No. 51
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. Juli
1875
fünfundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1875 Nr. 51 Seite 1]

Politische Rundschau.

Mecklenburg. S. K. H. der Erbgroßherzog von Mecklenburg=Schwerin ist auf seiner Rückreise aus dem Orient bei seinem Schwager, dem Großfürsten Wladimir Alexandrowitsch, und seiner Schwester, der Frau Großfürstin Maria Paulowna, in Zarskoe=Selo eingetroffen.
Der Liberalismus, der in unserm von Hause aus konservativen Volke noch nie recht Wurzel hat schlagen können, sondern als Treibhauspflanze nur hie und da durch künstliche Mittel großgezogen ist, scheint sich mehr und mehr bewußt zu werden, daß er von Tag zu Tag an Einfluß verliert und macht verzweifelte Anstrengungen, sein Dasein zu fristen, ja wo möglich bei den nächsten Wahlen noch einmal einen wenn auch verzweifelten Sieg zu gewinnen. Vor Kurzem hat in Rostock, dem Herd des Liberalismus, eine Generalversammlung des "Landeswahlvereins der liberalen Partei" stattgefunden, um über eine Statutenänderung Beschluß zu faßen. Beschlossen ist, daß hinfort neben den schon bestehenden Ortswahlvereinen und dem Landesverein noch besondere Kreisvereine eingerichtet werden sollen, deren Thätigkeit dann bestehen wird, die Kandidaten aufzustellen, die der Landeswahlverein empfiehlt und deren Wahl die Ortsvereine zu betreiben haben. Da ist also alles künstlich genug und zweckentsprechend eingerichtet! Es wird die Sache unsers konservativen Volkes sein, die Hoffnungen des Liberalismus in unserm Lande zu Schanden zu machen! Daß das nicht eine so leichte Sache sein wird, wie es manchem scheinen möchte, verhehlen wir uns nicht, denn die Schwierigkeit, die konservative Sache zum Sieg zu führen, ist ja bei den letzten Reichstagswahlen zu Tage getreten, bei denen der Liberalismus bekanntlich einen scheinbaren Sieg davon getragen hat - wir sagen: einen scheinbaren Sieg, denn bekannt ist, daß die weitaus größeste Zahl der Wähler sich gar nicht an der Wahl betheiligt hat. Der Liberalismus, der keine andere Ziele und Rücksichten kennt, als seinen eigenen Vortheil, hat diese Thatsache bekanntlich daraus zu erklären versucht, daß unser Volk noch im großen Ganzen zu unreif in politischen Dingen und zu wenig aufgeklärt sei oder auch in all zu großer Abhängigkeit gehalten werde, d. h. aus der Dummheit und dem knechtischen Sinn unseres Volkes! Das sind die Schmeicheleien, welche die Herren Liberalen ihren Wählern hinter ihrem Rücken nachsagen. Wir müssen gestehen, daß wir unser Volk mit seinem geraden festen Sinn und mit seinen biedern, streng konservativen Anschauungen besser kennen. Jene Thatsache erklärt sich ja für jeden aufrichtigen Mecklenburger, der mit dem Volke bekannt ist und dessen Augen nicht durch Parteileidenschaft geblendet sind, leicht daraus, daß der bei weitem größeste Theil unsers Volkes durchaus die Bestrebungen des Liberalismus verurtheilt, aber andererseits auch die extremen Anschauungen und Bestrebungen der Ritterschaft nicht hat billigen können; und darum erweist jene Thatsache vielmehr nicht nur die Reife unsers Volks zu rechtem politischen Urtheil, sondern auch den gesunden freimüthigen Sinn desselben, der nicht deswegen etwas thut, weil es etwa "von oben" gewünscht wird, sondern nur das, was er für recht und billig erkennt. Was unserem Volke fehlt, das sind die rechten Führer, Führer, die seine Anschauungen und Interessen zu den ihrigen machen und von wahrer Liebe zu Fürst und Vaterland beseelt ihre eigenen Sonderinteressen aufgeben können. Weil solche Führer bisher sich nicht gefunden haben, so hat es geschehen können, daß bisher ein Theil unseres Volkes, von den Vorspiegelungen des Liberalismus geblendet, diesen zu scheinbarem Erfolge verholfen hat, während ein anderer sich lieber für die Ritterschaft entschied, um den gefährlichen Bestrebungen des Liberalismus entgegenzutreten, und daß der größeste Theil unseres Volkes überhaupt die Entscheidung ablehnte. Möchte doch die Mecklenburgische Ritterschaft erkennen, daß sie vor allem zu dieser Führerschaft berufen ist, und daß sie die heilige Pflicht hat, der Liebe zu Fürst und Volk ihre Sonderinteressen hintanzusetzen! Wie es auch werde, das eine müssen wir noch sagen: nachdem das Wesen und die Ziele des Liberalismus überall so klar und deutlich zu Tage getreten sind, wird fortan ein echter Mecklenburger kaum noch mit dem Liberalismus gemeinsame Sache machen können, ohne sich selbst und sein Vaterland zu verleugnen, mit dem Liberalismus, der nicht gehalten hat und nie wird halten können, was er versprochen hat, der kein Verständniß für das Wohl des Volkes hat und keine Liebe zu demselben, der unser mecklenburgisches Volk, seine Einrichtungen und Sitten, seine Anschauungen und Kräfte dem Hohn und Spott preisgegeben hat, so daß man auf uns Mecklenburger mit Fingern weist, dessen Bestrebungen zum wirthschaftlichen Ruin führen und Recht und Gerechtigkeit gelockert haben, zu geschweigen davon, daß er auf religiösem Gebiete seinen beiden geistigen Kindern, dem Protestantenverein und dem Social=Demokratismus, d. i. dem Unglauben und dem Glaubenshaß Thor und Thüren öffnet, ein Sündenregister, das sich wohl leicht noch verlängern ließe!
Deutschland. Die Begegnung des russischen mit dem österreichischen Kaiser hat nun wirklich stattgefunden und wird von den Zeitungen als ein den europäischen Frieden kräftigendes Ereigniß angesehen. Der Kaiser Franz Josef von Oesterreich erwartete den Kaiser Alexander von Rußland in Eger, wo letzterer bald nach jenem eintraf, und von wo aus beide Kaiser gemeinschaftlich über Komotau nach Bodenbach, der böhmisch=sächsischen Grenzstation, ihre Reise fortsetzten. Empfang und Abschied sollen überaus herzlich gewesen sein. Der russische Kaiser reiste von Bodenbach nach Dresden weiter, während der österreichische Kaiser sich von da direkt nach Ischl begeben hat.
Der Bundesrath soll sich für Beibehaltung der Handelsgerichte entschieden haben und wird im nächsten Reichstage für dieselbe eintreten.
Das Handelsamt zu Greenwich hat nunmehr seine Untersuchung über den Untergang des Hamburger Postdampfers "Schiller" beendet und ist zu dem Resultat gekommen, daß der alleinige Grund des Unglücks die gänzliche Vernachlässigung aller Vorsichtsmaßregeln gewesen sei; denn seit 3 Tagen vor Eintritt desselben sei keinerlei Berechnung mehr angestellt worden und noch am Tage des Unglücks

