No. 40
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 17. Mai
1872
zweiundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1872 Nr. 40 Seite 1]

Des hl. Pfingstfestes wegen erscheinen die "Wöchentlichen Anzeigen" am Dienstag den 21. Mai nicht; die nächste Nummer wird erst Freitag den 24. Mai ausgegeben.


Daß der Knecht Fick beim Hauswirth Heinr. Krellenberg in Schönb.-Sülsdorf und der Landbriefträger Sattlermeister Friedrichs in Schönberg an den Pocken erkrankt sind, wird bekannt gemacht, und, zur Vermeidung einer Ansteckung, vor dem Verkehr mit den betreffenden Hausbewohnern gewarnt.
Schönberg, den 15. Mai 1872.

Großherzogl. Mecklenburg. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Anzeigen.

Auf Andrängen mehrerer Gläubiger ist über das Vermögen des Schlossermeisters Johann Hagen zu Schönberg, nachdem derselbe dem Gerichte seine Zahlungsfähigkeit, wie ihm aufgegeben, nicht nachgewiesen hat, der formelle Concurs, unter Vorbehalt der creditorischen Rechte, eröffnet.
Es ist daher ein Liquidationstermin auf Dienstag den 28. Mai c., Morgens 11 Uhr, vor dem Großherzoglichen Justizamte hieselbst angesetzt, zu welchem Alle, welche aus irgend einem Grunde Ansprüche und Forderungen an den Cridar und dessen Vermögen, in specie an das zur Concursmasse gehörige, zu Schönberg an der Sabowerstraße sub Nr. 45 belegene Wohnhaus c. p. desselben zu haben vermeinen, zwecks Anmeldung ihrer Ansprüche und Vorlegung ihrer schriftlichen Beweismittel unter dem hierdurch ein für alle Mal angedroheten Nachtheile der Abweisung von der vorhandenen Masse und des Ausschlusses mit ihren Beweismitteln, mit Ausnahme der von der Meldungspflicht ausgenommenen Hypothekgläubiger wegen ihrer intabulirten Kapitalpöste und laufenden Zinsen, hiermit peremtorisch geladen werden. Zugleich ist auch ein Termin auf Dienstag den 18. Juni c., Morgens 11 Uhr, vor dem Großherzoglichen Justizamte hieselbst anberaumt zum Versuche gütlicher Aufgreifung des Debitwesens und event. zur Prioritätsausführung, zu welchem die Johann Hagen'schen Gläubiger unter dem ein für alle Mal angekündigten Nachtheile der Einwilligung in die Gerichtswegen zu machenden Vergleichsvorschläge - wobei etwanige Ablehnungen oder Fristgesuche von Bevollmächtigten nur im Falle einer auf Widerspruch gerichteten Specialvollmacht, bloße schriftliche Erklärungen aber überall nicht berücksichtigt werden können - und der Ausschließung mit der Prioritätsdeduction hiedurch geladen werden.
Gleichzeitig sind auch Termine vor dem Großherzoglichen Justizamte hieselbst anberaumt 1) Zum Verkaufe des zur Masse gehörigen, zu Schönberg an der Sabower Straße sub Nr. 45 belegenen Wohnhauses c. p. auf Dienstag den 28. Mai c., Morgens 12 Uhr, 2) zum Ueberbot auf Dienstag den 18. Juni c., Morgens 12 Uhr, wozu Kaufliebhaber hiedurch mit der Bemerkung geladen werden, daß die Besichtigung des Grundstücks nach voraufgegangener Meldung bei dem zum Curator bonorum bestellten Photographen Schacht zu Schönberg jederzeit freisteht und die Verkaufsbedingungen 14 Tage vor dem Verkaufstermine auf der Justizamts-Registratur einzusehen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten sind.
Sämmtlichen Gläubigern wird freigelassen, in dem zur endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen auf Dienstag den 28. Mai c., Vormittags 1/2 12 Uhr, anberaumten Termine zu erscheinen.
Schließlich wird bemerkt, daß die erforderlichen Sicherheitsmaßregeln in dieser Concurssache getroffen sind, und wird den etwanigen Johann Hagenschen Schuldnern hierdurch bei Strafe doppelter Zahlung aufgegeben, fortan nicht an den Cridar, sondern nur an das unterzeichnete Justizamt oder den Curator bonorum, Photographen Schacht zu Schönberg, Zahlung zu leisten.
Schönberg, den 1. März 1872.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) A. Dufft.


Antragsmäßig soll über das zu Schönberg vor der Marienstraße sub Nr. 46 belegene Wohnhaus c. p. des Kiepenmachers Peter Maaß hieselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Dienstag den 30. Juli d. J., Morgens 10 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 10. Mai 1872.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) A. Dufft.


In Sachen betreffend die Anmeldung aller Ansprüche und Forderungen an den Nachlaß des zu Mannhagen verstorbenen Forstaufsehers Krüger giebt das

[ => Original lesen: 1872 Nr. 40 Seite 2]

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations-Protocoll nachdem die öffentliche, gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Acten docirt worden, hiedurch den Bescheid:
daß alle Diejenigen, welche sich in dem Termine vom heutigen Tage mit ihren etwaigen Ansprüchen an den Forstaufseher Krüger'schen Nachlaß nicht gemeldet haben, wie hiedurch geschieht, für immer präcludirt und abgewiesen sein sollen.
Von Rechts Wegen!
Schönberg, den 11. Mai 1872.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) A. Dufft.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Herrnburg belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Joachim Peter Oldenburg daselbst giebt das Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg auf das am 7. d. Mts. abgehaltene Liquidations-Protocoll, nachdem die öffentliche, gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Acten docirt worden, hiedurch den Bescheid:
daß alle weder in dem Liquidationstermine am 7. d. Mts. noch bis jetzt angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Von Rechts Wegen!
Schönberg, den 10. Mai 1872.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) A. Dufft.


