No. 23
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 19. März
1875
fünfundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1875 Nr. 23 Seite 1]

Unter den Kühen der Hauswirthe Peter Grewsmühl, Klatt und Hans Krellenberg zu Schönberg=Sülsdorf ist die Maulfäule ausgebrochen.
Schönberg, den 17. März 1875.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.


Mit der heutigen Nummer wird Nr. 9-14 des Reichs=Gesetzblattes versandt.


Politische Rundschau.

Mecklenburg. Betreffend die Einführungsverordnung zum Reichsimpfgesetz hat die Regierung sich mit den vom Landtag gemachten Abänderungsvorschlägen einverstanden erklärt und nur die Bestellung der Kreis=Physici zu Impfkommissarien abgelehnt, worauf der Landtag beschloß, daß die Ortsobrigkeiten mit der Kontrole betraut werden, und daß die bisher bestandenen Cautelen rücksichtlich der Nachweisung der geschehenen Impfung bei Bestand bleiben sollen.
Die strelitzer Regierung hat sich dagegen Vorschlägen des Landtages einverstanden erklärt und will die Kreis=Physici wenigstens versuchsweise auf zwei Jahre mit den Funktionen der Impfkommissarien betrauen.
In der Sitzung vom 13. März legte die betreffs Verwendung der Kriegskosten=Entschädigungsgelder eingesetzte Kommission ihren weiteren Bericht vor. Außer den zwecks Ablösung der Stolgebühren reservirten zwei Millionen Mark und 1,200,000 Mk. für Schulzwecke, 450,000 Mark für einen künftigen Museumsbau, 400,000 zur Errichtung eines Gebäudes für die medicinischen Institute in Rostock und 1,040,000 Mark zu Erweiterungsbauten der Irrenheilanstalt auf dem Sachsenberg von der schweriner Regierung gefordert. Die Stände beschlossen am Dienstag gefordert darüber; u. zw. will die Ritterschaft die Beschlußnahme über Verwendung des Kriegskosten=Entschädigungs=Fonds so lange ausgesetzt wissen, bis man sich definitiv über die Ablösung der Stolgebühren geeinigt habe, also bis zum nächsten Landtag, während die Landschaft die für verschiedene Bauten und für Schulzwecke geforderte Summe "als ein untrennbares Ganzes" bewilligen will.
Die strelitzer Regierung hatte bekanntlich abweichend von der schwerinschen Vorlage gefordert, daß ein Drittheil der an Strelitz fallenden Kriegskontribution den herrschaftl. Kassen verbleibe, ein Drittheil an die Centralsteuerkasse falle, und ein Drittheil zu gemeinnützigen Zwecken reservirt werde. Dagegen wünscht der Landtag, daß die ganze Summe sammt den hinzukommenden Zinsen der Centralsteuerkasse überwiesen und zunächst zu Tilgung der Schulden dieser Kasse verwandt werde; der Rest soll bis auf weiteres zinsbar angelegt und in der Centralsteuerkassen=Rechnung verrechnet werden.
Deutschland. Der bisherige Oberpräsident von Elsaß=Lothringen Herr v. Möller ist zum Bevollmächtigten zum Bundesrath ernannt worden.
Der vom Staat abgesetzte Erzbischof Graf Ledochowski von Posen und Gnesen ist vom Papst zum Kardinal ernannt: für den deutschen Episkopat offenbar eine thatsächliche Ermunterung, auch ferner muthig und hartnäckig im Kampfe gegen die Maigesetze und gegen den durch dieselben geschaffenen Rechtszustand fortzufahren.
Die preußische Regierung hat dem Beschlusse des Abgeordnetenhauses betreffs Erhöhung der Abfindungssummen für die schleswig=holsteinische Kriegsanleihe zugestimmt, obwohl sie zuvor fast nur den vierten Theil der jetzt bewilligten Summe angeboten hatte.
Am Sonnabend hielt der Geheime Medicinalrath Dr. Küchenmeister aus Dresden in Berlin einen Vortrag über Leichenverbrennung, wozu dem Abgeordnetenhause durch den Präsidenten desselben eine Einladung mitgetheilt wurde (!). Es ist nicht unmöglich, daß dies, wie der "Reichsbote" meint, der Vorläufer eines Antrags auf Einführung der Leichenverbrennung beim Abgeordnetenhause ist; entspricht es doch dem heutzutage herrschenden Zeitgeist, den Staat gründlichst von allen christlichen Ordnungen und Sitten zu säubern.
Am Dienstag begann im preußischen Abgeordnetenhause die mit Spannung erwartete Verhandlung über den Gesetzentwurf betreffend die Einbehaltung der Staatsleistungen für den katholischen Klerus. Auch der Ministerpräsident Fürst Bismarck griff selbst in die Debatte ein. Nach der Vorlage soll nicht allein die Zahlung aller Leistungen aus Staatsmitteln an die kirchliche Verwaltung der Diözesen eingestellt, sondern auch die staatliche Mitwirkung zur Eintreibung der übrigen Abgaben an die römische Kirche versagt werden. Welche Wirkung das Gesetz haben wird, ist in diesem Blatte schon angedeutet. Gegen fanatischen Irrthum, wie gegen die daraus hervorgehenden Machtansprüche und Uebergriffe helfen nicht Staatsgesetze, noch überhaupt weltliche Waffen; das zeigt die Weltgeschichte unwiderleglich. Dagegen hilft nur die Waffe, durch welche schon einmal unser Glaubensvater Luther den Stuhl des römischen Papstes wankend machte, das ist das Wort Gottes. Gewiß, wer wollte sich über eine etwaige Niederlage Roms mehr freuen, als wir Lutheraner, denn Rom ist die Kirche des Schlimmsten Irrthums, welche die geoffenbarte Wahrheit in Lüge verkehrt hat; aber der heute entbrannte "Kulturkampf" wird solches wünschenswerthe Resultat nicht haben.


