No. 86
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 03. November
1876
sechsundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1876 Nr. 86 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Der Reichstag ist am Montag nicht, wie wir in voriger Nummer irrthümlich berichteten, und wie es allerdings beabsichtigt war, durch Se. Maj. den Kaiser in Person eröffnet worden, sondern da Se. Majestät durch leichte Erkältung gezwungen war, das Zimmer zu hüten, so hat der Präsident des Reichskanzleramtes die Thronrede verlesen. Auch der Reichskanzler Fürst Bismarck ist nicht zur Eröffnung des Reichstages nach Berlin gekommen. Der Reichstag selber ist übrigens weder am Montag noch am Dienstag beschlußfähig gewesen. Man scheint sich also allseitig nicht mehr recht viel von dieser Session zu versprechen.
Die Thronrede kündigt als wichtige Vorlagen an: Die Justizgesetze, das Etatgesetz und ein Gesetz über das Verfahren bei der Untersuchung von Seeunfällen. Betreffs der großen Justizgesetze, wozu die Gesetzentwürfe über die Gerichtsverfassung, das Verfahren in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten und in Strafsachen, und der Entwurf einer Concursordnung gehören, wird konstatiert, daß die Anträge der Justiz=Kommission des Reichstages in wesentlichen Punkten von den Beschlüssen der verbündeten Regierungen abweichen. Gleichwohl sei zu hoffen, daß der Reichstag bei Berathung jener Entwürfe "das Interesse einer sicheren und unbehinderten, das allgemeine Wohl wirksam schützenden Ausübung der Rechtspflege im Auge behalten" und dem zustimmen werde, was in dieser Richtung für unerläßlich erkannt werden müsse. Es scheint also nicht, daß der Bundesrath in dieser Frage liberalen Theorien wird nachgeben wollen; und da der Liberalismus soeben noch eine kräftige Rückenstärkung erhalten hat durch die Wahlen zum preußischen Abgeordnetenhause, also kaum zum Nachgeben geneigt sein wird. So ist es nicht gerade wahrscheinlich, daß die Justizgesetze, an denen nun schon seit Jahren gearbeitet worden ist, noch in dieser Legislaturperiode zu Stande kommen. Uebrigens würde das auch nicht gerade ein Unglück sein.
In Bezug auf die auswärtigen Beziehungen Deutschlands verweist die Thronrede auf den friedfertigen Karakter der Politik Sr. Majestät des Kaisers, dessen Bestreben angelegentlichst und unabänderlich darauf gerichtet sei, gute Beziehungen mit allen Mächten und insbesondere mit den Deutschland nachbarlich und geschichtlich näher stehenden zu pflegen und auch unter ihnen den Frieden, sofern er bedroht werden sollte, durch freundschaftliche Vermittelung zu erhalten. Diese Worte werden dahin verstanden, daß die Möglichkeit einer kriegerischen Verwickelung zwischen Rußland, Oesterreich und England vorhanden ist, und daß Deutschland zwischen ihnen zu vermitteln sucht. Vor allem wichtig sind die Worte der Thronrede: "Deutschland darf sicher sein, daß das Blut seiner Söhne nur zum Schutze seiner eigenen Ehre und seiner eigenen Interessen eingesetzt werden wird."
