No. 96
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 08. Dezember
1874
vierundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1874 Nr. 96 Seite 1]

Anzeigen.

In Sachen betreffend den Concurs über die Verlassenschaft des zu Carlos verstorbenen Büdners und Gastwirthes Peter Schlatow steht zur Besprechung der Maßregeln zur Fortrückung der Sache und zur eventuellen gütlichen Aufgreifung des Concurses ein Termin auf Donnerstage den 17. December d. J., Vormittags 11 Uhr, vor dem Unterzeichneten Concursgerichte an, zu welchem die nicht präcludirten Schlatow'schen Concursgläubiger hiemit geladen werden, unter dem Nachtheile, daß die Nichterscheinenden als an die Beschlüsse der Erscheinenden gebunden erachtend gelten sollen.
Schönberg, den 28. November 1874.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)               A. Dufft.


In Sachen betreffend die Todeserklärung des Joachim Heinrich Schütt aus Lüdersdorf wird der im Termin am 28. d. Mts. publicirte Bescheid, welcher lautet:

"daß, unter Vollstreckung des in der Edictalladung vom 9. Mai d. J. angedrohten Nachtheils, der am 6. Mai 1846 geborene Joachim Heinrich Schütt aus Lüdersdorf, welcher als Grenadier im Großherzogl. Mecklenburgischen Grenadier=Regiment Nr. 89 an dem im Jahre 1870 gegen Frankreich geführten Krieg Theil genommen und seit dem 10. December 1870 von seinem Regimente angewiesen ist, sich wegen Heilung seiner Hand bei dem bayrischen Feldlazareth zu Messas zu melden, seitdem aber vermißt worden und bisher sowenig persönlich als sonst Meldung von seinem Leben und Aufenthalte hierher gegeben hat, nunmehr, wie hiermit geschieht, für todt zu erklären und sein Vermögen als seinen nächsten Erben anheimgefallen angenommen werden soll.

    Von Rechts Wegen,"

hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht.
Schönberg, den 30. November 1874.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)          A. Dufft.


Holzverkauf.

Unter den bekannten Bedingungen sollen am Sonnabend, den 12. December, Morgens 1/2 11 Uhr im Kruge zu Petersberg meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden

aus dem Niendorfer Zuschlage:

42 Raummeter tannen Kluft= u. Knüppelholz

und bei freier Concurrenz

16 Fuder starkes eichen Durchforstungsholz,
40 fichten Wese= und Leiterbäume und
25 fichten Latten;

bei beschränkter Concurrenz am Montag, den 14. December, Morgens 1/2 11 Uhr, im Kruge zu Lüdersdorf

aus den Lenschower Tannen:

168 Raummeter tannen Kluftholz

und kann das Holz vor den Auctionen nachgewiesen und besichtigt werden.
Schönberg, den 7. December 1874.

Danckwarth.     


Wir vergüten für bei uns belegte Gelder bis auf Weiteres
4 % bei zwölfmonatl. Kündigung,
3 1/2 bei sechsmonatl. Kündigung,
und 3 % bei dreimonatlicher Kündigung

Die einzuzahlenden Gelder dürfen nicht weniger als Ct. Mark (Lübeck) 300. betragen und kann die Zinse halbjährlich erhoben werden.
Lübeck, den 1. Februar 1874.

Lübecker Bank.     


Wegen günstigen Kaufes bin ich im Stande, den Holzconsumenten des ganzen Fürstenthums genügend Buchenholz in großen Blöcken und Bohlen billig zu liefern. Mit Maschinen durch Dampfbetrieb schneide Hölzer zu allen Formen. Blocksägenschnitte in hartem Holz den Fuß für 6 Pf., in weichem Holz für 5 Pf. bei contanter Zahlung. Das Zimmereigeschäft setze ich fort.

C. Egert.     


Liebig's
"San Antonio"
Fleisch-Extract.
Verdienst-Medaille, Wien 1873.