[ => Original lesen: 1875 Nr. 51 Seite 2]

hätte wahrscheinlich das Auswerfen des Senkbleies dasselbe verhindern können!
Am 20. Juni ist zwischen 17 europäischen und außereuropäischen Staaten in Paris ein Vertrag unterzeichnet worden über Errichtung einer internationalen Anstalt für metrisches Maß= und Gewichtswesen. Von dem in Paris zu errichtenden ständigen, wissenschaftlichen Büreau sollen sämmtliche Normalmaße angefertigt und aufbewahrt werden. Der Vertrag gilt vorläufig auf 12 Jahre, nach deren Ablauf derselbe von jedem Staate gekündigt werden kann.
Der Oberbürgermeister Hobrecht von Berlin hat sich nach Paris begeben, um die dortigen städtischen Einrichtungen näher kennen zu lernen. Die Präfekten der seine und die Polizei stellten sich, wie berichtet wird, bereitwilligst zur Verfügung. Wir fragen: was wird uns aus Paris gutes kommen?
Der evangelische Oberkirchenrath in Berlin hat am 29. Juni das 25 jährige Jubiläum seines Bestehens gefeiert.
Der preußische Kultusminister soll das Gutachten der Provinzial=Schulkollegien und der Regierungs=Schulräthe über Beibehaltung oder Abschaffung der geistlichen Schulaufsicht eingefordert haben; und wie es heißt, hätten diese Gutachten auf Abschaffung gelautet. Danach scheinen also allerdings die Tage der geistlichen Schulaufsicht schon gezählt zu sein.
Wes geistes Kind der im preußischen Kultusministerium zum Decernenten für Schulsachen berufene Geh. Reg.=Rath Dr. Bonitz sei, geht zur genüge aus einem Antrag hervor den derselbe auf der berliner ersten Kreissynode auf Wegfall des Gottesdienstes zur Eröffnung der Synode gestellt hat; und sehr bezeichnend für den Geist dieser Synode ist es gewiß, daß dieser Antrag die große Majorität gefunden hat! Zu frömmelnder Begründung und Beschönigung solcher Dinge hat natürlich der Liberalismus seine Phrasen zur Hand. Für uns bedarf die Thatsache keines Kommentars.
Wie es scheint, will sich die katholische Kirche mit dem jüngsten preußischen Gesetz über die Verwaltung des Kirchenvermögens in den katholischen Gemeinden befreunden, und die preußischen Bischöfe sollen schon auf der letzten Fuldaer Konferenz beschlossen haben, den Gemeinden die Wahl des Kirchenvorstandes und die Verwaltung des Kirchenvermögens zu gestatten.
Wie vorauszusehen war, hat die Vertheidigung in dem Prozeß Arnim die Nichtigkeitsbeschwerde gegen das Urtheil des Berliner Kammergerichts beim Obertribunal eingelegt; und die "Krz.=Ztg." berichtet, ist der Rechtsanwalt beim Obertribunal, Justizrath Dorn gewonnen worden, diese Nichtigkeitsbeschwerde beim Obertribunal zu vertreten.
Oesterreich. Der hochbetagte Kaiser Ferdinand, der seit seiner im Jahre 1848 erfolgten Abdankung in völliger Zurückgezogenheit in Prag residirte, ist am 29. Juni daselbst unerwartet gestorben. Die Armen Oesterreichs werden den Hingang des mildthätigen Fürsten bitter empfinden.
In einem Theil Ungarns hat ein Wolkenbruch furchtbare Verheerungen angerichtet. In Pest=Ofen sollen allein an 200 Menschen umgekommen sein.
In Wien ist ein Fall der asiatischen Cholera konstatirt worden und hat man gegen dieselbe sofort umfassende Maßregeln ergriffen.
Frankreich. Neuere Nachrichten über das schon erwähnte furchtbare Unglück im südlichen Frankreich lauten wirklich schreckenerregend. Danach sollen an 2000 Menschen umgekommen sein, von denen schon 900 Leichen aufgefunden seien und allein in der Stadt Toulouse sind 20,000 Menschen obdachlos geworden. Die durch das Wasser angerichteten Verwüstungen sind so groß, daß sich der ungeheure Schade noch gar nicht übersehen läßt. Der Marschall=Präsident Mac Mahon hat sich auf den Schauplatz des Unglücks begeben, um die nothwendigste Hülfe zu beschaffen. Im ganzen Lande finden fortwährend Zeichnungen für die Verunglückten statt; und die Nationalversammlung hat nachträglich einen neuen Kredit von 2 Millionen Frcs. für dieselben bewilligt.
In Spanien scheint man sich auf alfonsistischer Seite jetzt endlich zu energischerer Kriegführung gegen die Karlisten aufgerafft zu haben. Wenigstens werden neuerdings mehrere Siege der Regierungstruppen über die Karlisten berichtet; auch wird die Blokade der Nordküste ernstlich gehandhabt, um die Einführung von Kriegsmaterial zu verhüten; und ein Dekret des Königs ordnet an, daß alle Mitglieder der karlistischen Junten, welche sich nicht binnen 14 Tagen unterwerfen, sowie aller Familien, aus denen sich Angehörige unter den Karlisten befinden, aus Spanien vertrieben werden sollen.


- Der deutsche Kronprinz unterhielt sich dieser Tage mit einem dem Theater nahestehenden Manne über die Bühnenverhältnisse. Mit der größte Entschiedenheit sprach sich der Kronprinz gegen jene leichte Waare aus, die von Frankreich her jahrein jahraus auf die deutschen Schaubühnen übertragen wird. Niemals, sagte er, werde ich mir diese Stücke ansehen, und die verschiedenen Arten seichter gesprochener und gesungener Waare durch meine Gegenwart gleichsam gutheißen, ich mißbillige sie aufs äußerste. Bietet dem Publikum nur Gutes und das Publikum wird begierig danach greifen. Sehen Sie, wie bei den Vorstellungen zu ermäßigten Preisen im Opern= und Schauspielhause kein Platz zu haben war. Der bessere Theil des Publikums flieht ernste Sachen nicht, er sucht sie. Wissen Sie, was eine Zukunft in Berlin hat? Das Nationaltheater draußen in der Vorstadt. Da spielt man klassische Werke für das Volk gegen billiges Eintrittsgeld, da gehe ich aufrichtig gern hin! -
- In der Schlacht bei Fehrbellin und drei Tage vorher bei der Ueberrumpelung der von den Schweden besetzten festen Stadt Rathenow spielte der alte Marschall Derfflinger eine große Rolle. In den Erzählungen und Liedern des Volkes lebt er heute noch fort als ehemaliger Schneidergeselle; obgleich er die Nadel nie geführt, sondern immer nur das Schwert, so hat er doch zu der betr. Sage selber den Anlaß gegeben. Im österr. Kriegsdienst hatte er's bis zum Lieutenant gebracht, aber der Dienst behagte ihm nicht und er wollte sein Glück anderswo versuchen. So trat er denn aus, wie's scheint ohne ordentlich Abschied zu nehmen. Wie er nun lustig zum Land hinauswanderte, wurde er von österr. Truppen angehalten und examinirt. Er aber sagte: Ich bin ein armer wandernder Schneidergesell und kenne nichts Grauslicheres auf der Welt, als eine Muskete knallen und einen Palasch sausen zu hören. Wenn ich mich mit der Nadel in den Finger steche und ein Blutströpflein quillt, so falle ich in Ohnmacht, eine so furchtsame Schneiderseele bin ich; thut nur eure spitzigen Flederwische weg. - Da ließen ihn die Oesterreicher lachend laufen. Derfflinger trat bei Gustav Adolf in schwedische Dienste und brachte es durch seine Verwegenheit bald zum Oberst und später zum Generalmajor. Als solcher trat er 1655 in die Dienste des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Bald hatte er sich durch Scharfblick, Entschlossenheit, Schlagfertigkeit und verwegene Tapferkeit als Reitergeneral einen großen Namen gemacht. Sein Kurfürst machte ihn zum Generalfeldmarschall und hatte seine Lust an dem derben Humor des immer fröhlichen Reitersmannes. Er wurde oft mit dem Schneider geneckt und wußte zu antworten. Als einst der französische Gesandte de Vitry bei Tafel fragte: Kurfürstliche Durchlaucht, ist es wahr, daß einer Ihrer Generale früher Schneider gewesen? - da stand der alte Derfflinger kerzengrade auf, schlug an seinen Degen, daß es klirte und sagte: Monsieur, hier steht der Mann, von dem man das sagt und hier trage ich die eiserne Elle, mit der ich die Hundsfötter der Länge und Breite nach zu messen pflege! - Derfflinger hatte die Lacher auf seiner Seite, der Kurfürst nickte ihm lächelnd zu und der Franzos ward roth und blaß.
- Müller Czabo, ein 34jähriger Mann in Vasarhely in Ungarn, war vor einigen Jahren zu der Sekte der schwärmerischen Nazarener übergetreten und machte sich viel Gedanken, wie er seine früheren Sünden abbüßen könne. Er bat Leute um Verzeihung, die er früher beleidigt, gab denen Mehl, die

[ => Original lesen: 1875 Nr. 51 Seite 3]

er früher darum betrogen, aber das war ihm nicht genug und er setzte sich in den Kopf, er müsse sich selbst oder sein Liebstes auf Erden dem lieben Gott zum Opfer bringen. Dem lieben Gott, sagte er, wird ein schuldloses, unbeflecktes Opfer das liebste sein, und er beschloß sein 18monatliches Töchterlein Gott zu Ehren zu schlachten wie Abraham seinen Sohn. Wenn Gott keinen Gefallen daran findet, so wird er mir Einhalt thun, erklärte er seiner Frau, seiner Mutter und Schwester. Damit beruhigte er diese, die anfangs Einsprache thaten, aber dabei sein wollten sie nicht. Er schliff sein Zimmermannsbeil, legte das arme Kind und das Beil auf den Tisch, kniete nieder und betete, und als das Kind stöhnte, hielt er dies für ein Zeichen und hieb seinem Kinde mit zwei Streichen den Kopf vom Rumpfe. In diesem Augenblicke kamen die Frauen mit Nachbarn zu Hülfe, aber zu spät. Vor Gericht gestand er, seine That sei zwar ein Opfer, jedoch zugleich ein Mord. Er wurde wegen vorsätzlichen Todschlags, begangen aus religiöser Schwärmerei, zu 10 Jahr Kerker verurtheilt, seine Frau wegen Mitwissenschaft zu 1 Jahr.


Anzeigen.

Der Johann Joachim Nicolaus Falk, geboren am 15. April 1847 zum Hammer hiesigen Fürstenthums, unehelicher Sohn der angeblich später nach Hamburg gezogenen Marie Christiane Dorothea Falk vom Hammer, welcher sich bereit im Herbste 1868 zur Erfüllung seiner Militairpflicht hätte stellen müssen , sich aber bisher nicht gestellt hat, wird in Gemäßheit der Verordnung vom 23. December 1870, betreffend das Verfahren gegen ausgetretene Mililairpflichtige etc. edictaliter hierdurch geladen, in dem auf Sonnabend, den 28. August d. J., Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Justiz=Amte anstehenden Termine sich einzufinden, unter dem Nachtheil, daß er im Falle seines Ausbleibens in dem anberaumten Termine dem Befinden nach des angeschuldigten Vergehens für überführt angenommen und gegen ihn auf die gesetzliche Strafe wird erkannt werden.
Schönberg, den 27. April 1875.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Der Georg Carl Nicolaus Bedele, geboren am 13. August 1852 zum Domhofe hiesigen Fürstenthums, ehelicher Sohn des Polizeivogts Bedele zum Domhofe, welcher sich bereits im Jahre 1874 zur Erfüllung seiner Militairpflicht hätte stellen müssen, sich aber bisher nicht gestellt hat, wird in Gemäßheit der Verordnung vom 23. December 1870, betreffend das Verfahren gegen ausgetretene Militairpflichtige etc. edictaliter hierdurch geladen, in dem auf Sonnabend, den 28. August d. J., Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Justiz=Amte anstehenden Termine sich einzufinden, unter dem Nachtheile, daß er im Falle seines Ausbleibens in dem anberaumten Termine dem Befinden nach des angeschuldigten Vergehens für überführt angenommen und gegen ihn auf die gesetzliche Strafe wird erkannt werden.
Schönberg, den 30. April 1875.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


In Sachen betreffend den Concurs über das von dem verstorbenen Hufenpächter Köster zu Lüdersdorf nachgelassene und von den Beneficialerben an die Köster'schen Gläubiger abgetretene Vermögen giebt das

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg

auf das am 22. d. Mts abgehaltene Liquidations=Protocoll, nachdem die öffentliche, gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Acten docirt worden, hierdurch den

Bescheid:

daß alle Diejenigen, welche sich so wenig in dem Termine am 14. d. Mts. als bis jetzt mit ihren etwaigen Ansprüchen und Forderungen an die genannte Concursmasse gemeldet haben, wie hiemit geschieht, für immer präcludirt und abgewiesen sein sollen.

Von Rechts Wegen.

Schönberg, den 25. Juni 1875.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)                                             A. Dufft.


Das gesammte Inventarium auf dem Gehöfte Nr. 4 in Gr. Pravtshagen, namentlich

6 Pferde, 10 Kühe, 11 Starken, 4 Kälber, ca. 20 Schafe, 3 fette Schweine, 2 tragende Säue, 3 Bauwagen, 1 Stuhlwagen, 1 Mühlenwagen, 1 Häckerlingsmaschine, 1 Kornreinigungsmaschine, 3 Leutebetten, sonstiges Ackerbau=, Haus= und Küchengeräthe,
soll am

Sonnabend, den 3. Juli d. J.,
von Vormittags 9 Uhr an,

in öffentlicher Auction meistbietend gegen sofortige Baarzahlung verkauft werden.
Das Vieh wird von 11 Uhr Vormittags an versteigert werden.
Grevesmühlen, den 22. Juni 1875.

Engelhardt,        
Amtsregistrator.     


Am Donnerstag den 8. Juli c., Mittags 12 Uhr, soll in der Behausung des Hauswirths Jochen Ollmann zu Schlagsdorf in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

1 schwarze Stute.
Schlagsdorf, den 29. Juni 1875.

Krüger, Landreiter.     


Am Sonnabend den 10. Juli c., Morgens von 9 Uhr an, soll beim Krüger Hecht in Schlagsdorf in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

Frauenkleidungsstücke aller Art, 2 goldene Ohrringe, 1 goldenes Halsgeschmeide, 1 goldene Broche.
Schlagsdorf, den 30. Juni 1875.

Krüger.     


Am Donnerstag den 1. Juli d. J. findet hier der gewöhnliche Viehmarkt statt.
Ratzeburg, den 25. Juni 1875.

Der Magistrat.
Hornbostel.                                           Thiele.

Richter.     


Mähmaschine

Deutsche, englische und amerikanische Mähmaschinen (jeder Construction), sowie Heuwender und Pferdeharken sind zu beziehen durch
(H.01241b.)

Ludw. Warncke, Mölln i. L.


Wegen Verheirathung meiner beiden Mädchen suche ich zu Michaelis d. J.

1 tüchtiges, erfahrenes Stubenmädchen und 1 kräftige Köchin.

Stove.

Frau Amtmann Kaiser.     


Ich suche zu sogleich oder zu Michaelis ein treues und tüchtiges Stubenmädchen bei 50 bis 60 Thaler Lohnzusicherung.

Schönberg.                                            Aug. Spehr.


[ => Original lesen: 1875 Nr. 51 Seite 4]

Kampfgenossen=Verein 1870/71.

Kapitän und Aelteste der Schützenzunft haben die Freundlichkeit gehabt, dem Vorstande eine Einladung zur Betheiligung am diesjährigen Königschuß zugehen zu lassen. - Der Vorstand hat diese Einladung dankend angenommen, und wird der Verein sich am Aus= und Einmarsch des ersten Tages mit der Fahne betheiligen. Die Kameraden, welche an dem Zuge Theil nehmen wollen, werden ersucht, sich bis spätestens den 8. Juli beim Schriftführer des Vereins anzumelden, und wird bemerkt, daß nur die angemeldeten Kameraden an den uns von der Schützenzunft in zuvorkommender Weise gewährten Vergünstigungen - drei Freischüsse nach der Königsscheibe und freies Entree zum Ball bei Frau Boye - Theil nehmen können, da wir am 9. Juli das betreffende Verzeichniß behufs Anfertigung der Schießliste und der Freikarten den Aeltesten der Schützenzunft einreichen werden.

Der Vorstand des Kampfgenossen=Vereins 1870/71.
Dr. Marung.      Egert.     Westphal.
Versammlung am 1. Königschußtage:
Morgens 8 Uhr
im Vereinslocale.


Ludwig Vogel
in Schönberg

empfiehlt seine stets vorräthigen Nähmaschinen angelegentlichst, als:
geräuschlos und leicht arbeitende Greifer=Maschine aus der Fabrik Frister & Roßmann in Berlin, der größten Nähmaschinen=Fabrik in Europa (90,000 dieser Maschinen sind schon im Gebrauche);
die verbesserte Schützen=Nähmaschine aus der Fabrik Ludwig Löwe in Berlin, gekrönt auf der Welt=Ausstellung in Wien mit der Fortschritts=Medaille, dem höchsten Preis für Nähmaschinen; die Silencieuse, vollkommenste Handnähmaschine aus der Fabrik Pollack, Schmidt u. Co. in Hamburg.
Garantie, Erlernung, Rath und Hülfe bei jeder vorkommenden Schwierigkeit; der Preis unter dem Fabrikpreise.


Chlorkalk & Seifenstein
ist in bekannter vorzüglicher Güte frisch zu haben bei

J. F. Eckmann in Schönberg.


Die von dem Herrn Georg Harder, Maschinengeschäfte in Lübeck, bezogene Handdreschmaschine ist besser ausgefallen, als ich erwartet habe. Sie drischt nicht nur ganz rein, sondern ist auch von 2 Personen ohne große Anstrengung zu drehen. In 7 1/2 Minuten droschen wir beim Schulzen Völkner in Mechow 20 Hafergarben, trotzdem der Hafer ziemlich feucht war, weil er unten im Fach gelegen und auch eine Menge Disteln enthielt. Die Maschine steht bis zum 10. Juli beim Schulzen Völkner, späterhin bei mir außer der Schulzeit für Jedermann zur Besichtigung frei.

Bäk bei Ratzeburg.                                          Greve.


E. Stiller's Maschinen-Niederlage in Lübeck,
Nr. 483 an der Trave bei der Engelsgrube,
hält vorräthig und empfiehlt:
Universal-Säemaschinen, 3 schaarige Saat- und Acker-Pflüge, verbesserte Royal-Mähmaschinen, Kirby, Grasmäher, und Stahl-Hungerharken.
Viehwagen mit Gallerie, Häcksel- und Rübenschneider, Lawrencer Milchkühler, Lefeldts rotirende Butterfässer- und Käsepressen, Dänische Butterkneter, Radelsortir-Cylinder, verstellbare Korncylinder, Kalbfütterer, eiserne Ferkel- und Schweinetröge, sämmtliche neuester Construction.


Die Kaiserl Königl.
Hof-Chocoladen-Fabrik
von Gebrüder Stollwerk

in Köln übergab den Verkauf ihrer vorzüglichen Fabrikate in Schönberg Herrn J. L. Petersen, in Dassow Herrn Kaufmann Sterly, in Herrnburg Frau Wwe. Mette, in Schlagsdorf Herrn H. Siebenmark, in Selmsdorf Herrn P. Buschow.


Auf dem Hofe Harkensee bei Dassow werden zum 24. October gegen guten Lohn ein ordentliches Stubenmädchen und ein ordentliches Kindermädchen gesucht.


An jedem Mittwoch findet Nachmittags 4 Uhr ein

Kegelklub

bei mir statt, wozu ich meine Freunde und Gönner ergebenst einlade.

Gastwirth Greve
in Carlow.


Nach den Mittheilungen des vorigen Blattes wird Jeder es erst recht erbärmlich finden, wenn die Stadt der nothwendigen Bade=Einrichtungen ferner entbehren sollte. Vielleicht würde doch das bloße private Nichtwollen (wenn es keinen rechten Grund hat) zu überwinden sein; wenigstens sollte man wegen solcher Hindernisse nicht ganz von einem so segensreichen Ziele absehen! Freilich, solche Rücksichten waren es ja auch, die vor einer Reihe von Jahren die Anlage eines so leicht herzustellenden und sehr wünschenswerthen Spazierganges zwischen Stadt und See hintertrieben, die von Großh. Domainenamte geplant wurde! Für Privatunternehmer, denen z. B. die Anlage im nicht am Teiche (auf Petroleumfäßern, wie in Friedland) empfohlen sei, ist die Berechnung sehr leicht aufzustellen. Von allen andern Badeliebhabern abgesehen: die 2 Knabenschulen mit je 200 Schülern, welche beim Baden von der Schule aus in Ordnung gehalten werde, also die geringsten Anforderungen machen, sichern ziemlich allein die Verzinsung und Amortisierung des Capitals. Denn bei den höchst geringen schulseitigen Anforderungen an den Geldbeutel der Eltern (Schule incl. Turnplatz selbst in den oberen Realklassen 18-20 Mark (Lübeck) jährlich, Lübeck 150 Mark (Lübeck) und mehr) wird man doch schwerlich fehlgreifen, wenn man annimmt, daß durchschnittlich 100 Realschüler zu einem jährlichen Satze von etwa 3 , ebensoviel Volksschüler zu 1-1,50 Mark (Lübeck) von ihren Vätern abonnirt werden möchten. Also Unternehmer, rasch an's Werk!


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag den 4. Juli.
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen17 M -Pfennig  bis 18 M 30Pfennig.
Roggen15 M -Pfennig  bis 15 M 60Pfennig.
Gerste14 M 70Pfennig  bis 15 M 30Pfennig.
Hafer16 M 80Pfennig  bis 17 M 30Pfennig.
Erbsen16 M 50Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,00 - 1,05 .
Hühner d. St. M1,35 - 1,80 .
Küken d. St. M0,70 - 1,20 .
Tauben d. St. M0,30 - 0,45 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 - 0,82 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,38 .
Wurst pr. 500 Gr. M0,90 .
Eier 6 - 7 St. für M0,30 .
Kartoffeln, alte pr. 10 Lit. M0,30 .
junge pr. 10 Lit. M0,60 - 0,75 .
Hamb. Blumenkohl d. Kopf M0,30 - 0,45 .
Hamb. Kirschen pr. 500 Gr. M0,45 .


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1875 Nr. 51 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 51 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 2. Juli 1875.


Balthasar Scharfenberg,
oder
Ein mecklenb. Dorf vor zweihundert Jahren.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1875 Nr. 51 Seite 6]

Balthasar Scharfenberg,
oder
Ein mecklenb. Dorf vor zweihundert Jahren.
[Fortsetzung.]


- Die deutsche Juristen=Versammlung findet vom 26.-29. August d. J. in Nürnberg statt.
- Wenn's auf der neuen Berlin=Dresdener=Bahn erst Eilzüge giebt, dann kann man von Berlin nach Dresden eben so schnell fahren als von einem Ende Berlins zum andern gehen, nämlich in 2 Stunden 40 Minuten. Den Dresdenern ists ordentlich ängstlich zu Muthe.
- Ein junger Forstmann in Thierstein that dieser Tage einen Kernschuß und hat doch keine Freude dran. Er traf den Rehbock, auf den er hielt, gerade aufs Blatt und merkte zu spät, daß er zum Laden seines Gewehrs einen 100=Mark=Schein statt altes Papier erwischt hatte.


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