Auch der auf Handel und Verkehr lastende Druck wird besprochen; eine unmittelbare und durchgreifende Abhülfe aber liege bei der Allgemeinheit der obwaltenden Uebelstände und nach der Natur derselben nicht in der Macht eines einzelnen Landes. Dagegen sei es die Aufgabe der deutschen Handels=Politik, von der einheimischen Industrie Benachtheiligungen abzuwenden, welche ihr durch die Zoll= und Steuereinrichtungen anderer Staaten bereitet werden. Eine Revision der Gewerbegesetzgebung wird also dem Reichstage noch nicht zugemuthet werden. Mit Aussicht auf rechten Erfolg wird dieselbe ja auch nur von einer anderen Majorität vorgenommen werden können, die für die Legislaturperiode zu erhoffen ist.
Sehr karakteristisch für den Liberalismus ist es, daß die 'Volksztg.' dem daniederliegenden Gewerbe durch den ernst gemeinten Vorschlag abzuhelfen sucht: man solle in Deutschland die Eisen= und Kohlenindustrie, sowie die Baumwollweberei allmählig aufgeben und sich statt dessen darauf verlegen, Brennnesseln in großem Maße zu bauen und zu Nesseltuch zu verarbeiten.
Preußen. Was die Wahlen zum Abgeordnetenhause betrifft, so zählt die nationalliberale Partei allerdings unter allen anderen Parteien bei weitem die meisten Abgeordneten. Unter 433 Abgeordneten gehören etwa 177 der nationalliberalen, 66 der Fortschrittspartei, 86 dem Zentrum an; und die nationalliberalen Zeitungen wissen sich in ihrem Siegesrausche kaum zu fassen. Zwar wenn man die Sache bei Licht besieht, ist der große Sieg nicht so gar weit her, denn 80 bis 90 Prozent der Wahlberechtigten haben ihr Wahlrecht nicht ausgeübt; also wohl kaum zehn Prozent aller Wahlberechtigten haben nationalliberal gewählt! Da fragt man doch: wie ists denn möglich gewesen, daß 80 Prozent jenen 10 Prozent einen so wohlfeilen Sieg in die Hände gegeben haben? Diese Thatsache dürfte doch nur darin ihren Grund haben, daß sich fast des ganzen Volkes unter dem liberalen Regimente eine tiefe und beklagenswerthe Muthlosigkeit und Resignation bemächtigt hat, und daß das große Geschrei der liberalen Zeitungen die Wähler zu der Annahme verleitet hat, daß der Liberalismus im Lande noch einen allzu großen Anhang besitze, dem gegenüber alle Bemühungen fruchtlos bleiben würden. Darum ist nicht einmal der Versuch gemacht worden, dem Liberalismus den Sieg streitig zu machen, während der Liberalismus unstreitig seine ganze Macht aufgeboten und doch nur noch 10 Prozent der Wähler für sich hat gewinnen können. In Wahrheit ist also der glänzende Sieg des Liberalismus eine große Niederlage! Das wird allerdings die liberale Majorität des preußischen Abgeordnetenhauses nicht hindern, sich für die rechte Volksvertretung zu halten und sich als solche zu geriren, und das ganze Volk wird Jahre lang der tyrannischen Herrschaft jener zehn Prozent hülflos preisgegeben sein; aber eine schlimme Sache ists doch, wenn eine so wichtige staatliche Einrichtung in sich selber unwahr wird und wenn 177 von zehn Prozent der Wahlberechtigten gewählte Männer sich als "Volksvertretung" ansehen dürfen!
Der 'Reichsbote' macht dieser beklagenswerthen Thatsache den Vorschlag: einen bestimmten Prozentsatz der Wahlbetheiligung für ein verfassungsmäßig gültiges Parlament festzusetzen, und daß dieser Prozentsatz mindestens 60 bis 70 Prozent der Wahlberechtigten betragen müsse. Das ist gewiß ein

