No. 83
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 22. Oktober
1875
fünfundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1875 Nr. 83 Seite 1]

Mit der heutigen Nummer wird Nr. 24-29 des Reichs=Gesetzblattes versandt.


Politische Rundschau.

Mecklenburg. Neustrelitz, 17. October. Am Großherzoglichen Hofe wurde heute der Geburtstag Sr. K. H. des Großherzogs begangen, welcher am Donnerstage gleichwie I. K. H. die Frau Großherzogin am Freitag, von einer längeren Reise in bestem Wohlsein hier wieder eingetroffen ist.
Deutschland. Kaiser Wilhelm, der erste deutsche Kaiser, ist als Freund und Gast des ersten Königs von Italien in Mailand eingezogen. Sein feierlicher Besuch ist das Siegel auf ein Freundschafts= und Friedensbündiß zwischen dem deutschen Reiche und Italien, alter fast 1000 jähriger Hader und Krieg ist damit beendet. Im Mittelalter zogen die deutschen Kaiser als römische Kaiser an der Spitze großer Heere über die Alpen, um sich Italien zu unterwerfen, und die Päpste schürten den Hader zweier Völker zu ihrem Vortheil. Das glänzende deutsche Geschlecht der Hohenstaufen ging in Italien unter. Enzio verschmachtete im Kerker, Manfred's Leiche wurde unter einem Steinhaufen bei Benevent verscharrt, Conradins, des letzten Hohenstaufen blondes Jünglingshaupt fiel auf dem Blutgerüste in Neapel. Friedrich Barbarossa hat einst in furchtbarem Grimme das prachtvolle Mailand, das sich immer wieder empörte, mit Feuer und Schwert dem Erdboden gleichgemacht und den Pflug über die Stätte führen lassen, wo die stolze Stadt gestanden. Immer wieder rafften sich die Bürger zusammen, und bauten die Stadt glänzend wieder auf. Die Lombarden haben dafür bei Legnano das deutsche Heer zertrümmert. Wer denkt heute noch des alten Grolls?
Der Kaiser Wilhelm hat in einem Brief an die Kaiserin Augusta seine Freude über den ihm in Mailand zu Theil gewordenen unbeschreiblichen Empfang ausgesprochen. Der Kaiser bemerkt in seinem Briefe, daß er Aehnliches in seinem Leben nicht gesehen habe. Namentlich sei die Illumination des Domplatzes von überaus großartiger Wirkung gewesen. Vor allem aber gedenkt der Kaiser der Liebenswürdigkeit des Königs von Italien.
Dem Bundesrath ist ein Gesetzentwurf vorgelegt worden, durch welchen der Reichskanzler zur Contrahirung einer Anleihe von 3,000,000 Mark zu Zwecken der Telegraphen=Verwaltung ermächtigt wird. Es handelt sich namentlich um Erweiterung des Telegraphennetzes, bez. Verlegung unterirdischer Leitungen auf Linien , deren Telegraphengestänge schon übermäßig belastet ist. Der erste Versuch soll auf der Linie Berlin=Halle gemacht werden.
Da gegenwärtig das gesammte Staats=Papiergeld im deutschen Reiche zur Einlösung aufgerufen ist. So wird bemerkt, daß beschädigte Stücke nur eingelöst werden, wenn Echtheit und Werthbetrag unzweifelhaft zu erkennen sind, auch die Ueberzeugung erlangt wird, daß kein Mißbrauch mit etwa fehlenden Stücken stattfinden kann.
Die im bayerischen Ministerrathe bekannt gegebene Antwort des Königs von Bayern auf das Entlassungsgesuch der Minister lehnt die Entlassung der Minister ab und spricht den Ministern die Allerhöchste Zufriedenheit über die bisherige Geschäftsführung aus. Der König hat den Empfang der Adreßdeputation, sowie die Entgegennahme der Adresse abgelehnt.
Kaiserin Eugenie hat auf der Reise nach England der Stadt Frankfurt a. M. am 13. October einen kurzen Besuch gemacht.
Der bayrische Prinz Leopold muß Gesundheitshalber den Winter an der Küste von Afrika verbringen. Seine Gemahlin Gisela begleitet ihn bis Algier.
Dänemark. Der König, die Königin und der Prinz Johann reisen am 20. d. nach Rumpenheim und weiter über Paris nach England , wo sie bis Anfang December verbleiben und mit der Prinzessin von Wales und deren Kinder zurückkehren, welche das Weihnachtsfest in Kopenhagen zubringen.
England. Die Differenzen der englischen Regierung mit China sind auf diplomatischem Wege ausgeglichen und hat der englische Gesandte Wade in Folge dessen seine Rückreise von Pecking nach Schanghai angetreten.
Vor einigen Tagen wurde die Nachricht verbreitet, daß Gladstone von der Pforte gegen ein Jahrgehalt von 50,000 Lstr. zum Regenerator der türkischen Finanzverwaltung ausersehen sei. So unwahrscheinlich diese Meldung auch erschien, fand sie nichtsdestoweniger Glauben und sah sich der würdige Expremier daher genöthigt, in dem "Glasgow Herold" zu erklären, daß die Mittheilung von irgend welchen seitens der Pforte an ihn gelangten Anträgen unbegründet sei.
Frankreich. Die französischen Politiker halten, da sie nichts Besseres zu thun wissen, immer noch Reden. So hat Thiers in Arcachon bei Bordeaux eine Rede gehalten und dabei sich dahin geäußert, daß er die Republik für fest begründet halte. Auch stehe Frankreich durchaus nicht isolirt unter den Nationen Europas, sondern könne in Folge der Erhaltung des Friedens zugewendeten Absichten der europäischen Cabinete auf diejenigen Sympathien rechnen, die auf der Politik der Nichtintervention beruhten; die Politik der Nichtintervention sei die Politik der Zukunft.
Wie aus Ajaccio gemeldet wird , hat Rouher in einer korsischen Wahlversammlung eine Rede gehalten, in welcher er sich für die Befugniß zu einer Revision der Verfassung aussprach.


- Es stellt sich immer mehr heraus, daß der Oleander, der wegen seiner prächtigen rothen Blüthe so beliebt ist, zu den Giftpflanzen gehört und daß man diese Pflanze nicht in das Zimmer stellen darf. Schon Plinius sagt, daß der Oleander giftig sei. In Italien und Spanien verwendet man schon länger die geriebene Rinde dieser Pflanze als Rattengift. In Nordamerika wird der Oleander in der Nähe menschlicher Wohnungen nicht geduldet. Merkwürdig ist, daß selbst die Bienen den Oleander verschmähen.
- Während die meisten Bäume bereits ganz oder theilweise entblättert sind, steht, wie die Voss. Z. schreibt, in Berlin auch in diesem Jahre der vor dem Hause Bellevuestr. 2 befindliche Kastanienbaum, der siebente der Allee vom Potsdamer Platz, in voller Blüthenpracht.

[ => Original lesen: 1875 Nr. 83 Seite 2]

Fünfzehn junge Damen in Petersburg, der reichsten Aristokratie angehörend, haben beschlossen, dem Luxus zu entsagen und nur einfache Kleider zu tragen. Das durch diese Ersparniß erzielte Geld soll zur Erziehung von 19 armen Waisenkindern verwendet werden.
- In einem Torfboden in der englischen Grafschaft Hampshire ist ein Schiff aufgefunden worden, das noch aus der Zeit, als die Dänen England in Besitz nahmen (870), zu stammen scheint und also 1000 Jahre alt ist. Dasselbe war mit einer 10 Fuß hohen Torfschichte bedeckt, sein Kiel hat eine Länge von 130 Fuß. Das Holz hat ein kohlenartiges Aussehen.
- Einem im Irrenhause zu Paris befindlichen Edelmann peinigt die fixe Idee, daß er einen in sein Weinglas gefallenen Klavierspieler aus Unvorsichtigkeit hinuntergeschluckt habe. Er will nun mit Gewalt Brechpulver einnehmen, um den fatalen Virtuosen wieder los zu werden.


Eine Falle
um einen Sonnenstrahl einzufangen.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1875 Nr. 83 Seite 3]

Eine Falle
um einen Sonnenstrahl einzufangen.
[Fortsetzung.]


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über das zu Schönberg am s. g. kalten Damm sub Nr. 2 belegene Wohnhaus c. p. des Tischlers und Bildhauers Ernst Hauschildt allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an dem bezeichneten Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Sonnabende den 4. December d. J., Vormittags 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 16. September 1875.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)                                             A. Dufft.


Holzauction.

Mittwoch den 27. October d. J. sollen im Woitendorfer Holze, Vitenser Forste, meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:

loheichen Bau= und Nutzholz=Drümme,
loheichen Klafterholz,
loheichen Zweigholz.
Die Auction beginnt Morgens 10 Uhr und wollen Käufer sich beim Holzwärterhause einfinden.
Vitense, den 20. October 1875.

L. Wiegandt.     


Die Ersparniß- und Vorschuß=Anstalt

in Schönberg ist an jedem

Mittwoch, von 8-12 Uhr Vormittags,

geöffnet.

Das Directorium.


Kampfgenossen-Verein 1870/71.

Am Sonntag den 24. October ds. Js. Nachmittags 3 Uhr

Versammlung

im Vereinslokale.

Schönberg.                                             Der Vorstand.


Winter=Mäntel und Jacken

für Damen und Kinder in neuester Facon von den billigsten bis zu den feineren Qualitäten

in sehr großer Auswahl.
          U. Beermann & Co.

Lübeck, Klingberg 927.


Mir sind voriger Woche 8 Schafe und Hammel, worunter 2 schwarze, entlaufen; wer mir dieselben nachweist, erhält eine Belohnung.

Wiese, Zimmermann in Cronscamp.     


Die wiederholten Diebstähle in unsern Holzkoppeln, sowie an Weiden und Hecken unserer Feldmark veranlassen uns, hiermit jedes unbefugte Betreten unserer gesammten Feldmark bei Strafe gerichtlicher Ahndung zu verbieten.

Die Dorfschaft Palingen.     


[ => Original lesen: 1875 Nr. 83 Seite 4]

Omnibusfahrt nach Ratzeburg.

Zum diesjährigen Ratzeburger Herbstmarkte, Mittwoch den 27. Oktober, werde ich mit einem Omnibus bei genügender Betheiligung nach Ratzeburg fahren Abfahrt von Schönberg (vom Boye'schen Gasthause aus) 6 Uhr Morgens, von Ratzeburg Nachmittags halb 5 Uhr.

J. Tretow, Omnibusfuhrmann.     


Galoschen von Leder mit Holzsohlen,
Galoschen von Leder mit Holzsohlen gefüttert,
Halbstiefel von Leder mit Holzsohlen und hohem Filz
Filzbottmen für Damen von Leder mit Holzsohlen gefüttert und mit Leder besohlt
aus der Fabrik von Gebr. Krafft in Schlopfheim in Baden empfiehlt zu billigen Preisen

J. Ludw. D. Petersen.

Schönberg.


Gummi=Galoschen
für Herren und Damen
empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.

Schönberg.


Dr. Pattison's
Gichtwatte
lindert sofort und heilt schnell                 (H. 62551.)
Gicht und Rheumatismen
aller Art, als: Gesichts=, Brust=, Hals= und Zahnschmerzen, Kopf=, Hand= und Kniegicht, Gliederreißen, Rücken= und Lendenweh.
In Paketen zu 1 M und halben zu 60 Pfennig (Mecklenburg) bei
Wilh. Heincke in Schönberg.


Rechnungsabschluß zur diesjährigen Sedanfeier.

Einnahme 760 M. 28 Pfennig (Mecklenburg).
Ausgabe 700 M. 79 Pfennig (Mecklenburg).
Cassenbestand 59 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).
Die einzelnen Belege sind jederzeit bei dem Cassirer C. Köhler zur Einsicht.
Schönberg, den 16. October 1875.

Das Komite.     


Aufforderung
an sämmtliche Maurergesellen der hiesigen Krankenkasse.

Wegen vieler Krankheitsfälle sehen wir uns genöthigt, noch einen Ladentag abzuhalten und das Krankengeld von 3 M. 50 Pfennig (Mecklenburg) auf 4 M. zu erhöhen, und ersuchen deshalb sämmtliche Mitglieder, hauptsächlich Kranken Besuchende, den 7. November, als am 8. Ladentag, zu erscheinen.

Schönberg.                                            Der Vorstand.


Original-Howe-
Nähmaschinen
(anerkannt bestes System)
unter Fabrikpreis
empfiehlt
August Creutzfeldt
in Schönberg.


Bei unserem Wegzuge von Rehna nach Strestorf erlauben sich die Unterzeichneten, der lieben, theuren Vaterstadt mit ihren Einwohnern ein herzliches Lebewohl zuzurufen! Wir scheiden mit dem Bewußtsein in unsern Herzen, daß, obwohl Rehna in Zukunft unsern Augen fern sein wird, es aber unsern Herzen "ewig" nahe sein und bleiben wird.
Rehna, den 23. October 1875.

Karl Hesse,
vereint mit Frau und Kindern.


Zahnschmerzen jeder Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitig. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruhm erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke,
Bandagist.


Bekanntmachung.

Die Mitglieder des Lübecker Feuer=Versicherungs=Vereins für Landbewohner werden ersucht, zwischen dem 16.-30. November d. J. den Mai=Beitrag mit 2/10, den Herbstbeitrag mit 8/10, also zusammen mit 1 Simplum - Einem einfachen Ansatz - auf dem hiesigen Bureau (Unt. Johannisstraße Nr. 10) zu entrichten.
Lübeck, den 8. October 1875.

Namens der Direktion:
Bruhn.

(H02261b.)


Dem hochgeehrten Publikum von Rehna und Umgegend empfehle ich anjetzt mein Lager von

neuen Putz- und Mode-Artikeln,

sowie zu prompter und solider Ausstattung derselben. Imgleichen steht mein photographisches Atelier zur Anfertigung von

Photographien

verschiedener Größen und Arten eröffnet und bitte um geneigten Zuspruch.
Rehna, Gletzowerstraße, den 15. Oct. 1875.

H. Bruno.     


Am Marktlage ist auf dem Saale des Ackerbürger Böckmann zu Schönberg ein schwarzes Jacket vertauscht. Die jetzige Inhaberin wird gebeten, dasselbe beim Ackerbürger Böckmann umzutauschen.


Am Sonntag Abend ist mir eine rothe 1jährige Starke entlaufen, und bitte ich denjenigen, der mir über ihren Verbleib Auskunft geben kann, mich darüber benachrichtigen zu wollen.

Hauswirth H. Wittfoth.     
Duvennest.            


Am Sonnabend ist bei mir eine rothe Starke zugelaufen.

Hauswirth Maaß Sabow.


Vor circa 3 Wochen hat sich bei mir eine 2jährige rothe Starke angefunden.

Heinr. Ziething. Thandorf.


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag den 24. October.
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen16 M 20Pfennig  bis 20 M -Pfennig.
Roggen16 M 50Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Gerste16 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Hafer15 M -Pfennig  bis 16 M -Pfennig.
Erbsen16 M -Pfennig  bis 19 M 50Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat27 M 50Pfennig  bis 28 M 50Pfennig.
Winter=Rübsen27 M 50Pfennig  bis 28 M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,50 - 1,60 .
Hasen d. St. M3,30 - 4,20 .
Enten d. St. M1,80 - 2,40 .
Hühner d. St. M1,35 - 1,50 .
Küken d. St. M0,75 - 1,00 .
Tauben d. St. M0,30 - 0,45 .
Eier 4 - 5 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,45 - 0,50 .
Gänse d. St. M6 - 7 .


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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