No. 74
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 22. September
1876
sechsundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1876 Nr. 74 Seite 1]

Politische Rundschau.

Schönberg. Die "Rostocker Zeitung" fühlt sich gedrungen, in ihrer Dienstag=Nummer bei Besprechung des in unserm Blatte abgedruckten Artikels des Herrn Kammerrath v. Oertzen sich über den Begriff "konservativ" zu expektoriren und bemüht sich, denselben ihren Lesern möglichst abschreckend darzustellen. Der Name "konservativ" soll "in sehr vielen Fällen auch solchen Bestrebungen als schützender Fittich dienen, welche keineswegs auf eine Erhaltung des bestehenden, sondern auf eine Wiederherstellung des vormals bestehenden gerichtet sind" u. s. w. Wem sollte da nicht gruseln, wenn er das liest, denn entweder bezeichnet also der Name "konservativ" solche Bestrebungen, die das bestehende erhalten wollen - und das wäre das gewöhnlichere - oder "in sehr vielen Fällen" solche Bestrebungen, welche das vormals bestehende wiederherstellen wollen. Da wissen wir nun, was konservativ heißt! Aber ob denn die Leser der "Rost. Ztg." wirklich so urtheilsunfähige Leute sind, daß sie sich solche Albernheiten ruhig auftischen lassen und dieselben wohl gar für schmackhaft halten! Wohl bekomm's! Ganz dieselbe Definition könnte man füglich, und wohl mit mehr Recht, von "liberal" geben. Wendet doch die "Rost. Ztg." Selber alle erdenkliche Mühe an, um ihrerseits, soviel an ihr liegt, die Ausführung des sehr klaren Programmes der Deutsch=Konservativen zu hindern und das Dank der "liberalen Aera" Bestehende zu bewahren. Und daß unter den vielgerühmten liberalen Schöpfungen sich sehr wenig neues befindet, daß alles schon mal dagewesen ist, wenn auch hier und da in etwas anderer Gestalt, weiß der Geschichtskundige sehr wohl.
Doch mehr noch als diese schöne Definition wird es überraschen, daß die "Rost. Ztg." eben in Folge jenes Artikels die zweite Art von Konservatismus nunmehr in unserm lieben Mecklenburg entdeckt hat. Die "liberale" Rostockerin meint nämlich, jener Artikel gebe "mit dankenswerthester Offenheit über das Programm des Kernes unserer mecklenburgischen konservativen Partei Aufschluß!" Da fragt man denn doch verwundert: also giebt es in Mecklenburg bereits eine konservative Partei, und Herr Kammerrath v. Oertzen ist der Vertreter des Kernes derselben? Woher nimmt denn die "Rost. Ztg." diese Wissenschaft? Aus jenem Artikel doch wohl nicht, denn der Herr Verfasser bezeichnet sich mit keiner Silbe als konservativ, sondern lehnt ausdrücklich das Einverständniß mit der auch in Mecklenburg erst eben in der Bildung begriffenen Partei oder besser dem Verein der deutschen Konservativen ab und zeigt eingehend, in welchen Punkten seine Anschauungen von dem Programm der Konservativen abweichen. Ja die "Rost. Ztg." macht dem Herrn Verfasser gerade diese Abweichungen zum schweren Vorwurf - und doch muß derselbe "konservativ" und der Vertreter des Kernes "unserer mecklenburgischen konservativen Partei" sein, damit die "liberale" Rostockerin ihre Leser von der konservativen Partei abschrecken und vor der Wahl eines "Kandidaten dieser Partei" warnen könne. Das sind "liberale" Kniffe und Wahl=Kunststückchen!
Deutschland. Der Bundesrath ist gestern in Berlin wieder zusammengetreten. Hauptgegenstände der Verhandlungen desselben sind die Entwürfe der großen Justizgesetze und des Reichshaushaltsetat für die Zeit vom 1. Januar bis zum 31. März 1877. Bekanntlich soll das Etatjahr hinfort mit dem 1. April beginnen. Der Reichskanzler Fürst v. Bismarck wird, wie es heißt, zunächst an den Verhandlungen des Bundesraths noch nicht theilnehmen, sondern bis zum Beginn der Reichstags=Session noch in Varzin verweilen.
Die aus den türkischen Gewässern zurückbeorderten deutschen Kriegsschiffe "Kaiser" und "Deutschland" sind am Montag in Wihelmshaven eingetroffen.
Am 16. d. M. hat der Ausschuß des Wahlvereins der deutscheu Konservativen in Berlin seine erste Sitzung abgehalten. Bereits 5000 Mitglieder haben ihren Beitritt zu der Partei bereits erklärt, und neue Anmeldungen erfolgen noch täglich. Ueber die einzelnen Aufstellungen des Programms sollen die Flugblätter des konservativen Wahlvereins der Reihe nach Erläuterungen bringen. Die Beitrittserklärungen zur Partei sind zu adressiren: An den Vereins=Sekretär Herrn Knorr=Berlin, Alte Jakobstraße 130. Alle Zusendungen für den Wahlverein sind an den Haupt=Ritterschafts=Sekretär Herrn Born in Berlin, Wilhelmsplatz 6, zu richten.
Das preußische Handelsministerium ist dem "Reichsboten" zufolge mit sehr umfassenden Vorarbeiten beschäftigt, welche sich auf Abänderung der Gewerbeordnung, namentlich auf die Einsetzung gewerblicher Schiedsgerichte und auf die Verfolgung des Kontraktbruches beziehen.
In Gotha soll nunmehr mit Genehmigung der herzoglichen Staatsregierung ein Verbrennungsofen für Leichen hergerichtet werden. Der Stadtrath hat dem dort bestehenden Verein für Leichenverbrennung zu diesem Zweck 15,000 Mark zur Verfügung gestellt. Wer dem Stadtrath das Geld dazu gegeben hat, wird nicht gesagt. Wahrscheinlich sind doch die Steuern dazu gut gewesen, oder anderes gemeinsames Eigenthum der Stadt. Uebrigens haben wir gegen die Leichenverbrennung selbst nichts einzuwenden. Wer als Heide gelebt hat, warum soll dem nicht die Möglichkeit gegeben werden, auch als Heide zu sterben und sich als Heide verbrennen zu lassen?
Türkei. Die Friedensverhandlungen wollen nicht rechten Fortgang nehmen, obwohl die Pforte bereits von ihren ersten Friedensbedingungen sehr viel nachgelassen hat. Sie vertraut offenbar auf die Uneinigkeit und Eifersucht der Mächte unter einander; und höchstens dürfte sie sich schließlich durch die ernstlichen Rüstungen Rußlands zum Frieden zwingen lassen. Vorläufig ist ein Waffenstillstand auf dem Kriegsschauplatze eingetreten, da von beiden Seiten den Truppen der Befehl zugekommen ist, sich auf die Defensive zu beschränken. Türkischerseits ist diese Anordnung auf zehn Tage bis zum 25. September getroffen worden, und man hofft, daß bis dahin ein Waffenstillstand vereinbart sein werde.

[ => Original lesen: 1876 Nr. 74 Seite 2]

- Das Gesetz, betr. die amtliche Geschäftssprache ist in Preußen publicirt, dazu eine königl. Verordnung, welche die polnische, litthauische, dänische und französische Sprache bei gewissen mündlichen Verhandlungen nach 5 Jahren zuläßt. Darnach darf nur deutsch in amtlicher Sprache gesprochen werden.
- Der alte römische Geschichtsschreiber Tacitus wird sich im Grabe umdrehen, wenn er hört, daß er sein klassisches Werk, die Annalen oder Jahrbücher nicht selber geschrieben hat, sondern ein Italiener Bracciolini oder Poggius und zwar erst im 15. Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Natürlich ist's ein Engländer, ein ungeheuer gelehrtes und verkehrtes Haus, der's behauptet und nachzuweisen sucht. Roß heißt er.
- Der bekannte Botaniker Schleiden (Leben der Pflanze) hat in Wiesbaden sein goldenes Doctorjubiläum gefeiert. Er trägt die drei Doctorhüte des Rechts, der Medizin und der Philosophie.
- Wenn seither der öffentliche Beamte als Zeuge die Richtigkeit seiner Aussage auf seinen Diensteid nahm, so bedurfte es keiner neuen Eidesleistung. Die Justizcommission des Reichstages hat nun die betr. Bestimmung, wenn auch unter Widerspruch des Regierungscommissars , aus der Strafprozeßordnung entfernt.
- Berthold Auerbach ist zu den Dorfgeschichten seiner Jugend zurückgekehrt. Seine neuen Dorfgeschichten tragen den Titel: Nach dreißig Jahren, und enthalten in drei Bänden 1) des Lorle's Reinhard; 2) Der Tolpatsch aus Amerika; 3) das Nest an der Bahn.
- Ein Hundertsechzehnjähriger. Vor der Revolution von 1789 war in Frankreich die Strafformel für Verbrecher nicht wie in späteren Zeiten eine Verurtheilung zu "lebenslänglicher Galeerenstrafe," sondern zur "Galeerenarbeit auf hundert Jahre und einen Tag." Die Ortschaften, die an der großen von Süden nach Paris führenden Straße liegen, hatten , wie ein dort wohnender Leser der Post mittheilt, in der vorigen Woche den wohl einzigen Anblick eines Mannes, der diese hundert Jahre und einen Tag wirklich auf dem Bagno von Toulon verbracht hat. Jean Baptiste Mourow war im Jahre 1776 als 16jähriger Jüngling wegen Mord und Brandstiftung nach jener Formel zu den Galeeren verurtheilt worden. sein Verhalten in dieser Strafanstalt scheint gut gewesen zu sein, denn mehrere Male wurde ihm die Begnadigung angeboten, die er aber stets verweigerte. Es war eine Art von fixer Idee bei ihm geworden, die Strafe, zu der er verurtheilt war, vollständig abzubüßen, und wunderbar genug, sein Ziel hat er erreicht. Als vor mehreren Jahren in Frankreich die Galeerenstrafe und die dazu bestimmten Anstalten aufgehoben wurden, flehte er so dringend, bis zum Ende seiner Buße bleiben zu dürfen, daß man ihm den Wunsch insofern gewährte, als man ihn im Arsenal wohnen ließ und ihm irgend eine Beschäftigung anwies. Der Verkauf der während seiner Strafzeit von ihm, wie übrigens von allen Sträflingen gefertigten Handarbeiten hat ihm eine nicht unbedeutende Summe eingebracht, die ihm jetzt ausbezahlt worden. Mourow ist ein nicht großer, magerer Mann mit dickem, kurzgeschorenen weißen Haar, der noch ganz schnell und kräftig einherschreitet. Sein Blick ist keck, Sprache und Bewegungen rasch und lebhaft. Er hat die Reise nach seiner Heimath, einem kleinen Orte in der Normandie, zu Fuß machen zu wollen, wahrscheinlich in Folge einer ganz glücklichen Spekulation, denn die Gaben, die er überall empfängt, sind so reichlich, daß er sein nun wohl doch nicht mehr langes Leben behaglich vollenden kann. In Macon allein hat er über 600 Frks. erhalten. In dieser letzteren Stadt ist er 5 Tage geblieben; der Gastwirth Lemonon hat ihm während dieser Zeit freie Wohnung und Kost gegeben, selbst dabei aber ein gutes Geschäft gemacht, indem sein Gasthaus vom Morgen bis Abend voll Neugieriger war. Mourow scheint die ungeheuren Veränderungen, die seit 100 Jahren vorgegangen, kaum zu bemerken, wenigstens zieht nichts seine Aufmerksamkeit in höherem Grade auf sich. Vielleicht findet er in der Heimath noch Nachkommen seiner Familie.
- Kraftprobe. Eine Probe von außerordentlicher Kraft und Ausdauer hat dieser Tage der nicht mehr jugendliche Farmer Charlwood von Padworth in England abgelegt. Er ging nämlich die Wette ein, daß er in einem Tage ohne jede Beihülfe die Ernte von einem 20 Acres umfassenden Weizenfelde aufladen werde und gewann, nachdem er von Morgens vier Uhr bis Abends nach neun Uhr mit kurzen Unterbrechungen gearbeitet hatte. Der aufgeladene Weizen ergab ungefähr 200 Sack Getreide und 50 bis 60 Tonnen Stroh. Ein gewöhnlicher Feldarbeiter hätte drei Tage lang zu dem Aufladen gebraucht.
- Eines der auffallendsten Ausstellungsstücke der Erfurter Gartenbau=Ausstellung ist das mosaikartig von getrockneten Blumen gearbeitete Kaiserbouquet des Königl. Hofl. J. C. Schmidt daselbst, jedenfalls ein Stück, welches einzig in seiner Art sein dürfte. Es ist dies ein Riesenbouquet von wahrhaft überraschenden Dimensionen. Der Durchmesser desselben beträgt 3 Meter, die Quadratfläche über 7 Meter und der Umfang 9 Meter. - Das Centrum des Bouquets im Durchmesser von ca. 80 Ctm. stellt den aus himmelblauen Blumen künstlerisch gefertigten Namenszug Sr. Majestät des Kaisers dar, umgeben von einem prächtigen Lorbeerkranz, welch letzterer wiederum von Atlasbändern durchwunden ist, auf welchem in Gold die unvergeßlichen Schlachtentage des letzten großen Krieges verzeichnet stehen. Oberhalb des Namenszuges befindet sich die Krone und unterhalb hängt das Kreuz des Schwarzen Adlerordens. - Um den Kranz ziehen sich nun kreisförmig in buntester Reihe die Wappenschilder sämmtlicher Staaten des deutschen Reiches, diese letzteren sind getreue Copieen und in einer Farbenpracht gehalten, wie solche wohl noch auf keiner Ausstellung geglänzt haben, dabei sind die Wappen von so zierlichen kleinen immortellenartigen Blumen zusammengestellt, daß es zu bewundern ist, wie dies zu ermöglichen war. Der Untergrund des ganzen Bouquets ist aus der prachtvollen seltenen Blume "Helichrysum restitum die nur am Cap der guten Hoffnung vorkommt, gearbeitet. Das Ganze ist umhüllt - in eine Art des Gratulationsbouquets - mit einer kostbaren Atlasmanschette vom schwersten Stoff, dieselbe ist in den Reichsfarben gehalten und ebenfalls ein Meisterstück von Arbeit. Wie es möglich war, ein solches Riesenbouquet von so schönen Formen herzustellen, wird wohl Vielen, die es zu sehen Gelegenheit bekamen, ein Räthsel bleiben.
- Nicht allein die Sachsen dürfen sich rühmen, in der Höflichkeit das Möglichste zu leisten, auch andere Leute wissen sich höflich auszudrücken. "Was befehl'ns? rief ein österreichischer Gast, als ein Fremder nach der Speisekarte fragte. "Wir haben gehorsamste Bratwürste, dienstwilliges Schweinernes, ergebensten Kalbsbraten und unterthänigste Forellen!"
- Von Leipzig nach Dresden fährt ein urgemüthlicher Sachse in demselben Wagen mit zwei zugeknöpften Königsbergern. Vergebens bemüht er sich unterwegs ein Gespräch in Gang zu bringen, die zugeknöpften Norddeutschen antworteten höchstens mit Ja und Nein. Da kommen sie an die erste Hauptstation und der gute Sachse nimmt Abschied: "Entschuldigen Sie nur, meine kuten Herrchen, daß ich Sie ken längeres Gespräch anknipfen konnte, aber ich steige Sie hier schon in Wurzen allein aus."
- Vom Hereinragen der Geisterwelt in unser irdisches Jammerthal wird folgende neueste Geschichte berichtet. In Aleppo in Syrien starb der gelehrte Forscher und Reisende Smith am 19. August Nachmittags 6 Uhr. An demselben Tage und höchstens eine Stunde später ging Dr. Delitzsch, ein Freund und Mitarbeiter des Verstorbenen, an dem Hause vorbei, das Smith in London zu bewohnen pflegte. Da hörte er sich plötzlich in so durchdringendem Tone beim Namen rufen, daß es ihm durch Mark und Bein fuhr. Nun erst dachte er an seinen viele hundert Meilen entfernten Freund und trug Tag und Stunde in seinem Tagebuch ein.
- Daß Tadeln leichter ist als Bessermachen, hat wieder einmal seine Bestätigung durch John Caadron erfahren. Derselbe, ein Schankwirth, hatte kaum in Norwich auf einem Meeting seine "Entrüstung über Türkengräuel" kundgegeben, da ging er nach Hause und schlug mit einem Uhrgewichte derartig auf seine Frau los, daß diese vom Kopf bis zu den Füßen mit Beulen bedeckt war. Er

[ => Original lesen: 1876 Nr. 74 Seite 3]

wird dafür sechs Monate im Gefängnisse zu büßen haben.
- Die amerikanischen Temperenzler (Mäßigkeitsschwärmer) haben ein herrliches Mittel ausgedacht, um die herrschende Sitte mit ihren Lehren in Uebereinstimmung zu bringen. Sie machen in vollem Ernste den Vorschlag, künftighin bei festlichen Gelagen das Beispiel der amerikanischen Milchwirthe, welche kürzlich in Philadelphia tagten, nachzuahmen und Gesundheiten mit einem Glase Milch auszubringen. Die Natur soll nun einmal in Ketten und Banden gelegt werden, und sie wollen nicht zugeben, daß der Feind, gegen den sie zu Felde ziehen, die Trunkenheit, erfahrungsmäßig überall da zurückweicht, wo Wein und Bier an die Stelle des Schnapses getreten sind.


Anzeigen.

Nach der heute gemachten Anzeige des Schmieds und Krügers Wittern zu Gr. Molzahn sind in der Nacht vom 12.-13. d. M. aus dessen Krugstube die nachfolgenden von ihm bezeichneten Gegenstände gestohlen worden:

2 silberige Cylinderuhren, die eine mit goldener Kette,
1 goldene Broche mit silberner Platte auf der Rückseite,
1 Flasche mit Rum,
1 Bierflasche,
etwas Geld.
Der Verdacht des Diebstahls fällt nach der Angabe des Bestohlenen auf einen ihm fremden Menschen, welcher sich am 12. d. M. Nachmittags gegen 3 Uhr zwei Gläser Rum und eine Cigarre in seiner Krugstube geben lassen und diese mit einigen Pfennigen bezahlt habe, von schlanker Natur, mit einem Regenrock und mit einer Mütze bekleidet gewesen sei und einen Schnurrbart gehabt habe.
Die Rumflasche ist nach der ferneren Anzeige des Buchbinderwerkzeugsmacher Kähler zu Gr. Molzahn am 13. d. M. bei seinem Hause aufgefunden und in der Nacht in seinen Keller eingebrochen und daselbst eine Quantität Milch aus einer Schale ausgetrunken worden.
Wir bitten alle resp. Gerichts= und Polizeibehörden um Vigilanz auf die gestohlenen Sachen, sowie auf den Dieb resp. um Anhaltung derselben, sowie um gefällige sofortige Benachrichtigung dienstergebenst.
Schönberg, den 14. September 1876.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Antragsmäßig soll über die Grundstücke der Ehefrau des Schlossermeisters Wascher zu Schönberg, Dorothea geb. Wagener, nämlich:

1) über ihr zu Schönberg an der Siemzerstraße sub No. 112 belegenes Wohnhaus c. p. und
2) über ihre auf dem Ochsenberge belegene Wiese -
welche beide Grundstücke einen gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex bilden sollen- ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend den 28. October c.,
Vormittags 11 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 14. August 1876.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Die Lieferung des Bedarfs an bestem Petroleum für die Straßenlaternen in der Stadt und auf dem Amte während der bevorstehenden sechs Wintermonate soll dem Mindestfordernden übergeben werden Reflectanten werden hiedurch aufgefordert, ihre Preisofferten, sowohl für alle 6 Monate zusammen, wie auch für jeden Monat besonders, bis zum

Mittwoch den 27. September d. J.,

schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg den 18. September 1876.

Der Magistrat.
L. Bicker.


Auction.

Am Montag den 25. September d. J., Morgens 9 Uhr, werde ich im Gastwirth Boye'schen Hause hieselbst

einige alte Kleidungsstücke eine alte Uhr, eine Schnitzelbank und etwas Brennholz
öffentlich meistbietend gegen gleich baare Bezahlung versteigern.
Schönberg den 18. September 1875.

Staffeld, Landreiter.     


Auction.

Am Sonnabend den 30. d. M., von Morgens 9 Uhr an, werde ich im Gastwirth Boye'schen Locale in Schönberg gegen baare Zahlung öffentlich meistbietend versteigern:

verschiedene Tische, Stühle, Lampen, Spiegel, ein Schänkschrank, Gläser und Flaschen, auch Cigarren, Wein und Bier, sowie ein Regulator.
Schönberg, den 18. September 1876.

Staffeld, Landreiter.     


Es hat Gott gefallen, unsern lieben ältesten Sohn Hermann heute Morgen 4 Uhr aus diesem Leben abzurufen. Es geschehe sein Wille!
Schlagsdorf, 19. September 1876.

Pastor Gerling     
und Frau.        


Pferd Wegen Acquisition leichterer Pferde wünsche ich meinen braunen Wallach, 5 Jahre alt, 5 Fuß 8 Zoll groß, stark gebaut, fehlerfrei, fromm, Sattelpferd, ein= und zweispännig gefahren, möglichst bald zu verkaufen; außerdem einen gut erhaltenen Stuhlwagen.
Schönberg den 17. September 1876.

Oberförster C. Hottelet.     


Das Quartal der Rademacherzunft findet am Montag den 25. September statt und werden sämmtliche Meister eingeladen, sich Morgens 9 Uhr im Vereinslocale einzufinden.


Probsteier Saat=Roggen,

sowie hiesigen Weizen und Roggen zur Saat empfiehlt

Schönberg.                                                     F. Heitmann.


1000 Pfund Saat=Roggen,

frei von Rade, Probsteier erste hiesige Saat, sind zu verkaufen, wo? zu erfragen in der Expedition der Anzeigen zu Schönberg.


   Echte Christiania Anchovis,
   prima Brabanter Sardellen,
   grobkörnigen Caviar,
Sardinen à lhuile Pellier frères in 1/4 Dosen,
Braunschweiger Zungenwurst im Ausschnitt,

empfiehlt                                                     H. Duve in Schönberg.


Erlanger Lager-Export-Bier

aus der Brauerei von H. Henninger, auf Gebinden und Flaschen, empfehle billigstens.

Schönberg.                                                     H. Duve.


Fertige
Herren- u. Knaben=Garderoben

in großer Auswahl zu den billigsten und festen Preisen empfiehlt

H. Hundt,              
Herren=Kleidermacher.     

Schönberg.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 74 Seite 4]

Die
Tremser Knochenmühle & Superphosphatfabrik
in
Trems bei Lübeck

empfiehlt zur diesjährigen Roggen= und Weizensaat ihr anerkannt vorzügliches gedämpftes und aufgeschlossenes Knochenmehl als wirksamstes und billigstes Düngemittel für obige Getreidearten mit Gehaltsgarantie unter Controle der Controlstationen in Kiel und Rostock zu niedrigsten Preisen.

H. C. Koch.       
Trems und Lübeck.     


Guano der Peruanischen Regierung.

Wir zeigen hiermit an, dass nach Verfügung der Peruanischen Regierung die Preise für den

direct importirten Peru-Guano

ab Lager hier unverändert die folgenden sind:

M. 255. - bei Abnahme von 30,000 Kilo und mehr,
M. 230. - bei Abnahme von unter 30,000 Kilo
pr. 1000 Kilo brutto, inkl. Säcke, excl. Verladungsspesen, gegen comptante Zahlung in Reichsmünze.

Den aufgeschlossenen Peru-Guano

in sofort verwendbarer Pulverform, unter Garantie eines Gehalts in demselben von

8 % gegen Verflüchtigung geschütztem Stickstoff und
9 % leicht löslicher Phosphatsäure,
notiren wir ab Lager hier
M. 285. - bei Abnahme von 30,000 Kilo und mehr,
M. 300. - bei Abnahme von unter 30,000 Kilo

pr. 1000 Kilo brutto, inkl. Säcke, excl. Verladungsspesen, gegen comptante Zahlung in Reichsmünze.
Ueber sonstige Verkaufsbedingungen etc. ertheilen wir auf Anfrage gern Auskunft.
Hamburg 15. Juli 1876.

Ohlendorff & Co.,
alleinige Agenten der Herren Dreyfus Frères & Cin. in Paris (Contrahenten der Peruanischen Regierung)
für den Verkauf des Peruanischen Guano in ganz Deutschland und dem Norden
und ausschliesslich autorisirte Fabrikanten des aufgeschlossenen Peru- Guano für ganz Europa und die Colonien.


Schaf Auf dem Hofe zu Schlagsdorf steht ein in hiesiger Schäferei ausgedienter Schafbock zu verkaufen.


Gummi=Regenröcke

werden reparirt bei

Emil Jannicke.                  
Handschumacher in Schönberg.     


Herbst-& Winter-Jackets
sowie
Winter=Paletots

in bedeutender Auswahl empfing soeben

Julius Schweigmann
in Schönberg.


Dachpfannen und Holfter
bei                                                    F. Heitmann. Schönberg.


Künstl. Düngemittel

unter Garantie der Gehalte und Controle der Versuchsstation in Rostock stehend bei

F. Heitmann.     
Schönberg.       


Nähmaschinen

in größter Auswahl, als
Singer's Familienmaschine, elegant mit Verschlußkasten und allen Apparaten M. 108,
Wheeler & Wilson's Familienmaschine mit Verschlußkasten und allen Apparaten M. 80, dieselbe hochelegant M. 96,
La Novita, ähnlich wie Singer, mit Verschlußkasten und allen Apparaten M. 96,
Löwe=Maschine mit Verschlußkasten und allen Apparaten M. 120,
Handmaschinen, Doppelsteppstich, von 48 bis 60 M.
Handwerker=Maschinen für Schneider und Schuhmacher in verschiedenen Systemen
empfiehlt ergebenst unter Garantie

Wilh. Harmsen.
Ratzeburg.


Eintragungen in die Standes=Register
des Standesamtsbezirks Schönberg.

Geboren. D. 6. Sept. dem Arbm. Johann Peter Heinrich Lenschow zu Schönberg ein Sohn. - D. 9. dem Feldwebel Friedrich Wilhelm Pioch zu Lübeck eine Tochter. - Dem Webermeister Johann Peter Renzow zu Schönberg eine Tochter. - D. 14. dem Ackerbürgereipächter Joachim Asmus Heitmann zu Schönberg eine Tochter. - D. 20. dem Arbm. Hans Joachim Heinrich Lübcke zu Westerdeck ein Sohn. - Dem Schustermeister Johann Christian Daniel Möller zu Schönberg eine Tochter. - Dem Rentier Johann Oelrich zu Allermöhe ein Sohn. - D. 16. dem Arbm. Hans Joachim Maaß zu Retelsdorf eine Tochter. - D. 20. dem Arbm. Jochen Heinrich Dierck zu Törpt eine Tochter.

Gestorben. D. 9. Sept. Catharina Maria Maaß geb. Söhlbrandt, Arbm.frau zu Schönberg, 61 J. 9 M. alt. - D. 10. Anna Catharina Bohnhoff geb. Böttcher, Arbm.frau zu Boitin=Resdorf, 70 J. 6 M. all. - D. 13. Anna Catharina Maria Möller zu Schönberg, 33 J. 8 M. alt. - D. 17. Webermeister Peter Heinrich Lenschow zu Schönberg, 78 J. 1 M. alt. - D. 18. August Johann Peter Heinrich Stender, Arbm.Sohn zu Schönberg, 3 M. alt. - D. 21. Marie Elise Cathar. Emma Kassow zu Schönberg, geb. in Rodüchelsdorf, 11 M. alt.

Angeordnete Aufgebote. Schlachtermeister Ludwig Georg Heinrich Soltmann zu Schönberg und Elise Johanna Magdalene Sienknecht zu Ahrensböck. - Registrator Karl Friedrich Altert Knebusch zu Schönberg und Augusts Henriette Johanna Probsthan zu Mirow.

Eheschließungen. D. 8. Sept. Arbtsm. Hans Joachim Werner und Wilhelmine Anna Christine Froh geb. Albrecht zu Schönberg. - Sergeant Johann Adolph Perlebach zu Rendsburg und Johanna Elise Albertine Maaß zu Schönberg. - D. 19. Schneider Joachim Heinrich Wilhelm Maaß zu Schönberg und Cath. Elisab. Burmeister zu Retelsdorf.


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag 24. September.
Früh=Kirche: fällt aus.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen18 M -Pfennig  bis 23 M -Pfennig.
Roggen17 M 50Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Gerste17 M -Pfennig  bis 18 M -Pfennig.
Hafer17 M -Pfennig  bis 18 M 50Pfennig.
Erbsen16 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat29 M 50Pfennig  bis 30 M -Pfennig.
Winter=Rübsen28 M 50Pfennig  bis 29 M -Pfennig.
Schlagleinsaat20 M -Pfennig  bis 21 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,45 .
Enten d. St. M2,25 .
Hühner d. St. M1,00 .
Hasen d. St. M3,50 .
Tauben d. St. M0,40 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,90 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,20 .
Eier 5 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,50 .


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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