No. 20
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 07. März
1873
dreinundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1873 Nr. 20 Seite 1]

Mit der heutigen Nummer wird Nr. 6 des Reichsgesetzblattes versandt.


- Schönberg. Das Häuflein der Veteranen aus der ruhmreichen Zeit der Befreiungskriege schmilzt immer mehr zusammen. Die beiden alten Krieger welche die Stadt Schönberg bis dahin noch aufzuweisen hatte, sind kurz nach einander zu den Vätern heimgegangen. Gestern, am 4. März haben wir den letzten, den Landreiter emer. F. W. Müller, zu seiner Ruhestätte geleitet. Die Theilnahme daran, diesem unsern letzten Veteranen die letzte Ehre zu erweisen, war allgemein und gestaltete sich zu einer seltenen Feierlichkeit. Nachdem am Tage zuvor von Chargirten der hiesigen Schützenzunft die Leiche in den Sarg gelegt worden war, hatte gestern Nachmittag nicht nur die Schützenzunft, sondern auch ein Theil der aus dem jüngsten französischen Kriege heimgekehrten hiesigen Mannschaften, außerdem das Beamten=Personal, das hier stationirte Husaren=Commando und andere Theilnehmer, auch vom Lande, vor dem Sterbehause sich versammelt, und bildeten ein großes Gefolge. Das hiesige Musik=Corps, vor dem Leichenwagen vorausgehend, spielte den Choral: "Jesus, meine Zuversicht" und dazwischen wurden die Trommeln (gedämpft) gerührt. Vor dem Kirchhofe wurde der Sarg von den jungen Kriegern vom Leichenwagen gehoben, und auf der Bahre bis zur Grabstätte getragen. Nach der Leichenrede und nachdem der Sarg in die Gruft gesenkt war, gab eine Abtheilung Schützen die üblichen drei Salven.
- Mit der Ruhe in Madrid muß es nicht weit her sein, weil so viele angesehene Familien die spanische Hauptstadt verlassen und sich und ihr Vermögen nach Paris flüchten.
- In Spanien geht es schrecklich zu. Man hat es auf die Grundbesitzer abgesehen, die man beraubt und mordet. Es haben bereits 8 Grundbesitzer das Leben eingebüßt. Es herrscht allenthalben Angst und Schrecken, und die Parteien wüthen gegen einander wie Kannibalen. In manchen Districten hat man die vorhandenen Güter an die Gemeindeglieder vertheilt und die Bürgermeister haben dem Präsidenten der Republik, Martos, die Anzeige gemacht, daß die Vertheilung in vollkommener Ruhe und Ordnung vor sich gegangen ist.
- Die Bonapartisten in Frankreich rühren sich. Sie haben bereits bei der Nationalversammlung den Antrag gestellt, daß eine Volksabstimmung ausgeschrieben werde, darin entschieden werde, ob Monarchie oder Republik und wer an die Spitze der Regierung gestellt werden soll.
- Feldmarschall Prinz Friedrich Carl ist wieder nach Elsaß=Lothringen gereist, um Truppeninspection abzuhalten. Er wird zuerst die Besatzung von Metz vornehmen.
- Der preuß. Cultusminister hat dem Abgeordnetenhause die Grundzüge einer evangelischen Kirchenverfassung vorgelegt.
- Wie man dem B. B. C. von unterrichteter Seite meldet, ist nunmehr das von dem Geh. Oberfinanzrath Schuhmann gegen den Geheimrath Wagner eingeleitete Scutinialverfahren beendigt worden. Da die Anklagen durch die Behauptungen Wagners nicht entkräftet worden sind, so wird nunmehr die Disciplinaruntersuchung in der Eisenbahn=Concessions=Angelegenheit gegen den Angeklagten eröffnet werden.
- Die Reorganisation der Realschulen in Preußen ist nun beschlossene Sache. Der Plan dafür liegt bereits im Cultusministerium, vom GR. Wiese entworfen, fertig da. Darnach soll das Latein aus den Realschulen gänzlich entfernt werden.


Anzeigen.