Bestes und billigstes Product, empfiehlt


H. Brüchmann in Schönberg.




Zahnschmerzen jeder Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitig. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruhm erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke,
Bandagist.


Dr. Pattison's
Gichtwatte
lindert sofort und heilt schnell             (H. 6230.)
Gicht und Rheumatismen
aller Art, als: Gesichts=, Brust=, Hals= und Zahnschmerzen, Kopf=, Hand= und Kniegicht, Gliederreißen, Rücken= und Lendenweh.
In Paketen zu 12 Schilling (Mecklenburg) und halben zu 7 Schilling (Mecklenburg) bei
Wilh. Heincke in Schönberg.


Gummischuhe
für Herren und Damen
in allen Größen empfiehlt

Aug. Spehr.     


[ => Original lesen: 1874 Nr. 96 Seite 2]

Weihnachts-Ausstellung von Spielsachen für Kinder empfiehlt C. Schwedt.


Einem geehrten Publikum empfiehlt seine diesjährige reich assortirte

Weihnachts-Ausstellung
Schönberg.             
               Emil Hempel,
               Buchbinder.   


Englisches Salz
zur Schlachtzeit
empfiehlt                 C. Schwedt.


Chocoladen,
als:
Caracas, Vanille und dopp. Vanille, Gewürz, Puder u. Krümel=Chocolade

empfiehlt

Aug. Spehr.     


Hülfesuchenden & Kranken

senden wir unentgeltlich und franco die Schrift: Sichere und gründliche Heilung aller Krankheiten auf naturgemässem Wege. 20. Auflage.

H. Mundschwitz & C. Niebäcker.
Buchdruckerei in Braunschweig.


Lübecker Marzipan
prämirt Berlin 1874 empfiehlt prima Qualität die Conditorei und Marzipanfabrik von

C. Weschke,
Lübeck, kurze Königstrasse 845.

H. 02474 b.


Die Kaiserl Königl.
Hof-Chocoladen-Fabrik
von Gebrüder Stollwerk

in Köln übergab den Verkauf ihrer vorzüglichen Fabrikate in Schönberg Herrn J. L. Petersen, in Dassow Herrn Kaufmann Sterly, in Herrnburg Frau Wwe. Mette, in Schlagsdorf Herrn H. Siebenmark, in Selmsdorf Herrn P. Buschow.


Graue Pferdedecken von 2 Taler (Mecklenburg) 6 Schilling (Mecklenburg)
Gelbe Pferdedecken von 2 Taler (Mecklenburg) 24 Schilling (Mecklenburg)
Kornsäcke von 22 Schilling (Mecklenburg) an.

empfiehlt              
Heinrich Creutzfeldt.


Apfelsinen, Citronen, Succade, trockene und cand. Pomeranzenschalen, Krachmandeln, süße und bittere Mandeln, Traubrosinen, Smr. Rosinen, empfiehlt zu billigsten Preisen

J. Ludw. D. Petersen.

J. Ludw. D. Petersen.     


Abgelagerte
Bremer und Hamburger Cigarren,
von 24 R.=Mk. bis 180 R. =Mk. pro Mille, empfiehlt

J. Ludw. D. Petersen.     


Gummischuhe
mit und ohne steife Kappen in allen Größen
empfiehlt              
Heinrich Creutzfeldt.


Neuen Rangoon=Bruch=Reis
à Pfund 18 Pfennig (Mecklenburg)
Neuen Rangoon Tafel=Reis
à Pfund 20 Pfennig (Mecklenburg)
Neuen ff. Rangoon Tafel=Reis
à Pfund 25 Pfennig (Mecklenburg)

empfiehlt

Aug. Spehr.     


Reinen Colonial=Syrup

empfiehlt

J. Ludw. D. Petersen.     


Stärksten Seifenstein ist frisch zu haben bei J. F. Eckmann.


