No. 35
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. Mai
1873
dreinundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1873 Nr. 35 Seite 1]

- Die jetzt auf Thaler und Gulden lautenden Banknoten und Staatskassenscheine werden bald am längsten gelebt haben. Sie müssen, wenn die neue Goldwährung im deutschen Reich angenommen und eingeführt ist, in die Papier=Mühle wandern und nach der Markrechnung umgearbeitet werden. Künftig dürfen nur solche Banknoten zur Ausgabe kommen, die auf wenigstens 100 Mark lauten. Der Termin der Einlösung und neuen Ausgabe soll spätestens am 1. Januar 1875 festgestellt werden. So lauten die neuesten Beschlüsse des Reichstags (die aber noch der Zustimmung der Regierung bedürfen).
- Auf dem Schlachtfeld von Gravelotte hat Kaiser Wilhelm einen Obelisk errichten lassen, dessen Gedenktafel die Inschrift trägt: "W. dem siegreichen Heere" und: "Gott war mit uns, Ihm sei Ehre." Diese Gedenktafel fanden die neuesten Besucher von Flintenschüssen zerschmettert und die Grabdenkmäler viehisch beschmutzt. -
- Die Rheinische Eisenbahn hat einem Passagier sein linkes Bein, das ihm bei einem Zusammenstoß verletzt und später amputirt wurde, mit 10,000 Thlr. baar bezahlen müssen.
- Der April kann seine Tücken nicht lassen, er hat seither Kälte, Reif, Frost und Schnee in Abwechselung gebracht und die Blüthenhoffnungen im Garten und Flur vollständig vernichtet. Soll in der alten Bauernregel: Sei der April noch so gut, so schneit er dem Bauer auf den Hut, einiger Trost liegen? Das auch der rauhe Boreas weht, ja daß man den Lenzrock mit dem Winterpaletot vertauschen mußte, will man für ein gutes Zeichen halten, denn wenn der April bläst in sein Horn, dann steht es gut um Heu und Korn. (Nicht nur im deutschen Reich sondern auch in Böhmen, Tyrol und Ungarn gabs in diesen Tagen reichlichen Schneefall und Kälte; auf der Brennerbahn ist voller Winter.)
- Das waren noch gute Zeiten , wo der lustige Sänger halb Pabst, halb Sultan zu sein wünschte. Heute ist weder das eine, noch das andere gerathen, wenn man den Zeitungen glauben darf. Der Pabst ist in den Achtzigen und muß immer von seinem Nachfolger hören, obwohl er selbst darüber scherzt, und der Sultan ist so matt und hinfällig und fast nicht mehr zurechnungsfähig.
- Die Wiener unterhalten sich jetzt viel über den deutschen Kronprinzen, der ihre Ausstellung eröffnen hilft. Dabei kommt eine ältere Anekdote von seinem pädagogischen Talent wieder zum Vorschein. Sein zweiter Sohn hatte eine Scheu vor reinem Wasser, dagegen ein scharfes Auge für die Ehrenbezeigungen, welche Seiner prinzlichen Hoheit geschuldet werden. Eines Tages verließ er das Palais, ohne daß der Posten, welche der Kronprinz vorher instruirt hatte, präsentirte. Weinend klagte der junge Herr dem Vater, diese Unterlassung; doch dieser entgegnete achselzuckend: "Ja, nur vor gewaschenen Menschen darf der Posten präsentiren!" Seitdem verlor der Enkel des Kaisers Wilhelm seine Wasserscheu, behielt aber seinen Ehrgeiz.
- (Die verständige Braut.) Eine Fabrikanten=Tochter in Böhmen, von bedeutendem Vermögen, wurde vor Kurzem die Braut eines Geschäftsmannes. Am Tage vor der Hochzeit kam der Bräutigam zum Schwiegervater und erklärte, er könne die Tochter nicht ehelichen, wenn ihre Mitgift nicht verdoppelt würde. Der Vater sprach mit der Tochter und bemerkte ihr, ihrem Glücke nicht in dem Wege stehen zu wollen, aber er beraube dadurch seine zwei übrigen Kinder, wenn er dem Ansinnen des Bräutigams nachkomme. Sie solle entscheiden. Die Tochter bat nachzugeben. Der Vater that es. Des andern Tags trat das Paar vor den Altar. Laut und vernehmlich sagte der Bräutigam Ja. Laut und vornehmlich sagte die Braut Nein und wiederholte es, als der Priester, der falsch gehört zu haben glaubte, die Frage wiederholte. Man kann sich die Verwirrung, die nun eintrat, und das lange Gesicht des Bräutigams vorstellen. Am Arme des Vaters ging das brave Mädchen nach Hause. Auf des Vaters Frage, warum sie so gethan, antwortete sie: "Hätte ich die Heirath gestern rückgängig gemacht, so hätte es allgemein geheißen, mein Bräutigam hat mich sitzen lassen; diese Schande, die er jetzt trägt, ist eine gerechte Strafe dafür, daß er mein Geld - nicht mich heirathen wollte. Er wollte mich sitzen lassen und nun habe ich ihn stehen lassen."
- In ein Gasthaus in Wien kam ein junger Mensch und aß und trank mit bewundernswerthem Appetit, was gut und theuer war. Als es zum Bezahlen kam, hatte er keinen Heller Geld in der Tasche. Kellner, Oberkellner und Wirth in eigener Person prügelten ihn durch viribus unitis, wie in Oesterreich Brauch, und zogen ihn zuletzt noch den Rock aus als Pfand. Der arme Junge ließ sich alles gefallen und sagte nur heulend: In Hemdsärmeln kann ich doch nicht auf die Straße! Das sah der Wirth ein und gab ihm seinen Kellerkittel und einen Puff, daß er hinausflog. Der ist bezahlt! sagte er; denn in dem Kellerrock stack eine Brieftasche mit 450 fl. Das fiel aber dem Wirth viel zu spät ein.


