No. 1
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. Januar
1874
vierundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1874 Nr. 1 Seite 1]

Das nachstehende, von dem Eichamte in Lübeck unterm 18. November d. J. ertheilte, von der dortigen Senatskanzlei unterm 19. ejusdem legalisirte Attest über den diesjährigen Martini=Roggen=Preis:

Auf Grund der Angaben eines beeidigten Taxators für Getraide hieselbst und auf Grund vorgenommener Wägung wird von dem unterzeichneten Eichamte hiedurch bezeugt,
1. daß die Landzufuhr von Roggen zu Martini d. J. hieselbst dem Producenten im Durchschnitt mit Siebenzehn Mark Lüb. Crt. per 200 Pfund netto bezahlt worden ist,
2. daß 100 Liter guten gesunden Mecklenburger Roggens diesjähriger Erndte nach der hier üblichen festen Füllung ein Gewicht von 148 Pfund 392 Gramm ergeben haben,
3. daß der Lübecker Roggenscheffel nach der hieselbst am 5. Mai 1869 publicirten amtlichen Reduction 34,69 Liter enthält,
4. daß hiernach der Lübecker Scheffel=Inhalt guten gesunden Roggens auf Martini d. J. hieselbst einen Preis von Vier Mark Sechs Schilling Zwei ein Drittel Pfennige Lüb. Crt. gehabt hat.
Lübeck, den 18. November 1873.

Das Eichamt.
(L. S.) Adolph Hach Dr., Vorsteher.
J. Arndt, Eichmeister.

Im Auftrage des Senates der freien und Hansestadt Lübeck wird von der unterzeichneten Senatskanzlei hierdurch amtlich bezeugt, daß die vorstehende Urkunde von dem Polizei=Aktuar Dr. juris Friedrich Adolph Hach als Vorsteher des hiesigen Eichamtes und von dem hiesigen Eichmeister Johann Wilhelm Joachim Arndt eigenhändig unterschrieben und mit dem Siegel des hiesigen Eichamtes versehen ist; somit aller Orten gerichtlich wie außergerichtlich vollen Glauben verdient.
Lübeck, den 19. November 1873.
(Sigillum Reipublicae Lübecensis)

Die Senatskanzlei.
Ed. Hach,
Secretarius.

wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht.
Neustrelitz, den 15. Dezember 1873.

Großherzoglich Mecklenb. Cammer- und Forst-Collegium.
F. v. Voß.


Antragsmäßig soll über die zu Wahrsow belegene Vollstelle c. p. des sub cura des Hauswirths Heinrich Lühr in Kl. Mist stehenden Joachim Heinrich Friedrich Schütt in Wahrsow ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Sonnabend, den 28. Februar k. J., Vormittags 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel, vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 6. Decbr. 1873.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)               A. Dufft.


[ => Original lesen: 1874 Nr. 1 Seite 2]

Holz-Auction.
Mittwoch, den 7. Januar 1874 sollen im Cordshäger Holze, Vitenser Forste, meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:

Eichen=Drümme zu Bau= und Nutzholz tauglich,
Eichhester,
Eichen=Klafterholz,
Buchen=Klafterholz,
Buchen=Zweigholz,
eine große Partie Fichten, langschäftig und von Bauholz=Stärke.
Die Auction beginnt Morgens 10 Uhr und wollen Käufer sich im Cordshäger Holze in der Nähe des Pflanzgartens bei den Fichten einfinden.
Das Cordshager Holz liegt circa 300 Schritt von der Chaussee zwischen Schönberg und Rehna.
Vitense, den 30. December 1873.
Wiegandt, Förster.


Auctions=Anzeige.

Am Tage nach Neujahr, den 2. Januar 1874, von Morgens 9 1/2 Uhr an, soll im Hause der Ackerbürgerwittwe und Gastwirthin Boye hieselbst öffentlich meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden, als:

1 gr. kupferner Kessel, 1 eiserner Ofen, 2 silberne Taschen=Uhren, 1 Koffer, einige Laden Bettzeug und Betten, 3 Bolzen Flächsen Leinen, 3 Bolzen Wollen, 1 Bolzen Leinewand, neue Bett= und Tischlaken, Tische, Stühle, gute Manns= und Frauen=Kleidungsstücke, ca. 100 Cigarren und verschiedene andere Sachen mehr.
Schönberg, den 29. December 1873.
Seegert, Landreiter.


