No. 97
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 11. Dezember
1874
vierundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1874 Nr. 97 Seite 1]

In Sachen betreffend den Concurs über die Verlassenschaft des zu Carlos verstorbenen Büdners und Gastwirthes Peter Schlatow steht zur Besprechung der Maßregeln zur Fortrückung der Sache und zur eventuellen gütlichen Aufgreifung des Concurses ein Termin auf Donnerstage den 17. December d. J., Vormittags 11 Uhr, vor dem Unterzeichneten Concursgerichte an, zu welchem die nicht präcludirten Schlatow'schen Concursgläubiger hiemit geladen werden, unter dem Nachtheile, daß die Nichterscheinenden als an die Beschlüsse der Erscheinenden gebunden erachtend gelten sollen.
Schönberg, den 28. November 1874.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)               A. Dufft.


Nachdem die Marie Sparkuhl geb. Clasen hieselbst wegen böslicher Verlassung die Klage auf Scheidung gegen ihren Ehemann August Sparkuhl, der im Jahre 1871 sie in Altona verlassen und zur See gegangen, abgestellt und nachdem sie an Eides statt versichert, daß ihr der jetzige Aufenthalt ihres Mannes unbekannt sei, wird hiermit ein Verhandlungstermin auf Dienstag, den 15. December d. J., Vormittags 11 Uhr, angesetzt und zu demselben der August Sparkuhl unter dem peremtorischen Nachtheil geladen, daß bei seinem Nichterscheinen die Entweichung für eine böswillige angenommen und die Scheidung durch ein Contumatialerkenntniß erfolgen wird.
Schönberg, den 17. September 1874.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)               A. Dufft.


Bekanntmachung.

Diejenigen im Jahre 1855 geborenen jungen Leute, welche nach den Bestimmungen in § 148 der Militair=Ersatz=Instruction vom 26. März 1868 Anspruch auf die Vergünstigung haben, ihrer activen Dienstpflicht im stehenden Heere durch einjährigen Dienst genügen zu dürfen, werden hierdurch darauf hingewiesen, daß sie bei Verlust des Anrechts die Berechtigung bei derjenigen Prüfungs=Commission, in deren Bezirk sie nach § 20 der Militair=Ersatz=Instruction gestellungspflichtig sind, spätestens bis zum 1. Februar 1875 schriftlich nachzusuchen haben.
Der Meldung, zu welcher allemal ein Bogen im gewöhnlichen Schreibpapierformat zu verwenden ist, sind beizufügen:

a) ein Geburts=Zeugniß (Taufschein),
b) ein Einwilligungs=Attest des Vaters, beziehungsweise Vormundes,
c) ein Unbescholtenheits=Zeugniß, welcher für Zöglinge von höheren Schulen (Gymnasien, Realschulen) Progymnasien und höheren Bürgerschulen) von dem Director, beziehungsweise Rector der betreffenden Lehranstalt, für alle übrigen jungen Leute von der Polizei=Obrigkeit auszustellen ist,
und in dem Falle, daß der Nachweis der wissenschaftlichen Qualification durch die Vorlegung von Schulzeugnissen geführt werden soll, außerdem:
d) ein den gesetzlichen Anforderungen nach § 154 der Militair=Ersatz=Instruction entsprechendes Zeugniß.
Die nächsten Prüfungen der Aspiranten zum einjährig freiwilligen Militairdienste finden bei der unterzeichneten Commission im März 1875 statt. Den jungen Leuten, welche zu denselben geladen zu werden wünschen, wird empfohlen, ihrer bis zum 1. Februar 1875 einzureichenden Meldung einen eigenhändig geschriebenen Lebenslauf beizufügen.
Schwerin, den 4. December 1874.

Großherzogliche Prüfungs=Commission für einjährig Freiwillige.
Das Militair=Mitglied: Baron Stenglin.
Das Civil=Mitglied: Dippe.


Wie in früheren Jahren ist auch meine diesjährige

Weihnachts=Ausstellung

mit einer großen Auswahl zu Geschenken sich eignender Artikel ausgestattet, auf die ich meine werthen Gönner aufmerksam zu machen mir erlaube und um fleißigen Besuch bitte.

Hochachtungsvoll          
C. Sievers, Buchbinder.


Marder= und Iltis=Felle

bezahlt mit den höchsten Preisen

Schönberg.             W. Gartz.


Gouda Stearinlichte,
4, 5, 6, 8er pr. Pck., à Pck. 335 Gr. schwer, ? 60 Pf.,
gelbe Paraffinlichte,
8er, à Pck 50 Pf.,
empfiehlt                Aug. Spehr.


Eine Parthie unter Preis
schweres, schwarzes Seidenzeug,
1 1/8 Elle breit, à Elle 36. Pf.,

empfiehlt

August Creutzfeldt.     


