No. 55
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 16. Juli
1875
fünfundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1875 Nr. 55 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Das Ereigniß des Tages ist die Erwartung einer Begegnung des Kaisers mit dem mächtigsten der Reichsfürsten, Ludwig II. von Baiern. Mochte sie sich bewahrheiten und der Erfolg ein einiges Sicherstehen zwischen beiden sein. Bisher hat sich König Ludwig, obgleich er es war, der dem Kaiser die deutsche Krone darbot, in steter Zurückgezogenheit gehalten, die von manchen Seiten als Unzufriedenheit mit der Reichsentwickelung gedeutet wurde. Mochte es endlich überall geglaubt werden, was der "Veteran," das Organ des unter dem Protectorate des Königs stehenden baierischen Veteranen=, Krieger= und Kampfgenossen=Vereins als den Standpunkt an giebt 1) Wir wollen, daß unser Vaterland eine starke freiheitliche Regierung habe. 2) Wir wollen, daß jeder Staatsbürger ohne Unterschied den Staats=Gesetzen gehorsam sei. 3) Wir wollen gute Deutsche sein und brave Baiern bleiben.
Die neueste Depesche sagt: "Der Kaiser ist Mittwoch 4 1/2 Uhr Nachmittags im strengsten Incognito in München eingetroffen, von zahlreicher Bevölkerung begrüßt." Danach ist's mit der Begegnung wieder nichts.
In einem Deutschland und die Kriegsbefürchtungen überschriebenen Artikel sucht die Augsburger Allgem. Zeitung zunächst die militairische Ueberlegenheit Deutschlands über Frankreich nachzuweisen; zum Schluß kommt der Verfasser dann "auf den wichtigsten, den politischen Theil" seiner Erörterungen. Im Interesse Deutschlands, wie sehr dasselbe zur Vertheidigung und nöthigenfalls auch zum Angriff gerüstet sei, liege es, daß diese Möglichkeit in die weiteste Ferne geschoben werde. Dies sei nur möglich, wenn Frankreich die Unmöglichkeit einsehe, zu einem Wiedereroberungskriege Allianzen zu finden, denn zu einem anderen Kriege würde es sich nicht aufraffen und neue Opfer vom Volke verlangen können. Diese Unmöglichkeit sei aber gegeben durch die Dreikaiser=Allianz, der sich auch Italien angeschlossen habe und der andere Staaten sich fügen müßten.
Officiös wird geschrieben: Ueber die Reihenfolge der parlamentarischen Session des nächsten Winters finden in der Presse müssige Erörterungen statt. Es muß nach den bündigsten Aeußerungen von amtlicher Stelle als feststehend gelten, daß der Reichstag im Monat October zu seiner ordentlichen Session berufen wird und daß im Januar der preußische Landtag zu einer mehrmonatlichen Session zusammentritt.
Berliner Blätter schreiben: Die Zweithalerstücke werden jetzt in der Art aus dem Verkehr gezogen, daß die Staatskassen dieselben zwar annehmen, aber nicht wieder an das Publikum zurückgeben. Damit sind diese Geldstücke selbstverständlich nicht außer Cours gesetzt; sie bleiben vielmehr ein gesetzliches Zahlungsmittel, das anzunehmen Jedermann verpflichtet ist, bis sie von der Regierung ausdrücklich zur Einlösung aufgerufen werden. Nichts desto weniger hat sich, wie die "Bürger=Ztg." mittheilt, betrügerische Speculation der Zweithalerstücke bereits bemächtigt, indem dieselben von einzelnen Personen mit dem Bemerken zurückgewiesen worden sind, daß sie diese Stücke nur mit einem Abzuge von 40 Pf. in Zahlung nehmen. - Ebenso dürfen Banknoten von 50 Mark und darunter bis zum 31. December 1875 circuliren und hören mithin noch nicht auf, in der bisherigen Weise Zahlmittel zu sein. Das Reichsgesetz vom 21. December 1874 bestimmt im § 1 nur, daß die Notenbanken vom 1. Juli d. J. ab keine Noten unter 50 Mk. mehr ausgeben.
Ein neuer Beleuchtungsapparat ist in Berlin erprobt. Die Leistung übersteigt alles Dagewesene. Nach den Berichten der Artillerie=Prüfungskommission kann man zur Nachtzeit noch auf die Entfernung von einer Meile innerhalb der Strahlen des Lichtes gewöhnliche Schrift lesen. Wie groß der Nutzen nicht nur für Land= und Seekriegszwecke. sondern auch für friedliche Arbeiten, z. B. rasche Bauten u. s. w. ist, ergiebt sich von selbst.
Lübeck beabsichtigt für die Sedanfeier eine ausgedehntere Festlichkeit. Daher wurde das Comite durch eine Anzahl dortiger Bürger, darunter der Ehrenbürger Herr Emanuel Geibel, verstärkt.
Das Projekt einer Eisenbahn Lübeck=Travemünde tritt wieder in den Vordergrund.
Oesterreich. Die Untersuchung des Kronprinzlichen Eisenbahn=Unfalls leitet ein K. K. General=Inspections=Commissar. Man geht so weit von einer Verordnung zu sprechen, daß jedem Hofzuge ein Organ der General=Inspection zur Ueberwachung der Zugsleitung auf der Locomotive dienstthuend obligat beigegeben werde.
England. Die Minister haben häufige Anfragen über die Machtverhältnisse der katholischen Kirche in England auszuhalten, entledigen sich der zudringlichen Frager aber regelmäßig in einem so kühlen Tone, daß man deutlich erkennt, wie sie jedenfalls erst aus dem deutschen Kampfe Lehren zu ziehen denken, wenn sie überhaupt einen "Kampf" beabsichtigen.
Das russische Vordringen macht den Engländern viele Schmerzen. Die Hauptblätter sind getheilter Ansicht. Die Times sagt in einem Athemzuge, es sei eine sichere und der englischen Regierung würdige Politik, die Fortschritte, welche Rußland in Centralasien macht, als unvermeidlich zu betrachten; und: "äußersten Falles müsse man bereit sein, dem weiteren Vordringen Rußlands mit allen Mitteln entgegenzutreten." - Der Schwerpunkt scheint in Afghanistan zu liegen, von dessen kampfgeübtem Volke man nicht weiß, ob man es sich zum Feinde oder Freunde machen soll.
Türkei. Die Steuerkraft geht mit jedem neuen Jahre zurück. Es ist das alte und durch die Eifersucht der Großmächte erklärte Wunder: seit Jahrhunderten stirbt der türkische Staatskörper ab, erreicht aber keine vollständige Endschaft.


- Die Schilderungen über die Ueberschwemmungen in dem unglücklichen Frankreich erinnern an die Sündfluth. Nicht nur im südlichen Frankreich

[ => Original lesen: 1875 Nr. 55 Seite 2]

(Toulouse) haben die unbarmherzigen, alles überwältigenden Wasserfluthen Verheerungen angerichtet, deren Schaden auf Hunderte von Millionen geschätzt wird, sondern bald darauf auch in der Normandie, wenn auch in geringerem Maße. Die Straßen und Eisenbahnen sind zerrissen. Brücken und Häuser zerstört und viele Menschen ertrunken. Auch im Schweizer Canton Genf und Savoyen haben am 8. Juli Nachts Stürme und Hagelschauer alles Grüne und Blühende in Gärten und Feldern vernichtet.
- Der berühmte Afrika=Reisende Dr. Nachtigall erhält vom deutschen Reiche die Mittel, um in würdiger Muße seine wissenschaftlichen Entdeckungen auszuarbeiten. Für das Jahr 1875 sind ihm einstweilen 2000 Thaler angewiesen worden. Vom Kaiser ist ihm ein ehrenvolles Kabinetsschreiben zugegangen.
- Nur keine Redensarten! ruft die klerikale Ingolstädter Zeitung in den bayerischen Wahlkampf hinein. Kurz und gut lautet die Parole: "Bayersche Knödel und Wahrheit - keinen preußischen Fusel und Dusel!" Das ist behältlich und appetitlich obendrein.
- Außer der Roseninsel des Königs von Bayern im Starenbergersee giebt es wohl wenig Gärten, die einen so reizenden Rosenflor aufzuweisen haben, wie der erzherzogliche Garten zu Alcsuth und die Margaretheninsel zu Pesth. Auf der letzteren stehen gegenwärtig über 10,000 hochstämmige Rosenstöcke, deren jeder zahllose Rosen trägt, in voller Blüthe. Es sind über 1100 verschiedene Rosensorten vertreten.
- Den Jäger im bairischen Hochgebirg schnürt der Anblick, wie viel Wild im letzten bösen Winter eingegangen, das Herz zusammen. Jetzt im Sommer finden sie die eingegangenen Thiere, im Oberammergauer Jagdrevier allein 446 Stück Hochwild, 382 Gemsen und 310 Rehe.
- Die Hängematten kommen auch in Deutschland vielmehr in Gebrauch, nicht nur bei Kranken, denen sie der Arzt verschreibt, sondern auch bei Gesunden, namentlich in den heißen Tagen und Nächten.
- Adam Riese, der sprichwörtlich gewordene Rechenkünstler, wurde s. Z. in Staffelstein bei Lichtenfels geboren. Seine Vaterstadt hat ihm jüngst eine Gedenktafel am Rathhause errichtet mit der Inschrift: Im Jahre 1492 wurde in Staffelstein geboren Adam Riese, berühmter Rechenmeister und Verfasser des ersten methodischen Rechenbuches.
- Einem Herrn Lockwood soll es gelungen sein, aus dem Bier einen ähnlichen Extrakt herzustellen wie aus der Milch. Die Menge des Bieres wird durch sein Verfahren auf ein Zwölftel zusammengezogen. Nur wenn nichts in dem Bier ist, kann man auch nichts zusammenziehen! -
- Ach wie bedaure ich, sagt ein hoher Eisenbahnbeamter zum Kronprinz, daß der Unfall auf einer österreichischen Bahn passirt ist. Kronprinz: Ich versichere, daß mir der Unfall auf einer preußischen Bahn nicht angenehmer gewesen wäre.
- In Dresden sammelt eine Gesellschaft Gaben für die Ueberschwemmten in Frankreich.
Kaiserin Eugenie ist auf ihrem Schlößlein Arenenberg in der Schweiz angekommen.
- Zwei Mittheilungen süddeutscher Blätter scheinen den Beweis zu liefern, daß die Hitze dort schon zu gesundheitgefährlichen Graden vorgerückt ist. Die "Karlsruher Ztg." bringt unterm 28. Juni die Nachricht, daß die dortige Garnison zu Ehren der Anwesenheit Sr. Majestät des Königs von Sachsen "nur im Helm" auf der Straße zu erscheinen hat, während ein anderes Blatt verkündet, daß sämmtliche Bäckermeister Stuttgarts vom 1. Juli k. J. an statt der bisherigen 1=Kreuzerstücke 3 Pfennigstücke zu backen anfangen.
- Die ausrangirten Fräcke sind in Oesterreich sehr zu Ehren gekommen und daran ist die Schulmeisterstochter Bacher in Jetzelsdorf schuld. Ihren hochbetagten Vater hatte ein Schlagfluß schnell aus dieser Welt abgerufen und sie wollte eben den Frack, der vor Alter rothbraun geworden war, dem Trödeljuden geben, als sie unter dem Futter ein Büchlein fand und siehe, dieses Büchlein war ein Sparkassenbuch im Werthe von 6000 Gulden. Der alte Frack war des Lehrers "Feuerfester" gewesen und er hatte sein Geheimniß wider Willen ins Grab mitgenommen.
- Ein seltsamer Diebstahl. Man erzählt sich in Teschen folgenden interessanten Diebstahl, der sich in einem Dorfe unweit Ratibur begeben hat: Zwei Männer drangen in einen Stall und entführten darauf eine fette Kuh. Diese mochte wohl ahnen, daß sie von den Beiden nichts Gutes zu erwarten habe, und setzte sich wacker zur Wehr. Nach langem Ringen waren sie mit ihr trotz der äußersten Anstrengungen auf den nahen Fahrweg gelangt; - jetzt konnten sie nicht weiter. Was war zu thun? Sie geriethen auf die originelle Idee, den Eigenthümer der Kuh selbst als Mittel zu ihrem Dieb= stahl zu benutzen. Es war finstere Nacht und da in der Nacht alle Kühe schwarz sind, so werde - argumentiren sie - er seine Kuh nicht erkennen, und sie werde seiner Leitung folgen. Gedacht - gethan! - Einer trat an's Fenster, klopfte daran und bat den endlich erwachten Hausbesitzer, er möge ihnen helfen, eine am Markte gekaufte Kuh zu führen, mit dem Trinkgeld werde er zufrieden sein. Dieser hocherfreut, eine Gelegenheit zu finden, wo er sich etwas verdienen könne, kleidete sich hastig an und führte in der That eine geraume Strecke weit die Kuh, welche nun ganz ruhig ihrem Führer folgte. - Endlich, als sie weit genug zu sein glaubten, gaben sie ihm einige Silbergroschen und er kehrte vergnügt nach Hause zurück. - Daselbst angelangt, fiel es ihm ein, nach seiner Kuh zu sehen, und siehe da - der Stall war leer! Er kam zur Einsicht, daß er selbst seine Kuh stehlen geholfen hatte, - aber es war zu spät; seine Verfolgung der Diebe war fruchtlos. Tiefbetrübt mußte er umkehren, seinen Unstern verwünschend. Einige Stunden vergingen, und der Schlaf schloß wieder seine thränenfeuchten Augen, plötzlich weckte ihn ein lautes Gebrüll, das vom Stalle herüberschallt. Er steht eilends auf, fliegt zum Stalle und erblickt zu seinem großen Erstaunen eine Kuh, die den Kopf in einem Mantel verhüllt hatte. Er nimmt ihr den unliebsamen Schleier, an dem sie hin und her zerrt, herunter und erkennt - seine Kuh, welche vor Ermüdung kaum noch zu keuchen vermochte! Er prüft den Mantel und findet dann in einer Tasche zwanzig Thaler, allerdings ein artiges Trinkgeld für den ausgestandenen Schrecken!
- In Mannheim kommt ein Bäuerlein in eine Weinkneipe, setzt sich dicht neben die Thüre und verlangt einen Viertelschoppen. Ein Viertel giebt's nicht, sagte der Wirth, da müßt Ihr dort an den Brunnen gehen, da bekommt Ihr einen Schoppen Pumpenheimer ganz umsonst. - Die Gäste lachen und das Bäuerlein fragt, was ein halber Schoppen kostet. - Zwölf Kreuzer! - Der Bauer nickt und als der halbe Schoppen gebracht wird, bezeichnet er mit dem Daumennagel genau die Hälfte des Weines, trinkt sie mit einem Zug aus, wirft 6 Kreuzer auf den Tisch und fort ist er.
- Die Gäste lachen nun noch mehr und der Wirth - lacht mit.


Anzeigen.

Es wird hierdurch in Erinnerung gebracht, daß das Sandabfahren aus der herrschaftlichen Sandgrube auf dem hiesigen Palmberge bei Strafe verboten ist, und da sich das Sandabfahren in jüngster Zeit wiederholt hat, so wird zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß gegen die Zuwiderhandelnden die Bestimmungen des Strafgesetzbuches im § 370 sub 2 in Anwendung gebracht werden sollen.
Schönberg den 10. Juli 1875.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Der Johann Joachim Nicolaus Falk, geboren am 15. April 1847 zum Hammer hiesigen Fürstenthums, unehelicher Sohn der angeblich später nach Hamburg gezogenen Marie Christiane Dorothea Falk vom Hammer, welcher sich bereit im Herbste

[ => Original lesen: 1875 Nr. 55 Seite 3]

1868 zur Erfüllung seiner Militairpflicht hätte stellen müssen , sich aber bisher nicht gestellt hat, wird in Gemäßheit der Verordnung vom 23. December 1870, betreffend das Verfahren gegen ausgetretene Mililairpflichtige etc. edictaliter hierdurch geladen, in dem auf Sonnabend, den 28. August d. J., Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Justiz=Amte anstehenden Termine sich einzufinden, unter dem Nachtheil, daß er im Falle seines Ausbleibens in dem anberaumten Termine dem Befinden nach des angeschuldigten Vergehens für überführt angenommen und gegen ihn auf die gesetzliche Strafe wird erkannt werden.
Schönberg, den 27. April 1875.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Holz=Auction.

Mittwoch den 21. d. M. sollen im Cordshäger Holze, Vitenser Forste, meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:

ca. 60 Raummeter loheichen Klafterholz
18 Haufen loheichen Stangen und Zweigholz.
Die Auction beginnt Morgens 8 Uhr und wollen Käufer sich beim Pflanzgarten einfinden.
Vitense, den 13. Juli 1875.

L. Wiegandt, Förster.     


Etwaige Forderungen an die Schützen= und Tombola=Casse sind spätestens bis 1. August bei uns einzureichen.
Schönberg, den 15. Juli 1875.

Die Aeltesten der Schützenzunft
W. Heincke.     J. Ludw. D. Petersen.


Zahnschmerzen jeder Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitig. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruhm erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke,
Bandagist.


Eine amerikanische
Nähmaschine
(Wealson-Wheeler) steht zum Verkauf bei
Bernh. Drenkhahn
in Schönberg.


E. Stiller's Maschinen-Niederlage in Lübeck,
Nr. 483 an der Trave bei der Engelsgrube,
hält vorräthig und empfiehlt:
Universal-Säemaschinen, 3 schaarige Saat- und Acker-Pflüge, verbesserte Royal-Mähmaschinen, Kirby, Grasmäher, und Stahl-Hungerharken.
Viehwagen mit Gallerie, Häcksel- und Rübenschneider, Lawrencer Milchkühler, Lefeldts rotirende Butterfässer- und Käsepressen, Dänische Butterkneter, Radelsortir-Cylinder, verstellbare Korncylinder, Kalbfütterer, eiserne Ferkel- und Schweinetröge, sämmtliche neuester Construction.


Vor etwa 14 Tagen sind meine Gänse auf ruchlose Weise gepflückt worden; wer mir den Thäter so angiebt, daß ich ihn gerichtlich belangen kann, erhält eine Belohnung von 15 Mk.

P. Grevsmühl,
Hauswirth in Sabow.


In der Nacht vom Montag zum Dienstag d. W. sind mir von meiner Koppel zwei Hammel, ein langohriger weißer und ein schwarzer, dem die rechte Ohrspitze fehlt, fortgekommen (wahrscheinlich gestohlen). Wer mir über den Verbleib dieser Thiere Nachricht giebt erhält 6 Mark (Lübeck) Belohnung.

Hauswirth Lenschow in Petersberg.


Das große Loos von 246,000 R.Mark (Lübeck) wurde im Jahre 1874 bei mir gewonnen.
Laz. Sams. Cohn.

Auf
No. 456
ist bekanntlich wiederum im Jahre 1874
das große Loos und Prämie
von 246,000 R.= Mk. mit der Devise
Glück und Segen bei Cohn!

laut amtlicher Gewinnliste, wie schon so oft, abermals bei mir gewonnen worden; überhaupt habe in den Gewinnziehungen im vorigen Jahre meinen geehrten Interessenten die Gewinnsumme von über 1 Million 350,000 R.=M. laut amtlichen Gewinnlisten baar ausbezahlt.
Die vom Staate Hamburg garantirte große, interessante und weil bekannte Geld=Lotterie von über 7 Millionen 650,000 R.=M. ist diesmal wiederum mit außerordentlich großen und vielen Gewinnen reichlich ausgestattet; sie enthält nur 78,700 Loose, und werden in wenigen Monaten in 6 Abtheilungen folgende Gewinne sicher gewonnen, nämlich: 1 großer Haupt=Gewinn u. Prämie ev. 375,000 Rm., spec. Rm. 250,000, 125,000, 80,000, 60,000, 50,000, 40,000, 36,000, 3 mal 39,000, 1 mal 24,000, 2 mal 20,000, 1 mal 18,000, 8 mal 15,000, 8 mal 12,000, 12 mal 10,000, 34 mal 6000, 4 mal 4800, 40 mal 4000, 2 mal 3600, 203 mal 2400, 4 mal 1800, 410 mal 1200, 510 mal 600, 10 mal 360, 597 mal 300, 4 mal 240, 19300 mal 131, 17541 mal 120, 60, 48, 24, 18, 12 und 6 Rm.
Die Gewinnziehung der 2ten Abtheilung ist amtlich auf den 14. und 15. Juli d. J. festgestellt zu welcher das
ganze Original=Loos nur 12 Rm. od. 4 Thlr.,
halbe Original=Loos nur 6 Rm. od. 2 Thlr.
viertel Original=Loos nur 3 Rm. od. 1 Thlr.
kostet. Diese mit Staatswappen versehenen Original=Loose sende ich gegen Einsendung des Betrages oder gegen Postvorschuß selbst nach den entferntesten Gegenden den geehrten Auftraggebern sofort zu. Ebenso erfolgen die amtliche Gewinnliste und die Gewinngelder sofort nach der Ziehung an jeden der bei mir Betheiligten prompt und verschwiegen. Durch meine ausgebreiteten Verbindungen überall kann man auch jeden Gewinn in seinem Wohnort ausbezahlt erhalten.
Jede Bestellung auf diese Original=Loose kann man auch einfach auf eine Post=Einzahlungskarte machen.

Laz. Sams. Cohn.
in Hamburg,
Hauptcomptoir, Bank= u. Wechselgeschäft.


Umstände halber habe ich sehr preiswürdig zu verkaufen:

eine größere Parthie beschlagenes eichen Bauholz, ein eleganter Schreibtisch, ein gut erhabenes Clavier, eine Uhr mit Gehäuse, ein vollständiges Reitzeug.

Blüssen.                                                H. Eckmann.


[ => Original lesen: 1875 Nr. 55 Seite 4]

Hals= und Brustkranke sollten im Sommer

mindestens einige Zeit in eine gegen Nord= und Ost=Wind geschützte, gemüthliche Gegend ziehen und neben Ruhe und Luft noch Milch und eine nahrhafte Kost genießen. Jeder schnelle Wechsel zwischen warmer und kalter Luft, sowie das Einathmen der kalten Morgen= und Abendluft ist ihnen schädlich, dagegen eine reine, warme Waldluft besonders vortheilhaft. Die Wohnung, namentlich das Schlafzimmer sei sonnig, trocken und gut gelüftet. Als ein sehr wichtiges diätetisches Linderungsmittel ist der L. W. Egers'sche Fenchelhonig zu empfehlen und gewiß von großem Nutzen. Nur wolle man sich vor den zahlreichen, auf die Täuschung des Publikums spekulirenden Nachpfuschungen desselben hüten und sorgfältig, um nicht betrogen zu werden, darauf achten, daß der L. W. Egers'sche Fenchelhonig. Seit dem Jahre 1861 erfunden und während dieses fünfzehnjährigen Zeitraumes in stets gleicher Güte fabricirt von L. W. Egers in Breslau, nur dann echt ist, wenn jede Flasche dessen Siegel, Facsimile, sowie seine im Glase eingebrannte Firma trägt. Die Fabrik=Niederlage ist bekanntlich bei

Buchbinder C. Sievers in Schönberg.


Die Inhaber von Tombola=Loosen verweisen wir auf die den heutigen Anzeigen beiliegende Gewinnliste. Die Gewinne sind spätestens innerhalb 4 Wochen bei uns in Empfang zu nehmen, widrigenfalls sie zu Gunsten der Schützenkasse verkauft werden.
Schönberg, den 15. Juli 1875.

Die Aeltesten der Schützenzunft.
W. Heincke.      J. Ludw. D. Petersen.


Das am Königschuß von mir verlooste Kaffeeservice ist auf Nr. 13 gewonnen.
Schönberg, den 14. Juli 1875.

Schuhmacherwittwe Wienck.


Die in unserm heutigen Blatte befindliche Gewinn-Mittheilung des Herrn Laz. Sams. Cohn in Hamburg ist ganz besonders zu beachten. Dieses Geschäft ist bekanntlich das älteste und allerglücklichste, im Jahre 1874 wurde schon wieder das grosse Loos bei ihm gewonnen, und hat dieses Haus schon früher den bei ihm Betheiligten die grössten Hauptgewinne von R-M. 360,000, 270,000, 246,000, 225,000, 183,000, 180,000, 156,000, oftmals 150,000, 90,000, sehr häufig 80,000, 60,000, 48,000, 40,000, 36,000 R.-M. etc. etc. ausbezahlt, wodurch viele Leute zu reichen Capitalisten geworden sind. Es sind nun wieder für einen kleinen Einsatz grosse Capitalien zu gewinnen bis zu ev. 375,000 R.-M. Auch bezahlt dieses Haus durch seine weitverbreiteten Verbindungen die Gewinne in jedem Orte aus. Da eine grosse Betheiligung zu erwarten ist, möge man dem Glücke die Hand bieten und sich vertrauensvoll an die Firma Laz. Sams. Cohn in Hamburg wenden, bei der man gewissenhaft und prompt bedient wird.


Jugendlicher Schwärmer!
Redegewaltiger Schützenbruder!
Geheimnißvoller Unbekannter M. M.!

Hören Sie den Rath des erfahrenen Onkels: erst gründlich lesen, dann denken, und endlich -noch lange nicht schreiben! Wer will Ihnen denn Ihre Schützenfeste verderben? Niemand. Wer kann es leugnen, daß es sehr gut gethan sein würde, wenn die Schützenzunft das ganze übrige Jahr hindurch sich als Zunft mit allgemein nützlichen Dingen beschäftigte? Niemand. Also war der Rath des Onkels so übel nicht. Wer weiß nicht, daß die letzte Stunde der Schützenzünfte geschlagen hat, wenn es ihnen etwa nicht gelungen ist, sich eine nicht bloß nützliche sondern nothwendige Stellung zu erringen bis dahin, wo die Kampfgenossenvereine in die Jahre kommen und einen Haupttheil der Bürgerschaft ausmachen? Denn zu 2 Korporationen zu gehören, das wirft's nicht ab, und das ältere Band ist das festere. Also war auch der Hinweis des Onkels auf die Sedanfeier so übel nicht, denn es wird vernünftiger Weise wohl niemand etwas weiteres als eine Mahnung zu neuen Gesichtspunkten darin gesehen haben. Zweitens: Ihre Belehrungen über die Bedeutung der Schützenfeste haben trotz vieler Worte wenig Inhalt, und was allenfalls darin steckt, beweist nichts. "Erinnerungsfeste", "Ehrentage" - was ich mir davor koofe, sagt der Berliner. Ehre? Wer fühlt sich denn geehrt? Wofür? - Erinnerung? Woran? Sich erinnern an das was man verloren hat in unserm Fall an die ehemalige Größe freier Städte und an die Zeit, wo die einzige Wehr und Waffe der freie Bürgerstand war - eine solche Erinnerung ist immer eine traurige. Seit wann feiert man Todesgedenktage mit Spiel und Tanz? Sie meinen, man solle feiern, um zu erhalten, was noch etwa übrig geblieben ist! Worin besteht denn das, wenn Onkel fragen darf? Sprechen sie sich deutlicher aus, aber ohne Redensarten. Drittens: Volksfeste sind, mit Vorsicht genossen, nicht übel; doch ist es immer ein eigen Ding - man wird bei vernünftigen Leuten mit solchen sachlichen Erwägungen nicht anstoßen - , wenn ernste Männer sich dabei hart an die Grenze des Komischen wagen - es müßte denn etwa Fasching sein, und selbst da verkriecht man sich hinter der Maske. Können Sie es leugnen, daß es an das Soldaten=Spielen der Knaben erinnert, wenn Leute, denen nichts ferner liegt als das Kriegshandwerk plötzlich für einige Tage irgend ein altes Schießeisen zur Hand nehmen etc.? Könnte ein Volksfest nicht auch ohne das bestehen? Glauben Sie im Ernste, daß, wer in Reih und Glied die Kugeln auf Schlachtfeldern hat sausen hören, solchen Späßen Geschmack abgewinnen kann? Nun zum Schlusse: Der Onkel ist so böse nicht; er ehrt die alten Gebräuche, wenn sie ihm auch seltsam vorkommen, er hat seine Freude an jedem Volksfeste und wünscht auch den Schönberger Schützenfesten lange Dauer und, so lange es sich hält, das damit verbundene Soldatenspiel, aber unsere Zeit liebt das Reelle, Nützlich=Liebende, darum wünscht er noch mehr, daß die Schützen das übrige Jahr hindurch etwas rechtes Gemeinnütziges (man entbehrt dessen genug) für die Stadt leisten - sind die Schaffner tüchtige, thätige Leute, um so mehr, solche werden erst recht am Schaffen dauernder Werthe ihre Freude haben - ; und er wünscht endlich die Sache, welche beiläufig mit Politik, Particularismus u. s. w. nichts zu thun hat, mit diesem Artikel abgethan, der zu der meist wohlbegründeten nachdenklichen Stimmung nach dem Feste mindestens eben so gut paßt, wie der Ihrige zu der seid umschlungen Millionen=Stimmung inmitten des Festes, für die er ja auch berechnet war. Wünschen Sie aber die lehrreiche Korrespondenz fortzusetzen, so empfiehlt Ihnen für die nächste Nummer eine gründliche Bearbeitung der oben gestellten Fragen, falls die hie und da beigegebenen Antworten nicht stimmen, Ihr zu ferneren Lektionen nur ungern bereiter wohlaffectionirter, guter, warnender Onkel.


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag den 18. Juli.
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen17 M 75Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Roggen15 M -Pfennig  bis 15 M 60Pfennig.
Gerste14 M 40Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Hafer16 M 30Pfennig  bis 17 M 10Pfennig.
Erbsen16 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,20 - 1,28 .
Hühner d. St. M1,35 - 1,50 .
Küken d. St. M0,75 - 1,20 .
Tauben d. St. M0,30 - 0,45 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 - 0,82 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,38 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,05 .
Eier 6 - 7 St. für M0,30 .
Kartoffeln, alte pr. 10 Lit. M0,30 .
junge pr. 10 Lit. M0,30 - 0,45 .
Hamb. Blumenkohl d. Kopf M0,38 - 0,45 .
Hamb. Kirschen pr. 500 Gr. M0,12 .


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1875 Nr. 55 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 55 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 16. Juli 1875.


Balthasar Scharfenberg,
oder
Ein mecklenb. Dorf vor zweihundert Jahren.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1875 Nr. 55 Seite 6]

Balthasar Scharfenberg,
oder
Ein mecklenb. Dorf vor zweihundert Jahren.
[Fortsetzung.]


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