Anzeigen.

Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.

Gelder, die zu Johannis d. J. bei der Anstalt belegt werden sollen, bitten wir baldigst im Lokale der Anstalt anzumelden.
Grundbesitzer im hiesigen Fürstenthum, welche Gelder bis zur Hälfte des Werthes des Grundstücks zu 4 % zur Hypothek aus der Ersparniß=Anstalt im diesjährigen Johannistermine angeliehen zu erhalten wünschen, mögen sich bis zum 15. Mai d. J. im Lokale der Anstalt melden. Spätere Meldungen werden nur ausnahmsweise berücksichtigt werden können.
Die Vorschuß=Anstalt beleiht die Grundstücke im hiesigen Fürstenthume zu 4 1/2 % auch über die Hälfte des Werthes derselben hinaus, je nach der Lage des Falls mit oder ohne eine weitere Sicherheitsleistung, immer aber nur unter der Voraussetzung daß ein Hypothekenbuch über das Grundstück niedergelegt ist.
Schönberg, den 19. April 1873.

Das Directorium der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.
Aug. Spehr.     W. Gartz.     Wigger.
Burmeister.

Secretair: R. Rackow, Adv.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 35 Seite 2]

Thierschau in Gadebusch.

Der District Gadebusch des patriotischen Vereins hat beschlossen die bereits angekündigte Thierschau und Industrie= Ausstellung am Freitag den 13. Juni 1873 von Morgens 10 Uhr an auf dem Schützenplatze zu Gadebusch zu veranstalten und ladet zur zahlreichen Stellung von Thieren und Industrie= Gegenständen, sowie zur freundlichen Betheiligung hiermit ein.
Als Preise, bei freier Concurrenz, hat der Verein ausgesetzt:

I. Für Pferde 145 Taler (Mecklenburg) und zwar für

1) die beste Mutterstute mit oder ohne Füllen 40 Taler (Mecklenburg)
2) die zweitbeste do. 20 Taler (Mecklenburg)
3) die drittbeste do. 10 Taler (Mecklenburg)
4) das beste dreijährige Füllen (Stute oder Hengst) 20 Taler (Mecklenburg)
5) das zweitbeste do. 15 Taler (Mecklenburg)
6) das drittbeste do. 5 Taler (Mecklenburg)
7) das beste Säugefüllen 20 Taler (Mecklenburg)
8) das zweitbeste do. 10 Taler (Mecklenburg)
9) das drittbeste do. 5 Taler (Mecklenburg)

II. Für Rindvieh 100 Taler (Mecklenburg) und zwar für

1) den besten 2= oder 3jährigen Bollen 15 Taler (Mecklenburg)
2) den zweitbesten do. 10 Taler (Mecklenburg)
3) den besten 1 jährigen Bollen 10 Taler (Mecklenburg)
4) die beste Milchkuh 20 Taler (Mecklenburg)
5) die zweitbeste do. 10 Taler (Mecklenburg)
6) die drittbeste do. 5 Taler (Mecklenburg)
7) die beste Starke 20 Taler (Mecklenburg)
8) die zweitbeste do. 10 Taler (Mecklenburg)

III. Für Schaafe 50 Taler (Mecklenburg) und zwar für

1) den besten Bock (Kammwolle) 20 Taler (Mecklenburg)
2) das beste Schaaf do. 20 Taler (Mecklenburg)
3) das beste Fettschaaf jeglicher Race 10 Taler (Mecklenburg)

IV. Für Schweine 40 Taler (Mecklenburg) und zwar für

1) den besten Eber 15 Taler (Mecklenburg)
2) den zweitbesten do. 5 Taler (Mecklenburg)
3) die beste Sau mit Ferkeln 15 Taler (Mecklenburg)
4) die zweitbeste do. 5 Taler (Mecklenburg)

V. Für Ziegen.

Für die beste Ziege 5 Taler (Mecklenburg)

VI. Für Federvieh

1) Für den besten Hahn 2 Taler (Mecklenburg)
2) für das beste Huhn 2 Taler (Mecklenburg)
3) für das beste paar Gänse 2 Taler (Mecklenburg)
4) für das beste paar Enten 2 Taler (Mecklenburg)
5) für das beste Paar Tauben 2 Taler (Mecklenburg)

Für die Anstalten zur Aufstellung der Thiere hat die Stadt Gadebusch gesorgt und werden durch sie die Plätze angewiesen werden.
Für die Industrie=Ausstellung sind die Räume im Schützenhause bereitwilligst gewährt worden, und werden die Herren der Committe die Aufstellung der Gegenstände anordnen, deren Ueberwachung und Verkauf den Ausstellern überlassen bleibt. Die Committe wird auch diejenigen Gegenstände auswählen, welche als Gewinne bei der späteren Tombola dienen sollen; diese werden von der Auskunft aus den verkauften Loosen, wozu noch eine weitere Summe gezahlt wird, angekauft werden, und es werden so viel Loose gezogen als Gewinnstücke vorhanden sind. Herr Bürgermeister Piper in Gadebusch wird vorläufige Anmeldungen der Herren Aussteller entgegennehmen und weitere Auskunft erteilen.
Gadebusch. April 1873.

Das Districts=Directorium.


Am Dienstag Nachmittag 4 1/4 Uhr endete ein sanfter Tod im 44. Lebensjahre die längeren Leiden unseres theuren Gatten und Vaters des Hauptagentens und Buchbinders Carl Bade. Tief betrübten Herzens zeigen dieses an
Wilhelmine Bade geb. Köhler.
Detlef Bade.


Bestellungen auf Mecklenburgische Ritterschaftliche vierprocentige Pfandbriefe zum diesjährigen Johannis=Termine bitte ich mir recht bald zugehen zu lassen, da der mir von diesen sicheren Obligationen zur Verfügung gestellte Betrag überall nicht bedeutend und schon mehrentheils gedeckt ist.
Schönberg, den 1. Mai 1873.
Kindler, Advocat.