Ersparniß- und Vorschuß- Anstalt.

Die zu Antoni k. J. für die bei der Vorschuß=Anstalt belegten Capitalien fällig werdenden halbjährigen Zinsen sollen vor dem Antoniitermine bereits und zwar während der vier Tage
am Mittwoch den 7. Januar 1874,
am Donnerstag den 8. Januar 1874,
am Freitag den 9. Januar 1874
und am Sonnabend den 10. Januar 1874
jedesmal
von 8 bis 12 Uhr Vormittags im lokale der Anstalt ausgezahlt werden.
Schönberg, den 20. December 1873.

Das Directorium der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.
W. Gartz.    Wigger.    Burmeister.    H. Stamer.    Aug. Spehr.

Secretair: R. Rackow, Adv.     


Schweriner=Sparcassenbücher.

Zum bevorstehenden Antonitermine besorge ich Einlagen, Zinszuschreibungen und Kündigungen von Schweriner=Sparcassenbüchern prompt, wenn solche bis zum 22. Januar 1874 bei mir abgegeben werden.

Schönberg.        F. Heitmann.


Das hierunter folgende Attest des vereidigten Taxators für Getreide, Herrn C. Burmester in Lübeck, mache ich auf den Wunsch vieler Hauswirthe hiedurch bekannt.
Schönberg den 29. December 1873.

Kindler, Advokat.     

Attest.

Nachdem mir das in der diesjährigen Nr. 101 der wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg abgedruckte Attest des Lübecker Eichamtes vom 18. November 1873 mit der Senatskanzlei=Beglaubigung vom 19. November d. J. durch den Herrn Advokaten Kindler in Schönberg mitgetheilt ist, attestire ich demselben auf Erfordern: daß es in der Stadt Lübeck der Ortsüblichkeit nicht entspricht, beim Getreidehandel das Gewicht des Getreides durch das hiesige Eichamt feststellen zu lassen. Es ward vielmehr früher in streitigen Fällen das Getreide mittelst des Lübecker Normalscheffels von vereidigten Kornmessern gemessen, was jetzt mit dem Hektoliter geschehen muß. In dieser Weise bin ich denn auch vor Ausstellung meines in Nr. 89 der wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg vom 11. November 1873, abgedruckten Attestes d. d. Lübeck, den 10. November 1873. über das am diesjährigen Martinitage befundene Durchschnittsgewicht und Durchschnittspreis diesjährigen, an den hiesigen Markt gebrachten Roggens verfahren, nachdem ich das Gewicht des Roggens durch den hiesigen beeidigten Kornmesser H. P. Rietberg hatte feststellen lassen. Wie wenig maßgebend übriges das durch die Schönberger wöchentlichen Anzeigen in Nr. 101 publicirte Attest des hiesigen Aichamtes für den diesjährigen Martini=Durchschnitts=Roggenpreis sein kann, erhellet ohne Weiteres daraus, daß dies Attest nicht am Martinitage, den 10. November, sondern am 18. November d. J. ausgestellt ist und nichts enthält über den Verbleib des Roggens in den zwischen inneliegenden neun Tagen, während es allgemein bekannt ist, daß das Getreide bei solcher neuntägigen Aufbewahrung in trockenen oder gar erwärmten Räumen, insbesondere in kleineren Quantitäten eintrocknet, daher an Gewicht gewinnt.
Lübeck, den 28. December 1873.

C. Burmester.
(Vereidigter Taxator für Getreide.)


Die Rechnungsvorlage der allgemeinen Gesellen=Krankenkasse findet am Sonntag den 4. Jan., Nachmittags 3 Uhr, im Locale der Gastwirthin Krüger statt. Sämmtliche Mitglieder werden hierdurch aufgefordert, persönlich zu erscheinen, oder aber ihre Beiträge bis zum genannten Tage pünktlich einzuliefern unter Androhung executivischer Eintreibung.
Der Vorstand.


Schönberg.
Montag, den 5. Januar 1874:
Großes Concert
in
Kösters Salon
gegeben vom
Musikcorps des Großherzogl. Mecklenburg. Jäger-Bataillons Nr. 14,
unter Leitung seines Dirigenten A. Reckling.

Programm.
1. Theil.

  1. Fest=Marsch, von Kaliwoda.
  2. Ouvertüre z. Op. "Stradella", von Fr. v. Flotow.
  3. Frühlingserwachen von E. Bach.
  4. Reveille du Lion, von Kontsky.

2. Theil.

  5. Ouvertüre zur Oper "Zampa", von Herold.
  6. Johanna=Walzer, von A. Reckling.
  7. Paraphrasen über das Lied "Die Lorelei", von Neswadba.
  8. Fantasie aus der Oper "Martha" von Fr. v. Flotow.

3. Theil.

  9. Ouvertüre zur Oper "Dichter und Bauer", von Suppé.
10. Finale a. d. Oper "Lohengrin" von R. Wagner.
11. Mandolinata, für Flügelhorn, von Paladilhe.
12. Hurrah! Marsch=Potpourri von Rosenkranz.

Billets à Person 10 Schilling (Mecklenburg) Familien=Billets für 3 Personen 24 Schilling (Mecklenburg) Familien=Billets für 2 Personen 18 Schilling (Mecklenburg) sind vorher beim Herrn Senator Spehr und im Concert=Locale zu haben.

Cassenpreis à Person 12 Schilling (Mecklenburg)
Cassenöffnung 6 1/2 Uhr. Anfang 7 1/2 Uhr.
Nach dem Concert Ball.

Es wird höflichst gebeten, während des Concerts nicht zu rauchen.


[ => Original lesen: 1874 Nr. 1 Seite 3]

Vom 1. September cr. bis heute sind nachstehende Schäden bei unserer Gesellschaft angemeldet:

  1. vom Ackerbürger J. Burmeister hieselbst 1 Kuh = 30 Thlr.,
  2. vom Hauswirth Damm in Sülsdorf 1 Füllen = 100, Thlr.,
  3. vom Schulzen Dräger in Lauen 1 Pferd = 50 Thlr.,
  4. vom Büdner Dechow in Lüdersdorf 1 Pferd = 45 Thlr.,
  5. vom Hauswirth Burmeister in Rieps 1 Kuh = 40 Thlr.,
  6. vom Hauswirth Boye in Zarnewenz 1 Pferd = 20 Thlr.,
  7. vom Schulzen Faasch in Selmsdorf 1 Kuh = 30 Thlr.,
  8 vom Schulzen Boye in Rabensdorf 1 Kuh = 45 Thlr.,
  9. vom Hauswirth Arendt in Gr.=Siemz 1 Pferd = 50 Thlr.,
10. vom Hauswirth Bade zu Ollndorf 1 Kuh = 45 Thlr.,
und werden unsere Mitglieder ersucht, zur Deckung dieser Schäden einen Beitrag von 20 Schilling (Mecklenburg) pro 100 Thlr. Versicherungssumme am Montag, den 5. Januar 1874, Morgens 10 Uhr
im Gasthofe der Frau Boye hieselbst einzuzahlen.
Indem wir unseren Interessenten noch zur Anzeige bringen, daß bei Hoher Landesregierung die Erhöhung der Versicherungs= und Entschädigungssumme für Pferde auf 250 Thlr. beantragt ist, wollen wir nicht unterlassen, auf den günstigen Stand dieser unserer vaterländischen Gesellschaft aufmerksam zu machen. Es sind gegenwärtig 285 Mitglieder in 63 Ortschaften mit 123,305, Thlr. bei uns versichert. Die erforderlichen Beiträge in diesem Jahre haben mit Einschluß der heutigen Ausschreibung noch nicht 1 1/2 Procent der Versicherungssumme betragen. Es mußte zur Schadensdeckung nur bezahlt werden am 3. Mai 16 Schilling (Mecklenburg) am 9. September 32 Schilling (Mecklenburg) und heute, resp. 5. Januar 20 Schilling (Mecklenburg).
Schönberg, den 30. December 1873.

Direction der Viehversicherungs=Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg.
L. Vock.            Wilh. Heincke.


Ev. 150,000,
125,000 120,000, 115,000, 110,000 Thaler
ist der Haupttreffer der
neuen Capitalien=Verloosung von der Herzoglich Braunschw. Regierung garantirt, und müssen in wenigen Monaten
41,000 Gewinne zur Entscheidung kommen.
Die 1. Ziehung findet schon
am 22. und 23. Januar 1874
statt. Der Preis ist für ein
Ganzes Original=Loos 4 Taler (Mecklenburg) Halbes Original=Loos 2 Taler (Mecklenburg) Viertel Original=Loos 1 Taler (Mecklenburg) Pläne zur gefälligen Ansicht gratis.

Gegen Einsendung des Betrages werden auswärtige Anträge prompt und verschwiegen ausgeführt; man wende sich vertrauensvoll an unsere Firma, welche mit dem Vertrieb obiger Loose beauftragt ist. Gewinnliste Sofort nach der Entscheidung.

Gebr. Lilienfeld, Staatspapiergeschäft, Hamburg.     


Der Herr Gutsbesitzer Pogge auf Blankenhof hat sich entschlossen, eine auf ihn fallende Wahl zum Reichstags=Abgeordneten auch diesmal wieder anzunehmen, obgleich hiermit für ihn sehr bedeutende Opfer verbunden sind. Er beabsichtigt am nächsten Dienstag, den 6. Januar 1874, Vormittags präcise 10 1/2 Uhr, bei der Frau Ackerbürgerwittwe Boye hieselbst eine

Wähler=Versammlung

abzuhalten, und erlaube ich es mir in seinem Auftrage, zum recht zahlreichen Erscheinen einzuladen.
Schönberg, den 31. December 1873.

Kindler, Advocat.     


Ellern Pantoffeln=Schleet hat zu verkaufen Hans Retelsdorf. Rieps.


Gesucht wird zu Ostern: Ein treuer, zuverlässiger, unverheiratheter Kutscher bei 2 Pferden vor Schönberg. Näheres in der E. d. Bl.


[ => Original lesen: 1874 Nr. 1 Seite 4]

Auszug
aus der
Rechnungsablage der Feuerassecuranz=Societät
im Fürstenthum Ratzeburg
für die Zeit von Neujahr 1872 bis 1. Mai 1873,
wie den Aelterleuten in der Versammlung vorgelegt worden und von Großherzogl. Landvogtei als richtig befunden ist.
====================

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Schönberg, den 27. December 1873.

Die Direction:      
F. Fick.     F. Stüve.


Kleine Auslage - Grosser Gewinn.

Schon am 14. und 15. Januar 1874
beginnt die von hoher Regierung genehmigte und garantirte

Grosse Geldverloosung,

worin die Gesammtsumme von über

2 Millionen, 120,000 Thlr. Pr. Ct.

binnen wenigen Monaten, in siebenmaliger Ziehung zur sicheren Entscheidung gelangt.
Hauptgewinn ev. 120,000, Gewinne von 80000, 40000, 30000, 20000, 160000, 2 à 12000, 10000, 2 á 8000, 2 à 6000, 5 à 4800, 13 à 1000, 11 à 3200, 12 à 2400, 27 à 2000, 3 à 1600, 55 à 1200, 126 à 800, 6 à 600, 2 à 480, 312 à 400, 312 à 200, 10 à 120, 367 à 80 und 34320 à 44, 40 etc. etc. Thaler Pr. Ct.
Gegen Einsendung des Betrages per Post-Anweisung oder auch per Post-Vorschuss von nur

Pr. Taler (Mecklenburg) 4 für ein ganzes Originalloos
Pr. Taler (Mecklenburg) 2 für ein halbes Originalloos
Pr. Taler (Mecklenburg) 1 für ein viertel Originalloos.

werden diese mit Staatswappen versehenen Originalloose unter gratis Beifügung des Prospectes direct von mir, selbst nach weiterer Entfernung, prompt versandt. Sofort nach der Ziehung erhält jeder Betheiligte die Ziehungsliste übersandt und werden Gewinngelder unter strengster Discretion sogleich ausbezahlt. Man wende sich baldigst vertrauensvoll an das stets vom Glücke begünstigte Bankhaus

Siegm. Heckscher, Hamburg.


Den Herren Maschinen=Fabrikanten, Schmieden, Schlossern etc. hiemit die ergebene Anzeige, daß ich mich hier als

Feilenhauer

etablirt habe. Ich bitte um recht zahlreiche Aufträge und verspreche prompte und billige Bedienung.

Julius E. Reymann,
Lübeck a. d. Mauer zw. Mühlen= u. Düvkenstr.


Nachdem ich das

Barbiergeschäft

erlernt habe, empfehle ich mich den geehrten Herren, vom 1. Januar an, zur Bedienung angelegentlichst. Meine Wohnung ist bei der Wittwe Kummerow vor dem Siemzerthore.

J. Behnke.


Beilage
zu Nr. 1 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 3. Januar 1874.


Getreide=Preise in Lübeck.
Weizen17 - 21Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Roggen16 - 17Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Gerste15 - 16Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Hafer13 - 14 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen14 - 15Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen13 - 14Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs. - Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.19 - 20Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. pr. 500 Gr.15 1/2 - 16 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.3 Mark (Lübeck) 8 Schilling (Mecklenburg) - 3 Mark (Lübeck) 12 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.32 - 36 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans d. St.34 - 44 Schilling (Mecklenburg),
Flickgans d. St.32 Schilling (Mecklenburg),
Schinken pr. 500 Gr.11 Schilling (Mecklenburg),
Schweinskopf pr. 500 Gr.5 1/2 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Wurst pr. 600 Gr.13 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Eier 4 - 5 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln pr. 10 Lit.7 - 8 Schilling (Mecklenburg).


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1874 Nr. 1 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 1 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 2. Januar 1874.


- Mancher deutsche Mann hat das Gelübde gethan, ein Jahr lang, bis der schlimmste Raptus drüben vorüber ist, nichts mehr von Frankreich zu sprechen. Eine Zeitung kann leider das Gelübde, wenn sie es gethan hätte, nicht halten. Kräht doch nicht nur der gallische Hahn, sondern auch die Hennen (Frau Rothschild) gackern in die Politik hinein und wetzen den Schnabel und französische Bischöfe erbrechen ihre Galle in Hirtenbriefen, die wie Brandraketen wirken. So haben's die Franzosen zu Ende d. J richtig so weit gebracht, daß wieder Noten zwischen Berlin und Paris gewechselt werden müssen. Der deutsche Botschafter in Paris hat bei Mac Mahon in aller Form Beschwerde geführt 1) über die gegen Deutschland aufreizenden offenen Hirtenbriefe der Bischöfe und 2) über die vertrauliche Aufreizung der deutschen Bischöfe. Der Berechtigung dieser Beschwerde konnte sich Mac Mahon so wenig entziehen, daß seine Regierung im Moniteur sofort erklärte, sie habe die bischöflichen Hirtenbriefe mit lebhaftem Bedauern gesehen, die Geistlichkeit möge sich einer Polemik enthalten, welche diplomatische Verwickelungen herbeiführe, dem Patriotismus der Gastlichkeit zolle sie volle Anerkennung.
- Gottlob! Bazaine ist auf der Insel Marguerite angekommen; es ist zwar kein kurzweiliger, aber doch kein übler Aufenthalt. Wir hatten immer Angst, er würde vorher durch ganz Frankreich geführt werden mit einem Zettel auf der Brust: Seht, das ist Der, der Frankreich verrathen hat. Ohne ihn hätte Frankreich gesiegt und wir hätten die schönen Rheinlande, unsere natürlichen Grenzen, statt Elsaß und Lothringen verloren zu haben.
- Dem nächsten Reichstage wird ein deutsches Impfgesetz zum Schutze gegen die Pocken vorgelegt. Es wird dann tüchtig geimpft und so oft nöthig wieder geimpft werden.
- Die Gastwirte in München haben nie mehr Zeit gehabt spazieren zu gehen als jetzt; denn die Cholera, obwohl sie sehr im Abnehmen ist, hält die Gäste fern. An den Weihnachtsfeiertagen zählten sämmtliche Gasthöfe in München 15 Fremde.
- Danke dem Himmel, wer in dieser theueren Zeit sein Stücklein Brod redlich verdient. Hunderttausende von Arbeitern in Deutschland, Oesterreich Frankreich und Amerika arbeiteten gern, wenn sie nur Arbeit hätten. In den großen Eisenwerken in Steyermark feiern Tausende von Arbeitern, weil es an Bestellungen fehlt. In Wien liegt manche große Industrie brach, weil die Käufer fehlen und die Lager überfüllt sind. Der Weihnachtsmarkt, auf welchem sonst Millionen baar umgesetzt wurden, war der schlechteste seit vielen Jahren. Ohne Erfolg lockten die glänzenden Schaufenster und Magazine die Käufer an, Damenputz blieb fast unverkauft, Pelzwerk desgleichen. Die Kaufleute und Händler können vielleicht den einmaligen Ausfall ertragen, wovon aber leben die zahlreichen Arbeiter und Arbeiterinnen dieser Industriezweige, die feiern müssen? Ein erster Juwelier der Kaiserstadt setzte 1 Million Gulden weniger als sonst um. Es fehlten die reichen Leute, die mit großen Banknoten und Goldstücken zahlen, der Kleinverkauf beschränkte sich auf das Nützliche und Notwendige, das Schöne, aber Theuere blieb unbegehrt. Das sind die Folgen des großen Krachs. Sogar der Fleischverbrauch der Kaiserstadt ist außerordentlich gesunken. Auch aus der Kaiserstadt an der Spree kommen Klagen über den geringen Umsatz im Weihnachtsgeschäfte. Nur die Kinder ließ man weder in Wien noch Berlin den Krach spüren; Spielwaaren und Kinderbücher gingen reißend ab.
- In Berrente, einem Dorfe in Ungarn, saßen drei Judenmädchen in einem Zimmer, um den verstorbenen Vater trauernd. Das brennende "Seelenlämpchen" drohte zu erlöschen, und als eine der Schwestern, Namens Julie, Petroleum nachgießen wollte, ließ sie die Lampe fallen, und alsbald stürzten die zwei andern Mädchen auf die ältere Schwester los, um sie zu retten, allein sofort leckten die Flammen auch an ihren Kleidern, und sie mußten von dem Rettungswerke abstehen, um das verheerende Element von ihrer eigenen Person abzuwehren. Die älteste Schwester, welche von dem Feuer am meisten bedroht war, stürzte in verzweiflungsvoller Hast aus dem Zimmer hinaus auf die Gasse und rief in erschütterndem, markdurchdringenden Tone: "Feuer! Hülfe! Rettung!" Allein die vorübergehenden Bauernweiber, in der Meinung, den Gottseibeiuns vor sich zu haben, wichen vor der Erscheinung mit flammendem Haupte entsetzt zurück und bekreutzten sich. Vergebens rief das unglückliche Mädchen: "Helfet, ich bin die Julie!" es half nichts. Die Leute liefen davon. Ein Bauernbursche stürzte in ein Haus, holte eine geladene Flinte und feuerte sie auf das in unsäglichen Qualen sich windende Mädchen ab, gleichsam um seinen Freunden den Beweis zu liefern, daß er sich vor dem Teufel nicht fürchte; - doch verfehlte die Kugel das Ziel. Jetzt erst, nachdem das unglückliche Mädchen bewußtlos zusammengesunken war, eilten einige Muthige herbei um Hilfe zu leisten, allein es war zu spät. In kaum einer Stunde war das Mädchen eine Leiche. Die beiden andern Schwestern kamen mit einigen minder gefährlichen Wunden davon.


Durch Liebe erlöst.
Original Novelle von Carl Zastrow.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1874 Nr. 1 Seite 6]

Durch Liebe erlöst.
Original Novelle von Carl Zastrow.
[Fortsetzung.]


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