckmann zu Schönberg.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen16 M -Pfennig  bis 23 M -Pfennig.
Roggen17 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Gerste15 M 50Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Hafer16 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Erbsen16 M -Pfennig  bis 18 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen15 M 50Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat20 M -Pfennig  bis 21 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,30 .
Enten d. S. M2,50 .
Hühner d. St. M1,20 .
Hasen das Stück M3,50 .
Tauben d. St. M0,45 .
Küken d. Stück M0,90 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,20 .
Eier 4 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,50 .
Spickgans d. St. M3,00 .


(Hierzu Off. Anz. Nr. 4 und eine Beilage).


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 7 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 7 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 22. Januar 1877.


- Die Wahlen zum deutschen Reichstage, so unvollkommen ihr Resultat auch erst durch den Telegraph bekannt geworden ist, finden dennoch große Beachtung in der Pariser Presse. Die Wahlsiege der Sozialdemokraten wurden mit lebhaftem Beifall von den französischen Sozialisten in ihren Organen begrüßt, - "dieselben seien eine lebendige und laute Protestation gegen den Raub von Elsaß=Lothringen und gegen die deutsche Regierung." Wahrlich Sozialismus wie Ultramontanismus haben weder Vaterland noch Patriotismus! sollte aber jener Glückwunsch der radikalen "droits de l'homme" und die Freude, welche die anderen französischen Blätter über das Wachsen des reichsfeindlichen Opposition in Deutschland äußern, nicht geeignet sein, den Wählern Berlin's ein wenig Schamröthe ins Gesicht zu treiben und sie zum Nachdenken veranlassen über den Ausfall der dort stattgehabten Wahlen? -
- Auf einem Privatwerft in England ist wieder ein neues mächtiges Panzerschiff für die Türkei fertig geworden, welches dem Namen "Memdonigi" führt und in Bezug auf Angriff wie auf Vertheidigung eines der gewaltigsten sein soll, die überhaupt im Besitz irgend eines Landes sind. Bei der bevorstehenden Probefahrt wird auf Befehl der Admiralität die Mannschaft eines englischen Kriegsschiffes den Dienst versehen. Kleine Aufmerksamkeiten erhalten die Freundschaft.
- In Paris erzählt man sich eine Geschichte, die trotz großer Unwahrscheinlichkeiten viel Mißbehagen verursacht. Der belgische General Brialmont hatte sich behufs der Herausgabe eines kriegswissenschaftlichen Werkes den französischen Kriegsminister gewendet, um über die Befestigungen von Paris gewisse Mittheilungen und Schriftstücke zu erhalten, war aber mit seinem vorwitzigen Gesuche kurz abgewiesen worden, weil man solche Dinge nicht dem ersten besten Bücherschreiber preisgiebt. Der General soll darauf nach Berlin gegangen sein, wo man ihm nicht nur über die preußischen Festungen, sondern auch und das ist die Hauptsache - über die französischen alle gewünschten Nachrichten gegeben habe. Selbst Risse und Pläne, die noch nicht einmal vom Kriegsminister genehmigt und manchem Abtheilungsvorstand im Kriegsministerium gänzlich unbekannt gewesen wären. Nun ist die Rede davon, daß das Buch des Generals Brialmont in Frankreich mit Beschlag belegt werden müsse, eine Maßregel, die ohne etwas zu helfen, wahrscheinlich erst recht zur Verbreitung desselben beitragen würde.
- Aus dem Innern Rußlands kommen über die Folgen der strengen Kälte dieses Monats immer neue traurige Berichte. Aus dem Ardatow'schen Kreise des Nischny Nowgrod'schen Gouvernements wird geschrieben: "Die harte Kälte, verbunden mit einem heftigen Winde, welche in diesem Gouvernement in den letzte Tagen geherrscht hat, wird wohl allen Bewohnern im Gedächtniß bleiben. An verschiedenen Punkten des Kreises und in Ardatow selbst sind im Verlauf dieser Tage mehr als 30 Menschen erfroren, die nicht gerechnet, welche, vom Unwetter auf freiem Felde überrascht, noch nicht aufgefunden werden konnten und wahrscheinlich eingeschneit sind. In den Dörfern haben die Leute stark gelitten und nur Wenige sind von den Folgen der Kälte verschont geblieben. In den Hospitälern der Landschaften erscheinen täglich Leute mit erfrorenen Körpertheilen und bitten um ärztliche Hilfe."
- Wie die "Magdeb. Ztg." hört, sollen mit dem Beginn des Frühlings unterirdische Telegraphenleitungen zwischen Halle=Leipzig, Halle=Kassel, Frankfurt=Mainz, Berlin=Hamburg und Hamburg=Kiel in Angriff genommen werden und hofft man, daß im September alle Kabelstränge werden in Betrieb genommen werden können. Die bereits in Betrieb stehende unterirdische Leitung Halle=Berlin läßt nichts zu wünschen übrig, und die an dieser Linie gemachten Erfahrungen haben wesentlich dazu beigetragen, das unterirdische Netz zu erweitern, welches dann nicht den vielfachen Störungen ausgesetzt sein wird, welchen die gewöhnlichen Leitungen durch Stürme und Schneewehen etc. in den letztvergangenen Monaten ausgesetzt gewesen sind.
- Wie in militärischen Kreisen verlautet, besteht die Absicht, die Stadt Berlin mit drei Forts zu befestigen. Die Militärverwaltung will in diese Forts die Kasernen der Garnison verlegen, und damit den lange gehegten Plan zur Ausführung bringen, die Kasernen außerhalb der Stadt zu haben. Wie es scheint, will man mit der Ausführung dieses Planes binnen kurzer Zeit vorgehen.
- Den Abgeordneten der ungarischen Studenten widerfahren in Constantinopel große Ehren. Es ward ihnen ein glänzender Empfang bereitet, dann fand eine Rundfahrt im Bosporus statt, am Palast des Sultans vorüber, wobei sich dieser grüßend am Fenster zeigte. Man betrachtet die fremden Studenten als Gäste der Nation und auch der Oberbefehlshaber der Armee, Abdul Kerim, hat sie zu einem Banket geladen.
- Graf Herbert v. Bismarck, der älteste Sohn des Reichskanzlers, soll zum Legations=Secretär in Wien ernannt und bereits dahin abgereist sein.
- In Eisleben ist am 9. Januar die Wittwe Oppenheim im Alter von 111 Jahren gestorben. Es that ihr leid; denn sie sagte, so interessant wie jetzt, sei's noch niemals gewesen.
- In Berlin ist der durch seine billige Classikerausgabe bekannte Buchhändler Hempel gestorben. H. war ein Thüringer, der Sohn eines Schusters in Waltershausen.
- In Altona ist am 13. d. der Ausbruch der Rinderpest constatirt, und der Export vollständig sistirt worden. Die Krankheit soll durch fremdes Vieh eingeschleppt sein.
- Eine schöne Zulage zu seiner Lieutenantsgage hat sich der k. k. Oberlieutenant Prinz Chlodwig=Schillingsfürst in Wien geholt, nämlich eine Esterhazy'sche Tochter mit 3 Millionen Mitgift. Die Ausstattung märchenhaft aber höchst reell, so daß 10 Jahre lang aus der Gage nichts nachzuschaffen ist.
- Am 15. Januar gerieth das große Theater zu Christiania in Brand und wurde nebst der innern Ausstattung zum großen Theil durch das Feuer zerstört. Wie es scheint, hat man den Verlust von Menschenleben glücklicherweise nicht zu beklagen.
- In Italien besteht das sonderbare Verbot, irgend welche Pflanzen, Stecklinge, Stämmchen und Pfropfreiser über die Grenze einzuführen, welches besonders bei den Handelsgärtnereien in Erfurt große Mißstimmung erregt, denen damit ein namhaftes Absatzgebiet verschlossen ist.
- Die Wiener Zeitungen wimmeln von Feldblumen aller Alt, von Gänseblümchen, Veilchen und sogar Rosenknospen und blühenden Erdbeeren. Sie sind meistens aus Böhmen eingeschickt.
- Nach dem amtlichen Hauptbericht über den Krankenstand des preußischen Heeres, des Königlich sächsischen und Königlich württembergischen Armeecorps betrug derselbe im letzten November 23,331 Mann oder 6,7 pCt. der Effectivstärke. Die Zahl der Gestorbenen belief sich auf die verhältnißmäßig hohe von 104. Die meisten Opfer hatte wieder der Typhus, nächstdem die Lungen=Entzündung gefordert, nämlich 26 und 17. Durch Verunglückung kamen 4, durch Selbstmord 17 ums Leben. Geheilt wurden 59,2 pCt. der Kranken des Heeres.

[ => Original lesen: 1877 Nr. 7 Seite 6]

- Die ungeheure Vertheuerung des Petroleums ist eine internationale Calamität. Sie soll davon herrühren, daß die Oelprinzen Amerika's unzufrieden mit dem fallenden Rabatt ihrer Oelwerke lieber einen großen Theil ihres rohen Petroleums weglaufen lassen, als billig verkaufen. Es scheint aber auch, als wenn die großen Aufkäufer in Europa eine künstliche Steigerung des Preises noch außerdem zu ihren Gunsten verursacht hätten, wie schon aus Rußland gemeldet wurde und wie auch in Deutschland zu beklagen ist. Endlich trägt wohl auch dazu bei, daß die neuerfundenen Petroleumkochapparate viel edlen Leuchtstoff verschwenden und daß die Solarölfabriken seit 2 Jahren so schlechte Geschäfte machten, daß sie lieber aufhörten. Es ist selbstverständlich, daß von einer Eingangssteuer auf Petroleum unter solchen Umständen keine Rede sein kann, denn Licht ist auch den Aermsten eben so nöthig als Salz und Brod.
- Die höchsten Bauwerke der Erde. Die vollendeten Thürme des Kölner Domes werden die höchsten Gebäude der Welt, und zwar 151 Meter hoch sein. Bis jetzt hat diesen Ruhm der St. Nikolaithurm in Hamburg gehabt. Derselbe mißt, laut Angabe der "Deutschen Bauzeitung" in Berlin 144,20 Meter. Die St. Peter=Kuppel in Rom hat ein Höhe von 143,50 Meter. Dann folgt der Thurm des Straßburger Münsters mit 142,10; die Cheops=Pyramide bei Gizeh in Aegypten mit 137, der Stephansthurm in Wien 136,70 und der Martinsthurm in Landshut mit 132,50.
- Die Viehzucht in Texas hat in den letzten Jahren einen Aufschwung genommen, der an's Fabelhafte grenzt. Die Hälfte des Gebietes mancher Grafschaften westlich vom San Antonio River ist in Weideland verwandelt worden, während die Getreidefelder mehr und mehr verschwinden. Auf der anderen Seite geht der Viehstand immer mehr in die Hände weniger großer Besitzer über, die man in diesem Sinne nicht übel als die "Vieh Könige" des Landes bezeichnet. Die Herren Allen und Sohn haben 40,000 Morgen Landes mit 50,000 Stück Vieh. Dieselben verschiffen jährlich 20,000 Schafe. Herr Lowe, westlich vom San Antonio River, hat 40,000 Morgen Landes und 120,000 Stück Vieh. Matthews, Coleman und Matthews in Rockport haben 200,000 Morgen Weidelandes und 130,000 Stück Vieh. Herr King, westlich von Rueres River, hat 200,000 Morgen Weidelandes und 160,000 Stück Vieh, sowie 10,000 Pferde und Maulesel. Herr M. Kennedy, sein nächster Nachbar, hat 190,000 Morgen Weidelandes, 8000 Pferde und Maulesel und 120,000 Stück Vieh u. s. f.
- Der Wiener Strauß spielt den Parisern im neuen Opernhaus zum Tanz auf und alles was Ohren hat zu hören und Füßchen zu tanzen, ist hinter ihm her wie s. Z. die Jugend hinter dem musicirenden Rattenfänger von Hameln. War's Eifersucht, war's Ungewohnheit, - die Pariser Musikanten folgten anfangs nur widerstrebend Strauß's Leitung, seinem Walzertakt und Rhythmus, sie verdarben ihm ein paar Stücke. Als aber der berühmte Walzer von der schönen blauen Donau die Riesensäle durchzuckte und die Tausende von Tänzern und Zuhörern in einen Jubel ausbrachen und Bravo und dacapo riefen, da spielten sie noch einmal den Walzer, als wären sie geborene Wiener und alles war "ganz weg". Strauß hatte gewonnen, er brauchte nicht mehr zu drohen, er werde seine Wiener Musikanten nachkommen lassen, er konnte seine Pariser Kollegen um den Finger wickeln. Und ähnliche zärtliche Gefühle schienen alle Gäste übermannt zu haben; denn als Morgens der letzte Geigenstrich verklungen war, da zog alles paarweise aus der Oper nach Haus wie einst in die Arche hinein.
- Zu Nutz und Frommen der Modedamen, welche sich zu dem Wahlspruch bekennen: Nur schlank, so schlank als möglich hat man in Paris eine Art Küraß erfunden, der steif und fest vom Halse an bis weit über die Hüften herabreicht und den Körper so eng umschließt, daß es den Trägerinnen dieses Kunstwerks die größte Mühe kostet, sich zu setzen, zu bücken oder gar eine Treppe hinab und in einen Wagen zu kommen. Damit allein ist's aber noch nicht gethan; als Zubehör dient ein beide Strumpfbänder verbindendes Gummischnürchen, so daß der glücklichen Besitzerin des hochmodernen Kostüms nur ganz kleine schritte möglich sind, in dem erhebenden Bewußtsein, etwas "Apartes" zu haben, etwas sehr Kostbares, das überhaupt nur vier=, höchstens fünfmal getragen werden kann. Soweit treibt die Sucht, um jeden Preis Neues zu schaffen, die Modisten, welche nur zu gut wissen, daß ihnen auch für den abenteuerlichsten Gedanken die Abnehmer nicht fehlen.
- Aus einer Mittheilung der "Magdeb. Ztg." erfahren wir, daß die erste bekannte deutsche Zeitung in der Universitätsbibliothek zu Heidelberg aufgefunden wurde, ein fast ganz vollständig erhaltener Jahrgang einer gedruckten Zeitung aus dem Jahre 1609. Der Titel dieser bis jetzt ältesten bekannten deutschen Zeitung, vielleicht einer der größter typographischen Seltenheiten neuerer Zeit, lautet buchstäblich folgendermaßen:

Relation:
Aller Fürnem=
men vnd gedenkwürdigen
Historien, so sich hin vnnd wider
in Hoch vnnd NiederTeuschland, auch
in Frankreich, Italien, Schot= vnnd Engelland
Hisspanien, Hungern, Polen, Siebenbürgen
Wallachey, Moldaw, Türckey etc. Inn
diesem 1609. Jahr verlauffen
und zutragen möchte.
Alles auf das trewlichst wie
ich solche bekommen vnd zu wegen
bringen mag, in Druck ver=
fertigen will.

- Das Kind einer bekannten Prager Familie, die schöne Tochter einer noch heute trotz mehrfacher Großmutterschaft immer noch schönen Frau, ist mit ihrem Gatten weithin über's Weltmeer gezogen - bis nach Indien. In dieser Riesenstadt lebte die junge Frau an der Seite ihres von wissenschaftlichen Arbeiten ungemein stark in Anspruch genommenen Gatten ein einsames, von jedem geselligen Verehr abgeschnittenes Leben. Ihre einzige Freude in den einsamen Stunden besteht darin, daß sie an die ferne Mutter schreibt - aber der Brief braucht 4 bis 5 Wochen, um an seine Adresse zu gelangen, und ehe er beantwortet werden kann, vergehen 9 bis 10 Wochen. Als sich die junge Frau an den Gestanden des heiligen Ganges in interessanten Umständen befand, da - wurden ihre Briefe vollends herzbrechend. "Liebe Mutter," schreibt sie, "mich drückt ein ungeheurer Kummer. Ich kann mich in diesem Augenblicke über die Art desselben nicht genauer aussprechen, aber wenn ich die Entbindung überlebe, werde ich Dir Alles sagen. Sollte ich sterben, so wirst Du in einem versiegelten Briefe die Ursache meines Kummers verzeichnet finden." Man kann sich die Stimmung der armen Mutter denken, die Aehnliches wiederholt lesen muß. Am liebsten hätte sie sich aufgesetzt und wäre nach Triest und von dort mit dem Lloyddampfer weiter nach Bombay gedampft, wenn sie ihr Gatte nur beurlaubt und wenn die bloße Fahrt nicht tausend Gulden gekostet hätte und retour eben so viel. So mußte sie sich gedulden, bis kürzlich die Nachricht von der glücklich überstandenen Entbindung anlangte, der 14 Tage später ein Brief der Tochter folgte, welcher folgende Stelle enthielt: "Ich bin glücklich, Mama, denn mein Kind ist - weiß! Denke nur, Mama, ich habe mir eingebildet, daß ich hier in diesem Klima und unter diesen dunkelgefärbten Menschen auch ein schwarzes Kind bekommen würde. Nun ist aller Kummer von mir genommen!" Gleichzeitig schrieb der glückliche Vater: "Es war spaßig, liebe Schwiegermutter daß Bertha, kaum daß der junge Weltbürger das Licht des Tages erblickte, die hastige Frage an mich richtete: "Ist das Kind weiß?" Sie hat mir keine Erklärung dieser seltsamen Frage geben wollen, aber sie schien überglücklich, als ich ihr die Versicherung gab, daß unser Miniatursöhnchen schneeweiß sei."


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