Petroleum-Lampen und Petroleum-Kochapparate,

sowie andere feine lackirte Blechwaaren, als:

Kaffeebretter, Brodkörbe, Messerkörbe, Theelöffelkörbe, Schlüsselkörbe, Geldkörbe, Thee= und Kaffeebüchsen, Schippchen mit Feger, Handtuch= und Zahnbürstenhalter, Botanisiertrommeln, Broddosen, Schreibzeuge, Federkasten und Pennal=Sparbüchsen, Spüleimer u. s. w.
empfiehlt

H. Wieschendorf,     
Klempner.           


[ => Original lesen: 1874 Nr. 97 Seite 2]

Weißen und grünen Schweizerkäse, Limburger= und Rahm=Käse empfiehlt

Aug. Spehr.     


Colonial=Syrup - gereinigte Pottasche, - süße und bittere Mandeln, - Eleme Rosinen, - Sultana=Rosinen ohne Kerne, - Zante=Corinthen, - Traubrosinen, - Krachmandeln, - Feigen, - franz. Wallnüsse, - Sicil. Haselnüsse, -feinste amerikanische Schäläpfel, - Catr. und Antoni Pflaumen, - Succade, - cand. und trockene Pomeranzenschalen, - cand. Ingber, - Pfeifen=Macaroni, - Figuren= und Faden=Nudeln, - Eiergräupchen, - Maizenamehl, - Sardellen, Anschovis, - Sardinen, - rothe u. weiße Gelatine, - Agar, Agar, - Nonparel=Capern, - India Soja, - Citronenöl, - feinstes Provanceöl, - neue Citronen, - und sämmtliche Gewürze, empfiehlt in vorzüglicher Güte zu den billigsten Preisen

Aug. Spehr.     


Große Weihnachtsausstellung von Spielwaaren.

Da ich in diesem Jahre das Spielwaarengeschäft gänzlich aufgebe, werden sämmtliche Gegenstände unterm Einkaufspreis verkauft. Besonders schöne Puppen en gros u. en dètail empfiehlt

(H. 02517b.)     P. S. Philipp, Lübeck, Holstenstraße.


Neue franz. Wallnüsse , Malaga=Feigen, Sultana =Rosinen, Nonp. Capern, Ind. Soya und Champignons
empfiehlt                       J. Ludw. D. Petersen.


Braband. Sardellen 1872 u. 73, Rahmkäse, Schweizer Käse, gelben u. grünen Kräuter=Käse
empfiehlt                       J. Ludw. D. Petersen.


Liebig Companys Fleisch=Extract

in ganzen, halben, viertel und achtel Pfundsdosen hält vorräthig

J. Ludw. D. Petersen.     


Deutsche u. holl. Stearin=Lichte
in allen Größen
Wachsstock, sowie paraff. Tannenbaumlichte empfiehlt

J. Ludw. D. Petersen.     


Peccoblüthen=Thee, Pecco=Souchong, Souchong, Imperial Haysan=Thee, Chocolade aller Art, Vanille in Stangen empfiehlt

J. Ludw. D. Petersen.     


Agar-Agar,

weiße und rothe Gelatine, Macaronien, Pfeifenmacaronien, Figuren und Fadennudel, Perlsago, Sagomehl, Gries, Mannagrütze, Kartoffel=Mehl und Graupen empfiehlt

I. Ludw. D. Petersen.     


Gereinigte und rohe Pottasche

in bester Güte empfiehlt.

J. Ludw. D. Petersen.     


Grüne Kocherbsen empfiehlt J. Ludw. D. Petersen.


Honig à Pfd. 75 Pfennige
bei                      J. Wegner.


Weihnachts-Ausstellung von Spielsachen für Kinder empfiehlt C. Schwedt.


Einem geehrten Publikum empfiehlt seine diesjährige reich assortirte

Weihnachts-Ausstellung
Schönberg.             
               Emil Hempel,
               Buchbinder.   


Englisches Salz
zur Schlachtzeit
empfiehlt                 C. Schwedt.


Als Weihnachtsgeschenke passend,

halte einem hochgeehrten Publikum mein reichhaltiges Lager von

Gold- & Silber-Waaren

bestens empfohlen, unter Zusicherung reeller und prompter Bedienung.
Hochachtungsvoll

Theodor Creutzfeldt.
Gold= und Silberarbeiter.


Zum
Total=Ausverkauf

kommen 1 Parthie Buckskin zu Herren= und Knaben=Anzügen.
1 Parthie gute Pferdedecken.
1 Parthie leinene Gedecke mit 6 Servietten, von 4 Mark (Lübeck) an.

168 Stück
5/4 breite gestreifte und bedruckte Kleiderzeuge, der ganze Meter 4 Schilling (Mecklenburg)
Für Wiederverkäufer, sowie in ganzen Stücken der ganze Meter 3 3/4 Schilling (Mecklenburg).

NB. Statt der üblichen 4 pCt. Rabatt giebt es auf Wunsch Extra=Zugabe.
Proben können bis Weihnachten nicht verschickt werden.

H. 02579b.

Hochachtungsvoll
Carl Meyer,
Herm. Wilde's Nachfolger. Lübeck. Markt 251 und Königstr. 894.


W. Kolls,
Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Gummischuhe
mit und ohne steife Kappen in allen Größen
empfiehlt              
Heinrich Creutzfeldt.


Lübecker Marzipan
prämirt Berlin 1874 empfiehlt prima Qualität die Conditorei und Marzipanfabrik von

C. Weschke,
Lübeck, kurze Königstrasse 845.

H. 02474 b.


[ => Original lesen: 1874 Nr. 97 Seite 3]

Zum bevorstehenden Weihnachtsfeste halte ich mein großassortirtes Lager von Paletots=Stoffen, Buckskins, Seidenzeugen, Rypsen, Croisee, sowie allen möglichen Manufacturwaaren zu billigen Einkäufen bestens empfohlen. Namentlich eine hübsche Auswahl von Damen=Paletots und Umschlagetüchern, eine neue Sendung von Kleiderstoffen, sehr preiswürdig, sowie weiße eigengemachte Leinen, von 7 Schilling (Mecklenburg) die Elle an.
Bunte Parchente, zu 4 Schilling (Mecklenburg) die Elle, u. s. w.

Auch bemerke noch, daß ich von heute bis Weihnachten bei comptanter Zahlung von jedem Thaler drei (3 Schilling (Mecklenburg)) Schill. Rabatt gebe.
Nach Weihnachten treten die gewöhnlichen Preise wieder ein.
Schönberg.

Achtungsvoll
Heinrich Creutzfeldt.

b>NB. Zurückgesetzte Kleiderstoffe, Umschlagetücher, wollene Shawls, Reste etc. zu bedeutend heruntergesetzten Preisen ohne Rabatt.


Zu Weihnachts=Einkäufen

halt mein

Tuch- u. Manufactur-Waaren-Geschäft

bestens empfohlen. Vorzügliches Sortiment in

Kleiderstoffen, Shawls und Paletots.

Julius Schweigmann.     


Hugo Zünckel,
Lübeck, Schüsselbuden 186,

empfiehlt zur Wintersaison sein reichhaltiges Lager von

Damen-Paletots, Jaquettes und Jacken

nach neuesten Facons und aus nur guten Stoffen gearbeitet. - Preise billig und fest. -
Bestellungen nach Maaß werden in kürzester Zeit ausgeführt.       (H 02383b.)


Perm. Maschinen=Ausstellung und Maschinen=Fabrik
von
Scharrer & Gross
in
Nürnberg.

Wir empfehlen unsere

Handdreschmaschinen
ganz von Eisen,

welche sich durch solide dauerhafte Arbeit, leichtern Gang und große Leistung auszeichnen, sowie unsere dazu passenden einpferdigen Göpel, ferner Säulen=Göpel mit Dreschmaschinen, alles eigenes Fabrikat zu Fabrikpreisen.
Von Futterschneidemaschinen halten wir großes Lager in verschiedenen Sorten.
Illustrirte Cataloge stehen gratis zu Diensten. Wiederverkäufer sind wir in der Lage, äußerst vortheilhaft zu bedienen.

Perm. Maschinen-Ausstellung & Maschinen-Fabrik
von
Scharrer & Gross in Nürnberg.


Mein Lager von Kleiderstoffen ist jetzt auf das Reichhaltigste sortirt und empfehle ich darunter als das Neueste in dieser Saison:
70 Ctm. brt. Helvetia uni à 5 Schilling (Mecklenburg)
70 Ctm. brt. Satin sergen à 6 Schilling (Mecklenburg)
70 Ctm. brt. Diagonal à 6 Schilling (Mecklenburg)
70 Ctm. brt. Velours Jaquard à 7 Schilling (Mecklenburg)
70 Ctm. brt. Taffetas Croisé, ein eleganter glanzreicher Stoff à 8 Schilling (Mecklenburg)
70 Ctm. brt. Imperial double, kräftig und wollreich à 9 Schilling (Mecklenburg)
70 Ctm. brt. Popeline laine uni, reine Wolle à 10 Schilling (Mecklenburg)
70 Ctm. brt. Popeline laine uni pa. à 14 Schilling (Mecklenburg)
70 Ctm. brt. Arabella, ein schwerer Kammgarnstoff à 15 Schilling (Mecklenburg)
70 Ctm. brt. Serge de laine vollständ. Ersatz für Damentuch, jedoch bedeutend elegante à 18 Schilling (Mecklenburg)
Plaids und schottische Stoffe in großer Auswahl und den verschiedensten Preisen.
Die Preise sind pr. 1/2 Meter und billigst gestellt - Proben stehen nach aufwärts franco zu Diensten.

