No. 62
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 11. August
1876
sechsundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1876 Nr. 62 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Das deutsche Reich wird demnächst, wie die "K. Z." wissen will, an Stelle der Abtheilung des Reichskanzler=Amtes für das Reichs=Justizwesen, ein selbständiges Justizamt mit einem Staatssecretär (Minister) an der Spitze erhalten. Zum Staatssecretär ist der Unterstaatssecretär im preußischen Justiz=Ministerium Dr. Frieberg bestimmt.
S. M. der Kaiser gedenkt nach glücklich beendeter Kur Gastein am Freitag (11.) zu verlassen, am Sonnabend in Bayreuth zu dem dortigen Bühnenfestspiel einzutreffen. Am Dienstag (15.) soll die Rückkehr nach Schloß Babelsberg erfolgen. Am Freitag will sich der Kaiser zu Cavallerie=Manövern in die Provinz Posen begeben und am Sonnabend den 19. d. von da zurückkehren, um sodann zunächst den Manövern des Gardecorps beizuwohnen.
Der Großherzog Friedrich Franz von Mecklenburg soll am 6. August im Lockstädter Lager behufs Inspicirung der dort anwesenden Artillerie=Abtheilungen eingetroffen sein.
Der Straßburger Zeit. zufolge liegt es in der Absicht drei neue Infanterie=Regimenter, und zwar die ersten elsaß=lothringischen, mit den Nummern 97, 98 und 99 zu errichten. Bei der Durchführung der Regimentsnummern in der gesammten deutschen Armee sind diese Nummern offen gelassen; es führen die preußischen Infanterie=Regimenter die Nummern 1-96, die sächsischen 100-108, die badischen 109-114, die großh. hessischen 115-118, die württembergischen 119-126.
Türkei. Der Sultan ist wieder offiziell gesund. Die türkische Regierung hat ihren Vertretern im Ausland die Anzeige zugehen lassen, daß die über den Gesundheitszustand des Sultans verbreiteten Gerüchte (auch die von ihr selbst verbreiteten?) grundlos seien, und das Befinden desselben von Tag zu Tag sich bessere. Auch sind in Berlin bei der türkischen Botschaft eigenhändige Schreiben Murad V. eingetroffen, worin er den Königen von Bayern, Sachsen, Württemberg und den anderen deutschen Bundesstaaten seine Thronbesteigung anzeigt. Dagegen hatte sich die "K. Ztg." von einem sonst "gewöhnlich" gut unterrichteten Correspondenten telegraphiren lassen, daß Sultan Murad schon am 28. Juli gestorben sei.
Eine Meldung der "Presse" aus Konstantinopel vom 28. Juli besagt: Klapka sei ins Lager nach Nisch abgegangen, um der "greisenhaften Unentschlossenheit" Abdul Kerim Paschas entgegen zu wirken.
In Belgrad, der Hauptstadt Serbiens, herrscht allgemeine Niedergeschlagenheit wegen der Siege der Türken; die Ausländer verlassen die Hauptstadt und die Bewohner Serbiens an der türkischen Grenze verlassen ihre Besitzungen und flüchten vor den Türken ins Innere des Landes. Die Fürstin ist erkrankt. - Dahingegen sind die Türken voller Begeisterung; der ganze Krieg trägt den Charakter eines Religionskrieges, es scheint, als ob dem Sultan alles Menschenmaterial zu Gebote stehen könnte, von allen Seiten ziehen Freiwillige heran, Indier und Araber drängen sich in die türkischen Reihen, um gegen die Christen zu kämpfen und steigern die Zuversicht der Türken bis zum Uebermuth; eine türkische Zeitung schreibt: "Wir werden bis zum Ende gehen und eventuell auch ganz Europa bekriegen."
Rumänien. Das neue Ministerium hat in der am 8. August gehaltenen Kammersitzung die Aufrechterhaltung der bestehenden Verfassung und Gesetze, die Decentralisirung der Verwaltung, eine sparsame und haushälterische Finanzverwaltung und, was die Politik nach Außen betrifft, die Beobachtung strenger Neutralität unter Ueberwachung der öffentlichen Sicherheit und der Landesgrenzen als die Hauptpunkte seines Programmes bezeichnet.


- Neustrelitz. Die Wanderheuschrecke verbreitet sich trotz aller Abwehrmaßregeln leider immer mehr im Lande; neuerdings hat sie sich auch auf dem Felde zu Priepert in gefahrdrohender Menge gezeigt. Nach einer andern, vielleicht nicht ganz unberechtigten Annahme wäre die eigentliche Einwanderung der schädlichen Heuschrecke schon im vorigen Sommer geschehen, aber in zerstreuten Zügen und in so geringer Menge, daß man sie gar nicht beachtet hat; die jetzt sich zeigenden Insekten wären dann die hier ausgebrüteten Nachkommen jener Einwanderer.
- Die nächsten Nächte, vom 9. bis 14. d. M., sind die Zeit, in welcher in der Regel alljährlich eine ungewöhnlich große Anzahl von Sternschnuppen und Feuerkugeln, die feurigen Thränen des heiligen Laurentius genannt, sichtbar werden. Nach der allgemeinen Annahme sind dies bekanntlich kleine kosmische Massen, die sich mit planetarischer Geschwindigkeit um die Sonne bewegen und dabei um diese Zeit, sowie auch am 10. bis 15. November, in die Nähe der Erde kommen, in deren Atmosphäre leuchtend werden und bisweilen auch auf die Erde herabfallen. Die Höhe der Sternschnuppen nimmt man zwischen 5 und 35 Meilen an, die Geschwindigkeit ihrer Bewegung ist auf 4 1/2 bis 9 Meilen in der Sekunde berechnet worden.
- Zum 15. August d. J. sind 80 Jahre vergangen, seit der gegenwärtige älteste Feldmarschall des preußischen Heeres, Graf Wrangel in den Militärdienst trat. Friedrich Heinrich Ernst v. Wrangel leistete am 15. August 1796 als Junker bei dem Dragonerregiment v. Werther den Standarteneid. Der jetzt im 93. Lebensjahre stehende greise Feldmarschall gedenkt dieses gewiß recht seltene Jubelfest in Warmbrunn zu begehen.
- Der Generalfeldmarschall Graf Moltke wird sich noch bis Mitte August auf seinem Gute Kreisau in Schlesien aufhalten und alsdann an der Uebungsreise des Generalstabes theilnehmen. Den Manövern in der Provinz und dem Königreiche Sachsen, in Württemberg und in Elsaß=Lothringen wohnt Graf Moltke, dessen Gesundheitszustand ein durchaus befriedigender ist, an der Seite des Kaisers bei.
- Die N. A. Z. schreibt: Die von der Kaiserlichen Werft zu Wilhelmshafen im Großen vermittelst eines Schiffsdampfkessels angestellten gründlichen Untersuchungen haben ergeben, daß die beste englische Steinkohle bezüglich der Heizkraft, des Aschengehalts des verbrannten Quantums und der

[ => Original lesen: 1876 Nr. 62 Seite 2]

