No. 57
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 22. Juli
1873
dreinundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1873 Nr. 57 Seite 1]

- Das Officiercorps der deutschen Armee mit Ausschluß Bayerns besteht gegenwärtig aus 15,410 Köpfen und zwar 58 Divisions=Commandeuren, 165 Brigade=Commandeuren, 367 Stabsofficieren mit Regimentscommandeurrang, 1348 Stabsoffiziere ohne Regiments=Commandeurrang, 3799 Hauptleuten und 10,673 Lieutenants.
- Als Kaiser Wilhelm am 13. Juli seinen gewöhnlichen Morgenspaziergang in den Kuranlagen zu Ems machte, fand er den auf dem Kieswege am Ufer der Lahn unweit des Commissariatsgebäudes in die Erde eingeschlossenen Gedenkstein mit einem Lorbeerkranze und Blumensträußchen geschmückt, denn es war ja der 3. Jahrestag jener denkwürdigen letzten Unterredung, die er mit dem französischen Gesandten Benedetti auf dieser Stelle gehabt hatte.
- Die zahlreichen Eisenbahnunfälle in letzter Zeit haben den preuß. Handelsminister veranlaßt, eine besondere Commission niederzusetzen, um die Ursachen zu erforschen.
- Ob man wieder eine Sedanfeier am 2. Sept. begehen soll? Diese Frage wird jetzt überall auf's Neue besprochen. In Berlin wird das Sieges=Denkmal an diesem Tage enthüllt werden, allein die Feier soll nur eine preußische sein.
- In Leipzig zanken sich die bürgerlichen Behörden mit dem Pastor Ahlfeldt um die Nicolaikirche herum. Der Pastor will die Kirche dem Protestantenverein, der nächstens seine Versammlung in Leipzig hält, nicht überlassen. Die Regierung hat der bürgerlichen Behörde Recht gegeben.
- In Bayern sind von jedem Bataillon Soldaten je 200 Mann beurlaubt worden, damit sie bei der Ernte helfen.
- In der Provinz Posen wollen 50 Schullehrer, um besser zu fahren, bei der Eisenbahn angestellt werden oder auch bei der Post; der Staat kann und will sie aber nicht entbehren, weil ohnehin schon großer Mangel an Lehrern ist.
- Ein Erlaß des Präfekten des Meurthe=Departements verbietet den Franzosen alle Festlichkeiten bei dem Abzug der deutschen Truppen.
- Der tapfere französische General Chanzy will künftig bestes algierisches Gemüs liefern. Er ist nämlich Gouverneur von Algier geworden und gedenkt das Gartenland um Algier herum durch Bewässerung etc. zu kultiviren, daß der seitherige Gemüsebau von 25,000 Centnern jährlich verdrei= und vervierfacht wird.
- Der Chan von Chiwa hat sich zum Vasallen Rußlands erklärt und ist darauf in seine Würde wieder eingesetzt worden. Im Drang seiner dankbaren Gefühle hob er für ewige Zeiten die Sclaverei auf. General Kauffmann hat nach Persien telegraphirt, man möge sich auf die Rückkehr der befreiten persischen Sclaven, deren Zahl auf 9000 angegeben wird, vorbereiten. Mit welcher Freude wird dies der Schah hören!
- Die Hoffnungen und Wünsche der französischen Zeitungen, daß das Lehrerseminar in Metz, die einzige derartige Anstalt Lothringens, hinsiechen und eingehen werde, weil bei dessen Uebernahme durch die deutsche Verwaltung sämmtliche Zöglinge mit Ausnahme eines einzigen ausgetreten waren, sind nicht in Erfüllung gegangen. Zu der diesjährigen Aufnahmeprüfung meldeten sich gegen 70 geborene Lothringer, so daß die Anstalt gegenwärtig so viele Zöglinge zählt, als die Räumlichkeiten aufzunehmen gestatten, überhaupt mehr, als je unter französischer Herrschaft.