Petroleumlampe

Petroleum-Sicherheits-Laternen, welche kein Sturm verlöschen kann und ohne Cylinder schön weiß und hell brennen, auch durchaus nicht feuergefährlich sind, da sie beim Umfallen langsam verlöschen, empfiehlt à St. Taler (Mecklenburg) 1 3/4

Oscar Krobitzsch, Leipzig, Klostergasse 13.
Treibriemen und Gummi=Lager.


Zum bevorstehenden Weihnachtsfeste halte ich mein großassortirtes Lager von Paletots=Stoffen, Buckskins, Seidenzeugen, Rypsen, Croisee, sowie allen möglichen Manufacturwaaren zu billigen Einkäufen bestens empfohlen. Namentlich eine hübsche Auswahl von Damen=Paletots und Umschlagetüchern, eine neue Sendung von Kleiderstoffen, sehr preiswürdig, sowie weiße eigengemachte Leinen, von 7 Schilling (Mecklenburg) die Elle an.
Bunte Parchente, zu 4 Schilling (Mecklenburg) die Elle, u. s. w.

Auch bemerke noch, daß ich von heute bis Weihnachten bei comptanter Zahlung von jedem Thaler drei (3 Schilling (Mecklenburg)) Schill. Rabatt gebe.
Nach Weihnachten treten die gewöhnlichen Preise wieder ein.
Schönberg.

Achtungsvoll
Heinrich Creutzfeldt.

b>NB. Zurückgesetzte Kleiderstoffe, Umschlagetücher, wollene Shawls, Reste etc. zu bedeutend heruntergesetzten Preisen ohne Rabatt.


[ => Original lesen: 1874 Nr. 96 Seite 3]

Weihnachts-Saison 1874.
Manufactur- & Modewaaren en gros & en détail.
Breitestrasse 817, 3 Häuser vor der Beckergrube.Jul. Hagenström Breitestrasse 817, 3 Häuser vor der Beckergrube.

Gelegenheitskäufe grösserer Parthieen, sowie Preisermässigung noch vorräthiger Wintersachen, wie namentlich Kleiderstoffe, Paletots, Jacken etc. bieten dem Publikum Gelegenheit, sich in diesem Jahre

einen äusserst vortheilhaften Weihnachtseinkauf

zu verschaffen, und erlaube mir auf einzelne Artikel besonders aufmerksam zu machen.
Cattune, prima Qualität, 2 3/4 und 3 Schilling (Mecklenburg), Meubelcattun zu Gardinen 3 Schilling (Mecklenburg)
Kleiderstoffe, 6/4 breit, 1 3/4, 2, 2 1/4, 2 1/2, 3, 3 1/2, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11 u. 12 Schilling (Mecklenburg)
Baumwollen-Waaren, wie weiss Halblein, car. Bettbezüge, bleu gestreifte Hemdenzeuge, Parchende, etc. etc. werden während der Weihnachts-Saison mit kleinem Nutzen abgegeben.
Wintermäntel, Paletots, Jacken, um ganz damit zu räumen, zu Einkaufspreisen, gute Winterjacken von 2 Mark (Lübeck) an, elegant garnirte Paletots 7, 8, 9, 10, 12, 14 bis 20 Mark (Lübeck).
Proben werden nicht abgegeben, gekaufte Gegenstände zu jeder Zeit getauscht.


Geschäfts=Verlegung.

Mit dem heutigen Tage verlegte meine

Leinen=, Drell=, und Weißwaaren=Handlung
verbunden mit
Fabrik fertiger Damen= und Herren=Wäsche,
sowie
Anfertigung completer Braut=Ausstattungen

nach der in meinem Hause links vom Eingange belegenen Seite, und indem ich für das mir bisher erwiesene Wohlwollen meinen Dank ausspreche, bitte mir dasselbe auch in meinem neuen Lokal erhalten zu wollen.

(H. 02523 b.)

Lübeck, den 3. December 1874.

Wilhelm Masch,
791 Breitestrasse 791.


Chirurgische und Augen-Klinik
in
Lübeck.
Sprechstunden: Vormittags von 9 - 11 Uhr, Nachmittags von 2 - 3 Uhr.
Prospecte gratis.                 Dr. C. Schorer.

