No. 67
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 28. August
1874
vierundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1874 Nr. 67 Seite 1]

Zwecks möglichster Vermeidung von Flurbeschädigungen werden sämmtliche Commünen des hiesigen Fürstenthums, in welchen an verschiedenen Stellen in nächster Zeit größere Truppenmanöver stattfinden werden, hierdurch angewiesen, diejenigen Felder, Saaten oder Kleestücke, ebenso Schonungen, welche sie speciell geschont wissen wollen, durch Strohwiepen deutlich zu kennzeichen.
Schönberg, den 26. August 1874.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.      H. Wohlfahrt.      F. von Dewitz.


In Veranlassung der diesjährigen Herbstmanöver wird hiedurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß diejenigen Truppentheile der 18. Division, welche in Ortschaften einquartiert werden, in welchen ein wirklicher Futtermangel herrscht, angewiesen worden sind, die Fourage aus dem in Herrnburg einzurichtenden Magazin zu entnehmen.
Den Vorspann hierzu haben die bequartierten Gemeinden gegen Quittung zu gestellen.
Schönberg, den 18. August 1874.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.        H. Wohlfahrt.


In Folge eingegangener Beschwerde über verweigerte Hülfsleistung bei Feuersgefahr seitens müssiger Zuschauer, wird hiedurch die Vorschrift des Strafgesetzes für das deutsche Reich zur allgemeinen Kenntniß gebracht, welche im § 360 sub 10 lautet:

"Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Noth von der Polizeibehörde oder deren Stellvertreter zur Hülfe aufgefordert keine Folge leistet, obgleich er der Aufforderung ohne erhebliche eigene Gefahr genügen könnte, ist mit Geldstrafe bis zu 50 Taler (Mecklenburg) oder mit Haft zu bestrafen."
und wird dabei bemerkt, daß als Stellvertreter der Polizeibehörde auch die Schulzen und Ortsvorsteher anzusehen sind, und deren Anordnung Folge zu leisten ist.
Schönberg, den 19. August 1874.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.      H. Wohlfahrt.      F. v. Dewitz.


- Schönberg. Die Uebungen des 2. Hanseatischen Infanterie=Regiments Nr. 76 auf der Palinger Haide, die am 20. August ihren Anfang genommen, werden am 27. beendet. Während der Dauer der Regimentsübungen hat 1. Bataillon in Lübeck Quartiere bezogen. Ueber die Quartiere hört man vielfach gegründete Klagen laut werden. Das in Lübeck übliche Ausquartieren mag daran schuld sein. Das 2. Bataillon ist in Ratzeburger Dörfer gelegt. Der Bataillonsstab, die 6. und der größere Theil der 8. Compagnie liegen in Palingen, der Rest des letzteren in Lauen und Bardowick; die 5. Compagnie in Herrnburg, die 7. Compagnie in Lüdersdorf und Wahrsow. - Der Gesundheitszustand unter den Mannschaften wird bis jetzt als ein ganz außerordentlich günstiger bezeichnet. Am 28. wird das Regiment nach Ratzeburg und Umgegend rücken, um den im Verein mit dem 75 Regiment unter Leitung des Generalmajors v. Berkedorf Uebungen im Brigade Verbande vom 29. d. bis 1. Sept. abzuhalten. Während der angegebenen Zeit wird das 1. Bataillon in Ratzeburg, das 2. Bat. in Mechow, Domhof, Bäk, mit Pfaffenmühle und Römnitz; das Füselier=Bat. (Lübeck) in Gr. und Kl. Molzahn, Schlagsdorf u. Schlagbrügge und Lankow einquartirt werden. Am 2. Sept. wird den Mannschaften Ruhe gewährt. - Am 3. 4. und 5. werden die Truppen an den unter Leitung des Generalmajors v. Rauch stattfindenden Detachements=Uebungen der 33. Infanterie=Brigade, des Wandsbecker Husaren=Regiments Nr. 15., der Möllner Artillerie=Abtheilung und der 1. reitenden Batterie Schleswigschen Artillerie=Regiments Nr. 9 Theil nehmen. Die genannten Truppentheile werden in 2 Detachements (ein Nord= und ein Süd=Detachement) eingetheilt werden und in der Umgegend von Ratzeburg gegen einander manövriren. An jedem der bezeichneten Tage kommt der 3. Theil Detachements auf Vorposten und bezieht ein Bivouac. Am 6. September rücken alle Truppen in die Gegend von Gadebusch zur Concentration der gesammten 17. Division (Infanterie=Regimenter 75., 76., 89., 90., Jäger=Bataillon 14, Husaren=Regiment 15, Dragoner=Regimenter 17 und 18 und Artillerie=Regiment Nr. 24). Die Division wird vom 7. bis 13. September theils in Abtheilungen gegen einander, theils vereinigt gegen markirten und supponirten Feind Feldmanöver unter Leitung des Divisions=Commandeurs Generallieutenant Freiherrn von Schlotheim ausführen. - Am 14. und 15. September finden bei Schönberg Manöver der 17. gegen die 18. Division (Infanterie=Regimenter 31., 84., 85, 86, Jäger=Bataillon 9, Husaren Regiment 15, Dragoner=Regiment 13 und Artillerie=Regiment Nr. 9) statt. - Am 16. Sept. endlich wird das gesammte 9. Armeecorps unter Führung Sr. Excellenz des commandirenden Generals Herrn von Tresckow gegen markirten Feind

[ => Original lesen: 1874 Nr. 67 Seite 2]

von Schönberg gegen Lübeck manövriren, womit die diesjährigen Herbstübungen des 9. Armeecorps ihren Abschluß finden werden.
- Man schreibt aus St. Petersburg: Der feierliche Einzug der Braut des Großfürsten Wladimir in Zarskoe Selo fand am Donnerstag, den 13. d. Mts., genau nach dem neulich mitgetheilten Ceremoniel statt. In einem von vier weißen Pferden gezogenen vergoldeten Phaeton hatten die Kaiserin, in weißem Kleide mit blauen Bändern und an ihrer rechten Seite die anmuthige Herzogin von Mecklenburg, welche ebenfalls eine weiße Toilette angelegt hatte, Platz genommen. Hinter dem Wagen ritten der Kaiser und der Großherzog von Mecklenburg=Schwerin (in russischer Uniform), gefolgt von den Großfürsten, den Prinzen von Geblüt und einer zahlreichen Suite. Darauf kamen die Equipagen der Großfürstinnen und der Damen vom Hofe. Auf der einen Seite des langen Weges von der Station Alexandrowsk nach dem Großen Palais, waren die Truppen aufgestellt; die andere Seite war vom Publikum, welches sich zahlreich, sogar aus St. Petersburg eingefunden hatte, eingenommen. In den prachtvollen Sälen des Palais warteten die Hofchargen und die anderen hoffähigen Personen, die Damen in hohen Kleidern und die Herren in Gala=Uniform. Bei ihrer Ankunft im Palais begaben sich die Höchsten und Hohen Herrschaften in die Kirche, um dem Dankgebete beizuwohnen. Nach der Mittagstafel begaben sich die Herrschaften auf die Gallerie und in den oberen Garten, wo die Musik der Chevaliers=Garden spielte. Der Kaiser führte die Braut, welche nun in einem geschmackvollen rosafarbigem Kleide und mit Rosen im Haare erschien. Die Majestäten wurden überall mit Jubel begrüßt. - Der feierliche Einzug der Braut in St. Petersburg ist auf Mariae Himmelfahrt, den 27. d. Mts. bestimmt. sämmtliche Garden sollen zu diesem Tage in Petersburg wieder einrücken und von der Station der Zarskoe=Seloschen Eisenbahn bis zum Winterpalais Spalier bilden. In dieser Zeit schließen auch die Manöver.
- Der Bischof Ketteler in Mainz benutzt die bevorstehende Feier des 2. September als eine, wie es scheint, willkommene Gelegenheit, die Stellung der katholischem Kirche dem deutschen Patriotismus gegenüber zu kennzeichnen. Im "Mainzer Journal" führt der Bischof aus, daß die katholische Kirche an der Sedan=Feier keinen Antheil nehmen könne, weil diese nicht vom gesammten deutschen Volke, sondern fälschlich von einer Partei ausgehe, welche sich hauptsächlich als die Vertreterin des deutschen Volkes geberde und in der Gegenwart an der Spitze des Kampfes gegen das Christenthum und die katholische Kirche stehe. Sie könne sich überdies nicht an gemeinsamen Festen betheiligen, nachdem man soeben das katholische Deutschland für das Attentat eines verkommenen Menschen mitverantwortlich gemacht. Da aber das Gebet für das deutsche Vaterland immer die Pflicht der Geistlichkeit sei, so gestattet der Bischof, daß am Tage der Feier oder am folgenden Sonntage ein Bittamt gehalten werde, um Gottes Gnade und Segen über Deutschland zu erflehen, und namentlich um Gott zu bitten daß er uns die innere Einheit wieder gebe, ohne welche die äußere Einheit nur ein leerer Schein sei.
- Der Carlistenaufstand in Spanien macht unerwartete Fortschritte. Der südlich vom Ebro gelegene Theil Arragoniens ist vollständig von carlistischem Geiste beseelt und zahlreiche Truppen durchziehen jene Provinz. Dabei haben die Regierungstruppen durch die überlegene Tüchtigkeit der Carlistenführer, besonders Dorregarays, seit der Niederlage bei Estella so gelitten, daß für Wochen hin an eine wirksame Wiederaufnahme der Feindseligkeiten nicht gedacht werden kann. Dies mag vielleicht auch der Grund zu der nach Wiener Berichten dort eingegangenen Erklärung des russischen Kabinets sein, daß sich dasselbe zur Anerkennung der republikanischen Regierung Spaniens vorläufig noch nicht entschließen könne.
- Der "Neue Sozialdemokrat" enthält zwei wichtige Veröffentlichungen: einen von dem Präsidenten des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins. dem Abg. Hasenclever, erlassenen Aufruf an die Lassallianer, den 31. August als den zehnten Todestag Lassalle's aller Orten festlich zu begehen, wozu er, Hasenclever, sich persönlich nach Breslau begeben werde, um am Grabe Lassalle's eine angemessene Feier zu veranstalten, und dann einen Warnungsruf an alle Parteigenossen in Deutschland und besonders in Preußen, alle, auch die unverfänglichsten Briefe und Papierschnitzel zu verbrennen und Listen, worauf etwa die Namen von Freunden verzeichnet wären, ebenfalls zu vernichten oder an einem sicheren Orte unterzubringen. Auf Requisition der Berliner Staatsanwaltschaft kämen jetzt überall Haussuchungen auf die Tagesordnung, weshalb es geboten sei, der Verfolgung rechtzeitig mit Klugheit zu begegnen. Das Ruhekissen eines guten Gewissens scheint also doch, ungeachtet aller Versicherungen vom Gegentheil, abhanden gekommen zu sein.
- Der König von Baiern ist am vorigen Donnerstag unvermuthet über Straßburg nach Paris gereist, wo er in Begleitung eines Adjutanten unter dem Namen eines Grafen v. Berg im strengsten Incognito, vom Fürsten Hohenlohe empfangen, im deutschen Botschaftshotel abgestiegen ist. Der König soll, wie es heißt, nur künstlerische Zwecke, namentlich die Besichtigung des Schlosses zu Versailles, im Auge haben und etwa acht Tage zu verweilen gedenken.


Anzeigen.

In der Untersuchungssache wider den Schlossergesellen Abel zu Carlow et Cons., wegen thätlicher Beleidigung des Sattlergesellen Hillbricht daselbst, ist zum Termins=Protocolle vom 11. d. M. verabschiedet

"daß in der auf Auftrag des Sattlergesellen Franz Hillbricht am 23 v. M. eingeleiteten Untersuchung:
I. der Schmiedegeselle Christian Bremer z. Z. in Carlow wegen der in der Nacht vom 14./15. v. M. dem Ankläger zugefügten thätlichen Beleidigung durch Niederstoßen auf die Erde in Beihalt des § 185 des Strafgesetzbuches mit einer Geldstrafe von 15 Mark (Lübeck) Rm., wie hiemit geschieht, zu belegen ist, und er auch zu den Untersuchungskosten 5/16 beizutragen hat;
II. daß der Schlossergeselle Eduard Abel z. Z. in Carlow gleichfalls auf Grund des § 185 des Strafgesetzbuches wegen thätlicher und wörtlicher Beleidigung des Anklägers, welchen er eingeständlich in derselben Nacht mit der Hand in die Brust gefaßt und zu ihm gesagt hat "wenn er nicht eine so ruhige Natur hätte, so schlüge er ihn an's Maul, daß er vor ihm niederfiele" mit einer Geldstrafe von 9Mark (Lübeck) Rm. zu belegen ist und zu den Kosten der Untersuchung 3/16 beizutragen hat.
Beide Verurtheilten ad I und II haben ihre resp. Strafen und Kosten binnen 14 Tagen bei Strafe der Hülfsvollstreckung einzuzahlen, und bleibt die resp. Umwandlung der ersteren im Vermögensfalle in Gemäßheit der § § 28 und 29 des Strafgesetzbuches vorbehalten.
III. . . . . . . . . . . . .
IV. . . . . . . . . . . . .
V. Dem Ankläger, Sattlergesellen Franz Hillbricht bleibt gegen die Verurtheilten ad I und II die Geltendmachung besonderer Entschädigungsansprüche wegen Vermögensbeschädigung im Wege der Civilklage ausdrücklich vorbehalten; auch wird ihm in Gemäßheit des § 200 des Strafgesetzbuchs die Befugniß der öffentlichen Bekanntmachung der Verurtheilung auf Kosten der Verurtheilten ad I und II binnen 8 Tagen in den hiesigen wöchentlichen Anzeigen zugesprochen.
VI. Die übrigen Untersuchungskosten, insoweit über solche ad I und II nicht er=

[ => Original lesen: 1874 Nr. 67 Seite 3]

bekannt worden, werden hiermit niedergeschlagen.
Von Rechts Wegen,"
was nach eingetretener Rechtskraft dieser Urthel zufolge des am 22. d. M. gestellten Antrages des Sattlergesellen Hillbricht hiermit öffentlich bekannt gemacht wird.
Schönberg, den 22. August 1874.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)           A. Dufft.


In Sachen betreffend den Concurs über die Verlassenschaft des zu Carlow verstorbenen Büdners und Gastwirths P. Schlatow wird der auf Dienstag, den 1. September d. J. angesetzte Termin zur gütlichen Aufgreifung dieses Debitwesens hiermit abgekündigt und zugleich darauf hingewiesen, daß sowohl der Verkaufstermin als auch der auf den 1. September angesetzte Ueberbotstermin schon laut der Bekanntmachung vom 26. Juni d. Js. abgekündigt sind.
Schönberg, den 25. August 1874.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)           A. Dufft.


Auctions=Anzeige.

Es sollen

am Sonnabend den 5. September

Vormittags um 8 Uhr in dem Dorfe Bardowick einige Pferde,
um 9 Uhr in dem Dorfe Selmsdorf ein Pferd, zwei Füllen, eine Kuh und einige Wagen,
um 10 Uhr in dem Dorfe Teschow ein Pferd und einige Bau= und Stuhlwagen,
um 11 Uhr in dem Dorfe Sülsdorf ein Füllen, einige Bau= und Stuhlwagen,
Nachmittags um 1 Uhr in dem Dorfe Schwanbeck einige Stuhlwagen,
um 3 Uhr in dem Dorfe Mahlzow ein Pferd, einige Wagen, eine Säemaschine und zwei Dreschmaschinen mit Roßwerk;
um 5 Uhr in dem Dorfe Kleinfeld einige Füllen, 2 Stuhl= u. 1 Bauwagen;

ferner am Montag den 7. September,

Vormittags um 8 Uhr in dem Dorfe Kl. Bünsdorf ein Füllen und ein Stuhlwagen,
um 9 Uhr in dem Dorfe Gr. Bünsdorf ein Pferd, ein Füllen, einige Stuhl= und Bauwagen,
um 11 Uhr in dem Dorfe Blüssen einige Pferde und ein Stuhlwagen,
Nachmittags um 2 Uhr in dem Dorfe Rodenberg eine Drehmaschine mit Roßwerk und einige Stuhlwagen,
um 3 1/2 Uhr in dem Dorfe Rüschenbeck eine Halbchaise, einige Stuhl= und Reisewagen,
um 5 Uhr in dem Dorfe Papenhusen ein Füllen und ein Stuhlwagen;

ferner am Dienstag den 8. September

Vormittags um 8 Uhr in dem Dorfe Sabow einige Pferde,
um 10 Uhr in dem Dorfe Falkenhagen einige Pferde,
um 12 Uhr in dem Dorfe Rabensdorf zwei Wagen,
Nachmittags um 1 Uhr in dem Dorfe Retelsdorf einige Stuhl= und Bauwagen,
um 3 Uhr in dem Dorfe Menzendorf ein Pferd,
um 4 Uhr in dem Dorfe Grieben ein Pferd, ein Füllen, zwei Kühe und einige Stuhlwagen,

ferner am Mittwoch den 9. September

Vormittags um 8 Uhr in dem Dorfe Raddingsdorf ein Stuhl= und ein Bauwagen;
um 9 Uhr in dem Dorfe Neschow ein Pferd und einige Stuhlwagen;
um 10 1/2 Uhr in dem Dorfe Rieps mehrere Stuhlwagen, ein Bauwagen und ein Pferdesielen;
um 12 Uhr in dem Dorfe Wenndorf einige Stuhl= und Bauwagen;
Nachmittags um 1 Uhr in dem Dorfe Sülsdorf einige Stuhlwagen;
um 3 Uhr in dem Dorfe Gr. Mist einige und Stuhl= und Bauwagen;
um 4 Uhr in dem Dorfe Kl. Mist einige Pferde und Wagen;
um 5 Uhr in dem Dorfe Petersberg einige Stuhlwagen und ein Bauwagen;

ferner am Donnerstag den 10. Septemb.

Vormittags um 8 Uhr in dem Dorfe Kl. Siemz ein Pferd;
um 9 Uhr in dem Dorfe Gr. Siemz einige Pferde;
um 10 Uhr in dem Dorfe Törpt ein Pferd;
um 11 Uhr in dem Dorfe Lindow zwei Pferde;
Nachmittags um 2 Uhr in dem Dorfe Cronscamp einige Pferde;
um 4 Uhr in dem Dorfe Ollndorf desgl.;
um 5 Uhr in dem Dorfe Niendorf einige Fohlen;

ferner am Freitag den 11. September

Vormittags um 9 Uhr in dem Dorfe Sahmkow einige Pferde;
um 10 Uhr in dem Dorfe Carlow einige Pferde, Kühe, Starken, ein Fohlen, ein Wagen und ein Sopha;
Nachmittags um 1 Uhr in dem Dorfe Demern ein Pferd und zwei Kühe;
um 2 Uhr in dem Dorfe Schaddingsdorf ein Pferd und eine Kuh;
um 3 Uhr in dem Dorfe Klocksdorf einige Pferde und eine Kuh;
um 4 Uhr in dem Dorfe Kuhlrade ein Pferd;

ferner am Sonnabend den 12. Septemb.

Vormittags um 8 Uhr in dem Dorfe Wahlsdorf einige Bauwagen und ein Stuhlwagen;
um 9 Uhr in dem Dorfe Bechelsdorf einige Pferde;
um 12 Uhr in dem Dorfe Schlagsdorf einige Pferde, Kühe und Wagen;
Nachmittags um 2 Uhr in dem Dorfe Campow ein Stuhl= und ein Bauwagen;

ferner am Montag den 14. September

Vormittags um 9 Uhr in dem Dorfe Lockwisch einige Pferde und ein Stuhlwagen;
um 11 Uhr in dem Dorfe Palingen einige Pferde, eine Kuh und ein Stuhlwagen;
Nachmittags um 1 Uhr in dem Dorfe Herrnburg einige Pferde;
um 2 Uhr in dem Dorfe Lüdersdorf einige Pferde, Kühe und ein Stuhlwagen;
um 4 Uhr in dem Dorfe Rupensdorf einige Pferde
gegen sofortige baare Bezahlung meistbietend verkauft werden.

Staack.             
Cammer=Executor.     


[ => Original lesen: 1874 Nr. 67 Seite 4]

Die diesjährige Umfahrt

wird aus besonderen Gründen verlegt werden müssen, aber nicht, wie in mehreren Ortschaften vorläufig mitgetheilt ist, nach dem nächsten Bußtage sein,

sondern schon in nächster Woche beginnen.

Die Umfahrt geht
Montag den 31. August nach Gr. und Kl. Bünsdorf, Rottensdorf, Retelsdorf, Rabensdorf, Torriesdorf und Sabow;
Donnerstag, den 3. September nach Gr. Siemz, Lindow, Törpt, Niendorf, Bechelsdorf, Resdorf;
Freitag, den 4. September nach Kl. Siemz, Petersberg, Ollndorf, Raddingsdorf;
Montag, den 7. September nach den übrigen Umfahrtsorten der Gemeinde.
Schönberg, den 26 August 1874.

G. Ficher, Pastor sec.     


Erinnerungsfest
in
Ratzeburg.

Zur Feier unseres nationalen Gedenktages wird auch in diesem Jahre ein Volksfest in Ratzeburg und zwar

am 2. September

mit einer Nachfeier am folgenden Tage stattfinden.
Wir erbitten dazu die Theilnahme unserer Mitbürger von Stadt und Land!
Die Reihefolge der Festlichkeiten wird im Festprogramme veröffentlicht werden.

Ratzeburg, im August 1874.                     (H. 01705 b.)
Das Fest-Comite.


Wir vergüten für bei uns belegte Gelder bis auf Weiteres
4 % bei zwölfmonatl. Kündigung,
3 1/2 bei sechsmonatl. Kündigung,
und 3 % bei dreimonatlicher Kündigung

Die einzuzahlenden Gelder dürfen nicht weniger als Ct. Mark (Lübeck) 300. betragen und kann die Zinse halbjährlich erhoben werden.
Lübeck, den 1. Februar 1874.

Lübecker Bank.     


Künstliche Zähne, schön und billig, empfiehlt Ludwig Vogel.


Manöver Karten à 1 Reichsmark zu haben bei Emil Hempel, Buchbinder.


Spiegel und Photographie-Rähmen in allen Größen empfiehlt H. E. Peters, Glasmacher.


W. Kolls,
Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Jeden Bandwurm

entfernt binnen 3 bis 4 Stunden vollständig schmerz, und gefahrlos; ebenso sicher beseitigt auch Bleichsucht und Flechten und zwar brieflich Voigt, Arzt zu Croppenstedt (Preußen).     [H. 01.


Zum 1. Oktober suche für mein Mineralwasser=Geschäft einen jungen Mann, bei vortheilhaften Bedingungen.
Apotheker Gottschalk, Lübeck.


Deutscher Reichsbote

mit dem Oeldruckbilde des deutschen Kaisers Wilhelm I., ein reichhaltiges Jahrbuch an Erzählungen, Anekdoten und nützlichen Rathschlägen mit vielen Illustrationen ist für 30 Pf. zu haben bei

C. Sievers.     


Transparente

zur Sedanfeier besorge ich, wenn gefällige Bestellungen bis Sonnabend eingehen, billigst. Einige Proben sind zur Ansicht vorräthig.

C. Sievers.     


Am Mittwoch, den 2. und Donnerstag, den 3. September,

findet bei mir ein

Scheibenschießen
nach Gewinnen

statt, wozu ich Freunde und Gönner hierdurch ergebenst einlade.
Jeder Satz von 3 Schüssen, worauf aber nur ein Gewinn erlangt werden kann, kostet 1 Reichsm.
Büchsen werden von mir gehalten.

H. Wittfoth,           
Gastwirth in Duvennest.     


Auf dem Römnitzer Felde werden am 31. August Rappschooten verbrannt.


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag, den 30. August.
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Weizen16 - 17Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen14 - 14Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Gerste15 - 15Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Hafer15 - 15 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Erbsen14 - 16Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps20 - 20 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs.19 3/4 - 20 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.18 - 19Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. pr. 500 Gr.17 - 18 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.24 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 20 Schilling (Mecklenburg),
Kücken d. St.8 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg),
Eier 5 - 6 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln pr. 10 Lit.6 - 8 Schilling (Mecklenburg),
Blumenkohl d. Kopf4 - 12 Schilling (Mecklenburg).


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1874 Nr. 67 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 60 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 28. August 1874.


Des Müllers Sohn.
Eine Geschichte aus dem schwäbischen Volksleben.
(Fortsetzung.)


[ => Original lesen: 1874 Nr. 67 Seite 6]

- Die große Werndl'sche Gewehrfabrik in Steyr hat von Berlin einen neuen Auftrag auf 60,000 complete Gewehrtheile nach dem Mausersystem erhalten. So daß die Zahl der für Rechnung des deutschen Reichs dort bestellte Handfeuerwaffen nunmehr auf 325,000 gestiegen ist. Etwa 72,000 wurden bereits abgeliefert.
- Der Vesuv soll künftig mit einer Eisenbahn befahren und die Bahnhofshalle oben angesichts des Kratern errichtet werden. Von Neapel fährt man die 26 Kilometer lange Strecke auf einem gewöhnlichen prosaischen Schienenwege bis zum Fuße des Berges, dann geht's mit Drahtseilen vollends hinauf. Zunächst ist die Bahn für den Touristenverkehr bestimmt, aber auch zur Beschaffung sachlicher Bedürfnisse, u. a. des Schnees vom Vesuv, der in Neapel als Abkühlungsmittel sehr willkommen ist.
- König Karl von Württemberg hat der Exkaiserin Eugenie ebenfalls einen Besuch auf Schloß Arenenberg abgestattet.
- Auf der Insel Sicilien greift das Räuberwesen immer furchtbarer um sich. Die Banditen sind sämmtlich beritten, vornehm gekleidet, mit feinen Taschenuhren und guten Feldstechern versehen, dabei aber brandschatzen und morden sie nach Herzenslust.
- Der Geschäftsbetrieb in der Münchener Freibank, wo Viehbesitzern Gelegenheit geboten ist, für eine geringe Gebühr schlachten und das Fleisch verkaufen zu lassen, hat neuerdings einen solchen Aufschwung genommen, daß die Aufstellung von 6 weiteren Verkaufsständen erforderlich geworden ist. An einem Tage wurden bis Vormittags 10 Uhr 27 Rinder geschlachtet und zum Preise von 7-15 kr. pr. Pfund beinahe völlig ausverkauft. Kalbfleisch kostete nicht mehr als 9-12 kr. das Pfund.
- Wie der "Berl.=Börs.=Cour." erfährt, beabsichtigen die Fleischer in Berlin mit dem 1. Jan. eine allgemeine Preisherabsetzung des Fleisches durchzuführen, da an diesem Termine die Schlachtsteuer in Wegfall kommt. Es geschieht damit nur einem Drängen des Publikums Genüge, das sehr wohl darin begründet ist, daß die Preise des Schlachtviehs um 25 pCt. gesunken sind, während die Preise des Fleisches noch auf der alten Höhe beharren.
- Der uns durchgegangene Coggia=Komet giebt gegenwärtig in Australien Gastrollen, wo er in großer Pracht und Herrlichkeit aufgetreten ist.
- Eine von Altwasser kommende Locomotive hatte in Kohlfurt die Unvorsichtigkeit begangen, nicht auf dem richtigen Fleck stehen zu bleiben, sondern über die Drehscheibe hinauszufahren und nach Ueberspringung eines Steindammes die Thüre von Appartements zu verrammeln, welche auf Bahnhöfen eine Nothwendigkeit sind. Unglücklicherweise befanden sich gerade zwei Damen im Innern der angedeuteten Localitäten, die man unmöglich bis nach Wegräumung der Locomotive warten lassen konnte und deshalb zum Dache herauszuholen genöthigt war.
- Das Heiraths=Agenturgeschäft muß doch sehr rentable sein. Die Vermittler wachsen wenigstens in der jetzigen Zeit des Schwindels wie die Pilze aus der Erde. Die verstehen es namentlich durch auffallende bestechende Reclame Leichtgläubige an sich zu locken. Ein hervorragendes Agentur=Genie ist jedenfalls ein Herr K. M. zu Rothsürben bei Strehlen. Derselbe erläßt in den Zeitungen folgenden Nothschrei: "Für Damen und Herren werden bis in die feinsten gesellschaftlichen Zirkel hinauf standesgemäße Partien und Verbindungen unter der strengsten Discretion nachgewiesen. Offerten beliebe man unter K. M. poste restante Rothsürben bei Strehlen zu adressiren. Auf Wunsch arrangire ich die erste persönliche Rücksprache auf eine für beide Theile ungenirteste Weise. Seit 14 Tagen habe ich einen Ueberschuß an Herren ca. 200. Darunter sind gut situirte Kaufleute, Rentiers, Lehrer, Inspectoren, Doctoren, Professoren, höhere Staatsbeamte, Gutsbesitzer, Rittergutsbesitzer, Barone, Grafen und Prinzen. Wollen sich keine Bräute finden? Bräute, resp. die es werden wollen, bitte sich direct an mich zu wenden. Kann jedes Alter von 17 Jahren an bis noch zu 52 Jahren gebrauchen. Außer Eltern und Vormündern werden dritte Personen nicht berücksichtigt. Es ist ja eigentlich auch viel discreter, wenn man sich direct an mich wendete. Einen Brief nach Rothsürben zu schreiben, ist bei Weitem einfacher, als erst noch eine dritte Person ins Vertrauen zu ziehen. Werde ich wieder so mit Briefen überstürmt, wie bisher, dann werde ich vor allen Dingen nur meine Adresse senden. Sowie ich dann einen klaren Überblick gewinne, werde ich der Reihe nach, Jedem meiner hochverehrten Clienten, den Wünschen entsprechend, ausführlich berichten. In Hochachtung K. M. 174 poste restante Rothsürben bei Strehlen."
- Berliner Blätter erzählen von Ausschreitungen entrüsteter Biertrinker, welche in dortigen Bierwirthschaften eine Art Vehme ausübten, indem sie gummirte Etiketten mit der Aufschrift "Gift" zwischen Kreuz und Todtenkopf nicht nur an die Seidel, sondern auch beim Verlassen des Locals an die Thüren klebten. Sie sind offenbar zu weit gegangen, werden sich jedoch, wenn sie der strafenden Instanz in die Hände fallen, damit entschuldigen können, daß der Biertrinker doch auch ein Mensch, dem gelegentlich die Laus über die Leber läuft. Während man früher der Meinung war, daß Bier nur aus Hopfen und Malz bestehen müsse, ist heutzutage die einseitige Ueberzeugung zur Geltung gekommen, daß sich mit viel billigeren Bestandtheilen dieselben Resultate erzielen lassen. Es wird bestätigt, daß in letzter Zeit von einer und derselben Eisenbahnstation in der Nähe von Darmstadt achtzig Centner Herbstzeitlose=Samen, welchem wenigstens die Naturgeschichte einen entschieden nachtheiligen Einfluß auf die Gesundheit zuschreibt, auf dem Anhalter Bahnhofe in Berlin zu Bierzwecken eingetroffen sind. Diese Samenkörner und Pikrinsäure, in der Färberei viel benutzt, um Seide gelb zu färben, verrichten Hopfendienste; von eigentlichem Hopfen kommen in Berlin nur noch die geringsten Sorten zur Verwendung. Der Kartoffelsyrup von Köpenick oder sonst woher übernimmt die Stelle des Malzes. Ob nun das aus solchen Dingen bereitete moderne Getränk noch den Namen Bier verdient und der Gesundheit zuträglich ist, muß jeder Biertrinker am besten wissen. Zur Entschuldigung wird freilich gesagt, daß das Bier trinkende Publikum nicht mehr als 1 1/2 Sgr. für den Seidel und der Bierwirth nicht mehr als 7 Thaler für die Tonne bezahlen wolle, während in Böhmen, wo man noch guten Hopfen und reine Gerste verwende, das Glas Bier an Ort und Stelle gegen 2 Sgr. koste; aber das neumodische Getränk sollte dann auch nicht als Bier angepriesen und dem Consumenten immerhin die Wahl gelassen werden, ob er wirklicher Bier mit einem höheren Preise bezahlen oder sich desselben ganz enthalten will. Unser Gewährsmann, der unverkennbar viel Lust und Liebe zur Sache im Busen trägt, ist schließlich der Meinung, daß Herbstzeitlose, Pikrinsäure und Kartoffelsyrup hauptsächlich deshalb so ausgebreitete Verwendung finden, damit unter gewissen Umständen die versprochenen Dividenden herauskommen.
- Johannes Agricola gab 1528 in Magdeburg dreihundert deutsche Sprichwörter mit Erklärung heraus. Dabei führt er auch folgendes Wort an:

"Ein Zaun währet 3 Jahre,
Ein Hund überwähret 3 Zäune,
Ein Pferd 3 Hunde,
Ein Mensch 3 Pferde,
Ein Esel 3 Menschen,
Eine wilde Gans 3 Esel,
Eine Krähe 3 wilde Gänse,
Ein Hirsch 3 Krähen,
Ein Rabe 3 Hirsche,
Ein Phönix 9 Raben."
Das Lebensalter von 17,714 Jahren, das hiernach dem segensreichen Vogel Phönix zufallen würde, geht doch über den Horizont des biedern Agricola hinaus. Er fügt darum hinzu: "Vnt wiewohl dies nit möglich, so dienet es doch darzu, daß man lerne, was Multiplicatio thue von dreyen zu dreyen, wie hoch der Numerus vnt die zal steige."


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