No. 69
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. September
1873
dreinundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1873 Nr. 69 Seite 1]

Publicandum.

Auf Allerhöchsten Befehl soll im Fürstentum Ratzeburg für das Jahr vom 1. Juli 1873 bis dahin 1874 zur Deckung der Kosten des Lanesfonds, so wie des dem Fürstenthume an den Bundeslasten obliegenden Anteils nach dem unterm 5. October 1853 erlassenen und durch den officiellen Anzeiger Nr. 13 publicirten Edicte eine Steuer erhoben und damit fördersamst angefangen werden, welches zur allgemeinen Nachachtung und mit dem Anfügen bekanntgemacht wird, daß der 26. d. M. August als Normaltag für die Bestimmung des status quo, wonach die Steuer zu bezahlen, festgesetzt ist.
Diejenigen Landbewohner, deren Gesellen und Dienstboten ihr Geschäft respective ihren Dienst vor Erhebung der Steuer verlassen, haben von denselben die edictmäßige Steuer zurückzubehalten und am Zahlungstage mitzuberichtigen.
Schönberg, den 23. August 1873.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Schönberg. Eine größere Versammlung von Bürgern unserer Stadt beschloß am vorigen Sonnabend die Herstellung einer allen billigen Anforderungen entsprechenden Badeanstalt am See, da das Wasser der Maurine aus verschiedenen Gründen untauglich dazu erschien. Da allseitig die Beschaffung in der Art gewünscht wurde, daß die Benutzung noch in diesem Jahre beginnen könne, so wurde ein Komite niedergesetzt, welches in einer in kürzester Frist zu berufenden zweiten allgemeinen Versammlung das Resultat der Vorarbeiten vorzulegen und hiermit den Bau zu übertragen haben wird. Da Einfachheit als erste Bedingung hingestellt wurde, möchten sich die Kosten unschwer, vielleicht durch Privatspekulation beschaffen lassen, wie denn auch durch niedrige Preise der Bäder die Benutzung möglichst vielen zugänglich gemacht werden wird. Eine bestimmte Zeit wird täglich nur Damen die Benutzung gestattet sein. Wahrscheinlich wird auch eine einfache Sturzbadvorkehrung hergestellt werden können.
- Das prachtvolle Denkmal, welches am 2. September auf dem Königsplatze in Berlin unter großen Feierlichkeiten enthüllt wird, gilt den Siegen in drei Kriegen: den Siegen über die Dänen (1864), über die Oesterreicher (1866) und über die Franzosen 1870. In den gemeinschaftlichen Siegen von 1870 liegt die Versöhnung über die Siege von 1866, die zum Theil wider Deutsche erfochten wurden. Die Feier ist unter diesen Umständen überwiegend eine preußische und militärische. Das Denkmal, dessen Grundstein schon vor 1870 gelegt worden war, ist zum großen Theil aus eroberten Kanonen gegossen, von gewaltigem Umfang und kostet an 500,000 Thaler.
- Der Pabst hat eine Revision des Vaticanischen Concils angeordnet und dazu eine Anzahl Cardinäle und Bischöfe einberufen, die zugleich eine Definition des Unfehlbarkeitsdogma festsetzen sollen. Man sieht, der Pabst will milde Saiten aufziehen.
Die dem Gesetze ungehorsamen Bischöfe in Preußen werden wie andere Gesetzübertreter sehr nüchtern abgeurtheilt. Der Posener Erzbischof wurde wegen Einsetzung eines Geistlichen ohne Zustimmung der Regierung gerichtlich zu 200 Thlr. Strafe verurtheilt, der Fuldaer Bischof wegen der widergesetzlichen Einsetzung zweier Geistlichen zu 400 Thlr. Man sagt nun, die Bischöfe wollten mehr Schwung in die Sache bringen und wo möglich in acht Tagen alle erledigten Stellen besetzen, ohne die Regierung zu fragen. Würden sie das wirklich thun, so würden nur die Hülfsrichter bei den Gerichten ihre Auferstehung feiern - wegen Ueberhäufung der Strafrichter mit Arbeit.
- Als untrügliches Mittel, sich vom Tode zu überzeugen, giebt Dr. Magnus folgendes Mittel an. Man umschnüre einen Finger des zu Prüfenden mit einem Faden recht fest und straff. Am Lebenden wird man alsdann wegen des nicht aufgehobenen Blutumlaufs in kurzer Zeit ein Rothwerden des abgeschnürten Theiles beobachten; tritt diese Färbung nicht ein, so ist der Tod mit Sicherheit eingetreten. -
- Unsere lieben Nachbaren, die Russen, sorgen immer wieder von Zeit zu Zeit dafür, daß wir uns nicht zu sterblich in sie verlieben. - Neulich haben sie, nämlich ein Hauptmann mit seinen Soldaten, sechs Ochsen, die auf der Waide wild wurden und über die Grenze (bei Wreschen) setzten, abgefangen, und als die Thiere sich losrissen und in mächtigen Sätzen in das preußische Vaterland zurückeilten, drängen sie über die Grenze nach und entführten das Vieh. Die Eigentümer, die ihr Vieh reclamirten, wurden ebenfalls festgehalten und gefangen gesetzt. Die Ochsen sind wieder ausgeliefert, die Eigentümer aber nicht, und nun müssen Berge von Schriften verschrieben werden, um diese zu befreien.
- König Victor Emanuel hat sich endlich doch entschlossen, dem Kaiser von Oesterreich in Wien und dem Kaiser Wilhelm in Berlin seinen Besuch zu machen.
- Der elfte deutsche Juristentag in Hannover, der am 28. Aug. seinen Anfang nahm, ist von 350 Juristen besucht. Zum Präsidenten wurde abermals Prof. Gneist aus Berlin erwählt.
- Um den Posten eines Castellans in Schloß Babelsberg (Wohnung des Kaisers Wilhelm) haben sich 80 Bewerber gemeldet. Der jüngst verstorbene Castellan hat sich in 10 Jahren ein Vermögen von 50-60,000 Thlr. durch Trinkgelder erworben.
- Für das Liebig=Denkmal sind aus allen Erdtheilen Liebesgaben eingegangen und man berechnet die Summe auf 200,000 Thaler.
- Kein Soldat in der Welt hat so viel Schlachten erlebt als wie der alte Ditteney in Heidelberg. Er war der alte Gasthalter der Hirschgasse in Heidelberg, in welcher die Studenten ihre Paukereien abmachen. Dieser Tage hat er, 88 Jahre alt, kapituliren müssen.
- Verlaßt euch nicht auf Rothwein in der Cholera Zeit warnt ein Lehrer in Magdeburg. Ich komme zu einem Bekannten, einem Kaufmann und sehe mit Verwunderung auf seinem Tisch viel

[ => Original lesen: 1873 Nr. 69 Seite 2]

Flaschen Weißwein stehen und auch einige Flaschen mit Heidelbeer= und Kirschsaft. Was machen Sie denn da? frage ich. Ach, antwortet er, alle Welt verlangt jetzt Rothwein gegen die Cholera und da färbe ich meinen Weißwein. - Ob nun Heidelbeersaft gegen die Cholera hilft, das frage ich die Aerzte. So zu lesen in der Magdeb. Zeitung Nr. 399. (Wir sagen: Trau, schau, wem! d. h. seht Euch die Firma an! D. R.)
- In München spielte der Wunderdoktor Heubner mit seinen unfehlbaren Choleratropfen eine große Rolle. Da brachten eines Morgens die "Neuesten Nachrichten" drei Anzeigen auf einmal 1) eine Anpreisung der Choleratropfen von Heubner selbst, 2) die Danksagung eines durch die Tropfen vom Tode Geretteten und 3) die Anzeige vom Tode des Tropfen=Heubner - an der Cholera.
- In München gehen Staatsanwälte und Chemiker Hand in Hand in Verfolgung vom schlechtem, ungesunden Bier. Elf Bierwirthe haben bereits Strafe erlitten und die größte Strafe ist das Bekanntmachen ihrer Namen. Auch die Metzger, die schlechtes Fleisch führen, sollen öffentlich genannt werden.
- In der ganzen Welt werden nicht so viele Eier gegessen wie in England. In den letzten 7 Monaten wurden für 1,677,792 Pf. Sterling Eier eingeführt, eine Summe, die um 40 Procent größer ist ,als die in der entsprechenden Periode des vorigen Jahres.
- Der Durst mancher Menschen ist fabelhaft - fast ebenso fabelhaft wie die nachstehende Geschichte, die wir dem "Frbl." nacherzählen. Hiernach ist im Frankfurter Viertel ein Herr seit Jahren bekannt, der täglich ein Achtel bayrisch Bier vertilgt und sich dabei im höchsten Grade wohl befindet, nur daß ihm sein ungeheurer Bauch hin und wieder einige Unbequemlichkeiten macht. Dieser Herr ist an Tagen, wo er nur 25 Seidel trinkt, seinem eigenen Geständniß nach, unwohl. Man erkannte ihm bis dato den ersten Preis in jener Gegend zu. Doch hat er vorgestern seinen Meister gefunden. In einem großen und viel besuchten Local der Landsbergerstraße erregte ein Herr zunächst dadurch die Aufmerksamkeit der Umsitzenden, daß er, obwohl nur in Begleitung seiner Frau erschienen, vier Seidel bestellte. Drei nahm er in Beschlag und trank unter dem Erstaunen der Gesellschaft in etwa drei Viertelstunden 12 Seidel Patzenhofer Bier, blieb dabei äußerst gemüthlich und ging bald nach Hause. Dieser Herr, ein keineswegs besonders "Dicker", versicherte auf Befragen, daß er, wenn er Tags über viel läuft, mit Bequemlichkeit 42 Seidel hinabschlürft, man würde dies - so fügte er lachend hinzu - nicht so abnorm finden, wenn man seinen Durst sehen oder empfinden könnte, das Verhältniß sei ein durchaus richtiges. - Wenn Berlin viele solcher Kämpen hat, dann kann man sich nicht wundern, daß das gute Bier so schnell ausgetrunken und jetzt allerwärts junges Bier ausgeschenkt wird.


Anzeigen.

Der Gottlieb Asmus Christian Möller, geboren am 20. Mai 1850 zu Schwanbeck, hiesigen Fürstenthums, unehelicher Sohn der Arbeitsmann Dose'schen Eheleute daselbst, welcher sich bereits am 26. April 1870 zur Erfüllung seiner Militairpflicht hätte stellen müssen, sich bisher aber nicht gestellt hat, wird in Gemäßheit der Verordnung vom 23. December 1870, betreffend das Verfahren gegen ausgetretene Militairpflichtige etc., edictaliter hierdurch geladen, in dem auf Donnerstag, den 4. September 1873, Morgens 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Justiz=Amte anstehenden Termine sich einzufinden, unter dem Nachtheile, daß er im Falle seines Ausbleibens in dem anberaumten Termine dem Befinden nach des angeschuldigten Vergehens des §. 140 des Strafgesetzbuchs für überführt angenommen und gegen ihn auf die gesetzliche Strafe wird anerkannt werden.
Schönberg, den 3. Juni 1873.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.


Die zum - insolventen - Nachlasse des zu Schönberg verstorbenen Buchbinders Carl Bade gehörigen Effecten, als: Mobilien verschiedener Art, ein Harmonium, die sämmtlichen Buchbindereigeräthschaften, die Ladeneinrichtung, die sämmtlichen Waarenvorräthe der Stickerei= und Galanterie=Handlung, die sämmtlichen Werke der Leihbibliothek auch Bett= und Leinenzeug, Gold= und Silbersachen, sowie verschiedene Kleidungsstücke sollen von dem unterzeichnetem Justizamte, als Concurs=Gericht, im Saale der Gastwirthin Frau Boye hieselbst am Donnerstag den 25. September d. J. von Vormittags 9 Uhr an und event. an den folgenden Tagen von derselben Tageszeit an öffentlich meistbietend verkauft werden, und werden Kaufliebhaber hiermit aufgefordert, sich dazu zahlreich einfinden zu wollen.
Schönberg, den 20. August 1873.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)     A. Dufft.


Holz=Auction in Lübeck.

am Montag, den 8. September 1873, Vormittags präcise 10 Uhr, über

für schwedische Rechnung

mit dem Schiffe Sigrid von Oscarshamm hier angebrachte

585 Zwölfter 3 Stück Wahlbretter und Planken

auf dem Holzlagerplatze Nr. 7 am neuen Hafen, durch den Auctionator

Joh. N. Stolterfoht Gottl. Sohn.


Nach Gottes unerforschlichem Rathschlusse endete heute Nachmittag um 3 Uhr ein sanfter Tod das thätige Leben meiner lieben Frau geb. Bruhn im fast vollendeten 60. Lebensjahre nach 8tägigem schweren Leiden, welches ich Freunden und Bekannten hindurch mit der Bitte um stille Theilnahme ergebenst anzeige.
Blüßen, den 31. August 1873.
H. Eckmann sen., nebst Familie.
Die Beerdigung findet am Donnerstag Nachmittag 4 Uhr statt.


Nachdem ich beantragt habe, mich aus meiner Stellung als Auditor zu entlassen, bin ich in der Lage Advocaturgeschäfte beim hiesigen Justizamte übernehmen zu können.
Schönberg, den 26. August 1873.
C. Giehrke, Advocat und Notar.


Feuer

von Rapsschoten auf dem Stover Hoffelde am 2. September.


Am Donnerstag, den 4. d. M. werden auf dem Römnitzer Felde Rappschoten verbrannt.


Am Freitag und Sonnabend, den 5. und 6. d. M. sollen auf dem Rünzer Hoffelde Rapsschoten verbrannt werden.


Saat-Waitzen u. Saat-Roggen direct aus der Probstei bezogen, empfehlen Wilh. Heincke & Greiff.


Nachdem ich hieselbst ein Taback= und Zigarren=Geschäft eröffnet habe, halte dasselbe einem geehrten Publikum von Stadt und Land bestens empfohlen und bitte um geneigten Zuspruch.
Heinr. Meyer vor der Marienstraße Nr. 60.


H. Scheer,
Schirmfabrikant in Schönberg

empfiehlt Regenschirme mit Seide, Wolle und Baumwolle zu billigen Preisen. Auch werden Schirme mit den genannten Stoffen überzogen, sowie alle Reparaturen reell und billig ausgeführt.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 69 Seite 3]

Vom 1. Mai cr. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserer Gesellschaft angemeldet:

 1. vom Hauswirth Schmidt in Lankow 1 Pferd 125 Thlr.
 2. vom Schulzen Dräger zu Lauen 1 Kuh 40 Thlr.
 3. vom Bäckermeister Retelsdorf hieselbst 1 Pferd 40 Thlr.
 4. vom Holländer Wulff zu Mechow 1 Pferd 100 Thlr.
 5. vom Thierarzt Stockmann vor Ratzeburg 1 Pferd 50 Thlr.
 6. vom Hauswirth Böttcher zu Campow 1 Kuh 40 Thlr.
 7. vom Hauswirth Roxien in Grieben 1 Pferd 200 Thlr.
 8. vom Steuer=Commissair Grapow hieselbst 1 Kuh 45 Thlr.
 9. vom Arbeitsmann Strickert zu Torriesdorf 1 Kuh 35 Thlr.
10. vom Hauswirth Bade zu Ollndorf 1 Kuh 45 Thlr.
11. vom Hauswirth Wigger zu Grieben 1 Pferd 105 Thlr.
und werden unsere Mitglieder ersucht zur Deckung dieser Schäden einen Beitrag von 32 Schill. pro 100 Thaler Versicherungssumme am Dienstag, den 9. September 1873, Morgens 10 Uhr im Gasthofe der Frau Boye hieselbst einzuzahlen.
Da wir vom 1. Januar bis 1. Mai nur 16 Schill. für Schäden zu zahlen hatten, so beträgt der Gesammtbeitrag incl. obiger Verluste in den ersten 8 Monaten d. J. nur 1 %.
Schönberg, den 1. September 1873.

Direction der Viehversicherungs-Gesellschaft für das Fürstentum Ratzeburg.
Lorenz Vock.     Wilh. Heincke.


Frankfurter Pferde=Markt=Lotterie
mit Genehmigung hoher Regierung.
Ziehung am 22. October d. J.

Bei dieser Lotterie kommen 9 elegante Equipagen mit 4 und 2 Pferden bespannt 1 feiner Schlitten mit 2 Pferden, 60 der schönsten Reit= und Wagenpferden nebst vielen Hunderten von anderen sehr wertvollen Gewinnen zur Vertheilung. Zu dieser allgemein so beliebten Lotterie versendet der Unterzeichnete Loose incl. Porto und Spesen bei Uebersendung der resp. Gewinne:

1 Loos für 1 Thlr. 5 Sgr. oder 2 Fl. 3 Kr.
6 Loose für 7 Thlr. - Sgr. oder 12 Fl. 15 Kr.
gegen Einsendung des Betrages oder per Postvorschuß. Jeder Theilhaber erhält nach der Ziehung eine Gewinnliste franco und gratis übersandt durch das Handlungshaus von

Joh. Geyer in Frankfurt a. M.   

NB. Da in der Regel die Betheiligung bei dieser Lotterie eine ungemein starke ist, so wolle man Bestellungen baldigst machen, um allen Wünschen genügen zu können.


Einem geehrten landwirthschaftlichen Publikum mache ich hiedurch die ergebene Anzeige, daß mir Agenturen von

landwirthschaftlichen Maschinen und Geräthen

aus den renommirtesten amerikanischen, englischen und deutschen Fabriken übertragen sind, z. B. Dampf= und Pferde=Dreschmaschinen, Häckerling= und Mähmaschinen, sowie alle sonstigen landwirthschaftlichen Maschinen und Geräthe, die ich zu Fabrikpreisen verkaufen werde.

Krämer Wulff in Ziethen.


An die Bewohner
Ratzeburg's und der Umgegend.

Die Erinnerung an die großen Ereignisse der Jahre 1870 und 1871, an die Einigung der Deutschen Stämme und die Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches hat fast überall im Deutschen Reiche zu einer nationalen Gedenkfeier geführt.
Zur Förderung dieses nationalen Gedankens sind die Unterzeichneten gleich wie im vorigen Jahre zusammengetreten und bitten alle Gleichgesinnten, sich an dem in diesem Sinne auf Montag den 8. und Dienstag den 9. September d. J. festgesetzten

Erinnerungsfeste in Ratzeburg

zahlreich betheiligen zu wollen.
Wir haben auch für dies Jahr die obigen Tage und nicht den 2. September gewählt, weil unsere Garnison erst am 6. September von den Herbstübungen zurückkehrt.
Der Feier den Character eines von nationalem Bewußtsein getragenen Volksfestes zu verleihen, werden wir uns bemühen und erbitten wir dazu die Theilnahme unserer Mitbürger von Stadt und Land!
Die Reihenfolge der Festlichkeiten werden in einem Festprogramme veröffentlicht werden.
Ratzeburg, im August 1873.

W. Bätcke.
F. Bendfeldt.
L. Bierschenk.
H. Brunnenberg.
C. Brunnenberg.
Fried. Dierking.
G. E. Erich.
W. Gentsch.
F. Harms.
Wilh. Harmsen.
Friedr. Haase.
H. Horz.
H. Hansen.
Hornbostel.
Kielmannn.
W. Langhans.
v. Langsehr.
W. Meyer.
G. Michelsen.
Wilh. Osenbrüg.
Sachau.
Schmidt.
A. Schmolmask.
Steinmetz.
Stamer.
Thiele.
W. Witt.
Chr. Vollmar.
Freistatzky.
G. Kammerhoff.
Seeler.

[ => Original lesen: 1873 Nr. 69 Seite 4]

Programm
des
Sedan=Festes zu Schönberg
am
2. September 1873.
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Morgens 7 Uhr: Reveille.
Morgens 9 Uhr: Festzug durch die Stadt vom Siemzer Thor nach dem Amte und von dort in die Kirche.
Der Festzug wird bestehen aus den Kriegern, Beamten, dem Magistrat, der Schützenzunft, den Gewerken, Vereinen, Schulen und Jedem, der sich anschließen will, und sich am Siemzer Thor beim Hause des Zimmermeisters Egert formiren. Die Reihenfolge ist die vorigjährige.
Morgens 10 Uhr: Gottesdienst in der Kirche.
Morgens 11 Uhr: Ausmarsch der Schuljugend und Krieger zum Schießplatz auf dem Baubrink. Schießen der Schuljugend nach dem Vogel und der Scheibe, sowie Ringstechen daselbst um vom Komite gegebene Preise.
Nachmittags 1 1/2 - 2 1/2 Uhr: Freie Harmonie auf dem Baubrink.
Nachmittage 4 Uhr: Concert im Schwiesow'schen Garten; Beginn des Tanzes in den öffentlichen Localen.
Abends 8 Uhr: Illumination, Fackelzug vom Amtsplatz nach dem Voßberge, Abbrennen eines Freudenfeuers, patriotische Gesänge, Festrede.
Die Bewirthung der Krieger findet in der Weise statt, daß Freimarken an dieselben ausgegeben werden, welche in den öffentlichen Localen Gültigkeit haben. Die auf diese Marken reflectirenden Krieger wollen ihre Namen bis 10 Uhr Morgens dem Schriftführer des Kampfgenossenvereins, Herrn Westphahl, aufgeben, und die Marken nach dem Ausmarsch auf dem Schießplatz in Empfang nehmen.
Diejenigen, die auf dem Schießplatze mit Buden ausstehen wollen, mögen sich Sonntag Nachmittag 6 Uhr auf dem Platze bei den dort anwesenden Herren Senator Stüve und Hagemeister melden.
Die Einwohner der Stadt und des Amtes werden ergebenst ersucht, zur Feier des Tages ihre Häuser mit Laub und Flaggen zu schmücken und Abends zu illuminiren.
Zur zahlreichen Betheiligung an diesem nationalen Feste werden alle Bewohner von Stadt und Land insbesondere die Krieger hierdurch aufgefordert.

Das Komite zur Feier des 2. September.
H. Götze.    J. Hagemeister.    Dr. Marung.    S. Egert.    C. Stockfisch.    Dr. Juling.    F. Stüve.    C. Kähler.    Schulze Busch=Rodenberg.    Schulze Siebenmark=Falkenhagen.    F. Kröger=Lockwisch.    Schulze Oldörp=Resdorf.


W. Kolls, Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Am Dienstag den 2. September wird in meinem Gartenlocale

Concert
(Anfang 4 Uhr Nachm., Entree 8 Schilling (Mecklenburg))

und nach dem Fackelzuge

BALL

stattfinden. Entree 16 Schilling (Mecklenburg).

Abends Illumination des Gartens und Feuerwerk.

A. Schwiesow.           


Am Dienstag den 2. September, dem Tage der Sedan=Feier, Mittags von 12 Uhr an:

Gänsebraten, Beefsteak, Kalbsbraten etc.

portionsweise in meinem Gartenlocale, wozu Stadt= und Landbewohner hiedurch freundlichst eingeladen werden.

A. Schwiesow.           


Von meiner Koppel, genannt Neues Land, an der Lübecker Chaussee ist mir vor einiger Zeit Hafer von den Halmen abgestreift. Wer mir den Thäter zur gerichtlichen Bestrafung nachweist erhält 10 Thaler Belohnung.
Schulze Voß in Sülsdorf.


Am Montag den 8. und Dienstag den 9. September d. J.

Scheibenschießen
nach werthvollen Gewinnen

Der Satz von 3 Schüssen kostet 16 Schilling und kann auf einen Satz nur ein Gewinn fallen.
Der Ball findet am Montag, den 8. September statt.
Ergebenst J. P. Kooß.
Menzenberg.

Alles unbefugte Fahren auf unserem Feldweg nach dem Molzahner Torfmoor verbieten wir hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung.
Die Dorfschaft Kl.=Molzahn.


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruhm erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei Emil Jannicke, Bandagist.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl.14 - 15 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.8 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Schinken pr. 500 Gr.10 Schilling (Mecklenburg),
Eier 5 - 6 St.4 Schilling (Mecklenburg),
junge Kartoffeln 10 Lit.6 - 7 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen24 - 25Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen15 1/2 - 16Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Gerste14 1/4 - 14Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Hafer14 1/4 - 15 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps22 1/2 - 23Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs.21 1/2 - 22Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.19 1/2 - 20Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


Hiezu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 69 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 69 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 2. September 1873.


Das Kräutlein Widertod.
Eine Geschichte aus den Alpen.
Von August Silberstein.
(Fortsetzung.)


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