No. 41
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. Mai
1872
zweiundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1872 Nr. 41 Seite 1]

Es wird bekannt gemacht,

a) daß der Hausbesitzer Arndt vor Schönberg (an der Rottensdorfer Chaussee Nr. 12) und die Ehefrau des Bauunternehmers Oldenburg daselbst an den Pocken erkrankt sind und, zur Vermeidung einer Ansteckung, vor dem Verkehr mit den betreffenden Hausbewohnern gewarnt wird;
b) daß der Arbeitsmann Burmeister in Sülsdorf von den Pocken geheilt, und dessen Ehefrau sowie der Knecht Fick daselbst gestorben, der Sohn des Kornhändlers Lenschow in Grieben und die beiden Schwestern des Hauswirths H. H. Grevsmühl in Sülsdorf genesen, und, nach Desinfection der resp. Wohnungen, die desfallsigen Vorsichtsmaßregeln aufgehoben sind.
Schönberg, den 21. Mai 1872.

Großherzogl. Mecklenburg. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


- Schönberg. Am 21 d. M. wollte das Dienstmädchen des Hauswirts W. in Gr. Bünsdorf Morgens das Bett des während der Nacht in der Hütte auf der Bleiche Schlafenden Schäfers H., eines hoch betagten alten Mannes aus Schönberg, machen, als ein Wortwechsel zwischen Beiden entstand, in Folge dessen das Mädchen nach dem Hause zurückkehren wollte. Kaum 20 Schritte von dem erregten Alten entfernt, feuert dieser auf das Mädchen eine Flinte ab und zerschmettert sich darauf mit dem zweiten Laufe der Flinte den Kopf. Das Mädchen hatte die ganze Ladung von 40-50 Schrotkörnern in den Rücken bekommen, war aber dennoch nicht zusammengesunken, sondern in das Wohnhaus gegangen, um ihre Wunden zu untersuchen. Wie man glaubt, ist das Mädchen nicht lebensgefährlich verletzt.
- Die dem "Reichsanzeiger" entnommene Nachricht über ein Erdbeben, das in Schönberg in Mecklenburg vorgekommen sein soll, macht durch die Zeitungen die Runde. So viel wir wissen, gibt es nur ein Schönberg in Mecklenburg und zwar das im Fürstenthum Ratzeburg, es ist aber so wenig hier, wie überhaupt in Mecklenburg je eine Erderschütterung verspürt.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf belegene Vollstelle c. p. der Ehefrau des Hauswirths Köhncke zu Lüdersdorf, Catharina Elisabeth geb. Wittfoth, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Dienstag den 28. Mai d. J., Vormittags 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, die ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichte versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 6. März 1872.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) A. Dufft.


Der Johann Heinrich Wilhelm Wietfeld, geboren am 3. October 1849 zu Niendorf an der Stecknitz, welcher später mit seinen Eltern nach Ziethen hiesigen Fürstenthums verzogen und derselbe dort sein gesetzliches Domicil hat, und welcher sich bereits in den Jahren 1869, 1870 und 1871 zur Erfüllung seiner Militairpflicht hätte stellen müssen, sich aber bisher nicht gestellt hat, wird in Gemäßheit der Verordnung vom 23. December 1870, betreffend das Verfahren gegen ausgetretene Militairpflichtige etc. edictaliter hiedurch geladen, in dem auf Sonnabend den 1. Juni 1872, Morgens 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Justizamte anstehenden Termine sich einzufinden, unter dem Nachtheile, daß er im Falle seines Ausbleibens in dem anberaumten Termine dem Befinden nach des angeschuldigten Vergehens für überführt angenommen und gegen ihn auf die gesetzliche Strafe wird erkannt werden.
Schönberg, den 15. Januar 1872.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) A. Dufft.


Nach der heute gemachten Anzeige hat sich der schwedische Knecht Carl Sommersson, geboren zu Malmö am 20. März 1852, am gestrigen Abende heimlich aus seinem Dienste beim Amtmann Drevs auf hiesigem Bauhofe entfernt und werden seitdem mehrere, seinen Mitknechten zugehörige Bekleidungsstücke, nämlich: 2 Paar gewöhnliche Arbeitshosen, 1 weißleinenes Hemd, 2 Rasirmesser und 1 Paar blauwollene Strümpfe vermißt. Bei dem sich darnach gegen den p. Sommersson ergebenden Verdachte des Diebstahls ersuchen wir alle resp. Gerichts- und Polizei-Behörden dienstergebenst um Vigilanz auf denselben und die vorbezeichneten Sachen, sowie im Betretungsfalle um seine Verhaftung und Ablieferung hierher, indem wir noch bemerken, daß er von kräftiger, untersetzter Statur ist, eine gesunde gebräunte Gesichtsfarbe hat und kurz vor seiner Entweichung

[ => Original lesen: 1872 Nr. 41 Seite 2]

in einer dunkelbraunen Joppe, dunklen Beinkleider mit Kniestiefeln, einer dunklen runden Tuchmütze mit geradem Schirm gesehen ist.
Schönberg, den 21. Mai 1872.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
A. Dufft.


