No. 62
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 08. August
1873
dreinundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1873 Nr. 62 Seite 1]

Mit der heutigen Nummer wird Nr. 24 des Reichsgesetzblattes versandt.


- Schönberg, den 2. August. Wie wir hören, ist der Weinhändler und Minenspeculant F. C. Klemm zu Melbourne, ein Deutscher von Geburt, mit dem letzten Postdampfer nach Europa abgereist, um Capitalien aufzutreiben behufs Untersuchung eines Landstriches, welcher nach seiner Meinung Indicien von Goldhaltigkeit zeigt. Bei den sehr üblen Erfahrungen, welche anderweitig in derartigen Speculationen gemacht worden sind, wird man wohl thun, etwaige ähnliche Anerbietungen vorsichtig aufzunehmen.
- Die Frage über einen nochmaligen Zusammentritt des Reichstages vor Ablauf der jetzigen Legislaturperiode, schreibt die "Sp. Ztg.", befindet sich genau in demselben Stadium wie bei dem Schlusse des letzteren; augenblicklich sprechen noch eben so viele Stimmen und Gründe dafür wie dagegen, die in Abwickelung begriffenen Arbeiten des Reichskanzleramtes, welche sich auf den Wiederzusammentritt des Bundesrathes beziehen, werden wohl das Hauptargument für die Entscheidung bringen. Eine Herbstsession des Bundesrathes aber ist mit Sicherheit zu erwarten. Schon wegen der Reichsjustizgesetze, zu deren Inangriffnahme die Vorbereitungen nahezu abgeschlossen sind. Man wird mit der Civilproceß=Ordnung voraussichtlich beginnen. Das Referat hierüber war bekanntlich dem bayrischen Justizminister Dr. Fäustle übertragen und kurz vor dem Schlusse der Reichstags=Session bereits zum Abschluß gelangt, der letztere ließ den Gegenstand vertagen. Wie weiter verlautet, soll auch die Frage wegen Revision der Gewerbeordnung schon im Herbst den Bundesrath beschäftigen. Ob es zu einer so umfassenden Abänderung der Gewerbeordnung kommen wird, wie von einigen Seiten gemeldet worden, darf man vorläufig wenigstens bezweifeln. Es ist bereits gemeldet worden, daß der preußische Handels=Minister in Bezug auf wirklich constatirte Unzuträglichkeiten sehr umfassende Erhebungen angeordnet hat. Es liegt in der Absicht, nach dieser Richtung hin auf der ganzen Linie vorzugehen, und nach Ausfall der Ergebnisse Anträge an den Bundesrath zu richten. Daß die zahlreichen bezüglichen Petitionen an den Landtag und Reichstag wesentlich die erwähnten Bestrebungen fördern, darf als sicher angesehen und mit Genugthuung constatirt werden, daß diese Petitionen ihren Zweck erreicht haben. - Uebrigens wird es als ein Zeichen für die Wahrscheinlichkeit einer Herbstsession des Reichstages aufgefaßt, daß bekanntlich die Nachwahlen für die erledigten Mandate für die nächste Zeit bereits angeordnet worden sind.
- Ueber die Räumung Frankreichs wird den "Times" von ihrem Special=Correspondenten in Belfort unterm 31. Juli telegraphirt: "Gestern Abend verbrannten die Deutschen Treppen einen Theil ihrer militärischen Vorräte, die sie nicht fortschaffen konnten und die werthlos waren. Heute Morgen um 5 1/2 Uhr marschirte eine erste Colonne Feldartillerie mit klingendem Spiele und wehenden Fahnen ab. Es gab sich keine Aufregung kund: alle Fenster waren geschlossen und die Straßen verödet. Morgen wird das 21. Infanterie=Regiment, das von Anfang an hier in Garnison