(H. 02519 b.)


Lübeck, Breitestraße Nr. 821, im Hause des Hrn. F. A. Müller.
Glas-Photographieen und Stereoscopen
Kunst-Ausstellung.
Geöffnet von 10 bis 2 Uhr Vormittags und 4 bis 9 Uhr Nachmittags.
Entree 8 Schilling (Mecklenburg), Kinder 4 Schilling (Mecklenburg).

Gleichzeitig daselbst Detail=Verkauf von Glas=Photographien 1. Qual. à 1 1/2 Taler (Mecklenburg) pr. Stück, und Papierbilder in 4 Sorten à 1 1/2 Sgr., 5 Sgr., 7 1/2 Sgr., 9 Sgr. pr. Stück.

Apparate neuester Construction von 1 Taler (Mecklenburg) bis 22 Taler (Mecklenburg) pr. Stück.

Herm. Hermberg & Co.     


Regenröcke, unter Garantie, Filzhüte, neuester Facons.  Julius Schweigmann.


[ => Original lesen: 1874 Nr. 96 Seite 4]

Bei Kinderkrankheiten ist der L. W. Egers'sche Fenchelhonig nicht genug zu empfehlen. Hier wieder ein Beweis:

Ich Endesunterzeichneter bescheinige hiermit, daß mein an Husten und Katarrh sehr leidendes Kind durch die Anwendung des L. W. Egers'schen Fenchelhonigs aus der Fabrik von L. W. Egers in Breslau*) in wenigen Tagen wieder hergestellt war, welches Mittel ich bei vorkommenden ähnlichen Krankheiten dem Publikum bestens empfehlen kann.

Biebrach, den 5. September 1874.                         Carl Schmidt, Schreinermeister.

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*) Fabrik=Niederlage beim Buchbinder C. Sievers in Schönberg.


Von heute ab bis zum Weihnachtsfest verkaufe ich zu bedeutend herabgesetzten Preisen eine Parthie

Kleiderzeuge, Cattune, Umschlage= und kleine Tücher,
meine gesammten Vorräthe von
seidenen Bändern,
eine Menge Reste von verschiedenen Stoffen und einige andere Waaren

und empfehle diese Gelegenheit zu vortheilhaften Weihnachts=Einkäufen bestens.
Rehna, den 3. Dezember 1874.

Eduard Levissohn.     


Bis Weihnachten
verkauft eine große Parthie
moderner Kleiderzeuge
zu und unter Einkaufspreis
August Creutzfeldt.


Auf einem Gute in der Nähe Schönberg's werden noch zu Ostern einige Arbeiter=Familien unter sehr günstigen Bedingungen gesucht und wollen darauf Reflectirende sich an mich wenden.

W. Holldorff.     

Schönberg i. M.


30 Reichsmark,

sowie die Zusicherung der Verschweigung seines Namens, sichere ich demjenigen zu, welcher mir den Thäter, der vor kurzer Zeit aus dem vormaligen Wohnhause meines alten Gehöfts eine Pferdekrippe und vor etwas längerer Zeit ein Schutzlaken von meinem Stuhlwagen gestohlen hat, so nachweist, daß ich ihn gerichtlich belangen kann. Zugleich verbiete ich jedes unbefugte Betreten meiner Hofstelle, sowie die von Törpt nach Ollndorf mehrfach benutzten Schleich= und Richtsteige bei Strafe gerichtlicher Ahndung.

Schulze H. Lohse in Törpt.   <  /p>


Pecco-Blüthen-Thee à Pfd. 6 Rmk. - Pf.
Souchong-Blüthen-Thee à Pfd. 3 Rmk. 50 Pf.
Congo-Thee à Pfd. 2 Rmk. - Pf.
Souchong-Thee à Pfd. 1 Rmk. 70 Pf.
Imperial-Thee à Pfd. 5 Rmk. 40 Pf.
Imperial-Thee à Pfd. 3 Rmk. - Pf.
empfiehlt
                                              Aug. Spehr.


Spielwerke

von 4 dis 200 Stücke spielend; mit Expression. Mandoline, Trommel, Glockenspiel, Castagnetten, Himmelsstimmen etc.

Spieldosen

von 2 bis 16 Stücke spielend, Necessaires, Cigarrenständer, Schweizerhäuschen, Photographiealbums, Schreibzeuge, Handschuhkasten, Briefbeschwerer, Cigarren=Etuis, Tabaks= und Zündholzdosen, Arbeitstische, Flaschen, Biergläser. Portemonnaies, Stühle etc., alles mit Musik. Stets das Neueste empfiehlt

J. H. Heller, Bern.     

Preiscourante versende franco.
Nur wer direct bezieht, erhält Heller'sche Werke.
Größtes Lager von Holzschnitzereien.


Getreide=Preise in Lübeck.
Weizen15 - 15 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 - 13 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Gerste12 1/2 - 13 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Hafer14 - 14 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Erbsen14 - 16 Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen12 1/2 - 13 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps- Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs.- Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.17 1/2 - 18Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. pr. 500 Gr.17 - 19 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.32 - 40 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 24 Schilling (Mecklenburg),
Kücken d. St.8 - 11 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Eier 3 - 4 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln pr. 10 Lit.7 - 8 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.48 Schilling (Mecklenburg),
Gänse pr. 500 Gr.10 - 11 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans2 - 3 Mark (Lübeck).


Hiezu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1874 Nr. 96 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 96 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 8. December 1874.


Volksgerichte.
Ein Sittengemälde aus Bayerns Hochland
von Emil Tiefenbach.


- Fürst Bismarck hat sich den Elsassern im Reichstage als zürnender Jupiter gezeigt. In zwei Sitzungen hatten zwei geistliche Herren aus dem Elsaß, Simonis und Winterer, der Regierung im Elsaß abscheulich zugesetzt; die deutsche Verwaltung sagten sie, sauge das Land aus, die Pferde der 20

[ => Original lesen: 1874 Nr. 96 Seite 6]

deutschen Kreisdirektionen kosten so viel als früher die 20 französischen Unterpräfekten, der Gehalt des Oberpräsidenten sei eine Civilliste, der neue Landesausschuß sei nur eine Falle für die Elsässer, die Straßburger Universität tauge nichts u. s. w. Da brach Bismarck los. Stahlscharf klang seine Rede, als er sagte, nicht der Elsässer und Lothringer wegen habe man ihr Gebiet dem Reiche einverleibt, sondern um den Franzosen den militärischen Stützpunkt bei einem neuen Angriffe zu entziehen. "Für die Sicherheit des deutschen Reiches haben wir Elsaß erobert, damit die Franzosen für ihren nächsten Krieg, den Gott weit hinausschieben möge, den sie aber doch planen, nicht Weißenburg und Straßburg zum Ausgangspunkte ihrer Operationen nehmen." Die Reichspolitik, fügte er hinzu, kann nicht den Sonder=Interessen der Elsässer nachgesetzt werden, die ihre Vergangenheit nach Paris, die Gegenwart nach Rom zieht. - Damit traf Bismarck den wundesten Fleck der Elsässer Opposition: die Abgeordneten, welche im Reichstage für Elsaß das Wort führen, sind französisch und römisch gesinnt; was die Herren von der Farbe der Simonis und Winterir im Schilde führen, ist der Wiederanschluß an Frankreich, die Unterwerfung unter den Syllabus. Eine elsässische Volksvertretung, aus Mitgliedern von so reichsfeindlicher Gesinnung zusammengesetzt, würde, wie Bismarck sagt, eine Quelle des Streites in Deutschland und der Aufregung in Frankreich sein. Das jetzige Geschlecht giebt Bismarck verloren und hofft auf das künftige. Damit aber dieses nicht von Leuten erzogen wird, welche die jungen Gemüther dem Reiche entfremden, muß die Schule in Elsaß gründlich reformirt und müssen die Lehrer entfernt werden, die als Wölfe im Schafspelze die Religion der Liebe im Munde führen und Haß und Zwietracht säen, wo sie können.
- Vom Reichstage ist der zu Bern abgeschlossene Welt=Postvereinsvertrag in 3. Lesung fast einstimmig angenommen worden, nachdem das Haus schon bei Einleitung der betr. Verhandlungen durch den General=Postdirector Dr. Stephan seine dankbare Befriedigung durch allseitige Anerkennung der Vorlage und lauten Beifall zu erkennen gegeben hatte.
- Die französische Nationalversammlung ist am v. Mts. in Versailles wieder zusammen getreten. Nachdem der Kriegsminister, General de Cissey, einen auf die Organisation des stehenden Heeres und der Territorial=Armee bezüglichen Gesetzentwurf eingebracht hatte, wurden die verschiedenen Abtheilungen des Hauses durch das Loos gebildet. Am folgenden Tage fand die Präsidentenwahl statt, welche mit 348 Stimmen (205 Stimmzettel waren unbeschrieben) wieder auf Buffet fiel.
- Wegen verleumderischer Beleidigung des Fürsten Bismarck durch die Behauptung, das Kissinger Attentat sei nur eine Comödie gewesen, wurde der vielgenannte Redakteur Dr. Sigl in München in Abwesenheit zu 10 Monaten Gefängnißstrafe verurtheilt. Der Staatsanwalt hatte 15 Monate beantragt.
- General Feldmarschall Graf von Roon ist auf seinem Gute Crobnitz in der Lausitz bedenklich erkrankt. Außer mehreren auswärtigen Aerzten wurde auch der älteste Sohn des Grafen, Oberstlieutenant von Roon telegraphisch herbeigerufen.
- Vom auswärtigen Amt ist dem Grafen Arnim=Schlagenthin, dem Sohne des Grafen Harry Arnim, die Führung des Titels "Grafen" untersagt worden, da nach Auskunft des Heroldsamtes in der Arnim'schen Familie dem Sohne erst nach dem Ableben des Vaters der gräfliche Titel zukomme. Graf Arnim, der Vater, erhielt den Grafentitel erst im Jahre 1870.
- Auf die Berichte mehrerer Regiments=Commandeure an den Kriegsminister, daß der Genuß starker Getränke und namentlich des Absinths unter den Unteroffizieren auffällig zunehme, hat sich der Marschall Mac Mahon zu dem Befehl gewogen gefunden, daß alle Offiziere und Unteroffiziere, welche wegen Trunkenheit bestraft worden sind, von der Liste der militärischen Ehrenmedaille gestrichen werden sollen.
- Die deutschen Burschenschafter, welche Anfangs October in Eisenach tagten, haben eine vollständige Einigung von 20 und einigen Burschenschaften erzielt. Künftig sollen alljährlich Abgesandte der Burschenschaften in der Pfingstwoche in Eisenach tagen.
