No. 77
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. Oktober
1874
vierundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1874 Nr. 77 Seite 1]

In Veranlassung einer seitens des Großherzoglichen Commissarius für das Marsch=Einquartierungs= und Liquidations=Wesen hierher gemachten Mittheilung wird hiedurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß bei Berechnung der Vergütung für vom Lande gestellten Vorspann der bei der Gesammt=Meilenzahl sich ergebende Bruchtheil nicht mehr, wie bisher, auf Viertelmeilen, sondern für die Folge auf Fünftelmeilen abzurunden ist.
Schönberg, den 24. September 1874.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.      H. Wohlfahrt.      F. v. Dewitz.


- Ueber den Brief des Kaisers Alexander an Don Carlos wird jetzt aus St. Petersburg anscheinend officiös geschrieben, daß derselbe nichts anders als ein Act der Höflichkeit des Kaisers anzusehen und ohne jede politische Bedeutung ist.
- Die umsichtige Regierung in Baden denkt an Alles. Die neue Markrechnung ist zwar noch nicht eingeführt , aber doch schon das Gesetz verkündigt, nach welchem die Geldstrafen aus der Gulden= in die Markwährung übertragen werden d. h. 1 fl. = 2 Mark, 1 Kreuzer = 3 1/2 Pfennig.
- Wie Mac Mahon in Frankreich nur die träge Raupe ist, aus welcher sich s. Z. der lustige Kaiser=Schmetterling Lulu entpuppen wird, so wird Marschall Serrano in Spanien nur der Procuraträger des Prinzen Alphons sein. Don Alfonso, der Frau Isabel Söhnlein, wird vielleicht schon im October unter der Regentschaft Serrano's zum König ausgerufen werden.
- Auf seiner Reise nach Kiel kam Kaiser Wilhelm durch Harburg und trank auf dem Bahnhof Kaffee. Da fragte er: Was ist denn aus den drei jungen Damen geworden, die mir im vorigen Jahre hier Champagner credenzt haben? sie waren ja alle drei Bräute von Offizieren! - Majestät, zwei sind glücklich verheirathet! - "Aber die Dritte?" fragte der Kaiser. - Sie harrt noch vergeblich, sie ist noch Braut. - Aber warum hat man sich nicht an mich gewandt? - Das Brautpaar wird sich nun an den Kaiser wenden und schwerlich vergeblich. (Es handelt sich um die Caution.)
- Wien. Für den nächsten Sommer soll eine zweite Nordpolexpedition ausgerüstet werden. Payer wird von Ostgrönland mit Schlitten, Wilczek von Sibirien vordringen und zu ergründen suchen, ob das Franz=Josephsland ein Inselarchipel oder ein Continent ist.
- Das Münchener Sängerfest hat ein Deficit von 2500 Gulden ergeben, das kleinste Deficit aller großen Sängerfeste.
- Der Sängerin Lucca hat das Kroll'sche Theater in Berlin 1000 Thaler für jede Vorstellung geboten, ohne Erfolg, weil sie von Berlin nichts mehr wissen will.
- Der Ex=Münchener Tenorist Nachbauer erhält für 20maliges Singen bei Kroll 10,000 Thlr.
- Der Capitän zur See Werner ist zum Contre=Admiral ernannt.
- Die Schweizerische Handelszeitung schreibt: "Habe der gütige Leser Nachsicht, wenn er bei uns einmal einen recht argen Druckfehler findet. Wie leicht ein solcher Verräter sich einschleicht, weiß nur unser Einer. Da will ein Berner Blatt dem bevorstehenden Benefiz der Frau Theater=Directorin eine freundliche Empfehlung widmen mit den Worten: "Eine reichliche Einnahme kann der schönen Hälfte der Direction keineswegs Schaden." Aber der unheilstiftende Setzer=Lehrling verschiebt das "keineswegs" und die ganze Stadt liest, daß eine reichliche Einnahme "der keineswegs schönen Hälfte der Direction nur Schaden könne."
- In einer Conservenfabrik in Berlin wurden am Dienstag d. 29. d. M. zwei Schildkröten geschlachtet, deren jede über 2 Centner wog und deren Schale je über 10 Quadratfuß hatte.
- Der Dienstknecht Schütt aus Loitz, welcher wegen Ermordung der Anna Böckler zu 15 Jahren Gefängniß verurtheilt wurde, soll nach der Strals. Ztg. vor einigen Tagen gestorben sein, ohne ein Geständniß abgelegt zu haben.
- Hamburg, 25. September. Viel Aufsehen macht hier der Fall der Verurtheilung eines unserer ersten Polizeibeamten Weiße zu 15 Monaten Zuchthaus. Amtsbestechung, Unterschlagungen, Begünstigung der Befreiung Gefangener, Amtsübergriffe etc. etc. lagen vor. Die Summe der Amtsvergehen und Verbrechen war dadurch so umfassend, daß er sie systematisch seit einer Reihe von Jahren betrieb. Das Aufsehen ist um so größer, als Weiße erklärte, seine Collegen machten es in den meisten Fällen genau wie er, und man habe das nie als Vergehen betrachtet. Wegen dieser Aussagen hat Dr. Banks eine Interpellation an unsere Bürgerschaft gerichtet.
- Aus Hongkong wird unter dem Sept. der Ausbruch eines Orkans (Typhon) von furchtbarer Heftigkeit gemeldet. Acht Schiffe sind gesunken oder gescheitert, viele andere aus dem Hafen in's offene Meer getrieben. Gegen tausend Personen sind umgekommen und viele Häuser zerstört. Der Schaden ist außerordentlich beträchtlich und läßt sich noch nicht übersehen.
- Mehrere in Kehl in Arbeit gestandene junge Elsässer haben sich dieser Tage verleiten lassen, in die Dienste des Don Carlos zu gehen. Die Leute erhalten 600 Frcs. Handgeld und das Versprechen weiterer 2400 Frcs. (!?) nach Beendigung des Krieges.
- Der Ortsvorsteher des Dorfes Z. bei Görlitz ließ vor kurzer Zeit durch die ortsübliche Bestellungsweise per Tafel von Haus zu Haus folgende Bekanntmachung ergehen: "Sofort mache ich nochmals bekannt: Wer einen tollwuthkranken Hund unterläßt mir anzuzeigen wird mit 1 Thlr. Ordnungsstrafe bestraft, desgleichen wer jetzt bis auf Weiteres sein Hund frei herumlaufen läßt, ebenfalls 1 Thlr. Strafe und wird todt geschossen".
- Am 14. September genoß die Stadt Haynau (Schles.) an einem Marktage großes Aufsehen. Schon bei Beginn des Marktes, als die Verkäufer für das Quart Butter 1 Thlr., einen bisher hier

[ => Original lesen: 1874 Nr. 77 Seite 2]

noch nicht dagewesenen Preis, verlangten, machte sich unter den Frauen der Arbeiter und Tagelöhner eine erregte Stimmung bemerkbar. Ein allgemeines Murmeln durchlief die Menge, Anfangs nur schwach, dann immer stärker und stärker werdend. Nach einiger Zeit und als die Preise noch weiter in die Höhe zu gehen drohten, erhitzten sich die Gemüther; man hielt einander die Faust unter die Nase und endlich gaben die allzuheftigen Differenzen zweier Frauen, die ihre Meinungsverschiedenheiten durch die gegenseitige Bearbeitung der Köpfe mit Ziegelsteinen auszugleichen suchten, das Signal zum offenen Kampfe. Butterkörbe flogen in die Luft und auf die Rücken der Händler, Töpfe wurden zerschlagen, einige in der Nähe befindliche große Sand= und Schutthaufen boten den Frauen geeignetes Material, ein heftiges Bombardement auf die Verkäufer zu eröffnen und ihre weiche Waare mit großen Massen dieses Stoffen zu bewerfen, und da auch die Händler sich nicht gutwillig Alles gefallen ließen, und mit Kirbisen, Gurken, Kartoffeln und anderen zu Wurfgeschossen dienenden Gegenständen antworteten, so entspann sich auf dem in eine große Staubwolke eingehüllten Platze ein hartnäckiger Kampf, dem die Unbetheiligten, die sich einmal in dem allgemeinen Strudel befanden, vergebens zu entrinnen suchten. Nur mit großer Mühe gelang es der aufgebotenen Polizeimacht, die streitenden Parteien zu trennen und dem wiederlichen Scandal ein Ende zu machen. Zwei Frauen wurden durch geworfene Ziegelstücke nicht unerheblich an den Köpfen verwundet.
- An die Bäckermeister in Pasewalk ist kürzlich von der Polizei=Verwaltung folgende Verfügung gerichtet worden: "Sie werden mit Bezug auf § 73 der Gewerbeordnung vom 21. Juni 1869 hierdurch aufgefordert, die Preise und das Gewicht Ihrer verschiedenen Backwaaren durch einen von Außen sichtbaren Anschlag an Ihren Verkaufs=Lokalen binnen 14 Tagen zur Kenntniß des Publikums zu bringen. Es ist anzugeben, wie viel Gewicht sie an Roggenbrot für 5 Sgr., für 4 Sgr., für 2 Sgr., für 1 Sgr. und wie viel Gewicht sie an Semmeln für 1 Sgr. und für 1/2 Sgr. liefern werden. Der Anschlag ist kostenfrei mit dem polizeilichen Stempel zu versehen. Zugleich werden sie mit Bezug auf § 74 id. hierdurch angehalten, in Ihren Verkaufslokalen eine Waage mit den erforderlichen geaichten Gewichten aufzustellen und die Benutzung derselben zum Nachwiegen der verkauften Backwaaren zu gestatten. Die Dauer Ihrer Taxen reicht so lange, bis sie neue Taxen anbringen. Zuwiderhandlungen gegen obige Anordnungen werden mit einer Ordnungsstrafe von 1 bis 5 Thaler geahndet werden."


Anzeigen.

Nachdem der Handelsmann Jochen Beckmann zu Ollndorf seinen Gläubigern seine Güter rein abgetreten hat, ist, unter Vorbehalt der creditorischen Rechte, der formelle Concurs über sein Vermögen eröffnet worden.
Es ist daher ein Liquidationstermin auf Sonnabend, den 3. October d. J., Vormittags 11 Uhr, von dem Großherzoglichen Justiz=Amte hieselbst angesetzt, zu welchem Alle, welche aus irgend einem Grunde Ansprüche und Forderungen an den Cridar und dessen Vermögen, in specie an die zur Concursmasse gehörige, zu Ollndorf belegene Büdnerstelle c. p. desselben zu haben vermeinen, zwecks Anmeldung ihrer Ansprüche und Vorlegung ihrer schriftlichen Beweismittel unter dem hierdurch ein für alle Mal angedrohten Nachtheile der Abweisung von der vorhandenen Masse und des Ausschlusses mit ihren Beweismitteln, hiermit peremtorisch geladen werden. Zugleich ist auch ein Termin auf Sonnabend, den 24. October d. J., Vormittage 11 Uhr, vor dem Großherzoglichen Justiz=Amte hieselbst anberaumt zum Versuche gütlicher Aufgreifung des Debitwesens und event. zur Prioritätsausführung, zu dem die Jochen Beckmann'schen Gläubiger unter dem ein für alle Mal angekündigten Nachtheile der Einwilligung in die Gerichtswegen zu machenden Vergleichungsvorschläge - wobei etwaige Ablehnung gen oder Fristgesuche von Bevollmächtigten nur im Falle einer auf Widerspruch gerichteten Specialvollmacht, bloße schriftliche Erklärungen aber überall nicht berücksichtigt werden können - und der Ausschließung mit der Prioritätsdeduction hiedurch geladen werden.
Schließlich wird bemerkt, daß die erforderlichen Sicherheitsmaßregeln in dieser Concurssache getroffen sind, und wird den etwaigen Jochen Beckmann'schen Schuldnern hierdurch bei Strafe doppelter Zahlung aufgegeben, fortan nicht an den Cridar, sondern nur an das unterzeichnete Justiz=Amt oder an dem zum interimistischen Curator bonorum bestellten Hauswirth Bade in Ollndorf Zahlung zu leisten.
Schönberg, den 16. Juli 1874.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)               A. Dufft.


Es hat dem Allmächtigen über Leben und Tod gefallen, mir meinen lieben unvergeßlichen Mann

Heinrich Bohnhoff

am 29. September, Nachmittage 4 1/2 Uhr, plötzlich und unerwartet durch den unerbittlichen Tod zu entreißen und ins bessere Jenseits abzurufen.
Dies statt jeder besonderen Meldung Allen theilnehmenden Verwandten und Bekannten.
Schönberg, den 1. October 1874.

Die tiefbetrübte Wittwe
C. Bohnhoff, geb. Scheer.

Die Beerdigung finden am Freitag Nachmittag um 3 Uhr statt.


Lübecker Zeitung

Abonnenment: pr. Quartal 1 Taler (Mecklenburg), incl. Postaufschlag.

nach Aufhebung der Stempelsteuer die billigste und dabei doch reichhaltigste Zeitung Lübeck's, erscheint täglich Nachmittags in Groß=Folio, wird mit den ersten Posten versandt, und enthält außer Leitartikeln über alle Tagesfragen etc., den neuesten Telegrammen, Coursberichten etc., einen vollständigen Tagesbericht von und für Lübeck, Hamburg, Fürstenthum Lübeck, Schleswig=Holstein, Lauenburg und Mecklenburg ein manichfaltiges interessantes Feuilleton und Vermischtes.
(H. 02040 b.)

Inserate: Petitzeile oder deren Raum 1 1/2 Sgr.

Lübecker Zeitung


Ueber 50 Jahre erfreut sich das Dr. med. Doeck'sche Mittel gegen Magenkrampf und Verdauungsschwäche des besten Rufes und wird allen derartig Leidenden auf's Wärmste empfohlen. Zeichen des Magenkrampfs etc.: Unbehagliches Gefühl, Vollsein nach Speisen und Getränken, belegte Zunge, Blähungen, saures Aufstoßen, Kopfweh, unregelmäßiger Stuhlgang etc., später schmerzhaft nagendes Gefühl, Druck in der Herzgrube, kurzes Athmen, Erstickungs=Anfälle, reizbare Gemüthsstimmung.

Ganze Curen (6 Wochen) à 6 Taler (Mecklenburg),
halbe Curen (3 Wochen) à 3 Taler (Mecklenburg)
sowie Prospect gratis und franco, allein zu beziehen durch den Apotheker Doecks in Harpstedt bei Bremen.      [H. 60.


Honig à Pfd. 75 Pfennige
bei                      J. Wegner.


Gefunden wurde vor einiger Zeit ein Portemonnaie mit Geld auf der Ratzeburger Chaussee. Abzufordern in der Exped. d. Bl.


Feinster Honig
a Pfd. 75 Pf.
bei                               D. Hempel, Cantor.        


[ => Original lesen: 1874 Nr. 77 Seite 3]

Eine große Auswahl von
Lampen

in geschmackvollsten Muster, zu den billigsten Preisen empfiehlt

W. Wieschendorf,
Klempner.


Pferd
Am 10. October
stellen Unterzeichnete in Rehna
ca. 100 Stück
bester anderthalb Jahre alter Wilster-Marsch-Füllen

zum Verkauf und laden Kaufliebhaber ergebenst ein.
Rehna, im September 1874.

Gebrüder Baumann.


Die Kaiserl Königl.
Hof-Chocoladen-Fabrik
von Gebrüder Stollwerk

in Köln übergab den Verkauf ihrer vorzüglichen Fabrikate in Schönberg Herrn J. L. Petersen, in Dassow Herrn Kaufmann Sterly, in Herrnburg Frau Wwe. Mette, in Schlagsdorf Herrn H. Siebenmark, in Selmsdorf Herrn P. Buschow.


Zu sogleich oder zu Ostern habe ich noch eine Wohnung Parterre zu vermiethen.

Johanna Creutzfeld Wwe.
Sabowerstraße.


Gefunden
wurde im Bivouak bei Schönberg am 15. Septbr.
ein Umhangkragen.

Die sich als rechtmäßig ausweisende Besitzerin kann denselben gegen Erstattung der Kosten zurückerhalten beim

Böttcher Möller        
vor der Marienstraße.     


Die Rechnungsvorlage der allgemeinen Gesellen=Krankenkasse finden am Sonntag nach Michaelis, den 4. October Nachmittags 3 Uhr im Locale der Gastwirthin Krüger statt. Sämmtliche Mitglieder werden hierdurch aufgefordert, persönlich zu erscheinen, oder aber ihre Beiträge bis zum genannten Tage pünktlich einzuliefern unter Androhung executivischer Eintreibung.

Der Vorstand.     


Apfelwein, erste Qualität, einzeln 3 1/2 Sgr., 10 Fl. 1 Thlr., in Fässern à Liter 4 Sgr.excl.
Apfelwein, zweite Qualität, einzeln 3 Sgr., 12 Fl. 1 Thlr., pro Liter 3 Sgr., exclusive Flaschen und Gebinde, empfiehlt Berlin J. W. Wolf's Weinhandlung, Grüner Weg 89.


Neue Catharinen=Pflaumen empfiehlt J. Ludw. D. Petersen.


Einem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebenste Anzeige, daß ich den bevorstehenden Jahrmarkt mit meinen bekannten

Schumacher=Arbeiten

als: alle Sorten Damenstiefel in Zeug und Leder, Herren=Stiefel, Stiefeletten in Lack und Leder, Kinderstiefel aller Größen, besuchen werde. Mein Stand ist vor der Stadt=Apotheke und mit meiner Firma versehen.

J. Schleuß,
Schuhmachermeister aus Lübeck, früher Rehna.


Den geehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend empfehle ich mich zu dem diesjährigen Jahrmarkte mit einer reichhaltigen Auswahl

aller Sorten Fußzeug,

und bitte um geneigten Zuspruch.

Carl Kindt     
aus Rehna.     

Mein Stand ist wie gewöhnlich vor dem Hause des Hrn. Kaufmann Duve. Meine Bude ist mit meiner Firma versehen.


Stallaternen zu Oel und Petroleum,
Sturmlaterne ohne Glas recht hell brennend und vom stärksten Wind nicht auszulöschen empfiehlt

W. Wieschendorf,
Klempner.


Musik
und
Gesang-Vorträge.
-----
Zum diesjährigen Herbstmarkte wird die
Sängergesellschaft
des Herrn
Albert Lange aus Hamburg
am Montag, den 5. October,
von Nachmittags 4 Uhr an,
bis zum Mittwoch, den 7. October,
mit
Gesang und komischen Vorträgen
in meinem Gartenlocale

aufwarten, wozu ich das geehrte Publikum von Stadt und Land ganz ergebenst einlade.

               A. Schwiesow.
Restauration zu jeder Tageszeit.


Am Sonntag, den 4. October
wird im Schwiesow'schen Garten
fettes Rindfleisch
ausgekegelt, wozu freundlichst eingeladen wird.
Anfang Nachmittags 4 Uhr.


Agenten=Gesuch.

Zum Absatz eines leicht und überall verkäuflichen Artikels, wozu keine kaufmännische Kenntnisse nöthig sind, werden Agenten gegen hohe Provision gesucht.
Reflectanten belieben ihre Adresse unter Chiffre A. B. 12 an die Expedition dieser Zeitung zur Beförderung franco einzusenden. (H. 04625.)


Größtes Magazin für feinere Herrenbekleidung von

A. Blumenfeld in Lübeck,
Breite Straße 946.

Garderoben jeden Genres, in billigster schönster Auswahl. Stoffe in allen Neuheiten. Nach Maaß in kürzester Zeit fertig.


[ => Original lesen: 1874 Nr. 77 Seite 4]

Sämmtliche Neuheiten
für Herbst und Winter
sind eingetroffen und halte zur geneigten Abnahme bestens empfohlen.
August Creutzfeldt.


Eine Parthie
schwarzer Kleiderzeuge

in Tafft, seiden u. wollen Rips, Caschemire u. Alpacca empfiehlt

August Creutzfeldt.


Bettdrelle, Bettparchend, Bettstouts,
in extra schwerer und guter Qualität zu sehr billigen Preisen,

bei

August Creutzfeldt.


Neue Bettfedern
empfiehlt
August Creutzfeldt.

Auch liefere auf Bestellung fertige Betten, wofür die Preise billigst stelle.


Flanelle
in allen Farben
sowie
Rehnaer und Malchower
Wollenzeuge
in schöner Waare

empfiehlt

August Creutzfeldt.


Paletot=Stoffe,
Buckskins,
schwarze Tuche

und alle sonstigen Artikel für Herren in neuer reicher Auswahl empfiehlt

August Creutzfeldt.


Neue Kleiderzeuge, Jacken und Paletot=Stoffe, Umschlagetücher
sowie
kleinere Wollentücher u. Shawls
in großer Auswahl,
fertige Paletots u. Doublejacken
in allen Größen
und verschiedenen Farben,
fertige Unterröcke u. alle sonstigen Damen=Artikel

billigst bei

August Creutzfeldt.


Zum 24. Oktober wird ein Kindermädchen gesucht im Posthause zu Rehna.


Bei meiner Abreise von hier nach Utecht sage ich meinen lieben Collegen, Freunden und Bekannten ein herzliches Lebewohl.
Kl. Mist, den 1. October 1874.

Jahnke,     
Lehrer.     


Gesucht wird ein junges ordentliches Mädchen, zur Erlernung der Wirthschaft, zu Hof Schlagsdorf.


Im Besitze einer Nähmaschine empfehle ich mich den geehrten Hausfrauen zum

Nähen aller Arbeiten

die mittelst einer Nähmaschine angefertigt werden können.

Selmsdorf.        Wittwe Staat, geb. Boldt.


Von jetzt an wohne ich am Markte, Ecke der Marienstraße und empfehle mich den geehrten Herren, mit meinem Geschäfte.

J. Behnke,
Barbier und Musikus.


Zinszahlung
für freiwillige Anleihe in Lübeck:
Dienstag den 6. October,
Freitag den 9. October,
Dienstag den 13. October.


Zu Michaelis wird auf Hof=Selmsdorf ein ordentlicher, tüchtiger Pferdeknecht gegen guten Lohn gesucht.


Für die Abgebrannten in Mölln
nehmen wir weitere Gaben gerne entgegen.
Schönberg, den 28. September 1874.
Steuerkommissär Grapow.      Bürgermeister Bicker.      Zimmermeister F. Westphal.


Kirchliche Nachrichten.

Geboren: D. 17. Septbr. dem Arbm. Boye zu Bechelsdorf eine Tochter. - D. 18. dem Arbm. Callies vor Schönberg ein Sohn. - D. 18. dem Arbm. Busch zu Torriesdorf ein Sohn. - D. 28. dem Maler Schultze hieselbst ein todter Sohn.

Gestorben: D. 17. Septbr. Engel Marie Rickhoff, geb. Hagenau von Schwanbeck, Arbm.=Wittwe hieselbst, 71 J. 6 M. alt. -D. 17. Joachim Wilhelm Johann Maaß, Arbm.=Sohn vor Schönberg 6 Tage alt. - D. 21. Catharina Maria Oldenburg hieselbst, geb. Stockfisch von hier, Maschinenarbeiters Frau aus Hamburg, 29 J. 4 M. alt. - D. 28. des Malers Schultze hieselbst todtgebornes Söhnlein. - D. 29. Mathias Heinrich Bohnhoff, Schneidermeister hieselbst, 41 J. 7 M. alt.

Copulirt: D. 20. Septbr. Johann Heinrich Voß von Palingen, und Anna Maria Catharina Margareta Beck zu Petersberg. - D. 22. Heinrich Christian Friedrich Brunnenberg, verwittw. Schornsteinfeger zu Ratzeburg, und Wittwe Wilhelmine Christiane Marie Bade hieselbst, geb. Köhler. - D. 25. Richard Johannes Otto Witte von Liepe bei Usedom, Subrector zu Swinemünde, und Margarete Luise Henriette Elisabet Liebenow hieselbst.

Proclamirt: Ernst Gottlieb Anton Meinke von Dahlen, Schulmeister zu Lockwisch, und Alwine Sofie Dorothea Ripcke zu Strelitz - Hans Joachim Ollrog von Raddingsdorf, Eisenbahnhülfswärter zu Herrnburg, demnächst in Lübeck, und Else Elise Wilhelmine Freitag zu Kl. Bünsdorf.

Sonntag, den 4. October.
Früh=Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Weizen15 - 16 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 1/2 - 14 Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Gerste13 1/2 - 14 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer13 - 13 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Erbsen13 - 16 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen12 - 12 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps20 - 20 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs.19 3/4 - 20 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.18 - 19Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. pr. 500 Gr.16 - 17 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.20 - 24 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 20 Schilling (Mecklenburg),
Kücken d. St.8 - 10 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg),
Eier 5 - 6 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln pr. 10 Lit.6 - 7 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.48 Schilling (Mecklenburg),


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1874 Nr. 77 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 77 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 2. October 1874.


Schuster Gilz.
Eine Erzählung aus der Chronik der Stadt Bacharach am Rhein.
(Fortsetzung.)


[ => Original lesen: 1874 Nr. 77 Seite 6]

Eine Eispressung in der Polarnacht.

Der Neuen Freien Presse ging aus Hammerfest ein dort zur Post gegebener Brief Julius Payer's zu, welcher eine prachtvolle und erschütternde Schilderung eines der furchtbarsten Schrecken der Polarnacht enthält und die wir in etwas abgekürzter Gestalt hier wiedergeben.
In der tiefen Einsamkeit der Mitternacht läuft es wie eine eisenbeschuhte Riesenspinne über Deck, die Holzwand dicht neben dem Ohre prasselt - das Eis regt sich!
Jetzt kracht auch des Schiffes ungeheurer Resonanzboden, und, wie so oft schon, ruft die Wache die Meldung jetzt herab, daß Alles rings um uns in furchtbarer Bewegung sei. Es ist ein ewiges: "Macht fort, denn eures Lebens Ziel ist da!"
Und wieder wie so oft vor= und nachher, springen Alle aus dem Bette heraus, kleiden rasch sich an, ergreifen den stets gefüllten Rettungssack, laden das Gewehr und stehen dann bereit auf Deck.
Dieses Schwarz der Polarnacht - sprachlose Schrecken birgt es, ohne Geberde, undurchdringlich dem Auge! Nur dem Gehöre offenbart sich eine Sprache - sie ist furchtbarer als jede andere, die je die Luft bewegt, denn wie sinnlose Ungeheuer bekämpfen sich die Elemente.
Im Herbste, als die Eisfelder erst halb so mächtig waren, noch nicht so dicht und klingend hart, damals erhob sich der Alarmruf ihrer Bewegung noch in tiefen Tönen, aber zugenommen mit der Kälte hat jetzt ihr Wuthgeheul.
Ein Kochen und Brüllen im Eise hatte die Besatzung auf Deck gerufen. Näher gekommen war inzwischen die brausende Bewegung. Dort, unfern dem Schiffe, erhebt sich jetzt eine düstere Schneewand über den Horizont; ihre Regungen wiederholen zuckend sich auch auf unserer Scholle, und wie vor einem Erdbeben uns aus sorglosem Schlaf erweckend, künden sie der Gefahr unmittelbarer Nähe an.
Immer näher kommt das Klingen und Rauschen, wie wenn Tausende von Sichelwagen dahinrasten über die Sandsteppe eines Schlachtfeldes. Stets wächst die Stärke des Druckes; schon beginnt das Eis dicht unter uns zu beben, in allen Tonarten zu klagen - zuerst noch wie das Schwirren einer Wolke von Pfeilen, dann kreischend, tosend, mit den höchsten und tiefsten Stimmen zugleich - und immer wieder brüllend erhebt es sich, sprengt in concentrischen Sprüngen des Schiffes Umkreis und rollt seine Glieder auf.
Ein furchtbar kurzer Rhythmus seines pulsirenden Geheuls verkündet dann die höchste Spannung der Gewalt - und ängstlich lauscht dieser wohlbekannten Bewegung der Schiffes Bevölkerung.
Dann folgt ein Krach, und mehrere schwarze Fäden irren ohne Wahl dahin über den Schnee. Es sind neue Sprünge der unmittelbarsten Nähe, die im nächsten Momente schon als Abgründe auseinanderklaffen. Oft ist damit die Gewalt gebrochen. Dröhnend rücken und stürzen die erhobenen Gerüste zusammen, gleich einer einfallenden Stadt, dann flüstern sie noch in abgebrochenen Pausen, endlich scheint die Ruhe hergestellt.
Doch heute war dies nur der Anfang, und wie erholt zu neuer, größerer Kraft beginnt furchtbarer noch ein zweiter, dritter, vierter Angriff.
Zwar sind gelöst schon des Frostes schützende Bande um das Schiff, aber noch umgeben es keine Berge. Wieder erhebt sich das Eis. Am Umfange unserer kleinen, nur mehr in ihrer Dicke (dreißig Fuß) mächtigen Scholle brechen neue Massen ab, steilrecht schwingen sich ihre Tafeln aus dem Meere, ein namenloser Druck wölbt sie zu "unnatürlichen" Bogen, ja in Blasen steigen die Felder empor - ein grausiger Hinweis auf des Eises unglaubliche Elasticität.
Ueberall ringen jetzt die krystallenen Schaaren, und zwischen ihren Gliedern fluthet der Wasserschwall in die hinabgepreßten Kessel, Klippen zerstampfen sich einstürzend, und Schneeströme fließen nieder von ihren klirrenden Hängen. Vergeblich setzen sie ihre Kraft entgegen dem andrängenden Troß noch ungebrochener Tafeln! Wo ist da der Tod? Alles lebt!
Dort liegt ein Schollenveteran mehrerer Winter. Wie ein Riese in diesem Kampfe schwingt er sein gezahntes, viele Klafter dickes Rad, und in furchtbaren Ratationen zermalmt er seine schwächeren Nachbarn. Aber mit allen anderen unterliegt er selbst wieder dem gewaltigen Eisberge, dem Leviathan der Eisgeschöpfe. Denn unbeirrt von dem tosenden Chaos, bohrt er seine Bahn durch die Phalanx zappelnder Pygmäen, Alles in Splitter zertretend, was ihm zu trotzen wagt. Wehe dem Schiffe, dem er begegnet. Brechend, spaltend zieht er dahin. Wälle hochgeschichteten Eises drängt er häufend vor sich her, gleich brandendem Schaum, und ein Strom zermalmten Eises umfließt seinen Leib, und wie Rauch gegen Himmel trägt ihn der Wind!
Und in diesem Wirrsal ein Schiff! Es windet sich in seiner Qual, neigt und hebt sich, und Millionen Spinnen rasseln auf seinem Deck. Entsetzlich aber ist der Ausdruck der Pressung, wenn sie die "Abhalte", fußdicke Eichenbäume, platt gequetscht und das Schiff selbst zu brüllen beginnt. Ein belebtes Ungeheuer ist es dann, und seine Klagen steigen zitternd hinan - zu immer höheren Tönen, wie zu Geständnissen, welche die Folter erpreßt.
Und die Menschen auf ihm, bei 30 bis 40 Grad Reaumur unter Null, hunderte Meilen fern von jedem Freunde, der seine befreiende Hand auszustrecken vermöchte nach ihnen - die Menschen, sie arbeiten längst nicht mehr, und nur im Geiste ringen sie um ihr Leben. Nicht mehr nähen sie das Eis mit Tauen zusammen, nur anfangs noch rennen sie etwas durcheinander, irren mit Lampen zu den Sprüngen, bis das rings berstende Eis das Schiff selbst zu würgen begonnen hat. Dann sehen sie zu und warten. Des Einen Sorge, des Andern düstere Fassung auf dem Angesichte, Beides verschweigt die Nacht. Unhörbar verhallen Worte, nur Schreie noch sind verständlich.
Boote, Schlitten, Zelte, Proviant, Waffen, Alles ist bereit, wenn das Schiff berstet. Bereit für eine Rettung hinaus auf das Reich der Zermalmung? Nein, Jedermann denkt und Niemand glaubt daran, und Niemand leugnet laut die Möglichkeit.
Mit Grauen und mit Verwunderung über den Widerstand, welchen ein geringes Menschenwerk leistet, wird das Beben des Schiffes gefühlt - in beständiger Erwartung, daß es platzt. Wohin aber soll das Schiff noch steigend? Schon steht es auf einem Berge - wird es nicht kentern?
Und wieder wechselt das Bild, Alles athmet auf - und wie verändert, fremdartig starrt uns jetzt Alles an. Wenige Minuten haben hingereicht, aus einer Ebene ein Gewirre von Gebirgsketten zu schaffen, die, wie von Pluto's Kräften emporgeschleudert, mit Kratern besetzt überallhin ihre wilden Klippen dehnen. Dahin sind die ebenen Schneeplane von gestern, die abgerundeten Wälle, die schneeüberschütteten Hügel mit ihrer ineinander fließenden Ausgleichungstendenz, der Winde mühsames Werk.
Mit Trümmern übersäet ist die Stätte, und in ragenden Reihen liegen die Gefallenen, denn wie in der Mongolenschlacht war kein Platz da für sie zum Hinsinken. Ueberall klaffen frische Wunden, Bruchflächen blaugrünen Eises, und Abgründe gähnen dazwischen, daraus das düstere Meer hervorschaut.
Ausgetobt hat das ergreifende Ringen, unheimliche Ruhe folgt, denn jeder Augenblick kann den Kampf wieder entflammen. Nur da oder dort ächtzt oder zuckt noch ein Eiswall, knisterte eine Mauer, rasselt zusammen, oder es stürzt ein Thurm ein, der emporgepreßt lag auf den Rändern zweier Schollen, die nun auseinandertreiben. Dann allmälig wird es stiller, und wiedergefunden scheint das Gleichgewicht in dem öden Reiche des Eises.
Zahllos ragen dann Krystallwände, Pyramiden kühn in die Luft, neue Kanäle und Seen öffnen sich, die ermatteten Schaaren trennend; diese rauschen jetzt dahin mit ihren frostigen Gliedern. Nur das Schiff geben sie nicht wieder frei.
Wenn dann des Mondes silberne Strahlen dahinirren und einen blitzenden Flor ausbreiten über die Wüste - was anderes ist dies dann als bethörende Verheißung eines erlogenen Friedens!
Wo auf Erden herrscht solch ein Chaos? Unbewußt ihrer Schrecken walten die Naturgesetze. Ein leichter Hauch aus Süden - dort unten freudig vielleicht begrüßt von einem Schiffer, preßt hier eines Andern Hoffnung und Existenz zusammen auf ein furchtbar zitterndes Minimum - auf eine Luftblase im Eise!


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