lag, zur selben Stunde die Stadt verlassen. Am Sonntag Morgen, ebenfalls zur nämlichen festgesetzten Stunde, wird endlich die Festungsartillerie, sowie sämmtliche Infanterie und Cavallerie abmarschiren. Belfort wird dann vollständig geräumt sein. Nachrichten, die hier aus den Departements der Maas und Mosel eingegangen sind, melden, daß die Räumung dort gleichzeitig mit der in Belfort bewerkstelligt wurde, damit sie am nämlichen Tage ihre Endschaft erreiche. Die größte Ruhe herrscht in den Departements vor."
- Die Brennpunkte der Aufstände und Kämpfe in Spanien sind dieser Tage die Städte Valentia, Sevilla , Malaga und Cadir gewesen. Cartagena wird von den Aufständischen in Besitz gehalten, diese schickten Verstärkungen nach Valentia, bombardirten Almeria und äscherten das deutsche Consulatsgebäude ein. In Valentia plünderten die Aufständischen die Bank und in Sevilla zündeten sie vor ihrer Niederlage alle öffentlichen Gebäude mit Petroleum an. Vier deutsche Kriegsschiffe kreuzen vor Malaga und im Hafen von Bilbao sind englische und französische Kriegsschiffe eingelaufen, was auf eine wichtige Krisis hindeutet.
- Der Capitän Werner, der das spanische Kanonen=Dampfboot Vigilante weggenommen hat, ist von dem Commando des deutschen Geschwaders in den spanischen Gewässern abberufen worden. Es wird abzuwarten sein, ob damit sein ganzes Verhalten gemißbilligt werden, oder ob durch diesen Act nur bezeugt werden soll, daß auch der Schein einer Intervention in die spanischen Angelegenheiten, welche in dem Aufgreifen der Vigilante von irgend welcher Seite gefunden werde könnte, seitens der deutschen Regierung abgewiesen werde.
- Wir müssen den Lesern den Seecapitän Werner vorstellen, dem Commandeur der deutschen Flotte an der spanischen Küste. Er ist kein Heißsporn, obgleich er die Vigilante weggenommen, sondern der nüchternste, gewissenhafteste Mensch, fast ein Pedant und in seinem ganzen Wesen das Urbild eines englischen Schiffscapitäns. Er commandirt langsam, bedächtig bis zur tödlichsten Langeweile, flucht niemals, geht Sonntags in die Kirche, trinkt nicht einmal Wein, raucht nicht und ist ein Fanatiker der Disciplin. Im Jahre 1848 kam er zur deutschen Flotte und kam mit ihr unter den Hammer, kommandirte dann Hamburger und englische Handelsschiffe, machte Reifen um die Welt und trat später in die preußische Marine zurück. Er ist nicht nur ein tüchtiger Seemann, sondern auch ein vortrefflicher Schriftsteller, er hat See=Figuren geschaffen, die denen Marryats ebenbürtig sind. Sein Seecadet Vogel, welcher dem "Passagier" ein Haar durch's Fernrohr spannt und ihm jenseits Teneriffa den Aequator zeigt, ist einer der humoristischen Figuren, die man sich denken kann und seine Skizze "Marine=Cavallerie" ein Cabinetsstück der Literatur. (Die englische Presse stellt die Wegnahme der Vigilante als vollständig berechtigt dar; die deutschen Einwohner und Schutzbefohlenen in Cartagena haben eine Dankadresse an den Capitän Werner erlassen.)
- Der Einfluß fanatischer Geistlichen, namentlich jüngerer in Bayern, zeigt sich in erschreckender Weise. In Oberbayern ist es wiederholt vorgekommen, daß Landwehrleute zu den Uebungen ohne das Denk= und Ehrenzeichen an den großen nationalen Krieg von 1870 einrückten, an den Sieg, den

