No. 103
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 31. Dezember
1872
zweiundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1872 Nr. 103 Seite 1]

- Schönberg. Das zur Ratzeburger Landesvertretung gewählte Schönberger Magistratsmitglied übersandte uns zu dem in Nr. 100 unsern Lesern mithetheilten Bescheide Hoher Landesregierung eine Gegenerklärung zum Abdruck, die wir jedoch zur Aufnahme an dieser Stelle in der gegebenen Fassung nicht für zulässig erachteten.
- In Frankreich siehts aus, als habe sogar das Unglück seine reinigende Gewalt über die Parteihäupter verloren. Jeder schiebt die Schläge des Schicksals dem andern zu und keines gibt einen Tippel von seiner Rechthaberei und seinen Schrullen auf. Daher der endlose Kampf der Parteien in der Nationalversammlung, obgleich gerade sie berufen ist. Vertrauen und Ruhe herzustellen und die Quellen des Unglücks zu verstopfen. Die Häupter der Rechten wollen die Republik nicht aufkommen lassen, die allgemeine Unzufriedenheit soll zur Retterin der Monarchie werden, aber welcher Monarchie? - der Napoleon'schen? oder der Orleans? oder der Bourbonen? - Die dunkelste Kehrseite dieser parlamentarischen Zänkereien ist die Vertrauenslosigkeit in der Geschäftswelt, die Stockung des Verkehrs, das Ausbleiben der Bestellungen, die Entleerung der Fabriken und Arbeitsstellen. Während die frivolen und reichen Parteihäupter der Rechten und Linken Ränke schmieden, wächst die Noth, die Arbeiter rennen nach Arbeit und Verdienst von einer Werkstatt zur andern und finden sie nicht, Weib und Kind hungern daheim und fallen in Elend und Schande. Diese Kehr- und Schattenseite der Politik schilderte der Pariser Corsaire in einem ergreifend wahren Weihnachtsbild. Das Bild war so packend, daß die getroffenen Häupter der Nationalversammlung nach Rache schrieen und der Präsident war schwach und unklug genug, die Zeitung auf 2 Monate zu verbieten, obgleich er seinen parlamentarischen Widersachern den Schlag heimlich gegönnt hat.


Anzeigen.

Nachdem über das Vermögen des Bäckermeisters Freitag zu Carlow in Folge seiner erklärten Güterabtretung mittelst Bescheides vom heutigen Tage der förmliche Concursproceß, unter Vorbehalt der creditorischen Rechte, erkannt worden, wird ein Liquidationstermin auf Sonnabend den 11. Januar 1873, Vormittags 11 Uhr, vor dem Großherzoglichen Justizamte hieselbst angesetzt, zu welchem Alle, welche aus irgend einem Grunde Ansprüche und Forderungen an den Cridar und dessen Vermögen zu haben vermeinen, zwecks Anmeldung ihrer Ansprüche und Vorlegung ihrer schriftlichen Beweismittel, unter dem hiedurch ein für alle Mal angedroheten Nachtheile der Abweisung von der vorhandenen Masse und des Ausschlusses mit ihren Beweismitteln, hiemit peremtorisch geladen werden.
Zugleich ist auch ein Termin auf Sonnabend den 1. Februar 1873, Vormittags 11 Uhr, vor dem Großherzoglichen Justizamte hieselbst anberaumt zum Versuche gütlicher Aufgreifung des Debitwesens und eventuell zur Prioritätsausführung, zu welchem die Bäcker Freitag'schen Gläubiger unter dem ein für alle Mal angedroheten Nachtheile der Einwilligung in die Gerichts wegen zu machenden Vergleichsvorschläge - wobei etwanige Ablehnungen oder Fristgesuche von Bevollmächtigten nur im Falle einer auf Widerspruch gerichteten Specialvollmacht, bloße schriftliche Erklärungen aber überall gar nicht berücksichtigt werden können - und der Ausschließung mit der Prioritäts-Deduction hiedurch geladen werden.
Schließlich wird bemerkt, daß die erforderlichen Sicherheitsmaßregeln in dieser Concurssache getroffen sind, und wird den etwanigen Bäcker Freitagschen Schuldnern hierdurch bei Strafe doppelter Zahlung aufgegeben, fortan nicht an den Cridar, sondern nur an das unterzeichnete Justizamt Zahlung zu leisten.
Schönberg, den 5. October 1872.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) A. Dufft.


