No. 32
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 22. April
1873
dreinundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1873 Nr. 32 Seite 1]

Anzeigen.

Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Siemzerstraße sub Nr. 113 belegene Wohnhaus c. p. der Conditor Greiff'schen Erben, als: der Conditorwittwe Greiff, Brigitta geb. Berg, der sub cura des Kürschners Gaarz und des Bäckers Joh. Greiff stehenden Marie Elisabeth Margaretha und Emma Marie Elise Catharina Greiff, sowie der sub cura des Schusters Stoffers stehenden Wilhelmine Marie Friederike Greiff, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Montag, den 7. Juli d. J., Vormittags 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheile hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte sowohl gegen die jetzigen, als die künftigen Besitzer des Grundstücks erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 12. April 1873.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. v. Oertzen.
(L. S.)     A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Selmsdorf belegene Büdnerstelle c. p. des Rademachermeisters Heinrich Möller daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an dem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Dienstag den 29. April d. J., Vormittags 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 3. Februar 1873.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg
H. Wohlfahrt.
(L. S.)     A. Dufft.


Der am Fuße dieses signalisirte Knecht Jonas Nelson aus Schweden hat sich durch seine heimliche Entfernung aus seinem bisherigen Dienste bei dem Hauswirth Hans Jochen Bahrs zu Niendorf dringend verdächtig gemacht, den 4 Pferden seines Dienstherrn in Niendorf in der vergangenen Nacht die Schwänze abgeschnitten und die Pferdehaare von etwa 4 Pfd. gestohlen, sowie einen ihm vom Knecht Prüßmann geliehenen schwarzen, wollenen Rock, welcher einen schwarzen Sammtkragen hat und an den Seiten mit s. g. Patten versehen ist, unterschlagen zu haben.
In der gegen den p. Nelson deswegen auf Grund der §§ 242 und 246 des St=G.=B. eingeleiteten Criminaluntersuchung ersuchen wir alle Gerichts= und Polizeibehörden geziemend auf den p. Nelson zu vigiliren und ihn im Betretungsfalle zu arretiren und an uns abliefern zu lassen.
Schönberg, den 16. April 1873.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Götze.

A. Dufft.

Signalement:

Statur: schmächtig.
Größe: ca. 5 Fuß
Alter: 17 - 18 Jahre.
Gesichtsfarbe: blaß.
Bart: keiner.
Haar: hellblond.
Gesicht und Kinn: rund.
Nase: gewöhnlich.
Kleidung: grauer, langer Oberrock von Winterstoff, graue Hose von demselben Stoff, schwarze lakensche Weste, theilweise zerlöcherte Kniestiefel, schwarze Tuchmütze.


Holzverkauf.
Am Freitag, den 25. April, Morgens 10 Uhr, sollen im Selmsdorfer Kirchenholze gegen baare Zahlung meistbietend verkauft werden:

16 Raummeter buchen Kluftholz,
10 Raummeter buchen Knüppel=,
12 Raummeter buchen Olm und
10 Fuder buchen Zweigholz.
Kaufliebhaber wollen sich zur angegebenen Zeit am Schlagbaum einfinden.
Schönberg den 20. April 1873.
Danckwarth.


Im Auftrage des Herrn J. Borchardt werde ich am Montag, den 28. April, im Hause der Wittwe Boye eine Auction abhalten und kommt zur Versteigerung:

Kleiderzeuge, Bettparchend, Tischdecken, Seidenzeug, Atlas, Tücher, Wachstuche, Hosendrell, Bänder, Blonden, Tülle, Spitzen, Knöpfe, gedruckten Stouts, Seelenwärmer, Fanchons, Strümpfe, Handschuhe etc. etc. Ferner: Stühle, 1 Kleiderschrank, 1 Schreib=Bureau mit Schiebladen und Fächern, 1 Nähmaschine (neu), 2 Marktkisten, diverse Kisten und Schachteln und eine vollständige Ladeneinrichtung etc.
W. Schacht.


Hiedurch ersuche ich Kapitalisten, welche im vorstehenden Johannis=Termin Gelder durch mich gegen gute hypothekarische Sicherheit abzugeben haben, solche möglichst rechtzeitig vorläufig in meinem Büreau bei Herrn Stephans oder meinem Sohne anzumelden. Ebenso Forderungen solcher

[ => Original lesen: 1873 Nr. 32 Seite 2]

Gelder von soliden Personen, und bemerke hierzu, daß ich noch zur gänzlichen Wiederherstellung meiner Gesundheit auf einige Zeit verreisen muß, daß aber trotzdem Alles so gut und so sicher wie bisher besorgt werden wird.

Carl Bade.


Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.

Gelder, die zu Johannis d. J. bei der Anstalt belegt werden sollen, bitten wir baldigst im Lokale der Anstalt anzumelden.
Grundbesitzer im hiesigen Fürstenthum, welche Gelder bis zur Hälfte des Werthes des Grundstücks zu 4 % zur Hypothek aus der Ersparniß=Anstalt im diesjährigen Johannistermine angeliehen zu erhalten wünschen, mögen sich bis zum 15. Mai d. J. im Lokale der Anstalt melden. Spätere Meldungen werden nur ausnahmsweise berücksichtigt werden können.
Die Vorschuß=Anstalt beleiht die Grundstücke im hiesigen Fürstenthume zu 4 1/2 % auch über die Hälfte des Werthes derselben hinaus, je nach der Lage des Falls mit oder ohne eine weitere Sicherheitsleistung, immer aber nur unter der Voraussetzung daß ein Hypothekenbuch über das Grundstück niedergelegt ist.
Schönberg, den 19. April 1873.

Das Directorium der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.
Aug. Spehr.     W. Gartz.     Wigger.
Burmeister.

Secretair: R. Rackow, Adv.


Gestern, Abend 8 1/4 Uhr, starb an Herzlähmung meine geliebte Frau, Anna geb. Götze im 27. Jahre unserer gottgesegneten Ehe, auch in ihren letzten, recht schweren Leiden voll der Zuversicht zu ihrem Erlöser.
Hugo Wohlfahrt, Großherzogl. Hofrath und Justiz-Amt-Dirigent, als Gatte.
Ewald Wohlfahrt. Cand. jur.
Barnim Wohlfahrt Sec.-Lieutenant im Grossh. Mecklenb. Grenadier-Regiment Nr. 89.
Hubert Wohlfahrt.
Magdalene Wohlfahrt,
als Kinder.


Heute Abend 9 1/2 Uhr endete ein sanfter Tod im 64sten Lebensjahre die längeren Leiden unseres theuren Gatten, Vaters und Schwiegervaters, des Amtmanns Carl Drevs.
Die tief betrübten Hinterbliebenen.
Bauhof-Schönberg, den 20. April 1873.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 24. d. M., Nachmittags 5 Uhr, statt.


Von der durch Erkenntniß des Großherzoglichen Justizamtes vom 13. Februar 1873 mir zugesprochenen Befugniß mache ich hiemit Gebrauch und bringe das beregte Erkenntniß, wie nachsteht, zur öffentlichen Kenntniß.
Herrnburg, den 21. April 1873.

Joachim Schleuß.

Das Erkenntniß lautet:

In der Untersuchungssache wider den Schuhmacher Joachim Kietzmann zu Herrnburg wegen öffentlicher Beleidigung erkennt

das Großherzogliche Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg

auf Grund der geführten Acten und im Beihalt der hier angefügten Entscheidungsgründe hiermit für

Recht:

1) der Schuhmacher Joachim Kietzmann zu Herrnburg wird auf Grund des § 186 des Strafgesetzbuches wegen der dem Büdner Joachim Schleuß zu Herrnburg am 28. Mai v. J. dadurch zugefügten öffentlichen Beleidigung, daß er auf der Brandenbaumer Chaussee in Gegenwart von Zeugen dem Schleuß gegenüber behauptet hat, derselbe habe ihm sein Steinmehl (Schweinfutter) vom Wagen genommen, nachdem der p. Schleuß von dem Verdacht dieses Vergehens des Diebstahls einstweilen freigesprochen worden ist, zu einer an die Gerichtskasse zu erlegenden Geldstrafe von sechs Thalern Pr. Cour. verurtheilt und schuldig erkannt, die durch diese Untersuchung entstandenen Gerichtskosten, mit Ausnahme der durch den Termin vom 8. Juli v. J. verursachten, der Bruchcasse zur Last fallenden Kosten, zu tragen resp. zu bezahlen.
2) Dem Beleidigten, Büdner Schleuß zu Herrnburg, wird hiermit die Befugniß zugesprochen, dies Erkenntniß durch einmaligen Abdruck desselben ohne Entscheidungsgründe in die Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg auf Kosten des p. Kietzmann öffentlich bekannt zu machen.

Von Rechts Wegen!
Publicatum Schönberg den 13. Februar 1873.
Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.

(L. S.)                gez. Götze.

ggez. A. Dufft.


Verkauf der Scheunenplätze.

Unterzeichnete bringen hierdurch zur allgemeinen Kenntniß der daran Betheiligten, daß für die beiden Scheunenplätze vor dem Sabower Thore eine Kaufsumme von je 100 Thlr. für den einzelnen Platz geboten ist und fordern die Participienten hiemittelst auf, etwaige Einrede gegen den Verkauf, oder die Kaufsumme bis zum 1. Mai a. c. bei uns vorzubringen, mit dem Bemerken, daß Stillschweigen als Zustimmung angesehen wird.
Schönberg, den 15. April 1873.

F. Fick.      W. Gartz.


Zur gefälligen Beachtung

empfehle ich kräftige Pflanzen, als: Sommerkohl, Blumen= und Winterkohl, ferner:

60 verschiedene Blumensorten, von denen 12 sich schon zum Verpflanzen eignen, sowie auch die übrigen Sorten nach und nach zur Verpflanzung abgegeben werden können. Ein Katalog hierüber liegt zur Einsicht bereit.
Später Porre und Riesenporre, Sellerie, Kohlrabi, Rothen=Virsing= und Rosenkohl, Runkelrüben, rothe Beeten, Braunkohl und Steckrüben.
H. Brüchmann.


Bekanntmachung.

Der diesjährige Frühjahrsbeitrag der Mitglieder des Lübecker Feuerversicherung=Vereins für Landbewohner ist zwischen dem 16. und 31. Mai d. J. mit 3/4 Simplum - drei Vierteln des einfachen Ansatzes - auf dem hiesigen Bureau zu entrichten.
Lübeck, den 5. April 1873.

Namens der Direction
                Bruhn, Secretair.


Geschäfts-Eröffnung.

Mit dem heutigen Tage eröffne ich hierselbst eine Buchbinderei und empfehle mich zu allen bezüglichen Arbeiten und Aufträgen bestens.
Schönberg, neben der Kirche.
E. Hempel.


Auf Gr. Molzahn werden 40 Sack rothe und 8 Sack weiße Kartoffeln, pr. 200 Pfd., zu resp. 4 und 5 Mark verkauft.


Ziehung der von mir veranstalteten Mobilien=Verloosung findet am 4. Mai im Hause der Wittwe Boye statt.
Tischlermeister Hauschild.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 32 Seite 3]

Die Restanten zur Feuerassecuranz des Füstenthums Ratzeburg werden hiedurch aufgefordert, nunmehr ihre Beiträge binnen 14 Tagen einzuzahlen. Nach dieser Zeit wird die zwangsmäßige Eintreibung erfolgen.
Schönberg den 8. April 1873.

Carl Bade.


Nachdem ich hierselbst als Hebamme concessionirt bin, mache ich bekannt, daß ich sowohl Blutigel setze wie schröpfe und empfehle mich den geehrten Herrschaften hierzu bestens

Marie Eckmann geb. Schlüter,
wohnhaft in der Hinterstraße bei der Wittwe Wilms, neben dem Tischlermeister Dettmann.


Wohnungsveränderung!

Ich wohne jetzt nicht mehr beim Schuhmachermeister Kleinod, sondern beim Schuhmachermeister Kleinfeldt in der Siemzerstraße, in der Wohnung der verstorbenen Hebamme Spehr.

E. Söhlbrandt, Hebamme.


Ein Sohn rechtlicher Eltern, der Lust hat Barbier zu werden, kann sich melden bei H. Fick, Barbier und Chirurg.


Wohnungsveränderung.

Von jetzt ab wohne ich nicht mehr beim Herrn Schneidermeister J. Renzow, sondern in dem Hause des Herrn Kühn vor dem Siemzerthore.
J. Lohse, Damenschneider.


Wohnungsveränderung.

Meinen geehrten Kunden, Freunden und Gönnern hiermit zur Anzeige, das ich von jetzt an nicht mehr in dem Hause des Herrn Schuhmachermeister Kleinfeldt in der Sabowerstraße, sondern beim Herrn Tischlermeister Borschel in der Siemzerstraße wohne und bitte das mir bisher geschenkte Zutrauen auch in meiner neuen Wohnung zu bewahren.
Hochachtungsvoll H. H. Meier. Herrenkleidermacher.


Moderne Sonnenschirme in großer Auswahl empfiehlt billigst H. Scheer, Schirmmacher.


Petroleum=Koch=Apparate und Petroleum=Schnellkocher, sowie eine reichliche Auswahl der verschiedensten lackirten Blechwaaren hält vorräthig und bestens empfohlen W. Wieschendorf, Klempner.
Schönberg.


Bunge & Beyer, Lübeck.
Comptoir: Fischergrube Nr. 313/14,
empfehlen ihr Lager von

Butter, Schmalz, Käse, Gesalz. Heringe, geräuch. Speck, Russ. Seife, Essig und Essigsprit
zu billigsten Preisen.


Vorzügliche Brillen, Lorgnettes, Barometer, Thermometer, Zeichenutensilien, Lupen, Fernröhre etc.
sind vorräthig, werden verfertigt, reparirt und zu den billigsten Preisen ergebenst empfohlen von Ludw. Vogel, Optiker und Mechaniker in Schönberg.

Zur Anfertigung künstlicher Gebisse, reell billigst und schmerzlos empfiehlt sich Ludwig Vogel.


Segelschiff

Frischen Gottländer Kalk aus dem Schiffe "Maria" Capt. Schulz.
Frischen Faxö=Kalk aus dem Schiffe "Eleonore" Capt. Hansen. Lüneburger Kron=Kalk.
Besten engl. Portland=Cement aus dem Schiffe "Henriette" Capt. Ihns,
empfiehlt W. J. Heymanson, Trave 300, Lübeck.


Im Interesse aufrecht zu erhaltender christl. Sitte im Fürstenthum fühle ich mich veranlaßt, auf einen neuerdings aufkommenden, diese Sitte tief verletzenden Mißbrauch aufmerksam zu machen, auf den, wie ich glaube, nur hingewiesen zu werden braucht, damit er aus freien Stücken von Jedermann unterlassen werde. Ich meine den mir wenigstens bis dahin in unserem Lande unbekannt gebliebenen Mißbrauch, daß am Charfreitag in öffentlichen Gärten Kegel gespielt wird, wie in dem Garten eines Wirthshauses unseres Dorfes am Nachmittag dieses Tages geschehen ist. Aber unterblieb es sonst überall in unserem Lande? In einem Garten von der Stadt Ratzeburg geschah es ebenfalls, wie ich bei dieser Gelegenheit erfuhr.
So wenig ich nun selbst die harmlose Natur und die sonstigen Vorzüge dieses schönen Spiels irgendwie bestreiten möchte, ebenso wenig glaube ich, daß diese sonst so tadellose Unterhaltung und Erholung für Jung und Alt eine geeignete Beschäftigung an diesem Tage sei, der ohne Widerrede der ernsteste Feiertag der christlichen Welt zu aller Zeit war und noch ist.
Unwillkürlich drängte sich mir, als ich Nachmittags auf einem Spaziergang bei dem herrlichen Frühlingshimmel durch die stille Landschaft das ununterbrochene Rollen der Kegelkugeln vom Wirthshausgarten her hörte, die Frage auf: Wenn sonst auch dies Vergnügen recht und nicht tadelnswerth ist, ist dasselbe doch an diesem Tage nicht ebenso tadelnswerth, als ein unentschuldbares Unrecht gegen eine heilige, wohlbegründete Sitte? Und wenn es ein Unrecht ist, muß man dasselbe öffentlich dulden, wenn es nicht freiwillig von Jedermann unterlassen bleibt?
Wir meinen die Polizei, als die Hüterin der öffentlichen Sitte und Schützerin der sittlichen Ordnung sei dazu ebenso berechtigt, wie verpflichtet, Aeußerungen natürlicher Rohheit oder innerer Verwilderung des Herzens und Geistes, wie es nach unserer Ueberzeugung auch das Kegelspiel am Charfreitag in einem öffentlichen Garten eines christlichen Landes ist, - zu verbieten.
Uebrigens wird von Gastwirthen, denen an ihrer eignen Ehre etwas und denen überhaupt noch an irgend etwas mehr liegt, als daran, daß die Taschen ihrer Gäste auf alle mögliche Weise sich leeren, gewiß jedes öffentliche Vergnügen und somit auch das des Kegelspiels als für den genannten Tag ungeeignet von vornherein nicht gestattet werden.

Z., April 1873.                          K.


Bei der Verloosung am 15. d. M. wurden folgende Gewinne gezogen:

Nr. 459   - 2 Kissen.
Nr. 655   - 2 Kissen.
Nr. 1002- 1 Oberbett.
Nr. 837   - 1 Unterbett.
Nr. 9         - 2 Kissen.
Nr. 251   - 2 Kissen.
Nr. 293   - 5 Ell. Baumwollenzeug
Nr. 449   - 2 Kissen.
Nr. 144   - 2 Kissen.
Nr. 599   - 1 Oberbett.
Nr. 34     - 1 Unterbett.
Nr. 500   - 2 Kissen.
Nr. 364   - 1 Oberbett.
Nr. 224   - 2 Kissen.
Nr. 578   - 1 Unterbett.
Nr. 1101 - 1 Unterbett.
Nr. 1148 - 1 Oberbett.
Nr. 374   - 1 Oberbett.
Nr. 1306 - 1 Oberbett.
Nr. 446   - 2 Kissen.
Nr. 444   - 1 Unterbett.
Nr. 426   - 2 Kissen.
Nr. 414   - 1 Unterbett.
J. J. Schäper.


Accordeons,
(Handharmonikas)
in neuen vorzüglichen Constructionen und verschiedenen Größen empfehle zu billigen Preisen.
F. Heitmann.


Sehr schönes Russisches Saatlein empfiehlt billigstens J. F. Eckmann.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 32 Seite 4]

Wie leicht geht ein vernachläßigter Katarrh in Lungenentzündung, ja selbst Lungenschwindsucht über!

Diese Wahrheit wird viel zu wenig beachtet und kann nicht oft genug eingeschärft werden bei Zeiten zu dem richtigen Mittel dagegen zu greifen. Bei allen katarrhalischen Leiden, Husten, Heiserkeit, Grippe, Brustschmerzen, Verschleimung, Rauheit, Kitzel oder Kratzen im Halse, Krampf=, Keuch= und Stick=Husten, selbst bei beginnenden Kehlkopf= und Lungen=Leiden wirkt der L. W. Eger'sche Fenchelhonig=Extract reizmildernd und besänftigend, er befördert auffallend den Auswurf des zähen stockenden Schleimes und vermindert die Hustenanfälle, auch wird der so unangenehme Reiz oder Kitzel im Kehlkopf sehr bald dadurch gehoben und mit ihm eine sehr häufige Ursache der fatalen Schlaflosigkeit. Um nicht durch Nachpfuschungen betrogen zu werden, wolle man sich merken, daß der L. W. Eger'sche Fenchelhonig=Extract, kenntlich an Siegel, Faksimile, sowie an der in die Flasche eingebrannten Firma von L. W. Egers in Breslau, nur allein echt zu haben ist beim Buchbinder C. Sievers in Schönberg.


Preußische
Hagel=Versicherungs=Actien=Gesellschaft.

Dieselbe versichert Bodenerzeugnisse gegen Hagelschaden. Die Prämien sind fest und billig, Nachschüsse werden also niemals erhoben. Die Schäden werden wie in früheren Jahren coulant und unter Zuziehung von Landesdeputirten regulirt und binnen Monatsfrist nach Feststellung voll und baar bezahlt. Versicherungen auf mehrere Jahre genießen einen angemessenen Prämienrabatt, welcher sofort von der Jahresprämie in Abzug gebracht wird.
Die Unterzeichneten sind zu jeder Auskunft und zur persönlichen Aufnahme von Versicherungen stets bereit und empfehlen dem landwirtschaftlichen Publikum obige Gesellschaft ganz ergebenst

J. Ludw. D. Petersen in Schönberg.
Amtscanzlist Schulz in Ratzeburg.


Wilh. Heincke, Schönberg,
Haupt=Agentur
der
Annoncen-Expedition von
Haasenstein & Vogler,

besorgt Inserate und Reclamen in alle Zeitungen und Fachblätter des In= und Auslandes zu Originalpreisen ohne Nebenkosten und hält sich dem geehrten inserirenden Publikum zur Annahme und promptesten Ausführung von Annoncen jeglicher Art angelegentlichst empfohlen.


In der Apotheke hierselbst sind vor einigen Tagen ein Regen= und ein Sonnenschirm stehen geblieben. Der sich rechtmäßig legitimirende Eigenthümer kann dieselben gegen Erstattung der Insertionsgebühren in Empfang nehmen.


Zwei milchgebende Kühe in gutem Zustande, und eine sehr schöne zweijährige Starke, sollen, Umstände halber, rasch verkauft werden auf der Schönberger Feldziegelei.
Buchholz.


Den Bewohnern Schönbergs und Umgegend die ergebenste Anzeige, daß mein Geschäft fortgeführt wird und empfehle ich zugleich stets vorräthig:
Kinderwagen, Wiegen, Reisekörbe etc.
Bestellungen werden prompt und billigst ausgeführt.
Achtungsvoll E. Wolgast, Korbmacher.


Stettiner
Pferde-Verloosung
abzuhalten am 5. Mai 1873
zu Stettin.

Loose à 1 Thlr. sind zu haben bei M. Fürstenberg, Linkstraße 13, Berlin.
Hauptgewinn eine vollständige 2 spännige Equipage im Werthe von 2000 Thlr.; niedrigster Gewinn im Werthe von ca. 5 1/2 Thlr.
Bei Abnahme einer größeren Quantität wird ein entsprechender Rabatt gewährt.


W. Kolls, Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Frischen goth. Kalk in kleinen Tonnen empfiehlt A. Wigger.


Ziegelei=Verkauf.

Am Sonnabend den 26. d. M., Vormittags 11 Uhr, soll im Hause der Gastwirthin Boye hier meine Ziegelei mit Inventar, sowie 1000 bis 1500 []Ruthen Ackerland öffentlich meistbietend verkauft werden, wozu Kaufliebhaber ergebenst einladet

C. Köhler.


Gesucht wird auf dem Hofe zu Schlagsdorf, Umstände halber, zu sofort ein ordentliches Stubenmädchen. Persönliche Meldung erwünscht.


Getreide=Preise in Lübeck.
(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen19 1/2 - 20Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 - 13Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Gerste13 1/2 - 14Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 1/4 - 11 Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Wicken10 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs.-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl.13 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.10 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans d. St. 40 Schilling (Mecklenburg),
Flickgans d. St.28 - 30 Schilling (Mecklenburg),
Schinken pr. 500 Gr.9 - 10 Schilling (Mecklenburg),
Schweinskopf pr. 500 Gr.5 - 5 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Wurst pr. 500 Gr.10 - 13 Schilling (Mecklenburg),
Eier 6 - 7 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln 10 Lit.6 - 7 Schilling (Mecklenburg).


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 32 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 32 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 22. April 1873.


- Der Menschheit ergeht's mit den bescheidenen 6000 Jahren, die sie alt sein soll, wie der Jungfrau mit den 30 Jahren, über welche sie niemals hinauskommt. Leider giebts vor den geistlichen Herren, welche die Kirchenbücher führen, und vor den Naturforschern, welche die Erde nach den Jahresringen durchwühlen, kein Geheimniß. Ein englischer Naturforscher z. B. Frank Calvert, hat so lange in den Gestaden der Dardanellen herumgewühlt, bis er herausgebracht hat, daß unser Geschlecht ein paar 1000 oder 100,000 Jahre älter ist als in unserm Hauskalender steht. In der Naturforscherversammlung will er den gelehrten Beweis führen.
- Zu seinem rothen Gesicht wird Bischof Ketteler von Mainz nächstens einen rothen Hut aus Rom erhalten. Dann fehlen nur noch die rothen Strümpfe und der Cardinal ist fertig.
- In München ist der berühmte Professor Justus von Liebig an einer Lungenentzündung gestorben. - Durch den Tod Justus v. Liebigs hat nicht nur die deutsche Wissenschaft, sondern auch die deutsche Nation einen sehr harten Verlust erlitten, der sobald nicht verschmerzt werden dürfte. Unter den großen Chemikern Deutschlands ist Liebig sicherlich der populärste. Er gehörte zu den wenigen Deutschen Gelehrten, die es nicht unter ihrer Würde fanden, dem Volke resp. dem gebildeten Theile desselben in klarer und eleganter, dabei echt wissenschaftlicher Form, die Ergebnisse der mühseligsten Laboratorien=Untersuchungen darzulegen. In der Geschichte der Wissenschaft wird sein Name ewig leuchten; was Lavoisier für die anorganische Chemie leistete das that Liebig für die organische. Der berühmte Forscher war am 12. Mai 1803 in Darmstadt geboren, war nach dem Besuch des Gymnasiums in die Apotheke zu Heppenheim eingetreten, verließ dieselbe aber nach zehnmonatlicher Lehrlingszeit, um in Bonn und Erlangen Naturwissenschaften zu studiren. Mit Hülfe eines von Großherzog Ludwig l. gewährten Reisestipendiums setzte er von 1822 an seine - bereits hauptsächlich auf Chemie sich erstreckenden - Untersuchungen in Paris fort. Das Resultat derselben legte er in einer Abhandlung über das Knallgas nieder, welche Humboldt's Aufmerksamkeit auf den jungen Belehrten zog und ihn veranlaßte, demselben 1824 die außerordentliche Professur der Chemie in Gießen zu verschaffen. Wie Liebig in Gießen das erste Musterlaboratorium Deutschlands gründete, wie er Gießen zum Centralpunkt des chemischen Studiums erhob, und viele Ausländer, besonders Engländer nach dem kleinen Städtchen zog, ist viel geschildert. Liebig's weitere äußere Lebensschicksale sind bald erzählt. 1826 wurde er ordentlicher Professor, 1845 vom Großherzog von Hessen in den Freiherrnstand erhoben, 1854 nach einem vorübergehenden Aufenthalt in Heidelberg unter den günstigsten Bedingungen nach München berufen, wo er als Conservator des chemischen Laboratoriums seine Ideen im vollsten Umfange ins Werk setzen konnte und bis zu seinem Lebensende lehrend und leitend wirkte. Seine wissenschaftliche Thätigkeit, die, wie gesagt, hauptsächlich die organische Chemie umfaßte, hat in der Verbesserung der analytischen Methode, der Erfindung und Einführung des nach ihm genannten Apparats, in der Untersuchung zahlreicher organischer Stoffe und in vielfachen Aufsätzen und Schriften ihren Ausdruck gefunden; allerorten preisen ihn seine Schüler und zu seinen Schülern rechnen sich mit Stolz alle Chemiker der Neuzeit. Aber damit ist Liebig's Bedeutung nicht erschöpft; der Liebig'sche Fleisch= und Milchextract hat seinen Namen in Kreisen bekannt gemacht, welche von seinen Untersuchungen über Roccell= oder Mekonsäure nie etwas geahnt haben. Seit 1839 beschäftigte sich Liebig vielfach mit der Lösung der Aufgabe, die Errungenschaften der Chemie auch practisch zu verwerthen. Seine Werke: "die Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie," und (um aus den Uebrigen nur eins zu erwähnen) die "Chemischen Briefe" haben bekanntlich eine vollständige Revolution in vielen Zweigen des praktischen Lebens und zumal im Ackerbau hervorgerufen; wenn der jetzige "Landwirth" mit Begriffen, wie Raubbau, Stoffwechsel etc. und den subtilsten Gründen für die Vorzüge des mineralischen oder vegetabilischen Düngers mit derselben Geschicklichkeit operirt, wie seine Ahnen mit den eigenhändig geführten Dreschflegeln, so ist dies das Verdienst des großen Gelehrten, der sich in der Geschichte der Deutschen Wissenschaft einen unsterblichen Namen erworben hat.
- Am 1. Mai wird die Welt=Ausstellung in Wien vom Kaiser eröffnet obgleich noch lange nicht alles fertig ist. Der Eröffnung wird der deutsche Kronprinz mit Gemahlin und der Prinz von Wales beiwohnen, später kommt auch der Kaiser Wilhelm. Eine Eintrittskarte zur Eröffnungsfeier kostet 25 fl. eine Karte für die ganze Dauer der Ausstellung 100 fl.; an Wochentagen kosten die Eintrittskarte 1 fl., an Sonntagen die Hälfte.
- Um die auswärtigen Besucher der Wiener Weltausstellung vor Prellereien zu schützen, hat die Statthalterei von Niederösterreich eine alte Verordnung wieder in Kraft gesetzt, wonach die Besitzer von Gasthäusern und Gasthöfen verpflichtet sind, die Preise der Wohnungen, Speisen und Getränke durch amtlich revidirte Tarife sowohl in den Passagierzimmern, wie in den größeren Lokalitäten ersichtlich zu machen. Die Tarife sind dem Magistrat von Wien bis zum 13. April behufs der Vidirung vorzulegen, und Ueberschreitungen der in denselben angegebenen Preise sollen mit Geldstrafen bis zu 400 Gulden oder nöthigenfalls mit verhältnißmäßigem Arrest bestraft werden. Beschwerden der Passagiere und Gäste werden täglich von 9 Uhr früh bis 4 Uhr Nachmittags im Magistrats=Gebäude der inneren Stadt und in den Amtslokalitäten der Vorstadtbezirke angenommen werden.

In Wien sind vier Todesfälle an der Cholera vorgekommen.

In Manheim sind drei Brauereien in Folge erhöheten Bierpreises gänzlich zerstört worden. Das Militär mußte gegen die Tausende von Tumultuanten einschreiten.

An der Berliner Börse werden jetzt nahezu 1100 Papiere gehandelt, 5mal so viel als noch vor drei Jahren. Die Course und die Nasen werden immer länger.

Das Brautkleid der Erbherzogin Gisela ist weiß und vom reichsten und kostbarsten Stoffe. Ueber ein weißes ausgeschnittenes Tüllkleid, das mit Silber gestickt und mit Myrthen geschmückt sein wird, wird ein weißes Manteau mit Silberstickerei und Feebesatz und über dieses der am Kopfe durch ein Diamanten=Diadem gehaltene silbergestickte weiße Brautschleier herabwallen.

- In Bayern werden die Eltern öffentlich gewarnt, ihre Söhne Juristen werden zu lassen. Der Jurist erlange im Durchschnitt selten vor dem kanonischen Schwabenalter ein Richteramt und habe sein väterliches Erbe verzehrt, während sein Bruder Geschäftsmann es verdoppelt habe. Wer vollends im Examen die Nummer 3 davontrage, möge dann als Gerichtsschreiber versauern. (Die Warner haben die Staatslaufbahn und die künftige Verminderung der Obergerichte und weniger die Notare, Anwälte etc. im Auge und werden ihrerseits daran erinnert, daß in neuerer Zeit das Jus mehr wie je zu vielen Dingen nütze ist und für die Finanz als Rathgeber bei Banken, Handels= und Creditgesellschaften aller Art ein sehr gesuchter und lohnender Artikel ist.)


Edeline.
Novelle von Carl Reinhardt.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1873 Nr. 32 Seite 6]

Edeline.
Novelle von Carl Reinhadt.
[Fortsetzung.]


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