In das hiesige Handelsregister ist heute Fol. XXV. Nr. 38 Columne 3 eingetragen:

"Die Firma Joh. Siegmd. Mann ist, da der Kaufmann Consul Thomas Johann Heinrich Mann in Lübeck die von ihm in Schönberg errichtete Zweigniederlassung hat eingehen lassen, erloschen."
Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg, den 15. Mai 1872.
Das Handelsgericht.
C. v. Oertzen.
A. Dufft.


Unter heutigem Dato ist nachstehende Firma in's Handelsregister eingetragen sub Nr. 43 Fol. XXX:

Firma: W. Holdorff.
Ort der Niederlassung: Schönberg.
Name und Wohnort des Inhabers: Kaufmann Wilhelm Johann Christian Holldorff in Schönberg.
Schönberg im Fürstenthum Ratzeburg, den 16. Mai 1872.
Das Handelsgericht.
C. v. Oertzen.


Größere Capitalien, welche bei der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt im diesjährigen Johannistermine belegt werden sollen, bitten wir schon jetzt baldigst im Local der Anstalt anzumelden.
Schönberg, den 20. April 1872.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Burmeister. Aug. Spehr. C. Drevs. W. Gartz. Wigger.
Secretair: R. Rackow. Adv.


Da von den vier prozentigen Pfandbriefen in Pr. Courant des mecklenburgischen ritterschaftlichen Credit-Vereins keine bedeutenden Posten ausgegeben werden, so erbitte ich baldige Anmeldung zu dieser sichersten Belegung von Capitalien in beliebigen Summen von 25 Taler (Mecklenburg) bis 1000 Taler (Mecklenburg), um rechtzeitige Bestellung darauf machen zu können.
Für den bevorstehenden Johannis-Termin und den nächsten Antoni-Termine kann ich diese Pfandbriefe für 94 pro Cent zu voll abgeben.
Schönberg, den 3. April 1872.
Kindler, Advocat.


Es wird hiedurch bekannt gemacht, daß nachdem der hiesige Ackerbürger Herr W. Böckmann von seinem Posten als Aeltermann des ersten Districts der vaterländischen Feuer-Versicherungs-Gesellschaft nach längerer treuer Führung zurückgetreten, der Tischlermeister Herr H. Stüve nach § 9 der Statuten als solcher wieder gewählt und bestätigt worden ist.
Die Direction.
F. Fick. Carl Bade.


Gelder zu guter hypothekarischer Sicherheit gegen 4 % Zinsen werden gesucht zu Johannis ca. 35,000 Taler (Mecklenburg) in beliebigen kleineren und größeren Posten. Nähere Auskunft ertheilt Carl Bade.


Moderne Sonnenschirme in allen Preisen bei Julius Schweigmann.


Mein gut assortirtes Lager und Proben von Tapeten, Borden und Rouleaux habe ich einem geehrten Publikum bestens zu empfehlen.
C. Schwedt.


Landes-Gewerbe-Ausstellung.
Im weiteren Verlaufe der Anzeige vom 9. d. Mts. kann nunmehr die erfreuliche Mittheilung gemacht werden, daß Seine Königliche Hoheit der Allerdurchlauchtigste Großherzog von Mecklenburg-Strelitz, und zwar, wie es in dem diesseitigen Resripte heißt, gern geruhet haben, die Kosten des Hintransportes auf den in den Grenzen beider Großherzogthümer befindlicher Eisenbahnen für die zur Ausstellung gelangenden Erzeugnisse der eigenen Industrie Mecklenburg-Strelitzer Aussteller, vorbehaltlich weiterer Bestimmungen über den Liquidationsmodus, auf die landesherrlichen Cassen zu übernehmen.
Demnach ist nunmehr, wie dieses schon früher in Mecklenburg-Schwerin geschehen ist, allen Bewohnern des Großherzogthums Mecklenburg-Strelitz, sofern sie die im September d. J. in Rostock stattfindende Landes-Gewerbe-Ausstellung, wozu die Anmeldung bis zum 1. Juni d. J. erwartet wird, mit den Erzeugnissen der eigenen Industrie beschicken wollen, der freie Eisenbahn Transport, sowohl für die Her- als Rücksendung, zugesichert. Die dabei zu beobachtenden Controll-Maßregeln sollen später bekannt gemacht werden.
Rostock, den 18. Mai 1872.
Das geschäftsführende Committe.
Dr. A. Bolten, Vorsitzender.
Baumeister O. Ludewig. Kaufm. W. Scheel. Ingenieur Weber. Bürgermeister Dr. Zastrow.


F. Schlüter in Ratzeburg
empfiehlt zu billigsten Preisen seine Fabrikate, wie:
Selters, Sodawasser Brauselimonade angelegentlichst.
Niederlage hält zu Fabrikpreisen Aug. Spehr in Schönberg.


Wurmkrankheiten der Kinder sowohl wie der Erwachsenen werden am schnellsten und ohne Gefahr beseitigt durch die ärztlich empfohlene "Wurmpasta", welche angenehm schmeckt und von den Kleinen gerne genommen wird. - Preis nur 1 Sgr. - Die Pasta ist in Etiquetten mit rother Schrift verpackt und mit der Firma: F. Adolph Richter, Duisburg versehen, worauf man gefl. achten wolle. - Vorräthig in allen größeren Geschäften, in Schönberg bei August Creutzfeldt.


Feuerversicherungsbank für Deutschland in Gotha.
Nach dem Rechnungsabschlusse der Bank für 1871 beträgt die Ersparniß für das vergangene Jahr 79 Procent der einbezahlten Prämien.
Jeder Banktheilnehmer in hiesiger Agenthur empfängt diesen Antheil nebst einen Exemplar des Abschlusses vom Unterzeichneten, bei dem auch die ausführlichen Nachweisungen zum Rechnungsabschlusse zu jedes Versicherten Einsicht offen liegen.
Denjenigen, welche beabsichtigen, dieser gegenseitigen Feuerversicherungs-Gesellschaft beizutreten, giebt der Unterzeichnete bereitwilligst desfallsige Auskunft und vermittelt die Versicherung.
Schönberg den 13. Mai 1872.
Chr. Schrep, Agent der Feuerversicherungsbank f. D.


Herren- und Knaben-Strohhüte empfiehlt H. Scharnweber.
Ratzeburg.


1 1/2-zöllige Drains sinnd jetzt wieder vorräthig bei W. Holldorf


[ => Original lesen: 1872 Nr. 41 Seite 3]

Unterzeichneter empfiehlt sich dem geehrten Publikum des Landes und der Stadt zur Anfertigung von Düffel, gewöhnliches Wollzeug und Pferdedecken (und kann die Wolle geliefert werden), zum Kratzen und Spinnen der Wolle, und halte die genannten Waaren auch zum Verkauf vorräthig.
Indem ich gute und reelle Bedienung verspreche, bitte ich ergebenst um zahlreichen Zuspruch J. Voss, Tuchmachermeister.
Hinterstraße 75.


Stärksten Seifenstein empfiehlt J. F. Eckmann.


Für Rechnung des Hrn. Joh. Siegm. Mann werde ich am Sonnabend den 25. Mai, Morgens 9 Uhr, eine Partie Brennholz in bequemen Cavelingen öffentlich meistbietend verkaufen.
W. Holldorff.


Filz- und Seidenhüte neuester Facon empfiehlt H. Scharnweber.
Ratzeburg.
Reparaturen schnell und billig.


Sommerstoffe zu Röcken und Hosen, sowie Buckskins und Tuche in allen Sorten empfiehlt Julius Schweigmann.


Schmied Präfke in Schönberg.
Ich zeige den Herren Hauswirthen und denjenigen Leuten, welche Sensen in ihrem Gebrauch haben müssen, hiedurch an, daß bei mir wieder die besten Sensen zu haben sind: 1) Mecklenburger Schmiede-Sensen, 2) 2 Sorten amerikanische Sensen, 3) Gußstahl-Sensen, 4) Münzstahl-Sensen zum billigsten festen und reellsten Preise und für jede Sense den ganzen Sommer garantire und kein Wammgeld nehme. Indem es mir meine Zeit nicht erlaubt, daß ich unser Fürstenthum in dieser kurzen Zeit, daß Sensen gebraucht werden, nicht ganz durchhausiren kann, so ist es doch vielen Leuten bekannt, daß sie sich schon circa seit 3 Jahren bei dem Gastwirth Herrn Kaven in Cronskamp von meinen Sensen abholen können, und die nicht nach Wunsch sind, da zurückgeben können. Ich mache Anzeige, daß dies das erste Jahr ist und dasselbige stattfindet bei dem Bäckermeister und Gastwirth Herrn Tretow in Demern. Meine Wohnung ist beim Rademachermeister Herrn Badstein vorm Sabowerthore Nr. 3, wo früher der Maschinenbauer Herr Kleinfeldt gewohnt hat.
Achtungsvoll C. Präfke.


Ich mache bekannt, daß ich einige Wamm-Sensen und Ausschuß-Sensen zu billigen Preisen zu verkaufen habe.
C. Präfke.


Jackets in Seide, Ripps, Cachmir, schwarz. und farbig. Tuch hält bestens empfohlen Julius Schweigmann.


Am Montag und Dienstag den 27. und 28. Mai, beide Tage Nachmittags, wird bei mir ein Scheibenschießen nach Gewinnen stattfinden, wozu ich Freunde und Gönner ergebenst einlade.
Büchsen, Pulver und Blei wird von mir geliefert.
Ein Satz von 3 Schüssen kostet 16 ßl.
Achtungsvoll W. Creutzfeldt in Carlow.


Gicht, Rheumatismus, Gliederreißen, Kopf-, Zahn- und Rückenschmerzen, überhaupt alle rheumatischen Leiden, Heiserkeit, weher Hals, Erkältungen, Husten, ferner Magenkrampf, Cholera, Kolik, Pocken, Hysterie etc. werden schnell und dauernd geheilt durch den berühmten B Dr. Airy's Pain-Expeller, bekannt als der größte Schmerzensstiller.
Wirkung sofort! Preis 10 u. 17 1/2 Sgr.
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Attest! Da ich über 1 Jahr an Gicht darniederlag und nicht im Stande war mich selbst aus dem Bette zu erheben, auch die Schmerzen an allen Gliedern fast nicht mehr aushalten konnte, und alle ärztliche Hülfe vergebens war, so wurde ich durch eine Freundin dazu veranlaßt, doch auch einmal Dr. Airy's Pain-Expeller zu gebrauchen. Ich versuchte es - o Wunder! gleich bei der Anwendung der ersten Flasche waren meine sämmtlichen Schmerzen verschwunden. Und nach Anwendung zweier Flaschen Pain Expeller - die ich bei Herrn Karl Braun in Kirchtroisdorf gekauft, - war ich vollständig in vier Wochen von meiner Krankheit geheilt etc.
Königshofen, den 25. 1. 72.
Frau Wwe. Gerhard Schnitzler, geb. Welter.
Daß Frau Schnitzler obiges Attest selbst unterschrieben, bescheinigen: Franz Förster, Peter Joseph Hamacher, Ackerer.


Gebleichtes Hausmacher-Leinen, gute Qualität,
5/4 Meter 14 ßl. oder Elle 8 ßl.,
5/4 Meter 15 ßl. oder Elle 8 1/2 ßl.,
11/8 Meter 17 ßl. oder Elle 9 1/2 ßl.
empfiehlt als vorzüglich preiswürdig Julius Schweigmann.


Es sind mir in letzter Zeit aus einer meiner Hecken Dornpflanzen gestohlen; ich sichere Demjenigen 10 Thlr. Belohnung zu, der mir den Thäter zur gerichtlichen Bestrafung namhaft macht.
Schulze Grevsmühl in Kl. Bünsdorf.


(Eingesandt.) Aus Schönberg in Mecklenburg berichtet der "Reichsanzeiger": Am 27. April, Morgens 6 Uhr 10 Min. wurde hier ein mäßig starker vertikaler Erdstoß beobachtet. Heute (Datum nicht angegeben) Vormittag 8 Uhr 20 Min. erfolgte ein sehr energischer zweimaliger Stoß ebenfalls in vertikaler Richtung. Mehrere Personen wollen außerdem in der Nacht vom 12. bis 13. Mai eine leichtere Erschütterung verspürt haben.


Das Betreten meines Moores unterhalb der Wallstraße am Bach verbiete ich hiemit bei Strafe gerichtlicher Ahndung.
Bäckermeister Freitag.


Sichere Hilfe für Leidende.
Flechten, Scleropheln, Drüsen, offene Wunden, Gicht, Rheumatismus, Magenkrampf, Unterleibsbeschwerden, Epilepsie, Bandwurm, Syphilis und dergl. hartnäckige Uebel werden gründlich geheilt durch meine in 36jähriger Praxis bewährte Heilmethode. Behandlung brieflich. Die Mittel liefere ich selbst und zwar zu einem Preise, der auch dem Unbemittelsten den Gebrauch ermöglicht. Amtlich beglaubigte Zeugnisse.
Adresse: Prof. Louis Wundram in Hamburg, bei der alten Börse 6.

[ => Original lesen: 1872 Nr. 41 Seite 4]

Die Königl. Preuß. patentirte Kali-Fabrik von Dr. A. Frank in Staßfurt.
empfiehlt zur nächsten Bestellung besonders für Hackfrüchte und Futterkräuter, sowie zur Kopfdüngung und zur Wiesendüngung, namentlich für Bruch- und Moorboden und für saure und vermooste Wiesen und Weiden ihre Kalidüngmittel und Magnesiapräparate unter Garantie des Gehaltes und unter Controle der Landwirthschaftl. Versuchsstationen.
Kalidüngung beseitigt bei Wiesen und Weiden die Moose sicher und liefert mehr und bessern Heuertrag. Da nur 1 - 2 Ctr. für einen Morgen Wiese erforderlich sind, so ist diese Düngung ebenso billig als lohnend. Frühzeitige Anwendung erforderlich.
Ferner liefern wir Viehsalze und Lecksteine billigst.
Prospecte, Preiscourante und Frachtangaben gratis und franco.


Geschäfts-Eröffnung.
Einem geehrten Publikum Lübecks und Umgegend die ergebene Mittheilung, daß ich ein Herren-Mode-Magazin im Hause des Herrn J. C. C. Mertelmeyer, Markt 266, Lübeck, Eingang: Kohlmarkt, vis à vis Brockmüllers Hotel, eröffnet habe.
Durch Engagirung eines anerkannt tüchtigen Zuschneiders und Errichtung einer eigenen Werkstatt, werde ich im Stande sein, das mich beehrende Publikum nach jeder Richtung hin zufrieden zu stellen.

Großes Lager Großes Lager
eleganter Herren-Anzüge, der neuesten Stoffe und
eleganter Herren-Paletots, Herren-Artikel.
eleganter Herren-Schlafröcke etc.
Bestellungen nach Maaß in kürzester Zeit.
Hochachtungsvoll B. Birawer.


Das neueste Magazin von Mobilien, Spiegeln & Polsterwaaren (hiesiges Fabrikat) Braunstraße 146, Lübeck, hält sich einem geehrten Publikum Lübecks und der Umgegend bestens empfohlen.
Reelle und feste Preise.


Damenmäntel-Fabrik von C. Redelstorff, Lübeck,
922. Obere Mühlenstr. 922.
en gros. en detail.


Es ist eine unwiderlegbare Thatsache, daß auf Hals- und Lungenleidende oder solche, die mit Bronchialverschleimungen, Katarrhen, Husten Heiserkeit, Athemnoth etc. zu kämpfen haben, der L. W. Egers'sche Fenchelhonigextract den heilsamsten Einfluß übt. Derselbe reinigt die Brust, öffnet den Leib und führt die schlechten Säfte ab, er sondert ab schleimige Sachen und Unreinigkeiten, erregt Appetit und verbessert das Blut. Der regelmäßige Gebrauch desselben bei diäter Lebensweise und den Kräften entsprechender Bewegung in frischer Luft ist daher auch Hämorrhoidal-, Unterleibs- und an Verstopfung Leidenden dringend anzuempfehlen. Bei veralteten Uebeln wirkt der Extract erwärmt genossen oft wunderbar. Nur wolle sich das Publikum vor schwindelhaften Nachpfuschungen in Acht nehmen und sich merken, daß der weltberühmte L. W. Egers'sche Fenchelhonigextract, kenntlich an eingebrannter Firma, Siegel und Namenszug von L. W. Egers in Breslau, nur echt zu haben ist beim Buchbinder C. Sievers in Schönberg.


Hiezu Offizieller Anzeiger Nr. 16 und eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1872 Nr. 41 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 41 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 24. Mai 1872.


Logo der Hagelassecuranz Die Hagel-Assecuranz-Societät für das Fürstenthum Ratzeburg, gegründet auf Gegenseitigkeit und allerhöchst bestätigt im Jahre 1847, welche durch ihre Einrichtung die unzweifelhafteste Sicherheit gewährt, - welche die vorkommenden Schäden durch Abschätzung von ihren eigenen Mitgliedern in anerkannt coulantester Weise regulirt und deren Beiträge nach einem 24jährigen Durchschnittspreise die niedrigsten aller derartigen Gesellschaften sind - ladet hiemit alle Diejenigen, welche ihre Feldfrüchte gegen Hagelschlag versichern wollen, zum Eintritt in diese gemeinnützige Anstalt freundlichst ein.
Statuten und Antragsformulare sind bei den unterzeichneten Directionsmitgliedern jederzeit gratis zu haben.
Schönberg, den 1. Mai 1872.
Direction der Hagel-Assecuranz-Societät für das Fürstenthum Ratzeburg.
A. Wigger. Wilh. Heincke.
Bade-Ollndorf. Mette-Pahlingen. Lenschow-Grieben. Böttcher-Wendorf. Kröger-Lockwisch. Heitmann-Klocksdorf.


W. Kolls, Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Tapeten und Borden empfiehlt H. Schreiber.
Rehna, den 4. April 1872.


Industrie-Ausstellung am Thierschautag den 11. Juni 1872 zu Schönberg.
Mit der am Tage der Thierschau zu Schönberg stattfindenden Industrie-Ausstellung soll mit Erlaubniß der Großherzoglichen Landvogtei eine Verloosung von daselbst angekauften Industrie-Gegenständen verbunden werden.
Es werden daher alle Diejenigen, welche Erzeugnisse der einheimischen Industrie zur Ausstellung liefern wollen, ersucht, solche am 10. Juni Abends oder spätestens am 11. Juni bis 9 Uhr Morgens bei unterzeichnetem Comite einzuliefern und zwar in das eigens zu diesem Zwecke aufgestellte Zelt auf dem Baubrink.
Jeder Aussteller hat seine Ausstellungs-Gegenstände mit seinem Namen zu versehen und den Preis dabei zu notiren, wofür es käuflich.
Jeder Aussteller muß seine Ausstellungs-Gegenstände selbst beaufsichtigen oder durch sichere Personen beaufsichtigen lassen, da das Comite in keiner Beziehung eine Garantie übernehmen kann, wiewohl ein zuverlässiger Wächter im Zelte angestellt ist.
Jeder Aussteller muß sich den Anordnungen der Mitglieder des Industrie-Comite's hinsichtlich der Ausstellung fügen.
Loose zur Industrie-Ausstellung à 16 ßl. sind bei den unterzeichneten Mitgliedern des Comite's fortwährend zu haben, wie auch am Tage der Thierschau im Comite-Zelte.
Alle Aussteller werden gebeten, zum Zwecke der Gewinnung von Platz möglichst früh die Ausstellungs-Gegenstände bei dem Herrn Rentier J. Greiff in Schönberg anzumelden, wo sie dann zugleich eine Karte zum freien Eintritt in die Ausstellungsräume entgegennehmen können.
Die Gewinnliste wird am Freitag den 14. Juni durch die hiesigen "Wöchentlichen Anzeigen" publicirt werden.
Schönberg, den 29. April 1872.
H. Öldörp. G. W. Wicke. L. Bicker. J. Greiff.


Runkelrüben und Weißkohlpflanzen sind zu haben bei Sterly in Selmsdorf.


Heute, Freitag den 24. d. Mts. Großes Militair-Concert, ausgeführt von den Musikern (22 Mann) des 14. Jägerbataillons zu Schwerin.
J. Köster.


Meteorologische Beobachtungen.
Mai
1872
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
21.
22.
23.
36.55
34.45
37.91
7.6
7.7
5.1
13.7
12.1
13.2
ONO
W
W
2
3
1
bewölkt.
-
zieml. heit.


Getreide=Preise in Lübeck.
Weizen20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 1/4 - 13Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/4 - 12Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 1/4 - 11 Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 1/2 - 12Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps.-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs.-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.20 - 20Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


- Nächstens werden hinten in der Türkei, wenn nicht die Völker, so doch die verschiedenen Thronfolger aufeinander stoßen. Seit 500 Jahren ist es Gesetz, daß allemal das älteste männliche, auf dem Throne geborne Mitglied der kaiserlichen Familie Beherrscher des Reiches wird. Diese Thronfolge soll jetzt umgestoßen werden zu Gunsten des ältesten Sohnes vom jetzigen Sultan, während der älteste Sohn des früheren Sultans der rechtmäßige Thronfolger wäre. Mehrere europäische Mächte bekunden bereits bedeutendes Interesse an dieser schwierigen Frage.
- Deutsche Nationalökonomen beabsichtigen für die Wiener Weltausstellung eine interessante Denkschrift zu veröffentlichen unter dem Titel: "Die wirthschaftliche Entwickelung Deutschlands in den letzten 20 Jahren". Brennende Tagesfragen sollen in derselben von Fachmännern erörtert werden, z.B. Niederlassung und Auswanderung, Landwirthschaft, Forstwirthschaft, Bergbau und Hüttenwesen, große und kleine Industrie, Zölle und auswärtiger Handel, Schifffahrt, Eisenbahnen und Telegraphen, Geld- und Creditwesen, Versicherungen, Preise und Löhne, soziale Selbsthülfe u. s. w. Jedem Gebildeten wird dadurch ein rascher Ueberblick über alle diese Gebiete ermöglicht.
- Die Mißhandlung, welche der hochbetagte Gründer des Germanischen Museums, Freiherr von

[ => Original lesen: 1872 Nr. 41 Seite 6]

Aufseß, in Straßburg erlitten, und die seinen Tod wahrscheinlich beschleunigte, ist leider von zwei deutschen Professoren ausgegangen, die des alten Mannes Signalpfiff, womit er seine Dienerschaft herbeirufen wollte, mißdeuteten und im patriotischen Uebereifer den vermeintlichen Franzosen übel zurichteten. Selbstverständlich machen sie sich die bittersten Vorwürfe. Die Sache ist auch schon im Reichstag zur Sprache gekommen.
- Die Universität Straßburg wird jährlich beinahe 800,000 Fr. an Einkünften beziehen, gerade viermal so viel, als früher die Ausgaben für 57 Facultäten in dem "an der Spitze der Civilisation marschirenden" Frankreich betragen haben! Da der jetzige französische Unterrichtsminister sich nicht geschämt hat, dies einzugestehen, so brauchen wir es auch nicht zu verheimlichen.
- Badische Aerzte haben eine Petition abgefaßt zu Gunsten der mit häuslicher Arbeit überbürdeten Schüler höherer Lehranstalten. Dadurch werde nicht nur die Gesundheit geschädigt, sondern auch die sinnige Pflege berechtigter individueller Neigungen unmöglich gemacht.
- Nach Bazaine hat auch Uhrich, der Vertheidiger von Straßburg, gebeten, vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden. Die franz. Generale wetteifern, Märtyrer zu werden, hätten sie gesiegt, so wären sie Heilige geworden und in den Kalender gekommen.
- Franz Schubert, der reichste Liederfürst, der gottbegnadigte Sänger mit dem liederquellenden Vogelmunde, hat im Stadtparke in Wien ein schönes Denkmal erhalten. Der Männergesangverein hat es ihm durch Aufführung seiner Lieder ersungen - 20-30,000 fl. Als der junge Sänger starb, hinterließ er "drei tuchene Fracks, drei Gehröcke, neun Hals und Sacktüchel, einige alte Musikalien" - und einige alte und neue Schulden; er wurde von dem Ertrage eines Conzertes begraben.
- Wer Lust hat, diesen Sommer noch eine Vergnügungsfahrt nach Amerika mitzumachen, der melde sich im Stangen'schen Reisebüreau in Berlin. Auf dieser Reise sollen Newyork, die Niagarafälle, Chicago, St. Louis, Cincinnati, Washington, Baltimore und Philadelphia besucht werden.
- Die 26. Versammlung des Evangelischen Vereins der Gustav-Adolf-Stiftung soll vom 27. bis 29. August in Speyer abgehalten werden.
- Der Kaiser von Rußland hat 24 bayerischen Cavallerie-Offizieren für ihre Bravour im Kriege Orden verliehen.
- Es gibt zwar Bremser genug, die das rollende Rad der Zeit zum Stehen zu bringen versuchen und einer Gesellschaft solcher Bremser ist soeben erst im deutschen Reichstag für ihre geheime Thätigkeit das Privilegium entzogen worden, - aber eine unfehlbare Bremse hat es bis jetzt noch nicht gegeben. Ein Bayer, Herr Heberlein, will sie erfunden haben, und zwar um Eisenbahnzüge mit einem Ruck zum Stehen zu bringen. Hoffentlich bewährt sich seine Erfindung. Die Heberleinsche Bremse wirkt durch die Achse ohne Schaden für das Rad, die Achse selber wird zur Bremse. Die seitherigen Bremsen wirkten auf das Rad, indem sie dasselbe durch gewuchtiges Gebälk schleifend sperrten und so die Räder frühzeitig abnutzten. Die neue Bremse kann Ein Mann ohne Anstrengung vom Wagen aus wie durch einen Glockenzug bedienen, sie wirkt lautlos und im Augenblick. Auf der abschüssigsten und gefährlichsten Stelle der Brennerbahn und zwar bei Gossensaß, wo man schwindelnd in die ungeheure Tiefe sieht, soll sie zuerst geprüft werden. Für Deutschland hat sich der Erfinder die Ausbeutung seines Patentes vorbehalten; für England hat er sein Patent um 12,000 Pfd. Sterling verkauft.
- Am 13. Mai d. J. hat Papst Pius IX. seinen 81. Geburtstag gefeiert.
- Unter der französischen Geistlichkeit werden Geldsammlungen für den Bischof von Metz angestellt. Man will denselben dafür belohnen, daß er dem Kaiser von Deutschland den Huldigungseid verweigert und wird ihm von den eingesammelten Geldern eine lebenslängliche Rente schaffen.
- Winzer und Trinker in Frankreich sind untröstlich, denn in den französischen Weinbergen wüthet eine verheerende Krankheit. Da nun Noth kein Gebot kennt und unsere Nachbarn gelernt haben, daß wir Deutsche sie zu kuriren verstehen, so wenden sie sich händeringend an unsere Weindoctoren , die ihnen helfen sollen. Das Recept soll mit 20,000 Fr. honorirt werden.
- Die vielverbreitete Annahme, daß der Speck trichinenfrei sei, ist irrig. Eine in Aschersleben in der Provinz Sachsen angestellte Untersuchung hat ergeben, daß in amerikanischen Speckseiten, die vielfach in Handel kommen, noch lebende Trichinen sich vorfanden. Dieser Speck ist nicht nach unserer Methode gepökelt, sondern nur mit Salz eingerieben und geräuchert. (Eine Zeitung giebt dazu den wohlgemeinten Rath: Lasse deßhalb Jeder seine Speckseiten untersuchen.)
- Aus Wiesbaden wird gemeldet: Der Gewinnst der Spielbank beträgt für den ersten Monat über 200,000 Thlr. Seit 8 Tagen sind des Abends zwei weitere Spieltische im rothen und weißen Saal in Thätigkeit. Seit der in vorletzter Woche erfolgten Säuberung Homburgs von Damen der Demimonde hat sich dies leichte Volk trotz des neuen Polizei-Erlasses hier angesammelt.
- Es sind falsche preuß. Doppelthaler in Umlauf, deren Platten fein abgesägt und dann auf Blei sehr geschickt angelöthet sind.
- Wenn alle Schulmeister im großen deutschen Reich zu den Waffen gerufen würden, so würden sie gerade 2 Armeecorps bilden; denn es giebt 60,000 Volksschullehrer in Deutschland. Außer den Volksschulen gibt es in Deutschland 330 Gymnasien, 214 Progymnasien, 14 Realgymnasien und 483 Gewerb- und höhere Bürgerschulen. Universitäten zählt das deutsche Reich 20 mit 1624 Docenten und 15,600 Studenten. Polytechnische Schulen giebt es 10.
- Es kommt öfters nur auf den rechten Namen an. An einer königlichen Tafelrunde fanden sich 13 Personen zusammen. Der fürstliche Hausherr aber war sehr abergläubisch. Was thun? Keiner sitzt gern am "Katzentisch". Da faßt sich einer der hohen Gäste, kurz entschlossen setzt er sich an ein in einer Ecke stehendes Tischchen und sagte ernsthaft: ich opfere mich an dem "Altar des Aberglaubens". Schnell hatte er die Lacher auf seiner Seite.
- Aus Colmar im Elsaß wird der Tod eines Mannes gemeldet, der doppelter Millionär war und sein Vermögen seinem Hute verdankte. Das ging so zu. Im Jahre 1826 ungefähr kam ein armer Drehergeselle Namens Muhle barfuß und den Ranzen auf dem Rücken in das Dorf, in welchem sich die Maschinenfabrik der Herren Weil und Boutron befand und suchte Arbeit. Sein zerlumptes Aeußere nahm gerade nicht zu seinen Gunsten ein und Hr. Weil, an den er sich gewandt, schickte ihn weiter. Der Arbeiter ergab sich in sein Schicksal und ging traurig seines Weges. Plötzlich aber rief ihn der Maschinenfabrikant wieder zurück: - Halt! Mann, was ist das für ein Hut, den Ihr da traget? - Es ist ein hölzerner Hut, mein Herr. - Ein Holzhut! Laßt mich das Ding doch etwas genauer ansehen. Wo habt Ihr ihn gekauft? - Ich habe ihn selbst gemacht, mein Herr. - Und wie habt Ihr ihn gemacht? - Auf der Drehbank, mein Herr. - Auf der Drehbank? Euer Hut ist ja aber oval und auf der Drehbank werden die Sachen rund. - Das ist wahr, antwortete der Arbeiter, aber trotzdem habe ich den Hut so gemacht, ich habe den Mittelpunkt verstellt und dann gedreht, wie es mir einfiel; ich habe weit zu marschiren und brauche einen Hut, der mir als Regenschirm dient, und da ich kein Geld habe, um einen zu kaufen, so habe ich ihn selbst gemacht. - Der arme Arbeiter Muhle hatte instinctmäßig die excentrische Drehmethode erfunden, welche in der modernen Mechanik von so außerordentlicher Wichtigkeit werden sollte. Herr Weil sah mit dem Scharfblicke eines geschickten Fabrikanten die ungeheure Wichtigkeit dieser Erfindung ein. Er behielt den Mann mit dem hölzernen Hut bei sich und fand in demselben nicht nur einen geschickten Arbeiter, sondern auch ein Genie, das zu seiner Entwickelung nur der Gelegenheit und ein wenig Kultur bedurfte. Der Arbeiter Muhle nahm bald am Gewinn des Geschäftes Theil, wurde später unter dem Namen Moulin Eigenthümer desselben und erwarb so das große Vermögen, das er jetzt bei seinem Tode hinterläßt.


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