Für Zimmerleute: Breitbeile, Stoß= und Bund=Aexte, Deestel, Winkel, Beetel, Bohrer, Hobel etc. etc.
Für Schmiede u. Schlösser: Pflüge, Wagenbüchsen, Feilen, Schneidkluppen, Schneidemesser, Schlüssel, Beschlagtheile etc. etc.
Für Tischler: Bau= und Möbel=Beschläge, Schrauben, Drahtstifte, Nägel, Handwerksgeräth etc. etc.
empfiehlt in größter Auswahl noch zu alten Preisen.
Ferner empfehle
zu Bauten:
Keller=, Dach= und Scheunen=Fenster=, Thür= und Fenster=Beschläge, Oefen und Spaarherde, Drahtgewebe vor Fenstern, Dachpappe.
Moritz Stein.
Ratzeburg.


Seit einiger Zeit macht A. Beyer - ein Mechanikus aus dem Nordschleswigschen - eine Rundreise durch ganz Mecklenburg und die angrenzenden größeren Städte und Provinzen, um seine s. g. hydro=electrischen Ketten (?) zu 5 Thaler pro Stück zu verkaufen.
Es ist nun aus den 40ger Jahren hier im Lande auch anderswo genugsam bekannt, daß Goldberger durch den Verkauf seiner dermaligen Rheumatismusketten, die vollkommen unbrauchbar waren, sich ein großes Vermögen erworben hat; - es ist aber auch weiter hinlänglich bekannt, daß der electrische Strom, wenn anders richtig verwandt, sich nach allgemeiner ärztlicher Erfahrung gegen leicht rheumatische Neuralgien und Muskelrheumatismen hülfreich erweisen u. z. B. rheumatische Kopf= und Zahnschmerzen, ferner ziehende rheumatische Schmerzen im Nacken, in der Schulter und in den oberen oder unteren Gliedmaßen, ja selbst derartige leichte Lähmungen leicht und sicher heilen wird.
Will nun ein solcher Kranke sich nicht an einen Arzt und dessen bewährte Mittel wenden, sondern zieht er es vor, es mit einer galvano=electrischen Kette zu versuchen, so möge er solches thun, sich aber auch vor Uebertheuerung beim Ankauf solcher Ketten wohl in Acht nehmen!
Eine billige galvano=electrische Kette, in gleicher Construction wie die Beyer'sche, jedoch in verbesserter Güte und Stärke ist je nach der Länge zu haben für 2 bis 3 Thaler pro Stück hier und auch aufwärts nebst genauer Gebrauchsanweisung gegen gleich baare Zahlung bei

Kaufmann Heinr. Jancker in Grevesmühlen.

---------

Dem Kaufmann Heinrich Jancker in Grevesmühlen attestire ich hiemit, daß die von ihm unter meiner Aufsicht verfertigten galvano=electrischen Ketten mittelst des Multiplicators und des Galvanometers geprüft worden sind. Es hat sich hierbei, unter competenter Zeugen Gegenwart, herausgestellt, daß die benannten Ketten einen ziemlich empfindlichen, weil spannungreichen electrischen Strom hervorgerufen, der sich besonders hülfreich gegen leichte rheumatische Neuralgien und Muskelrheumatismen, wie solches bereits in den weitesten ärztlichen Kreisen feststeht, erweisen kann.

(L. S.) D. med. J. Dreier, Amtsarzt.

---------

Wiederverkäufer erhalten einen ansehnlichen Rabatt


[ => Original lesen: 1873 Nr. 35 Seite 3]

Die
Seiden=, Manufactur= und Mode=Waaren= Handlung
von
Eduard Selberg, Breitestraße 956, Lübeck, Breitestraße 956,
Ecke der Fleischhauerstraße, der Rathhauswache gegenüber,
empfiehlt ihr reichassortirtes Lager von schwarzem und couleurten Seidenstoffen, engl. und franz. Modestoffen, reinwollenen und halbwollenen Kleiderstoffen, Cachemire's, Alpacca's, Grenadine's, Jaconnette's, Piqué's weißen und geblümten Rippsen und Satin's, Percale's, Gardinen, Möbelstoffen, Châles, Tüchern, Regen= und Sonnenschirmen.
===========
Confection für Damen.
Fabrik und Lager von eleganten Costümes, Jaquettes, Pellerinen, Regenmänteln, Theatermänteln, Jupons, Schürzen etc. etc.
Bestellungen nach Maaß werden unter Garantie des Gutsitzens rasch effectuirt.
Auswahlsendungen von Confectionen, sowie Proben von sämmtlichen Stoffen, stehen nach Auswärts gern zu Gebote.
= Alle Sendungen geschehen portofrei. =