Hugo Zünkel,
Lübeck, Schüsselbuden 186.

(H 02384b.)

Regenröcke, unter Garantie, Filzhüte, neuester Facons.  Julius Schweigmann.


[ => Original lesen: 1874 Nr. 97 Seite 4]

Neue und praktische Maschinen und Gegenstände
für Haus und Küche.
empfiehlt
Heinr. Pagels, Lübeck,
Breitestraße beim Markt 945.
Magazin für vollständige Haus= und Kücheneinrichtungen.


Bilanz
der
Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank
in Schwerin
pro ultimo November 1874.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Schwerin, den 3. December 1874.

Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank.
C. A. Schwerdtfeger, Director.
C. L. F. Soltau, General=Agent.


Die Mecklenburgische
Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebensversicherungen, Leibrenten=Versicherungen, Kapital=Einlage=, Darlehns= und alle sonstigen Geld=, Inkasso= und Commissions=Geschäfte durch das unterzeichnete Bureau zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar=Bank=Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt. Die von der Gesellschaft an die Lebensversicherten zur Vertheilung disponirten mittleren Dividenden betragen für die drei letzten Jahre resp. 36, 36 und 32 Procent der eingezahlten Prämie.

Bureau der Mecklenburgischen Lebens=Versicherungs= und Sparbank in Schönberg.
W. Stephan.     W. H. Schacht.


Mecklenb. Lebensversicherungs- und Spar-Bank in Schwerin

schließt Lebens=Versicherungen, Leibrenten=Versicherungen, Kapital=Einlagen, Dahrlehns und alle sonstigen Geld=Incasso, Bank= und Commissionsgeschäfte durch Vermittelung der unterzeichneten Agentur zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospecte für Lebens=Versicherungen, für Leibrenten=Versicherungen und für Spar=Bank sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt.

Agentur Rehna.
A. Wengler.


Sal. L. Cohn,
Bank- & Staatspapier-Geschäft, Lübeck,

empfiehlt seine Vermittlung zum An= und Verkauf aller Staatspapiere, Actien und Obligationen zu Tagescoursen unter billigster Provisionsberechnung. - Alle fälligen Zinscoupons und Dividendenscheine löse ich ein und ertheile mit Vergnügen jede gewünschte Auskunft.

Comptoir: Breitestraße 794.

H. 02600b.


Verschieden Sorten

Särge,

Sowohl eichene wie tannene, zu sehr billigen Preisen, hält stets vorräthig

H. Bruhn,             
Tischlermeister zu Selmsdorf.     


Schweriner Sparcassen-Bücher.

Diejenigen, welche im bevorstehenden Antoni=Termine Sparcassenbücher durch mich besorgen lassen wollen, ersuche ich solche schon jetzt bei mir abzugeben.

W. H. Schacht.     


Graue Pferdedecken von 2 Taler (Mecklenburg) 6 Schilling (Mecklenburg)
Gelbe Pferdedecken von 2 Taler (Mecklenburg) 24 Schilling (Mecklenburg)
Kornsäcke von 22 Schilling (Mecklenburg) an.

empfiehlt              
Heinrich Creutzfeldt.


Hiezu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1874 Nr. 97 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 97 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 11. December 1874.


Muster
überallhin umgehend gratis und franco.

Alle Arten Kleiderstoffe, vorzügliche Waare, Berl. Elle von 5 Sgr., Meter von 7 1/2 Sgr. an, z. B. englische Rippse 5 Sgr., reinwollene Rippse 9 Sgr., Lastings, Velours, Croises etc. 3/4 breite reinwollene Kleiderflanelle 19 Sgr., 3/4 breite reinwollene Kleidertuche 28 Sgr, Alpaka in allen Farben und guter Qualität 5 Sgr., Schottische Kleiderstoffe in großer Auswahl der modernsten Dessins.

Heinrich Hoffmann, Berlin S.-W., Beuthstr. 2,
Manufacturwaaren en gros et en detail.


Carl Meyer,
Herm. Wilde's Nachflgr.
Lübeck,
Markt 251, Königstr. 894.
empfiehlt zu
Weihnachts-Einkäufen
sein mit allen couranten Artikeln und Neuheiten bestens assortirtes Lager zu
bedeutend herabgesetzten, aber festen Preisen.

Damen=Paletots und Jacken.
Stoffe zu Paletots und Jacken.
Chales und Umschlagetücher.
5/4 ächten schwarzen Sammet.
5/4 und 4/4 schwere schwarze Seidenzeuge.
schwarze wollen u. halbwollen Kleiderstoffe.
Couleurte wollen n. halbwollen Kleiderstoffe.
Piquè, Cattune und Jaconnets.
Eine Parthie Cattun= und Piquè=Reste
Moiré und gestreifte Unterrockzeuge.
Weiße und coul. Flanell u. Boys.
Blaudrucks und Schürzenzeuge.
Ungebleichte Parchends und Stouts.
Gebleichte Parchends und Halbleinen.
Creas und Hausmach.=Leinen in allen Breiten.
Haus= und Küchenhandtücher.
Fertige Steppröcke, jetzt schon von 5 Mark.
Fertige Moirèe=Röcke von 4 Mark.
Fertige garnirte und ungarnirte Röcke von 36 Schilling (Mecklenburg) bis 11 Mk.
Fertige amerik. Filzröcke von 10 Mk.
Eigengemachte Mädchenröcke von 4 Mk. 8 Schilling (Mecklenburg).
Teppiche und Bettvorleger, letztere wieder von 2 Mk.
Gestickte und bedruckte Tischdecken von 36 Schilling (Mecklenburg).
Commoden= und Nähtischdecken 20 Schilling (Mecklenburg).
Weiße Bettdecken, größte Sorte 3 Mk.
Fertige seid. Moiree= u. Gummi Schürzen.
Garnirte Schürzen für Damen und Kinder.
Damen=Camisols und Herren=Tricotagen.
Damen= und Herren=Wäsche.
Weiß=Stickereien und aufgezeichnete Sachen.
Seidne Chälchen, Mantel= und Cravattentücher.
Shlipse und Cachenz für Herren in Seide und Wolle.
Seidne Hals= u. Taschentücher für Herren.
Glacee= und Buckskin=Handschuhe für Damen und Herren.
Damen= und Herren=Regenschirme.
Weiße Garnituren etc. für Damen, größte Auswahl.
Elegant farbige seidene Schleifen, größte Auswahl.
Weißleinene Taschentücher für Damen u. Herren.

Wollenwaaren,
als Kopfshawls, Pellerinen, Seelenwärmer, Westen, Taillentücher etc.

H. 02579b.


Preis-Courant des grössten Handschuh -Lagers in Lübeck.
Angebot Herm. Hermberg     [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Herm. Hermberg & Comp.
Lübeck, Breitestrasse 948. 949,
dem Rathhause gegenüber.


[ => Original lesen: 1874 Nr. 97 Seite 6]

Lübeck, Breitestraße Nr. 821, im Hause des Hrn. F. A. Müller.
Glas-Photographieen und Stereoscopen
Kunst-Ausstellung.
Geöffnet von 10 bis 2 Uhr Vormittags und 4 bis 9 Uhr Nachmittags.
Entree 8 Schilling (Mecklenburg), Kinder 4 Schilling (Mecklenburg).

Gleichzeitig daselbst Detail=Verkauf von Glas=Photographien 1. Qual. à 1 1/2 Taler (Mecklenburg) pr. Stück, und Papierbilder in 4 Sorten à 1 1/2 Sgr., 5 Sgr., 7 1/2 Sgr., 9 Sgr. pr. Stück.

Apparate neuester Construction von 1 Taler (Mecklenburg) bis 22 Taler (Mecklenburg) pr. Stück.

Herm. Hermberg & Co.     


Bis Weihnachten
verkauft eine große Parthie
moderner Kleiderzeuge
zu und unter Einkaufspreis
August Creutzfeldt.


Weihnachts-Saison 1874.
Manufactur- & Modewaaren en gros & en détail.
Breitestrasse 817, 3 Häuser vor der Beckergrube.Jul. Hagenström Breitestrasse 817, 3 Häuser vor der Beckergrube.

Gelegenheitskäufe grösserer Parthieen, sowie Preisermässigung noch vorräthiger Wintersachen, wie namentlich Kleiderstoffe, Paletots, Jacken etc. bieten dem Publikum Gelegenheit, sich in diesem Jahre

einen äusserst vortheilhaften Weihnachtseinkauf

zu verschaffen, und erlaube mir auf einzelne Artikel besonders aufmerksam zu machen.
Cattune, prima Qualität, 2 3/4 und 3 Schilling (Mecklenburg), Meubelcattun zu Gardinen 3 Schilling (Mecklenburg)
Kleiderstoffe, 6/4 breit, 1 3/4, 2, 2 1/4, 2 1/2, 3, 3 1/2, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11 u. 12 Schilling (Mecklenburg)
Baumwollen-Waaren, wie weiss Halblein, car. Bettbezüge, bleu gestreifte Hemdenzeuge, Parchende, etc. etc. werden während der Weihnachts-Saison mit kleinem Nutzen abgegeben.
Wintermäntel, Paletots, Jacken, um ganz damit zu räumen, zu Einkaufspreisen, gute Winterjacken von 2 Mark (Lübeck) an, elegant garnirte Paletots 7, 8, 9, 10, 12, 14 bis 20 Mark (Lübeck).
Proben werden nicht abgegeben, gekaufte Gegenstände zu jeder Zeit getauscht.