Der Frühling nahet, bald wird die Natur wieder Garten, Feld und Wald schmücken und der Gesang der Vögel die Menschenherzen erfreuen!
Die Natur vernachlässigt auch unser Fürstenthum nicht; aber viele Stellen geben Zeugniß von Gleichgültigkeit der Bewohner für Schmuck und Reinlichkeit, und für den Schutz der munteren Sing=

[ => Original lesen: 1875 Nr. 23 Seite 2]

vögel. Fast überall haben sich Verschönerungs= und Thierschutz=Vereine gebildet. Hier fehlen sie noch.
Darum die Bitte, man möge doch, soviel es in Jedermanns Macht liegt, wenigstens und vor Allem auf den Straßen und an den Wegen, wo man sogar oft durch Urzustände angewidert wird, für Reinigen und Ebenen besorgt sein, auch den kleinen niedlichen Vögeln, die hier durchaus nicht im Ueberfluß sind, möglichst Schutz gewähren und namentlich einen bösen Feind derselben, die Elstern, vertilgen.


- Prinz Lulu hat am 16. März in Chiselhurst seinen 19. Geburtstag gefeiert.
- Ein Urenkel des Componisten Händel hat den Kaiser Wilhelm gebeten, eine der neuen Straßen Berlins den Namen seines Urgroßvaters zu geben, was ihm zugesagt worden.
- In Italien ist die Todesstrafe wieder eingeführt worden.
- Der Abgeordnete Lasker ist noch immer nicht über alle Gefahr hinaus. In der Berliner Synagoge wird für ihn gebetet.
- Man zählt jetzt in den 5 Erdtheilen 175 Städte, die mehr als 100,000 Einwohner haben. Europa besitzt deren 70, Asien 74, Amerika 24, Afrika 5, Australien 2. In Europa besitzt Deutschland solcher Städte 18, England 17, Italien 10, Frankreich 9, Rußland 5, Belgien 4, Oesterreich=Ungarn 3, Spanien 3, Türkei 3, Holland 2 und Dänemark, Schweden und Portugal je 1. Es giebt 9 Städte, welche über eine Million Einwohner haben, China besitzt deren 6, die andern sind Paris, London und New=York.
- Holländische Werber suchen deutsche Narren, die ihre Haut für Holland in Java zu Markte tragen. Das Handgeld ist gut, was aber die Kanonen nicht fressen, frißt das mörderische Klima in Java.
- In Radun in Schlesien ist Fürst Blücher, ein Enkel des alten deutschen Feldmarschalls, gestorben.
- Die Münchener freuen sich auf den Sonntag, leider weniger der Predigt und der Passionsmusik, als des Salvators wegen. Da wird das Salvatorbier im Zacherlbräu zum ersten Mal ausgeschenkt. Seither haben die Herren Stadtverordneten jeden Abend die Güte und Kraft dieses köstlichen Nasses ex officio probirt und können es gar nicht genug loben.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg belegene Büdnerstelle c. p. des Rademachers Johann Badstein daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an dem bezeichneten Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Donnerstag, den 22. April d. J., Vormittags 11 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 30. Januar 1875.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)                                             A. Dufft.


Holzverkauf.
Unter den bekannten Bedingungen sollen am
Dienstag, den 23. März,
Morgens 9 1/2 Uhr,

im Kruge zu Schlagresdorf gegen baare Zahlung

aus dem Schlagbrügger Holze:

66 Raummeter buchen Kloben u. Knüppelholz,
10 Fuder buchen Zweigholz.

aus dem Lankower Holze:

50 eichen Stangen,
36 Fuder eichen Durchforstungsholz,
34 Raummeter buchen Kloben,
5 Fuder buchen Durchforstungsholz;

Am Mittwoch, den 24. März,
Morgens 10 Uhr,

im Locale des Gastwirths Spolert auf der Bäk

im Hasselholze:

2 buchen Blöcke,
3 Raummeter buchen Kloben;

im Steinort:

52 Raummeter ellern Knüppelholz;

im Seebruch:

80 Raummeter buchen Kluft= und Olmholz,
1 fichten Classenbaum,
18 Raummeter tannen Kluft= und Knüppelholz;

im Mechower Holze:

21 Fuder eichen Durchforstungsholz,
47 do. buchen do.
meistbietend verkauft werden.
Das Holz kann vor der Auction besichtigt werden.
Schlagbrügge, den 16. März 1875.

In Vacanz des Oberförsters
Hinrichs.


Holzauction.

Unter den bekannten Bedingungen sollen am

Montag, den 22. März,
Morgens 10 Uhr,

im Locale der Gastwirthin Köster in Schönberg gegen baare Zahlung

aus dem Rupensdorfer Holze:

16 Rmt. eichen Kluftholz,
13 Rmt. eichen Olm,
9 Rmt. tannen Kluftholz,
8 Rmt. tannen Knüppelholz,
6 Rmt. ellern Knüppelholz,
8 Fuder eschen Kiepenholz,
29 Fuder eichen Durchforstungsholz
meistbietend verkauft werden.
Das Holz kann vor der Auction nachgewiesen und besichtigt werden.
Carlow, den 18. März 1875.

In Vacanz des Oberförsters
Th. Joachimi.


Am Donnerstag den 25. März, Morgens 10 Uhr sollen auf dem Hofe des Agenten Heincke hieselbst

20 Sack Schmiedekohlen

öffentlich meistbietend verkauft werden gegen gleich baare Bezahlung.

Seegert, Landreiter.     


Zum Vertreter des durch Krankheit behinderten Secretairs Bruhn hat die Direction des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins der Landbewohner den hiesigen Advokaten Dr. jur. C. Plitt erwählt.
Schönberg, den 15. März 1875.

Namens der Direktion:
Domainenrath L. von Hobe,
p. t. Präses.

H0585b)


Die am 11 März, Nachmittags 5 Uhr, in Berlin nach mehrtägigem schweren Leiden erfolgten sanften Tod seiner geliebten Frau Helene, geb. Funck, zeigt tiefbetrübten Herzens an

Emil Drenkhahn.     

Pudagla, 17. März 1875.


[ => Original lesen: 1875 Nr. 23 Seite 3]

Schul=Anzeige.

Der Sommercursus an der hiesigen Mädchenschule beginnt Montag den 5. April um 7 Uhr des Morgens. Die Aufnahme der zu Ostern d. J. schulpflichtigen Mädchen geschieht an demselben Tage um 9 1/4 Uhr des Vormittags in dem Neben=Schulgebäude der Real= und Knabenschule. Aeltere aufzunehmende Schülerinnen bitte ich vor Beginn des Cursus bei mir anzumelden. Von auswärts geborenen Kindern ist ein Geburtsschein vorzulegen.
Schönberg, den 18. Februar 1875.

Rector C. Wesemann.     


Die diesjährige Frühjahrsversammlung des landwirthschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg wird am Dienstag, den 6. April d. J., Vormittags 11 Uhr im Hause der Ackerbürgerwittwe Boye in Schönberg stattfinden.
Schönberg, den 17. März 1875.

Der Vorstand.     


Zum
Meckl.=Strelitz'schen Landesverein
für
Deutsche Invaliden

beabsichtigt das unterzeichne Mitglied des geschäftsführenden Auschusses die Beiträge für das Verwaltungsjahr vom 1. Mai 1874/75 aus dem Fürstenthum einzusenden.
Die resp. Mitglieder dieses wohlthätigen patriotischen Vereins, welche ihren Beitrag für das laufende Jahr noch nicht gegeben haben, werden daher um Einzahlung desselben gebeten. - Neue Beitrittserklärungen werden jederzeit gerne entgegengenommen nach § 3 der Vereins=Statuten, welcher lautet:
Die Mitgliedschaft des Vereins wird erlangt:

a) durch die Verpflichtung zur Entrichtung eines beliebigen jährlichen Beitrags,
b) durch Zahlung eines einmaligen Beitrags von mindestens 50 Thalern.
Der Rücktritt steht einem jeden Mitgliede jederzeit frei, auch wird derselbe als geschehen angenommen, wenn die fälligen Beiträge ungeachtet wiederholter Mahnung nicht gezahlt worden.
Schönberg, den 18. März 1875.

G. Grapow.     


Kaiser's Geburtstag.

Zur Feier des Geburtstages unseres Kaisers am 22. d. Mts. wird der hiesige Kampfgenossen=Verein ein Festessen im Boye'schen Gasthause veranstalten und ladet zur Theilnahme an demselben alle Patrioten von Stadt und Land ein.
Meldungen zur Theilnahme werden bis zum 21. d. Mts. erbeten beim Schriftführer des Vereins Herrn A. Westphal, beim Herrn Wilh. Heincke und bei der Frau Wwe. Boye.

Couvert 2 Rmk. Anfang präcise 8 Uhr.

Schönberg, den 15. März 1875.

Der Vorstand
des Kampfgenossen=Vereins.


Backbirnen empfiehlt J. Ludw. D. Petersen.


Feinstes Knochen=Oel für Nähmaschinen empfiehlt J. Ludw. D. Petersen.


Hiermit bringe ich dem geehrte hiesigen und auswärtigen Publikum mein

Putzgeschäft

in freundliche Erinnerung und halte eine Parthie Blumen, Federn und Band, sowie eine große Auswahl Strohhüte vorräthig.
Auch werden Strohhüte gewaschen, umgenäht, gefärbt und modernisirt gegen billige Preise.

Agnes Reinhold.     


Zu vermiethen:

Zu Michaelis d. J. zwei Wohnungen entweder zusammen oder einzeln. Näheres zu erfragen beim

Tischlermeister Brockmüller.     


Zur Frühjahrsbleiche
empfehle
frischen engl. Chlorkalk.
Friedr. Dierking,
Ratzeburg, Vorstadt.


Gesucht zum 1. Mai 2 Mädchen zu allen häuslichen Arbeiten und 2 Hausknechte für die Wirthschaft im Colosseum in Lübeck.

(H. 0556 b.)     
Johs. Friedr. Wilms.       


Wichtig für Alle!
Als untrüglicher Beweis
sende ich Kranken und Leidenden auf portofreies Verlangen unentgeltlich und franco den Gratis=Auszug meiner großen Brochüre (29. Auflage):
Die einzig wahre
Naturheilkraft.
Derselbe bietet: Tausendfach bewährte Hülfe u. Heilung bei allen Krankheiten, selbst in d. schwierigst. Fällen (auch bei Geschlechtsleiden).
Gustav German in Braunschweig.
Gratis!


Wir vergüten für bei uns belegte Gelder bis auf Weiteres
4 % bei zwölfmonatl. Kündigung,
3 1/2 bei sechsmonatl. Kündigung,
und 3 % bei dreimonatlicher Kündigung

Die einzuzahlenden Gelder dürfen nicht weniger als Ct. Mark (Lübeck) 300. betragen und kann die Zinse halbjährlich erhoben werden.
Lübeck, den 1. Februar 1874.