Vorladung.
Auf Antrag Dris. Theod. Havemann als gerichtlich bestellten Güterpflegers des insolventen Viehhändlers Heinrich Johann Carl Westpheling werden hiedurch

1) die Gläubiger des insolventen Viehhändlers Heinrich Johann Carl Westpheling unter dem Rechtsnachtheile des Ausschlusses von der Concursmasse, im gleichen Alle, welche an einzelne im Besitze der Masse befindliche Gegenstände kraft Eigenthums- oder Separationsrechts oder aus irgend einem andern Grunde Ansprüche zu haben vermeinen, bei Verlust ihres Rechts aufgefordert und schuldig erkannt, ihre Ansprüche binnen sechs Monaten, also spätestens am 5. Juli 1872, bei dem Güterpfleger und Contradictor Dr. Theod. Havemann gegen Empfang eines Anmeldescheines, im Falle des Widerspruchs aber beim Stadt- und Landgerichte und zwar mit Beifügung der vorhandenen Beweisstücke in Original und Abschrift, sowie mit Angabe des etwa in Anspruch genommenen Vorzugsrechts anzumelden.
2) alle diejenigen, welche zur Concursmasse gehörige Gegenstände in Händen haben, aufgefordert, von diesen Sachen und von ihren vermeintlichen Pfand- und Retentionsrechten daran Anzeige zu machen unter dem Präjudize, daß sie widrigenfalls dieser Rechte für verlustig erklärt, zur unentgeltlichen Herausgabe der Sachen schuldig erkannt, auch unter Umständen als unredliche Besitzer zur Verantwortung werden gezogen werden,
3) alle Schuldner der genannten Concursmasse angewiesen, ihre Schuld sofort beim Verfall nur bei dem Güterpfleger Dr. Theod. Havemann bei Vermeidung abermaliger Zahlung zu entrichten.
Lübeck den 5. Januar 1872.
Das Stadt- und Landgericht.
Zur Beglaubigung Funk Dr., Act.


In das hiesige Handelsregister ist heute Fol. XXV. Nr. 38 Columne 3 eingetragen:

"Die Firma Joh. Siegmd. Mann ist, da der Kaufmann Consul Thomas Johann Heinrich Mann in Lübeck die von ihm in Schönberg errichtete Zweigniederlassung hat eingehen lassen, erloschen."
Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg, den 15. Mai 1872.
Das Handelsgericht.
C. v. Oertzen.
A. Dufft.


Unter heutigem Dato ist nachstehende Firma in's Handelsregister eingetragen sub Nr. 43 Fol. XXX:

Firma: W. Holdorff.
Ort der Niederlassung: Schönberg.
Name und Wohnort des Inhabers: Kaufmann Wilhelm Johann Christian Holldorff in Schönberg.
Schönberg im Fürstenthum Ratzeburg, den 16. Mai 1872.
Das Handelsgericht.
C. V. Oertzen.


Holzverkauf.
Am Mittwoch den 22. Mai sollen bei freier Concurrenz gegen baare Zahlung im Saale des Krüger Murjahn zu Ziethen fichten Wesebäume, Leiterbäume, Schleete, runde Latten und Hopfenstangen aus dem Garnsee meistbietend verkauft werden und wollen Kaufliebhaber vor der Auction das Holz, welches der Holzwärter Krüger zu Ziethen auf Verlangen nachweisen wird, besichtigen.
Schönberg den 15. Mai 1872.
Danckwarth.


Auctions-Anzeige.
Am Dienstag nach Pfingsten den 21. Mai, Vormittags 10 Uhr, sollen im Saale der Gastwirthin Boye hieselbst nachbenannte Gegenstände öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden, als:

1 Sopha, 1 Sophaspiegel, 1 Toilettespiegel, 1 mahagoni Sophatisch, diverse Tische und Stühle, 1 Commode, 3 Bettstellen mit Matratzen, 1 großer Kleiderschrank, lak. Küchenschränke, lak. Mehltonnen, Kochgeschirre, Blechgeschirre, Steinzeug, Betten, neue Tischtücher, Herrenkleidungsstücke etc. und was sich sonst noch vorfindet.
Schönberg, im Mai 1872.
W. Schacht.


Am Freitag den 24. Mai c., Morgens von 9 Uhr an, soll im Hause des Hauswirths Krüger Böttcher in Rieps in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

1 mahagony Sopha, 1 do. Commode, 1 do. Glasschrank, 1 gr. Kleiderschrank, 1 gr. Spiegel, 1 runder Tisch, 9 Rohrstühle, 1 Bettstelle mit Matratze, 2 vollständige zweischläfrige Betten, Frauenkleidungsstücke, 1 Halsgeschmeide von Perlen mit goldenem Schlosse, 2 Paar goldene Ohrringe, 1 goldenen Broche, 150 Pfd. Flachs, 4 Schafe.
Schlagsdorf, den 7. Mai 1872.
Krüger, Landreiter.


Größere Capitalien, welche bei der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt im diesjährigen Johannistermine belegt werden sollen, bitten wir schon jetzt baldigst im Local der Anstalt anzumelden.
Schönberg, den 20. April 1872.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Burmeister. Aug. Spehr. C. Drevs. W. Gartz. Wigger.
Secretair: R. Rackow. Adv.


Da von den vier prozentigen Pfandbriefen in Pr. Courant des mecklenburgischen ritterschaftlichen Credit-Vereins keine bedeutenden Posten ausgegeben werden, so erbitte ich baldige Anmeldung zu dieser sichersten Belegung von Capitalien in beliebigen Summen von 25 Taler (Mecklenburg) bis 1000 Taler (Mecklenburg), um rechtzeitige Bestellung darauf machen zu können.
Schönberg, den 3. April 1872.
Kindler, Advocat.


Es wird hiedurch bekannt gemacht, daß nachdem der hiesige Ackerbürger Herr W. Böckmann von seinem Posten als Aeltermann des ersten Districts der vaterländischen Feuer-Versicherungs-Gesellschaft nach längerer treuer Führung zurückgetreten, der Tischlermeister Herr H. Stüve nach § 9 der Statuten als solcher wieder gewählt und bestätigt worden ist.
Die Direction.
F. Fick. Carl Bade.

[ => Original lesen: 1872 Nr. 40 Seite 3]

Industrie-Ausstellung am Thierschautag den 11. Juni 1872 zu Schönberg.
Mit der am Tage der Thierschau zu Schönberg stattfindenden Industrie-Ausstellung soll mit Erlaubniß der Großherzoglichen Landvogtei eine Verloosung von daselbst angekauften Industrie-Gegenständen verbunden werden.
Es werden daher alle Diejenigen, welche Erzeugnisse der einheimischen Industrie zur Ausstellung liefern wollen, ersucht, solche am 10. Juni Abends oder spätestens am 11. Juni bis 9 Uhr Morgens bei unterzeichnetem Comite einzuliefern und zwar in das eigens zu diesem Zwecke aufgestellte Zelt auf dem Baubrink.
Jeder Aussteller hat seine Ausstellungs-Gegenstände mit seinem Namen zu versehen und den Preis dabei zu notiren, wofür es käuflich.
Jeder Aussteller muß seine Ausstellungs-Gegenstände selbst beaufsichtigen oder durch sichere Personen beaufsichtigen lassen, da das Comite in keiner Beziehung eine Garantie übernehmen kann, wiewohl ein zuverlässiger Wächter im Zelte angestellt ist.
Jeder Aussteller muß sich den Anordnungen der Mitglieder des Industrie-Comite's hinsichtlich der Ausstellung fügen.
Loose zur Industrie-Ausstellung à 16 ßl. sind bei den unterzeichneten Mitgliedern des Comite's fortwährend zu haben, wie auch am Tage der Thierschau im Comite-Zelte.
Alle Aussteller werden gebeten, zum Zwecke der Gewinnung von Platz möglichst früh die Ausstellungs-Gegenstände bei dem Herrn Rentier J. Greiff in Schönberg anzumelden, wo sie dann zugleich eine Karte zum freien Eintritt in die Ausstellungsräume entgegennehmen können.
Die Gewinnliste wird am Freitag den 14. Juni durch die hiesigen "Wöchentlichen Anzeigen" publicirt werden.
Schönberg, den 29. April 1872.
H. Öldörp. G. W. Wicke. L. Bicker. J. Greiff.


Der District des patriotischen Vereins zu Dassow hat bestimmt, am 18. Juni d. J. eine Rindviehschau abzuhalten und sind die unterzeichneten drei Mitglieder mit den dazu nöthigen Vorbereitungen beauftragt.
Kammerherr von Mecklenburg-Wieschendorf.
L. Schmidt-Vorwerk. G. Callies-Dassow.


Gelder zu guter hypothekarischer Sicherheit gegen 4 % Zinsen werden gesucht zu Johannis ca. 35,000 Taler (Mecklenburg) in beliebigen kleineren und größeren Posten. Nähere Auskunft ertheilt Carl Bade.


Moderne Sonnenschirme in allen Preisen bei Julius Schweigmann.


Mein gut assortirtes Lager und Proben von Tapeten, Borden und Rouleaux habe ich einem geehrten Publikum bestens zu empfehlen.
C. Schwedt.


Runkelrüben und Weißkohlpflanzen sind zu haben bei Sterly in Selmsdorf.


1/2 Fuder schöne Erbsensträucher sind zu verkaufen Wo? zu erfragen in der Exped. d. Bl.


Mit frischem Gothl. und Segeb. Kalk halten sich bestens empfohlen H. Boye & Sohn.