Ich suche zu Ostern einen Burschen, der Lust hat Schuhmacher zu werden.
                          Schmalfeldt, Schuhmachermstr.


Kirchliche Nachrichten.

Geboren: D. 24. Novbr. dem Stuhlmacher Zellinsky vor Schönberg eine Tochter. - D. 30. dem Hausknecht Retelsdorf hieselbst ein Sohn. - D 29. dem Webermeister Hecht vor Schönberg ein Sohn. - D. 30 dem Hauswirth Rieckhof zu Bechelsdorf eine Tochter. - D. 3. Decbr. eine uneheliche Tochter zu Niendorf. - D. 4. dem Schulzen Freitag zu Wahlsdorf eine Tochter - D. 7. dem Arbm. Oldörp zu Rupensdorf ein Sohn. - D. 8. dem Bäckermeister Vielhaack vor Schönberg eine Tochter.

Gestorben: D. 27. Novbr. Johann Heinrich Werner

[ => Original lesen: 1874 Nr. 97 Seite 7]

aus Herrnburg, Privatlehrer zu Wahlsdorf, 25 J. alt. - D. 29. Heinrich Peter Fritz Johannes Fanselow, Schneidermeisters Sohn hieselbst, 1 J. 9 M. alt. - D. 30. Clara Sofia Alwine Luise Amanda Wilhelm, Lehrers Tochter hieselbst, 4 J. 2 M. alt. - D. 30. Martha Friederike Auguste Maria Wilhelm hieselbst, 6 J. 4 M. alt. - D. 2. Decbr. Catharina Elisabeth Busch, geborne Busch von Rodenberg, Schulmeisterswittwe zu Malzow, 72 J. 11 M. alt. - D. 3. Hans Heinrich Schrep, verw. Productenhändler zu Malzow, 84 J. 11 M. alt. - D. 6. Anna Catharina Alten, geb. Resenhöft von Lockwisch, Handelsmansfrau vor Schönberg, 64 J. 1 M. alt. -D. 7. Hans Heinrich Ollrogg von Wahlsdorf, Brodträger vor Schönberg, 61 J. 2 M. alt. - D. 10. Anna Engel Elisabet Kummerow. geb. Maaß, Schneidermeisterswittwe vor Schönberg 54 J. 4 M. alt.

Proclamirt: Johann August Christian Friedrich Selmer, Schmiedgehülfe zu Lübeck, und Anna Maria Kock daselbst.

Sonntag, den 13. December.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags=Kirche: Lehrer cand. theol. Konow.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Weizen15 - 15 Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 1/4 - 13 Mark (Lübeck)10Schilling (Mecklenburg)
Gerste13 - 13 Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Hafer13 1/2 - 14 Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Erbsen14 - 16 Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen12 1/2 - 13 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps- Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs.- Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.18 - 18Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. pr. 500 Gr.17 - 19 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.32 - 40 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 24 Schilling (Mecklenburg),
Kücken d. St.8 - 11 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Eier 3 - 4 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln pr. 10 Lit.7 - 8 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.48 Schilling (Mecklenburg),
Gänse pr. 500 Gr.10 - 11 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans2 - 3 Mark (Lübeck).


(Eingesandt.) Auf die Annoncen des Herrn Carl Meyer, Herm. Wilde's Nachfolger in Lübeck, im Inseratentheil heutiger Nummer dieser Zeitung wollen wir besonders aufmerksam machen.


- Aus Berlin wird vom 8. December geschrieben: Daß jetzt ernstlicher als zuvor daran gedacht werde, die Reichstags=Session über Neujahr hinaus zu verlängern, ist nach dem, was wir hören, reine Vermuthung. Es gewinnt den Anschein , als solle die Bankgesetz=Reform bis zur nächsten Session vertagt werden, und wenn auch wahrscheinlich bleibt, daß ein Reichs=Civilstands=Gesetz demnächst den Abgeordneten zugehen wird, so soll doch dieser Entwurf zwischendurch berathen werden und das Haus nicht allzu sehr in Anspruch nehmen. Das Präsidium widerstrebt einer Verlängerung der Session auf das Nachdrücklichste, schon weil es zu besorgen berechtigt ist, im Januar werde ein beschlußfähiges Haus nicht mehr zusammen zu bringen sein. Trotz des katholischen Feiertages waren heute mehrere Commissionen versammelt; man will eben keine Stunde verlieren, sondern Alles aufbieten, um die Schließung der Session am 22. December zu ermöglichen.
- Im Reichstage hat es am 4. Dec. einen Sturm ohne Gleichen gegeben und die Römlinge haben ihn heraufbeschworen. Sie laufen ja immer Sturm wider den Reichskanzler, der das Deutsche Reich als eine feste Burg aufgebaut hat wider Frankreich und Rom. Der Giftbecher der Römlinge war bereits gefüllt, da brachte ihn ein Tropfen zum Ueberlaufen und dieser Tropfen war die von dem Reichskanzler beantragte Streichung des deutschen Botschafterpostens bei dem Papste. Diese Streichung bedeutet: das Tischtuch zwischen der deutschen Reichsregierung und dem Papste ist einstweilen entzwei geschnitten. Auf der Tagesordnung stand die Verhandlung über die Ausgaben für den deutschen Bundesrath. Jörg, der verbissene Führer der bayerischen Römlinge, eröffnete die Debatte. Wo hat, fragte er, in diesem Jahre der diplomatische Ausschuß des Bundesrathes gesteckt? Er hat die Politik des Reichskanzlers zu kontroliren und diese Controle ist um so nöthiger, damit uns nicht der kolossale Mann, welcher die deutsche Politik leitet, mit seinen kolossalen Fehlern in den Krieg mit aller Welt hineinreitet. Er hat nach Frankreich einen Strahl kalten Wassers geschickt und er hat in Spanien intervenirt nur aus Haß gegen die römische Kirche und um die Feinde dieser Kirche zu stärken. Es wäre ein Religionskrieg geworden. Er hat es gethan zu jener Zeit, da er durch das Kullmann'sche Attentat fürchterlich aufgeregt war, so aufgeregt, daß sich ihm Rußland nicht anschloß, als er in Spanien intervenirte. Er hat furchtbares Fiasko gemacht bei seinem intimsten Alliirten. Solche Fehler und Niederlagen zu verhindern, dazu ist der diplomatische Ausschuß verfassungsmäßig eingesetzt; warum hat ihn der bayerische Bevollmächtigte nicht einberufen? Bayern hätte seinen Einfluß geltend machen müssen.
Bismarck antwortet anfangs ruhig, aber scharf und ironisch. Seit 13 Jahren haben wir kein ruhigeres Jahr gehabt als 1874. Vielleicht ist deshalb der diplom. Ausschuß nicht einberufen worden, er ist aber immer unterrichtet gewesen über meine Politik durch Abschriften der Depeschen u. s. w. Wir haben reine Wäsche und es ist nicht viel zu verbergen, es gab keine großen Geheimnisse, keinen Kriegsplan oder ähnliche Abscheulichkeiten. Die dunkeln Schilderungen Jörgs passen eher in einen Roman als in die Politik, sie sind darauf berechnet, die bayerische Regierung bei dem bayerischen Volke zu verdächtigen, als habe der bayerische Bevollmächtigte seine Schuldigkeit nicht gethan. In Spanien habe ich nicht intervenirt. Als ich die Nachricht von der Ermordung des deutschen Hauptmann Schmidt durch die Carlisten bekam, sagte ich mir: wenn das ein englischer, amerikanischer, russischer, französischer Unterthan gewesen wäre, so wäre ihm das nicht passirt, ich erkannte darin eine Erinnerung an die alte deutsche Zerissenheit und ich sagte mir: es ist Zeit, das Ausland daran zu gewöhnen, daß auch Deutsche nicht ungestraft ermordet werden dürfen. Hätten wir aus eine barbarische Weise (in à La Don Carlos) antworten wollen, so wären wir in dem ersten besten carlistischen Hafen gelandet, hätten einen carlistischen Stabsoffizier ergriffen und hätten ihn am Thore aufgehängt. Das habe ich aber nicht gethan, sondern nur (durch Anerkennung Serranos) die glimmenden Reste staatlicher Ordnung gestärkt und den Gräueln ein Ende gemacht. - Rußland hat sich nicht betheiligt, weil es weniger Interesse in Spanien hat, und wir haben die Meinung unseres ältesten Verbündeten hoch gehalten. Unsere ungetrübten Beziehungen zu Rußland stehen thurmhoch über den Angriffen Jörgs, seine giftigen Pfeile prallten an Rußland ab. - Nach Frankreich habe ich allerdings einige kalte Wasserstrahlen geschickt, als die Bischöfe gegen uns hetzten, sie haben eine Abkühlung bewirkt. Wasser ist ein friedliches Element, dessen recht häufiger Gebrauch Herrn Jörg sehr zu empfehlen ist. (Allg. Heiterkeit.) Herr Jörg hat vom Kissinger Attentat gesprochen und Kullmann halb verrückt genannt. Ich kann Sie versichern, daß Kullmann, den ich selbst gesprochen, vollständig im Besitz seiner geistigen Fähigkeiten ist. Ich begreife es, daß Herr Jörg und seine Genossen die Gemeinschaft mit einem solchen Menschen von sich weisen, daß sie niemals auch nur den leisesten Wunsch gehabt haben: "wenn dieser Reichskanzler doch einmal irgendwie verunglücken könnte", - aber, meine Herren, mögen Sie sich von diesem Menschen lossagen, wie sie wollen, er hängt doch an ihren Rockschößen fest. (Brüll. Widersp. im Centrum.) Kullmann hat mir auf die Frage, warum er mich habe umbringen wollen, obgleich er mich nicht kenne, geantwortet: wegen der Kirchengesetze! - Auf die Frage, ob er damit etwas zu bessern glaube, erwiderte er: Bei uns ist es ja so schlimm, daß es gar nicht schlimmer werden kann, und dann setzte er hinzu: "Sie haben meine Fraktion beleidigt!" und als ich ihn fragte: welches ist denn Ihre Fraktion?" antwortete er: "Die Centrumsfraction im Reichstage."
Nach diesen Worten erhebt sich ein unbeschreiblicher Tumult im Hause; je größer der Lärm im Centrum desto stürmischer das Bravorufen auf beiden Seiten des Hauses. Im Centrum ruft's wiederholt: Pfui, pfui! - Präsident Forkenbeck rügt das Pfui als unparlamentarisch. Bismarck: Pfui dient zur Bezeichnung von Eckel und Verachtung. Glauben Sie nicht, daß mir diese Gefühle fremd sind, ich bin aber zu höflich, sie auszusprechen. (Neuer Lärm.) Windthorst: Jörg's Anklage ist gerechtfertigt, der diplomatische Ausschuß war nie beisammen, nach Frankreich und Spanien hat der Reichskanzler seinen kalten Wasserstrahl geschickt, um Verbindungen und Gehülfen gegen Rom zu werben, wir steuern einem Kriege zu. Das Attentat Kullmann ist ein Schandfleck, schändlicher aber es unserer Partei zuzuschieben; nicht wir sind schuld daran, sondern Der, der diese Lage geschaffen und den offiziösen Zeitungen die Parole gegeben, hat, uns anzuklagen. Bismarck: Wenn Herr Windthorst abwarten will, bis er erst einigemal wie ich angeschossen worden ist (Blind, Kullmann), dann wird er wissen, daß man in solchem Augenblick

[ => Original lesen: 1874 Nr. 97 Seite 8]

nicht an eine Parole denkt; ich habe nur gesagt: Die That galt nicht mir, sondern der Sache, die ich vertrete. Entschuldigt haben die That die ultramontanen Blätter von der Germania an bis zum Sigl'schen Vaterland. Wenn nur die Hälfte von den Schändlichkeiten wahr wäre, die diese Blätter mir nachsagen, dann weiß ich selbst nicht, was ich thäte. (Große Heiterkeit.) Lasker: Die Gegner haben die Kullmann=Affaire an den Haaren in die Debatte hineingezogen; ich stelle vor dem Hause und vor Europa fest, daß die Vorredner der Reichsregierung die Absicht zuschreiben, das friedliche Frankreich planmäßig zum Krieg zu provociren und die Ruhe Europas zu stören. Dieses perfide Manöver will ich hier öffentlich brandmarken, es ist ein Verbrechen gegen das Vaterland. (Stürm. Lärm.) Präsident ruft Lasker zur Ordnung.
- Der deutsche Reichstag steht seit einiger Zeit im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses nicht nur in Deutschland, sondern in Europa. Namentlich der Kampf der Reichsregierung wider Rom ist es, der ihm die allgemeine Aufmerksamkeit zuzieht und der als europäischer Kampf empfunden wird. Ueberall fühlt man, daß die römische Obervormundschaft über die modernen Staaten entweder in Deutschland gebrochen wird, oder daß ein Zurückweichen Deutschland der Oberherrschaft Roms auf lange Zeit den Sieg sichert.
- In Petersburg sind von Menschenfreunden Nähstuben eingerichtet worden, wo armen Frauen und Mädchen unentgeltlich Nähmaschinen für ihre Arbeiten zur Verfügung gestellt sind.


Volksgerichte.
Ein Sittengemälde aus Bayerns Hochland
von Emil Tiefenbach.
(Fortsetzung.)


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