- Von der Wiener Weltausstellung wird dem "R. T." geschrieben: Für Gerber von ganz entschiedener Wichtigkeit ist ein etwa 4 - 5 QFuß haltendes, von Herrn H. Gramm in Ludwigslust ausgestelltes Stück gegerbter Ochsenhaut. Sicherlich würde es schwerlich Jemandem einfallen, dieses Rohleder eines Blickes zu würdigen, wenn nicht ein demselben angeheftetes, in optima forma abgefaßtes, gestempeltes und gesiegeltes Attest des Großherzogl. Gerichts in Ludwigslust constatirte, daß die Ochsenhaut, welcher das hier ausgestellte Stück Leder entnommen ist, am 12. März im rohen Zustand von Herrn Gramm präsentirt wurde, und daß derselbe etwa 8 Tage darauf bereits im Stande war, besagte Haut fix und fertig vorzuzeigen. Auch ein beeidigter Chemiker, der die gegerbte Haut ex officie untersuchte und dessen Befund ebenfalls in allen Einzelheiten zu lesen ist bezeichnet die gegerbte Haut in jeder Beziehung als "gar." Obgleich wir von Gerberei nichts verstehen, erschien uns doch die Schnellgerbemethode (die Herr Gramm noch als Geheimniß bewahrt), in industrieller Hinsicht um so bedeutungsvoller, wenn wir die in derselben Gruppe von einer deutschen Firma als Curiosum ausgestellte Ochsenhaut betrachteten, welche nach einer sehr alten, jedoch noch im vorigen Jahrhundert üblichen Methode gegerbt ist, die nicht 8 Tage, sondern 1 bis 2 Jahre erforderte.
- Ein Fachmann beleuchtet die Leidensgeschichte der österreichischen Gulden und erklärt sie für ein unschuldiges Opfer der deutschen Münzreform. Der Silber= und Feingehalt derselben könne sich getrost mit dem der Thaler messen, aber wenn auch nach und nach mindestens 450 - 500 Millionen Grobcourant auf den Markt geworfen würden, um Gold dafür einzukaufen, so folge daraus von selbst ein Preisrückgang des Silbers überhaupt. Durch verhältnißmäßig erst geringe Silberverkäufe nach England sei der Preis für Standartsilber an der Londoner Börse gegen früher bereits um etwa 2/3 % zurückgewichen und so wenig der österr. Gulden bei dem heutigen Stande des Silberpreises dem Werth von 2 Mark Gold entspreche, eben so wenig stehe der Werth des Thalers dem von 3 Mark Gold gleich. Der Unterschied liege nur darin, daß der Thaler als eine Anweisung auf Reichsgold anzusehen sei, welche das Reich s. Z. mit 3 Mark Gold einzulösen habe, eine Vergünstigung, die natürlich dem Oesterreicher nicht zu gute komme. Dem Letzterem drohe außerdem noch ein zweiter Schlag, so bald nämlich die Reichsregierung von der ihr nach Art. 12 des neuen Münzgesetzes zustehenden Befugniß Gebrauch mache, den Cours ausländischer Münzen fest zu stellen oder sie ganz zu verbieten. So lange übrigens dieser Fall nicht eintrete, werde das Publikum, wie unser Gewährsmann meint, nur zu seinem eigenen Schaden handeln, wenn es im geschäftlichen Verkehre den österr. Gulden zu einer beliebigen und willkürlichen Geltung herabdrücken wolle.
- Ueber die Cholerazustände in Wien herrscht noch ein gewisses Dunkel, obwohl eine Steigerung der Cholerafälle und verwandter Krankheitserscheinungen in Folge der Gluthitze der letzten Tage zugestanden wird. Die "medicinische Wochenschrift" berichtet von 66 Erkrankungen in 5 Tagen, ohne deren Verlauf näher zu bezeichnen; ein anderes Blatt dagegen spricht ganz unumwunden von 25 Cholera= und 13 Todesfällen in der Heumarktskaserne, weshalb das betreffende Regiment nach auswärts verlegt worden sei.

[ => Original lesen: 1873 Nr. 57 Seite 2]

- Mancher Ausstellungsgast in Wien ist mit der Eisenbahn angekommen und kehrt mit Pferd und Wagen heim. Edle Voll= und Halbblut=Pferde und prächtige Landauer sind in Wien um den halben Preis und geringer zu haben und an Diamanten und edlen Steinen zu geringen Preisen fehlt's nicht; denn nach dem großer Börsenkrach müssen viele Schiffbrüchige alles Entbehrliche über Bord werfen, um sich halbwegs zu halten. Papiere, die an der Börse vor 6 Monaten zu 200 gehandelt wurden, werden jetzt zu 20-50 angeboten und zwar nicht stückweis, sondern ballenweis wie Makulatur. Viele polnische und oberschlesische Herren sind an dem Krach schlimm betheiligt und aus grundreichen Leuten arme Schlucker geworden.
- In neuester Zeit hatten viele Naturforscher die Behauptung aufgestellt, daß die Schwalben, die man so gerne hegt und pflegt, mehr schadeten als nützten; sie brächten namentlich den Kirschen , dem Getreide und den Weinbergen (?) großen Schaden. Prof. Geibel in Halle dagegen hat neue Untersuchungen angestellt und gefunden, daß die Hauptnahrung der Schwalben Ungeziefer sei, und daß man froh sein müsse, wenn Schwalben an einem Hause nisten.
- Man sollte denken, wer's in zwanzig Jahren vom einfachen Landjunker zum Fürsten und zum Kanzler des deutschen Reiches gebracht hat, wie Bismarck, der könnte zufrieden sein. Der Fürst ist's aber nicht, er will ein regierender Herr werden und zwar König von Elsaß=Lothringen - so versichert wenigstens die klerikale Kölner Volkszeitung, die genau darüber Bescheid wissen will, viel besser als alle andern ehrlichen Leute und namentlich wie Bismarck selber.
- Der letzte Perserkönig, der Europa besuchte, war Xerxes. Zwischen der damaligen Visite (480 Jahre vor Christi Geburt) und jener, mit welcher jetzt Nasser=ed=din Schah Europa beehrt, liegt die kleine Spanne Zeit von 2353 Jahren.
- Der König von Bayern hat der protestantischen Gemeinde zu Landshut 25 Centner Kanonenmetall zum Gusse neuer Glocken bewilligt.
- In dem Schloßgarten zu Reichenberg steht ein Rosenstock mit 15,000, ein anderer mit 10,000 und ein dritter mit 8000 Rosenknospen.
- In einem baierisch=österreichischen Grenzorte wollte ein durch ein Pfand der Liebe bereits nahe verknüpftes Brautpaar, da es gegenseitig in verwandtschaftlicher Beziehung stand, mit Dispens in den Stand der Ehe treten. Die Brautleute erhielten jedoch die Weisung, vorher Buße zu thun. Der Pfarrer ließ das Paar in die Sacristei kommen, bestimmte es dort, den Oberkörper zu entkleiden, nahm eine bereitgehaltene Ruthe und hieb auf das Brautpaar los. Nach der physischen Buße folgte eine moralische Strafpredigt. Nun konnten beide Ehe=Contrahenten gereinigt in den Stand der heiligen Ehe treten.
- Bei einer der letzten Schwurgerichtsverhandlungen in München handelte es sich um einen Pfennig. Ein Bauernknecht suchte mit Hülfe von Quecksilber den Pfennig als Groschen zu verwerthen, wurde ertappt und das "Münzverbrechen" war fertig. Das Urtheil lautete auf ein Monat Gefängniß.
- Unter dem Titel "Prinzessin Gisela als Hausfrau" gibt ein Correspondent der Salzburger Zeitung Details über das junge Ehepaar, welches in Schwabing bei München wohnt. Nachdem erzählt worden, daß Prinz Leopold sein Cuirassier=Regiment täglich zum Exercieren führe und nicht wenig streng dabei vorgehe, heißt es, daß die Prinzessin den jungen Gemahl auf dem Balkon der Residenz jedesmal erwarte. Dann erzählt der Briefschreiber: Kaum werden vom Siegesthore her einige behelmte Reiter sichtbar, so verschwindet Gisela und ist im nächsten Augenblick schon am Thor der Einfahrt, wo eben Prinz Leopold die ihn salutirenden Posten freundlich grüßt und sich von den ihn begleitenden Offizieren verabschiedet. Der Prinz steigt ab, und sein Pferd scheint sich nicht mehr um seinen hohen Reiter zu kümmern, denn es wendet der Prinzessin seine ganze Aufmerksamkeit zu, welche dasselbe stets mit einigen Stücken Zucker zu lohnen weiß. Der Reitknecht führt den treuen Günstling ab, und nun beginnt zwischen den beiden königlichen Gatten eine Begrüßung, als wären Monate zwischen ihrer Trennung gelegen; Prinzessin Gisela nimmt ihrem Gemahl den Helm ab und kühlt ihm die von Schweiß triefende Stirn mit dem Tuche. Im Hause angelangt, darf der Prinz nicht eher an das Toilettemachen denken, bevor er sich nicht ein Viertelstündchen in dem