Landes-Gewerbe-Ausstellung zu Rostock im September 1872.
Es ist der unterzeichneten Committe sehr erfreulich, die öffentliche Anzeige machen zu können, daß nach einem heute Morgen eingegangenen Rescripte des Hohen Ministerii des Innern Se. Königl. Hoh. unser Allergnädigster Landesherr geruhet haben, die Verfügung zu erlassen, daß die Kosten des Hintransportes auf den in den Grenzen beider Großherzogthümer befindlichen Eisenbahnen für die zur Ausstellung gelangenden Erzeugnisse der eigenen Industrie Mecklenburg-Schwerin'scher Aussteller, vorbehaltlich weiterer Bestimmung über den Liquidationsmodus auf die landesherrlichen Industrie-Fonds übernommen werden sollen.
Da der Anmeldungstermin mit dem 1. Juni d. J. schließt, beeilen wir uns, diese im Interesse der einheimischen Industrie getroffene landesvaterliche Bestimmung zur allgemeinen Kenntniß zu bringen und hoffen, daß der Gewerbestand Mecklenburgs dadurch zur regen Betheiligung bei der Ausstellung angespornt werden wird. Der freie Eisenbahn-Rücktransport ist schon früher von den betreffenden Directionen bewilligt und haben somit die Mecklenburg-Schwerin'schen Aussteller für eigenes Fabrikat, soweit es sich um den Eisenbahntransport handelt, gar keine Kosten. Die Committe wird jetzt ungesäumt das gleiche Zugeständniß für die Aussteller in Mecklenburg-Strelitz bei dem dortigen hohen Gouvernement erbitten, und seiner Zeit das Nähere wegen der zu beobachtenden Controll-Maßregeln bekannt machen.
Rostock, den 9. Mai 1872.
Die geschäftsführende Committe.
Dr. A. Bolten, Vorsitzender.
Baumeister O. Ludewig. Kaufm. W. Scheel. Ingenieur Weber. Bürgermeister Dr. Zastrow.


Feuerversicherungsbank für Deutschland in Gotha.
Nach dem Rechnungsabschlusse der Bank für 1871 beträgt die Ersparniß für das vergangene Jahr 79 Procent der einbezahlten Prämien.
Jeder Banktheilnehmer in hiesiger Agenthur empfängt diesen Antheil nebst einen Exemplar des Abschlusses vom Unterzeichneten, bei dem auch die ausführlichen Nachweisungen zum Rechnungsabschlusse zu jedes Versicherten Einsicht offen liegen.
Denjenigen, welche beabsichtigen, dieser gegenseitigen Feuerversicherungs-Gesellschaft beizutreten, giebt der Unterzeichnete bereitwilligst desfallsige Auskunft und vermittelt die Versicherung.
Schönberg den 13. Mai 1872.
Chr. Schrep, Agent der Feuerversicherungsbank f. D.


Gebleichtes Hausmacher-Leinen, gute Qualität,
5/4 Meter 14 ßl. oder Elle 8 ßl.,
5/4 Meter 15 ßl. oder Elle 8 1/2 ßl.,
11/8 Meter 17 ßl. oder Elle 9 1/2 ßl.
empfiehlt als vorzüglich preiswürdig Julius Schweigmann.


ca. 5000 trockene Klutsteine stehen zum Verkauf bei C. L. Creutzfeldt.
Schönberg.


Unterzeichneter empfiehlt sich dem geehrten Publikum des Landes und der Stadt zur Anfertigung von Düffel, gewöhnliches Wollzeug und Pferdedecken (und kann die Wolle geliefert werden), zum Kratzen und Spinnen der Wolle, und halte die genannten Waaren auch zum Verkauf vorräthig.
Indem ich gute und reelle Bedienung verspreche, bitte ich ergebenst um zahlreichen Zuspruch J. Voss, Tuchmachermeister.
Hinterstraße 75.


Herren- und Knaben-Strohhüte empfiehlt H. Scharnweber.
Ratzeburg.

[ => Original lesen: 1872 Nr. 40 Seite 4]

Dr. John Jacoby's Wundertrank, dessen große Heilkraft durch 132,000 glückliche Kuren bewiesen ist, beseitigt auf dem allein richtigen naturgemäßen Wege, durch Reinigung und Erneuerung des kranken Blutes und der schlechten Körpersäfte die Grundursache aller Krankheiten und mithin auch die betr. Krankheiten selbst. - Der ächte Wundertrank hat sich besonders zuverlässig und schnell wirkend bewährt bei: Schwindsucht (in einigen Fällen, wo alle Hoffnung vergebens schien!), Auszehrung, Scropheln, Drüsen, Hämorrhoidal-Leiden (wo alle anderen Mittel fehlgeschlagen!), Wassersucht (sogar noch im höchsten Stadium!), Bleichsucht, Gelbsucht, Husten, Engbrüstigkeit und Brustverschleimung (selbst Fälle, wo angeblich keine Rettung mehr möglich!), Augenleiden, Verdauungs- und Magenbeschwerden, auch Magenkrampf, Flechten, Syphilis (durch Reinigung des Blutes langsam aber gründlich!), bei allen Frauenkrankheiten (gegen die Beschwerden des weiblichen Geschlechts giebt es absolut kein besseres und zuträglicheres Mittel, wie den "Wundertrank") etc. etc.
Kranke, bei denen alle angewandten Mittel erfolglos geblieben sind, wollen vertrauensvoll einen letzten Versuch mit diesem herrlichen Heiltrank machen.
Niederlage á Fl. 16 Sgr. in Schönberg bei August Creutzfeldt, und in allen anderen Städten Deutschlands.
Nur ächt, wenn sich am untern Ende des Stopfens und in der Flasche erhaben meine Firma befindet.
F. Adolph Richter in Duisburg a. Rh., alleiniger Fabrikant des ächten Wundertrank.


Schmied Präfke in Schönberg.
Ich zeige den Herren Hauswirthen und denjenigen Leuten, welche Sensen in ihrem Gebrauch haben müssen, hiedurch an, daß bei mir wieder die besten Sensen zu haben sind: 1) Mecklenburger Schmiede-Sensen, 2) 2 Sorten amerikanische Sensen, 3) Gußstahl-Sensen, 4) Münzstahl-Sensen zum billigsten festen und reellsten Preise und für jede Sense den ganzen Sommer garantire und kein Wammgeld nehme. Indem es mir meine Zeit nicht erlaubt, daß ich unser Fürstenthum in dieser kurzen Zeit, daß Sensen gebraucht werden, nicht ganz durchhausiren kann, so ist es doch vielen Leuten bekannt, daß sie sich schon circa seit 3 Jahren bei dem Gastwirth Herrn Kaven in Cronskamp von meinen Sensen abholen können, und die nicht nach Wunsch sind, da zurückgeben können. Ich mache Anzeige, daß dies das erste Jahr ist und dasselbige stattfindet bei dem Bäckermeister und Gastwirth Herrn Tretow in Demern. Meine Wohnung ist beim Rademachermeister Herrn Badstein vorm Sabowerthore Nr. 3, wo früher der Maschinenbauer Herr Kleinfeldt gewohnt hat.
Achtungsvoll C. Präfke.


Ich mache bekannt, daß ich einige Wamm-Sensen und Ausschuß-Sensen zu billigen Preisen zu verkaufen habe.
C. Präfke.


Gesucht: zu sogleich ein mit guten Zeugnissen versehener tüchtiger Kuhknecht (an Stelle eines erkrankten) bei 4 - 5 Kühen und Aufwartung von 1 bis 2 Pferden gegen hohen Lohn bei C. H. Nöhring, Förster.
Schattin, den 3. Mai 1872.


Tapeten und Borden empfiehlt H. Schreiber.
Rehna, den 4. April 1872.


Filz- und Seidenhüte neuester Facon empfiehlt H. Scharnweber.
Ratzeburg.
Reparaturen schnell und billig.


Sommerstoffe zu Röcken und Hosen, sowie Buckskins und Tuche in allen Sorten empfiehlt Julius Schweigmann.


Starke Sellerie- und Porro- sowie alle Sorten Blumenpflanzen empfiehlt C. Klüssendorf.
Rehna, Bülowerstraße.
Sellerie und Porro à Schock 3 Schilling (Mecklenburg).


Jackets in Seide, Ripps, Cachmir, schwarz. und farbig. Tuch hält bestens empfohlen Julius Schweigmann.


An den Pfingsttagen täglich frischer Anstich von Bayer. Export-Bier (Schall & Schwencke in Schwerin) à Seidel 2 ßl. bei Wwe. Schrep.


Gesucht: Zu sogleich ein tüchtiges und zuverlässiges junges Mädchen gegen hohen Lohn von Gastwirth Schwiesow.


An beiden Tagen nach Pfingsten, den 21. und 22. Mai, wird bei mir ein Scheibenschießen nach Gewinnen stattfinden, wozu ich meine Freunde und Gönner von Nah und Fern ergebenst hiedurch einlade.
Büchsen, Pulver und Blei wird von mir gehalten.
H. Böttcher in Rieps.


Am Dienstag den 21. und Mittwoch den 22., beide Tage Nachmittags, findet bei mir ein Scheibenschießen größtentheils nach Silbergewinnen statt, wozu ich freundlichst einlade.
Büchsen, Pulver und Blei wird von mir gehalten, und fällt auf einen Satz von 3 Schüssen nur ein Gewinn. Der Satz von 3 Schüssen kostet 16 ßl.
Lockwisch, den 14. Mai 1872.
G. Oldenburg, Büdner und Gastwirth.


Am Montag und Dienstag den 27. und 28. Mai, beide Tage Nachmittags, wird bei mir ein Scheibenschießen nach Gewinnen stattfinden, wozu ich Freunde und Gönner ergebenst einlade.
Büchsen, Pulver und Blei wird von mir geliefert.
Ein Satz von 3 Schüssen kostet 16 ßl.
Achtungsvoll W. Creutzfeldt in Carlow.


Hiezu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1872 Nr. 40 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 40 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 17. Mai 1872.


Logo der Hagelassecuranz Die Hagel-Assecuranz-Societät für das Fürstenthum Ratzeburg, gegründet auf Gegenseitigkeit und allerhöchst bestätigt im Jahre 1847, welche durch ihre Einrichtung die unzweifelhafteste Sicherheit gewährt, - welche die vorkommenden Schäden durch Abschätzung von ihren eigenen Mitgliedern in anerkannt coulantester Weise regulirt und deren Beiträge nach einem 24jährigen Durchschnittspreise die niedrigsten aller derartigen Gesellschaften sind - ladet hiemit alle Diejenigen, welche ihre Feldfrüchte gegen Hagelschlag versichern wollen, zum Eintritt in diese gemeinnützige Anstalt freundlichst ein.
Statuten und Antragsformulare sind bei den unterzeichneten Directionsmitgliedern jederzeit gratis zu haben.
Schönberg, den 1. Mai 1872.
Direction der Hagel-Assecuranz-Societät für das Fürstenthum Ratzeburg.
A. Wigger. Wilh. Heincke.
Bade-Ollndorf. Mette-Pahlingen. Lenschow-Grieben. Böttcher-Wendorf. Kröger-Lockwisch. Heitmann-Klocksdorf.


Tausende von Fällen constatiren die Heilkraft des L. W. Egers'schen Fenchelhonigextracts gegen Husten, katarrhalische und hämorrhoidale Affectionen, Kinderkrankheiten, Keuch- und Stickhusten etc.
Nachstehend ein neues glaubwürdiges Zeugniß:
Herrn L. W. Egers in Breslau, Erfinder des Fenchelhonigextracts.
Riessen, bei Steyerberg, den 4. April 1871.
Ich benutze gerne diese Gelegenheit, um auch meinerseits Ihnen dankend zu bezeugen, wie der durch Gottes Gnade von Ihnen erfundene Extract schon vor mehreren Jahren einmal an meiner Frau und an unserer kleinen Tochter, die beide an einem langwierigen und ärztlichen Medikamenten nicht weichen wollenden Husten litten, sich sehr segensreich erwiesen hat, und wie ich selber denselben öfter bei katarrhalischen und hämorrhoidalen Affectionen als ein beruhigendes und angenehm wirkendes Linderungsmittel mit Nutzen gebraucht habe. Eine im Flecken Steyerberg unter den Kindern grassirende, aber auch selbst Erwachsene ergreifende Keuchhusten, und Rachenkrup-Epidemie hat mich veranlaßt, Ihren Extract aufs Neue kommen zu lassen, und ich hörte gestern zu meiner Freude von einem Familienvater, daß die Anwendung desselben bei seinen schwer erkrankten Kinde den Husten, wie er glaube, etwas mürber gemacht habe. Unter herzlichen Segenswünschen verharre ich hochachtungsvoll und ergebenst.
H. F. Metzenheim, evang.-luth. Pfarrer.
-------------------------------------
Der weltbekannte L. W. Egers'sche Fenchelhonigextract wild leider vielfach durch gewissenlose Industrieritter nachgepfuscht, weßhalb man beim Ankauf sehr auf seiner Hut sein und darauf achten muß, daß jede Flasche Siegel, Facsimile, sowie im Glase eingebrannt die Firma von L. W. Egers in Breslau trägt, und daß derselbe nur allein ächt zu bekommen ist beim Buchbinder C. Sievers in Schönberg.


Das Betreten meines Moores unterhalb der Wallstraße am Bach verbiete ich hiemit bei Strafe gerichtlicher Ahndung.
Bäckermeister Freitag.


Die Versammlung der Selmsdorfer Todtenlade, die früher immer am Sonntag nach Johannis stattfand, ist in diesem Jahre auf den Tag nach Pfingsten, Morgens 9 Uhr, im Hause des Gastwirths Michaelsen festgesetzt, was wir hierdurch den Interessenten anzeigen.
Die Aelterleute: Hausw. Retelsdorf in Selmsdorf. Krämer Buschow in Selmsdorf.


Sichere Hilfe für Leidende.
Flechten, Scleropheln, Drüsen, offene Wunden, Gicht, Rheumatismus, Magenkrampf, Unterleibsbeschwerden, Epilepsie, Bandwurm, Syphilis und dergl. hartnäckige Uebel werden gründlich geheilt durch meine in 36jähriger Praxis bewährte Heilmethode. Behandlung brieflich. Die Mittel liefere ich selbst und zwar zu einem Preise, der auch dem Unbemittelsten den Gebrauch ermöglicht. Amtlich beglaubigte Zeugnisse.
Adresse: Prof. Louis Wundram in Hamburg, bei der alten Börse 6.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren:
4. Mai. Dem Uhrmacher Kock hieselbst ein Sohn.
5. Mai. Dem Tischler Rindfleisch hieselbst ein Sohn.
6. Mai. Dem Registrator Scheel hieselbst ein Sohn.
7. Mai. Dem Eisenbahnwärter Friedrichs vor Schönberg eine Tochter.
8. Mai. Dem Arbeitsmann Woisin zu Lindow eine Tochter.

Gestorben:
8. Mai Lise Gremmeling vor Schönberg, Arbeitsm.-Wwe. aus Selmsdorf, geb. Bade von hier, angebl. 76 J. alt.
9. Mai. Johann Ludwig Rütz vor Schönberg, Wittwer, früher Kronbäcker zu Stralsund, angebl. 75 J. alt.
11. Mai. Wilhelm Heinrich Johann Ehlers, Töpfermeister und Herbergierer vor Schönberg, 44 J. 10 M. alt.
Anna Mar. Cathar. Meyer, Arbeitsm.-Tochter zu Westerbeck, 3 J. 5 M. alt.

Copulirt:
3. Mai. Mathias Heinrich Voß, Büdner zu Bechelsdorf, und Anne Luise, geb. Grevsmühl zu Sabow.
7. Mai. Hans Joachim Christian Rieckhoff, Cigarrenmacher hieselbst, und Wilhelmine Johanna Maria Schultze hieselbst.
10. Mai. Johann Joachim Heinrich Burmeister, hiesiger Bürger und Lohgerber, und Luise Anna Wilhelmine Bruhn hieselbst.
Joachim Heinrich Tewes, Schneider zu Wahrsow, und Elisabet Warnemünde vor Schönberg.
14. Mai. Heinrich Cord August Heitmüller vor Schönberg, geb. aus Glissen, Amts Nienburg, und Anna Catharina Maria Kummerow vor Schönberg.

Am ersten Pfingsttage.
Früh-Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags-Kirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittags-Kirche: Pastor Fischer.

Am zweiten Pfingsttage.
Früh-Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags-Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags-Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Meteorologische Beobachtungen.
Mai
1872
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
14.
15.
16.
38.92
36.88
36.60
6.3
7.2
8.7
14.8
19.2
12.3
SW
OSO
SW
1
1
2
zieml. heit.
-
bewölkt.


Getreide=Preise in Lübeck.
Weizen20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 1/4 - 14Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/2 - 12Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 1/4 - 11 Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 1/2 - 12Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps.-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs.-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.20 - 20Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


[ => Original lesen: 1872 Nr. 40 Seite 6]

- Der deutsche Waffengang von 1870 mit Frankreich war schwerlich der letzte, die Franzosen lassen uns darüber mit ihrem Ruf nach Revanche nicht im Zweifel. Es gilt daher die Festungen im Elsaß und Lothringen in besten Stand zu setzen; Straßburgs Befestigungen werden von Grund aus erweitert und aus- und umgebaut; Metz erhält einige neue Forts, und auch einige kleinere Festungen werden umgebaut. Die Kosten werden aus den französischen Kriegsentschädigungsgeldern bestritten und sind bereits auf 39,350,000 Thlr. festgestellt. Ungefähr 16 Mill. Thaler werden in diesem Jahre noch für Straßburg verwendet. Am Ende des Jahres 1874 sollen wo möglich alle Bauten fertig sein.
- Im deutschen Reichstag hat Dr. Kapp, einer der kundigsten Männer, von neuem seine warnende Stimme vor der Auswanderung nach Brasilien erhoben. Viele Pflanzer dort haben Agenten ausgesandt, um mit Geld und Worten deutsche Auswanderer zu verlocken. Wer sich fangen läßt, verfällt der Sclaverei und einer Behandlung, die schlechter als die der Kulli's (verkaufter Schwarzer) ist. Brasilien steht auf einer Bildungsstufe etwa wie Deutschland zur Zeit der Völkerwanderung; es giebt keine grausameren Menschen als die brasilianischen Pflanzer und die Regierung und die Gesetze sind ihnen gegenüber ohnmächtig. Kapp hält es für Deutschlands Ehre geboten, die Auswanderung nach Brasilien zu hindern.
- In der Schweiz gehts geräuschvoll her. Da hat am Sonntag den 12. Mai das ganze Mannsvolk, Mann für Mann, über die Revision der Bundesverfassung abgestimmt. Die Verfassung ist im liberalen Sinne umgearbeitet worden; wer für sie ist, stimmt mit Ja, wer dagegen mit Nein. Seit Wochen schon sind in allen Städten, Gemeinden und Cantonen Probeabstimmungen abgehalten worden. Das Endergebniß war, daß die neue Verfassung glänzend durchfiel.
- Die französischen Kriegsentschädigungsgelder werden von jetzt an nach dem Maßstab von 3/4 der militairischen Leistungen und 1/4 der Bevölkerungen unter die deutschen Staaten vertheilt. Diese billigere Vertheilungsart hat Bayern im Bundesrathe beantragt und Preußen hat sie angenommen. Es werden zunächst die wirklichen Ausgaben für den Krieg gedeckt und der Ueberschuß wird später als Gewinn vertheilt. Das wäre für die Franzosen ein Gaudium gewesen, wenn sich die deutschen Sieger über die Vertheilung der Kriegsbeute in die Haare gerathen wären.
- Ohne ein unglückliches Ereigniß ist die schöne Straßburger Feier doch nicht abgelaufen. Unter den Festgästen war der 71jährige Gründer des Germanischen Museums, Hans Freiherr v. Aufseß. Er war unwohl geworden und konnte seine Wohnung am Münsterplatze (3 Stockwerke hoch) nicht verlassen. Am Festabend will er sich zeitig zur Ruhe begeben, vermißt aber das Trinkwasser im Zimmer; der Durst quält ihn, er klingelt, ruft, pocht, Niemand kommt; er steigt mühsam einige Treppen nieder, zieht ein Pfeifchen aus der Tasche und pfeift ein paarmal, daß es weithin schrillt. Sofort springen ein paar junge Männer, deutsche Landsleute, auf ihn los und fragen: ob er gepfiffen. Ja, antwortet er matt, ich wollte nur bitten -. Weiter kam er nicht, der Eine wirft ihn zu Boden, Andere bearbeiten ihn mit Fäusten, und so lassen sie ihn liegen. Es war ein unglückliches Mißverständniß; draußen auf dem Münsterplatz hatten Deutsche soeben ein Ständchen gebracht und Reden gehalten, mitten hinein schrillt das Pfeifchen - eines hämischen Franzosen, wie die jungen Deutschen glaubten. Sie vollzogen sofort die Strafe - an dem besten deutschen Manne. Der Schreck und die Aufregung scheinen das Ende des Freiherrn v. Aufsaß (zwei Tage später in Constanz) beschleunigt zu haben. Aufseß selbst erzählt den Vorfall, den er als unglückliches Omen für die Universität ansieht, auf dem letzten Blatte seines Tagebuches.
- Wie verlautet, sollen den Mecklenburgischen Eisenbahnen die Schnellzüge demnächst eingehen, dafür aber Personenzüge eingerichtet werden, die Morgens früher und Abends später wie bisher fahren. Dadurch soll ermöglicht werden, die Endpunkte der Bahnen in einem Tag hin und zurück zu erreichen, und doch noch mehrstündige Zeit zu Geschäften übrig bleiben.
- Wiederholt taucht das Gerücht von dem Verkauf der Mecklenburger Bahnen an die Berlin-Hamburger Bahn auf, von dem man glaubt, daß dasselbe Aussicht auf Verwirklichung hat.
- Die Gründungsfeier der Universität Straßburg war gut kaiserlich, der Kaiser hat die ganzen Kosten - 30,000 Thaler übernommen.
- Für diesen Sommer stehen wieder Turn-, Sänger- und Schützenfeste in Aussicht, in Bonn ein großes Turnfest, in Lindau ein Sängerfest, in Hannover ein Schützenfest.
- Kladderadatsch hat auch seine Geschichte, obgleich sie noch nicht einmal geschrieben ist. Im Jahre 1848 wurden die Berliner von den fliegenden Buchhändlern mit dem Rufe 'Kladderadatsch' überrascht. Den Namen hatten sie noch nie gehört. Den Literaten Dohm und Kalisch sprudelte die Quelle des Witzes in unerschöpflicher Fülle, während in ihren Geldbeutel Spinneweben lagerten. Da faßten sie den Plan zu einem Witzblatte in Wort und Bild. Ein Buchhändler und Leihbibliothekar, A. Hoffmann, hatte sich als Compagnon auf halb und halb verstanden, - das heißt Risico halb und Gewinn halb. Der Plan war fertig, aber dem Kindlein fehlte der Name. Sinnend saßen die Drei eines Sonntags Nachmittags um den Tisch bei Hoffmann, auf welchem Madame den Kaffee servirte. Da sprang plötzlich von der Straße Hoffmanns großer Neufundländer zur Thüre herein, streifte die Kaffee-Serviette und riß sie sammt Kaffee und Geschirr zur Erde. "Kladderadatsch!" rief Hoffmann, "da liegt die ganze Prostemahlzeit!" - Und jubelnd sprang Kalisch auf und rief in dem Zimmer umhertanzend: "Ich hab's, ich hab's! Kladderadatsch muß der Junge heißen!" - Betrachte Dir, lieber Leser, die linke Wange des Titelkopfes des Kladderadatsch, so findest Du darin ganz deutlich den Kopf eines prächtigen Neufundländers. Das ist das Denkmal des Thieres.
- Die Ausstellung der 99 Pläne für das Parlamentshaus in Berlin wird von Technikern aus Nah und Fern schaarenweise besucht. Die Pläne der Engländer dürfen wegen ihrer großartigen Auffassung um die ersten Preise sehr scharf concurriren. Die Leistungen der Italiener und Franzosen dagegen bleiben hinter dem Durchschnitt zurück. Auch über die Berliner Pläne hört man, daß sie zu sehr "nach Kasernen mit griechischer Schürze" aussähen. Ein aus Pyrmont eingesandter Plan, welcher ein 1000 Fuß hohes Haus nach dem Muster unzählig aufeinander gehäufter Bienenkörbe bauen will, wird für eine Satyre gehalten.
- In Paris macht jetzt allabendlich eine Ehebruchscomödie, die "Gräfin Sommerive", volle Häuser. Die Heldin des Stückes, ein junges Mädchen Alice, von Mademoiselle Blanche Pierson vorzüglich dargestellt, ertränkt sich im vierten Akt und muß den ganzen fünften Akt als Cadaver geschminkt im Vordergrund der Bühne liegen bleiben. Seit der dritten oder vierten Vorstellung findet sich nun allabendlich vor dem fünften Akt in einer der ersten Logen ein Engländer ein, der mit gespanntester Aufmerksamkeit die Züge der Dame ansieht und sie keinen Moment aus dem Auge läßt. In der ersten Zeit konnte man sich die Manie, "die schöne Person als Leiche zu sehen", kaum erklären, bald aber erfuhr man, daß es sich um nichts anderes als eine echt englische Wette handle. Der Mylord wartet nämlich mit einer wunderbaren Beharrlichkeit auf den Moment, wo Frl. Pierson in dieser Position durch irgend einen Zufall oder den Schnupfen nießen werde, um ihr ein herzliches "Wohl bekomm's!" zuzurufen. - Bis jetzt hat diese allerdings sehr komisch ausfallen müssende Katastrophe sich noch nicht eingestellt, der Mylord aber verzagt nicht und betrachtet jeden Abend den leblosen Körper der armen Alice.
- In Bristol in England ist der neue Kirchthurm gerade 300 Fuß hoch, und die Ehre, die Wetterfahne aufzustecken, fiel dem Herrn Bürgermeister und dem Herrn Pfarrer zu. Die Frau Bürgermeisterin und die Frau Pfarrerin nahmen aber freiwillig an der gefährlichen Reise Theil. Die ersten 150 Fuß legten die Reisenden in einem von Dampf getriebenen Windapparat zurück, dann gings ans Steigen auf Leitern, nur die Frauen wurden mit einem Ziehseil befördert. Oben gab's noch ein Feuerwerk, ein Gewitter mit Blitz und Hagel aber, alles ging glücklich ab.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD