No. 83
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. Oktober
1876
sechsundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1876 Nr. 83 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Am 1. Januar 1877 feiert Se. Majestät der Kaiser sein siebenzigjähriges militärisches Dienstjubiläum; und wie die "N. Ztg." erführt, werden an diesem Tage von sämmtlichen deutschen Regimentern Deputationen Sr. Majestät die Glückwünsche der deutschen Armee darbringen. Auch soll in Offizierkreisen die Absicht bestehen, diesen Ehrentag des erlauchten obersten Kriegsherrn durch Überreichung einer entsprechenden Festgabe zu feiern.
Der deutsche Reichstag ist nun doch durch Kaiserliche Verordnung vom 16. d. Mts. auf den 30. October nach Berlin berufen worden.
Der thüringische Städtetag hat betreffs des Lehrlingswesens beschlossen, eine Eingabe an das Reichskanzleramt zu richten, worin die Aufhebung des § 122 der Gewerbeordnung gefordert und zugleich folgende Punkte als wünschenswerth bezeichnet werden sollen: Einführung einer Probezeit von acht Wochen für Lehrlinge, solidarische Haftbarkeit der Lehrlinge und Eltern für eine dem Lehrherrn im Falle des Kontraktbruches zu gewährende Entschädigung, sowie Haftbarkeit eines Lehrherrn, der wissentlich einen kontraktbrüchigen Lehrling beschäftigt. Ferner sollen Arbeitsbücher und Prüfungs=Kommissionen für Lehrlinge eingeführt und obligatorisch Gewerbegerichte in den Städten gebildet werden, welche über alle aus dem Lehrlingswesen erwachsende Streitigkeiten und über die Höhe der eventuellen Entschädigung mit Ausschließung des Rechtsweges zu befinden und das Aufsichtsrecht über Lehrlinge und Lehrmeister auszuüben haben. Diese Wünsche des thüringischen Städtetages erscheinen gewiß als sehr verständig, und wenn dieselben, was zu hoffen ist, realisirt werden, so würde dadurch eine wesentliche Besserung des Lehrlingswesens herbeigeführt werden, das sich in Folge der neueren liberalen Gesetzgebung sowohl für die Meister als auch für die gewerblichen Verhältnisse überhaupt überaus schädigend und verderblich gestaltet hat, sodaß dringend Abhülfe noth ist.
Dem "Reichsboten" zufolge äußern sich die Gutachten der preußischen Handelskammern über die Beschickung der Pariser Weltausstellung fast übereinstimmend für die Beschickung, verlangen aber, daß eine Auswahl unter den Industriezweigen, welche die Ausstellung beschicken sollen, und eine Auswahl der Fabrikanten und Fabrikate getroffen werde. Dabei setzen die Gutachten eine durchgreifende Unterstützung aus Reichsmitteln voraus, eine Voraussetzung, die sich hoffentlich nicht bestätigt, denn bekanntlich sind die Mittel, über welche das Reich verfügt, nicht allzu groß, die Matrikularbeiträge sind überaus drückend, und den Nutzen, den die Beschickung der Weltausstellung dem Reiche oder der deutschen Industrie bringen soll, dürfte doch in Wirklichkeit wieder, wie bisher bei andern Ausstellungen, ein sehr geringer werden.
Preußen. Wie offiziös gemeldet wird, ist im Kultusministerium der Entwurf einer Verfassung für die evangelisch=lutherische Kirche in Schleswig=Holstein bearbeitet worden und wird möglicherweise dem schleswigholsteinischen Provinziallandtage, der im November zusammentritt, vorgelegt werden. Daß man von diesem Entwurfe nicht hohe Hoffnungen hegen darf, versteht sich im Hinblick auf die für unionistischen alten Provinzen bereits bestehende Kirchenverfassung von selbst. Woher Sollte dem preußischen Ministerium auch ein Verständniß für die Bedürfnisse einer evangelisch=lutherischen Kirche kommen?
Wie die "Germania" zu berichten weiß, ist nun auch an den Bischof von Limburg vom Oberpräsidenten der Provinz Hessen=Nassau die Aufforderung ergangen, sein Amt niederzulegen.
Türkei. Während von der einen Seite noch immer auf friedliche Beilegung der orientalischen Wirren gehofft wird, behaupten andere, daß der Ausbruch eines Krieges zwischen Rußland und der Türkei unmittelbar bevorsteht. Für die erstere Anschauung könnte die Thatsache sprechen, daß der russische Botschafter General Ignatieff nunmehr nach Konstantinopel zurückgekehrt ist, doch behauptet man andererseits, derselbe habe nur ein Ultimatum Rußlands an die Pforte überbracht. Wichtig ist, daß noch immer das völlige Einvernehmen der drei Kaisermächte in Bezug auf die orientalische Frage bestehen soll.


- Ueber den industriellen Rückgang außerhalb Deutschlands bringt das Bremer Handelsblatt einen beachtenswerthen Beitrag aus dem Jahresbericht der Handelskammer zu Lion. Danach hat die Ausfuhr von Seidenwaaren entschieden abgenommen, wie folgende Ziffern ergeben: 1873 exportirte Lyon 2,745,779 Kilo im Werthe von 351,460,000 Frcs. 1875 exportirte Lyon 2,733,763 Kilo im Werthe von 323,049,000 Fr. 1875 exportirte Lyon 2,628,294 Kilo im Werthe von 299,625,000 Fr. Am stärksten hat die Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten abgenommen. Sie betrug dorthin 1873 790,248 Kilo, 1874 491,295 Kilo, 1875 393,162 Kilo. Außerdem ist der Absatz noch gefallen nach Deutschland, Oesterreich, Rußland, Italien und Portugal; gehoben hat er sich nur nach England, Spanien, Egypten und der Türkei. Eine andere bemerkenswerthe Beobachtung ist, daß die Nachfrage sich auf billigere Waare geworfen hat und daß geringere Qualitäten die Käufer mehr anziehen als früher. "Der Grund dieses Vorzugs", sagt die Kammer, "liegt darin, daß der Konsum mehr Werth auf einen niedrigen Preis als auf die Schönheit der Gewebe legt. Die Seidenfabrikation hat, um sich auf dem Niveau ihrer Produktion zu erhalten, sich mit aller Gewalt billige Fabrikate aneignen, sich mit allen Genres, ja man könnte sagen mit allen Schnurrpfeifereien befassen, ihre Producte nach den Launen der Konsumtion einrichten und sich namentlich billigen gemischten Stoffen zuwenden müssen. Die Fabrikation dieser letzteren Gewebe ist in Folge dessen sehr sichtbar in der Zunahme begriffen, der Export darin ist von 12 auf 19 Millionen gestiegen.
- Mit besonderer Vorliebe scheinen sich jetzt die Falschmünzer den 50= und 20=Pfennigstücken zuzuwenden. Erstere werden, den ächten täuschend ähnlich, aus Nickel hergestellt und unterscheiden sich nur bei genauem Befühlen durch die eigenthümliche Weiche dieses Metalls von den ächten. Noch schwerer sind die falschen 20=Pfennigstücke, zu deren Anfertigung man sich theils einer pappernen Masse,

[ => Original lesen: 1876 Nr. 83 Seite 2]

theils einer Komposition bedient, zu erkennen, weil die Kleinheit und das geringe Gewicht der ächten Münzen einer Täuschung sehr förderlich ist. Man möge sich also, namentlich beim Empfang einer größeren Anzahl von 50= und 20=Pfennigstücken, durch Vorsicht vor Schaden hüten.
- Am Abend des 12. October entlud sich bei drückender Schwüle ein furchtbares Unwetter über Paris. Blitz auf Blitz durchzuckte die schweren Wolkenmassen über der Stadt; es war, als ob der ganze Himmel nur ein großes Feuermeer sei. Dabei regnete es wenig und war fast windstill. Der Blitz hat an zahllosen Stellen eingeschlagen, größere Brände jedoch nicht entzündet. Auch am folgenden Tage hatte man abermals ein sehr heftiges Gewitter.
- Die Oriental=Telegraphengesellschaft in London hat beschlossen, ein neues submarines Kabel von London nach Marseille und von da nach Algier und Aegypten zu legen. Die Kosten werden auf 100,000 Pfd. Sterling veranschlagt.
- In Speyer ist am 11. Octbr. nach dem Vorgehen anderer pfälzischer Städte wie Neustadt, Kaiserslautern, Zweibrücken eine Versammlung gegen die Wanderlager und Wanderauctionen, über welche von den eingesessenen Kaufleuten vielfach bitter geklagt wird, abgehalten worden. Dieselbe war von Handels= und Gewerbetreibenden, sowie privaten sehr zahlreich besucht. Es wurde ein Comite beauftragt, die geeigneten Schritte einzuleiten und folgendes Resultat erzielt: 1) Die Stadt=Behörde hat beschlossen, die städtischen Localitäten nicht mehr zur Abhaltung von Waaren=Versteigerungen auswärtiger Geschäftsleute herzugeben; 2) die Local=Presse weist derartige Publikationen zurück; 3) die Notare und Gerichtsvollzieher werden, soweit thunlich, das Zustandekommen solcher Geschäfte erschweren; 4) alle Rechts=Consulenten und Geschäfts=Agenten haben sich bereit erklärt, derartige Aufträge nicht anzunehmen; 5) sämmtliche Wirthe, etwa 50 an der Zahl, geben ihre Locale nicht mehr zu solchen Zwecken her.
- Nach den vervollständigten Listen der in Philadelphia ausgezeichneten Aussteller entfallen auf etwa 1000 deutsche Aussteller 627 Medaillen. Darnach scheint die deutsche Industrie denn doch noch nicht in den aller allerletzten Zügen zu liegen.
- Bauernfänger wider Bauernfänger. Ein junges Ehepaar aus Wien hielt sich vor etwa drei Wochen in Berlin auf und hatte, wie die betreffende Anzeige in den Zeitungen lautete, die Absicht, sich dort niederzulassen und zu diesem Zweck ein Grundstück anzukaufen. Es läßt sich denken, daß sie mit Anerbietungen überhäuft wurden, es drängten sich aber auch, da die Wiener sehr gemüthlich und zugänglich waren, Leute verdächtigen Schlags an sie heran, um die Goldvögel - denn das schienen sie vollauf zu sein - gehörig rupfen zu können. Die Berliner Bauernfänger feiner Art spielten dabei eine Hauptrolle. Zwei von ihnen, die sich durch eine auffallende Eleganz auszeichnen, hatten das Glück, von dem jungen Ehepaare aus Wien mit besonderem Vertrauen beehrt zu werden. Der Wiener gab ihnen größere oder kleinere Beträge, um Einkäufe für ihn zu machen, und sie besorgten alles aufs gewissenhafteste, denn sie rechneten darauf, daß man ihnen auch namhafte Summen anvertrauen werde, mit denen sie dann auf immer verschwinden wollten. Die Gelegenheit ließ nicht lange auf sich warten. Eines Tages kamen die beiden Bauernfänger zu den Wienern, welche eben damit beschäftigt waren, einen großen, ziemlich schweren Brief mit fünf Siegeln zu versehen. Scheinbar harmlos erkundigten sie sich nach der etwaigen Summe, die man fortschicke, und ebenso harmlos erhielten sie die gemühtliche Antwort: "Wissen's, 's ist nur eine Kleinigkeit von 30,000 fl. österr. Währung." Beide erboten sich sofort, den Brief zur Post zu besorgen; der Liebesdienst wurde natürlich angenommen, doch als sie sich entfernen wollten, ermahnte sie der Wiener mit einem gewissen Mißtrauen, ihm ja nur den Postschein zu bringen. Das Mißtrauen des Wieners mußte besiegt werden, denn er hielt sie noch immer zurück. Beide zogen ihre Brieftaschen, welche wichtige Familienpapiere und auch etwas Geld enthielten und übergaben sie dem Wiener. Dieser überzeugte sich sofort von dem Inhalt: es waren etwas über 1500 Mark darin, aber die Hauptgarantie lag natürlich in den wichtigen Familienpapieren. Kaum hatten die beiden Gauner die Straße erreicht, so bestiegen sie eine Droschke, die sie rasch entführte; aber ebenso rasch waren auch die "gemüthlichen" Wiener verschwunden. Jene behielten die Kleinigkeit von 30,000 Gulden, welche aus Maculatur bestand und diese behielten die guten Markscheine. In ihrer Wohnung ließen sie einen Zettel zurück, der die gemüthlichen Worte enthielt: "Die Zeiten sind zu schlecht, man muß sich unter Freunden ausplündern."


Anzeigen.

Nach der gestern gemachten Anzeige sind in der Nacht vom 19. auf 20. d. M. dem Pächter Hörcher zu Hof=Wahrsow aus seinem, im Viehhause zur ebenen Erde belegenen Milchenkeller:

eine Tonne mit ca. 80 Pfund frischer Butter,
ein Stück frischer Butter von 16 bis 18 Pfund und
6 bis 8 Holländer=Käse, von denen jeder 15 Pfund schwer gewesen sein soll,
mittelst Einbruchs entwandt worden.
Wir bitten um Vigilanz auf den Dieb und die gestohlenen Sachen, sowie event. um sofortige Benachrichtigung dienstergebenst.
Schönberg, den 22. October 1876.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Antragsmäßig soll über die zum Domhofe bei Ratzeburg belegenen Wohnhäuser Nr. 21 und Nr. 22 des Fährmanns Johann Warncke daselbst - welche einen gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex bilden - ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend den 13. Januar 1877,
Vormittags 11 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 16. October 1876.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     


In der Concurssache des Krämers Rudolph Beyer zu Carlow ist, nachdem die erforderlichen Sicherheitsmaßregeln getroffen und der Pfarrackerpächter Pumplün in Carlow zum interimistischen Güterpfleger bestellt worden, ein Liquidationstermin auf

Freitag, den 12. Januar 1877,
Vormittags 11 Uhr,

Vor dem Großherzoglichen Justiz=Amte hieselbst angesetzt, zu welchem Alle, welche aus irgend einem Grunde Ansprüche und Forderungen an den Cridar und dessen Vermögen, in specie an das zur Concursmasse gehörige Waarenlager zu haben vermeinen, zwecks Anmeldung ihrer Ansprüche und Vorlegung ihrer schriftlichen Beweismittel unter dem hiedurch ein für alle Mal angedroheten Nachtheile der Abweisung von der vorhandenen Masse und des Ausschlusses mit ihren Beweismitteln hiermit peremtorisch geladen werden. -
Zugleich ist auch ein Termin auf

Freitag, den 9. Februar 1877,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem Großherzoglichen Justiz=Amte hieselbst anberaumt zum Versuche gütlicher Aufgreifung des Debitwesens und ev. zur Prioritätsausführung, zu

[ => Original lesen: 1876 Nr. 83 Seite 3]

welchem die Rudolph Beyer'schen Gläubiger unter dem ein für alle Mal angekündigten Nachtheile der Einwilligung in die Gerichtswegen zu machenden Vergleichsvorschläge - wobei etwanige Ablehnungen oder Fristgesuche von Bevollmächtigten nur im Falle einer auf Widerspruch gerichteten Specialvollmacht, bloße schriftliche Erklärungen aber überall nicht berücksichtigt werden können - und der Ausschließung mit der Prioritätsdeduction hiedurch geladen werden.
Den etwaigen Rudolph Beyer'schen Schuldnern wird hierdurch bei Strafe doppelter Zahlung aufgegeben, fortan nicht an den Cridar, sondern an den interimistischen Curator bonorum Pfarrackerpächter Pumplün in Carlow, oder an das unterzeichnete Justiz=Amt Zahlung zu leisten.
Schönberg, den 21. October 1876.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     


Nach uns gemachter Anzeige sind während der Nacht vom 14. auf 15. d. Mts. aus einem in der Wohnstube des Hufners Koch zu Panten befindlichen Eckschranke, und zwar aus einer unverschlossenen Schublade desselben, die nachbezeichneten Gegenstände:

14 silberne Eßlöffel, unter diesen einer "H. R. den 3. September 1864", ein zweiter "1803" und mehrere andere "R. D." gezeichnet;
ein Potagelöffel, gez. "R. D." oder "Rudolph Döpke";
6 silberne Theelöffel, mit "I. H." und "I. S." und einem Doppeladler gezeichnet;
6 zinnerne Eßlöffel;
eine silberne Taschenuhr mit silberner Kette;
sowie aus einer in demselben Schranke befindlich gewesenen offenen Sparbüchse:
5 harte Thaler
und endlich noch aus demselben Zimmer:
ein Regenrock;
1/10 Kiste Cigarren und der zu der obengedachten Schublade gehörige Schlüssel
entwandt worden.
Der dieses Diebstahls Verdächtige, welcher durch das von ihm herausgenommene Fenster in die Koch'sche Wohnstube gelangt ist und durch einen nach der Entdeckung des Diebstahls draußen vor dem herausgenommenen Fenster gefundenen schwarzbaumwollenen Regenschirm den Verdacht auf sich gelenkt hat, ist ein am 14. d. M. durch Panten gewanderter, breitschultriger, mittelgroßer Mensch mit einem runden Gesicht, frischer Gesichtsfarbe und einem dunklen Schnurrbarte. Derselbe hat sich für einen gebornen Schlesier ausgegeben und Altona als seinen jetzigen Wohnort bezeichnet. Er ist mit einem guten schwarzen Tuchrock und einer dunklen Mütze bekleidet gewesen.
Wir ersuchen alle resp. Gerichts= und Polizeibehörden dienstergebenst, auf den muthmaßlichen Dieb und die gestohlenen Gegenstände vigiliren, den ersteren im Betretungsfalle arretiren und ihn mit den sich bei ihm vorfindenden Sachen an uns abliefern zu lassen.
Schönberg den 18. October 1876.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     


In Sachen betreffend den Concurs über die Verlassenschaft des Hauswirths P. J. Oldenburg in Herrnburg giebt

das Großherzogliche Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg

auf das am 13. d. Mts. abgehaltene Liquidations=Protocoll, nachdem die öffentliche gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Acten docirt worden, hierdurch den

Bescheid:

daß nunmehr alle Diejenigen, welche an die Oldenburg'sche Concursmasse Ansprüche und Forderungen machen zu können vermeinen, solche aber bis dahin nicht angemeldet haben, von der gegenwärtigen Concursmasse gänzlich abgewiesen werden; auch werden diejenigen Gläubiger, welche zwar ihre Forderungen angemeldet, aber ihre schriftlichen Beweismittel nicht eingereicht haben, mit den letzteren hiermit präcludirt.

Von Rechts Wegen.

Schönberg, den 14. October 1876.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     


Torf=Auction.

Am Freitag den 27. October, Morgens 10 Uhr, soll auf dem Rüntzer Moor der noch vorräthige Torf, bestehend aus:

ca. 60 Ruthen Torf,
ca. 138 mille Stechtorf
gegen Baarzahlung meistbietend verkauft werden. Schönberg, den 18. October 1876.

Der Oberförster.     
C. Hottelet.       


Heute Abend 6 Uhr ist unsere theure Schwester und Tante, Jungfrau Anna Juliane Friedrike Arndt, im fast vollendeten 82. Lebensjahre im Glauben an ihren Heiland in Frieden entschlafen.
Domhof zu Ratzeburg den 21. October 1876.

                                                    Im Namen der Familie
                          Kirchenräthin Louise Salfeld, geb. Arndt zu Ludwigslust.
 Charlotte Arndt.
 Probst J. Rußwurm.


Für Carlow und Umgegend erlaube mir die ergebene Anzeige, daß ich von jetzt ab ein

Lager von allen gangbaren
Töpferwaaren

zum Verkauf halte, welche einem geschätzten Publikum bestens empfehle.
Carlow. October 1876.

Glasermeister Busch Wwe.     


Neue Malaga=Feigen und Sicil. Haselnüsse
empfiehlt                                                    J. Ludw. D. Petersen in Schönberg.


Liebigs Fleischfuttermehl
mit 10 % Preisermäßigung,
sowie
Palmmehl und Reisfuttermehl

empfiehlt

Ernst Stiller,     
Lübeck.       


Aufforderung.

Sämmtliche Maurergesellen der hiesigen Krankenkasse müssen am 5. November, am letzten Ladentage, persönlich erscheinen.
Schönberg.

Der Vorstand.              
Im Auftrage: Chr. Zölker.     


Gefunden eine Taschenuhr mit Kette. Der sich als rechtmäßig ausweisende Eigenthümer kann solche gegen Erstattung der Insertionsgebühr wieder in Empfang nehmen bei dem Tischlergesellen Köhler, in Arbeit des Herrn Tischlermeisters Holst zu Schönberg.


Melonen=, Trauben=, Graureinett= und noch sonstige Sorten Aepfel

sind zu verkaufen auf dem Bauhofe zu Schönberg.


Ich mache hiermit den Bewohnern von Selmsdorf und von der Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich das Schneidern gelernt habe und werde jede in meinem Fache vorkommende Arbeit verfertigen. Indem ich bemüht sein werde, durch solide Arbeit und reelle Bedienung mir die Zufriedenheit des Publikums zu erwerben, ersuche um geneigten Zuspruch.
Selmsdorf, den 11. October 1876.

Maria Asmus.     


Zahnpulver mit Salicylsäure,

bestes Mittel zum Reinigen und zur Erhaltung der Zähne, empfiehlt

Aug. Spehr, Schönberg.     


[ => Original lesen: 1876 Nr. 83 Seite 4]

Unterleibs-Bruchleidenden

wird die Bruchsalbe von G. Sturzenegger in Herisau, Canton Appenzell, Schweiz, bestens empfohlen. Dieselbe enthält keinerlei schädlichen Stoffe und heilt selbst ganz alte Brüche, sowie Muttervorfälle in den allermeisten Fällen vollständig. Zu beziehen in Töpfen zu Mark 5 nebst Gebrauchsanweisung und überraschenden Zeugnissen, sowohl durch G. Sturzenegger selbst als durch folgende Niederlagen: Berlin: A. Günther (A. Fanta), Löwenapotheke, Jerusalemerstr. 16, Hamburg: A. F. Riemann, Börsenpassage 1.


Putzpulver

von A. L. Wimpassinger in Puschwitz (Böhmen) empfiehlt in Original=Packeten

J. Ludw. D. Petersen.     
Schönberg.         


Prima böhmische

Salon-Stück-Kohlen

erwarte in ca. 14 Tagen, um gefl. vorherige Aufträge ersuchend.

Schönberg.                                                     F. Heitmann.


Nähmaschinen
von Singer, Löwe, Frister & Roßmann, Howe, Clark empfiehlt zu den billigsten Preisen

Ludwig Vogel.     
Schönberg.       


Ich mache hiermit den Bewohnern von Schönberg und von der Umgegend die ergebenste Anzeige, daß ich die

Sattler= und Tapezier=Arbeit

betreibe und werde jede in meinem Fache vorkommende Arbeit liefern. Indem ich bemüht sein werde, durch solide Arbeit und prompte Bedienungen mir die Zufriedenheit des Publikums zu erwerben, ersuche um geneigten Zuspruch.

Carl Bartels.
Siemzerstraße 104.
Schönberg.


Erlanger Bier
aus der Brauerei von H. Henninger, Erlangen, auf Flaschen und Gebinden zu vorzüglichster Qualität empfiehlt

Aug. Spehr, Schönberg.     


Dem höchstgeehrten Publikum von Rehna und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich unter nachstehender Firma ein

Getreide=Geschäft

etablirt habe, gleichzeitig aber auch das schon 38 Jahre bestehende

Colonial= u. Material=Waaren=Geschäft

des Herrn Stubbendorff weiter führen werde, und bitte ich das geehrte Publikum, mich mit ihren werthen Aufträgen zu beehren. Ich werde mich bemühen, das mir geschenkte Vertrauen in jeder Hinsicht zu rechtfertigen.
Rehna, den 15. October 1876.

H. Diestel,               
Stubbendorffs Nachfolger.     


Nähmaschinen

in größter Auswahl, als
Singer's Familienmaschine, elegant mit Verschlußkasten und allen Apparaten M. 108,
Wheeler & Wilson's Familienmaschine mit Verschlußkasten und allen Apparaten M. 80, dieselbe hochelegant M. 96,
La Novita, ähnlich wie Singer, mit Verschlußkasten und allen Apparaten M. 96,
Löwe=Maschine mit Verschlußkasten und allen Apparaten M. 120,
Handmaschinen, Doppelsteppstich, von 48 bis 60 M.
Handwerker=Maschinen für Schneider und Schuhmacher in verschiedenen Systemen
empfiehlt ergebenst unter Garantie

Wilh. Harmsen.
Ratzeburg.


Fried. Matz.
Lübeck,
Breitestrasse 804.
Lager von Tapeten, Borden, Goldleisten Rouleaux & Teppichen.


Mit hoher Genehmigung findet heute Dienstag den 24. October

im Saale des Hotel Köster
ein großes
Zither-Concert

statt, ausgeführt auf 2 neuconstruirten Concert=Zithern von den Zither=Virtuosen

Herrn Henry Neubert und
Herrn Franz Neumann
vom Conservatorium zu Insbruck.

Anfang 7 1/2 Uhr.
Entree an der Kasse 75 Pfg.
Programm an der Kasse.

Billets à 50 Pfg. sind bis Abends 7 Uhr im Hotel Köster zu haben.
NB. Da nur dieses eine Concert stattfindet und dasselbe einzig in seiner Art ist, so machen wir ein kunst= und musikliebendes Publikum ganz besonders darauf aufmerksam und versprechen einen genußreichen Abend.

Schönberg.                                                     D. O.


Entlaufene Kuh.

Eine circa 7jährige dunkelrothe Kuh mit weißen Hörnern, woran 2 Stricke befestigt waren, ist am Freitag Mittag auf dem Transporte von Rieps nach Lübeck in der Burgstraße entlaufen. Sollte die Kuh sich irgendwo angefunden haben, so bitte ich um gütige Benachrichtigung. Zur Erstattung der Kosten bin ich gerne bereit.
Lübeck, 23. October 1876,

Heinrich Kaben jun.,     
Schlachter.             


Ein schwarz und weiß getigerter Hühnerhund hat sich bei mir aufgefunden und ersuche den Eigenthümer, denselben innerhalb 8 Tagen wieder abholen zu lassen, da ich sonst anderweitig darüber verfüge.

G. Böckenhauer,                   
Köhler'sche Ziegelei bei Schönberg.     


Verloren am 1. Markttage in Schönberg eine silberne Cylinderuhr mit zweigliedriger silberner Kette. Der Finder wird ersucht, dieselbe gegen eine Belohnung abzugeben in der Exped. der Anz. zu Schönberg.


Verloren

am 22. d. Mts. vom Bauhofe bis zur Kirche von einem Arbeitsmann eine silberne Taschenuhr mit Kette. Abzugeben gegen eine Belohnung in der Exped. der Anz. zu Schönberg.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen17 M -Pfennig  bis 23 M -Pfennig.
Roggen18 M -Pfennig  bis 20 M -Pfennig.
Gerste17 M -Pfennig  bis 18 M -Pfennig.
Hafer17 M -Pfennig  bis 18 M 50Pfennig.
Erbsen16 M 50Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat29 M 50Pfennig  bis 30 M -Pfennig.
Winter=Rübsen28 M 50Pfennig  bis 29 M -Pfennig.
Schlagleinsaat20 M -Pfennig  bis 21 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,50 .
Enten d. St. M1,75 .
Hühner d. St. M1,00 .
Hasen d. St. M3,50 .
Tauben d. St. M0,50 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,90 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,20 .
Eier 4 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,50 .
Gänse d. St. M6 .


(Hierzu Offiz. Anz. Nr. 25.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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