Lübecker Bank.   


Zu vermiethen zu Ostern:
Eine Unterwohnung in der Wallstraße bei

Chr. Egert.


Die Kaiserl Königl.
Hof-Chocoladen-Fabrik
von Gebrüder Stollwerk

in Köln übergab den Verkauf ihrer vorzüglichen Fabrikate in Schönberg Herrn J. L. Petersen, in Dassow Herrn Kaufmann Sterly, in Herrnburg Frau Wwe. Mette, in Schlagsdorf Herrn H. Siebenmark, in Selmsdorf Herrn P. Buschow.


Zahnschmerzen jeder Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitig. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruhm erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke,
Bandagist.


[ => Original lesen: 1875 Nr. 23 Seite 4]

Die Delicatessen=Handlung
von
H. Dittmer in Lübeck,
Trave bei der Holstenbrücke 372.

empfiehlt ein reichhaltiges Lager von allen Arten Delicatessen, Conserven, Südfrüchten, Caviar, Anchovis, Sardellen u. d. m.

Wiederverkäufer erhalten angemessenen Rabatt.
Auswärtige Aufträge werden prompt ausgeführt.


Lebensversicherungsbank für Deutschland in Gotha.
Gegründet 1827.     Eröffnet am 1. Januar 1829.
Stand Ende 1874.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Versicherungsanträge werden durch unterzeichneten Agenten entgegengenommen und vermittelt.
Schönberg.                                             Wilh. Schrep.


Am Gründonnerstag-Nachmittag habe ich eine Anzahl 6 Wochen alter Ferkel, wozu ich Kaufliebhaber ergebenst einlade.

J. Koth,
Viehhändler.


Zu verkaufen.

Ein im Mittelpunkt der Stadt Lübeck belegenes im besten baulichen Zustande befindliches Wohnhaus nebst Hinterflügel und neuem massiven Hintergebäude (Letzteres Bodenraum und Stallung für 6 Pferde enthaltend), in welchem seit ca. 60 Jahren Fuhrwerk mit gutem und sicherm Verdienst betrieben wird, ist mit sämmtlichem zur Betreibung des Geschäfts erforderlichen Inventar Sterbefalles halber zu verkaufen. Auf Wunsch können auch 18 Scheffel nahe vor dem Thore gelegenes Land nebst Wiese dabei in Pachtung gegeben werden.
Nähere Auskunft ertheilt Schulze Feldwebel, Caserne in Lübeck.

(H0584b)     


Mein vollständiges Lager aller Sorten

Stiefel und Schuhe

für Herren, Damen und Kinder sowohl in höchst eleganten, wie in gewöhnlichen starken Arbeiten, empfehle zu möglichst billigen festen Preisen zur geneigten Abnahme.
Auch empfehle ich Leder=Appretur, als Ersatz für Wichse und feinste wohlriechende Schmiere, für Glacee oder Kittleder, sowie für alle übrigen feinen Ledersorten.
Ratzeburg.

D. Böttcher,
Schuhmacher.


Gesucht zu sofort oder Mai ein Mädchen, welches in der Küche erfahren, gegen hohen Lohn von

(H. c. 0578 b.)     

Gastwirth Cartens, Lübeck, gr. Burgstr. 608.


Gesucht wird zum 1. Mai d. J. ein Bursche zu häuslichen Arbeiten.     H. 0514 b.
Lübeck.

Th. Schorer.
Apotheker.


Einen kleinen Hausknecht sucht zu Ostern d. J.

H. Ammon
in Ratzeburg.


Von jetzt ab sind wieder alle Sämereien bei mir zu haben, sowie später alle Sorten Pflanzen.

H. Prill Wwe.,
Gärtner.


Ich suche noch zu Ostern einen zuverlässigen und gewandten Kutscher.

Dr. M. Marung.


Einen Klempner-Lehrling
sucht                                              P. Lenschow.
Dassow, den 17. März 1875.


Zum 1. April suche ich ein Stubenmädchen, welches waschen und plätten kann.
Ratzeburg.

Hofmann,
Lieutenant a. D.


Kirchliche Nachrichten.

Geboren: D. 3. März dem Hauswirth Freitag zu Lindow eine Tochter. - D. 5. ein unehelicher Sohn in Schönberg. - D. 6. dem Arbm. Bohnhoff zur Lockwischer Mühle ein Sohn. - D. 8. dem Anerben Kleinfeld zu Lockwisch eine Tochter. - D. 11. dem Bodenmeister Passow auf dem hiesigen Bahnhofe Zwillingstöchter. - D. 14. dem Arbm. Röncke zu Sabow eine Tochter.

Gestorben: D. 9. März Joachim Peter Heinrich Badstein, Wittwer, Rademachermeister hieselbst, 58 J. 4 M. alt. - D. 9. Wilhelm Johann Peter Asmus Dierk, Arbm.=Sohn vor Schönberg, 5 M. alt - D. 9. Anna Maria Helene Bruhn vor Schönberg, geb. in Lübeck, 11 M. alt. - D. 12. Maria Catharina Caroline Wilhelmine Creutzfeld, Arbm.=Tochter zu Niendorf, 9 M. alt. - D. 14. Mathias Heinrich Upal, Arbm. vor Schönberg, 56 J. 9 M. alt. - D. 16. Catharina Engel Kalkhorst, Arbm.=Frau zu Westerbeck, geb. Benthin von Pahlingen, 55 J. 7 M. alt.

Freitag, 19. März, Vormittags 10 Uhr.
Passionspredigt: Pastor Fischer.
Sonntag, den 21. März.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittags: Prüfung der Confirmanden Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen16 M 50Pfennig  bis 18 M -Pfennig.
Roggen14 M 25Pfennig  bis 15 M 20Pfennig.
Gerste15 M 50Pfennig  bis 16 M 20Pfennig.
Hafer15 M 50Pfennig  bis 17 M 10Pfennig.
Erbsen16 M -Pfennig  bis 18 M 60Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen14 M -Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat21 M -Pfennig  bis 22 M 24Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,05 - 1,12 .
Hühner d. St. M1,35 - 1,80 .
Tauben d. St. M0,30 - 0,45 .
Spickgans d. St. M2,40 - 2,70 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 - 0,82 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,38 - 0,50 .
Wurst pr. 500 Gr. M0,75 - 1,05 .
Eier 5 - 6 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1875 Nr. 23 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 23 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 19. März 1875.


Das Geheimniß.
Erzählung von Emil Weifenbach.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1875 Nr. 23 Seite 6]

Das Geheimniß.
Erzählung von Emil Weifenbach.
[Fortsetzung.]