[ => Original lesen: 1873 Nr. 62 Seite 2]

sie selbst mit Begeisterung erringen geholfen haben. Ernstlich befragt gestanden sie zögernd, ihre Pfarrer hätten ihnen gesagt, es sei eine Sünde und Schande, ein Denkzeichen an den Sieg zu tragen, in welchem sie ihre katholischen Brüder in Frankreich bekämpfen mußten. Der Deutschland aufgedrungene nationale Krieg wurde ihnen als ein Krieg des ketzerischen Preußen zur Vernichtung der katholischen Kirche geschildert.
- Mit dem 4. und 6. August sind wir in die dritten Jahrestage der deutschen Siege bei Weißenburg=Wörth und Spicheren getreten. Wir wissen jetzt genau, wie schwer der Doppelsieg bei Wörth und Spicheren errungen worden ist, und welch ungeheuerer Preis auf dem Spiele stand. Auf deutscher und französischer Seite handelte es sich um den ersten Erfolg. Hatten Mac Mahon und Frossard den ersten Erfolg, so wurden Oesterreich, Italien und Dänemark in den Krieg hineingerissen. Die Schlachten von Wörth und Spicheren wurden allerdings gegen den Plan Moltkes geschlagen und wurden deshalb noch in diesen Tagen "zwei Siege aus Mißverständniß" genannt. Die todesmuthige Begeisterung und die Ausdauer der deutschen Truppen, der Wetteifer der Führer und Soldaten, waren kein Mißverständniß, und selbst auf dem strategischen Schachfelde glich Spicheren einem gegenseitigen Austauschen von Steinen, wobei Deutschland wichtiges Terrain gewann, Wörth aber, mit der Flucht des besten französischen Feldherrn, der Vernichtung der besten französischen Soldaten, wie der Afrikaner und der elsässischen Kürassire, der Erbeutung eines halben Hundert Geschütze und der Abführung von 10,000 Gefangenen, glich der Wegnahme der Königin. Alle Welt hielt damit damals die Partie für entschieden und das rettete uns vor dem Auftreten neuer Feinde.
- Herr Criminell, ich melde mir! wird Erzbischof Ledochowski in Posen am 8. August sagen. Er ist vor das Criminalgericht geladen, um über seine neueste Widerspenstigkeit gegen die staatlichen Kirchengesetze verhört zu werden.
- Kaiser Wilhelm ist über Nürnberg und Regensburg, wo er im altberühmten Gasthof zum goldenen Kreuz übernachtete, nach Gastein gereist.
- Der deutsche Kronprinz ist am 5. August, Nachmittags 1 Uhr, auf der "Grille" und in Begleitung des kaiserlichen Geschwaders in Christiania angekommen und am Landungsplatze vom Könige Oscar empfangen. Darauf erfolgte unter lebhafter und zahlreicher Betheiligung der Bevölkerung der Einzug desselben in die mit Flaggen festlich geschmückte Stadt. Der Kronprinz nahm im Königlichen Schlosse Wohnung.
- Am Sonntag fand in Kiel die feierliche Grundsteinlegung zum neuen Universitätsgebäude in Anwesenheit des Kronprinzen statt.
- Die polnischen Sechzehnschillingsstücke. Bei der bevorstehenden Reinigung des deutschen Geldmarktes wird auch eine längst vergessene Münze eine endliche Entscheidung erfahren müssen, nämlich die alten polnischen Sechzehnschillingsstücke. Hier wird die Lösung jedoch um so schwieriger, als eigentlich diese Münzstücke keine Heimath mehr haben und es längst bekannt ist, daß sie den Werth von 16 Schillingen nicht haben. Die öffentlichen Cassen nehmen sie schon lange nicht mehr in Zahlung und bei der Einschmelzung - ein anderes Schicksal kann ihnen ja schließlich nicht bevorstehen - werden größere Verluste unausbleiblich sein. Die von dem ersten Napoleon eingesetzte polnische Regierung besteht seit 60 Jahren nicht mehr und ist ohne Rechtsnachfolger geblieben, welcher sich zu den, von dieser geprägten Münzen bekennen will. Irgend ein Beschluß wird aber doch gefaßt werden müssen.
- Kronprinz Albert von Sachsen ist durch den Telegraphen aus Metz nach Pillnitz an das Krankenlager seines Vaters zurückgerufen worden. Er ist 45 Jahre alt, drei Jahre älter als der deutsche Kronprinz. Die Meinungen stehen noch nicht fest, was von seiner Regierung zu erwarten, sind aber überwiegend günstig. Er gilt für gescheidt, von praktischem Verstande und ziemlich vorurtheilsfrei. Früher hielt man ihn für exclusiv militärisch gesinnt und seit dem Jahre 1868 für wenig geneigt, sich mit der neuen Ordnung der Dinge in Deutschland zu befreunden. Mit dem französischen Kriege, wo er sich als tüchtiger Feldherr bewährte, ist die letztere Meinung in ihr Gegentheil umgeschlagen.
