No. 70
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 08. September
1876
sechsundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1876 Nr. 70 Seite 1]

   Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gemacht, daß die Maul= und Klauenseuche unter den Kühen des Schulzen Maaß in Malzow erloschen ist.
   Schönberg, den 6. September 1876.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.


Politische Rundschau.

Deutschland. Se. Maj. der Kaiser hat dem General Freiherrn v. d. Tann das Großkreuz des Rothen=Adler=Ordens mit Schwertern am Ringe verliehen.
Der Bundesrath wird der "Nat. Ztg." zufolge gleich nach dem 15. d. Mts. zur Wiederaufnahme seiner Arbeiten berufen werden, um die für den Reichstag bestimmten Vorlagen vorzubereiten.
Bekanntlich wird der Reichstag noch einmal vor Ablauf seines Mandates zusammentreten zu einer außerordentlichen Herbstsession, und zwar wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des nächsten Monats. Wenn übrigens bisher die Ansicht verbreitet war, als würde diese Herbstsession eine wenig belangreiche sein, so stellt sich dieselbe mehr und mehr als unwichtig heraus, denn namentlich auf dem Gebiete der Zoll= und Steuergesetzgebung wird der Reichstag sich über höchst wichtige Fragen zu entscheiden haben. Das könnte bedauerlich erscheinen, da ja Jeder weiß, was wir von der nationalliberalen Majorität zu erwarten haben, und wohl dürfte die Noth und das Elend schon groß genug erscheinen, in das unser deutsches Volk durch eben jene Majorität gerathen ist, wohl dürfte der wirthschaftliche Abgrund schon tief genug erscheinen, an dessen Rand unser deutsches Volk gebracht ist durch den Aktienschwindel, die unbeschränkte Freizügigkeit u. s. w. und zumal daß auf dem Gebiete der Steuergesetzgebung von der jetzigen "liberalen" Reichstagsmajorität kein besonderer Segen zu erhoffen ist, hat das Verhalten derselben zu der Vorlage über eine Börsensteuer genugsam bewiesen. Wir wissen auch bereits, daß das nicht zu verwundern ist; gehören doch zu den Führern des Nationalliberalismus Leute, die bei dem abscheulichen Aktienschwindel in schlimmster Weise betheiligt waren - wir erinnern an das Otto Glagausche Buch - oder die noch heute mit Börsenmännern eng verbunden sind, wie sollten sie nicht die Börse und das Kapital auf alle mögliche Weise begünstigen. Aber dennoch halten wirs nicht für ein Unglück, daß der jetzige Reichstag noch einmal zur Entscheidung über sehr wichtige Dinge berufen wird. Wird doch dadurch der nationalliberalen Partei noch einmal Gelegenheit geboten, vor der ganzen Nation aufs Neue ihre Impotenz und ihren Bankerott zu erweisen, vor aller Welt aufs neue zu zeigen, daß sie absolut unfähig ist, die wirthschaftlichen und sittlichen Nothstände unseres Volkes zu heben. Dann ist dieser Erweis bei den nahe bevorstehenden Wahlen zum Reichstage in aller Gedächtniß, und es wird um so weniger zu erwarten sein, daß unser Volk sich noch einmal durch "liberale" Vorspiegelungen und Versprechungen sollte täuschen lassen.
Wir leben jetzt in einer erschrecklichen Zeit! Es sind ja nicht nur die wirthschaftlichen Zustände, die tief zu beklagen sind; viel schlimmer noch und furchtbarer ist die sittliche Noth, in der unser ganzes deutsches Volk seufzt. Ganze große Kreise unseres Volkes sind besonders unter dem Einfluß einer gottlosen, das Christenthum verhöhnenden und offen den Unglauben und Aberglauben predigenden Presse in eine so furchtbare sittliche Verwilderung versunken, daß mans kaum glauben möchte; und nicht nur berichten die Zeitungen täglich - man mag zur Hand nehmen, welche man will - von abscheulichen Roheiten, sondern auch die persönliche Sicherheit, die wir zu genießen gewohnt waren, schwindet mehr. Wir denken da nicht nur an jene entsetzliche That, die in unserm Leserkreise noch in aller Munde ist, und unter deren Schrecken wir noch heute zittern. Ja wohl fragen wir schaudernd, wie ists denn dem grausigen Mörder möglich gewesen, den in der Blüthe seiner Jugend stehenden, hoffnungsvollen und liebenswürdigen Menschen kalten Blutes niederzuschlagen, einen jungen Mann, der keinem das Wasser trübte, und aus dessen treuen, freundlichen Augen nie etwas anderes, als die herzlichste Gutmüthigkeit selber hervorblickte, der nicht nur in kürzester Zeit das vollste und unbeschränkteste Vertrauen seines Prinzipals, sondern auch die Liebe und Zuneigung aller zu gewinnen wußte, die mit ihm in Berührung kamen - wie ist es möglich gewesen, demselben in vorgefaßter Absicht nachzuschleichen und dem Wehrlosen auf einsamem Spaziergange, vielleicht hinterrücks und ohne daß ers ahnte, mit dem zuvor präparirten Todtschläger auf den Kopf zu hauen? - Aber ist das etwa ein vereinzelter Fall? Die Zeitungen wissen täglich ähnliche Geschichten zu erzählen, und von allen Ecken und Enden hört man die Klage: die Kirchen sind leer geworden, die Wirthshäuser und die Gefängnisse sind überfüllt! Ja woher sind denn die Gefängnisse so voll? Etwa weil unsere Polizei heute plötzlich eifriger geworden wäre, als sie es früher war? Sind doch gerade der Polizei heute die Hände mehr gebunden als je! Und angesichts dieser Thatsachen drängt der Liberalismus noch immer weiter fort auf der Bahn, die er beschritten hat, und will vor allen Dingen, zumal in Preußen, auch schon aus den Volksschulen den Religionsunterricht gänzlich verdrängen. - Ja Gott bessers!
Frankreich. Für die im Jahre 1878 zu eröffnende Weltausstellung in Paris ist das Reglement bereits festgestellt. Die Erzeugnisse des Auslandes sollen unter den Bedingungen des internationalen Transits ohne jede Durchführung oder - je nach Wahl der Interessenten unter den Bedingungen des nationalen Transits mit einer nur summarischen Durchsuchung direkt nach dem Ausstellungsplatz befördert werden.
Türkei. Auf dem Kriegsschauplatz haben sich die Dinge wieder ungünstig für die Serben gestaltet. Während die Türken immer neuen Nach=

[ => Original lesen: 1876 Nr. 70 Seite 2]

schub bekommen, Schmidt das Heer der Serben täglich mehr zusammen, ohne daß die Lücken ausgefüllt werden konnten; und sie lassen in den Kämpfen bei Alexinatz enorme Verluste an Mannschaften gehabt haben. Die Türken sollen sie in den letzten Tagen immer weiter zurückgedrängt haben, und wenn Alexinatz nicht bereits aufgegeben ist. So scheint doch die Kapitulation unmittelbar bevorzustehen. Mit dem Fall von Alexinatz aber steht den Türken der Weg ins Innere von Serbien offen. Damit ist allerdings die Aussicht auf Frieden näher gerückt; aber wenn sich nicht Rußland der schwer bedrängten Glaubensgenossen energisch annimmt, so wird die Lage der Christen auf der Balkanhalbinsel nach dem Frieden eine viel schlimmere sein, als sie je gewesen ist. Auch gegen Montenegro scheinen die Türken jetzt den Kampf ernstlicher aufnehmen zu wollen. Mukhtar Pascha soll bereits mit 30,000 Mann die Grenze von Montenegro überschritten haben.


- Die Sachverständigen der verschiedenen industriellen Völker Europas kehren allmählig um wichtige Erfahrungen bereichert von der amerikanischen Industrieausstellung heim. Einstimmig erklären sie, Industrie und Handel in Europa habe Grund, mit allen Kräften der amerikanischen Concurrenz zu begegnen. Der Erfindungsgeist, die Gewandtheit und Energie der Nordamerikaner habe drüben viele Industriezweige neu geschaffen oder doch auf eigene Füße gestellt und Amerika werde bald viele und wichtige Dinge nicht mehr oder in sehr vermindertem Maße aus Europa beziehen. Zu diesem Zwecke habe die nordamerikanische Regierung seit vielen Jahren die hohen Zölle auf fremde Einfuhr gelegt. Die ersten Autoritäten in Deutschland, England und Frankreich haben sich bei der Ausstellung in Philadelphia von dieser Thatsache überzeugt und sie daheim offen verkündigt. Der englische Commissar Douglas=Dalton berichtet in der Times, daß der amerikanische Markt dem englischen Eisen, der Kohle und der Baumwolle zum größten Theil geschlossen und daß Gefahr sei, daß die Amerikaner bald Eisen, Kohle und Baumwolle nach England ausführen würden. - Der französische Commissar Desmoulins berichtet Aehnliches seiner Regierung und seinen Landsleuten. Die Amerikaner, sagt er, machen jetzt schon Frankreich Concurrenz in Luxusgegenständen, die bisher nur Frankreich eigen waren. Das Porzellan (Sevres) machen sie in allen Mustern nach, sie haben den nöthigen Rohstoff und verstehen ihn zu handhaben. "Weil unsere Porzellanausfuhr abnahm, glaubten wir Franzosen seither, die Amerikaner bezögen ihr Porzellan vorzugsweise aus Sachsen (Meißen), das ist aber nicht der Fall, sie fabriziren es selbst und wir haben ihnen zum großen Theil die Arbeiter dazu geliefert. Sie arbeiten darauf hin, Alles selber herzustellen, sie versuchen und vervollkommnen und es gelingt ihnen, unsern Handel dahin überflüssig zu machen. Wir müssen etwas thun für unsere Ausbildung und unsern Eigendünkel fahren lassen." Wenn ein Franzose seinen eitlen Landsleuten so ungeschminkt die Wahrheit sagt, dann muß er guten Grund dazu haben, die Amerikaner zu fürchten. Und allen Völkern , namentlich auch uns Deutschen, unseren Fabrikanten und Arbeitern müssen diese Erfahrungen ein gewaltiger Sporn sein.
- Eine Arbeitseinstellung (Strik) ist eine sehr zweischneidige Waffe. Die 14wöchentliche Arbeitseinstellung der Arbeiter in den Kohlengruben in Süd=Yorkshire in England ist den Grubenbesitzern auf 500,000 Pfd. Sterling, den Arbeitern auf die Hälfte zu stehen gekommen. Die betr. Eisenbahnen berechnen ihren Ausfall auf 122,000 Pfund, macht zusammen 872,000 Pfund. Und wem hat der Strik Nutzen gebracht?
- In Süddeutschland sind die Störche überall nach ihren Winterquartieren aufgebrochen.
- Bei dem großen Zapfenstreich am Freitag Abend in Berlin wirkten 432 Musiker und 648 Trommler mit. Er wurde genau so aufgeführt wie bei der Drei=Kaiser=Zusammenkunft.
- In Baden wird ein Riesen=Aquarium mit Wasserbehältern für Wall= und Haifische gebaut.
- Aus Bremerhaven kommt folgende Mittheilung: Seit Sonnabend steht der etwa 2 Meilen von hier entfernte große Wald Holzurburg bei Bederkesa in hellen Flammen, ohne daß es bis jetzt möglich gewesen, das Feuer zu löschen. Da der Unterboden des Waldes aus einem Torfmoore besteht, so brennt das Feuer unterirdisch bis zu acht Fuß Tiefe, und es gewährt einen schrecklichen, dabei doch wieder wunderbar schönen Anblick, zu sehen, wie die alten Baumriesen, deren manche viele hundert Jahre alt sind, nachdem ihnen der Boden unter den Wurzeln weggebrannt ist, umstürzen und mit furchtbarem Krachen in die prasselnde Gluth stürzen; eine Compagnie Soldaten ist aus Stade eingetroffen, um durch Auswerfen von Laufgräben das Feuer zu begrenzen. Entstanden ist dasselbe in Folge des unseligen Moorbrennens.
- Auf einem Viehtransport von Wismar nach Hamburg hat sich vor einiger Zeit ein sehr beklagenswerther Unfall ereignet, indem von 13 Stück Hornvieh, welches Wismarsche Schlachter nach Hamburg mit der Eisenbahn versandten, nur zwei Thiere gesund (die beiden, welche vor den offen gebliebenen Klapen gestanden hatten), einige halbtodt, die weit größere Anzahl todt daselbst ankam. Als man in Hamburg die Thüre des Eisenbahnwagens öffnete, bot, wie berichtet wurde, das Innere desselben einen jammervollen Anblick, indem die Thiere auf den Hinterfüßen mit stramm angezogenem Seile und lang ausgestreckter Zunge saßen.
- Präsident Grant redet den Kaiser Wilhelm in seinem Dankschreiben für dessen Glückwünsche zum Jubiläum der Union "großer und guter Freund" an und unterzeichnet sich auch "als Ihr guter Freund." Das Dankschreiben ist vom 10. Juli und spricht den Wunsch aus, daß die seither guten, nie getrübten Beziehungen zwischen Deutschland und Nordamerika auch im 2. Jahrhundert der Union fortbestehen und beide an Wohlstand wachsen mögen.
- Ein Amerikaner, Daniel Cook, Mechanikus in Mansfield (Ohio) will eine wichtige Erfindung gemacht haben. Derselbe behauptet, Elextrizität in solcher Menge und so billig herzustellen zu können, daß sie sowohl als Triebkraft wie als Leuchtkraft dem Dampf und allen Leuchtstoffen Concurrenz machen kann. Cook hat ein Patent nachgesucht.
- Einer der merkwürdigsten Gründer, Brigham Young, der uralte Prophet und Häuptling der Mormonen, neigt sein Haupt zur Erde und wird bald zur Grube fahren. Mit ihm wahrscheinlich seine Gründung, das Mormonenthum mit seiner Vielweiberei. Des Propheten einziger Sohn von seiner ersten Frau und sein Neffe tragen den Zwiespalt in die Gemeinde. Der Erstere gedenkt nach seines Vaters Tode alle seine Geschwister als Bastarde erklären zu lassen und das ungeheure Vermögen für sich zu nehmen; sein Vetter schreibt in den amerikanischen Zeitungen gegen das Mormonenthum. Die Apostel und die Heiligen, meist schlaue Yankees, streiten heute schon um die Würde des Propheten, und die Heerde ist in 2 Lager getheilt. Ein Theil der Stockmormonen will nach Australien auswandern.
- Sonst trugen die Soldaten Spielkarten in der Tasche und warfen sie nur in der Schlacht fort, weil sie Unglück bringen sollen. Künftig werden die Soldaten Generalstabskarten in der Westentasche tragen. Solche mikroskopische Karten nach dem Principe der Verkleinerung gedruckter Schrift durch Photographie werden jetzt schon in den Kriegsministerien vieler Länder eingeführt. Die auf diese Weise verkleinerten Karten sind nur 3-4 Zoll lang, aber mit solcher Genauigkeit ausgeführt, daß man, während die Hauptstraßen und Eisenbahnen mit bloßem Auge deutlich erkennbar sind, den Namen des kleinsten Weilers mit der Loupe lesen muß. Die Karten sind durchscheinend, müssen daher bei der Besichtigung gegen das Licht gehalten werden und wiegen nur wenige Gramm. Ein Spion kann bequem 50 solcher Karten in der Westentasche tragen und einzeln, wo's noth thut, verschlucken.
- Ein friedlicher Wettkampf findet vom 9. bis 12. September in Amsterdam statt. 45 Männergesangvereine aus Holland, Belgien und Deutschland ringen um den Preis und die Componisten F. Abt, Bruch, Vieuxtemps und Gounod sind Preisrichter.
- Die böse Gewohnheit mancher Männer, die Feder hinters Ohr zu stecken, ist einem Kaufmann in Berlin theuer zu stehen gekommen. Er beugte sich in einer freien Viertelstunde über sein jüngstes Kind und küßte es, die Stahlfeder, an die er nicht

[ => Original lesen: 1876 Nr. 70 Seite 3]

dachte, drang mit der Spitze dem armen Wurm ins Auge und dieses war verloren.
- In Koschmin in Posen kam ein Geschäftsbrief mit der Aufschrift: "An die königliche Schullehrer=Fabrik." Der Seminardirektor wies den Brief zurück, "weil das Lehrer=Seminar keine "Lehrer=Fabrik" sei."


Anzeigen.

Der am 5. September 1811 geborene Georg Ludwig Friedrich Schlebusch, ein ehelicher Sohn des Copiisten Georg Johann Schlebusch und der Christina Elisabeth Schlebusch geb. Fischer zu Schönberg, ist seit dem Frühjahr 1836 für verschollen erklärt. Sein Vermögen ist nach Bestellung eines Curator absentis gerichtlich verwaltet und betrug am 10. Juni c. 1852 M. 70 Pfennig (Mecklenburg).
Auf den zulässig befundenen Antrag des Curators, Lehrer Warncke hieselbst, wird der Georg Ludwig Friedrich Schlebusch hierdurch edictaliter geladen, binnen zwei Jahren a dato, spätestens aber in dem auf

den 12. October 1877,
Vormittags 11 Uhr,

vor hiesigem Gerichte anberaumten Termine uns von seinem Leben und Aufenthalt Nachricht zu geben, widrigenfalls auch die Substanz seines Vermögens seinen nächsten Verwandten für anheim gefallen erklärt werden soll.
Schönberg, den 3. September 1875.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)                                                    A. Dufft.


Nachdem der Krämer H. Wulff aus Ziethen am heutigen Tage die Erklärung abgegeben hat, daß er seine Güter seinen Gläubigern rein abtrete, ist zu Recht ernannt:

daß über das Vermögen des Krämers H. Wulff aus Ziethen, unter Vorbehalt der creditorischen Rechte, der förmliche Concursproceß, wie hiemit geschieht, zu eröffnen.

Von Rechts Wegen.

Schönberg, den 5. September 1876.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


An den städtischen öffentlichen Brunnen wird von Kindern und sogar von Erwachsenen allerlei Unfug getrieben, namentlich werden an dem artesischen Brunnen vor der Sabowerstraße Kartoffeln u. s. w. gewaschen, wodurch die unterirdischen Abzugsröhren verstopft werden und der Stadtkasse nicht unerhebliche Reparatur=Kosten entstehen. Die städtischen Pumpen und Brunnen sind ausschließlich nur zum Wasserholen bestimmt und verfällt Jeder, der in anderer Weise (auch durch unnützes Pumpen) sich dabei zu thun macht, in Strafe. Die Eltern haften uns für ihre Kinder. Die Aufsicht über den Brunnen vor der Marienstraße haben wir dem Kiepenmacher Heinr. Maaß, die Beaufsichtigung des Brunnens vor der Sabowerstraße dem Arbeitsmann H. P. Möller übergeben; richten aber außerdem an Jedermann das Ersuchen, uns Uebertreter obigen Verbots namhaft machen zu wollen.
Schönberg, den 7. September 1876.

Der Magistrat.
L. Bicker.


Zur Deckung der Brandschäden, Unterhaltung der Löschanstalten und zur Bestreitung der Verwaltungskosten vernothwendigt sich für das laufende Jahr ein Beitrag von 50 Pf. (8 Schill.) für 300 M. (100 Thlr.) der Versicherungssumme, welches den Interessenten hiermit angezeigt wird.
Der Zahlungstag wird den einzelnen Ortschaften noch besonders angezeigt werden.
Schönberg, den 7. September 1876.

Direction der Feuerassecuranz=Societät im Fürstenthum Ratzeburg.


Nach Gottes unerforschlichem Ratschluß ist uns unser ältester, hoffnungsvoller Sohn Adolf durch einen jähen Tod entrissen worden. Derselbe fiel durch die Hand eines Raubmörders auf der Insel Borkum und wurde am Morgen des 4. d. M. entseelt in den Dünen aufgefunden.
Um stille Theilnahme bitten

Lehrer Schulze und Frau.     

Schönberg, den 5. September 1876.


Am Dienstag Morgen früh starb mein lieber Sohn und unser guter Bruder

Johannes Vock.

Seine Beerdigung findet am Sonnabend um 3 Uhr Nachmittags statt.
Schönberg, den 7. September 1876,

Die Mutter Sophie Vock geb. Schröder
sowie seine Geschwister.


Kampfgenossenverein 1870-71.
Außerordentl. General-Versammlung
am Sonntag den 17. d. Monats, Abends 7 Uhr,
im Vereins=Locale.

Tagesordnung: Beschlußfassung über eine Einladung des Parchimer Krieger=Vereins zur Betheiligung an der Enthüllung des Moltke=Denkmals.

Schönberg.                                                     Der Vorstand:
                                                                              Dr. M. Marung.


Die diesjährige Umfahrt

wird am Montag den 11. September, am Donnerstage den 14. September und am Montage den 18. September vor sich gehen.
Schönberg 6. September 1876.

G. Fischer     
Pastor sec.     


Die Schulden=Regulirungs=Section beabsichtigt, in Gemäßheit des Rath= und Bürgerschlusses vom 10. Mai 1875, an der Ausloosung theilnehmende Obligationen der alten Anleihen, sowohl der freiwilligen wie der contributiosmäßigen von den Mindestfordernden anzukaufen.
Versiegelte Verkaufsofferten sind, als solche bezeichnet, mit Angabe der Nummern und des Betrages der einzelnen Stücke, sowie des Zinsfußes und des Zinsverfalltages, bis zum 30. d. Mts. bei Senator Schroeder hieselbst einzureichen.
Die Auszahlung der Kaufgelder erfolgt im October.
Lübeck den 1. September 1876.

Schulden=Regulirungs=Section.


Gesucht

wird zu sogleich auf 4 Wochen ein Tagelöhner. Lohn 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg) pro Tag. Adressen abzugeben in der Exped. der Anz. zu Schönberg.


Gesucht zu Michaelis eine erfahrene Köchin für Hof Lockwisch. Näheres bei

W. Holldorff.     
Schönberg.       


Fried. Matz.
Lübeck,
Breitestrasse 804.
Lager von Tapeten, Borden, Goldleisten Rouleaux & Teppichen.


Segelschiff     Täglich frischen Kalk
und echt englischen
Portl.=Cement
bei
W. J. Heymanson,
Lübeck.


Forderungen

an den Nachlaß des verstorbenen Rathmanns Carl Köhler sind innerhalb von 14 Tgen bei mir zu machen.
Schönberg, den 7. September 1876.

Georg Breuel jun.     


Prima böhmische Salon=Stück=Kohlen

erwarte im August und empfehle selbe bei Entnahme von wenigstens 2000 Pfund loose ab Bahnhof mit M. 1,20 und frei vor der Thür mit M. 1,25 pr. Cassa bei Bestellung.
Bei kleineren Quantitäten, sowie ab Lager und eingesackt höhere Preise, dagegen bei einer Wagenladung ermäßigten Preis.
Ordinairere Kohlen billiger.

F. Heitmann.     

Schönberg.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 70 Seite 4]

Die
Tremser Knochenmühle & Superphosphatfabrik
in
Trems bei Lübeck

empfiehlt zur diesjährigen Roggen= und Weizensaat ihr anerkannt vorzügliches gedämpftes und aufgeschlossenes Knochenmehl als wirksamstes und billigstes Düngemittel für obige Getreidearten mit Gehaltsgarantie unter Controle der Controlstationen in Kiel und Rostock zu niedrigsten Preisen.

H. C. Koch.       
Trems und Lübeck.     


Gut bei Lungenleiden!

Herrn Fenchelhonigfabrikanten L. W. Egers in Breslau.

Soest, den 10. Januar 1876.     

Möchte Sie ersuchen, mir doch sobald wie möglich 5 ganze Flaschen Fenchelhonig*) für 9 Mark zuzusenden. Ich habe mir ein paar Flaschen von Hörde mitgebracht, leide schon ein Jahr an der Lunge und habe mich von diesen beiden Flaschen sehr gut befunden. Das Geld habe ich per Postanweisung geschickt.

Mit Achtung Wilhelm Wäller,                 
per Adresse des Herrn Gustav Schulenburg.     

*) Allein echt zu haben in Schönberg bei Buchbinder C. Sievers.


Gesucht zu Michaelis d. J. ein Knabe oder kleines Mädchen zu leichten häuslichen Verrichtungen von

H. Eckmann, am Markt.

Schönberg, 6. September 1876.


Am Sonnabend, den 9. September d. J., werden auf dem Bauhoffelde zu Schönberg Rappschoten verbrannt.


Gesucht
zu Michaelis ein Knecht, der mit Pferden umzugehen weiß und Ackerwirthschaft versteht.
Pfaffenmühle. H. Penckow.


Gummi=Regenröcke

prima Qualität, in allen Größen und zu billigsten Preisen bei

Wilh. Harmsen.
Ratzeburg.


Am Sonntag den 10. und Montag den 11. d. Mts. werde ich

250 Pfund Rindfleisch

bei dem Bäcker Tretow hieselbst verschießen lassen. Büchsen werden geliefert. 3 Schüsse 1 M.
Hierzu ladet ergebenst ein

H. Augustin.     

Demern, den 3. September 1876.


Montag den 11. September

findet bei mir große

Tanzmusik

statt, zu welcher ich freundlichst einlade.
Demern, den 3. September 1876.

H. Tretow,     
Gastwirth.     


Zu meinem am

11. und 12. September

bei mir abzuhaltenden

Scheibenschießen

nach Gewinnen lade ich Freunde und Gönner ganz ergebenst ein.
Büchsen sowie Schießbedarf werden von mir geliefert, und kostet der Satz von 3 Schüssen, auf den aber nur ein Gewinn fallen kann, 1 Mark.

Gastwirth Kohs.     
Menzendorf.       


Kuh Zu verkaufen eine Kuh, die Ende September kalbt.
Zu erfragen in der Exped. der Anz. zu Schönberg.


Ein Kindermädchen oder Kinderfrau sucht zu Michaelis

Frau Utermöhl.     
Rupensdorf.       


Extra starke Kornsäcke
à Stück 1 M. 12 Pfennig (Mecklenburg) - 1 M. 25 Pfennig (Mecklenburg) - 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg) - 1 M. 80 Pfennig (Mecklenburg) - 2 M. 25 Pfennig (Mecklenburg) -
per Dutzend 12 M. 50 Pfennig (Mecklenburg) - 14 M. - 16 M. 50 Pfennig (Mecklenburg) - 20 M. - 24 M. empfiehlt

August Creutzfeldt     
in Schönberg.         


Eintragungen in die Standes=Register
des Standesamtsbezirks Schönberg.

Geboren: D. 9. Aug. ein unehel. Sohn zu Schönberg. - D. 16. dem Arbtsm. Joh. Heinr. Ernst Ollmann zu Niendorf eine Tochter. - D. 23. dem Arbtsm. Hans Peter Brandt zu Schönberg ein Sohn. Dem Hsw. Hans Heinr. Creutzfeldt zu Niendorf ein Sohn. - D. 25. dem Arbeitsm. Hans Joachim Heinr. Maaß zu Schönberg ein Sohn. Eine unehel. Tochter zu Schönberg. D. 27. dem Schuhmacher Joh. Joachim Heinr. Hundt zu Schönberg eine Tochter. Ein unehel. Sohn zu Schönberg. D. 29. dem Schieferdecker Behrens zu Schönberg eine Tochter. D. 31. dem Maurergesellen Joh. Heinr. Asmus Gothknecht zu Schönberg ein Sohn. D. 4. Sept. ein unehel. Sohn zu Schönberg. - D. 3. dem Zimmermeister Aug. Friedr. Hnr. Westphal zu Schönberg eine Tochter. - D. 5. dem Bäckermst. Franz Heinr. Christ. Retelsdorf zu Schönberg eine Tochter.

Gestorben: D. 10. Aug. Joachim Heinr. Krellenberg, Cigarrenmacher zu Schönberg, 44 Jahre a. - D. 11. Anna Maria Wilhelmine Burmeister, Anerbentochter zu Schönberg, 10 Mon. alt. - D. 10. Trien Dorthie Bartels geb. Ladendorf, Arbtsm.wittwe zu Schönberg, geb. zu Rodenberg, 62 J. a. - D. 17. Rudolf Heinrich Christ. Zölker, Maurergesellensohn zu Schönberg, 3 J. 4 M. a. - D. 20. Matthias Joachim Möller, Arbtsm. zu Schönberg, 65 J. a. - D. 22. dem Arbtsm. Joh. Heinr. Kalkhorst zu Schönberg eine todtgeb. Tochter. - D. 28. Maria Fanselow geb. Schröder, Schneidermeisterfrau zu Schönberg, 36 J. 11 M. a. - D. 5. Septbr. Johannes Bernhard Christian Wilh. Vock, Schlachterlehrling zu Schönberg, 17 J. 2 M. a. - Anna Elise Maria Kleinfeldt zu Mahlzow, 12 Wochen alt.

Angeordnete Aufgebote. Wittwer und Arbtsm. Hans Joachim Werner und Arbtsm.wittwe Wilhelmine Anna Christine Froh geb. Albrecht zu Schönberg. - Schneider Joachim Heinrich Wilhelm Maaß zu Schönberg und Cath. Elisab. Burmeister zu Retelsdorf.
Eheschließung. D. 11. Aug. Müller Johann Friedrich Ernst Wigger zu Gronenberg in Holstein und Wilhelmine Maaß zu Törpt.


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag 10. September.
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen20 M 50Pfennig  bis 22 M 50Pfennig.
Roggen18 M -Pfennig  bis 18 M 50Pfennig.
Gerste16 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Hafer18 M -Pfennig  bis 18 M 50Pfennig.
Erbsen16 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat29 M 50Pfennig  bis 30 M -Pfennig.
Winter=Rübsen28 M 50Pfennig  bis 29 M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,45 .
Enten d. St. M2,25 .
Hühner d. St. M1,00 .
Küken d. St. M0,60 .
Tauben d. St. M0,40 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,90 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,20 .
Eier 5 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,50 .


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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