Nachdem der Hofschmied Dräger zu Schönberg und der Hauswirth Boie zu Zarnewenz, Vormünder der drei minorennen Kinder und Erben des zu Zarnewenz verstorbenen Schmiedemeisters Eckmann, unter dem Erbieten zur Güterabtretung, sich für ihre Curanden, die Schmied Eckmann'schen Kinder zu Zarnewenz, am 3. d. M. insolvent erklärt haben, ist unter Vorbehalt der creditorischen Rechte der formelle Concurs über das Vermögen der Schmied Eckmann'schen Kinder in Zarnewenz eröffnet.
Es ist daher ein Liquidationstermin auf Dienstag den 20. Mai d. J. Vormittags 11 Uhr, vor dem Großherzoglichen Justiz=Amte hieselbst angesetzt, zu welchem Alle, welche aus irgend einem Grunde Ansprüche und Forderungen an die Schmied Eckmann'sche Curatel zu Zarnewenz und deren Vermögen, in specie an die zur Concursmasse gehörige, zu Zarnewenz belegene Büdnerstelle c. p. zu haben vermeinen, Zwecks Anmeldung ihrer Ansprüche und Vorlegung ihrer schriftlichen Beweismittel unter dem hiedurch ein für alle Mal angedroheten Nachtheile der Abweisung von der vorhandenen Masse und des Ausschlusses mit ihren Beweismitteln, hiermit peremtorisch geladen werden.
Zugleich ist auch ein Termin auf Donnerstag den 12. Juni d. J. Vormittags 11 Uhr, vor dem hiesigen Justiz=Amte anberaumt zum Versuche gütlicher Aufgreifung des Debitwesens und ev. zur Prioritätsausführung, zu welchem die Eckmann'schen Gläubiger unter dem ein für alle Mal angekündigten Nachtheile der Einwilligung in die Gerichtswegen zu machenden Vergleichsvorschläge - wobei etwanige Ablehnungen oder Fristgesuche von Bevollmächtigten nur im Falle einer auf Widerspruch gerichteten Specialvollmacht, bloße schriftliche Erklärungen aber überall nicht berücksichtigt werden können - und der Ausschließung mit der Prioritätsdeduction hiedurch geladen werden. - Gleichzeitig sind auch Termine vor dem Großherzoglichen Justiz=Amte hieselbst anberaumt:
1) zum Verkaufe der zur Masse gehörigen, zu Zarnewenz belegenen Büdnerei c. p. auf Dienstag den 20. Mai d. J. Mittags 12 Uhr,
2) zum Ueberbot auf Donnerstag den 12. Juni d. J., Mittags 12 Uhr,
wozu Kaufliebhaber hiedurch mit der Bemerkung geladen werden, daß die Besichtigung des Grundstücks nach voraufgegangener Meldung bei dem zum Curator bonorum bestellten Photographen Schacht zu Schönberg jederzeit frei steht und die Verkaufsbedingungen 14 Tage vor dem Verkaufstermine auf

[ => Original lesen: 1873 Nr. 20 Seite 2]

der Justizamts=Registratur einzusehen auch gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten sind.
Sämmtlichen Gläubigern wird freigelassen, in dem zur endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen auf Dienstag den 20. Mai d. J., Vormittags 11 1/2 Uhr, anberaumten Termine zu erscheinen.
Schließlich wird bemerkt, daß die erforderlichen Sicherheitsmaßregeln in dieser Concurssache getroffen sind, und wird den etwaigen Eckmann'schen Schuldnern hiedurch bei Strafe doppelter Zahlung aufgegeben, fortan nicht an die Eckmann'sche Curatel, sondern nur an das unterzeichnete Justiz=Amt oder den Curator bonorum, Photographen Schacht zu Schönberg, Zahlung zu leisten.
Schönberg, den 5. März 1873.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) A. Dufft.


Auszug
aus einem in Nr. 10 dieses Blattes veröffentlichten event. Concurs=Proclam.

Ansprüche und Forderungen an den Nachlaß des wailand Stellmacher Johann Heinrich Gottfried Eggers in Ratzeburg, insbesondere an das zum Nachlaß gehörende Wohnhaus c. p. sind zur Vermeidung der Ausschließung am 19. März 1873, Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht anzumelden.
Diese Aufforderung gilt zugleich als eventuelles Concurs=Proclam.
Ratzeburg, den 21. Januar 1873.

Königlich Herzogliches Amtsgericht.
Sachau.
Bodmer.


Holzverkauf.

Am Donnerstag den 13. März d. J. sollen im Cordshäger Holze, Vitenser Forste, meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:

Eichhester, zu Nutz= und Pfahlholz tauglich,
buchen Klafterholz
do. Zweigholz,
fichten Bauholzstämme,
do. Leiterbäume,
do. Rickschleete,
do. Schleete,
do. Hopfenstangen.
Die Auction begingt Morgens 9 Uhr und wollen Käufer sich bei den Bauholz=Fichten in der Nähe des Pflanzgartens einfinden.
Vitense den 4. März 1873.
L. Wiegandt, Förster.


Holzverkauf.
Am Freitag den 14. März, Morgens 9 Uhr, wird Unterzeichneter verschiedene Cavelinge Pappeln Busch= und Zweigholz an der Schönberg=Selmsdorfer Chaussee in öffentlicher Auction gegen contante Zahlung verkaufen. Käufer belieben sich bei dem Schönberger Ziegeleiwege einzufinden.
G. F. Sager.


Holz-Auction.
In meiner Tannenkoppel am Herrnburger Wege werde ich am Dienstag den 11. März

70 Cavelinge tannen Schleete und Leiterbäume
öffentlich meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkaufen. Anfang der Auction Morgens 10 Uhr.
Kaufliebhaber wollen sich im Kruge zu Lüdersdorf einfinden.
Hauswirth J. H. Fick zu Lüdersdorf.


Am Freitag den 14. März d. J., Vormittags von 10 Uhr an, sollen im Hause des Maurers Schütt zu Wahrsow in öffentlicher Auction gegen gleich baare Bezahlung meistbietend verkauft werden:

Betten, Bettstellen, Frauen=Kleidungsstücke, ein Koffer, zwei Laden, eine Stubenuhr mit Gehäuse, eine silberne Taschenuhr, Stühle, Bänke und was sich sonst noch vorfindet.
Kutzbach, Landreiter.


Die diesjährige ordentliche Märzversammlung des landwirthschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg wird am Donnerstag den 20. März d. J., Vormittags 11 Uhr, im Hause der Ackerbürgerwittwe Boye in Schönberg stattfinden.
Schönberg, den 27. Februar 1873.
Namens des Vorstandes:
C. Giehrke, Adv., d. Z. Secretair.


Die heute Morgen 4 Uhr erfolgte glückliche Entbindung meiner lieben Frau von einem gesunden Mädchen zeige ich allen Freunden und Bekannten hiedurch ganz ergebenst an.
Rüschenbeck den 6. März 1873.
Wigger.


Allen Denen, welche so theilnehmend unserm Vater, dem Landreiter em. und Veteranen F. W. Müller, die letzte Ehre erwiesen haben, sagen ihren herzlichsten Dank die Hinterbliebenen.
Schönberg den 5. März 1873.


Gesucht zu Ostern gegen hohen Lohn:
Ein Hausknecht, der auch Garten=Arbeit versteht,
ein Mädchen zu häuslichen Arbeiten, das mit der Wäsche Bescheid weiß.
Das Nähere bei Leonhard Dölle in Ratzeburg.


Schwarze Seidenzeuge in großer Auswahl gebe ich unter dem Einkaufspreise ab.
J. Borchardt.


Eine neue Singersche Nähmaschine hat zu verkaufen.
J. Borchardt.


Mein Lager ist noch immer completirt in Tuchen, Buckskins, Ratines, Kleiderstoffen, Tisch= und Bettdecken, Teppichen, Hosendrell, Bettdrell, Bettparchend, Reisedecken, Bänder, Blonden, Schürzenzeugen, eigengemachte Röcke, Regenschirme, Flanelle, Tücher u. s. w. u. s. w.
und gebe sämmtliche Sachen unter dem Einkaufspreise ab.
J. Borchardt.


Aufforderung.
Wegen Besprechung um Bestätigung der Statuten von Hoher Großherzoglicher Landvogtei werden sämmtliche Mitglieder der Krankenkasse der Zimmerleute hiedurch aufgefordert, sich am Sonntag den 9. März, Nachmittags 2 Uhr, auf der Herberge einzufinden. Nichterscheinende werden an die Beschlüsse der anwesenden Mitglieder gebunden und spätere Einreden nicht berücksichtigt werden.
Schönberg, den 26. Februar 1873.
Der Vorstand.


Es hat sich das Gerücht verbreitet als hätte ich meinen Handel bereits aufgegeben. Dem ist aber nicht so. Im Gegentheil, ich verkaufe viele Artikel unter Preis, als:
Decimal=Waagen, Gewichte, Grabkreuze, Messing=Kessel, Grapen. Für Schmiede: Eisen, Büchsen, Pflüge, Bandeisen, Hufnägel und Stahl. Für Weber: Water=Twist à 20 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund. C.-Tabacke und andere Sorten. Gußeiserne Fenster, Dachpappe, Nägel und Drahtstifte, Porzellan- und Glaswaaren, Petroleum-Lampen etc., und bitte um gütige Abnahme.
Ergebenst Leonhard Dölle in Ratzeburg.


Syrup à Pfd. 3 ßl. bei Leonhard Dölle in Ratzeburg.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 20 Seite 3]

Wegen Wegzuges Fortsetzung des gänzlichen Ausverkaufs meines Tuch- und Manufacturwaaren-Lagers.
J. Borchardt.


Verlängerter Aufenthalt in Rostock.
Vom 10. März an Rundreise durch den westlichen Theil Mecklenburgs.

In Folge der Anerkennung, welche meine Apparate in Rostock finden, werde ich auch noch diese Woche in Rostock im Hotel "Stadt Hamburg" verweilen; länger meinen Aufenthalt auszudehnen, bin ich jedoch nicht im Stande, da ich noch unten aufgeführte Städte besuchen will.
In unterzeichneten Städten und Ortschaften werde ich zum letzten Male mit meinen hydro=electrischen Apparaten, welche ich für 5 Thlr. pro Stück verkaufe, eintreffen. Meine künftige Stellung wird mir das Reisen nicht mehr erlauben; alle Gegenden in Holstein habe ich schon zum letzten Male besucht, nachdem ich früher in vielen Städten 10 Mal, in einigen sogar 25 Mal gewesen bin. Anfangs waren die Leute mißtrauisch gegen meine Apparate, aber jetzt ist das Publikum dafür gewonnen, weil die früher gekauften und angewandten Apparate sich als nützlich erwiesen haben. Allein in Holstein haben mehrere Tausend Personen meine Apparate mit Erfolg angewandt, und freute es mich sehr, noch im Herbst zu erfahren, wie man meinen Worten Vertrauen schenkte, und von allen Seiten zu mir strömte, um die Kette zu kaufen. Viele Aerzte in Holstein rathen häufig ihren Patienten zur Anschaffung meiner Kette. Wollte ich den Leuten vorreden, daß alle Krankheiten im Innern des menschlichen Organismus durch den galvanischen Strom meiner Kette zu curiren sind, so würde ich dabei für den Augenblick wohl Geld verdienen können; aber als Schwindler aufzutreten ist gegen mein Princip, und daß ich solches nicht gethan habe, folgt schon von selbst daraus, daß ich oft in ein und derselben Stadt eintreffen konnte. Die vielen Dankschreiben in der Eisenbahn=Zeitung von geheilten Kranken in Holstein, schon seit Jahren, sowie auf das Schreiben von Bekannten in Holstein an Bekannte in Mecklenburg hat zur Folge gehabt, daß in letzter Zeit viele Briefe aus Mecklenburg an mich gelangen, in denen um Zusendung einer Kette gebeten wird. Ich habe mich deswegen entschlossen, auch Mecklenburg zu bereisen, doch wird die Zeit mir nur erlauben, etwa 2 Monate in Mecklenburg zu verweilen.
A. Beyer.
Wismar, Gastwirth Herr Bock: Montag, d. 10., Dienstag d. 11., Mittwoch d. 12., Donnerstag d. 13. März.
Grevismühlen, Gastwirth Herr Knoll: Freitag d. 14., Sonnabend d. 15. März.
Rehna, Gastwirth Herr Schreiber: Montag d. 17., Dienstag den 18. März.
Gadebusch, Gastwirth Herr Sandt: Mittwoch d. 19., Donnerstag d. 20. März.
Wittenburg, Gastwirth Herr Oderich: Freitag d. 21., Sonnabend d. 22. März.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 20 Seite 4]

Tödtliche Hustenkrankheiten bei Kindern.

kommen leider deshalb so oft vor, weil der Husten im Anfange viel zu wenig beachtet, ja sogar vernachlässigt wird. Gewissenhafte Eltern sollten doch bedenken, wie sehr leicht sich aus dem sehr unscheinbaren und einfachsten vernachlässigten Husten oder Katarrh bei dem zarten Kinde die gefährliche Lungenentzündung und Bräune, sowie der qualvolle Keuchhusten entwickeln kann. Sobald ein Kind hüstelt oder sich katarrhalisch zeigt, muß es daher unter allen Umständen bei reiner Luft ruhig in der warmen Stube gehalten werden. Es darf durchaus nicht in's Freie und muß im Warmen schlafen. Dabei gibt man dem Kinde jede 2-3 Stunden eine kleinen Theelöffel L. W. Egers'schen Fenchelhonig am Besten lauwarm ein; die Besserung wird sehr bald bemerklich sein. Die Kleinen nehmen dies ebenso heilsame als außerordentlich wohlschmeckende Mittel mit wahrer Gier ein, man gebe ihnen aber nur das Nöthige. Auf Eines muß noch aufmerksam gemacht werden, sich nämlich vor Nachpfuschungen in Obacht zu nehmen. Der echte L. W. Egers'sche Fenchelhonig, kenntlich an Siegel, Facsimile und im Glase eingebrannter Firma von L. W. Egers in Breslau, ist nur allein echt zu haben
in Schönberg beim Buchbinder C. Sievers.


Unter dem heutigen Dato etablire ich neben meinem Uhrmachergeschäft eine Handlung mit Gold- und Silberwaaren,
und bitte ein geehrtes Publikum von Schönberg und Umgegend um geneigtes Wohlwollen zu meinem Unternehmen. - Die Preise sind billig und fest. - Aechtheit garantirt.
Heinr. Kock, Uhrmacher.


Bilanz
der
Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank
in Schwerin
pro ultimo Februar 1873.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Schwerin, den 4. März 1873.

Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank.
C. A. Schwerdtfeger, Director.
C. L. F. Soltau, General=Agent.


Zwei sehr gut erhaltene Claviere stehen preiswürdig zu verkaufen. Wo? zu erfragen in der Expedition d. Bl.


Zwei verheirathete Tagelöhner und ein Deputatknecht bei den Pferden werden zu Ostern gesucht auf Hof Zarnewenz.


Wegen Wegzuges von hier bin ich Willens meine Büdnerei baldigst unter der Hand zu verkaufen.
J. Dierck in Rupensdorf.


Gutes ethes Kuhfutter hat zu verkaufen Johanna Creutzfeldt Wwe., Sabowerstraße.


Auf Gr. Molzahn ist zu Ostern eine Wohnung frei für einen Deputatknecht oder Tagelöhner.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Bußtag den 7. März.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Fischer.
Sonntag, den 9. März.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags=Kirche: Fällt aus.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen19 1/4 - 20Mark (Lübeck)6Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 1/4 - 13Mark (Lübeck)10Schilling (Mecklenburg)
Gerste13 1/2 - 14Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 - 11 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Wicken10 - 12Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs.-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl.14 - 15 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.44 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.10 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans d. St.32 - 40 Schilling (Mecklenburg),
Flickgans d. St.28 - 30 Schilling (Mecklenburg),
Schinken pr. 500 Gr.9 - 10 Schilling (Mecklenburg),
Schweinskopf pr. 500 Gr.5 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Wurst pr. 500 Gr.10 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Eier 6 - 7 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln 10 Lit.6 - 7 Schilling (Mecklenburg).


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 20 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 20 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 7. März 1873.


- Das preußische Kriegsministerium hat eine Aufforderung erlassen, worin alle Personen aufgefordert werden, die den letzten Feldzug mitgemacht und noch keine dekorative Auszeichnung erhalten haben, sich bis zum 15. März zu melden.
- In Bezug auf die Entlassung der Reserven hat der Kaiser durch Cabinetsordre folgende Bestimmungen getroffen: 1) die Entlassung der Reserven hat bei demjenigen Truppentheilen, welche an den Herbstübungen Theil nehmen, am ersten, spätestens am zweiten Tage nach Beendigung derselben, beziehungsweise nach dem Wiedereintreffen in den Garnisonen, bei der Fußartillerie und den zu den Herbstübungen nicht beorderten Feldbatterien am ersten, spätestens zweiten Tage nach Beendigung der Schießübungen, beziehungsweise nach dem Wiedereintreffen in den Garnisonen, bei den übrigen Truppentheilen zum 1. Septbr. stattzufinden. Die Trainfahrer zu halbjähriger Ausbildung sind, soweit dieselben nicht behufs Ablösung der älteren Trainmannschaften der Occupationsarmee Verwendung finden, zum 1. Nov. d. J., beziehungsweise 1. Mai k. J. und die Oeconomie=Handwerker zum 1. Oct. zu entlassen. 2) Zu den angegebenen Terminen haben Beurlaubungen von Mannschaften zur Disposition in dem Umfange stattzufinden, daß Rekruten eingestellt werden können.
- Fräul. Johanna Ewreinhoff aus St. Petersburg ist nach wohl überstandener mündlicher, vor der Leipziger Juristen=Fakultät zum Doktor beider Rechte ernannt worden.
- In München hat der städtische Fleischaufschlag im Jahre 1872 gegen das Vorjahr um 3949 Gulden weniger ergeben. Es ist dies eine Wirkung der hohen Fleischpreise; der Unbemittelte kann die hohen Fleischpreise nicht aufbringen. Das war freilich in München vor ein paar Jahrzehnten, wo das Kalbfleisch noch 7 Kreuzer das Pfund kostete, ganz anders; jetzt kostet es 20 Kreuzer. Man verdankt dies zum großen Theil dem Fortschritt in der Cultur, den Eisenbahnen, welche die örtlichen Erzeugnisse davonfahren in Gegenden, wo sie höher bezahlt werden. Da wird sich mancher gute Bürger wundern, der sich mit Mühe für sein Städtchen eine Bahn erkämpft hat, wie ihm fortan die Eisenbahnwagen Eier, Butter, Hühner, jegliches Vieh nach den großen Städten davon fahren!
- Haben Sie in der Nachbarschaft von Berlin auch so hohe Berge? fragte ein Gastwirth in den bayerischen Alpen einen Reisenden aus Berlin. Nein, antwortete der Berliner, aber wenn wir welche hätten, so wären sie höher.
- In Breslau hat der Chemiker Ferdinand Springmühl aus dem in dem Steinkohlentheer enthaltenen Anthracen einen neuen blauen Farbstoff hergestellt, welcher an Farbenpracht und Aechtheit alle bisher bekannten künstlichen Farbstoffe, besonders die Anilinfarben, übertreffen soll. Der Werth dieser Erfindung leuchtet daraus hervor, daß dem Erfinder für die Abtretung derselben von einem Londoner Hause die Summe von 20,000 Thaler angeboten worden ist.
- Es ist ein Glück, daß die Straßen in Berlin jetzt hübsch trocken sind und man nicht mit Nässe und Schmutz zu kämpfen hat, denn wer jetzt in Berlin mit der Bahn ankommt, der muß zu Fuß in die Stadt gehen, denn Droschken sind nicht zu haben. Die Droschkenbesitzer sowohl als auch die Droschkenkutscher haben gestriket und wollen nicht nach dem neuen Tarif fahren, der ihnen von der Polizei vom 1. März an vorgeschrieben ist. Es finden Unterhandlungen statt.
- Im Staate der Intelligenz, in Preußen, war es seither vorgekommen, daß man sogar den Wahrsagern einen Legitimationsschein ausstellte. Das hat nun der Minister des Innern abgestellt und verboten, solchen Leuten, die nur den Aberglauben befördern und sonst noch vielen Schaden anrichten, einen Freipaß zu geben.
- Die Gesamtzahl der in Amerika befindlichen Deutschen von deutscher Geburt wird nach der Zählung von 1872 auf 1,610,533 angegeben. Da jedoch hierin die Deutsch=Oestreicher, Schweizer, Elsässer etc. nicht mitbegriffen sind, so dürfte die Zahl heute mit Sicherheit auf 2 Millionen oder etwas darüber zu veranschlagen sein. Mecklenburger leben jetzt in den Vereinigten Staaten 95,000, also ungefähr so viele als die gesammte Bevölkerung des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz mit Einschluß des Fürstenthums Ratzeburg.
- Auf dem Dampfschiffe Colorado kamen 50 Chinesinnen nach San Franzisco. Kaum waren sie an's Land gestiegen, da wurde eine Auction veranstaltet, und jeder heiratslustige Junggeselle konnte sich eine Frau erstehen.
- Unsere Leser werden sich erinnern, daß wir vor einiger Zeit über den Mord an dem Opernsänger Weiß in Dessau berichteten. Ueber den Verlauf dieses Processes liest man jetzt Folgendes: Bei der Verhandlung räumt nach dem Protocoll der Angeklagte Ferdinand Berndt, aus Hannover gebürtig, 45 Jahre alt, schlank, von mittlerer Größe, mit dunklem Haar und Vollbart ein, dem Sänger Weiß zwei Dolchstöße versetzt zu haben, von denen er jedoch nicht wissen könne, ob dieselben den Tod des etc. Weiß zur Folge gehabt. Er erklärt sich übrigens für nicht schuldig, da er sich für berechtigt halte, zu thun, was er gethan. Seit 25 Jahren mit der Sängerin Kreißel=Berndt verheirathet, sei er Vater von 3 Söhnen, von 15, 12 und 11 Jahren. Anfangs Schauspieler, während des Engagements seiner Frau in Coburg und Gotha Photograph, sei er seiner Frau vor vier Jahren nach Dessau gefolgt und habe hier kein Geschäft betrieben, war mithin mit andern Worten nur der Mann seiner Frau. Vermögen besitze er nicht, habe es jedoch zu erwarten. Ueber seine Ehe befragt, bezeichnet er dieselbe im Allgemeinen als eine friedliche und glückliche. Diese letztere Angabe erregt indeß bescheidene Zweifel. Eine Ehe, in welcher der eine Theil, nämlich die Frau, nach der protocollarischen Aussage der Frau Kreyßel=Berndt, sehr heftig, der andere Theil nach derselben Quelle, sogar jähzornig und ungemein eifersüchtig ist, dürfte, namentlich wenn in derselben, wie hier der Fall, die Erwerbung des Unterhaltes der Frau obliegt, und dieselbe gleichzeitig ihrem Manne Grund zur Eifersucht bietet, schwerlich darauf Anspruch machen, eine glückliche und friedliche zu heißen. - Restaurateur Prautsch bekundet, daß das Gerücht, es sei zwischen den Berndtschen Eheleuten schon früher zu handgreiflichen Auseinandersetzungen gekommen, ihm wiederholt zu Ohren gelangt, auch Schuhmachermeister Villepp, der Hauswirth des Angeklagten, bestätigt, daß es in der Familie seines Mieters an stürmischen Auftritten anscheinend nicht gefehlt und Minna Westram, das Dienstmädchen des Angeklagten, sagt aus, daß sie Zeugin gewesen, wie Frau Kreyßel=Berndt einst, gelegentlich eines ehelichen Zwistes, einen dicken Stock auf dem Kopfe ihres Mannes in Stücke geschlagen. Nach dem weiteren Verhör verneinten die Geschworenen einstimmig die Schuldfrage in Betreff der beabsichtigten Tödtung, bejahten jedoch einstimmig die Schuldfrage in Betreff der absichtlichen Körperverletzung des Opernsängers Weiß mit tödtlichem Ausgange und nahmen mildernde Umstände an. In Folge dieses Wahrspruches wurde Berndt vom Gerichtshofe in eine Gefängnißstrafe von sechs Monaten verurtheilt. Eine dicht gedrängte Zuschauermenge folgte der ebenso interessanten wie pikanten Verhandlung bis zum Schluß. Eine Episode ist noch zu erwähnen, nämlich daß sich eine Zeugin aus Loburg (das frühere Dienstmädchen der Berndtschen Eheleute) bei ihren an Eidesstatt geleisteten Aussagen derartig mit ihrer früher gegebenen und beschworenen Aussage in Widerspruch setzte, daß sie auf Antrag des Staatsanwalts wegen Meineid verhaftet und aus dem Schwurgerichtssaal sofort in Untersuchungsarrest abgeführt wurde.


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