- Kleinasien. Omer Bey, der Ordonnanzminister des Sultans, ist vor einigen Wochen von Abdul=Aziz nach Kleinasien geschickt worden, um seinem Herrn einen verläßlichen Bericht über die dort herrschende Hungersnoth zu erstatten. Omer Bey ist nunmehr zurückgekehrt und aus seinem Bericht geht nur zu deutlich hervor, daß selbst die blühenderen unter den Provinzen Kleinasiens fast schon aufgerieben sind. Der Ordonnanzoffizier war zweimal in Kleinasien drüben und er kann nicht grelle Farben in hinreichender Menge auftreiben, um den Unterschied in seinen Wahrnehmungen zwischen dem ersten und dem zweiten Besuche zu schildern. Nur einige Schlagworte aus seinem Berichte mögen hier einen Platz finden. In Vilajet Angora, das durch die Zucht seiner Schafe und Ziegen einen Weltruf erlangt hat, giebt es fast kein Dorf, das nicht durch die Hungersnoth mindestens die Hälfte aller seiner Einwohner und seiner Häuser verloren hatte; die Menschen sind zum größten Theile verhungert, zum kleineren ausgewandert - die Häuser hat man im vorigen und im jetzigen Winter niedergerissen, um ihre brennbaren Bestandtheile zur Feuerung zu verwenden. Von den berühmten Schafen und Ziegen gab es früher in jedem Dorfe bis zu 8000 - heute sind davon häufig nur 10-15, oft aber auch kein einzig übrig geblieben. Die Einwohner der Dörfer besitzen absolut nichts mehr, das ihr Eigenthum wäre: Gras, Baumwollensamen, Baumrinden bilden die ausschließliche Nahrung, und wenn man irgendwo noch Hunde oder Katzen auftreiben kann, so liefern dieselben einen Festschmaus für ganze Familien. In Folge dieser unzulänglichen Nahrung hat denn auch fast die gesammte Bevölkerung die Wassersucht und stirbt an dieser, wer nicht gerade verhungert.
- Die Zahl der Europäer, welche vom Jahre 1800 an bis jetzt ihren Forschungseifer in Afrika mit dem Leben bezahlt haben, beträgt nicht weniger als 176! Bei weitem die Meisten erlagen den mörderischen klimatischen Einflüssen, dem Fieber und der Ruhr. Ermordet - und zwar fast alle aus religiösem Fanatismus - wurden 20, 5 ertranken, 3 wurden von wildem Thieren zerrissen. Nach Nationalitäten geordnet, liefern die Britten 75, dann folgen die Deutschen mit 37, die Franzosen mit 36, die Italiener mit 7.
- Freund Ulk in Berlin war vom Staatsanwalt in Berlin angeklagt, durch ein Bild "Obligatorische Fleischschau" überschrieben, welches Damen mehr aus= als angezogen darstellte, die öffentliche Sittlichkeit verletzt zu haben. Er gab zu, daß das Bild sehr drastisch, aber nur dem Leben und den Damen im Theater und auf dem Balle gleichsam nachgezeichnet sei. Eine Geißel dürfe nicht stumpf sein, nicht hinter den unzähligen gegeißelten Urbildern zurückbleiben - und die Richter gaben ihm Recht und Sprachen ihn frei. -
- Vor einigen Tagen hat man bei Bellegarde, einem französischen Städtchen in der Nähe der Schweizer Grenze, den Leichnam eines reichgekleideten jungen Mädchens von bewundernswürdiger Schönheit aus der Rhone gezogen. Ueber die Herkunft der Unglücklichen ist man im Ungewissen und ist nur soviel bekannt, daß dieselbe in neuester Zeit in einem Hotel in Vivis sich aufgehalten haben soll. In einer in den Kleidern aufbewahrten Büchse fand sich ein Brief vor, in welchem es unter Anderm heißt: Ich sterbe freiwillig im Alter von 18 Jahren . . . Meine Eltern nehmen in der Welt eine hohe Stellung ein, mein Vater trägt das Ehrenkreuz. Ich wurde in einem protestantischen Pensionat in einer großen französischen Stadt erzogen; vor einem Jahre trat ich aus und lernte einen jungen Mann kennen. Vor einigen Tagen hat der Verführer eine Heirath geschlossen. Gott möge ihm verzeihen, wie ich ihm verziehen habe. Ich bitte diejenigen, die meinen Leichnam finden, keine Nachforschungen nach meiner Familie anzustellen, sie wohnt weit weg von hier . . . u. s. w.
- Ueber die Art des Grußes bei den Wilden in Asien und Afrika erfährt man Folgendes: Wenn zwei Zulukaffern einander begegnen, setzen sie sich, einer dem andern gegenüber, auf den Boden und singen einen Vers aus einem Schlachtgesang. Bei den Congo=Negern greift einer dem andern in das krause Wollhaar und schüttelt ihm tüchtig den Kopf zum Gruß und Gegengruß. Bei den Abyssiniern entledigt man sich des Grußes, indem einer dem andern mittelst des Froschsprunges über den Kopf voltigirt. Die Tungusen in Sibirien haben die sehr schöne Sitte, daß Zwei, die einander begegnen, sich langsam von rückwärts nähern und dreimal mit dem naiven Theil ihrer Schattenseite aneinander prallen. Ein Vogule am sibirischen Konguflusse küßt den andern das Kinn und stößt einen Schnalzer aus. Dann reiben sie die Nasen freundlich an einander und ziehen ihres Weges. Man sieht, die Wahl ist nicht ganz leicht.
- Zu den unglücklichsten Mißverständnissen gehört Folgendes. Ein Rentier in Berlin besuchte seinen Hausherrn, einen Fleischer. Beide sitzen auf dem Sopha und plaudern, der Fleischer gestikulirt nach seiner Gewohnheit heftig und schreit wie ein Zahnbrecher. Der große Hund mißversteht ihn, packt plötzlich den Rentier, reißt ihm mit einem Biß die ganze Oberlippe ab und verschluckt sie.


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