[ => Original lesen: 1876 Nr. 86 Seite 2]

richtiger Gedanke; und ein solcher Prozentsatz könnte leicht durch eine auf die Betheiligung oder Nichtbetheiligung an der Wahl gesetzte Belohnung oder Strafe erreicht werden; aber wie soll unter der Herrschaft des Liberalismus auf die Annahme dieses Prinzipes gerechnet werden? Gerade die letzten Wahlen haben ja dem Liberalismus den Beweis geliefert, daß bei größerer Betheiligung der Wahlberechtigten seine Herrschaft nicht mehr haltbar ist.
Der 'schles. Presse' zufolge haben der Minister des Innern und der Kultusminister die Verbrennung von Leichen als unverträglich mit der bisherigen Gesetzgebung und unter allen Umständen als unzulässig bezeichnet.
Aus Veranlassung der Einweihung des neuen Universitätsgebäudes in Kiel ist von der dortigen theologischen Fakultät Se. Excellenz der Kultusminister Dr. jur. Falk in Berlin zum Doktor der Theologie (!) honoris causa ernannt worden.
Auch bei den im Großherzogthum Sachsen=Weimar vollzogenen Wahlmännerwahlen zum Landtage ist die Theilnahmlosigkeit der Bevölkerung eine so große gewesen, daß in vielen Urwahlbezirken gar keine, in anderen nur zwei oder drei Wähler erschienen sind.
Der Prinz Friedrich von Hessen=Kassel, ein älterer Bruder I. Königl. Hoheit der Frau Großherzogin=Mutter von Mecklenburg=Strelitz ist am 25. October in Schloß Rumpenheim gestorben.
Großbritannien. Die mit so großen Erwartungen ausgesandte Nordpol=Expedition unter Kapitän Nares ist zurückgekehrt, ohne den Nordpol erreicht zu haben.
Türkei. Nachdem in den letzten Tagen die Nachrichten aus Konstantinopel wieder friedlicher lauteten und besonders versichert wurde, die Pforte habe einen sechswöchentlichen Waffenstillstand bedingungslos zugesagt, ist die orientalische Frage nun plötzlich vor die Entscheidung gestellt. Die Pforte hat nämlich in Wirklichkeit aufs Neue einen zweimonatlichen Waffenstillstand verlangt, und da das serbische Heer in den furchtbarsten Kämpfen der letzten Tage fast vernichtet, Alexinatz genommen und den Türken der Weg ins Herz Serbiens geöffnet ist. So hat Rußland nunmehr sein Ultimatum der Pforte übergeben und verlangt, daß sofort innerhalb 48 Stunden ein sechswöchentlicher Waffenstillstand gewährt werde, widrigenfalls der russische Botschafter Konstantinopel zu verlassen habe. Die Entscheidung muß also schon gefallen sein.


- Neustrelitz, 28. October. Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat sich heute Nachmittag auf einige Tage zum Besuche nach Schloß Remplin begeben.
Der Erbgroßherzog Königliche Hoheit reist morgen nach Schloß Rumpenheim zur Beisetzung des am 25. d. M. in seinem 87. Lebensjahre an einem Schlagflusse plötzlich verstorbenen Prinzen Friedrich zu Hessen Hoheit, ältesten Bruders Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin=Mutter, welche durch diesen unerwarteten Verlust aufs Neue in Trauer versetzt worden ist.
- Die englische Nordpol=Fahrt unter Kapitän Nares ist nach Valencia in Irland zurückgekehrt, nachdem sie die Unmöglichkeit erkannt hatte, den Nordpol zu erreichen. Die Expedition brachte den Winter unter dem 82. Grad 27. Min. nördlicher Breite zu und hat während 142 Tagen die Sonne nicht gesehen. Eine Abtheilung drang unter großen Schwierigkeiten bis zu 83 Grad 20 Min. vor. Der Führer Hans Petersen und 2 andere Mitglieder der Expedition starben in Folge der ungeheuren Kälte. Jenseits 81 Grad 52 Min. hörten die Spuren älterer Expeditionen gänzlich auf.
- Ein Bürger von Cham fuhr vor einigen Tagen mit seinem Einspänner nach Straubing. Unterwegs ließ er sich erbitten, ein altes Bettelweib, das jammernd im Straßengraben lag, aufsitzen zu lassen. Als das angebliche Weib oben saß, faßte der Mann Verdacht und ließ sein Messer auf die Straße fallen. Zugleich gab er vor, er könne nicht aussteigen, weil sein Pferd nicht stehen wolle und drang in das Bettelweib, abzusteigen und das Messer aufzuheben. Als das Weib unten war, gab der Fuhrwerksbesitzer seinem Pferde einen Hieb und jagte davon. Alsbald krachte ein scharfer Schuß hinter ihm; den hatte der verkleidete Räuber nachgeschickt, ohne indeß zu treffen.
- Vor dem Schwurgericht in Itzehoe saßen am 21. October auf der Bank der Angeklagten Claus Thode und seine Mutter, die Wittwe Thode aus Windbergen im Dithmarschen. Sie waren angesagt, die Ehefrau Claus Thode's im Juli d. J. durch Gift gemeinsam ermordet zu haben. Claus Thode hatte im Februar für 3 Schillinge in Wasser aufgelösten Arsenik gekauft, angeblich zum Waschen eines Kalbes. Die Ermordete war gesund, wurde am 13. Juli leicht entbunden und war auch nach der Entbindung guter Dinge. Nachdem dieselbe eine von der Wittwe Thode gekochte Pflaumensuppe genossen hatte, stellten sich alle Zeichen einer Vergiftung ein und die Unglückliche starb am 16. Juli. Eine Untersuchung der am 29. Juli ausgegrabenen Leiche ergab, daß Arsenik im Körper war. Beide Angeklagten leugneten bis zum letzten Augenblick die That hartnäckig. Claus Thode schien mehr seiner Mutter die Schuld zuschieben zu wollen. Den Aussagen der Zeugen entnehmen wir Folgendes: Stets herrschte Uneinigkeit im Thode'schen Hause, weder der Mann, noch seine Mutter konnten sich mit der Verstorbenen vertragen. Während der vier Jahre der Verheirathung verließ die Ehefrau Thode acht oder neun Mal ihren Mann, die Liebe zu ihrem einzigen Kinde veranlaßte sie jedoch immer wieder zur Rückkehr. Thode war geizig; nicht nur, daß er seiner Frau vorhielt, sie habe nichts eingebracht, nein, auch mit schlechterer Kost mußte sie sich begnügen. Mehr als ein Kind wollte er nicht. Oefter erzählte der Angeklagte seiner Ehefrau von der Seuche, der so viele junge Frauen bei Wochenbetten zum Opfer fielen, von dem Milzbrand, woran verschiedene Wöchnerinnen gestorben seien. Soviel scheint festzustehen, Mutter und Sohn hatten schon längere Zeit ihre Pläne entworfen und die Tage des Wochenbettes waren für die Ausführung bestimmt, damit sie sagen konnten, die Wöchnerin sei am Milchfieber etc. gestorben. Noch 14 Tage vor dem Tode prügelte Thode seine Frau auf offenem Felde, weil sie nicht mehr arbeiten konnte. Ja, vor der Entbindung wurde das sogenannte Leichentuch hergesucht und der Frau gezeigt, um sie auch auf solche Weise zu ängstigen und zu quälen. Nach dem Genuß der Suppe klagte die Wöchnerin bald über Durst und Leibschmerzen und dergl., und Erbrechen sowie Durchfall ließen nicht auf sich warten und hier sehen wir, wie herzlos, ja, wie viehisch die Angeklagten sein konnten. Nicht die nothwendigste Aufwartung gaben Ehemann und Schwiegermutter der Unglücklichen, die sich unter den schrecklichsten Schmerzen krümmte, kein Getränk wurde ihr gereicht auf das inständigste Bitten; nur durch die Barmherzigkeit einiger Nachbaren erhielt die Arme einige Mal einen Labetrank. Unter schelten über das Betragen der Kranken hatte man derselben die Bettdecke genommen und so hatte sie die letzte Nacht bloß liegen müssen, bis endlich der Tod sie von ihren Qualen erlöste. Verschiedene Gerüchte gaben Veranlassung zur Ausgrabung der Leiche. Der Staatsanwalt Schwarz führte den Geschworenen in klaren Zügen das schauerliche Familiendrama vor und beantragte das Schuldig, beide Anwälte machten es kurz. In einigen Minuten hatten die Geschworenen sich dahin geeinigt, daß sie die Wittwe Antje Thode und deren Sohn Claus Thode des gemeinschaftlich ausgeführten Mordes und zwar mit Ueberlegung für Schuldig erklärten, worauf durch den Präsidenten Krahnes gegen beide Angeklagte das auf Tod lautende Urtheil verkündigt wurde. Kalt, mit frechem Blick, wie die Mörder den ganzen Tag gesessen hatten, nahmen sie das Urtheil hin. Sie schienen nichts anderes erwartet zu haben.
- Die bekannte Schriftstellerin Freifrau von Reinsberg starb dieser Tage auf der Durchreise in Stuttgart am Herzschlag. Andern Tags war auch ihr Gemahl todt im Bette, er sollte auch am Herzschlag gestorben sein, die Oeffnung der Leiche aber ergab, daß er sich mit Cyancali vergiftet hatte. Unangenehme Familien= und Geldverhältnisse sollen seinen Entschluß hervorgerufen haben.