- Vor 4 Jahren, also am drittem Tage der Schlachten der 2. Armee und des Corps des Großherzogs von Mecklenburg gegen die Loire=Armee, nahm das 9. Armeecorps die Vorstadt St. Jean und den Bahnhof von Orleans; die Stadt wurde in der Nacht noch von den Franzosen geräumt und von den. deutschen Truppen besetzt. 77 eroberte Geschütze, zahlreiche Militärfuhrwerke, 4 ausgerüstete Dampfschiffe und 10,000 Gefangene waren der Preis der am 2., 3. und 4. December von den Deutschen bei Orleans erfochtenen Siege.
- In Viersen in der Rheinprovinz ist dieser Tage Dr. Reuter, der älteste Lehrer Deutschlands gestorben. Er war von Ostern 1811 bis Ostern 1874 im Amte und ein ausgezeichneter Lehrer. - Der Gesundheits=Apostel Ernst Mahner badete sich am 26. November eine Viertelstunde lang im Rhein bei Düsseldorf. Die Leute am Ufer bekamen den Schnupfen vom Zusehen.
- Kein Fluß fließt flüssiger als die für die Festungen in Elsaß und Lothringen flüssig zu machenden Summen. Diese Summe wird auf 42,980,000 Thlr. erhöht, wovon 21 Mill. Thaler auf den Ausbau von Straßburg, Metz, Bitsch, Neubreisach und Dietenhofen verwendet werden. Diese Summe wird aus den französischen Entschädigungsgeldern entnommen.
- Der alle Moltke ist der Meinung, daß nach der Neubefestigung von Straßburg und Metz den Franzosen der Durchbruch durch Elsaß und Lothringen nach Deutschland schwer und fast unmöglich werden wird. Wenn sie wieder einmal nach Deutschland kommen wollen, so müssen sie's über Belgien und die Schweiz versuchen. Darauf nun, daß die Franzosen künftig nur noch zwei Wege haben, den einen über Belgien, den andern über die Schweiz und nur darauf soll die deutsche Reichsregierung die Belgier und Schweizer aufmerksam gemacht haben. Das ist also keine Drohung, sondern ein dankenswerther Wink, der weder in Belgien, noch in der Schweiz verloren gehen wird.
- Die vielfach unter den Dienstboten eingerissene Unsitte, ein schlecht brennendes Herdfeuer durch Aufgießen von Petroleum lebhafter anzufachen, forderte am 28. November in Düsseldorf ein Opfer. Eine Familie ward früh Morgens durch einen gräßlichen Schrei aus dem Schlafe geweckt; bald darauf zeigte sich eine entsetzliche Scene. Das Dienstmädchen lief mit brennenden Kleidern in den Zimmern umher: eine wandelnde Feuersäule, da die Flammen der Unglücklichen über dem Kopf zusammenschlugen, bis sie halb erstickt und athemlos niedersank. Der schnell zu Hülfe geeilte Dienstherr vermochte nun die unaufhörlich lodernden Flammen durch Ueberwerfen von Decken zu ersticken; allein das Mädchen war furchtbar zugerichtet: das Gesicht hat verhältnißmäßig wenig gelitten, die Finger dagegen sind halb verkohlt und die übrigen Gliedmaßen schwer beschädigt, so daß für das Aufkommen der in rasenden Schmerzen Jammernden kaum Hoffnung vorhanden ist. Die Ursache des Unglückes war folgende. Da das Feuer nicht stark und schnell genug brennen wollte, nahm das Dienstmädchen den Petroleumkrug, der etwa zwei Maß faßte, um etwas aufzugießen. Die Flamme züngelte hoch auf und schlug in den Krug hinein, der sofort explodirte und einen Feuerstrom über die Kleidung des Mädchens ergoß. Vorgestern starb eben hier eine Frau an Brandwunden in Folge Explosion einer Lampe.
- In Paris zog dieser Tage ein sonderbares Leichenbegängniß die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich. Der kurz vorher angekommene Zwerg "General Dot" war gestorben und wurde in einem Kindersarge zur Ruhe gebracht, dem Alle, welche dem Entschlafenen im Leben bez. in seiner Schaubude nahe gestanden, als Leidtragende folgten. Da war zunächst sein Freund, ein Riese von 7 Fuß, dann kamen der "Entrepreneur" des Generals Dot, ein Amerikaner Namens Gibbs, dann der "Skelettmensch", eine Frau mit 3 Armen und endlich 4 dressirte Hunde, die intimen Freunde und Collegen des kleinen Generals, denn sie wurden zugleich mit ihm dem "verehrlichen Publikum" vorgeführt. Die ganze Gesellschaft war sehr traurig, besonders der Riese und der Skelettmensch. Auf dem Rückwege ersuchte sie ein am Kirchhofe aufgestellter Polizist, zur Vermeidung größeren Aufsehens doch lieber einzeln nach Hause zu gehen, was auch geschah. Nur der Riese führte die Frau mit den 3 Armen, für die er eine geheime Neigung haben soll, an einem derselben nach Hause.


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