von der Gattin Hand gestickten Sorgenstuhle ausgeruht hat. Für einen erquickenden Imbiß sorgt dann Prinzessin Gisela selbst. Einfach, wie im Hause eines Offiziers, ist der Haushalt, ja fast nur zu einfach; denn Prinz Leopold ist unter einer sehr sparsamen Mutter aufgewachsen und er ist, wie Eingeweihte versichern, "bald mit etwas zufrieden." Es ist eine bekannte Sache, daß an der Tafel des Königs Ludwig mehr als einmal "Knödel und Schweinefleisch mit Sauerkraut" servirt wurden. Wenn nun der Großvater Knödel und Sauerkraut essen konnte, warum sollte da der Enkel eine gebackene Leber verschmähen? Eines Tages wurde der Prinzessin Gisela auf ihre Anfrage, was soupirt werde, der devoteste Bescheid gegeben: "Gebackene Leber mit Kopfsalat". Das schien denn doch der Prinzessin zu ländlich, sittlich zu sein. Die Stunde des Soupers kam heran, die Frau des Hauses war nirgends zu finden. Nach langem Fragen und Suchen endlich hörte der Prinz auf dem Gange ein leises Kichern. Da es von den Fenstern her nicht gekommen sein konnte und auch keine Thür in der Nähe war, so mußte der verrätherische Laut aus dem Ofenloche kommen. Der Prinz öffnete laut lachend, und vor ihm saß, zusammengekauert, lächelnd seine erlauchte Gemahlin. Nun begannen die Unterhandlungen, und Prinzessin Gisela erklärte, nicht eher "an das Tageslicht" zu treten, bevor der Prinz ihr gelobt habe, daß er nie mehr in den Haushalt sich einmische und daß es für alle Zeit ein Ende mit der gebackenen Leber habe.
- In Boston in Amerika hat ein junger Mann vor seinen eigenen Liebesbriefen die Flucht ergriffen, was vielleicht öfter vorkommen würde, wenn Mancher sie später noch einmal lesen würde. Die Liebesbriefe waren nämlich von seiner verlassenen Braut veröffentlicht worden und enthielten so viel Ueberschwänglichkeiten, Dummheiten und Allotria, daß die ganze ernsthafte Stadt Boston in Lachen ausbrach, und dieser Lachsturm fegte den unglücklichen Briefschreiber aus der Stadt.
- Seit einigen Tagen steht die Adele Spitzeder in München vor dem öffentlichen Gericht und trägt kein goldenes Kreuz mehr am Halse, sondern ein ganz anderes Kreuz. Wie sie sich denn gedacht habe, fragt sie der Richter, daß ihre Geldwirthschaft aufhören werde. - Darauf weiß sie selber keine passende Antwort. Wie hätte sie daran denken sollen. So lange die armen dummen Leute ihr das Geld in Haufen in's Haus schleppten und vergnügt mit den 8 - 10 pCt. monatlichen Zinsen davon trabten, ohne sich Sorge zu machen, wie's mit ihrem Capital stehen werde. Nur das Eine beteuert sie immer von Neuem, betrügen habe sie das arme Volk nicht wollen, man hätte ihr nur Zeit lassen sollen zu ihren Speculationen, so würde sich alles gemacht haben; sie habe das Volk gar lieb gehabt, alles für es gethan etc. Eine eigenthümliche Liebe, 10 Millionen von ihm zu nehmen und nicht den zehnten Theil zurückzuzahlen. An Helfern hat's der Frau mit immer vollen Händen nicht gefehlt, ein halbes Dutzend Advokaten arbeiteten für sie mit baaren und braven Vorschüssen. Es kamen da eigenthümliche Dinge vor und mancher läßt sich nicht mehr öffentlich sehen. Dazu ihre Beamten und ihr Hausgesinde, Niemand weiß, wer Koch, wer Kellner ist, aber alle mausen und begrasen sich nach Herzenslust, und als die bösen letzten Tage kommen, welches Wettrennen die letzten Trümmer zu verstecken und zu verschleppen. Es ging Alles drunter und drüber und Keiner weiß, was der Andere gethan. Vor den Geschworenen werden die Kostbarkeiten der Spitzeder ausgebreitet, deren Werth nach Hunderttausenden zählt; es fehlt nicht das große goldene Kreuz, das Adele Spitzeder zu tragen pflegte; sie erklärt dem Gerichte, der größte Werth stecke im Innern, eine geweihte Reliquie, sie habe das Kreuz aus Rom von einem Geistlichen empfangen und es getragen halb aus Religion, halb aus Aberglauben. Eine merkwürdige Vorliebe hatte sie auch für ihre hübsche Gesellschafterin Rosa Ehinger, eine Schauspielerin; sie mußte in ihrem Zimmer und oft in ihrem Bette schlafen, "weil sich die Spitzeder fürchtete", und wurde mit den kostbarsten Geschenken überhäuft. Wozu waren Sie angenommen? fragte der Präsident diese Rosa. - Um mich um das Hauswesen zu kümmern. - Ihr Kummer war aber nicht groß. Ihr Honorar war monatlich 500 fl., Taschengeld und freie Station. Ein paar Tage vor der bösen Sperre will sie noch 50,000 fl. als Geschenk erhal=

[ => Original lesen: 1873 Nr. 57 Seite 3]

ten haben als Entschädigung für die Schimpfereien in den Zeitungen und weil sie ihren Beruf als Schauspielerin aufgegeben. Das Gericht ist jedoch über diese 50,000 anderer Meinung. Auch eine Villa am Starnberger See war dieser Rosa geschenkt und nach ihr genannt. "Nein, nicht nach ihr, sondern nach der königl. Roseninsel", sagt die Spitzeder. - Das Gericht ermittelt ein Pathen=Verzeichniß der Spitzeder; es geht bis zur Nummer 74; jeder Pathe erhielt 5 fl, die Kindtaufe wurde aber extra ausgerichtet, ebenso Heirathen und Beerdigungen. - Es fehlte Fräulein Adele nicht an glühenden Verehrern. Dr. Marchner sang sie an: "Du bist ein wahrer Engel, so hold, so wahr, so süß, - es ist, als ob ein Gottesengel so hold dich duften ließ" - und ein Pfarrer ermunterte seine Bauern: "Vertrauet zuerst auf Gott und dann auf Adele."


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über das zu Schönberg an der Siemzerstraße sub Nr. 113 belegene Wohnhaus c. p. der Conditor Greiff'schen Erben giebt das

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg

auf das am 7. d. Mts. abgehaltene Liquidations=Protocoll, nachdem die öffentliche, gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Acten docirt worden, hiedurch den

Bescheid:

daß alle weder in dem Liquidationstermine vom 7. d. Mts., noch bis jetzt angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzigen als die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.

Von Rechts Wegen!

Schönberg, den 15. Juli 1873.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)     A. Dufft.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Pogetz belegene Büdnerstelle c. p. des Tischlermeisters Jochen Grewe daselbst giebt das

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg

auf das am 15. d. Mts. abgehaltene Liquidations=Protocoll, nachdem die öffentliche gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Acten docirt worden, hiermit den

Bescheid:

daß alle weder in dem Liquidationstermine vom 15. d. Monats noch bis jetzt angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.

Von Rechts Wegen!

Schönberg, den 17. Juli 1872.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)     A. Dufft.


Holz=Verkauf.
Am Freitag den 25. Juli, Morgens 1/2 11 Uhr, sollen im Kruge zu Lüdersdorf gegen gleich baare Zahlung aus den Lenschower und Duvennester Tannen

50 tannene Classenbäume.
100 do. Schleete und
150 do. Hopfenstangen
meistbietend verkauft werden.
Das Holz kann vor der Auction nachgewiesen und besichtigt werden.
Schönberg, den 20. Juli 1873.
Danckwarth.


Heute Nachmittag 3 Uhr entschlief im festen Glauben an ihren Herrn und Heiland meine innigst geliebte Frau Caroline geb. Pagel, in Folge einer äußerst schweren Entbindung.
Friede ihrem Andenken!
Der tief betrübte Wittwer Bernhard Drenkhahn.
Schönberg, den 18. Juli 1873.


Die gestern Abend erfolgte glückliche Entbindung seiner Frau von einem kräftigen Knaben zeigt allen Freunden und Bekannten ergebenst an J. H. Meier.
Organist.
Schönberg, den 21. Juli 1873.


Die Gewinner in der diesjährigen Tombola werden hiedurch aufgefordert ihre Gewinne innerhalb 3 Wochen vom heutigen Tage an gerechnet, beim Tischlermeister Flügge abzufordern, widrigenfalls dieselben zu Gunsten der Schützencasse verfallen.
Schönberg den 13. Juli 1873.
Das Comite der Tombola.


Lebens-Versicherungs-Bank f. D.
in Gotha.

Versicherungsstand am 1. Juni 1873
80,848,400 Thlr.
Effectiver Fonds am 1. Juni 1873
19,670,000 Thlr.
Nachdem ich eine Agentur obiger Anstalt übernommen habe, so lade ich zur Theilnahme an derselben ein.
Neben der in dem großen Umfange und der soliden Belegung der vorhandenen Fonds liegenden nachhaltigen Sicherheit gewährt die unverkürzte Vertheilung der Ueberschüsse an die Versicherten möglichste Billigkeit der Versicherungspreise.
Die Versicherten empfangen im Jahre 1873 35 Procent ihrer Beiträge von 1868 als Dividende zurück.
Prospecte und Antrags=Formulare werden unentgeltlich verabreicht.
Schönberg den 17. Juli 1873.
Wilh. Schrep.


Steinkohlen=Theer in vorzüglicher Qualität verkauft die "Gasanstalt in Ratzeburg".


Agenten,

welche thätig, werden an jedem Orte in der Stadt wie auf dem Lande gerne angestellt und sind gefällige Offerten direct franco einzusenden an Advocat C. Schumann in Alt=Strelitz.

General=Agentur der Sächsischen Vieh=Versicherungs=Bank in Dresden.


C. Pätsch & Sohn,
Optiker aus Rostock,
empfehlen den geehrten Herrschaften Schönbergs
ihr großes Lager optischer Instrumente,

als: Brillen mit doppelt geschliffenen Chrystallgläsern zur Erhaltung der Sehkraft, Loupen, Lorgnetten, Jagd=Perspective, Fernröhre, Mikroscope, Lesegläser, Barometer, Thermometer, Reißzeuge, Bandmaaße, Meterstäbe, Nivellir=Instrumente, Meßketten, Gummibruchbänder, Gummistrümpfe, Clysopompspritzen u. s. w.

Unser Logis ist beim Herrn Senator Spehr.
Aufenthalt nur einige Tage.


Auf Anordnung des Großherzoglichen Hohen Cammer= und Forst=Collegii finden bis auf Weiteres Torfversteigerungen auf den herrschaftlichen Torfmooren nicht statt, sondern wird der auf denselben vorräthige zum Verkauf bestimmte Torf freihändig nach einer neuen festgestellten Taxe wie früher abgegeben werden.
Schönberg, den 21. Juli 1873.

Großherzoglich Mecklenburgische Forst=Inspection des Fürstenthums Ratzeburg.
Dankwarth.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 57 Seite 4]

Nach Amerika.
National=Dampfschiffs=Compagnie.
Segelschiff

Von Stettin jeden Mittwoch für 48 Thaler.
Alles in Allem.
Kinder unter 10 Jahren die Hälfte, Säuglinge 4 Thaler.
        Nach New=York jeden Mittwoch für 48 Thaler.
Alles in Allem.
Plätze durch Einsendung von 10 Thaler pro Person gesichert.

C. Messing, concessionirter Unternehmer und Consul
Berlin. Potsdamer Straße 134 B.        Stettin. A. d. grünen Schanze 1 A.


Aecht französische Kaninchen

offerire: Lapin belier Junge 6 Wochen alt per Paar Thlr. 3.
offerire: Lapin belier Junge 4 Monate alt per Paar Thlr. 5.
offerire: Lapin de garenne Junge 6 Wochen alt per Paar Thlr. 2.
offerire: Lapin de garenne Junge 5 Monate alt per Paar Thlr. 5.
offerire: Lapin de garenne zuchtfähige per Paar Thlr. 8.
offerire: belgische Kaninchen 6-8 Wochen per Paar Thlr. 2. 15.
letztere Race ist die zur Fleischproduction geeignetste und erreicht bei entsprechender Mast ein Gewicht von 10-16 Pfund, während erstere - Lapin belier - ein besseres Pelzwerk liefern.

Steinbach=Hallenberg.     Rich. Sasse.


Matjes Heringe empfiehlt J. Ludw. D. Petersen.


Frisch gebrannten Faxö=Kalk.
Frisch Portl. Cement.
Steinerne Tröge in allen Längen.
bei
F. Heitmann.


Erntehandschuhe

in verschiedenen Sorten und in großer Auswahl sind stets zu haben in Schönberg bei
Emil Jannicke, Handschuhmacher.


Wir vergüten für bei uns belegte Gelder bis auf Weiteres
4 1/2 % bei zwölfmonatl. Kündigung,
4 % bei sechsmonatl. Kündigung,
und 3 1/2 % dreimonatlicher Kündigung.
Die einzuzahlenden Gelder dürfen nicht weniger als Ct.Mark (Lübeck) 300. betragen und kann die Zinse halbjährlich erhoben werden.
Lübeck, den 23. Mai 1872.
Lübecker Bank.


Nord-Amerika.
Schnellste und billigste Passagier=Beförderung
via Liverpool mittelst der Königl. engl. Postdampfschiffe
der "Inman" Linie
nach New=York.

Abfahrt von Hamburg: jeden Dienstag und Freitag. Nähere Auskunft ertheilen Wm. Inman, 50 Quai du Rhin, Antwerpen und die obrigkeitlich concessionirten General=Agenten

Falck & Co in Hamburg,
Admiralitätsstraße No. 38.

P. S. Respectable und cautionsfähige Leute werden zur Uebernahme der Agentur gesucht.


Mit dem Einsetzen künstlicher Zähne und Anfertigung künstlicher Gebisse in Kautschuck, wie mit der Reperatur schadhafter Gebisse, empfiehlt sich unter Garantie F. Büring, in Dassow.


F. Schlüter in Ratzeburg
empfiehlt zu billigsten Preisen seine Fabrikate, wie:
Selters, Sodawasser, Brauselimonade, angelegentlichst.
Niederlage hält zu Fabrikpreisen Aug. Spehr


Wegen Neubaues einer Brücke wird der Weg vom Kleinfeldter Holze bis nach Kleinfeldt auf ca. 8 Tage gesperrt.
Hauswirth Burmeister in Kleinfeldt.


Die Beckmann'sche Büdnerei in Kronscamp soll sofort unter der Hand, vorbehaltlich eines öffentlichen, später bekannt zu machenden Ueberbotstermins, verkauft werden. Wir unterzeichneten Curatoren fordern daher alle Diejenigen, welche hierauf reflectiren, auf, ihr Gebot bei uns innerhalb 8 Tagen abzugeben.
Kronscamp, den 21. Juli 1873.
Hauswirth Stein,
Schulze Freitag.


Mit vorzüglich schönem Berger Flohm=Hering hält sich bestens empfohlen J. F. Eckmann.


Auf dem Hofe zu Rabensdorf wird zu Michaelis ein nüchterner Pferdeknecht gesucht, der Zeugnisse seiner Brauchbarkeit aufweisen kann; auch finden zwei gut beleumundete Tagelöhner daselbst Unterkommen.


Lehrlings=Gesuch.

In unserm Manufacturwaaren und Getreide=Geschäft findet zu Michaelis d. J., unter günstigen Bedingungen, ein junger Mann als Lehrling ein Unterkommen.
Herr W. Holdorf in Schönberg nimmt Anmeldungen entgegen.

Gustav und Julius Ahrens, in Grevesmühlen.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl.14 - 15 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.8 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Schinken pr. 500 Gr.10 Schilling (Mecklenburg),
Eier 5 - 6 St.4 Schilling (Mecklenburg),
junge Kartoffeln 10 Lit.10 - 12 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen22 1/2 - 23Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Roggen15 - 15Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Gerste14 3/4 - 15Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Hafer14 - 15 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen13 - 13Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs.-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Hiezu Officieller Anzeiger Nr. 13.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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