No. 72
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 15. September
1876
sechsundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1876 Nr. 72 Seite 1]

   Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß unter den Kühen des Schulzen Lenschow und des Hauswirths Ollrogge zu Gr. Bünsdorf die Maulseuche erloschen ist.
   Schönberg, den 13. September 1876.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.


Die Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg, welche schon wiederholt ihr Einverständniß mit dem "Aufruf zur Bildung einer deutschen konservativen Partei" erklärt haben, bezeichnen es in ihrer Nr. 66 vom 25. v. M. als "eine überaus erfreuliche Thatsache," daß laut eines Ministerialrescripts vom 11. v. M. dem neuen Verein der deutschen Conservativen die Genehmigung für Mecklenburg=Schwerin ertheilt. Eine politische Bedeutung würde diese ministerielle Erlaubniß indessen doch nur haben, wenn eine größere Anzahl notabler Mecklenburger von derselben Gebrauch machte, und dies ist bis jetzt weder geschehen, noch zu erwarten.
Wer für das Wohl Deutschlands die Rückkehr zu conservativen Grundsätzen geboten erachtet, wird gewiß damit einverstanden sein, daß

1) die Selbstständigkeit und Eigenart der einzelnen deutschen Staaten, Provinzen und Stämme gewahrt,
2) das öffentliche und private Recht nur auf den realen und geschichtlichen Grundlagen weiter gebildet,
3) den monarchischen Grundlagen unseres Staatslebens und einer kräftigen obrigkeitlichen Gewalt entscheidendes Gewicht beigelegt,
4) bürgerliche Freiheit und Selbstverwaltung in den möglichst weitesten Grenzen zugestanden,
5) das religiöse Leben, christliche und kirchliche Einrichtungen, vor allem die confessionelle christliche Volksschule erhalten, der Culturkampf beendigt,
6) die verderblichen Folgen, welche die zur Herrschaft gelangten liberalen Theorien für das Erwerbs= und Verkehrsleben gehabt, durch Revision der betreffenden Gesetze, insbesondere der Gewerbeordnung beseitigt und
7) zwar die Ausschreitungen der socialistischen Irrlehren bekämpft, aber auch die redliche Erwerbsarbeit gegen das Ueberwuchern der Speculation und des Actienunwesens geschützt wird.
Dagegen ist es nicht wohl erfindlich, wie es mit diesen Bestrebungen in Einklang zu bringen sein sollte, die angeblich "für unser Vaterland gewonnene Einheit auf dem Boden der Reichsverfassung in nationalem Sinne zu stärken und auszubauen." Selbst wenn man sich über den aus Frankreich importirten Ausdruck "national," der in neuerer Zeit auch bei uns vielfach zur Beschönigung revolutionärer Acte benutzt ist, hinwegsetzen wollte, so erscheint doch für einen Bau, der den von den deutschen Conservativen aufgestellten Erfordernissen entspräche, die Reichsverfassung, welche uns von Oesterreich trennt und die Annexionen bei Bestand läßt, also mit den geschichtlichen und monarchischen Grundlagen bricht, keinenfalls als eine geeignete Basis. Indem sie die Staaten, welche jetzt das deutsche Reich ausmachen, von den Majoritätsbeschlüssen des Bundesraths und Reichstags so abhängig macht, daß der rasch fortschreitenden Centralisation ein wirksamer Widerstand nicht entgegenzusetzen ist, würde sie mit Sicherheit zum Einheitsstaate führen. Die von den deutschen Conservativen an erster Stelle verlangte Wahrung der Selbständigkeit ist daher für die einzelnen Staaten nicht durch einen Ausbau, sondern nur durch eine völlige Umgestaltung der Reichsverfassung auf föderativer Grundlage zu erreichen.
Besonders abschreckend für jeden, der sich mit Ueberzeugung zum Christenthum bekennt, ist aber die Stellung, welche der Aufruf der Kirche dem Staate gegenüber anweist. Wird dem Staate das Recht eingeräumt, "kraft seiner Souveränetät sein Verhältniß zur Kirche zu ordnen," so liegt darin ein den mecklenburgischen Auffassungen durchaus widerstrebendes Anerkenntniß der Omnipotenz des Staates und zwar gerade für das Gebiet, auf dem sie am wenigsten zu ertragen ist. Um den Culturkampf zu beseitigen, ist es zunächst geboten, die göttliche Institution, welche vor allen Verfassungen der Welt selbst der des deutschen Reichs der Vorrang gebührt, gegen staatliche Maßregelungen sicher zu stellen und darf eine Partei, welche die christliche Kirche in einer unwürdigen Lage belassen will, hier im Lande weder unter den Mitgliedern der "ziemlich engherzigen Ritterschaft," noch in sonstigen conservativen Kreisen auf Anhänger rechnen.
Auch an Mecklenburg sind die Lehren der letzten 10 Jahre nicht spurlos vorübergegangen, man weiß jetzt einigermaßen, was uns noth thut, um die staatlichen, wirthschaftlichen und kirchlichen Gebrechen, an denen unser weiteres und engeres Vaterland leidet, nachhaltig zu heilen und wird sich vor allen Halbheiten, mit denen niemand gedient sein kann, gewiß hüten.
Neustrelitz den 6. September 1876.

Kammerrath von Oertzen.     


Politische Rundschau.

Deutschland. Vorgestern ist Se. Majestät der Kaiser von den großen, zuletzt bei Merseburg abgehaltenen Manövern wieder nach Berlin zurückgekehrt. Das Befinden des greisen Monarchen ist trotz der großen Anstrengungen und trotz der vielfach sehr rauhen Witterung andauernd ein sehr günstiges gewesen. Vorläufigen Bestimmungen zufolge wird Se. Majestät die beabsichtigte Reise nach Würtemberg, Elsaß und Baden am nächsten Mittwoch, den 20. d. Mts., antreten und am 21. in Stuttgart, am 24. in Weißenburg, am 27. in Karlsruhe eintreffen. Dort wird Ihre Maj. die Kaiserin mit dem Kaiserlichen Gemahl zusammentreffen, und beide Majestäten werden am 28. d. Mts. auf Einladung des Würtembergischen Königspaares dem

[ => Original lesen: 1876 Nr. 72 Seite 2]

an diesem Tage stattfindenden Cannstädter Landwirthschafts= und Volksfeste beiwohnen.
Der Feldmarschall Freiherr von Manteuffel, der in außerordentlicher Mission an Se. Maj. den Kaiser von Rußland nach Warschau gesandt war, ist am Freitag zurückgekehrt und hat sich sofort nach der in Merseburg bei Sr. Maj. dem Kaiser stattgehabten Audienz nach Varzin zum Reichskanzler Fürsten von Bismarck begeben. Natürlich wird dieser Reise eine große politische Bedeutung beigelegt. Doch verlautet über den Zweck wie über den Erfolg derselben noch nichts sicheres.
Der bekannte nationalliberale Reichstagsabgeordnete Dr. Wehrenpfennig hat sich in der Provinz Hessen, offenbar um sich den dortigen Wählern zu empfehlen, in einen heftigen Zeitungskrieg eingelassen. Offenbar bedarf derselbe besonderer Empfehlung seinen Wählern gegenüber, denn wie versichert wird, soll es noch sehr zweifelhaft sein, ob er aus den Wahlurnen wieder als Abgeordneter für Hessen hervorgehen werde. Uebrigens dürfte gerade dieser Streit nicht zu seinen Gunsten wirken, denn er hat in einem sachkundigen Manne seinen Gegner gefunden, und er weiß, wie überhaupt der Liberalismus, die schweren den Liberalismus und besonders den Nationalliberalismus treffenden Vorwürfe weder zu entkräften noch abzuschwächen, sondern sucht sich durch bloßes Schimpfen und Schmähen gegen den neuen Verein der Deutsch=Konservativen zu helfen. So behauptet der Herr Dr. Wehrenpfennig, die deutsch=konservative Partei sei die alte preußische konservative Partei und meint, derselben gehörten in Hannover nur einige Welfen, in Sachsen einige Königliche Kammerherren, in Baden, Würtemberg und Bayern einige urorthodoxe Geistliche an, und "sonst keine Seele." Wenn Herr Dr. Wehrenpfennig das selber für wahr hielte, was er sagt, so würde er sich gegen diesen so sehr gehaßten und gefürchteten Verein nicht so heftig ereifern. Was übrigens den auch hier wieder durchklingenden und auch sonst vielfach erhobenen Vorwurf betrifft, als wäre der Verein der Deutsch=Konservativen nicht wahrhaft konservativ, sondern nährte reaktionäre Gelüste, so verweisen wir einfach auf das bekannte so klare und unzweideutige Programm desselben. Allerdings die Herren Nationalliberalen, die noch nie in klaren unzweideutigen Worten geredet, sondern stets ihre eigentlichen Tendenzen hinter leeren Phrasen und eitlen Versprechungen zu Verbergen gewußt haben, können natürlich nicht umhin, auch die Aufrichtigkeit des konservativen Programms in Zweifel zu ziehen und zu verdächtigen. Bei Leuten, die selber aufrichtig sind, wird ihnen das nimmer gelingen; und jeder aufrichtige Mann, wie fern er auch sonst dem konservativen Programme stehen möge, wird zugeben müssen, daß dasselbe mit reaktionären Gelüsten nichts zu schaffen hat.
Türkei. Vom Kriegsschauplatz ist nichts von Bedeutung zu berichten. Beide kriegführenden Parteien scheinen augenblicklich tief erschöpft zu sein, und so ist eine Waffenruhe von selbst eingetreten, ohne daß ein besonderer Waffenstillstand geschlossen wäre. Ueber die Friedensverhandlungen, die im Gange sein sollen, verlautet noch nichts sicheres.


- Der Hamburger Herbst=Pferdemarkt, welcher am Donnerstag und Freitag voriger Woche auf dem Hamburg=Altonaer Central=Viehmarkt abgehalten wurde, verlief äußerst träge bei nur 220 angetriebenen Pferden (hauptsächlich russischen Ponies), mit denen geräumt wurde. Die Preise variirten zwischen 60 und 90 Thlr. pro Stück.
- Die famose Adele Spitzeder wird dieser Tage ihrer Haft entlassen.
- Die Wittwe des ermordeten Generalkonsuls Abbot in Salonichi hat 300,000 Franks Entschädigung von der Türkei erhalten.
- Von allgemeinem Interesse waren die Verhandlungen am zweiten Tage der Versammlung deutscher Forstwirthe in Eisenach über die wichtige Frage: Welche Erfahrungen sind gemacht worden über den Einfluß der Waldordnungen, der Verminderung der Flurbäume und Flurgehölze, zumal im Gebiete der Kalkformationen, sowie der umfänglichen Entwässerungen, Trockenlegungen von Seen, Flußregulirungen u. s. w. auf den Witterungscharakter, insbesondere auf die Summe und Vertheilung der Niederschläge, auf die Ergiebigkeit der Quellen, den Wasserstand in Bächen und Flüssen, auf die Bodenfeuchtigkeit und in Folge dessen auf die Land= und Forstwirthschaftliche Produktion überhaupt. Der Vortrag des Geh. Oberforstrath Grebe war sehr eingehend und inhaltreich und wird hoffentlich durch den Druck allgemeiner bekannt werden. Der Referent zeigte, daß eine Aenderung in den Niederschlägen und eine umfängliche Abnahme im Wasserstande eingetreten sei, wenn auch thatsächlich durch Zahlen begründete Beweise noch nicht ausreichend vorlägen; Veränderungen an der Bodenoberfläche führten eine Abnahme der Niederschläge herbei, mit der Entwaldung seien Gewitter und Hagelschlag viel häufiger geworden, währenddem der Quellenreichthum abgenommen habe. Referent schildert eingehend die Nachtheile der Sümpfe und Moore, warnt aber auch, in der Entsumpfung nicht zu weit zu gehen, da dadurch die Abnahme des Wasserstandes noch weiter gefördert werde. Auch sei der raschen Ableitung und der vielen Drainage entgegen zu treten, da dadurch Hochfluthen und Ueberschwemmungen einerseits bewirkt, andererseits der Pflanzenwelt die nöthige Feuchtigkeit entzogen werde; auf allmälige Vertheilung des abfließenden Wassers zur Verhütung von Hochfluten legte der Redner ganz besonderes Gewicht. Die nächste Versammlung finden 1877 in Bamberg statt.
- Die deutschen Vegetarianer (Pflanzenesser), deren Zahl in stetem Zunehmen begriffen ist, sind sehr rührig. Nachdem sie ihren Vereinstag in diesem Jahre in Köln abgehalten, gründen sie jetzt in Gernsbach bei Baden=Baden eine vegetarianische Pension und Kolonie. Villa Thalysienhof ist der Name, den sie ihrer Niederlassung beilegten. Thalysien hießen bei den Griechen die Früchte= und Blumenopfer. Auch Waisenkinder sollen auf dem Thalysienhof vegetarianisch erzogen werden. Die Vegetarianer wollen den Fleischessern beweisen, wie friedlich, fröhlig, fleißig, ununterbrochen gesund und außerordentlich billig man bei der Pflanzenkost leben kann. Die Lage der geräumigen Villa und des sie umgebenden Obst= und Gemüsegartens ist reizend und die mächtige Schwarzwaldluft macht die Villa Thalysienhof allerdings zu einem klimatischen Kurort.
- Die Vögel sind alte Wetterpropheten. Wenn sich die Tauben auf das Dach einer Scheune setzen und den Kopf nach Osten wenden, so bedeutet das für den Morgen, und wenn sie früh in ihre Wohnung zurückkehren und in der Umgegend des Hofes herumpicken, für den folgenden Tag Regen; kehren sie spät zum Taubenschlag zurück, fliegen sie weit in die Felder auf Beute, so zeigt das schönes Wetter an. Wenn die Hennen sich mehr als gewöhnlich und mit gesträubten Federn im Staub wälzen, so zeigen sie damit einen Sturm an. Dasselbe bedeutet es, wenn die Enten unter Flügelschlägen in das Wasser tauchen und sich mit munterem Geschrei auf dem Pfuhl verfolgen. Wenn die Schwalben auf ihrem Flug die Oberfläche der Erde und das Wasser streifen, so ist ebenfalls der Sturm nicht mehr weit; verschwinden sie, besonders gegen Abend, hoch oben in der Atmosphäre, so deutet das trockene Luft an. Wenn die Raben mehr als gewöhnlich schreien und krächzen, so ist dies ein Zeichen von Regen, ebenso wenn die Käuzchen schreien und die Bachstelzen die Gräben entlang hüpfen. Bienen, die sich wenig von ihrem Stock entfernen oder die massenweise, ohne ganz beladen zu sein, dahin zurückkehren, zeigen sehr nahen Regen an. Wenn die Kuh die Wand des Stalles beleckt, d. h. den Salpeter, den die Feuchtigkeit der Atmosphäre heraussickern läßt, so giebt es am folgenden Tage Regen. Andere Vorzeichen des Wetters giebt es auf den Feldern. Wenn die Klinge der Sense am Morgen im Thau trocken bleibt, so ist das ein Zeichen von schönem Wetter, zieht sie dagegen Feuchtigkeit an, indem sie sich bläulich oder röthlich färbt, so wird es in kurzer Zeit Regen geben. Auch der Holzhauer, der in den Wald geht, kann auf nämliche Art seine Axt fragen; wenn sie rein und glänzend ist, so wird der Tag schön werden ; ist sie aber trübe und gleitet der Stiel nicht recht in der Hand, so droht Sturm.
- Von den Serben berichten die Militärärzte, daß sie tapferer auf dem Schlachtfelde als auf dem Krankenbette in den Lazarethen sind. Der Leichtverwundetste glaubt bittres Unrecht zu erleiden,

[ => Original lesen: 1876 Nr. 72 Seite 3]

wenn man ihn nicht zweimal täglich verbindet. Die Leute sind sehr empfindlich und haben ein ungemeines Mitleid mit sich selbst. Der Schmerz einer Morphium=Einspritzung bringt sie zu den wunderlichsten Grimassen und die Angst vor einem kleinen Schnitt kann ihnen Thränen entlocken. Die Messerscheu trägt denn auch dazu bei, daß rettende Operationen nur sehr selten die Zustimmung des Patienten erlangen. Die Erzählungen über schmerzersparende Wirkung des Chloroforms halten diese Kinder für falsche Vorspiegelungen und erst, wenn es zu spät ist, lassen sie sich durch wüthende Schmerzen zu einer Operation bestimmen, die ein paar Tage früher erfolgreich hätte wirken können. Darum wird auch die Chirurgie diesmal keine glänzenden Ergebnisse haben können.
- Hartglas. Seit geraumer Zeit ist es bekannt, daß ein Glas erfunden ist, das in seiner Haltbarkeit das bisher übliche ganz bedeutend überragt; allein erst in neuester Zeit ist es gelungen, dasselbe fabrikmäßig darzustellen und auf den Markt zu bringen, woran die Schwierigkeiten der Fabrikation die Schuld tragen sollen; zudem hat ein übereifriger Verehrer des neuen Glases demselben Eigenschaften zugeschrieben, die letzterem eben nicht zukommen können. Glas kann nun einmal nicht unzerstörbar sein, so wenig als Stein oder Metall. Das jetzt fabrizirte Hartglas schützt vor dem Ungemach des gewöhnlichen Gebrauches, erträgt den schroffen Wechsel von kaltem und heißem Wasser, ebenso eine sehr kräftige Handhabung. Lampengläser ertragen einseitiges Anschlagen der Flamme und Luftzug. Diese Vorzüge sind zum Theile schon bekannt, und wer je sich des neuen Glases bedient hat geht nicht mehr davon ab. Im Handel sind eingeführt: Becher und Kelche in vielen Formen, Karaffen, dann alle gebräuchlichen Lampengläser. Es sind Karaffen gezeigt worden, die den Wurf auf Zimmerlänge, das Rollen vom Tische ohne Schaden vertragen; eben so stark und solid sind die Saugeflaschen und Gläser. (Und der Preis?)
- Für Liebhaber von Anekdoten hier ein ganzes Vierteldutzend, noch dazu wahre. Ein Amerikaner hat bei Papst Pius IX. Audienz und gefällt dem alten Herrn recht gut. - Haben Sie Alles gesehen in Rom? - Alles, heiliger Vater, nur eines möchte ich noch sehen! - Was ist das? - Ein Conclave! - Den Papst hätte beinahe der Schlag gerührt. - Du hast wohl ganz neue Augen? fragte ein kleines Pariser Bürschchen eine Schauspielerin, die wunderschöne glänzende Augen hatte. Kein Kompliment hat mich jemals so gefreut, erzählte sie oft. - Glycerina ließ ein Amerikaner sein jüngstes Töchterchen taufen. Das "Nitro" kann man später hinzusetzen, meinte er, falls ihr Temperament unglücklicherweise dem ihrer Mutter ähnlich werden sollte.
- Der "Neue Sozialdemokrat" hat sich auf die Poesie geworfen und feiert den 12. Todestag Lassalle's (31. August) mit folgendem Schlußverse:
          Laß' alle Menschen grollen!
          Laß' alle Hunde los!
          Laß' alle Donner rollen!
          Lassalle bleibt doch groß.!


Anzeigen.

Dem Dienstmädchen des Herrn Doctor Max Marung hieselbst sind nach der gemachten Anzeige am gestrigen Tage ein schwarzer Frauenrock, eine schwarz seidene Schürze und ein paar neu lederne Halbschuhe aus der unverschlossenen Leutestube gestohlen worden. Wir ersuchen alle resp. Polizei und Gerichtsbehörden um Vigilanz auf das gestohlene Gut und auf den Dieb dienstergebenst.
Schönberg, den 11. September 1876.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Unter den in der Bekanntmachung vom 11. d. Mts. bezeichneten Sachen sind dem Dienstmädchen des Herrn Dr. Max Marung hieselbst noch ein schwarzbrauner wollener Regenschirm mit hölzernem Stiel und hölzerner Krücke und statt der schwarz seidenen eine feine weiße halbleinene Schürze mit Latze gestohlen worden.
Wir wiederholen unsere Bitte um Vigilanz auf das gestohlene Gut und den Dieb.
Schönberg, den 14. September 1876.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Die Schulden=Regulirungs=Section beabsichtigt, in Gemäßheit des Rath= und Bürgerschlusses vom 10. Mai 1875, an der Ausloosung theilnehmende Obligationen der alten Anleihen, sowohl der freiwilligen wie der contributiosmäßigen von den Mindestfordernden anzukaufen.
Versiegelte Verkaufsofferten sind, als solche bezeichnet, mit Angabe der Nummern und des Betrages der einzelnen Stücke, sowie des Zinsfußes und des Zinsverfalltages, bis zum 30. d. Mts. bei Senator Schroeder hieselbst einzureichen.
Die Auszahlung der Kaufgelder erfolgt im October.
Lübeck den 1. September 1876.

Schulden=Regulirungs=Section.


Zur Deckung der Brandschäden, Unterhaltung der Löschanstalten und zur Bestreitung der Verwaltungskosten vernothwendigt sich für das laufende Jahr ein Beitrag von 50 Pf. (8 Schill.) für 300 M. (100 Thlr.) der Versicherungssumme, welches den Interessenten hiermit angezeigt wird.
Der Zahlungstag wird den einzelnen Ortschaften noch besonders angezeigt werden.
Schönberg, den 7. September 1876.

Direction der Feuerassecuranz=Societät im Fürstenthum Ratzeburg.


Kampfgenossenverein 1870-71.
Außerordentl. General-Versammlung
am Sonntag den 17. d. Monats, Abends 7 Uhr,
im Vereins=Locale.

Tagesordnung: Beschlußfassung über eine Einladung des Parchimer Krieger=Vereins zur Betheiligung an der Enthüllung des Moltke=Denkmals.

Schönberg.                                                     Der Vorstand:
                                                                              Dr. M. Marung.


Krieger-Verein für Rehna und Umgegend.
Generalversammlung und Stiftungsfest
Sonntag den 17. d. Mts., Nachmittags 4 1/2 Uhr,
im Vereinslocale.

Tagesordnung: Jahresabschluß. Berathung wegen Entsendung einer Commission zur Einweihung des Moltke=Denkmals in Parchim am 2. October d. J. Vorstandswahl.
Die Mitglieder werden ersucht, zu dieser Versammlung sämmtlich und pünktlich zu erscheinen.

Der Vorstand.     


Die Mitglieder der Sterbekasse der Schützenzunft werden ersucht,

am Sonnabend den 16. d. M.,
Abends 8 Uhr,

im Boye'schen Saale zur Versammlung zu kommen.
Schönberg, den 11. September 1876.

Der Vorstand.     


Säcke-Verkauf.
Wegen Aufgabe des Geschäfts

verkaufen wir unser bedeutendes Sacklager von bekannter Güte für 16 und 18 M. pro Dutzend aus; sonstige Preise fast das Doppelte. Aufträge werden per Nachnahme bestens besorgt. Die Säcke halten 4 Scheffel schwer Korn.

Eichler & Bosselmann.
Schwerin.


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmtem Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 72 Seite 4]

Die
Tremser Knochenmühle & Superphosphatfabrik
in
Trems bei Lübeck

empfiehlt zur diesjährigen Roggen= und Weizensaat ihr anerkannt vorzügliches gedämpftes und aufgeschlossenes Knochenmehl als wirksamstes und billigstes Düngemittel für obige Getreidearten mit Gehaltsgarantie unter Controle der Controlstationen in Kiel und Rostock zu niedrigsten Preisen.

H. C. Koch.       
Trems und Lübeck.     


Herbst-& Winter-Jackets
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Winter=Paletots

in bedeutender Auswahl empfing soeben

Julius Schweigmann
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Fehmarn'sche Sommer=Butter
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Heinrich Otto.     
Schönberg.        


Gummi=Regenröcke,

prima Qualität, zu den billigsten Preisen empfiehlt

Heinrich Creutzfeldt.     
Schönberg.             


Starke Kornsäcke

von à Stück 1 M. 12 Pfennig (Mecklenburg). an, in Dutzend billiger, empfiehlt

Heinrich Creutzfeldt.     
Schönberg.             


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F. Heitmann.     
Schönberg.       


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H. Engelbrecht.     
Lübeck,           
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Lübeck,
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W. J. Heymanson,
Lübeck.


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per Dutzend 12 M. 50 Pfennig (Mecklenburg) - 14 M. - 16 M. 50 Pfennig (Mecklenburg) - 20 M. - 24 M. empfiehlt

August Creutzfeldt     
in Schönberg.         


Gesucht
zu Michaelis ein Knecht, der mit Pferden umzugehen weiß und Ackerwirthschaft versteht.
Pfaffenmühle. H. Penckow.


W. Kolls,
Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Allen Kranken, welche in möglichst kürzester Zeit durch ein tausendfach bewährtes, rationelles Heilverfahren von ihren Leiden befreit sein möchten, kann die Lektüre des berühmten, bereits in 60. Auflage erschienenen, 500 Seiten starken Buches: "Dr. Airy's Naturheilmethode" nicht dringend genug empfohlen werden. Preis 1 Mark, zu beziehen durch jede Buchhandlung oder gegen Einsendung von 10 Briefmarken à 10 Pfg. auch direct von Richter's Verlags=Anstalt in Leipzig. Die in dem Buche abgedruckten zahlreichen glänzenden Atteste bürgen dafür, daß Niemand dies illustrirte Werk unbefriedigt aus der Hand legen wird. Thatsachen beweisen!


Forderungen

an den Nachlaß des verstorbenen Rathmanns Carl Köhler sind innerhalb von 14 Tgen bei mir zu machen.
Schönberg, den 7. September 1876.

Georg Breuel jun.     


Wegen Umstände ist noch eine

Wohnung

zu Michaelis oder später oder zu Ostern k. J. an ruhige Leute billig zu vermiethen. Dieselbe enthält Stube, Kammer, Küche und Holzstall. Wo? erfährt man in der Expedition der Anzeigen zu Schönberg.


In der Nähe des Marktes ist zu Ostern eine

Wohnung

(parterre) zu vermiethen. Zu erfragen in der Expedition der Anzeigen zu Schönberg.


Am Sonntag Nachmittag ist ein Regenschirm gefunden, den der sich als rechtmäßig ausweisende Eigenthümer gegen Erstattung der Insertionsgebühr zurückerhalten kann bei der

Nagelschmiedwittwe Koch     
in Schönberg.               


Am Montag Morgen ist vor der Marienstraße ein Herrenhut gefunden. Abzuholen bei

Arbeitsmann Krellenberg     
in Schönberg.               


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag 17. September.
Früh=Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen20 M 50Pfennig  bis 22 M 50Pfennig.
Roggen17 M 50Pfennig  bis 18 M 50Pfennig.
Gerste16 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Hafer17 M 50Pfennig  bis 18 M 50Pfennig.
Erbsen16 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat29 M 50Pfennig  bis 30 M -Pfennig.
Winter=Rübsen28 M 50Pfennig  bis 29 M -Pfennig.
Schlagleinsaat20 M -Pfennig  bis 21 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,45 .
Enten d. St. M2,25 .
Hühner d. St. M1,00 .
Küken d. St. M0,60 .
Tauben d. St. M0,40 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,90 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,20 .
Eier 5 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,50 .


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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