No. 28
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 07. April
1876
sechsundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1876 Nr. 28 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Den "M. A." zufolge wird Se. Maj. der deutsche Kaiser kurz nach dem Osterfeste seine Reise nach Wiesbaden antreten, dort einige Wochen verweilen, und zum 10. Mai wieder nach Berlin zurückkehren, um den Kaiser v. Rußland zu empfangen, der an diesem Tage in Berlin eintreffen und zwei Tage zum Besuche am Kaiserl. Hofe verbleiben wird.
Der Bundesraths=Ausschuß für Justizwesen hat seine Verhandlungen über die Beschlüsse der Justiz=Kommission des Reichstages zu den Entwürfen der großen Reichs=Justizgesetze bereits begonnen. Der Entwurf des Gerichtsverfassungsgesetzes ist zuerst in Berathung genommen.
Preußen. Das Abgeordnetenhaus berieth am Montag über den Gesetzentwurf betreffs Einverleibung des Herzogthums Lauenburg und beschloß schließlich der Regierungsvorlage gemäß den Anschluß desselben an Schleswig=Holstein, aber mit dem Zusatze "vorläufig". Natürlich soll dies "vorläufig" den Lauenburgern die etwas bittere Pille vorläufig ein wenig versüßen; daß aber einmal an der Sache etwas geändert werden wird, ist wohl kaum anzunehmen. Auf die besondere Verwendung des Reichskanzlers wird Lauenburg hinfort den Titel: "Kreis Herzogthum Lauenburg" führen. Ferner soll bis zur anderweitigen gesetzlichen Regelung die Ritter= und Landschaft in ihrer bisherigen Zusammensetzung den kreisständischen Verband vertreten; dieser Zustand muß aber spätestens am 1. März 1878 aufhören.
Großbritannien. Auch im Oberhause ist die Titelbill noch vielfachem Widerspruch begegnet; doch ist der Antrag des Lord Schaftesbury, die Königin zu ersuchen, den Titel Kaiserin nicht anzunehmen, mit 137 gegen 91 Stimmen verworfen. Nachdem so viel und so heftig im Parlament in allen Zeitungen für und wider gestritten worden ist, kann es wohl für die Königin kaum noch eine wünschenswerthe Sache sein, sich Kaiserin von Indien zu nennen. Das Kabinet hat wohl solchen hartnäckigen Widerstand nicht erwartet, sonst hätte es der Königin gewiß den Rath gegeben, ohne das Parlament zu fragen den Titel anzunehmen, und das wäre offenbar der Sache würdiger gewesen. Derartige Verhandlungen können einem den modernen Parlamentarismus, wie er in England besteht, verleiden.
Frankreich. Auch in Frankreich tobt jetzt der religiöse Kampf, der vorläufig auch dort nur als ein Kampf gegen die Uebergriffe Roms bezeichnet wird, mit aller Macht. Zwar datirt derselbe erst, seit die neuen Kammern ihre Thätigkeit begonnen haben; aber schon ist derselbe weit heftiger entbrannt, als es bisher in Deutschland möglich gewesen ist. Die politisch wie religiös völlig radikale Linke läßt über ihr schließliches Ziel, die verhaßte Kirche wie überhaupt alle Religion gründlich auszurotten, keinen Zweifel mehr, ein Zynismus, der sich bisher im deutschen Kulturkampfe doch noch nicht bat hervorwagen dürfen, und der auch bei uns erst möglich sein würde, wenn - was Gott verhüten wolle - etwa eine sozial=demokratische Aera eintreten sollte. In Frankreich werden zwar die radikalen kirchenfeindlichen Anträge der Linken zunähst noch aus Nützlichkeitsgründen abgelehnt werden; es fragt sich nur, wie lange diese Nützlichkeitsgründe noch vorhalten werden. Vorläufig sucht die mehr oder weniger radikale republikanische Mehrheit sich ihrer politischen Gegner durch eine rigorose Wahlprüfung zu entledigen. So würde kürzlich die Wahl des legitimistischen Deputirten Marquis de La Rochejaquelain sowie die des bonapartistischen Deputirten Duc de Feltre mit einer Majorität von 223 gegen 216 (!) Stimmen für ungültig erklärt.
Schweiz. Die "Independance belge" erhält aus Bern in Sachen der Gotthard=Bahn folgendes wichtige Telegramm: "Die Bundeskommission ist in Göschenen, um über die Mittel zu berathen, durch welche das Gotthard=Unternehmen von der jetzigen Verlegenheit befreit werden könne. Diese aus Fachmännern bestehende Kommission soll ihren Bericht am 30. April erstatten. Die Zusammenberufung der betheiligten Staaten wird unmittelbar darauf in der ersten Hälfte des Mai erfolgen können. Nach dem eigenen Geständniß der Direktion werden die Fonds zu Anfang des Herbstes erschöpft sein, und hat der Unternehmer in Folge dessen die Direktion vor das Bundesgericht in Lausanne gefordert. Die Klage ist heute Morgen (am 2. April) eingereicht worden. Herr Favre verlangt Garantien oder die Auflösung seines Kontraktes und Entschädigung."