- Es bestehen in Berlin seit langer Zeit sogenannte "Molkereien", von denen manche Hausfrau um so lieber ihren Bedarf an Milch entnahm, als sie im Stande war, sich von der Reinheit und Unverfälschtheit der Milch zu überzeugen. Viele Frauen standen früher auf, gingen mit ihren Gefäßen selbst in den Stau und wohnten der Manipulation des Melkens an, sich dabei freuend, wenn die frische fette Milch vor ihren Augen in den Eimer strömte. Neulich soll sich nun herausgestellt haben, daß die Milch, aus eben solcher Molkerei entnommen, nach chemischer Analyse genau denselben Wasserzuschuß zeigte, wie die verpönte Händlermilch. Es ist dieser Umstand nur so zu erklären, daß der Eimer, der zum Auffangen der Milch bestimmt ist, bereits vorher mit dem obligaten Quantum Wasser versorgt ist und auf diese Weise die Hausfrauen in dem guten Glauben, sie erhielten die Milch "frisch von der Kuh", erhalten werden.
- Ein furchtbarer Waldbrand hat in der Nähe von Fürstenwalde mehr als 2000 Morgen alten, prächtigen Bestandes und viel geschlagenes und verkauftes Holz verzehrt. Das Feuer war durch die Unvorsichtigkeit von Kohlenschwelern entstanden; aus weiter Umgegend war alles zur Hülfe geeilt und zuletzt konnte man nur durch Gegenfeuer des gewaltigen Brandes Herr werden. Kläglich war der Anblick des Wildes. Feste, angesenkte Hirsche eilten in Todesangst mit ängstlichem Klagegeschrei durch die brennenden Büsche gefolgt von Haasen und wilden Schweinen.
- Als die zum Tode verurtheilten Raubmörder Marchner (siehe vor. Nummer) aus dem Schwurgerichtssaal zu Amberg nach der Frohnfeste zurückgeführt wurden, waren alle Straßen dicht mit Menschen besetzt, die ihnen Flüche und Verwünschungen nachschleuderten. Gleichgültig schritt der Vater, frech und trotzig der Sohn durch die empörte Menge. Da, in der Nähe der Frohnfeste, stellte sich dem jungen Marchner plötzlich ein armer Knabe mit einem Stelzfuß in den Weg, dem Verbrecher zurufend: "So jetzt hast Du Deinen Lohn; es hätt' keine Gerechtigkeit auf Erden und im Himmel gegeben, wenn Du nicht noch auf das Blutgerüst kommen wärst! Daß Dir der Kopf abgehaut wird, das hast Du um mich schon allein verdient!" Sprach's und verschwand in der Menge. Diese eigenthümlich erschütternde Scene fand ihre Begründung darin, daß der in der Nähe Thalmassings beheimathete Knabe vorigen Herbst am Wege saß, und sich vergebens abmühte, ihm zu enge Stiefeln, welche ihm die Haut abgerieben hatten, vom Fuße zu bringen, als eben Xaver Marchner vorüberfuhr. Auf dessen Fragen, was ihm fehle, klagte der Knabe sein Leid, und gab ihm Marchner, welcher sein Gespann halten ließ, den Rath, den Fuß zwischen die Radspeichen zu stecken und nur fest anzuziehen. Der arglose Knabe that dies - und in demselben Augen
blicke schrie Xaver Hüoh! Hüoh! und trieb mit der Peitsche die Pferde an! Dem Unglücklichen wurde der Fuß abgedreht, hülflos blieb er am Wege liegen und hohnlachend fuhr die menschliche Bestie weiter! Ein Strafantrag wurde nicht gestellt, doch das verdiente Geschick hat Xaver Marchner ereilt, er ist nun zum Tode verurtheilt.
- Ein Sergeant eines in Berlin garnisonirenden Regiments applicirte vor einigen Monaten einem Rekruten eine Ohrfeige, wofür er von dem betreffenden Companiechef mit 3 Tagen Mittel=Arrest bestraft wurde. Der Rekrut sah jedoch dadurch die ihm angethane Beleidigung nicht gesühnt, er theilte diesen Vorfall seinen Eltern mit und diese machten davon dem Kriegsministerium Anzeige. Vor einigen Tagen nun wurde dem Sergeanten Seitens des General=Commandos noch 7 Tage Mittel=Arrest zuerkannt.
- Der Schah von Persien spielt auch in Oesterreich den König der Könige mit großer Unbefangenheit. Schon auf der Reise dahin brachte er den ihm entgegen gesandten General Crenneville in helle Verzweiflung. Er stieg aus und übernachtete, wie und wo es ihm einfiel. Majestät, sagte ihm einmal der General, die Bahnzüge kommen in Confusion, es kann Unglück geben! - So ändern Sie die Bahnzüge, war die gleichmütige Antwort. - Endlich war er glücklich im Lustschloß Laxenburg bei Wien gelandet. Der Kaiser hatte ihn empfangen und begleitete ihn im Wagen ins Schloß; der Schah nahm allein den ganzen Ehrensitz ein und der Kaiser hätte sich rückwärts setzen müssen,

[ => Original lesen: 1873 Nr. 62 Seite 3]

wenn der Hofmarschall nicht auf den Einfall gekommen wäre, dem Schah zu sagen, die österr. Religion verbiete dem Kaiser rückwärts zu fahren. Erst dann rückte der Schah etwas zur Seite. Zwei Tage ließ der Schah den Kaiser auf seinen Gegenbesuch warten. Und wie geht's in dem schönen Schloß und Park in Laxenburg zu! Es ist als ob lauter Meerschweinchen dort logirten. Park und Schloß wimmeln von mehr noch liederlichen als lustigen Wienerinnen und die Zeitungen laufen über von den Mysterien von Laxenburg. Die Wiener finden die Berliner mit ihren unzähligen und bedenklichen Geschichten vom Schah und seinem Gefolge sehr rücksichtsvoll. Sie erzählen von einem artilleristischen Feuer der Blicke zwischen dem Schah und der Fürstin O. im Parke von Laxenburg. Der Schah stülpte, als er der Dame begegnete, seinen Operngucker über die goldene Brille und schoß Blitze, die Fürstin hielt Stand und beschoß ihn mit Hülfe ihres Lorgnons aus ihren feurigen Augen; dann wandten sich Beide langsam den Rücken. Das persische Hofgesindel schwärmt in allen Kneipen herum und macht Schulden auf Rechnung des Kaisers, es requirirte sogar Wäsche aus dem kaiserlichen Haushalt. Die Wiener versichern, der goldbesetzte Rock sitze den Persern viel näher auf dem Leib als das Hemd; ja, sie erzählen schwarz auf weiß, daß die schönsten Appartements des Schlosses von den Persern als - Appartements benutzt werden. - (In der Ausstellung interessirten den Schah am meisten die schönen Statuen und namentlich die Büsten, er setzte seinen hohen Führer, den Kaiser, förmlich in Verlegenheit. Als er später sein eigenes Bild erblickte, lachte er zum erstenmal mit dem ganzen Gesicht und zwang dadurch auch den Kaiser "ganz hin" zu sein.)
- Die Nachtigal, der erste Sänger der Schöpfung, wie Chateaubriand sie nennt, erfüllt mit ihrem Gesang das Herz jeder zartbesaiteten Menschenseele. Der Engländer James Borrington hat ihren Melodieen viele Jahre gelauscht und so weit es ihm möglich - ein Versuch, den schon mancher Andere vor ihm gemacht, so schon Aristophanes in den "Vögeln" - , in folgende phonetische Zeichen gebracht: Tiuu tiuu tiuu tiuu tiuu tiuu - Spe tiu zqua - quorror pipi - tio tio tio tio tio tix - qutio qutio qutio - zquo zquo zquo zquo - zi zi zi zi zi zi - quorror ru zqua pipipiqui - dlo dlo dlo dlo dlo dlo . . . quio trrrrrrr itz - lü lü lü ly ly ly li li li - quio didl li li . . . - gia gia gia gia . . . ti - tüf tüf tüf tyf tyf tyf tif tif tif - gi gi gi jo jo jo . . . la li le lü didl jo gia - quive zio zio zio pi.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die vor Schönberg belegene Vollstelle c. p. des Ackerbürger Peter Heinrich Grevsmühl hieselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Sonnabend, den 18. October d. J., Vormittags 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheile hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 2. August 1873.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)     A. Dufft.