Anzeigen.

Nach uns gemachter Anzeige sind während der Nacht vom 22. auf den 23. d. M. aus der unver=

[ => Original lesen: 1876 Nr. 86 Seite 3]

schlossenen, zur ebenen Erde im Pferdestalle befindlichen Knechtkammer zu Hof Menzendorf die nachbezeichneten Gegenstände:

ein neues heedenes Bettlaken gez. L. L. Nr. 2; zwei Kopfkissen mit blau und weiß carrirten Ueberzügen, je gez. L. L. Nr. 4 (wegen Alters schon etwas unleserlich)
entwandt worden. Wir ersuchen alle s. t. Gerichts= und Polizeibehörde auf den Verbleib obiger Sachen zu achten und event. beschleunigte Anzeige hierher zu machen.
Schönberg, den 26. Oktober 1876.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


In der Concurssache des Krämers H. Wulff zu Ziethen ist, nachdem die erforderlichen Sicherheitsmaßregeln getroffen und der Vollhufner J. Lange zu Ziethen zum interimistischen Güterpfleger ausersehen worden, ein Liquidations=Termin auf

>Freitag, den 1. December d. J.,
Morgens 11 Uhr,

vor dem Großherzoglichen Justiz=Amte hieselbst angesetzt, zu welchem Alle, welche aus irgend einem Grunde Ansprüche und Forderungen an den Cridar und dessen Vermögen zu haben vermeinen, zwecks Anmeldung ihrer Ansprüche und Vorlegung ihrer schriftlichen Beweismittel unter dem hierdurch ein für alle Mal angedroheten Nachtheile der Abweisung von der vorhandenen Masse und des Ausschlusses mit ihren schriftlichen Beweismitteln hiermit peremtorisch geladen werden.
Zugleich ist auch ein Termin auf

Freitag, den 12. Januar 1877,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem Großherzoglichen Justiz=Amte hieselbst anberaumt zum Versuche gütlicher Aufgreifung des Debitwesens und event. zur Prioritätsausführung, zu welchem die H. Wulff'schen Gläubiger unter dem ein für alle Mal angekündigten Nachtheile der Einwilligung in die Gerichtswegen zu machenden Vergleichsvorschläge - wobei etwanige Ablehnungen oder Fristgesuche von Bevollmächtigten nur im Falle einer auf Widerspruch gerichteten Specialvollmacht, bloße schriftliche Erklärungen aber überall nicht berücksichtigt werden können - und der Ausschließung mit der Prioritätsdeduction hiedurch geladen werden.
Den etwanigen H. Wulff'schen Schuldnern wird hierdurch bei Strafe doppelter Zahlung aufgegeben, fortan nicht an den Cridar, sondern nur an das unterzeichnete Justiz=Amt, als Concurs=Gericht Zahlung zu leisten.
Schönberg, den 14. September 1876.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Bekanntmachung.

Zufolge Verordnung Großherzoglichen Hohen Kammer= und Forst=Collegii zu Neustrelitz vom 12. October d. J. sollen die Landschullehrer des Fürstenthums von Neujahr 1877 ab als jährliches Holzdeputat nicht mehr einen bisherigen Faden von 3,7 Raummeter, sondern 4 volle Raummeter buchen Knüppelholz gegen Zahlung der alten Taxe von 16 Mark erhalten, was hierdurch zur Kenntniß der Interessenten gebracht wird.
Schönberg den 1. November 1876.

Der Oberförster.     
C. Hottelet.       


Die
Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt
zu Schönberg

ist an jedem Mittwoch von 8 - 12 Uhr Vormittags geöffnet.

Das Directorium.


Auf dem Hofe zu Kl. Rünz werden zu sofort 2 Pferdeknechte gesucht.


Zum kommenden Antoni=Termine suche ich

- RM. 6900 -

als erstes Geld in eine hiesige Vollstelle zu zeitgemäßem Zinsfuß gegen hypothekarische Sicherheit.
Schönberg den 2. November 1876.

E. Wohlfahrt, Adv.     


Für Herren zu Ueberziehern und Röcken, sowie für Damen zu Paletots

empfing soeben eine Parthie schwarzen rein wollenen Düffel, den ich, um rasch wieder zu räumen, unter Garantie reeller guter Waare à Elle 1 Mark unter Ladenpreis, verkaufe.

Hochachtungsvoll
August Creutzfeldt.
Schönberg.


Vom Sonntag den 5. November d. J. an werde ich mit meinem bequemen

Omnibus
an jedem
Sonntag, Dienstag, Mittwoch u. Freitag
von Carlow nach Schönberg fahren.

Die Abfahrt geschieht von Carlow Morgens präcise 7 Uhr vom Gastwirth Creutzfeldt'schen Hause, von Schönberg vom Gastwirth Boye'schen Gasthause Nachmittags 2 Uhr.

Preis für die einzelne Fahrt 50 Pf.

Fuhrmann Oldenburg     
in Carlow.               


Der Carlow=Schönberger
Post-Omnibus
fährt an
jedem Sonntag
von Carlow Morgens 6 1/2 Uhr      
von Schönberg vormittags 10 1/2 Uhr,
                                                    F. Borchert.


Nähmaschinen
von Singer, Löwe, Frister & Roßmann, Howe, Clark empfiehlt zu den billigsten Preisen

Ludwig Vogel.     
Schönberg.       


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Wilh. Harmsen.
Ratzeburg.


Die Bonner Fahnenfabrik in Bonn am Rhein liefert auch

Theater-Decorationen

auf Stoff gemalt.


Kampfgenossen=Verein.

Am Sonnabend den 11. November d. J., Nachmittags 4 Uhr,

Versammlung

im Vereinslokale.
Am Sonnabend den 4. November, Abends 8 Uhr, Vorstandssitzung.
Schönberg.

Im Auftrage:     
Westphal.       


Aufforderung.

Sämmtliche Maurergesellen der hiesigen Krankenkasse müssen am 5. November, am letzten Ladentage, persönlich erscheinen.
Schönberg.

Der Vorstand.              
Im Auftrage: Chr. Zölker.     


Grobe
Prima Steinkohlen
empfiehlt                                                                              
                                                    C. Schwedt.
                                                    Schönberg.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 86 Seite 4]

Gut gegen Schleimhusten!

   Herrn Fenchelhonigfabrikanten L. W. Egers in Breslau.

Eisenberg i. Altenb., 23. Januar 1876.        

Haben Sie doch die Güte und schicken mir für 3 Mark mit Postvorschuß von Ihrem Fenchelhonig.*) Ich habe, da ich an Schleimhusten leide, früher von Herrn Fritsche hier Fenchelhonig bezogen und der hatte mir gut gethan u. s. w.

Mit Achtung Herm. Oettel.        

---------------------

*) Warnung vor Nachpfuschungen! Die Veröffentlichung von Anerkennungen der ausgezeichneten Wirkungen des seit nun 16 Jahren eingebürgerten L. W. Egers'schen Fenchelhonigs wird nur deshalb noch immer fortgesetzt, damit das Publikum sich veranlaßt sieht, auf dessen Echtheit sorgfältig zu achten und nicht sein Geld für nachgepfuschte Machwerke wegwirft. Der L. W. Egers'sche Fenchelhonig, kenntlich an Siegel, Etiquette und Facsimile, sowie an der im Glase eingebrannten Firma seines Erfinders und alleinigen Fabrikanten L. W. Egers in Breslau, ist einzig und allein echt zu haben in Schönberg bei Buchbinder C. Sievers.


Am Donnerstag den 9. Novbr. d. J. findet der diesjährige

Bauernball

bei mir statt, wozu ich alle meine geehrten Freunde und Gönner Schönbergs und der Umgegend freundlichst einlade.

Anfang 6 Uhr.

Ergebenst           
J. Köster Wwe.     
Schönberg.         


Ueber meine Koppel (Maudelberg) vom Ollndorfer Kruge bis zum Dorfe Ollndorf führt seit einiger Zeit ein Schleichsteig. Ich verbiete denselben hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung.

Hauswirth Retelsdorf.
Ollndorf.


1 Gespann gebrauchter Sielen ist preiswürdig zu kaufen bei

H. Bockwoldt, Schönberg.


Im Verlage von Richter's Verlagsanstalt in Leipzig ist erschienen u. in fast allen Buchhandlungen vorräthig: "Airy's Naturheilmethode", 32 Bogen, mit vielen in den Text gedruckt. anatom. Abbildung., Preis 1 Mark. - Dieses vorzügl. Werk kann allen Kranken, gleichviel an welcher Krankheit leidend, umsomehr dringend empfohlen werden, als das betreffende Heilverfahren sich als zuverlässig bewährt hat, wie die in dem Buche abgedruckten zahlreichen glänzenden Atteste beweisen.

Von Richters Verlags=Anstalt in Leipzig wird auf Wunsch ein Auszug aus diesem Buche Jedermann gratis und franco zur Einsicht zugesandt.


Gute Malzgerste
käuft                                                    
                          C. Schwedt.
                          Schönberg.


Kuh Seit Sonnabend ist mir eine rothbunte 2jährige Starke von der Weide abhanden gekommen. Wer mir über den Verbleib dieses Thieres nähere Auskunft geben kann, erhält eine gute Belohnung.

Schulze Kähler     
in Kl. Siemz.       


Fried. Matz.
Lübeck,
Breitestrasse 804.
Lager von Tapeten, Borden, Goldleisten Rouleaux & Teppichen.


Kornsäcke, Pferdedecken

bei

Julius Schweigmann.


Verschiedene Reole für Kaufleute hat zu verkaufen

J. H. Sterly,     
Dassow.       


Gesucht sogleich ein Mädchen für häusliche Arbeiten gegen guten Lohn.
Rehna den 29. October 1876.

A. Parbs, Cigarrenfabrikant.     


Zu den so beliebten

Reiserröcken
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Filztuch sowie Floconné

bestens empfohlen.

Julius Schweigmann.


Mein Lager in
Haus- & Küchen-Geräth,
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Ascheimer, Steinkohlenbehälter, Feuerschaufel und Zangen, Ofenvorsetzer, Kohlenplätteisen,
eiserne und verzinnte Theekessel u. s. w.

empfehle billigstens.

C. Schwedt.     
Schönberg.       


Paletots,
Jacquets, Jacken und Regenmäntel
halte zu ganz billigen Preisen bestens empfohlen.
                          Julius Schweigmann
                          in Schönberg.


Zum socialen Abend
mit
Theater-Aufführung und Tanz-Kränzchen
am
Freitag den 3. November d. J.,
Anfang 7 Uhr, im Saale der Frau Gastwirthin Boye hier,

laden wir alle unsere Vereinsmitglieder und Turnfreunde hierdurch ergebenst ein.

Entree à Person 50 Pf.

Schönberg, den 30. October 1876.

Der Vorstand des Männer=Turn=Vereins.     


Kirchliche Nachrichten Sonntag 5. November.
Reformationsfest.
(Collecte für die Bibel=Gesellschaft.)

Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen17 M -Pfennig  bis 23 M -Pfennig.
Roggen18 M 50Pfennig  bis 20 M -Pfennig.
Gerste16 M 50Pfennig  bis 18 M -Pfennig.
Hafer16 M -Pfennig  bis 18 M 50Pfennig.
Erbsen16 M 50Pfennig  bis 19 M 50Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat29 M 50Pfennig  bis 30 M -Pfennig.
Winter=Rübsen28 M 50Pfennig  bis 29 M -Pfennig.
Schlagleinsaat20 M -Pfennig  bis 21 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,60 .
Enten d. St. M1,80 .
Hühner d. St. M1,00 .
Hasen d. St. M3,50 .
Tauben d. St. M0,50 .
Küken d. Stück M0,75 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,20 .
Eier 4 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,45 .
Gänse pr. 500 Gr. M0,90 .


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.

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