Theater in Schönberg.
Sonntag den 4. Mai 1873.
Extra=Vorstellung des Schauspiel=Personals des Lübecker Stadt=Theaters.
Der Pariser Taugenichts,
oder
Graf und Bürgermädchen.
Lebensbild in 4 Abtheilungen von Dr. Carl Töpfer.

Der "Pariser Taugenichts" ist eins der besten Erzeugnisse der dramatischen Literatur, und hat sich auf allen Bühnen eines ganz besonderen Beifalls zu erfreuen gehabt. Heitere und ernste Situationen in ansprechender Wechselwirkung geben dem Stücke ein spannendes Interesse, und können wir mit Zuversicht einen recht angenehmen Theaterabend versprechen.
Die Mitglieder des Lübecker Stadttheaters.


Nähmaschinen

der Frister u. Roßmann Fabrik in Berlin (die größte Nähmaschinenfabrik Europas) halte ich vorräthig und kann sie als die Besten empfehlen. Die Maschinen sind in allen ihren teilen sauber und dauerhaft gemacht, arbeiten Alles sicher und schnell ohne Geräusch und kosten mit sämmtlichen Apperaten nur 36 Rthlr. - Im Januar d. Jahres sind davon 1005, im Februar 1521 Stück verkauft. - Garantie und Belehrung erteilt gerne
Ludwig Vogel.


F. Schlüter in Ratzeburg
empfiehlt zu billigsten Preisen seine Fabrikate, wie:
Selters, Sodawasser, Brauselimonade, angelegentlichst.
Niederlage hält zu Fabrikpreisen Aug. Spehr


Sarg Niederlage.

Unterzeichnete empfehlen einem geehrten hiesigen wie auswärtigen Publicum neben ihrer Mobilien=Niederlage im Nebengebäude des Kaufmann Wieschendorff eine Auswahl dauerhaft gearbeiteter eichen und tannen Särge in verschiedenen Größen bei möglichst billigen Preisen.
Die vereinigten Tischler.
Schönberg, den 1. Mai 1873.


Zu sofort suche ich ein Kindermädchen.
H. Dahnke, Uhrmacher.


Einem geehrten hiesigen und auswärtigen Publikum erlaube ich mir hiermit ergebenst anzuzeigen, daß ich mich hierselbst als Ofensetzer etablirt habe. Indem ich ein Lager von Oefen verschiedener Farben halte, verspreche ich bei reeller Bedienung die möglichst billigsten Preise.
Wohnhaft beim Glasermstr. Peters in der Siemzerstr.
H. Sievers, Töpfermeister.
Schönberg.


Frischen goth. Kalk in kleinen Tonnen empfiehlt A. Wigger.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 35 Seite 4]

In den vier Monaten vom 30. Dezember v. J. bis heute sind nur nachstehende drei Schäden bei unserer Gesellschaft angemeldet, als:

1) vom Hauswirth Niemann in Schlagsdorf eine Kuh zu 33 1/3 Thaler,
2) vom Hauswirth Oldenburg in Schattin ein Pferd zu 45 Thaler,
3) vom Hauswirth Bade in Ollndorf eine Kuh 35 Thaler.
Da wir nur dreimal im Jahre Beiträge erheben, halten wir es angemessen, mit Rücksicht auf ferne größere Schäden auch jetzt einen Beitrag von 16 Schillingen pro 100 Taler (Mecklenburg) auszuschreiben und ersuchen unsere Interessenten, denselben am Montag den 5. Mai d. J., Morgens 10 Uhr, im Boye'schen Gasthause hieselbst einzahlen zu wollen.
An demselben Tage liegt der Rechnungs=Abschluß unserer Gesellschaft pro 1872 mit zugehörigen Belegen zur Einsicht unserer Mitglieder und aller für Viehversicherung sich Interessirenden vor. - Aus demselben bemerken wir, daß die Zahl unserer Mitglieder 244 Viehbesitzer in 59 verschiedenen Ortschaften und die Höhe der Versicherungssumme 104,000 Thaler beträgt. - Es wurden im Jahre 1872 entschädigt 11 Pferde, 23 Kühe und 1 Starke und waren dazu, wie zur Deckung der Verwaltungskosten dreimalige Beiträge von 24 Schill., 32 Schill. und 32 Schill., gleich 1 Thaler 40 Schill. - 1 5/6 Procent - erforderlich, welche resp. 485 Taler (Mecklenburg) 5 Schilling (Mecklenburg), 654 Taler (Mecklenburg) 8 Schilling (Mecklenburg) und 700 Taler (Mecklenburg) 24 Schilling (Mecklenburg) ergaben. Für verwerthetes Vieh wurden 112 Taler (Mecklenburg) eingenommen.
Die Zahl unserer Mitglieder und unsere Versicherungssumme haben sich im letzten Rechnungsjahre vermehrt.
Schönberg den 28. April 1873.

Die Direction
der Viehversicherungs=Gesellschaft im Fürstenthume Ratzeburg.


Unsere persönlich in Leipzig eingekauften Waaren sind eingetroffen und zur gefälligen Ansicht geordnet; hierdurch ist unser Lager reichhaltig mit den neusten Moden sortirt und empfehlen dieselben angelegentlichst.
Gebrüder Burchhard.


Preußische
Hagel=Versicherungs=Actien=Gesellschaft.

Dieselbe versichert Bodenerzeugnisse gegen Hagelschaden. Die Prämien sind fest und billig, Nachschüsse werden also niemals erhoben. Die Schäden werden wie in früheren Jahren coulant und unter Zuziehung von Landesdeputirten regulirt und binnen Monatsfrist nach Feststellung voll und baar bezahlt. Versicherungen auf mehrere Jahre genießen einen angemessenen Prämienrabatt, welcher sofort von der Jahresprämie in Abzug gebracht wird.
Die Unterzeichneten sind zu jeder Auskunft und zur persönlichen Aufnahme von Versicherungen stets bereit und empfehlen dem landwirtschaftlichen Publikum obige Gesellschaft ganz ergebenst

J. Ludw. D. Petersen in Schönberg.
Amtscanzlist Schulz in Ratzeburg.


Vorzügliche Brillen, Lorgnetten, Fernrohre
Thermometer und Barometer jeder Art, sowie sämmtliche optische und mechanische Artikel verfertigt und empfiehlt zu den billigsten Preisen C. Volger, Optiker und Mechaniker, Lübeck, Beckergrube, 150.


Eine Wohnung zu ebener Erde ist sogleich oder zu Johannis oder Michaelis nebst Gartenland, Stallung etc. zu vermiethen. Näheres beim Tischlermeister Borschel.


Ich habe zu sogleich oder später eine Wohnung (obere oder untere Etage) zu vermiethen und ersuche Reflectanten sich bei mir melden zu wollen.
Wittwe Kirstein, wohnhaft in der Wallstraße.


Bockbier vom Faß Sonntag den 4. Mai
H. Schreep. Wwe.

Zu vermieden: Zu Michaelis eine geräumige Wohnung mit Werkstelle und ausreichendem Stall und Bodenraum, auch kann dieselbe ohne dieses vermiethet werden. Nähere Auskunft ertheilt August Creutzfeldt.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren: D. 21. April dem Arbm. Köster zu Kl. Siemz ein Sohn. - D. 23. dem Schuhmachermeister Bohnhoff hies. eine T. - D. 27. dem Arbm. Pöhls hies. ein S.

Gestorben: D. 17. April Anna Sofie Caroline Johanna Wohlfahrt, geb. Goetze aus Neustrelitz, Hofrathsfrau hieselbst, 48 J. 8 M. a. - D. 20. Carl Heinrich Ludwig Drevs, Amtmann, Domainenpächter zu Bauhof=Schönberg, 63 J. 4 M. a. - D. 21. Hans Peter Christian Schrep, Bürgermeister, Kaufmann hies., 67 J. a. - D. 28. Engel Maria Elisabet Peters, geb. Kuhrt aus Blüssen, Arbm.frau vor Schönberg, 28 J. 2 M. a. Johann Christian Schleuß, verw. Maurermeister, emerit. Kirchenjurat hies., 89 J. 6 M. a. - D. 29. April Carl Anton Marcus Bade, Buchbinder, Hauptagent der Schweriner Bank hies., 43 J. 10 M. a. Peter Joachim Heinrich Krull, Weichenstellerssohn a. d. hies. Bauhofe, 6 M. a.

Copulirt: D. 26. April August Hermann Loycke, Wittwer, Bahnbetriebsingenieur, Baumeister in Lübeck, und Emmi Friederike Charlotte Wilhelmine Dankwarth hies. - D. 27. Johann Joachim Hartwig Wienke, Wittwer, Handelsmann vor Schönberg, und Catharina Magdalena Meyer aus Neschow vor Schönberg.

Früh=Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl.14 - 15 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 24 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.10 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans d. St. 40 Schilling (Mecklenburg),
Flickgans d. St.28 - 30 Schilling (Mecklenburg),
Schinken pr. 500 Gr.9 1/2 - 10 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Schweinskopf pr. 500 Gr.5 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Wurst pr. 500 Gr.10 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Eier 7 - 8 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln 10 Lit.6 - 7 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen20 - 21Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 1/2 - 14Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste13 1/2 - 14Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 1/4 - 11 Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Wicken10 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs.-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 35 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 35 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 2. Mai 1873.