Auction.
am Dienstag, den 19. Aug.,
Morgens 11 Uhr,
beim Schützenhause zu Grevesmühlen
über
18 Starken und 6 Bollen
aus Ostfriesland,
21 Starken und 5 Bollen
aus Angeln

Das Vieh ist in Ostfriesland und Angeln durch Mitglieder der patriotischen Vereine Grevesmühlen und Dassow angekauft und wird öffentlich meistbietend verkauft. - Nur Händler, sofern sie nicht Mitglieder des Patr. Vereins sind , sind als Käufer ausgeschlossen.
Die Auctionsbedingungen werden vorher verlesen.

Die Commission.


Allen, die meinem mir am Sonntag, den 3. August, nach Gottes unerforschlichem Rathschlusse entrissenen lieben Manne bei seiner am Montag erfolgten Beerdigung das Geleit zu seiner Ruhestätte gegeben, sage ich hierdurch meinen herzlichsten Dank!
Wittwe Johanna Schulz.


Wir vergüten für bei uns belegte Gelder bis auf Weiteres
4 1/2 % bei zwölfmonatl. Kündigung,
4 % bei sechsmonatl. Kündigung,
und 3 1/2 % dreimonatlicher Kündigung.
Die einzuzahlenden Gelder dürfen nicht weniger als Ct.Mark (Lübeck) 300. betragen und kann die Zinse halbjährlich erhoben werden.
Lübeck, den 23. Mai 1872.
Lübecker Bank.


Neuen Sommerfang=Hering feinster Qualität empfiehlt J. Ludw. D. Petersen.


Dreschmaschinen,

welche pr. Stunde so viel leisten als drei Drescher per Tag, liefert von Thlr. 66. an unter Garantie und Probezeit

Moritz Weil jr. in Frankfurt a. M.


Für Zimmerleute: Breitbeile, Stoß= und Bund=Aexte, Deestel, Winkel, Beetel, Bohrer, Hobel etc. etc.
Für Schmiede u. Schlösser: Pflüge, Wagenbüchsen, Feilen, Schneidkluppen, Schneidemesser, Schlüssel, Beschlagtheile etc. etc.
Für Tischler: Bau= und Möbel=Beschläge, Schrauben, Drahtstifte, Nägel, Handwerksgeräth etc. etc.
empfiehlt in größter Auswahl noch zu alten Preisen.
Ferner empfehle
zu Bauten:
Keller=, Dach= und Scheunen=Fenster=, Thür= und Fenster=Beschläge, Oefen und Spaarherde, Drahtgewebe vor Fenstern, Dachpappe.
Moritz Stein.
Ratzeburg.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 62 Seite 4]

Bilanz
der
Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank
in Schwerin
pro ultimo Juli 1873.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Schwerin, den 4. August 1873.

Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank.
C. A. Schwerdtfeger, Director.
C. L. F. Soltau, General=Agent.


Mecklenb. Lebensversicherungs- und Spar=Bank in Schwerin schließt Lebens=Versicherungen, Leibrenten=Versicherungen, Kapital=Einlagen, Darlehns und alle sonstigen Geld=Incasso, Bank= und Commissionsgeschäfte durch Vermittelung der unterzeichneten Agentur zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospecte für Lebensversicherungen, für Leibrenten=Versicherungen und für Spar=Bank sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt.
Agentur Rehna.
A. Wengler.


Pferd Am Freitag, den 8. d. Mts., bekomme ich einen Transport Säugefüllen, wozu ich Kaufliebhaber ergebenst einlade.
Schönberg, den 4. August 1873.
Aug. Kniep.


Erntehandschuhe

in verschiedenen Sorten und in großer Auswahl sind stets zu haben in Schönberg bei
Emil Jannicke, Handschuhmacher.


Steinkohlen=Theer in vorzüglicher Qualität verkauft die "Gasanstalt in Ratzeburg".


Wie durch Circulair bereits die Ehre hatten unserer geehrten Kundschaft mitzutheilen, hat unterzeichnete Gesellschaft die bisherige "Kollmann & Schetelig'sche Eisengießerei und Maschinenfabrik" käuflich übernommen.
Wiederholt vorgekommene Irrthümer in Adressirung der Briefe veranlassen uns, an unsere geehrte Kundschaft die ergebene Bitte zu richten, sich den Correspondenzen gütigst der untenstehenden Adresse bedienen zu wollen

Lübecker-Maschinenbau-Gesellschaft in Lübeck.


W. Kolls, Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Die Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank in Schwerin

schließt Lebensversicherungen, Leibrentenversicherungen, Kapital=Einlage=, Darlehns= und alle sonstigen Geld=, Inkasso- und Commissions=Geschäfte durch die unterzeichnete Agentur zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar=Bank=Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte näherer Auskunft bereitwillig ertheilt. Die von der Gesellschaft an die Lebensversicherten zur Vertheilung disponirten mittleren Dividenden betragen für die drei letzten Jahre resp. 36, 36 und 32 Procent der eingezahlten Prämie.

Haupt=Agentur Schönberg.


Mit dem Einsetzen künstlicher Zähne und Anfertigung künstlicher Gebisse in Kautschuck, wie mit der Reperatur schadhafter Gebisse, empfiehlt sich unter Garantie F. Büring, in Dassow.


Zu Michaelis oder 24. October suche ich ein mit guten Zeugnissen versehenes Mädchen, welches auch plätten und kochen kann.
Apotheker A. Wengler.
Rehna.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren. 25. Juli. Dem Schmiedemeister Busch zu Torriesdorf eine Tochter. - 25. Juli. Eine uneheliche Tochter in Schönberg. - 27. Juli. Dem Schneidermeister Joh. Otto hieselbst ein Sohn. - 28. Juli. Dem Arbeitsmann Stegmann zu Sabow ein Sohn. - 1. August. Dem Seiler Schlichting hieselbst ein Sohn. - 2. August. Dem Arbeitsmann Eggers vor Schönberg ein Sohn.

Gestorben. 3. August. Carl Friedrich Albert Schulz, Schornsteinfeger hieselbst, 35 J. 7 M. alt. - 6. August. Hans Peter Franz Wilhelm Groth, Arbeitsmannssohn zu Niendorf, 1 J. 10 M. alt.

Sonntag den 10. August.
Früh=Kirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl.14 - 15 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.8 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Schinken pr. 500 Gr.10 Schilling (Mecklenburg),
Eier 5 - 6 St.4 Schilling (Mecklenburg),
junge Kartoffeln 10 Lit.6 - 7 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen22 1/2 - 23Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Roggen14 1/2 - 15Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Gerste14 1/2 - 15Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer14 - 15 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps22 1/2 - 23Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs.21 1/2 - 22Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.20 - 21Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD