No. 94
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 26. November
1872
zweiundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1872 Nr. 94 Seite 1]

- Unter den Beschlüssen, welche die in Braunschweig versammelte Synode gefaßt hat, ist bis jetzt wohl der wichtigste, daß sie für die evangelische Kirche im ganzem Deutschland für die Zukunft ein gemeinsames Kirchenregiment wünscht. Bisher war es nur ein Band, das die evangelische Kirche umschlang, das Liebesband des evangelischen Vereins der Gustav-Adolph-Stiftung, sonst war sie zerrissen und in Parteien gespalten. Es konnte jede Landeskirche ein Consistorium behalten, aber die oberste Kirchenbehörde für alle Evangelischen im gesammten Deutschland müßte in der deutschen Kaiserstadt sein.
- In Paris hat man, wie es scheint, die Kaiserin Eugenie noch in gutem Andenken. An ihrem Namenstage (15. Nov. hat die Kaufmannschaft eine Adresse an sie abgesendet, es kamen sehr viele Blumensträuße von Veilchen, Camelien und Rosen in Chislehurst an und der Adel war zahlreich zur persönlichen Gratulation vertreten. Vornehme französische Damen überschickten eine kostbare grünseidene mit Eiderdunen gefüllte Bettdecke.
- Während in Preußen bisher gestattet war, verliehene Adelstitel sogleich nach der Verleihung zu führen, wird jetzt das Verfahren beobachtet, daß erst die Zustellung des Diploms erfolgt sein muß, bevor der Titel geführt werden darf.
- Bei Greifswald verunglückte bei dem Sturmwind am 13. d. ein Eisenbahnzug. Durch die Gewalt des stark angeschwollenen Rykflusses wurde der Postwagen dieses Zuges auseinandergerissen, wobei der mit Packeten befrachtete Theil spurlos verschwand. Die andere Hälfte, mit den Werthsendungen im Betrage von mehr als 30,000 Thlr., ist dagegen glücklich geborgen, und ihr Inhalt auf Kähnen in Sicherheit gebracht. Ein Stralsunder Kaufmann ist dadurch vor einem Verlust von über 16,000 Thlr. bewahrt worden, da er, um Porto zu sparen, den Werth eines 17,000 Thlr. enthaltenden Briefes nur bis zur Hohe von 500 Thlr. declarirt hatte. Die mehr oder weniger zertrümmerten Personenwagen stecken noch immer in den sumpfigen Wiesen, welche tief unter Wasser stehen, und von der Locomotive ist nur noch der Schornstein sichtbar. Die Errettung der 30 Passagiere und des Zugpersonals aus den Fluthen des Rykflusses gränzt an's Wunderbare und ist nur der Geistesgegenwart und der Umsicht der Bahnbediensteten zu verdanken, von denen einige leider schwer beschädigt sind.
- Dem englischen Volke sind in diesem Jahre für 21 Mill. Steuern erlassen worden.
- England ist zwar eine Insel und mehr als andere Länder und Staaten auf den Handel mit aller Welt angewiesen; dennoch ist's auffallend und bedenklich, wie sehr es in dem letzten Jahrhundert von der gesundesten Grundlage eines Staates abgewichen ist; denn als solche gilt ein großer, tüchtiger Bauernstand. Die Bevölkerung von England beträgt in runder Zahl 30 Millionen; von diesen sind nur 3 .Millionen mit dem Ackerbau beschäftigt, während die Zahl der industriellen Arbeiter auf nahezu 22 Millionen gestiegen ist. Die Zahl der Bauern nimmt bedenklich rasch ab, von 1811-51 allein um 700,000. Am Ende des vorigen Jahrhunderts gab es noch 250,000 Grundeigenthümer, jetzt gibt es nur noch 30,000. Zwölf Männer sind Eigenthümer des Grund und Bodens in Schottland und 150 Personen besitzen die Hälfte Englands. Nach neuesten Berechnungen beläuft sich der gesammte Real- und Personalwerth auf 6000 Mill. Pfund Sterling, wovon nur 200 Mill. Pf. St. auf die arbeitende Classe kommen.
- Ueber das Vergnügen, das eigene Geld zu zählen, geht den Engländern nur das andere, anderer Leute Geld zu zählen. "Spectator" z. B. zählt die englischen Millionäre auf, die in den letzten 10 Jahren gestorben sind. Nach dieser Liste sind 76 Personen gestorben, von welchen Jeder über 4 Mill. Pfd. Sterl. (à 6 1/2 Thlr.), 19 Personen unter 5 Mill., 20 Personen über 5 Mill., die übrigen bis zu 30 Mill. Der Eisenbahn-Unternehmer Brassey soll über 60 Mill. hinterlassen haben. (Nach einem Nachtrag wächst jene Liste bis zu 161 Personen, wenn man bis zu 2 1/2 Mill. heruntersteigt; das Grundvermögen ist dabei nicht gerechnet. Der Marquis von Westminster, dem ganze Stadttheile in London gehören, ist auf 800,000 Pfd. eingeschätzt, während seine Einkünfte ein Vermögen von 8 Mill. Pfd. Sterl. oder 50 Mil. Thaler ergeben. Er soll in jeder Minute 7 Thlr. zu verzehren haben, aber vom Spleen (Melancholie) arg geplagt sein.
- Man glaubt daran, daß der König von Italien und der Papst doch noch gute Freunde werden, wenn auch der Papst die Civilliste zurückgewiesen habe, die er jährlich aus dem königlichen Staatsschatz erhalten soll. Was den König veranlassen werde, sich auszusöhnen, das sei sein Aberglaube, dem er sehr ergeben sei, das Pantoffelregiment seiner Rosine und seine Excommuniction, die wie ein Alp auf ihm laste.
- Ein Pariser Statistiker kommt allen Rauchern zu Hülfe, die der drohenden Tabakssteuer entgehen wollen. Dieser will nämlich ermittelt haben, daß mit dem Steigen des Tabaksverbrauches in Frankreich die Zahl der Irrsinnigen in gleichem Grade wachse. Er sagt: von 1818-1830 habe in Frankreich die Tabakssteuer 8 Mill. Franks betragen und die Zahl der Irren 8000; 1830 die Tabakssteuer 120 Mill. Fr. und die Zahl der Irren 22,000; bis 1865 sei aber die Tabakssteuer auf 200 Mill. und die Zahl der Irren auf 48,000 gestiegen. (Der Franzose schluckt zu seiner Cigarre oder seinem Pfeifchen häufig ein Glas Absynth!)
- Ein Chemiker, der Bibel Recht gebend, behauptet, daß ein Mensch von Brod allein nicht länger als 22 Tage leben könne, und ladet obendrein Jeden, der es nicht glauben will, zu einem Versuche ein.
- Im medicinischen Verein in Berlin wurde eine Krankheit besprochen, die sich vielfach bei den Frauen unmittelbar nach einer Wäsche zu zeigen pflege. Die Ursache dieser Krankheit liege darin, daß es nicht selten verabsäumt werde, die gewaschenen Kleidungsstücke, bevor dieselben der Siedehitze im Wasser ausgesetzt werden, in kaltes Wasser zu legen. Durch diese letztere Prozedur gehe nämlich ein bedeutender Theil des Schmutzes ab, aus welchem sich beim Kochen schädliche Gase entwickeln. Gewöhnlich schreibe man diese Erkrankung einer Erkältung zu, was aber entschieden nicht richtig sei. Nicht selten entstehe der Typhus daraus.
- Die Königin Pomare in Otaheiti hat sich in Hamburg ein Prachthimmelbett anfertigen lassen, das 5000 Mark kostet. Die Bettstelle ist aus Ahorn

[ => Original lesen: 1872 Nr. 94 Seite 2]

und dem köstlichen Satinholz gearbeitet. Die fünffache Lagerstatt ist 8 Fuß breit und in entsprechender Länge. Der Himmel hält die Moskitonetze von feinstem Carmingazestoff. Die Spitzen des Himmels prangen in reicher Vergoldung.
- Ein alter Matrose weigerte sich neulich beharrlich, auf einem Schiffe auf dem Erie-See Dienste zu nehmen, weil er gesehen hatte, daß eine Ratte aus dem Schiffe an's Land schwamm. Seltsam genug ging drei Tage später das Schiff mit Mann und Maus zu Grunde.
- München wird im nächsten Frühjahr eine neue Verschönerung erhalten. Den großen freien Platz um die alte und neue Pinakothek läßt der König mit Anlagen umgeben, wofür schon 28,000 fl. aus der Cabinetskasse angewiesen sind.
- Das geraubte Kind Anna Böckler soll wieder einmal aufgefunden sein. Zwei Hausirer, Mann und Frau, kehrten mit einem Kinde im Kruge zu Sperenhagen in der Mark ein und hielten sich zwei Tage daselbst auf. Der Wirth hat ein Mädchen von gleichem Alter. Beide spielten mit einander und das fremde Kind sagte, sie heiße nicht Marie, sondern Anna und ihre Mama wohne weit von hier. Der Wirth machte beim Schulzen Anzeige, man verglich das Signalement, und da es genau zutraf, eilte man den Hausirern nach und ließ sie arretiren. Der Vorfall wurde dem Landrathsamt zu Breskow angezeigt und von da an den Vater telegraphirt, sein Kind zu recognosciren und in Empfang zu nehmen.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über das zu Schön Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg auf das am 18. d. Mts. abgehaltene Liquidations-Protocoll, nachdem die öffentliche, gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Acten docirt worden, hiedurch den Bescheid:
daß alle weder in dem Liquidationstermine vom 18. d. Mts., noch bis jetzt angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen Besitzer als die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Von Rechts Wegen!
Schönberg, den 19. November 1872.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) A. Dufft.


Freiwilliger Verkauf und Pfand-Gläubiger und Beispruchs-Rechts-Aufruf.
Auf Antrag der Erben des wailand Maurergesellen Heinrich Ferdinand Lentz in Ratzeburg soll das demselben gehörende, im Schuld- und Pfandprotocoll von der Stadt Ratzeburg vol. VI. Fol. 233 pag. 77 verzeichnete, zu Ratzeburg in der Fischerstraße unter Nr. 236 belegene Wohnhaus nebst Zubehör in einem einzigen auf den 10. Januar 1873, Vormittags 11 Uhr, im Sitzungssaale des unterzeichneten Amtsgerichts angesetzten Termin öffentlich meistbietend verkauft werden, in welchem sich Kaufliebhaber einfinden wollen.
Diejenigen, welche Ansprüche obengedachter Art an das zu verkaufende Grundstück zu haben vermeinen, werden aufgefordert, solche im obigen Termine bei Vermeidung des Ausschlusses anzumelden und sofort gehörig zu bescheinigen. Auswärtige haben für Bestellung eines Bevollmächtigten Sorge zu tragen.
Ratzeburg, den 16. November 1872.
Königlich Herzogliches Amtsgericht.
Sachau.
Bodmer.


Auctions-Anzeige.
Am Donnerstag den 5. December d. J., Vormittags 10 Uhr, sollen beim Hauswirth Faasch in Kuhlrade in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

1 Stuhlwagen ohne Federn, 2 Pferde, 2 Kühe, 2 zweijährige und 1 einjährige Starke und ein fettes Schwein.
Carlow, den 25. November 1872.
Struck, Landreiter.


Die Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt ist an jedem Mittwoch von 8 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet.
Die Ersparniß-Anstalt nimmt jederzeit Einlagen an und verzinst dieselben alljährlich mit ein und drei viertel Schilling auf jeden eingelegten Thaler vom ersten des auf die Einlegung folgenden Monats an.
Ebenso nimmt die Vorschuß-Anstalt jederzeit Gelder zur Verzinsung an, auch gewährt dieselbe Darlehen zu 5 % jährlich gegen Wechsel und Bürgschaft zweier solider im Fürstenthume ansäßiger Männer oder gegen Hinterlegung guter Werthpapiere.
Schönberg, den 15. Juli 1872.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Burmeister. Aug. Spehr. W. Gartz. Wigger.
Secretair: R. Rackow. Adv.


Gegen erste Hypotheken habe ich zu Antoni noch 2850 Taler (Mecklenburg) und 300 Taler (Mecklenburg) Cour. zu 4 % abzugeben, gleichzeitig ersuche ich Kapitalisten, welche bis dahin weitere Gelder durch mich zu belegen wünschen, diese bald bei mir anzumelden, damit ich rechtzeitig hierüber disponiren kann.
Schönberg im November 1872.
Carl Bade.


Eine Partie Macaraibo-Caffee, hochfein von Geschmack, empfiehlt à Pfd. 16 ßl. Aug Spehr.


Liebig'scher u. Buschenthalscher Fleisch-Extract empfiehlt Aug. Spehr.


Chocoladen mit Vanille und Gewürz in verschiedenen Qualitäts,
Caracas-Chocolade,
Fürsten-Chocolade,
Pecco-Blüthen-Thee,
Sonchon-Pecco-Thee,
ff. Imperial-Thee,
Imperial-Thee,
Congo-Thee,
Pouchong-Thee
empfiehlt Aug. Spehr.


fein Goa-Arrac, Flasche 20 ßl.,
ff Goa-Arrac, Fl. 32 ßl.,
f. Cognac, Fl. 20 ßl.,
f. Pale-Cognac, Fl. 32 ßl.,
ff. Pala-Cognac, Fl. 40 ßl.,
Surinam-Rum, Fl. 10 ßl.,
Demarara-Rum, Fl. 14 und 16 ßl.,
Jamaica-Rum, Fl. 20, 24 und 31 ßl.,
extra starker f. alter Jam.-Rum, Fl. 1 Thlr.,
ff. weißer alter Jam.-Rum, Fl. 1 Thlr. 12 ßl.,
ff. Jamaica-Rum (sehr alter), Fl. 1 Thlr. 32 ßl.
empfiehlt Aug. Spehr.


[ => Original lesen: 1872 Nr. 94 Seite 3]

Schmidt & Wolters, Lübeck, Breite Strasse 824, empfehlen zur Ballsaison Neuheiten in Roben, Schärpen und Blumen, sowie ihr reichsortirtes Lager in Gardinen, Stickereien und sämmtlichen Weißwaaren zu billigen und festen Preisen.
Wiederverkäufer erhalten Rabatt.


Neue türk. Tafelpflaumen empfiehlt billigst J. Ludw. D. Petersen.


Entölten Cacao, Puder-Chocolade, Gewürz- und Vanille-Chocolade in Tafeln zu verschiedenen Preisen empfiehlt J. Ludw. D. Petersen.


Gereinigte u. rohe Pottasche empfiehlt billigst J. Ludw. D. Petersen.


F. Schlüter in Ratzeburg
empfiehlt zu billigsten Preisen seine Fabrikate, wie:
Selters, Sodawasser Brauselimonade angelegentlichst.
Niederlage hält zu Fabrikpreisen Aug. Spehr in Schönberg.


Besten englischen Cokes empfehlen zu billigsten Preise L. Possehl & Co., Lübeck.


Fertige Pelzwaaren empfiehlt in reeller Waare Heinr. Schäding.


Rohe Pelzfelle als: Marder-, Iltis-, Fuchs-, Dachs-, Reh-, Hasen-, Hunde-, Katzen-, Schaf- und Lammfelle werden zu den höchsten Preisen angekauft von Heinr. Schäding.


Blumenzwiebeln zum Treiben und für's freie Land, Hyacinthen à Dutz. 28 Schilling (Mecklenburg) bis 2 Taler (Mecklenburg), Tulpen, Crocus, Tacetten, Ranunkeln, Anemonen etc. zu den billigsten Preisen bei C. A. W. Lobedanz, Kunst- und Handelsgärtner in Schwerin.


Punsch-Extract, Flasche 16 ßl. empfiehlt Aug. Spehr.


Gummischuhe für Herren und Damen empfiehlt Aug. Spehr.


Meine diesjährige Weihnachts-Ausstellung, welche eine größere Auswahl als je von geschmackvollen Stickereien, Holz-, Leder-, Papp- und Marmor-Galanteriewaaren, sowie die feinsten Parfümerien und Seifen etc. aus den renommirtesten Fabriken enthält, ist jetzt eröffnet, und empfehle dieselbe zu Einkäufen von Festgeschenken unter Zusicherung billiger Preise.
Carl Bade.


Durch vortheilhaften Einkauf von Fellen bin ich im Stande, allen in meinem Geschäfte an mich gestellten Anforderungen zu genügen, und bringe hiemit dem werthen Publikum mein auf das Reichhaltigste assortirte Pelzwaaren-Lager in gefällige Erinnerung, bei reeller Bedienung die billigsten Preise versprechend.
Reparaturen und Umänderungen werden schnell besorgt.
Ratzeburg.
Heinr. Scharnweber.


Eine große Auswahl von Herren-, Damen- und Kinder-Filzschuhen empfiehlt in sehr guter Waare Heinr. Scharnweber.


Da mein Aufenthalt in Schönberg nur noch kurze Zeit sein kann, so bitte diejenigen Geehrten, welche noch von mir bedient sein wollen, sich bald möglichst anmelden zu wollen. Aufnahmen bei jeder Witterung täglich von Morgens 10 Uhr bis Nachmittags 3 Uhr. Bei vorheriger Anmeldung im geheizten Atelier.
H. F. Riesebeck, Photograph.


Soeben traf wieder eine neue Sendung Soeben traf eine neue Sendung Braunkohlen ein, die ich zur geneigten Abnahme empfehle.
W. Holldorff.


Bretter, trockene, nicht vom Seewasser beschädigt, empfehle in den verschiedensten Dimensionen.
W. Holldorff.


Getreide=Preise in Lübeck.
Weizen19 1/2 - 20Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 1/2 - 14Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste13 1/2 - 14Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 1/2 - 12 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 14Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen13 - 14Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps.-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs.-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.20 1/2 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl.14 - 15 Schilling (Mecklenburg),
Hasen, d. St.40 - 44 Schilling (Mecklenburg),
Enten24 - 30Schilling (Mecklenburg),
Hühner18 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Küken10 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Gänse pr. 500 Gr.9 - 10 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans d. St.28 - 36 Schilling (Mecklenburg),
Eier 5 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln, 10 Lit.7 - 8 Schilling (Mecklenburg).


[ => Original lesen: 1872 Nr. 94 Seite 4]

Aufruf!
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Einwohner des Fürstenthums Ratzeburg!

Die Sturmfluten am 13. dieses Monats haben an der ganzen deutschen Ostseeküste verheerend gewirkt; auch das Fürstenthum Ratzeburg ist nicht unverschont geblieben. In den Dorfschaften Zarnewenz, Mahlzow, Schwanbeck sind Einzelne hart betroffen und geschädigt; aus den benachbarten deutschen Küstenländern gehen die herzzerreißendsten Berichte ein. Ganze Ortschaften sind von dem erbannungslosen Elemente hinweggeschwemmt; die Wohnungen sind zerstört, die Vorräthe vernichtet, das Vieh ertrunken, Hab' und Gut der Bewohner ein Raub der Wellen geworden. Wo vor wenigen Tagen noch blühender Wohlstand herrschte, da ist jetzt eine Stätte des Jammers und des Elends.
Seit Jahrhunderten ist die deutsche Ostseeküste von einem gleichen Unglück nicht heimgesucht worden. Zur Bekämpfung der Noth bedarf es rascher, energischer Mittel.
Wir haben uns zu einem Comité vereinigt, um eine Geldsammlung hier im Fürstenthume zu veranstalten. Mit den eingehenden Geldern wollen wir zunächst den hier im Lande Beschädigten helfen, alsdann aber und vor allen Dingen wollen wir beitragen zur Linderung der entsetzlichen an der benachbarten deutschen Ostseeküste herrschenden Noth. Jeder Einzelne von uns ist zur Entgegennahme von Beiträgen gerne bereit, auch haben wir achtungswerthe Männer gebeten, die Sammlungen in den Häusern zu übernehmen, und werden demnächst öffentlichen Rechenschaftsbericht erstatten.
Einwohner des Fürstenthums Ratzeburg! Als in Ostpreußen die Hungersnoth wütete, als der blutige Krieg des Jahres 1866, als der deutsch-französische Krieg der letzten Jahre zur Pflege der verwundeten und im Felde erkrankten Krieger die Aufbringung von Geldmitteln erforderte, sind hier im Fürstenthume Sammlungen veranstaltet worden, - Sammlungen mit glänzendem Erfolg. Das Fürstenthum Ratzeburg hat an der in ganz Deutschland betätigten allgemeinen Opferwilligkeit einen rühmlichen Antheil genommen; - so sei es auch dies Mal! Bleibe Niemand zurück mit seinem Beitrag, und wenn er auch noch so gering sein möge! Wie damals, so gilt es auch jetzt, ein Liebeswerk zu vollbringen, auf dem der Segen Gottes ruht!
Schönberg, den 21. November 1872.

Pastor Kämpffer-Schönberg. Amtmann Breuel-Hof Selmsdorf. Pastor Ohl-Selmsdorf. Hauswirth Burmeister-Sülsdorf. Senator Aug. Spehr-Schönberg. Schulze Ollmann-Schlagsdorf. Advocat Giehrcke-Schönberg. Schulze Wigger-Sahmkow. Schulze Busch-Rodenberg. Kürschnermeister Gartz-Schönberg. Uhrmacher Meyer-Schönberg. Tabacksfabrikant Stüve-Schönberg. Hofschmied Dräger-Schönberg. Advocat R. Rackow-Schönberg.


Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß die auf Grund des Aufrufes vom 21. dieses Monats veranstalteten Sammlungen bisher die Summe von 419 Thlr. 33 ßl. Pr. Crt. ergeben haben.
Schönberg, den 25. November 1872.
Das Comité zur Linderung der Noth der am 13. November Ueberschwemmten.


Hiezu Officieller Anzeiger Nr. 34 und eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1872 Nr. 94 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 94 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 26. November 1872.


Eine Unwahrheit.
(Fortsetzung.)


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