- Der Graf zur Lippe, Professor in Rostock, auf dessen Anregung in letzter Zeit in Mecklenburg ca. 70 kleinere landwirthschaftl. Vereine entstanden sind, wies kürzlich in einem dieser Vereine, bei Gelegenheit der Beantwortung der Frage: Welche Sorten künstlicher Dünger sind zu empfehlen und für welche Bodenarten? nach, wie nothwendig dem Landmanne die Kenntniß der Chemie ist. Ohne diese Kenntniß, so lautete das Resultat seiner Ausführungen, geschähen ganz unzählbare landwirthschaftliche Sünden und der Betrogene sei zu guter Letzt immer der unwissende Betrüger, indem dieser oft nutzlose Ausgaben mache und noch öfter nicht erziele, was bei der nöthigen Kenntniß zu erzielen sei. Die Kenntniß erstrecke sich aber 1) auf den Boden, 2) auf die Pflanze. Bei Sandboden sei z. B. die Anwendung des Knochenmehls gradezu Verschwendung, dasselbe sei auch noch der Fall, wenn man dies Düngemittel nicht in der Herbst=, sondern in Frühlingsbestellung anwende, weil das Knochenmehl während des Sommers gar nicht zur Auflösung gelange. Kenntniß der Pflanze sei eben so nothwendig. Guano wirke nur Blätter und Stengel, er thue nur große Dienste bei Blatt= und Rankengewächsen, man wende ihn somit unvorteilhaft an bei Erzielung von Korn und reiner Frucht. Zu größerem Verständniß zeigte Redner eine von ihm entworfene Nährstoff=Tabelle zur bildlichen Darstellung der erforderlichen Mengen an Kali, Kalk, Phosphorsäure und Stickstoff. Ueber Düngung überhaupt sprach sich derselbe dahin aus: Schwerer Boden ist stark und seltener zu düngen, leichter Boden oft, aber weniger stark. Hat man reinen Boden, so darf man im Herbst mit Erfolg Dünger auf denselben fahren und gestreut obenauf liegen lassen: dies gilt jedoch nicht ohne großen Nachtheil bei unreinem Boden, weil Quecken z. B. unter dem Dung hübsch warm gebettet sind und zum Dank dafür desto üppiger wuchern.
- Die Lebens=Versicherungs=Acien=Gesellschaft "Germania" in Stettin hat nach ihrem jetzt festgestellten Geschäftsabschlusse im Jahre 1872 günstige Erfolge erziehlt. Der Zugang neuer Versicherungen war sehr bedeutend. Nach Abzug aller durch Tod und aus anderem Ursachen erloschenen Versicherungen erhielt im Jahre 1872 der Bestand der Versicherungen von Kapitalien einen reinen Zuwachs von Thlr. 4,552,438. Pr. Crt. und beträgt sonach Ende 1872 Thlr. 57,246,476. Pr. Crt. Die Sterblichkeit unter den Versicherten war eine für die Gesellschaft günstige und hinter dem Betrage der für die Sterbefälle vorhandenen rechnungsmäßigen Deckungsmittel zurückgeblieben. Die Prämien=Einnahme erreicht 1872 Thr. 1,685,595. 16. 7. Pr. Crt. An Zinsen wurden vereinnahmt Thlr. 247,040. 13. 3. pr. Crt. Für Sterbefälle des Jahres 1872 wurden gezahlt Thlr. 666,233. Pr. Crt., und als Schäden=Reserve zurückgestellt Thlr. 30,287. pr. Crt. Die Prämien=Ueberträge und Prämien=Reserven stiegen 1872 um Thlr. 663,810. pr. Crt., so daß Ende 1872 Thlr. 5,413,957. 7. 2. Pr. Crt. vorhanden waren. - Nach Deckung aller Ausgaben und Verbindlichkeiten und nach Bewirkung der erforderlichen Abschreibungen bleibt ein Ueberschuß von Thlr. 146,827. 24. Pr. Crt. Aus demselben kommen Thlr. 14,682. 23. 5. zur Kapital=Reserve, deren Bestand hierdurch auf Thlr. 77,811. 9. 9. Pr. Crt. steigt. Nach Deckung der statutenmäßigen Tantiemen erhalten in Gemäßheit der 1871 beschlossenen statutarischen Bestimmungen die Actionaire eine Dividende von 12 1/2 % ihrer auf die Actien geleisteten Einzahlungen mit Thlr. 75,000. und die mit Anspruch auf Theilnahme am Gewinne des Geschäftes Versicherten 33 1/3 % ihrer 1872 gezahlten Prämien mit Thlr. 45,787. 6. 10. als Dividende, während Thlr. 2272. 24. 7. auf dem Conto für unvorhergesehene Ausgaben reservirt werden, dessen Bestand hierdurch auf Thlr. 43,466. 15. 6. steigt. Die mit Anspruch auf Theilnahme am Gewinne des Geschäftes Versicherten erhalten 33 1/3 % ihrer 1871 gezahlten Prämie im Jahre 1873 und ebenso 33 1/3 % ihrer 1872 gezahlten Prämie im Jahre 1874 als Dividende durch Abrechnung auf die von ihnen zu zahlenden Prämien vergütet. Die gesammten Activa der Gesellschaft betragen Ende 1872 Thlr. 8,716,549. 9. 10. Die im Besitze der Gesellschaft befindlichen Hypotheken stiegen um Thlr. 762,811. und betrugen Ende 1872 Thlr. 4,769, 619. Die Effekten der Gesellschaft betrugen Ende 1872 Thlr. 184,919. 24. 3. Die auf Policen der Gesellschaft gewährten Darlehne haben sich um Thlr. 38,765. 3. - auf Thlr, 323,311. 27 1. erhöht. Vermindert haben sich die Ausstände bei Agenten etc. von Thlr. 172,446. 6. 4. im Vorjahre auf Thlr. 151,451. 18.8. Ende 1872. Der ausführliche Rechenschaftsbericht wird nach der Ende Mai c. stattfindenden General=Versammlung erst erscheinen können.


Edeline.
Novelle von Carl Reinhardt.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1873 Nr. 35 Seite 6]

Edeline.
Novelle von Carl Reinhadt.
[Fortsetzung.]


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD