No. 6
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 19. Januar
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1877 Nr. 6 Seite 1]

   Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die im Jahre 1857 und früher geborenen, resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehenen militairpflichtigen jungen Leute, welche im hiesigen Fürstenthum ihren dauernden Aufenthalt haben, verpflichtet sind, sich Zweck's Eintragung ihrer Namen in die Recrutirungs=Stammrolle in der Zeit

von 15. Januar bis 1. Februar d. Jahres

bei dem Ortsvorstande ihres Aufenthaltsorts anzumelden, und zwar die auswärts Geborenen unter Vorlegung eines Geburtsscheines (der zu diesem Zwecke kostenfrei ertheilt wird) sowie die schon früher Gemusterten unter Vorlegung ihres Loosungsscheines.
   Im Uebrigen wird bezüglich der Meldepflicht auf die Vorschriften des § 23 der Ersatz=Ordnung (deutsche Wehrordnung vom 28. September 1875) hingewiesen und wird hervorgehoben, daß von der Meldepflicht nur die mit dem Berechtigungsschein zum Einjährigfreiwilligendienste oder mit besonderer Ausstandsbewilligung versehenen Militairpflichtigen ausgenommen sind. Sind zur Meldung Verpflichtete vorübergehend von ihrem ständigen Aufenthaltsorte abwesend, so haben ihre Eltern, Vormünder, Lehr=, Brod= oder Fabrik=Herren etc. die Verpflichtung, sie zur Stammrolle anzumelden.
   Zugleich werden sämmtliche Militairpflichtige sowohl wie die Ortsvorstände des hiesigen Fürstenthums auf die genaue Befolgung resp. Überwachung der Bestimmungen im § 23 sub 8 der Ersatz=Ordnung aufmerksam gemacht, wonach Militairpflichtige, welche nach Anmeldung zur Stammrolle im Laufe eines ihrer Militairpflichtjahre ihren dauernden Aufenthalt oder Wohnsitz nach einem anderen Aushebungsbezirke verlegen, dieses Zwecks Berichtigung der Stammrolle sowohl beim Abgange der Behörde oder Person, welche sie in die Stammrolle aufgenommen hat, als auch nach der Ankunft an dem neuen Ort derjenigen, welche daselbst die Stammrolle führt, spätestens innerhalb dreier Tage zu melden haben.
   Die Unterlassung der vorgeschriebenen Meldungen ist mit Geldstrafe bis zu 30 M.oder mit Haft bis zu 3 Tagen bedroht.
   Schönberg, den 8. Januar 1877.

Der Civil=Vorsitzende der Ersatz Commission des Aushebungs=Bezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Politische Rundschau.

Mecklenburg. Die mecklenburgischen Reichstagswahlen sind wiederum durchweg liberal ausgefallen. Im Schwerinschen sind die Herren Möller, Wehmeier, M. Wiggers, Pogge=Roggow, Dr. Baumgarten und Dr. J. Wiggers, in Mecklenburg=Strelitz ist Herr Pogge=Blankenhof gewählt worden. Das ist für uns Konservative ein bedauerliches Resultat, nicht als ob wir meinten, dadurch eine schwere Niederlage erlitten zu haben, sondern weil wir daran sehen, daß noch ein großer Theil unseres Volkes in den liberalen Vorurtheilen und Irrthümern befangen ist und blindlings den liberalen Führern folgt, deren Ziele, wenn sie erreicht werden, weder dem leiblichen noch dem geistigen Wohle unseres Volkes dienen werden, und weil wir wissen, daß diese Reichstagswahlen leider nicht ohne Rückwirkung auf mecklenburgische Angelegenheiten bleiben können. Ganz besonders werden dieselben ihre verderbliche Wirkung auf die Verfassungsfrage üben, denn diejenigen, die schon so lange nach Reichshülfe ausgeschaut haben, werden durch diesen bei den Reichstagswahlen errungenen Erfolg nur um so unlustiger zu eigenem Schaffen gemacht werden; und da hoffentlich weder das Reich noch unsere Fürsten dem verderblichen Verlangen des Liberalismus nach Reichshülfe nachgeben werden, so wird wahrscheinlich die Entscheidung der Verfassungsfrage aufs Neue zum großen Schaden des Landes auf Jahre hinausgeschoben werden. Und daß auch nach anderer Seite hin diese Wahlen ihren unheilvollen Einfluß auf mecklenburgische Verhältnisse üben werden ist leider unzweifelhaft, sodaß es über kurz oder lang manchem leid sein dürfte, durch seine Stimme dem Liberalismus wieder zum Siege verholfen zu haben.
Was die Wahl in Mecklenburg=Strelitz betrifft so hat der konservative Kandidat 7439, der liberale 8253 Stimmen erhalten, während sozialdemokratische Stimmen nur im Fürstenthum und zwar etwa 240 abgegeben sind. Der Unterschied zwischen der konservativen und der liberalen Stimmenzahl ist kein bedeutender. Nur eine Majorität von 530 Stimmen hat für den liberalen Kandidaten gestimmt. Das ist eine Thatsache, die einerseits für uns Konservative allerdings sehr erfreulich ist, denn wir sehen daran, wie große Fortschritte die konservative Gesinnung und die Erkenntniß der Wahrheit bei uns gemacht hat. Andererseits aber gereicht diese Thatsache den Konservativen zum schweren Vorwurf, denn wie leicht hätten sich jene 530 Stimmen durch rechtzeitige Belehrung gewinnen lassen, wenn die Konservativen nur ein klein wenig rühriger gewesen wären und nicht erst im aller letzten Augenblick zu einer wenig kräftigen Agitation sich aufgerafft hätten. Zwar man entgegnet uns: die Konservativen sind nicht durch egoistische Zwecke geleitet worden,

[ => Original lesen: 1877 Nr. 6 Seite 2]

sonst würden sie auch schneller bei der Hand gewesen sein; und die einzelnen sind durch ihre Bescheidenheit gehindert worden, sich vorzudrängen, um die Führerschaft an sich zu reißen. Aber sollte denn der echte wahre Patriotismus eine schlechtere Triebfeder sein als der Egoismus und sollte denn eben die rechte Vaterlandsliebe nicht auch über die Bescheidenheit in politischen Dingen hinweghelfen können? Wir meinen, es giebt unter den irdischen Pflichten eines christlichen Staatsbürgers keine höheren, als die Pflichten gegen Fürst und Vaterland, und wenn auch heutzutage Muth dazu gehört, diese Pflichten nach christlich=konservativen Grundsätzen zu erfüllen, so hoffen wir, daß die Konservativen unseres Landes mehr und mehr diesen Muth gewinnen werden, und daß der bei diesen Reichstagswahlen erzielte relative Erfolg sie treiben wird, hinfort ernstlicher und eifriger für die gute Sache des Konservatismus einzutreten.
Deutschland. Da noch sehr viele engere Wahlen nothwendig sind, so läßt sich über die Parteiverhältnisse des nächsten Reichstags noch nicht ein klares Bild gewinnen; doch steht so viel fest, daß der Reichstag andere Parteiverhältnisse zeigen wird, als bisher. Die größten Verluste haben die Nationalliberalen und die Fortschrittspartei gehabt. Von Nationalliberalen sind bisher erst etwa 100 gewählt; in 42 Bezirken stehen sie noch zu engerer Wahl; 24 Kreise haben sie schon definitiv verloren und erst drei neue gewonnen. Die Fortschrittspartei hat erst 17 Abgeordnete durchgebracht, und nur in 15 weiteren Kreisen wird sie engere Wahlen haben. Die Ultramontanen haben bisher erst einen Sitz verloren aber zwei dafür gewonnen. 88 ultramontane Abgeordnete sind bereits gewählt; und 15 Stichwahlen stehen ihnen noch bevor. Die Sozialdemokraten haben bisher 10 Abgeordnete; aber 24 Sozialisten kommen noch zur engeren Wahl. Dagegen ist die konservative Sache nicht so verloren, wie wir anfänglich glaubten. Gewählt sind bisher 30 Konservative, und 14 stehen noch in Stichwahl. Die "deutsche Reichspartei" (wenn wir nicht irren, die sog. Freikonservativen) hat 29 oder 30 Abgeordnete und 7 Stichwahlen.
Der "N. A. Ztg." zufolge sind die beiden Zahlmeister auf den Schiffen "Friedrich Karl" und "Kronprinz" in Smyrna wegen Unterschlag von Geldern verhaftet worden, um in der Heimath den zuständigen Gerieten überwiesen zu werden.
Preußen. Das Herrenhaus hat zu Vice=Präsidenten der Staatsminister a. D. v. Bonin und den Oberbürgermeister Hasselbach aus Magdeburg wieder gewählt.
Vom Grafen Schulenburg=Beetzendorf ist im Herrenhause eine Interpellation eingebracht wegen Ausführung des seinerseits einstimmig beschlossenen Antrags des hannoverschen Provinziallandtages über die Aufhebung des auf dem Vermögen des Königs Georg liegenden Sequesters.
Im Abgeordnetenhause ist der frühere Präsident v. Bennigsen wieder gewählt worden. Zum Vize=Präsidenten haben die Nationalliberalen den der Fortschrittspartei angehörigen Abgeordneten Klotz, obgleich sich beide Parteien in letzter Zeit in bitterster Feindschaft gegenüberstanden, und obwohl sich die Freikonservativen, die getreuen Schleppträger der Nationalliberalen die ernstlichste Hoffnung auf den Vize=Präsidentenstuhl gemacht hatten.
Am Dienstag ist dem Abgeordnetenhause bereits der Staatshaushalts=Etat für das nächste Etat=Jahr vom preußischen Finanzminister Camphausen vorgelegt worden.
Dem Reichskanzler Fürsten v. Bismarck ist das erbliche Recht auf Sitz und Stimme im Herrenhause verliehen worden.
Türkei. Die europäischen Konferenzbevollmächtigten, die von ihren an der Pforte gestellten Forderungen nichts meinten nachgeben zu können, haben dieselben nun schließlich doch bis auf ein Minimum reduziert, und da die Pforte auch dies noch nicht zugestehen will, so werden die Christen in der Türkei wahrscheinlich von der Konferenz schließlich doch wieder ohne irgend welche Garantien der Willkürherrschaft der Pforte preisgegeben werden.
- Kaiser Wilhelm soll an seinem Militairjubiläum, als von den deutschen Corpsmanövern im letzten Herbste die Rede war, gesagt haben, von allen Truppen, über welche er Heerschau gehalten, sei dasmal das Württemberger Corps das feldtüchtigste und am sorgsamsten ausgebildete gewesen.
- Fürst Bismarck ist kraft seiner Herrschaft in Lauenburg erbliches Mitglied des preußischen Herrenhauses geworden. Auch ohne das sehen wir, daß aus dem weiland kleinen Herrn ein großer Herr geworden ist - kraft seines Genies.
- Die fremden Diplomaten, die in Berlin ansässig sind, bestehen aus 5 Botschaftern, 12 Gesandten, 8 Geschäftsträgern und 18 Consuln und Generalconsuln. Von den deutschen Staaten unterhalten nur noch Baden, Bayern, Hessen, Mecklenburg, Sachsen und Württemberg Gesandte für Preußen. Deutschland wird im Auslande vertreten durch 6 Botschafter, 11 Gesandte, 8 Geschäftsträger und eine große Schaar von Consularbeamten, welche sich in 626 Stadien über die ganze Erde verbreiten.
- In Berlin ist ein Mann von großem Verdienst in doppeltem Sinne gestorben, der Geheime Ober=Hofbuchdrucker Rudolf v. Decker.
- Aus dem Fichtelgebirge wird sehr über Stockung der Weberei geklagt; auch die Perlenhüttenarbeiter klagen sehr; die Arbeiter, die überhaupt noch Arbeit zu bekommen vermögen, müssen sich mit herabgesetzten Löhnen begnügen.
- Die Rinderpest ist in Altona unter daselbst in den Ställen befindlichen, theils aus Schlesien, theils aus Mitteldeutschland, meistens über Berlin transportirten und an den dortigen Markt geschafften Mastochsen ausgebrochen. Es sind in Ausführung der amtlich angeordneten Vorsichtsmaßregeln bereits gestern und heute Morgen 120 Stück Hornvieh getödtet, auch ist die betreffende Gegend durch einen Militaircordon vom hamburger Gebiet und den sonstigen angrenzenden Bezirken abgesperrt worden.
- Der Wiener Scharfrichter hat 54 Secunden gebraucht, um Francesconi nach allen Regeln der Kunst zu hängen. Da sein Prager College in den Zeitungen erklärt hat, er habe immer nur 10-12 Secunden gebraucht und ein rechter Scharfrichter dürfe auch nicht mehr Zeit brauchen, so hat er ihn auf Ehrenbeleidigung verklagt. Es wird sich nur Niemand zum Beweis hergeben.
- Ein Graf Nako hat sich den theuren Spaß gemacht, mit seinem Viergespann, das er selber lenkt, von München nach Rom zu kutschiren und von da nach Neapel. Sein Geld und seine Zeit erlauben ihm das. Auch in der Schweiz fährt er immer nur mit Vieren, selbst die Berge hinan.
- Aus dem Pflanzenleben macht der ungarische Schriftsteller Moritz Jokai eine hübsche Mittheilung. Ich besitze, erzählt er, eine Ficus elastica, die ich selbst aus einem kleinen Pflänzchen aufgezogen habe. Jetzt ist sie 15 Jahre alt und hat 24 Zweige. Ihre großen glänzenden, tiefgrünen Blätter, von einem Fuß Länge, fallen nie ab. Den Winter feiert sie damit, daß sie vom November bis April keine Blätter treibt; sie schläft ihren Winterschlaf. Heuer ließ ich sie in den Speisesaal schaffen, der nun zu einem Dritttheil von ihren breiten Blättern bedacht ist. Inmitten des Speisesaals hängt eine Petroleumlampe. Ein Zweig der Ficus elastica ist dieser Lampe nahe gekommen. Die anderen 23 neigen gewöhnlich abwärts und ihre Erdringe sind welk, jener einer aber erhebt sich gegen die Lampe und faltet seine großen fetten Blätter übereinander, die Ficus meint, es scheine die Sonne. Die 23 Schwestern denken traurig: Oh! welch ein trauriges Land, wo die Hälfte des Lebens der Tod ist. Der eine Zweig aber sagt prahlerisch: Ich bin zu Hause, in Hindostan, die Sonne kommt zu mir herab! und setzt ein waches Leben fort, während die anderen 23 schlafen. Die Pflanzen haben also Gefühle, Gedanken und auch - Täuschungen.
- Moltke war 1874 mit seinen Generalstabsoffizieren im Bremervörde; es gab einen fidelen Ball und natürlich auch einen Trinkspruch auf die großen Verdienste Moltkes um das Vaterland. Meine Damen, antwortete er sofort, sein Glas erhebend, was ich gethan habe, habe ich durch ihre Tänzer gethan. Es leben die - Damen!

[ => Original lesen: 1877 Nr. 6 Seite 3]

- Der Untersuchungsrichter in Neustadt a. d. Saale bittet sich Mittheilungen über den Aufenthalt eines Carl Schönbein aus Württemberg aus, der sich längere Zeit in Amerika und Paris aufgehalten. Der Mann ist verdächtig, zwei Reisenden in Kissingen Salpetersäure ins Gesicht geschüttet zu haben. Wer ihn sicher zur Anzeige oder Haft bringt, kann sich 300 Mark verdienen.
- In dem Staatskalender des Völkchens auf der Insel Manilla steht das deutsche Reich noch nicht verzeichnet. Es hat dabei die deutsche Kriegs=Corvette Vineta Befehl erhalten, von Jokahama nach Manilla zu segeln, um die deutsche Kriegsflagge zu zeigen und die deutschen Handels=Interessen in jenen Gewässern zu schützen.
Die Soldaten sind nicht immer die reißenden Wölfe und die andern Leute nicht immer die geschorenen Lämmer, wie die Sozialdemokraten versichern. Ein Schustergeselle in Würzburg z. B. war mehr Wolf als Lamm. Er kam Nachts mit seinem Schatz vom Schießhaus heim und an der Schildwache an der Infanteriekaserne vorbei; er blieb stehen und schimpfte den Soldaten nach Herzenslust, der Soldat war vernünftiger als er, und forderte ihn auf, heimzugehen. Der Schuster schimpft fort. Da packte ihn der Soldat, um ihn zu verhaften, wurde aber in den Finger gebissen und durch Schläge auf den Kopf niedergeschlagen. Als er sich wieder aufraffte, kam der Schuster noch einmal zurück und rief: Heute mußt Du verrecken! - Das wartete der Soldat nicht ab, er schoß und streckte den wüthenden Schuster nieder.


Anzeigen.

Die Anmeldung zur Stammrolle aller im Jahre 1857 und früher geborenen, resp. mit ihrer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehenen militairpflichtigen jungen Leute, welche in der Stadt Schönberg ihren Aufenthalt haben, hat

am Mittwoch den 24. Januar d. J.,
Vormittags in den Stunden von 9-12 Uhr,

zu geschehen. Auswärts geborene Militairpflichtige haben ihren Geburtsschein (der zu diesem Zwecke kostenfrei ertheilt wird), die bereits früher Gemusterten ihren Loosungsschein uns vorzulegen.
Schönberg den 15. Januar 1877.

Der Magistrat.
L. Bicker.


Zu Ostern d. J. werden wiederum neue Zöglinge in das Großherzogliche Schullehrer=Seminar hieselbst aufgenommen werden. Doch kann die Zahl der in das Internat der Anstalt Aufzunehmenden nur eine beschränkte sein, da eine größere Zahl von Internatsstellen voraussichtlich erst zu Ostern k. J. vakant werden wird. Es wird daher auch solchen Aspiranten, die nicht in das Internat aufgenommen werden können, aber durch die Aufnahmeprüfung ihre Befähigung zur Theilnahme am Seminarunterricht nachgewiesen haben, die Erlaubniß dazu gegeben werden, falls sie gewillt und in der Lage sind, sich bis zu ihrer Aufnahme ins Internat Wohnung und Kost im Orte unter den gewöhnlichen, ihnen alsdann bekannt zu gebenden Bedingungen zu verschaffen. Ohne Unterschied aber haben sich die durch die Prüfung Auszuwählenden vor Beginn des Seminarcurses durch Beibringung eines von ihnen selbst, wie von den Vätern resp. Vormündern unterschriebenen, von den Ortsobrigkeiten zu beglaubigenden Reverses zum Landesherrlichen Dienst auf zehn Jahre zu verpflichten.
Die Aufnahmeprüfung wird am Donnerstag den 1. März d. J. von Morgens 8 Uhr an, die durch Regierungsverfügung von 17. Februar 1872 (Off. Anz. Nr. 8 dess. J.) vorgeschriebene ärztliche Untersuchung wird Tags zuvor stattfinden, und haben die Aspiranten sich dieserhalb bis zum 28. Februar Mittags im Seminar vorzustellen. Bei der Aufnahme werden diejenigen jungen Leute, welche das 18. Lebensjahr zurückgelegt haben oder im laufenden Kalenderjahre noch zurücklegen, in erster Linie berücksichtigt werden.
Die Meldung, welche bis zum 21. Februar einzureichen ist, geschieht durch Einsendung eines von dem Seminar=Aspiranten selbst geschriebenen Lebenslaufes an den Unterzeichneten, worin namentlich über den Gang der Vorbildung, den bisherigen Aufenthalt und die etwaige Dienststellung berichtet wird. Diejenigen Aspiranten, welche öffentliche Schulen in Städten besucht haben, haben ein Abgangszeugniß von der zuletzt besuchten Schule beizufügen. Außerdem ist von einem jeden beizubringen: ein Taufschein, ein von dem betreffenden Prediger auszustellendes Zeugniß über sittliche Befähigung und untadelhafte Führung und eine vom Vater oder Vormunde vollzogene, von der Ortsobrigkeit beglaubigte Bescheinigung über das Vorhandensein der erforderlichen Geldmittel zur Bestreitung des Eintrittsgeldes von M.16,50 und des Pensionsgeldes von jährl. M.75 auf 3 Jahre.
Mirow, den 15. Januar 1877.

Beckström,         
Seminardirector.     


Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt

Die Anstalt ist im Antonitermine vom 17. bis 24. Januar d. J., beide Tage einschließlich,

täglich

von 8 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags geöffnet.

Die Vorschuß=Anstalt verzinst Capitaleinlagen von 300 M. und darüber mit 4 % jährlich und zahlt die Zinsen alle halbe Jahr im Antoni= und Johannistermine aus.

Die Ersparniß=Anstalt nimmt Einlagen auch unter 300 M. an und verzinst dieselben mit 3 7/10 % jährlich. Die Zinsen werden zu Johannis jeden Jahres im Hauptbuche zugeschrieben und mit dem Capitale wieder verzinst. In den Einlagebüchern werden die Zinsen nicht geschrieben. Die Einlagebücher brauchen deswegen auch nur dann vorgelegt zu werden, wenn neue Einlagen gemacht oder Rückzahlungen verlangt werden.

Das Directorium.     


Neue Messina-Apfelsinen
empfiehlt                          
Aug. Spehr.
Schönberg.


Mein dunkelbrauner Hengst Vitus deckt fremde Stuten zu 12 Mark und l Mark an den Stall.
Dassow, den 8. Januar 1877.

G. Callies.     


G. Zöllner,
Bankgeschäft.
Berlin C. Papenstrasse 15.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 6 Seite 4]

Hals= und Brustkranke sollten im Winter

nichts ängstlicher meiden, als die kalte Luft, zumal bei Ost= und Nord=Winden. Wenn sie aus warmer in kalte Luft durchaus gehen müssen, so ist Mund und Nase durch Tuch oder Respirator zu schützen. Die meisten Brustkranken thäten besser, anstatt nach südlichen Gegenden zu reisen, zu Hause zu bleiben und sich in ihrer gut zu lüftenden Wohnung ein südliches Klima, das ist eine gleichmäßig reine und warme Zimmerluft von 15-16 Gr. R., sowohl bei Tage als Nacht herzustellen. Ihr Schlafzimmer sei sonnig und geräumig. Außer Ruhe, nahrhafter Kost und guter Milch ist ihnen auch der Gebrauch eines diätetischen Mittels zu empfehlen, welches Hals und Lungen anfeuchtet, die Trockenheit und den Hustenreiz mildert, den Schleim löst und zugleich etwas auf die Leibesöffnung wirkt. Als ein solches diätetisches Mittel ist der L. W. Egers'sche Fenchelhonig von großem Nutzen. Jeder Hals= und Brustkranke sollte täglich mehrere Theelöffel davon nehmen, so oft er Verlangen danach hat. Der L. W. Egers'sche Fenchelhonig, erfunden und fabricirt von L. W. Egers in Breslau, ist nur echt, wenn jede Flasche dessen Siegel, Etiquett mit Facsimile, sowie seine im Glase eingebrannte Firma trägt, worauf jeder Käufer sorgfältig achten wolle, um nicht durch erbärmliche Nachpfuschungen betrogen zu werden. Die Fabrik=Niederlage ist in Schönberg nur allein bei Buchbinder C. Sievers.


Von 20. Januar d. J. ab
tägliche Omnibusfahrt
zwischen
Ziethen und Schönberg.

Abfahrt von Ziethen: Morgens präcise 6 Uhr,
Abfahrt von Schönberg: Nachmittags präcise 2 Uhr;
Ankunft in Schönberg: Morgens 9 1/2 Uhr,
Ankunft in Ziethen: Nachmittags 6 Uhr.

J. Krumsee,       
Omnibusfuhrmann.     


Seifenstein

empfiehlt billigstens

A. Zander,     
Schönberg.     


Heute Abend 7 Uhr
Kieler= Bier
vom Faß,

wozu freundlichst einladet

J. G. Staack.     


Auf dem Wege von Schlagsdorf bis Molzahner Weg ist eine Pferdedecke verloren: abzugeben beim Schuster Leetz in Schlagsdorf.


Jeden Posten

Wild und Butter

in guter frischer Waare kaufe gegen Casse.

W. Butzke, Berlin, W.
Potsdamerstraße 134 a.
Lützowstraße 94.


Einem hochgeehrten Publikum von Rehna und dei Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich in dem früher Krügerschen Hause am Markt ein

Cigarren=Geschäft

etablirt habe. Indem ich bemüht sein werde, durch stets reelle Bedienung mir das Vertrauen des geschätzten Publikums zu erwerben und für die Dauer auch zu erhalten, zeichne
Rehna, den 18. Januar 1877.

Hochachtungsvoll     
Heinr. Koch.      


Zu Ostern suche für mein Material= & Colonialwaarengeschäft einen mit den nöthigen Schulkenntnissen ausgerüsteten

jungen Mann als Lehrling.

Joh. Russ, Lübeck,      
große Altefähre Nr. 713.     


Zwei noch wenig gebrauchte

Phaeton-Wagen

mit Sielen zu verkaufen durch

J. Kibbel, Commissionär.
Schönberg.


Alles unbefugte Uebergehen über meine Hofstelle, namentlich mit brennenden Cigarren, verbiete ich hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung.
Zugleich mache ich bekannt, daß ich dem Jäger Kleinod in Carlow die Aufsicht über meine Buschkoppel übergeben habe.

Hauswirth Beckmann,     
Kronskamp.              


Alle Diejenigen, welche noch Forderung an unsern verstorbenen Vater, den Schuhmachermeister J. Wolgast haben, auch diejenigen, welche ihm noch Schulden, werden ersucht sich innerhalb 14 Tagen bei uns zu melden.

Die Hinterbliebenen.
Wittwe Elise Wolgast.    H. Wolgast.    F. Wolgast.


Großer Maskenball
am Freitag den 26. Januar 1877,

wozu alle Freunde und Gönner von Stadt und Land hierdurch ergebenst einladet.

M. Boye Wwe.
Schönberg.
Anfang 7 Uhr.

Maskenbillets à M 1,00 und Sitzplätze à M.1,50 sind bei Herrn Cigarrenfabrikant Rieckhoff und in meinem Hause zu haben.


Zu dem am Freitag, den 26. Januar cr. stattfindenden Maskenball im Locale der Frau Gastwirthin Boye, empfehle einem geehrten Stadt= und Landpublicum meine ganz neue, elegante

Maskengarderobe

und treffe mit derselben am Mittwoch Nachmittag den 24. Januar im Boye'schen Locale ein.

H. Vitense, Garderobier.
Lübeck.


Prima böhmische Salon= Stück=Kohlen

erwarte ich in ca. 14 Tagen, um gefällige vorherige Aufträge hierauf ersuchend.

F. Heitmann      
in Schönberg.     


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag 21. Januar.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen16 M -Pfennig  bis 23 M -Pfennig.
Roggen17 M -Pfennig  bis 18 M 50Pfennig.
Gerste15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Hafer16 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Erbsen16 M -Pfennig  bis 18 M 50Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen15 M 50Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat20 M -Pfennig  bis 21 M -Pfennig.


(Hierzu Off. Anzeiger Nr. 3.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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