- Schönberg. Am Mittwoch und Donnerstag hielt die hiesige Realschule ihre öffentliche Prüfung ab, woran sich am Schlusse die Entlassung der diesjährigen Abiturienten schloß. Adolf Schulze von hier und Ludwig Hose aus Grevesmühlen haben das Abiturienten=Examen glücklich bestanden und damit die Berechtigung zum Einjährig=Freiwilligen=Dienst erhalten. Ersterer wird, wie wir hören, Buchhändler, letzterer Kaufmann werden. Mit diesen beiden ist, seit das Abiturienten=Examen an der hiesigen Realschule besteht, die Zahl von zwölf Abiturienten erreicht; und es dürfte ein gutes Zeugniß für die Schule sein, daß bisher noch alle, die zum Examen zugelassen waren, dasselbe auch bestanden haben. Der bisherige Direktor Dr. Armknecht verließ schon am 25. v. M. Schönberg, weil sich seine Anwesenheit in Varel im Oldenburgischen, wohin derselbe einen Ruf angenommnen hat, vernothwendigte. Ueber den zu erwartenden Herrn Direktor schreiben die "Meckl. Anz." "Zu Ostern d. J. scheidet der Johannis 1872 an die hiesige Realschule berufene Dr. phil. Schildt (geb. zu Büschow bei Warin) aus seinem bisherigen Lehramte, um das Direktorat der Realschule in Schönberg zu übernehmen. Dr. Schildt war drei Jahre hindurch Klassenlehrer von Untertertia A und wußte sich die Liebe seiner Schüler und die Achtung seiner Kollegen in hohem Grade zu gewinnen.

[ => Original lesen: 1876 Nr. 28 Seite 2]

- Im April glänzt Venus als ein prachtvolles Gestirn mit fast blendendem Licht nach Sonnenuntergang am westlichen Himmel hoch über dem Horizont und geht erst Nachts 11 Uhr unter. Es ist nicht möglich, sie mit einem andern Gestirn zu verwechseln, da ihr Glanz viel größer ist als der des Sirius, des hellsten Fixsterns. Mars, der sich gern zur Venus hält, steht ebenfalls nach Sonnenuntergang am westlichen Himmel in der Nähe der Venus und glänzt als Stern zweiter Größe in rothem Licht; Mars und Venus stehen beide im Sternbild des Stiers nicht weit von den Pleiaden. Jupiter geht einige Minuten vor 11 Uhr Nachts auf; man kann ihn Vormitternachts am südöstlichen und in den Morgenstunden am südlichen Himmel gut beobachten; er erhebt sich nicht hoch über dem Horizont. Saturn geht kurz vor 1/2 5 Uhr früh in Südost auf und kann kurze Zeit vor Sonnenaufgang in der Nähe des Horizonts, obwohl ungünstig, beobachtet werden.
- Von den Pariser Communisten des Jahres 1871 sind 871 in den Gefängnissen, nahezu 4000 in Neu=Caledonien.
- In Oiten in der Schweiz hat sich der Bahnhofs=Inspector v. Arx mit Dynamit in die Luft gesprengt.
- Frau Szelak war eine Wittib von 74 Jahren in Brünn und hatte eine große Vorliebe für blonde böhmische Königstöchterlein als Dienstmädchen. Sie bekam ein solches Barfüßele, das zwar blond und blau, aber ein böser Nickel war und wurde eines Tages von ihr in den tiefen dunklen Keller gelockt und eingesperrt. Derweil leerte die böhmische Blondine oben alles aus, was gut und theuer war. Sechs Tage blieb die Wittib eingesperrt und wurde dann durch einen Zufall entdeckt und befreit. Vom Schwurgericht bekam die sanfte Böhmin 10 Jahre schweren Kerkers wegen versuchten Meuchelmords.
- Ein Zeichen der Zeit. In einer Berliner Zeitung lesen wir folgende Annonce: "Drei liebenswürdige junge Damen suchen Placement in einem hocharistokratischen Hause als Köchin, Hausmädchen und Jungfer. Einzige Bedingung, daß ihnen in ihren Freistunden gestattet werde, ihren besonderen Talenten zu leben. Die Köchin singt, das Hausmädchen dichtet, die Jungfer malt. Besonders berücksichtigt werden Häuser, in denen Söhne resp. Vettern nicht unter 25 Jahren sich befinden. Kinder sowohl wie erwachsene Töchter verbeten. Unzertrennlichkeit der drei Damen selbstverständlich." Diejenigen unserer geschätzten Leserinnen, welche auf die drei liebenswürdigen jungen Damen reflectiren, mögen ihre Adressen unter Chiffre R. 117 in der Expedition der Vossischen Zeitung abgeben.


Die Tremser Knochenmühle und Superphosphatfabrik
in
Trems bei Lübeck

empfiehlt zur beginnenden Frühjahrssaison ihr anerkannt vorzügliches Knochenmehl, staubfein und aufgeschlossen, (Knochenmehl-Superphosphat) zu den billigsten Preisen ab Fabrik oder ab Lager in Lübeck incl. Sack.
Preiscourante versendet jeder Zeit auf Wunsch.

H. C. Koch,         
Lübeck u. Trems.     

NB. Die Fabrikate stehen unter Controle der Controlstation in Kiel.


Anzeigen.

Auf der Großherzoglichen Feldziegelei bei Schönberg steht noch ein großer Vorrath Drainsröhren Nr. 2 und 3 a (1 1/2 und 2 zöllig) zu verkaufen, und wollen Kaufliebhaber sich auf der Amtsregistratur melden.

Die Verkaufspreise betragen:

für Nr. 2 = 21 Mark incl. Zählgeld,
für Nr. 3 a = 30 Mark incl. Zählgeld.
Schönberg, den 21. März 1876.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Nach der am 1. d. M. gemachten Anzeige sind in der Nacht vom 29/30. März d. J. in Schlagsdorf 11 Hennen und 1 Hahn gestohlen worden. Acht der Hennen sind gelb=gefleckt und grau=geperlt, zwei derselben fast weiß und eine braunroth, während der Hahn schwarz ist, einen doppelten Kamm und einen rothen Sattel auf dem Rücken gehabt hat.
Wir ersuchen alle resp. Gerichts= und Polizeibehörden um Vigilanz und resp. Anhaltung der Diebe und der gestohlenen Thiere, sowie um sofortige Benachrichtigung.
Schönberg, den 3. April 1876.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


In der Commissionsrath Baumannschen Concurssache ist auf Antrag des actor communis zur weitern Berathung und Beschlußfassung über die vergleichsweise Erledigung des Schuldverhältnisses des Pensionairs Otto Garthe zu Buckhagen zur Baumannschen Concursmasse, sowie über die Auszahlung von Massengeldern an einzelne, voraussichtlich zur Hebung stehende Gläubiger und über einige andere, die Activmasse betreffende Puncte Termin und zwar bei vorliegender Dringlichkeit auf Mittwoch, den 19. k. Mts. April, Vormittags 11 Uhr, angesetzt, wozu sämmtliche nicht präcludirte Commissionsrath Baumannsche Gläubiger hiedurch vorgeladen werden mit dem Anfügen, daß die in diesem Termine nicht erschienenen oder vertretenen Gläubiger an die Beschlüsse der erschienenen werden gebunden erklärt werden.
Rehna, den 28. März 1876.

Großherzogliches Stadtgericht.


Holz=Auction.

Mittwoch den 12. April d. J. sollen im Törber Holze meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:

Eichen=Wagendeichsel,
Eichen=Klafterholz,
Buchen=Klafterholz,
Buchen=Zweigholz,
Die Auction beginnt Morgens 9 Uhr und wollen Käufer sich auf dem Landwege im Törber Holze einfinden.
Vitense, den 4. April 1876.

L. Wiegandt.


Wegen Wegzuges werde ich 2 Kleiderschränke, 1 Glasschrank, 1 Eckschrank, 2 Tische, 6 Stühle, 1 Koffer, 1 amerik. Uhr, 1 Webstuhl und Webergeräth, sowie Küchengeräth in öffentlicher Auction

am Montag, den 10. d. Mts.,
Morgens 10 Uhr,

in meiner Wohnung meistbietend versteigern.
Schönberg, im April 1876.

J. J. Schäper,         
Baumwollenweber.      
Siemzerthor Nr. 161.     


Realschule u. Volksknabenschule.

Die Aufnahme neuer Schüler findet am Montag, 24. April cr. 10 Uhr morgens im Hauptschulhause, eine Treppe hoch, Lokal II statt. Nicht im Schönberger Kirchenbuche stehende Schüler müssen den Geburtsschein vorlegen.

Schönberg.                           Prorektor Dr. Juling.


Ida Struck
Hans J. Burmeister
Verlobte.
Carlow.                           Gr. Rünz.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 28 Seite 3]

Für Boitzenburg
erhielt ich ferner von einem Ungenannten 1 Mark.
Weitere Gaben nimmt gern entgegen
Schönberg.                           Fr. W. Konow.


Schul=Anzeige.

Die diesjährige öffentliche Prüfung wird an der Mädchenschule am Sonnabend den 8. d. Mts. von 8 Uhr des Morgens an abgehalten werden.
Der neue Schulcursus wird am Montag den 24. d. Mts. um 7 Uhr früh beginnen, die Aufnahme in die Elementarklasse ebendann 9 1/4 Uhr des Vormittags in dem Nebenschulgebäude der Real= und Knabenschule geschehen; ältere aufzunehmende Schülerinnen, bitte ich, vorher bei mir anzumelden. Für sämmtliche neu eintretende Schülerinnen ist die Vorlegung eines Impfzeugnisses, für die auswärts geborenen auch die eines Geburtsscheines erforderlich.
Schönberg, den 2. April 1876.

Rector C. Wesemann.     


Am Montag Nachmittag 4 Uhr starb unsere liebe Mutter und Großmutter, die Wittwe

Elisabeth Ohlsen geb. Danielsen

im Alter von 80 Jahren. Tief betrübt zeigen diesen Trauerfall allen Verwandten und Freunden statt besonderer Meldung hiermit an

Carl Ohlsen nebst Kindern.     

Schönberg, den 5. April 1876.
Die Beerdigung findet am Sonnabend Nachmittag 3 Uhr statt.


Allen, die unserer seligen Mutter und Großmutter die letzte Ehre erwiesen und zur Ruhestätte geleitet, sagen wir unsern innigsten Dank!
Schönberg, den 6. April 1876.

Wittwe Ladendorf     
und Kinder.          


Stets vorräthig:

Einfache und doppelte Bruchbänder in verschiedener Gattung, Suspensors oder Tragbeutel, Nabelbinden mit und ohne Luftkissen für Kinder, runde und Flügel=Mutterkränze, Clysopomps und doppelte Clystirspritzen zum Selbstklystiren, Wundspritzen aller Art zu jeglichem Gebrauch, Irrigators, Eisbeutel mit festem Verschluß, Gummi=Luftkissen für Kranke, Milchpumpen oder Warzenzieher, Brusthütchen bei wunder Warze, Warzendeckel, wasserdichtes Zeug als Unterlage in den Wiegen wegen Durchnässen der Betten, Mutterröhre, electro=motorische Zahnhalsbänder zur Erleichterung und Schutz des Zahnen bei Kindern sehr empfehlenswerth, Zahnringe in Gummi und Horn, die neuesten Milchflaschen mit Schlauch und Bürste, sowie ächte Milchsauger von reinem Gummi und dergleichen mehr sind stets zu haben bei

Emil Jannicke,
Bandagist.

Schönberg.


Zum schnellen Ausverkauf
beabsichtige ich mein Lager von
Fußzeug

zu und unter Einkaufspreisen zu räumen. Krempstiefel von 25 M., Kniestiefel von 15 M. Halbstiefel und Stiefeletten von 9 M. 50 Pfennig., Schuhe von 5 M. 25 Pfennig., Damenstiefel in Zeug von 4 M. 50 Pfennig., in verschiedenem Leder mit Gummi von 7 M., Kinderschuhe von 1 M., Pantoffel und Lack=Pantoffel von 3 M. an, Morgenschuhe, Filzschuhe und Filzpantoffel. Alles gute und dauerhafte Arbeit und comptant.
Schönberg, im März 1876.

J. Voss,              
Hinterstraße Nr. 75.     


Für Confirmanden

empfiehlt Garnituren, Brochen, Boutons, Medaillons, Ringe u. s. w. in den neusten Mustern und in reichster Auswahl.

Theod. Creutzfeldt Wwe.
Gold= & Silberarbeiter.

Schönberg.


Englische und deutsche

Zwirngardinen

in schönen Mustern empfiehlt

Julius Schweigmann.


Segelschiff     Täglich frischen Kalk
und echt englischen
Portl.=Cement
bei
W. J. Heymanson,
Lübeck.


Soeben eingetroffene

Regenmäntel, Jackets, Talmas, Fischus

empfehle bestens.

Julius Schweigmann,
in Schönberg.


Russisches und hiesiges
Säe=Leinsaat
empfiehlt                           Aug. Spehr, Schönberg.     


Hierdurch erlaube ich mir ganz ergebenst anzuzeigen, daß ich das Glasergeschäft meines Mannes während seiner Krankheit durch einen tüchtigen Werkführer fortführen lasse, und bitte ich alle Freunde und Gönner meines Mannes dem Geschäfte auch ferner ihr Wohlwollen zu erhalten.
Carlow. Glaser Busch, Frau.


Mein hinter dem Krankenhause hieselbst belegenes, circa 1 Scheffel Aussaat großes, vom Zehnten und Zahlschilling befreites

Ackerstück

wünsche ich zu verkaufen und bitte Kaufliebhaber, sich gefälligst bald bei meinem Schwiegersohne, dem Herrn Bankbeamten Schacht hieselbst zu melden.

L. Hahn, Amtsverwalter.     


Mähmaschinen.
Champion - Little Champinon - Leader - Little Chieftain - Bucky - Burdik - Kriby - Johnston'sche - Wood'sche

empfehle zur diesjährigen Erndte und bitte um baldige Bestellung.

(H. 0646b)     

Verschiedene construirte Säemaschinen und Häckselmaschinen, Holz= und auch Eisengestell, in 10 verschiedenen Größen, von 72 M. an, habe auf Lager

Ludw. Warncke, Mölln i. L.


Dem geschätzten hiesigen sowie auswärtigen Publikum bringen hierdurch unser

Möbel- & Sarg-Magazin
beim Kaufmann Wieschendorff

in freundliche Erinnerung. Dasselbe ist in letzter Zeit durch geschmackvoll und dauerhaft gearbeitete Möbel jeder Art vollständig completirt. Bestellungen werden prompt besorgt.
Schönberg, März 1876.

Die vereinigten Tischlermeister.


H. W. Dittmer in Lübeck,
Delicatessen=Handlung,
Trave bei der Holsterbrücke 372.

Auswärtige Aufträge auf Wild, Geflügel, Fische und Gemüse werden prompt ausgeführt.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 28 Seite 4]

Bilanz
der
Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank
in Schwerin
pro ultimo März 1876.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Schwerin, im April 1876.

Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank.
C. A. Schwerdtfeger, Director.
C. L. F. Soltau, General=Agent.


Die Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebensversicherungen, Leibrenten=Versicherungen, Kapital=Einlage=, Darlehns= und alle sonstigen Geld=, Inkasso= und Commissions=Geschäfte durch das unterzeichnete Bureau zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar=Bank=Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt.

Bureau der Mecklenburgischen Lebens=Versicherungs= und Sparbank in Schönberg.
W. Stephan.      W. H. Schacht.


Eine junge weiße Hündin

hat sich in der Gegend von Schönberg verlaufen. Wer dieselbe auf der Pfarre zu Lübsee abliefert, erhält eine angemessene Belohnung.


Einen Lehrling

für meine Tischlerei suche noch zu Ostern. Auch kann auf Wunsch derselbe in der Holzschnitzerei unterrichtet werden.
Schönberg, im April 1876.

E. Hauschild,          
Tischler und Bildhauer.     


Fried. Matz.
Lübeck,
Breitestrasse 804.
Lager von Tapeten, Borden, Goldleisten Rouleaux & Teppichen.


Export-Bier

aus der Brauerei von H. Henninger, Erlangen, empfiehlt auf Flaschen zu ermäßigten Preisen

Schönberg.                           Aug. Spehr.


Am Sonntag den 9. April, Nachmittags, wird bei mir ein

Hecht von 20 Pfund

ausgekegelt, wozu Liebhaber eingeladen werden.

A. Schwiesow.     
Schönberg.       


Fertige
Herren- u. Knaben=Garderoben

in großer Auswahl zu den billigsten und festen Preisen empfiehlt

H. Hundt,              
Herren=Kleidermacher.     

Schönberg.


Zinszahlung
für
freiwillige Anleihe in Lübeck:
4., 7. und 11. April.


Wohnungsveränderung.

Einem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich mein

Material=, Colonial= und Kurzwaaren=Geschäft

nach meinem neuerbauten Hause verlegt habe. Für das mir bisher geschenkte Vertrauen meinen besten Dank sagend, verbinde zugleich die Bitte, mir solches auch in meinem neuen Hause zu übertragen.
Hochachtungsvoll ergebenst

Schönberg.                           F. C. Wolgast.


Zur Nachricht für diejenigen Pferdebesitzer, welche ihre Stuten in diesem Jahre von meinem Hengste belegen ließen, mache ich hiedurch bekannt, daß letzterer verkauft ist. Sollten einige dieser Stuten nicht tragend geworden sein, so erstatte ich das Deckgeld zurück.

Hauswirth H. C. Freitag     
in Gr. Rünz.            


Kirchliche Nachrichten.

Freitag, den 7. April, Vormittags 10 Uhr.
Passionspredigt: Pastor Kämpffer.

Sonntag den 9. April.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags: Prüfung der Confirmanden Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen16 M -Pfennig  bis 21 M 50Pfennig.
Roggen15 M 50Pfennig  bis 16 M -Pfennig.
Gerste15 M -Pfennig  bis 16 M 20Pfennig.
Hafer16 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Erbsen16 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen14 M -Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,30 .
Hühner d. St. M1,75 .
Tauben d. St. M0,70 .
Spickgans d. St. M3,50 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,80 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,50 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,05 .
Eier 6 St. für M0,30 .


(Hierzu Offiz. Anz. Nr. 9 und eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 28 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 28 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 7. April 1876.


In der Restauration des Berliner Abgeordnetenhauses.

Die Restauration des preußischen Abgeordnetenhauses in Berlin ist durch ein ziemlich dunkles Foyer (Mittelgang, wo man sich trifft und unterhält) vom Sitzungssaal getrennt. Mit Oberlicht gut erleuchtet, geräumig und mit zwei großen Kaminöfen versehen, hat es etwas sehr Behagliches und besonders dann etwas entschieden Anziehendes für die preußischen Herren Landboten, wenn einer der verehrten Herren Redner im Reden kein Ende finden kann. An einer großen Zahl kleiner Tische wird gefrühstückt. Die Fraktionen sitzen hier friedlich bunt durcheinander, Ministerräthe, Journalisten, Wahlmänner aus der Provinz, die hierher geführt werden, in ihrer Mitte; nur Damen haben keinen Zutritt. Kellner laufen hin und her, die Würde des Amtes im vorgeschriebenen Frack zu üben. Berichterstatter auswärtiger Blätter horchen von Gruppe zu Gruppe, um Stoff zu einem neuen Artikel zu gewinnen. Die Unterhaltung ist sehr lebhaft. Anekdoten aller Art werden erzählt und belacht. Der alte Denzin (von den Conservativen) hat das durch Neubau vergrößerte Fractionszimmer der Nationalliberalen, Nr. 15, besehen und hat dabei ausgerechnet, daß es in der nächsten Session schon für seine Fraktion kaum ausreichen werde. "Ben trovalo!" Die gut erfundene Aeußerung wird weiter erzählt, obgleich der Verfasser nicht genannt werden kann und Denzin gegen die Urheberschaft derselben lebhaft protestiren würde. Dazwischen erschallen Rufe nach besserem "Stoff". "Kellner, ein Glas Porter," die Dividendenbrühe ist heute gar nicht zu genießen!" - Am Kamin sitzt die "Perle von Meppen." Herr v. Windthorst hat die neueste Nummer des "Ulk" in Händen und betrachtet sich darin mit schmunzelndem Vergnügen als "Feldmarschall Rückwärts". Abgeordnete überreichen ihm Zeitungsblätter. Sie sind entrüstet über die Angriffe gegen ihn darin. Diese vergrößern aber nur sein Behagen, und ist ein guter Witz darunter, so erkennt er ihn gewiß lobend an. Auch der Präsident des Hauses bedarf einer Erfrischung. Er hat den Vorsitz dem ersten Vizepräsidenten abgetreten und erscheint, wie immer von seinem stehenden Adjutanten aus Stettin begleitet. Aber kaum läßt er sich blicken, so umringt ihn eine Schaar von Fragern. Der Eine will dies, der Andere jenes von ihm wissen, und mit der liebenswürdigsten Bereitwilligkeit ertheilt er in jedem einzelnen Falle die gewünschte Auskunft. - Inzwischen ist ein Stündchen verflossen, da ertönt der Glockentelegraph, welcher vom Sitzungssaal durch alle Räume des Hauses geht; der Schriftführer du jour hat drinnen auf den Knopf gedrückt. "Die "Parze" wird einen Schlußantrag eingereicht haben," meint der alte Wachler, "unterstützen wir ihn!" Indem er sich langsam erhebt, erschallt das Glockensignal zum zweiten Mal schon etwas stärker; aus dem Schreib= und Lesezimmer eilen die Abgeordneten herbei, um sich zu erkundigen, was los ist; doch ehe man Auskunft erhalten, läutet es zum dritten Male. Alles springt auf, man drängt sich durch den Foyer in die Eingangsthüren zum Saal, die Andern auf die Tribüne: denn jeder weiß, daß sich dort etwas Besonderes ereignet hat oder ereignen soll. Und richtig, der Schriftführer hat nur seine Schuldigkeit gethan. In der Ministerbank ist der Reichskanzler erschienen und wird zum nächsten Gegenstande der Tagesordnung sprechen. - In zwei Minuten ist die Restauration wie ausgestorben. Die Kellner räumen flugs die Tische ab und stellen die Stühle wieder in Ordnung. Mit Wehmuth betrachtet die Wirthin ihre noch großen Vorräthe. Für heute ist Alles aus; ein Hagelschlag hat ihre schönen Ernteaussichten zerstört und der fulminante Zeus ist Fürst Bismarck. Aber wer kann mit Göttern rechten?       (Nach der Wes. Ztg.)


- Prinz Friedrich Wilhelm, ältester Sohn des deutschen Kronprinzen, ist am Geburtstage des Kaisers zum Premierlieutenant ernannt.
- Der erste April ist Fürst Bismarck's Geburtstag. Der Kaiser und der Kronprinz haben ihm persönlich gratulirt, die Kaiserin am frühesten Morgen durch ihre Palastdame Gräfin Hake. Sein Haus war wie ein Taubenschlag, so ging's ein und aus den ganzen Tag und die Brief= und Depeschenträger hatten viel zu laufen. Mit den Briefen und Depeschen kamen Geschenke aus dem ganzen Reich: Straßburger Gänseleber=Pasteten, Kuchen und Marzipan, Würste aller Art, Fässer mit Wein vom Rhein und der Mosel, Bier der verschiedensten Sorten, Kisten mit Cigarren und Kanaster, Spitzen und Pfeifen, Blumensträuße unzählige und endlich Gedichte in allen Versmaßen.
- Der Reichskanzler hat dem Bundesrathe den Entwurf eines Gesetzes vorgelegt, wonach die Subaltern= und Unterbeamtenstellen bei den Privateisenbahnen künftig nur mit Militäranwärtern besetzt und an andere Personen nur dann verliehen werden dürfen, wenn keine qualificirten Militäranwärter für dieselben vorhanden sind.
- Das diesjährige sog. Kaisermanöver wird bei Merseburg stattfinden und von dem (4. und 12. königl. sächs.) Armeecorps ausgeführt.
- Die Reichsverkehrsämter nehmen in der nächsten Zeit weder Depeschen noch Briefe nach Mexiko an, weil dort durch die Revolution der Post= und Telegraphen=Verkehr unterbrochen ist.
- Die Berliner Polizei beabsichtigt, ein deutsches Verbrecher=Album anzulegen und alle Polizeibehörden des Reiches zu bitten, sie durch Einsendung von Photographien berüchtigter Verbrecher und Verbrecherinnen bei diesem Werke zu unterstützen. Sie hofft dadurch mit der Zeit in die Lage zu kommen, alle Verbrecher, die irgendwo im Reiche aufgegriffen werden und ihren Namen verweigern, resp. einen falschen angeben, zu recognosciren. Für den lokalen Verkehr hat ein solches Album bereits die trefflichsten Dienste geleistet.
- Ein Bild der herrschenden Arbeitslosigkeit in Berlin bildet täglich Nachmittags gegen 5 Uhr die Zimmerstraße. Da wird um diese Stunde das Intelligenzblatt ausgegeben, in welchem die offenen Stellen angezeigt sind. Das ganze Straßenviertel ist dann dicht mit harrenden Menschen besetzt und mehrere Schutzmänner haben alle Hände voll zu thun, um Ordnung zu halten, denn Jeder will allen anderen Konkurrenten zuvorkommen.
- Ein hochkomischer Auftritt ereignete sich unlängst in einem Wiener Gasthofe. Während drei Musikanten in der zweiten Gaststube musizirten, ging ein alter Mann, ein Notenblatt in der Hand, in der Stube sammelnd umher, und als er bereits damit zu Ende war und ein nettes Sümmchen beisammen hatte, wurde er von den Musikanten in der andern Stube bemerkt, welche dann, ihr Musiziren unterbrechend, wüthend auf den fremden Mann stürzten und ihn unsanft anpackten. Doch der alte Bettler hielt sein Geld fest und schrie: "Meine Herrschaften, habe ich denn gesagt, daß ich für die Musiker sammle? Ich habe für meine Rechnung gebettelt." Die Gäste lachten, der alte Mann behielt sein Geld und der Wirth warf die Musikanten hinaus.
- In London bereitet man dem Prinzen von Wales bei seiner Rückkehr aus Indien einen glänzenden Empfang vor, dessen Glanzpunkt ein großer Festball bilden wird. Der Prinz ist am 25. v. M. in Cairo angekommen und von dem Khedive mit großen Ehren empfangen.
- Der blühendste Verein in Amerika ist der Lügnerklub in Austin in Nevada. Als jüngst die Frage aufgeworfen wurde, wie viel Männchen und wie viel Weibchen es unter den Wildgänsen gebe, erklärte Onkel Gobbins sofort, er habe erst Tags vorher in einem aus 30,000 Vögeln bestehenden Zuge von Gänsen, die in der Abenddämmerung

[ => Original lesen: 1876 Nr. 28 Seite 6]

über die Stadt geflogen, 9875 Gänseriche gezählt. Er wurde sofort für seine guten Augen und seine naturwissenschaftliche Gewissenhaftigkeit zum Ehrenmitglied ernannt.
- Ein Schweiger. Vor Kurzem starb im Canton Zürich ein Hausirer, der landauf landab von Allen gekannt war, nicht sowohl wegen der Taschentücher, Halstücher und Stecknadeln, die er verkaufte, als vielmehr wegen seines auffallenden Anzuges und seines unverbrüchlichen Schweigens. Wettstein - so hieß der Hausirer - trug ein langes, grünes Kleid, ähnlich einem Kaftan, über welches wohl viele Sommer und Winter hingegangen waren, und man sah ihn nie anders, als barhaupt. Er sprach, obwohl er nicht stumm war, kein Wort, sondern verbandelte seine Waare nur mittelst Zeichen. Absatz fand er dennoch größeren, als wohl die meisten Hausirer; die Seltsamkeit der Erscheinung und Teilnahme für den eigenthümlichen Mann priesen seine Verkaufsgegenstände besser an, als Worte es gekonnt hätten. So gab es denn auch Manche welche meinten; der barhäuptige Mann im langen, grünen Rock sei ein Pfiffikus, der nur darum nicht spreche, damit er viel verdiene. Aber man konnte ihnen erwidern, daß selbst Personen männlichen Geschlechts sich um diesen Preis zu so harter Entsagung kaum verstehen würden. Andere hebaupteten, Wettstein spreche nicht, weil er als Freimaurer ein Gelübde gebrochen; dafür müsse er Buße thun. Während die Einen die Buße als eine lebenslängliche darstellten, wußten die Andern, daß sie nach so und so viel Jahren - man sprach von 10, von 20, von 30 aufhören werde. Fromme Gemüther dachten an den ewigen Juden und meinten, Wettstein habe Gott gelästert, seine Seele sei daher ruhelos, er irre schweigend Von Ort zu Ort. So bildete diese Gestalt Mythe an Mythe. Daß auch die Liebe nicht leer ausgehen wollte, beweist eine andere Deutung. Als Wettstein noch ein froher Jüngling war - erzählt neuestens ein Schweizer Blatt - entzweite er sich mit seinem Schatz, welchen er der Untreue beschuldigte. Nach einiger Zeit wurde ihm Gewißheit, daß er dem Mädchen Unrecht gethan. Er versprach der Geliebten, ein Jahr lang kein Wort zu sprechen und nie den Kopf zu bedecken, wenn sie ihm wieder gut sein wolle. Die Grausame nahm den Vorschlag an. Das Jahr ging seinem Ende zu; Wettstein hatte nie geredet, nie sein Haupt bedeckt. Da starb sein Lieb. Wettsteins Trauer war grenzenlos, aber stumm, denn der Termin war noch nicht zu Ende, da er reden durfte. Er fings auch nimmer an. So viel ist sicher, 40 Jahre lang hat der Mann kein Wort gesprochen. Warum nun nicht? Das bleibt unausgemacht, denn er hat es Keinem gesagt.
- Eine sonderbare Sparbüchse hatte sich ein Puddelmeister in Oberbils bei Düsseldorf angelegt, um das Geld vor den Späherblicken seiner Frau zu sichern. Diese hatte nämlich auf ihrer Kommode eine "Muttergottes" von Gyps stehen und die innere Höhlung diente unserem Meister als Geldschrank. Bereits hatte er 6 Fünfmarkscheine erspart und sie der "Muttergottes" anvertraut, auch die Höhlung unten mit Papier verstopft, als der Frau eines Tages einfiel, bei einem Gypsfigurenhändler die alte schwarz gewordene Statue gegen eine neue zu vertauschen. Als der Mann nach Hause kam, wo ihm seine Frau die neue "Muttergottes" zeigte, auch erfuhr, daß sie die alte vertauscht habe, bekannte er, welch' ein Schatz diese gewesen, worüber die Frau beinahe in Ohnmacht gefallen wäre, wenn sie Zeit dazu gehabt hätte. Mann und Frau liefen rasch in die Stadt, suchten den Gypsfigurenhändler auf und erwischten glücklich die "Muttergottes" wieder, die ihren Schatz treulich gehütet hatte. Sie bekam des Abends eine Kerze geopfert und hat ihren alten Ehrenplatz wieder eingenommen, denn der Mann sagt: "Das Alter muß man ehren".
- Aus ärztlichen Kreisen erhält die Berliner Nat.=Ztg. folgende Zuschrift:
Durch viele Berliner und auswärtige Zeitungen ist die Mittheilung einer Krankengeschichte von Blasenwürmern der menschlichen Leber gegangen, welche das ohnehin durch Trichinen und andere unangenehme Parasiten geängstigte Publikum noch mehr in Schrecken zu setzen geeignet war. Diese Mittheilung bedarf in ihrem naturwissenschaftlichen Theile durchweg der Berichtigung, einmal weil es Pflicht jedes Sachverständigen sein sollte, der Verbreitung unrichtiger Anschauungen überall entgegenzutreten; andererseits weil das Publikum über die Art, wie es sich vor jenem allerdings sehr gefährlichen Eingeweidewurme zu schützen hat, völlig irre geführt wird. Zur Aufklärung diene nachfolgender kurzer Abriß der Naturgeschichte der Bandwürmer, in deren Reihe auch der obengenannte Blasenwurm gehört. Sämmtliche Bandwürmer machen einen Generationswechsel durch, d. h. sie nehmen während ihres Lebens 2 völlig verschiedene Gestalten an und erlangen diese Umgestaltung nur durch den Uebergang aus einer Thierspecies in eine andere. Nach der Verschiedenheit ihrer Uebergangsformen kann man 2 große Gruppen von Bandwürmern unterscheiden. Als Repräsentant der ersten Gruppe diene der gemeine Bandwurm des Menschen (Taenia Solium). Dies Thier, welches im Darmkanal des Menschen lebt und eine Länge von mehreren Metern erreichen kann, besteht aus einem Kopf und zahlreichen Gliedern (Proglottiden), von welchen immer die dem Kopfe fernsten Geschlechtsreife erlangen und entwickelungsfähige Eier enthalten. Die Eier sind außerordentlich widerstandskräftig und enthalten sich nach Abgang der Glieder aus dem Körper ihres Trägers oft Monate lang. Gelangen sie in den Magen eines Schweines, so entsteht aus jedem Ei ein Embryo, welcher in den Schweinekörper einwandert - und dort zur Finne wird, einem Bandwurmkopf mit daranhängender erbsengroßer Schwanzblase. Kommt die Finne durch den Genuß rohen Schweinefleisches in den Darm des Menschen, so heftet sich der Kopf an, die Blase fällt ab und statt derselben wachsen wieder Bandwurmglieder hervor. - Zur zweiten Gruppe der Bandwürmer gehört der Hundebandwurm (Taenia Echinococcus), ein kleines, wenige Linien langes Thier von 3-4 Gliedern, welches außer im Darm des Hundes bisher nur beim Wolf und Schakal gefunden wurde. Die Vorstufe dieses Thieres nun ist der gefürchtete Hülsenwurm (Echinococcus), welcher am häufigsten beim Menschen, ferner beim Rindvieh vorkommt, in seltenen Fällen auch in anderen Thieren gefunden wurde. Die Eier des Hundebandwurms erhalten sich ebenfalls sehr lange, auch nachdem das Bandwurmglied, in welchem sie entstanden, längst zu Grunde gegangen ist. Gelangen diese Eier bei irgend einer Gelegenheit, wie sie sich bei engem Zusammenleben mit Hunden, zumal wenn nicht besonders große Reinlichkeit beobachtet wird, leicht finden mag, in den Magen des Menschen, so entwickelt sich ein Embryo, welcher in den Körper einwandert, am häufigsten in die Leber, aber auch in alle übrigen Organe, in den Lungen, den Muskeln, den Knochen, selbst im Gehirn sich festsetzen und daselbst im Laufe von Monaten und Jahren zu Blasen von Faust=, selbst von Mannskopfgröße auswächst. Auf der Innenfläche dieser Blasen entstehen zahllose Bandwurmköpfe. Die Gefahren, welche diese Blasen bedingen, sind natürlich nach dem befallenen Organ sehr verschieden. Erst wenn dieselben von einem Hunde gefressen worden, dann entwickeln sich wiederum Bandwürmer im Hundedarm. Aus dieser Darstellung ergiebt sich zunächst, daß die Warnung vor dem Genuß von Kalbsleber eine völlig ungerechtfertigte ist. Selbst wenn eine Kalbsleber kleine Echinococcenblasen enthalten und dieselben dem gewöhnlichen Zubereitungsverfahren wiederstehen sollten, so kann deren Genuß beim Menschen nicht wiederum Echinococcen hervorrufen, sondern nur der Hund würde von einer Bandwurmkolonie heimgesucht werden. Dagegen ist das Halten von Hunden nie ganz ohne Gefahren, was sich schon aus der Thatsache ergiebt, daß auf Island, wo jede Familie mehrere Hunde besitzt, die Hülsenwurmkrankheit erschreckend häufig ist. In Deutschland ist das Leiden in manchen Gegenden sehr selten, in anderen ziemlich häufig. Das Küssen eines Hundes kann wohl nur zufällig anderweitig gefährlich werden, als durch den Umstand, daß nur solche Personen Hunde in solcher Form liebkosen werden, welche auch sonst vielfach diese Thiere um sich zu haben gewohnt sind.


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