Zeitdauer des Rauches von unserer westphälischen Kohle übertroffen wird. Nur bezüglich der relativen Cohäsion haben die Untersuchungen ein der englischen Kohle mehr günstiges Resultat gehabt. Auch diesen geringen Vorzug der englischen Kohle würde man durch ein zweckmäßigeres und sorgfältigeres Verfahren unserer westphälischen Kohlengewinnung mindestens erreichen können. Dieses Resultat der geführten gewissenhaften Untersuchung wird nicht verfehlen, die Exporteure in unseren Nordseehäfen, sowie die Kohlenproducenten Westphalens in ihren seitherigen Bemühungen zur Bekämpfung der englischen Concurrenz zu ermuthigen. Auch für die betheiligten Eisenbahnverwaltungen dürfte die näher gerückte Aussicht auf eine bedeutende Erweiterung unseres Kohlenabsatzes eine neue Mahnung zur thunlichsten Erleichterung der Transportverhältnisse sein.
- Von einem deutschen Consul in Griechenland ist laut der "Köln. Ztg." der Stadt Köln für das Bismarck=Denkmal ein Marmorblock zum Geschenk angeboten worden.
- In England führen die landwirthschaftlichen Blätter Klage über den schlechten Ausfall und die geringen Aussichten der Obsternte. "Gardeners Magazin" meint, ein so schlechtes Obstjahr habe England seit langem nicht gehabt. Etwas besser lauten die Nachrichten aus Irland. Auch in Deutschland haben die Spätfröste im Mai in vielen Gegenden der Obsternte sehr geschadet.
- Dr. Strousberg hat, wie das H. T. B. mittheilt, Bekannten gegenüber geäußert, er gebe jede Hoffnung auf Freisprechung im neuen Processe am 14. October auf. Die Bewachung in dem von ihm bewohnten Hotel ist verstärkt und besteht aus 7 Polizei=Agenten und einem Ober=Detective.
- In Stadt und Vorstädten von Damaskus sollen, laut Meldung der "Engl. Corr.", innerhalb der letzten drei Monate etwa 12,000 Einwohner (fast alle Muhamedaner) durch die Cholera hingerafft worden seien.
- Das "Geological Magazine" enthält eine Karte der Insel Helgoland, die, wie es heißt, von einer alten Karte im Besitz des Gouverneurs von Helgoland copirt worden ist. Dieselbe giebt durch drei verschiedene Schattirungen die Größe der Insel zu drei Perioden an. In A. D. 800 hatte sie 120 Meilen im Umfange; in A. D. 1300 noch 45 Meilen und in 1649 nur 4 Meilen. Seitdem hat sie sich im Flächenraum auf weniger als eine Drittelmeile verringert. Die Verminderung der Insel ist fast gänzlich in einer Richtung hin vor sich gegangen, indem die See 30 Meilen an der Nordostseite und nur eine Meile an der Südwestseite eingedrungen ist.
- Ueber die Verheerungen, welche der jüngste Sturm unter den Heringsfang=Flotillen an der Nordküste Englands angerichtet hat, liegen traurige Berichte vor. Am Tyne sind 14 Boote angekommen, welche melden, daß sie in dem Unwetter fast ihre ganzen Netze eingebüßt haben. Mehrere schottische Boote werden vermißt, und Telegramme aus schottischen Häfen besagen, daß, soweit sich bis jetzt ermitteln läßt, 43 Fischer ein Wellengrab gefunden haben.
- Während die Sommerheringsfischerei in der Nordsee in diesem Jahre bisher einen sehr geringen Ertrag gegeben hat, ist dieselbe dagegen in der Ostsee, besonders an der Südküste Schwedens und bei Bornholm sehr ergiebig gewesen. Am 21. Juli machten die zahlreichen schwedischen Fischerboote, welche den ganzen Sommer hindurch bei Bornholm fischten, sowie die eigenen Fischer der Insel einen ungemein reichen Fang. Die meisten Boote waren mit Heringen überladen, und viele Fischer mußten sogar einen Theil ihrer Netze in See zurücklassen, weil die Boote den ganzen Fang nicht aufnehmen konnten. Der Preis fiel in Folge dieses reichen Fanges sehr bedeutend, sodaß die Heringssalzer das Wall (80 Stück) mit 20 Oere (22 Pf.) kaufen konnten.
- Einer der tapfersten Offiziere der englisch=ostindischen Armee, Capitän Boydell, ist, wie Kalkuttaer Blätter erzählen, kürzlich in der Nähe von Simlay, der Sommerresidenz des Vicekönigs, von einem Tiger getödtet worden. Dieser Tiger hatte mehrere große Hausthiere erlegt und in einen nahen Wald geschleppt. Capitän Boydell machte sich zu Fuß, nur von seinem Shikaree (ostindischer Jäger) begleitet, zur Verfolgung auf. Die beiden trafen den Tiger an einem Bache bei eintretender Nacht, als er eben im Begriffe war, ein todtes Pferd zu zerreißen. Auf Schußweite gaben Beide zugleich Feuer und der Tiger wälzte sich, in die Brust getroffen, ins Wasser, wo er einige Minuten wie todt liegen blieb. Capitän Boydell, der ihn für todt hielt, näherte sich unvorsichtiger Weise und berührte das Thier mit dem Gewehrlaufe. Sogleich fuhr der Tiger auf, erhob sich unter Gebrüll und Zähnefletschen auf seinen Hinterfüßen und packte den Capitän am Halse und an den Schultern, indem er ihn mit den enormen Krallen ganze Stücke vom Körper riß. Der Shikaree hatte inzwischen wieder geladen und feuerte ein zweites Mal; diesmal war das Thier tödtlich getroffen, aber im Todeskampfe hatte es noch die Kraft, die Beine des unglücklichen Jägers zu zermalmen, und als der Hindu den Capitän Boydell endlich aufheben konnte, war dieser schon todt.
- In Holzäpfling bei Viechtach in Bayern kamen die Herren Feiertagsschüler mit langen Messern in die Schule, welche ihnen der Lehrer Thürriegel nach erhaltener Weisung abnahm. Darüber entbrannte bei den jungen Gottesstreitern ein wilder Trotz und Grimm. Sonntags darauf kamen die bösen Rangen wieder mit langen Messern in die Schule, und als der Lehrer abermals zur Abnahme derselben schritt, wurde er ein Opfer dieser Bestien: sie, seine Schüler, stachen auf ihn ein und schlitzten ihm mit den Messern den Bauch auf, daß die Gedärme heraushingen, und ist er bereits diesen Hieb= und Stichwunden erlegen. So etwas kommt kaum bei den grausamen fanatischen türkischen Baschi=Bozuks vor. Was heißt bei uns noch Religion? Diese jungen Wüthriche beichten alle 14 Tage, haben Gott auf den Lippen und stechen sogar in der Schule den Lehrer nieder.
- Bestrafte Bierfälscher. In jüngster Zeit sind einzelne Brauer in der Nähe Kulmbachs mit sehr erheblichen Strafen darum belegt worden, weil sie von auswärts Bierzusatzmittel kommen und sich über dem Einschmuggeln ertappen ließen.
- Nach Berichten aus Island verspürte man dort in Arnös am 22. Juni ein Erdbeben und fürchtete einen neuen Ausbruch der Krater. Beim Abgang des Postschiffes am 10. Juli hatte jedoch ein solcher noch nicht stattgefunden. - Auch der Vesuv soll seit einiger Zeit sich unruhig gebehrden.
- In den aufgerissenen Gewölben der Andreaskirche in Eisleben sind dieser Tage einige mit Seidenstoffen bekleidete einbalsamirte Leichen, die noch gut erhalten sind, sowie eine Folterkammer mit Folterwerkzeugen aufgefunden worden.
- In Indersdorf bei Dachau haben mehrere Schulknaben von 8 bis 12 Jahren einen 10jährigen Schulknaben auf scheußliche Weise ermordet. Sie schlugen ihn halbtodt, warfen ihn zu Boden und zertraten ihn mit Füßen. Ein des Weges kommender Metzger hatte große Mühe, die kleinen Wütheriche zu entfernen. Er kam zur Rettung leider zu spät. Der arme Knabe starb einige Stunden darauf an den erlittenen Verletzungen. Veranlassung war ein Griffel!
- Ein kürzlich an ein Breslauer Bankhaus aus Brody zurückgekommener Brief trug die Notiz des dortigen Briefträgers: "Adressat hat sich sammt ganzer Familie ausgezogen." Es wird wahrscheinlich auch in Brody sehr heiß gewesen sein.
- Ein biederer Landbewohner, anscheinend unweit der polnischen Grenze daheim, der in seinem kupferrothen Gesichte die Vorliebe für erwärmende Getränke nicht verleugnete, wurde beim Eintritt in Krolls Theater zu Berlin von dem Operngucker verleihenden Billet=Abnehmer gefragt: "Brauchen Sie ein Glas?" worauf derselbe jedoch einfach erwiderte: "Nein, ich trinke aus der Flasche."


Die Epidemie in Nordhausen.

Am 13., 14. und 15. Juni erkrankten in Nordhausen mehrere hundert Personen unter den gleichen Erscheinungen: Kopfweh, Fieber, Schwindel, Durchfall, Erbrechen, starker Durst u. s. w. Zum Theile waren ganze Familien krank, zum Theile nur die Dienstboten oder auch nur die Männer allein. Ebenso fiel es sofort auf, daß sich die Krankheit in bestimmten Gegenden der Stadt concentrirte.

[ => Original lesen: 1876 Nr. 62 Seite 3]

Die einzeln erkrankten Männer arbeiteten sämmtlich in einer Fabrik, und es stellte sich heraus, daß sie alle aus einer Fleischerei rohes Bratfleisch genossen hatten, und daß in dieser Fleischerei die meisten Familienglieder in derselben Weise befallen waren. Hiermit war man der Ursache der Epidemie auf die Spur gekommen, und weitere sorgfältige Untersuchungen legten bald den ganzen Sachverhalt klar. In Nordhausen besteht seit altersher im Volke die Sitte, Hackfleisch roh zu genießen. Meistens wird dasselbe direct über den Ladentisch in kleinen Portionen abgegeben und genossen, und zwar roh auf Brod gestrichen. Der Consum beträgt zwischen 4 bis 5000 Centner. Früher nahm man nur Schweinefleisch, jetzt setzt man Rindfleisch hinzu und zwar ein Drittel. Da gutes Rindfleisch theurer ist, nahm man bald zu schlechtem seine Zuflucht. Erkranktes und noch schnell vor dem Verenden getödtetes Vieh wird aufgekauft, schlimmsten Falles in dunkler Nacht eingeführt und bei dem Fleischwaaren=Fabrikanten abgesetzt. So geschah es auch in diesem Falle. Auf einem Rittergute in Schwarzburg=Sondershausen war eine Kuh unter sehr verdächtigen Symptomen erkrankt. Kurz vor ihren letzten Stunden erschien der Scharfrichter und schlachtete sie ab. Zwei Fleischer in Giersdorf erstanden die todte Kuh zu einem billigen Preise und brachten in der Nacht vom 10. bis 11. Juni fast die ganze Masse zu einem Fleischer in Nordhausen. Dieser vermittelte den Verkauf an ein halbes Dutzend seiner Collegen, und alle gaben es, mit zwei Drittel fettem Schweinefleisch vermischt, an das Publikum ab. Schließlich ergaben weitere Nachforschungen, daß die Kuh wahrscheinlich an Milzbrand gelitten hatte. Wie ist es möglich, muß man sich fragen, daß in der Mitte des civilisirten Deutschlands solche Dinge vorkommen können?


Anzeigen.

Diejenigen Deputatisten, welche einen Theil ihres Deputat=Holzes pro 1877-78 in der herrschaftlichen Forst gegen Geldentschädigung stehen zu lassen gewillt sind, werden hiermit aufgefordert, solches bis Anfang September d. J. hierher anzuzeigen.
Schönberg, den 4. August 1876.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Antragsmäßig soll über das zu Schönberg neben der Kirche sub No. 50 belegene Wohnhaus c. p. des Schneidermeisters Fritz Otto allhier und dessen zu Schönberg an der Maurinebrücke belegene Wiese in Größe von angeblich ca. 24 []Ruthen - welche zwei Grundstücke einen gemeinsamen Gütercomplex bilden sollen - ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend den 16. September cr.,
Morgens 11 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücken, sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 26. Juni 1876.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     


Bekanntmachung.

Denjenigen Einwohnern der Stadt Schönberg, welche Torf zum ermäßigten Preise erhalten, wird hiedurch bekannt gemacht, daß an der Rathstafel, am Hause des Herrn Bürgermeisters Bicker, ein alphabetisch geordnetes Verzeichniß angeheftet ist, aus welchem jeder berechtigte Einwohner ersehen kann, ob er sein Torfquantum vom Carlower oder vom Hohenmeiler Moore zu empfangen habe.
Sollte sich Jemand für berechtigt halten, ohne auf der Liste verzeichnet zu sein, so möge derselbe sich innerhalb 8 Tage an mich wenden.
Auf dem Rüntzer Moore findet für die auf der Liste unter "Carlower Moor" verzeichneten Einwohner, die Anweisung am 15., 18., 22., 25. und 29. dieses Monats statt.
Auf den Hohemeiler Möören wird an den bekannten Tagen angewiesen, und werden etwaige Abänderungen durch Anschlag an gedachtem Orte bekannt gemacht werden.
Wer sich bis zum 1. September keinen Torf hat überweisen lassen, dem kann eine spätere Berücksichtigung nicht garantirt werden.
Schönberg, den 5. August 1876.

Der Oberförster.
C. Hottelet.


Erndtehandschuhe

in großer Auswahl und in verschiedenen Sorten sind stets zu haben in Schönberg bei

Emil Jannicke,                  
Handschuhmacher und Bandagist.     


15 Mark Belohnung dem, der mir die Spitzbuben namhaft macht, die von meinem Felde Rappsaat gestohlen haben.
Römnitz, den 3. August 1876.

Hildebrandt.     


Die Lübecker Bank vergütet für bei ihr belegte Gelder bis auf Weiteres
4 % bei zwölfmonatl. Kündigung,
3 1/2 % bei sechsmonatl. Kündigung,
und 3 % bei dreimonatlicher Kündigung. Die einzuzahlenden Gelder dürfen nicht weniger als M. 300. betragen und kann die Zinse halbjährlich erhoben werden.
Lübeck, den 1. Februar 1876.

Lübecker Bank.     


Aufruf!

Ein Hochwasser des Rheins, wie dieses Jahrhundert es noch nicht gesehen, hat im Elsaß unsäglichen Schaden angerichtet. An vielen Stellen sind die schützenden Dämme durchbrochen, fruchtbare Fluren meilenweit unter Wasser gesetzt, große Strecken verwüstet. Viele Ortschaften waren dem Schwall der Fluten preisgegeben; hunderte von Gebäuden sind zerstört und ihre Bewohner obdachlos. Auf Millionen ist der Schade zu schätzen, der an Häusern, Aeckern, Vieh und andrer Habe angerichtet ist. Er ist dadurch so groß geworden, daß die Katastrophe kurz vor der Erndtezeit eintrat.
Zahlreiche Hülfskomites im Elsaß haben sich die Aufgabe gestellt, Unterstützungen für die überschwemmten Rheingemeinden zu sammeln und zu vertheilen, und es sind ihnen aus dem Elsaß selbst, sowie aus Frankreich und dessen Hauptstadt, Beiträge zugeflossen. In der Ueberzeugung, daß es nur eines Hinweises bedarf, um auch die Bewohner des Fürstenthums Ratzeburg zur Bethätigung ihres Mitgefühls mit den nothleidenden Landsleuten im Elsaß und zur Hülfeleistung anzuregen, erklärt die unterzeichnete Expedition sich bereit, Beiträge zur Unterstützung der Ueberschwemmten in Empfang zu nehmen und an den Herrn Oberpräsidenten von Elsaß=Lothringen abzusenden.

Expedition der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.

Schönberg den 4. Juli 1876.

Es gingen ferner bei uns ein: Von W. 6 M., von Herrn Pastor Eulenberg aus der Gemeinde Ziethen 11 M.


Sedan! Sedan! Sedan!

Waschächte Fahnen! Ballons, Lampions, Pechfackeln, gefüllte Fetttöpfchen, Feuerwerkskörper, Kaiser, Kronprinz etc. in Lebensgrösse.

Bonner Fahnenfabrik Bonn.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 62 Seite 4]

Bilanz
der
Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank
in Schwerin
pro ultimo Juli 1876.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Schwerin, im August 1876.

Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank.
C. A. Schwerdtfeger, Director.
C. L. F. Soltau, General=Agent.


Die Mitglieder des Sedan=Comites werden ersucht, sich zwecks Berathung der Feier am
2. September d. J. am

Sonnabend den 12. d. M.,
Abends 8 Uhr,

im Boye'schen Locale zu Schönberg einzufinden.

Im Auftrage          
Chr. Stockfisch.     


Die Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebensversicherungen, Leibrenten=Versicherungen, Kapital=Einlage=, Darlehns= und alle sonstigen Geld=, Inkasso= und Commissions=Geschäfte durch das unterzeichnete Bureau zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar=Bank=Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt.

Bureau der Mecklenburgischen Lebens=Versicherungs= und Sparbank in Schönberg.
W. Stephan.      W. H. Schacht.


Theater im Schützengarten
zu Ratzeburg.

Sonntag, 13. August: Pechschulze, Posse mit Gesang. - Montag: kein Theater. - Dienstag, 15. August: Das Lieserl. Liederspiel. -Mittwoch, 16. August: Mein Leopold.
Ratzeburg, 10. August 1876.

Ergebenst          
J. Kleinschmidt.     


Zwei tüchtige
Schieferdecker=Gesellen
finden dauernde Arbeit (nur auf Schiefer) bei
A. H. Appelt, Schieferdeckermeister.
Eutin.


Auf meinem Ackerstücke auf dem Rupensdorfer Felde wird seit einiger Zeit von Leuten, denen man eine solche Eigenthumsverletzung nicht zutrauen sollte, Kraut gepflückt. Ich sehe mich daher veranlaßt, alles Betreten meines Ackerstücks hierdurch ernstlich bei Strafe zu verbieten.

Wittwe Upahl, Schönberg.     


Eintragungen in die Standes=Register
des Standesamtsbezirks Schönberg.

Geboren. D. 3. Juli der Sophie Marie Brigitte Wilms geb. Gartz z. Z. in Schönberg ein Sohn. - D. 16. dem Arbeitsmann Joachim Heinrich Friedrich Vierig zu Petersberg eine Tochter. - D. 18 dem Schlachtermeister Georg Joachim Heinrich Ladendorf zu Schönberg ein Sohn. - D. 18. dem Tischler Joachim Wilhelm Hartwig Klodt zu Schönberg ein Sohn. - D. 19. eine uneheliche Tochter zu Lindow.-D. 4. August dem Rektor Johann Friedrich Carl Wesemann zu Schönberg eine Tochter. - D. 6. dem Rademachermeister Johann Joachim Heinrich Badstein zu Schönberg eine Tochter. - D. 3. dem Töpfermeister Carl Friedrich Wilhelm Hauschild zu Schönberg eine Tochter. - D. 4. dem Arbm. Johann Dierck zu Schönberg eine Tochter. - D. 8. dem Arbm. Heinrich Johann Rudolf Stöter zu Bauhof=Schönberg ein Sohn.

Gestorben. D. 16. Juli Rathmann Carl Wilhelm Ludwig Köhler zu Schönberg, 44 J. 10 M. alt. - D. 31. Hauswirth Mathias Heinrich Hundt zu Kl. Siemz, 50 J. 8 M. alt. - D. 1. August Joachim Peter Heinrich Wigger, Maurergesellensohn zu Schönberg, 8 J. 3 M. alt. - Anna Louise Freitag geb. Hundt, Hauswirthin zu Gr. Siemz, 55 J. 7 M. alt. - D. 1. der unverehelichte Knecht Hans Jochen Voß zu Schönberg, geb. zu Boitin=Resdorf, 65 J. 2 M. alt. - D. 9. Minna Maria Catharina Jabs zu Niendorf, 6 M. alt. - D. 9. Christian Carl Soll, Schuhmachermeister zu Schönberg, 89 J. 11 M. alt. - D. 9. Anna Marie Luise Möller, Kiepenmachertochter zu Schönberg, 4 J. 10 M. alt.

Angeordnete Aufgebote. Knecht Johann Heinrich Friedrich Hamann zu Lockwisch, und Catharine Elisabeth Dorothea Dechau zu Hof Clempau. - Müller Carl Franz Heinrich Kummerfeld zu Schönberg, und Bengte Johnsdotter aus Orkeneds Socken, Kreis Blekinge Len, in Schweden. - Johann Adolf Perlebach, Sergeant in der 1. Kompagnie Schlesw. Holst. Train=Bataillons Nr. 9, zu Rendsburg, und Johanna Elise Albertine Maaß zu Schönberg.

Eheschließungen. Den 16. Juli Johann Heinrich Reins, Schuhmacher, und Catharina Maria Elisabeth Grevsmühl beide zu Schönberg. - D. 6. August Kaufmann Carl Christian Heinrich Burmeister zu Newyork, und Sofie Marie Catharina Schleuß zu Schönberg.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen19 M 50Pfennig  bis 22 M -Pfennig.
Roggen17 M -Pfennig  bis 18 M -Pfennig.
Gerste16 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Hafer17 M -Pfennig  bis 18 M 50Pfennig.
Erbsen16 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat29 M 50Pfennig  bis 30 M -Pfennig.
Winter=Rübsen28 M 50Pfennig  bis 29 M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,30 .
Enten d. St. M2,00 .
Hühner d. St. M1,00 .
Küken d. St. M0,60 .
Tauben d. St. M0,40 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,85 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,20 .
Eier 5 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,50 .
Kirschen pr. 500 Gr. M0,50 .


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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