In Sachen betreffend die Anmeldung aller Ansprüche und Forderungen an das zu Schönberg im Neuenwall belegene Wohnbaus c. p. des Schneidermeisters Maaß zu Schönberg giebt das Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg auf das am gestrigen Tage abgehaltene Liquidations-Protocoll, nachdem die öffentliche, gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Acten docirt worden, hierdurch den Bescheid:
daß alle Diejenigen, welche sich so wenig in dem Termine vom gestrigen Tage als bis jetzt mit ihren etwaigen Ansprüchen an das genannte Grundstück gemeldet haben, wie hiedurch geschieht, für immer präcludirt und abgewiesen sein sollen.
Von Rechts Wegen!
Schönberg, den 17. December 1872.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) A. Dufft.


In Sachen betreffend die Subhastation des Wohnhauses c. p. des Schneidermeisters Joachim Maaß zu Schönberg wird der auf Freitag den 10. Januar 1873, Vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Justizamte hieselbst angesetzte Ueberbotstermin hiedurch in Erinnerung gebracht mit dem Bemerken, daß in dem am 16. d. Mts. stattgehabten ersten Verkaufstermine ein Gebot nicht abgegeben worden ist.
Schönberg, den 17. December 1872.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) A. Dufft.


Verkaufs-Anzeige.

Am Freitag den 3. Januar k. J., Vormittags von 10 Uhr an, sollen im Hause des Büdners Wilhelm Prüßmann in Herrnburg in öffentlicher Auction gegen gleich baare Bezahlung meistbietend verkauft werden, als:

Betten, Bettstellen, Männerkleidungsstücke, 1 Commode, Schränke, Stühle, sowie mehrere Haus- und Wirthschaftsgeräthschaften u. s. w.
Kutzbach, Landreiter.


[ => Original lesen: 1872 Nr. 103 Seite 2]

Freiwilliger Verkauf und Pfand-Gläubiger und Beispruchs-Rechts-Aufruf.
Auf Antrag der Erben des wailand Maurergesellen Heinrich Ferdinand Lentz in Ratzeburg soll das demselben gehörende, im Schuld- und Pfandprotocoll von der Stadt Ratzeburg vol. VI. Fol. 233 pag. 77 verzeichnete, zu Ratzeburg in der Fischerstraße unter Nr. 236 belegene Wohnhaus nebst Zubehör in einem einzigen auf den 10. Januar 1873, Vormittags 11 Uhr, im Sitzungssaale des unterzeichneten Amtsgerichts angesetzten Termin öffentlich meistbietend verkauft werden, in welchem sich Kaufliebhaber einfinden wollen.
Diejenigen, welche Ansprüche obengedachter Art an das zu verkaufende Grundstück zu haben vermeinen, werden aufgefordert, solche im obigen Termine bei Vermeidung des Ausschlusses anzumelden und sofort gehörig zu bescheinigen. Auswärtige haben für Bestellung eines Bevollmächtigten Sorge zu tragen.
Ratzeburg, den 16. November 1872.
Königlich Herzogliches Amtsgericht.
Sachau.
Bodmer.


Holzverkauf.
Unter den bekannten Bedingungen sollen gegen gleich baare Zahlung meistbietend verkauft werden:
1) am Sonnabend den 4. Januar, Morgens 1/2 10 Uhr, im Petersberger Kruge aus dem Niendorfer Zuschlage

136 Raummeter tannen Kluft- und Knüppelholz,
8 fichten Wese- und Leiterbäume;
2) am Montage den 6. Januar, Morgens 10 Uhr, im Locale des Bäckers und Krügers Lenschow zu Selmsdorf aus den Hohenmeiler Tannen
370 Raummeter tannen Kluft- und Knüppelholz,
25 kiefern Classenbäume,
15 Fuder tannen Zweigholz;
aus den Pahlinger Tannen
121 Raummeter tannen Kluft- und Knüppelholz,
und kann das Holz vor der Auction nachgewiesen und besichtigt werden.
Schönberg, den 30. December 1872.
Danckwarth.


Holz-Auction.
Montag den 6. Januar sollen im Woitendorfer Holze, Vitenser Forste, meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:

eichen Drümme, zu Bau- und Nutzholz tauglich,
eichen Klafterholz,
loheichen Zweigholz in Haufen,
buchen Drümme,
buchen Klafterholz,
buchen Zweig- und Stangenholz in Haufen,
birken Wadelholz in Haufen.
Die Auction beginnt Morgens 10 Uhr und wollen Käufer sich beim Holzwärterhause zu Woitendorf einfinden.
Vitense, den 28. December 1872.
L. Wiegandt, Förster.


Die von mir annoncirten Capitalien sind begeben; ich ersuche daher Capitalisten, welche ferner noch Gelder zu Antoni k. J. durch mich belegen wollen, diese rechtzeitig bei mir anzumelden.
Carl Bade.


Verzeichniß
der auf Grund des Aufrufs vom 21. November eingegangenen, zur Linderung der Noth der am 13. November Ueberschwemmten bestimmten Gaben.
(Fortssetzung.)

Dorfschaft Mahlzow (erste Gabe).

Ungenannt 1 Thlr., Ungenannt 1 Thlr.

Summa 2 Thlr.

Mit der aus Mahlzow eingegangenen Gabe von 2 Thlr. P. C. haben die im Fürstenthum veranstalteten Sammlungen jetzt den Gesammtbetrag von 2114 Thlr. 39 ßl. P. C. erreicht.
Ferner ist vom Hülfs-Comité in Neustrelitz die Summe von 100 Thlr. P. C. eingeschickt worden mit der Bitte, diese Summe nach dem Ermessen des hiesigen Comité's zu vertheilen und mit dem Bemerken, daß in dieser Summe 50 Thlr. enthalten sind, welche die Frau Großherzogin Mutter ausschließlich zur Verwendung für die heimgesuchten Angehörigen des Fürstenthums zu bestimmen geruht haben.
Schönberg, den 29. December 1872.
Das Comité zur Linderung der Noth der am 13. November Ueberschwemmten.


Die Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt zahlt die zu Antoni 1873 fällig werdenden halbjährigen Zinsen auf die bei der Vorschuß-Anstalt belegten Capitalien bereits zu Anfang Januar k. J. aus und ist zu diesem Zweck in der Woche vom 2. bis 8. Januar 1873, beide Tage einschließlich, täglich von 8 bis 12 Uhr Vormittags, und im Antoniitermine k. J. in der Woche vom 17. bis 24. Januar 1873, beide Tage einschließlich, täglich von 8 bis 12 Uhr Vormittags, geöffnet.
Schönberg, den 21. December 1872.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Aug. Spehr. C. Drevs.W. Gartz. Wigger. Burmeister.
Secretair: R. Rackow, Adv.


Alle Diejenigen, welche im bevorstehenden Termine Gelder und Sparkassen-Bücher durch mich an die Sparkasse in Schwerin besorgt zu haben wünschen, werden ersucht, solche bis spätestens zum 20. Januar 1873 bei mir abzugeben.
J. P. Bade, Buchbinder.


Verlobte:
Henriette Hasse
August Schmöcker.
Lübeck. Schönberg.


Die Rechnungsvorlage der allgemeinen Gesellen-Krankenkasse findet am Sonntag den 5. Januar, Nachmittags 2 1/2 Uhr, im Locale der Gastwirthin Krüger statt. Sämmtlich Mitglieder werden hierdurch aufgefordert, persönlich zu erscheinen, oder aber ihre Beiträge bis zum genannten Tage pünktlich einzuliefern unter Androhung executivischer Eintreibung.
Der Vorstand.


Sehr schönen Rahmkäse empfiehlt J. Ludw. D. Petersen.


Am Sylvester-Abend frische Berliner Pfannkuchen empfiehlt Wwe. Greiff, Conditor.


Echte Holst. Karpfen empfiehlt H. Latendorf, Grambau Nachf., Lübeck.


W. Kolls, Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Am Sonntag Abend ist vom Hause des Goldschmieds Kreutzfeldt bis Gastwirth Köster eine graue wollene Decke mit zwei rothen Streifen verloren gegangen. Der ehrliche Finder wird ersucht, solche beim Schmiedemeister Dräger hieselbst abzugeben.


[ => Original lesen: 1872 Nr. 103 Seite 3]

Das Neueste in Neujahrs-Karten (Witzkarten) von 1 ßl. an bei C. Sievers.


Club im Hause des Herrn Aug. Spehr am Mittwoch den 8. Januar 1873.
Mittagessen 3 Uhr.


Meine auf den Bescheid der Hohen Landesregierung d. d. 26. November 1872 abgegebene Gegenerklärung, welche die hiesigen Anzeigen als zum Abdruck ungeeignet zurückgewiesen haben, wird in dieser Woche in der Donnerstagsnummer der Lübecker Zeitung unverkürzt erscheinen.
Aug. Spehr.
Schönberg, den 30. December 1872.


Rostocker Lager-Bier aus der Actien-Brauerei vorm. Constantin Steinbeck.
Alleinige Niederlage für Ratzeburg und Umgegend bei Chr. Thomson.
Stadt Hamburg.
Ratzeburg, den 23. August 1872.


Erbsenmehl á Pfd. 5 ßl. empfiehlt Aug. Spehr.
NB. Von diesem Mehl nehme man zu Suppen für 1 Person 1 bis 2 Eßlöffel, quirle es in siedend Wasser mit Butter oder Fleischbrühe gefettet und thue Salz nach Belieben hinzu.
Zu Purees (Brei) nehme man das doppelte Quantum.


Die Lübecker Zeitung erscheint täglich Nachmittags in Großfolioformat im Verlage von Gebrüder Borchers unter der Redaction des Dr. Friedrich Crome im genauen Anschluß an die im selben Verlag täglich Morgens erscheinenden, seit 1751 bestehenden "Lübeckschen Anzeigen" (Lübecksches Amtsblatt und allbenutztes Intelligenzblatt), und ladet zum Abonnement auf das am 1. Januar k. J. beginnende neue Quartal hiedurch ergebenst ein. Dieselbe in nationalem und liberalen Sinne redigirt, bringt alles Material einer großen politischen Zeitung, sowie ein reichhaltiges Feuilleton, in welchem jetzt u. A. "Die letzte Reckenburgerin" von Louise von Francois erscheint. Insbesondere widmet sie den politischen und commerciellen Angelegenheiten der nordischen Länder die genaueste Aufmerksamkeit, indem sie zu diesem Ende alle Vortheile nutzbar macht, welche die zahlreichen directen Verbindungen Lübecks mit dem ostseeischen Norden darbieten; sie liefert ferner einen sorgfältigen Tagesbericht über und für Lübeck und dessen nicht minder vollständige Handels-, Schifffahrts- und Cours-Berichte, sowie die genauen Fonds- und Productencourse der Berliner und Hamburger Börse vom selben Mittag, nebst allen bis zum Nachmittag eintreffenden Telegrammen.
Der Quartalspreis beträgt für die mit den ersten Nachmittagsstunden zu versendende "Lübecker Zeitung" nur 1 Thlr., für die "Lübeckschen Anzeigen" gleichfalls 1 Thlr., beides inclusive Postaufschlag. Der Insertionspreis beträgt für die Petitzeile nur 1 1/2 Sgr.


15 Thlr. Belohnung sichere ich Demjenigen zu, der mir den Dieb nachweist, welcher mir aus meiner Holzkoppel Erlen gestohlen hat. Ich verbiete überhaupt jedes unbefugte Betreten meiner Holz-, wie auch meiner Feldkoppel bei Strafe gerichtlicher Ahndung.
Krüger Böttcher in Rieps.


Großes Militair-Concert.
Am Freitag den 3. Januar findet in meinem Salon ein Concert statt, ausgeführt von dem Musikchor (22 Mann) des Jägerbataillons Nr. 14 zu Schwerin unter Leitung des Stabshornisten Herrn Reckling.
Es circulirt eine Missive; sollte dieselbe bei dem Einen oder Anderen nicht gewesen sein, so sind bei mir und dem Senator Spehr Billette zum Abonnementspreis für
1 Familie von 3 Personen 24 ßl.,
1 Familie von 2 Personen 16 ßl.,
1 Person 10 ßl.
zu haben.
Cassenpreis à Person 12 ßl. Anfang 7 Uhr Abends.

Programm.

1. Theil (Streichmusik).
1. Siegesklänge von der Loire, Marsch von Urbach.
2. Ouvertüre zur Oper: "Die weiße Dame" von Boieldieu.
3. Melodien a. d. Oper "Freischütz" von C. M. von Weber.
4. Reveil du Lion von Kontsky.
2. Theil.
5. Ouvertüre zur Oper "Don Juan" von Mozart.
6. Erinnerung an Enghien, Walzer von Zikof.
7. Melodien-Congreß. Großes Potpourri von Conradi.
8. Ein Frühlingsmorgen, Polka von A. Reckling.
3. Theil (Militairmusik).
9. Ouvertüre zur Oper: "Die Stumme von Portici" von Auber.
10. Waidmanns Jubel, Quadrille von Herrmann.
11. Divertissement aus der Oper: "Robert der Teufel" von Meyerbeer.
12. Frisch voran! Marsch von Oertel.
Wozu ich das geehrte Publikum Schönbergs und der Umgegend ergebenst einlade.
Nach dem Concert Ball.
J. Köster.


Bekanntmachung.
Nach Bestimmung der Gesellschaft ist der Club auf Mittwoch jeder Woche festgesetzt.
Der erste Club-Abend findet am Mittwoch den 1. Januar statt.
Ergebenst W. Creutzfeldt, Gastwirth.
Carlow, den 30. December 1872.


Am Donnerstag den 16. Januar wird bei mir ein Ball stattfinden, wozu ich meine geehrten Freunde und Gönner hiedurch einlade.
Anfang 6 Uhr Abends.
Gastwirth Michaelsen in Selmsdorf.


Zinszahlung für freiwillige Anleihen in Lübeck:
Freitag den 3. Januar 1873,
Dienstag den 7. Januar 1873,
Freitag den 10. Januar 1873.


Nachdem ich die zu Kuhlrade Schuster Jochen Kreutzfeldt'sche Büdnerei c. p. käuflich erworben und darüber auch bereits den Bestätigungsbrief vom hohen Großherzoglichen Kammer- und Forst-Collegio zu Neustrelitz erhalten habe, ersuche ich alle Diejenigen, welche Forderungen und Ansprüche an die gedachte Büdnerei c. p. zu erheben haben, solche noch vor Antoni 1873 bei mir anzumelden und zu bescheinigen.
Kuhlrade, den 9. December 1872.
Hauswirth Hans Jochen Kreutzfeldt.


Bei der am 29. December stattgefundenen Verloosung sind folgende Gewinn-Nummern gezogen worden: 44. 45. 73. 94. 159. 184. 223. 239.
Schönberg.
M. Fick, Tischlermeister.


[ => Original lesen: 1872 Nr. 103 Seite 4]

Vom 9. September bis heute sind nachfolgende Schäden bei unserm Vereine angemeldet:

1) Vom Hauswirth Damm in Schlag-Sülsdorf ein Pferd 150 Taler (Mecklenburg)
2) Vom Vom Schulzen Parbs in Kl. Molzahn eine Kuh 30 "
3) Vom Vom Bäckermeister Hinzelmann hieselbst eine Kuh 33 "
4) Vom Arbeitsmann Blöß in Rabensdorf eine Kuh 33 1/3 "
5) Vom Schmied Callies in Menzendorf ein Pferd 35 "
6) Vom Hauswirth Mette in Campow eine Kuh 45 "
7) Vom Bäckermeister Schröder in Herrnburg eine Kuh 30 "
8) Vom Hauswirth Parbs in Gletzow ein Pferd 110 "
9) Von demselben ein Pferd 170 "
10) Vom Förster Lentzkow-Hohemeile ein Pferd 40 "
11) Vom Müller Beythien in Rönnau eine Kuh 35 "
12) Vom Arbeitsmann Wienck in Bardowieck eine Kuh 33 1/3 "
und werden unsere Mitglieder ersucht zur Deckung dieser Schäden einen Beitrag von 32 Schillingen pro 100 Taler (Mecklenburg) Versicherungssumme am Sonnabend den 4. Januar k. J., Morgens 10 Uhr, im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 30. December 1872.
Direction der Vieh-Versicherungs-Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg.


Moritz Stein in Ratzeburg.
Lager von Haus- und Küchengeräthen, Gusseisen-Waaren, complete Sparheerde, Oefen, Kochstücke, Thüren, Platten, Rosten etc., Grabkreuze, Dach- und Keller-Fenstern, eiserne Bettstellen.
Fleischhackmühlen, Petroleum-Kochapparate, Wringmaschinen, Plättöfen, Kohlenplätteisen, Brodschneider, Zuckermaschinen, Eierkocher, Kochgeschirre, Blech-Lackir-Waaren, Holzwaaren, Drahtsachen, Bürstenwaaren etc. - echte Solinger Messer und Gabeln, Dessertmesser, Tranchir-, Brod- und Küchenmesser etc.
Feuerungs-Gegenstände in neuesten Mustern als: Ofenvorsätze, Geräthständer, Zangen und Schaufeln, Holz- und Kohlenkasten etc.
-------------------
Geeichte neue Waagen, Maasse und Gewichte.
Jagd-Utensilien.
-------------------
Größte Auswahl in Eisen-Kurz-Waaren.
Drahtstifte, Schrauben und Nägel, Thür- und Fenster-Beschläge, Möbel-Beschläge, Schlösser, Hänge, Werkzeug in allen Sorten, Striegel, Kardätschen, Drahtgewebe, Sensen, Rappmesser, Schaufeln und Spaten, Gartengeräthschaften, Ketten und sonstige Eisen-, Stahl- und Messingwaaren etc.
Dachpappe - feuerfeste Steine.


Gicht und Rheumatismen sind heilbar. Das bewährteste, wahrscheinlich einzige Mittel hiefür ist die Gichtwatte von Dr. Pattison, vorzüglich anwendbar bei rheumatischen Gesichts-, Brust-, Hals- und Zahnschmerzen, Kopf-, Hand- und Kniegicht, Gliederreißen, Rücken- und Lendenweh u. s. w. - Ganze Packete zu 12 Schill. und halbe zu 7 Schill. bei Wilh. Heincke in Schönberg.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren. 14. Dec. Eine uneheliche Tochter zu Lockwisch.
Dem Arbm. Barteld vor Schönberg eine Tochter.
21. Dec. Dem Arbm. Lüth zu Olndorf Zwillingstöchter.
24. Dec. Dem Vorarbeiter Dohse vor Schönberg ein Sohn.

Gestorben. 9. Dec. Paul Joach. Heinr. Carl Schulze, Schulmeisters-Sohn zu Lockwisch, 1 J. 1 M. alt.
12. Dec. Hans Heinr. Retelsdorf, Anerben-Sohn zu Olndorf, 18 J. 3 M. alt.
17. Dec. Hans Heinrich Wigger, Schulzen-Anerbe zu Törpt, 25 J. 2 M. alt.
18. Dec. Peter Heinrich Wilhelm Wilms, Maurergesellen-Sohn hieselbst, 1 M. alt.
19. Dec. Hans Heinr. Freitag, Büdner und Musicus zu Petersberg, 49 J. 3 M. alt.
27. Dec. Albert Friedr. Hans Schulz, Schornsteinfegermstr.-Sohn hieselbst, 5 M. alt.

Dienstag, den 31. December.
Abend-Kirche (5 Uhr): Pastor Fischer.

Am Neujahrstage.
Früh-Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags-Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Meteorologische Beobachtungen.
Dec.
1872
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
28.
29.
30.
38.42
37.72
38.70
0.0
-0.5
0.2
4.1
4.3
1.7
SO
SO
SSO
1
1
1
bewölkt.
heiter.
-


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl.13 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Hasen, d. St.40 48 Schilling (Mecklenburg),
Enten28 - 32Schilling (Mecklenburg),
Hühner18 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Küken10 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Tauben4 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Gänse pr. 500 Gr.10 - 10 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans d. St.26 - 40 Schilling (Mecklenburg),
Flickgans d. St.30 Schilling (Mecklenburg),
Schinken pr. 500 Gr.9 - 10 Schilling (Mecklenburg),
Schweinskopf pr. 500 Gr.5 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Wurst pr. 500 Gr.10 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Eier 4-5 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln, 10 Lit.6 - 7 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
Weizen20 - 20Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 1/2 - 14Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste13 1/4 - 14Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 1/2 - 12 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen12 3/4 - 13Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps.-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs.-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.20 1/2 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Hiezu Officieller Anzeiger Nr. 39 und eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1872 Nr. 103 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 103 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 31. Dezember 1872.


Eingesandt.
Dat Johr is dorhen!
--------------
Dat Morgenroth het nu tum letzten mal
Im ohlen Johr uns taulacht;
Bald schickt ok de Sünn ehren Afschiedsstrahl,
Bald sleit de Klock twölf äwer Nacht.
Wo snell und wo rasch doch in Johr dorhen tüht!
Wenn glücklich wi stüern dörch spälende Wellen,
Un günstig de Winn' de Segel stets swellen, -
Wo löpt denn, - wo flügt hen de Tied!
Wenn äwer im Leben de Flauten hoch gahn,
Un Stürme un Schuern kam'n,
Wenn schümende Bülgen brusen un flahn
Wild äwer den Kopp uns tausam'n,
Un rieten de Leiwsten van unsere Sied;
Wenn sülbst an ein'n Strohhalm uns klammernd wi swäben,
Un trostlos blicken tau Höchten, tum Häb'n,
Wo slikt denn, wo krüpt denn de Tied!
Den Einen seiht sorglos dörch't Leben wi schippen -
Un't Johr is all werre dorhen!
De Anner, de raurert mang Strudels un Klipp'n -
Un't Johr is ok endlich tau Enn'!
Doch ahnt und weit Keiner von Beiden hüt,
Ob morgen ehr Schicksal nich wesseln al deiht,
Ob't niege Johr bringt ehr Freud' oder Leid,
Ob flügt hen, ob krüpt hen de Tied!
W. B.


- Georg Herwegh sang einst: "Reißt die Kreuze aus der Erden, alle müssen Schwerter werden." Umgekehrt werden jetzt aus den eroberten französischen Kanonen Glocken. Sogar eine deutsch-lutherische Gemeinde in Sheboygan (Wiskonsin) in Amerika erhält zu einer Glocke auf ihrer Kirche 10 Centner Geschützbronce einer eroberten französischen Kanone. Kaiser Wilhelm hat ihr dieses Geschenk auf Fürbitte ihres Pastors von Schlotheim gemacht.


Alte und neue Zeit.

Unter dem Titel: "Aus der Vergangenheit der kleinen Herren" veröffentlicht der Geschichtschreiber S. Sugenheim Bilder aus der Zeit der Leibeigenschaft und der Hörigkeit der Bauern. Der Bauer auf feiner freien Hufe und selbst der arme Taglöhner mag diese Bilder studiren und seinem Schöpfer danken, daß er in unserm Jahrhundert und nicht in der alten guten Zeit lebt. Hier einige dieser urkundlich verbrieften Schilderungen.
Frau Ida von Rumohr. ans einem alten schleswig-holsteinischen Rittergeschlecht, hatte im Jahre 1653 die Verwaltung der Güter ihres Mannes bis zur Mündigkeit ihres Sohnes übernommen. Sie übertraf durch erbarmungslose Mißhandlung ihrer Grundholden und Leibeigenen alle ihre Vorfahren. Sie ließ ihren leibeigenen Mägden, wenn sie nicht gut genug gesponnen hatten, Garnfäden um die Finger wickeln und zündete sie dann eigenhändig an. Eine Kammerjungfer, die ein Versehen beging, gebot sie an den Ofen zu binden, der sodann stark geheizt wurde. Hierauf fuhr Frau Ida, die eine fromme Dame, d. h. eine fleißige Kirchenbesucherin war, mit der Seelenruhe eines guten Gewissens im Schlitten zur Kirche. Als sie zurückkehrte, war das arme Mädchen verbrannt und die Lippen waren so zusammengedorrt, daß die Zähne fletschend hervortraten. "Was, Du Hündin! weisest Du mir noch die Zähne?" rief die Gräßliche und gab der Leiche einen Schlag in's Gesicht, daß sie in Staub zerfiel. - Leibeigenen Mägden, wenn sie schlecht gesponnen hatten, den Flachs um die Finger zu wickeln und ihn dann anzünden zu lassen, war übrigens noch im 18. Jahrhundert eine stark verbreitete Sitte.
Den Leibeigenen war noch im 18. Jahrhundert (z.B. in Holstein) Eigenthum unbekannt, ihre Freiheit war die der Lastthiere. Ihre Wohnungen waren äußerst elend und so niedrig auf wenigen Grundsteinen erbaut, daß das Wasser eindrang und alles feucht machte. In diesen zu Viehställen zu schlecht erachteten Räumen herrschte solche Armuth, daß es uns heutzutage unerklärlich bleibt, wie einzelne Menschen, geschweige wenn sie einen Haufen Kinder zu ernähren hatten, den allernöthigsten Lebensunterhalt, d. h. so viel Brod und Milch erwerben konnten, um den Hunger zu stillen, und ein Strohlager.
Ein Vollhufner (noch im 18. Jahrhundert galt es in vielen Gegenden Holsteins etc. darum für ein Unglück, Hufner zu werden), mußte täglich 4 bespannte Pferde, einen Knecht, eine Magd und einen Jungen in den Herrenhof zur Arbeit schicken; letzterer kam des Abends gar nicht nach Hause, sondern nahm, um früh genug beim Vieh zu sein, mit den andern Jungen bei diesem sein Nachtquartier. Nur konnte er nicht zugleich mit dem Vieh gesättigt werden, sondern mußte die Ankunft des hungrigen Knechtes mit dem Brodsack erwarten. Neben den Besoldungen und Beköstigungen der Dienstboten mußte der Hufner der Herrschaft jährlich 10-12 Thaler Pacht zahlen, was bei dem damaligen Geldwerth schon etwas sagen wollte. Die ihm überlassenen Ländereien, gewöhnlich 40-50 Tonnen, aber zum Theil mit Busch bewachsen, und 4 Kühe, die ihm mit dem Inventar überliefert worden, waren die einzigen Quellen, aus welchen er das alles, seinen und der seinigen Unterhalt, wie auch den von im Ganzen 8 Pferden bestreiten mußte. Da aber die Bearbeitung der herrschaftlichen Felder den bei weitaus größten Theil seiner Zeit und der seiner Dienstleute verschlang, so konnte er seinen eigenen Pachtgrundstücken nur den sehr schwachen Rest der zu seiner Verfügung stehenden thierischen und menschlichen Kräfte widmen, sehr natürlich, daß sie in der Regel auch nur erbärmlich war.
so schleppte der Vater sein Jammerdasein fort, bis schon im 40. Jahre seine Kräfte aufgerieben waren, und die gnädige Herrschaft, aus besonderer Huld angeblich, in der That aber, damit er die Schuld des Vaters abarbeite, einem ebenso elenden Sohne die Hufe verlieh. Es ist nicht selten vorgekommen, daß dieser flehentlich bat, ihn damit zu verschonen. Der Alte wanderte jetzt in den Altentheilskaten, d. h. in den Raum, welcher seit dem Absterben seiner Eltern zur Behausung des Kleinviehes gedient hatte. Ward er zu kraftlos, um für seinen Sohn noch arbeiten zu können, so reichte ihm dieser um so kärglicher das Brod, bis der Hungertod ein Leben endete, welches das eines Lastthieres war. Streitigkeiten gab es nur selten unter diesen Bejammernswerthen, indem, wenn welche vorfielen, die Frohnpeitsche des Vogtes unter Zuziehung des hölzernen Esels Friede und Eintracht predigte.

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Der Gräfin Elisabeth Bathory in Ungarn hatte eine alte Zigeunerin die Meinung beigebracht, sie werde sich durch tägliches Waschen in Menschenblut ihre Schönheit bis in das hohe Alter erhalten. In Folge davon ließ dieses Ungeheuer von 1604 bis 1612 an 600 junge Mädchen schlachten, indem sie dieselben in die tiefen Keller ihrer Burg Csejth locken, ihnen das zum täglichen Waschen nöthige Blut abzapfen und dann tödten und vergraben ließ. Niemand wußte um das schreckliche Geheimniß, als ihre zwei Kammerjungfern Helene und Dorothea und ihr Kammerdiener Fitzko, welche sie durch große Geschenke zu Gehülfen und Hehlern machte. Den Eltern oder Vormündern wurde jedesmal gemeldet, die Mädchen seien eines plötzlichen aber natürlichen Todes verstorben. Die Furcht vor der ungeheuer reichen und also mächtigen Gebieterin ließ sie schweigen. Als endlich beherztere Eltern Rechenschaft von der Krankheit ihrer Kinder und deren Gräber zu sehen verlangten, wurden sie mit Drohungen abgewiesen; von der bestochenen Dienerschaft aber erfuhren sie wenigstens soviel, daß die Mädchen frisch und gesund in die Burgkeller gerufen und dann verschwunden seien. Da drangen sie mit ihren Klagen bis zum König von Ungarn vor und als dieser die Csejither Burg 1612 überfallen ließ, entdeckte man die Verbrechen der Gräfin und brachte die Kammerjungfern und den Kammerdiener zum Geständniß. Die Jungfern wurden verbrannt, der Kammerdiener enthauptet, die Gräfin zur lebenslänglichen Einsperrung auf ihrer Burg verurtheilt. Das war die Strafe des scheußlichsten Weibes, das es je gegeben. - (Feßler, Geschichte der Ungarn, Bd. 8.)


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