No. 90
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 07. November
1871
einundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1871 Nr. 90 Seite 1]

Mit der heutigen Nummer wird Nr. 42 des Reichsgesetzblattes versandt.


- Die österreichische Verfassungspartei und damit die Deutsch-Oesterreicher können frei aufathmen, der Alp ist von ihrer Brust genommen: die Fundamentalartikel sind überwunden, die Verfassung wird wieder in ihre Rechte eingesetzt, denn "auf der Grundlage der Rückkehr zur Verfassung ist Freiherr von Kellersperg beauftragt, ein neues Ministerium zu bilden." Kellersperg war früher Statthalter in Böhmen, wurde von diesem Posten wegen eines Conflicts mit dem ehemaligen Minister Herbst abberufen und kommt jetzt, ein Coriolan, in einem großen Moment vom Pfluge zu den Staatsgeschäften zurück. Es ist das der Sieg des Reichsgedankens, der Sieg des Rechtes, der Sieg der Cultur, mit einem Worte: der Sieg Oesterreichs.
- Napoleon ist einsilbiger als je und hängt den Kopf. Sein Leibarzt weiß selbst nicht klug aus ihm zu werden, denn so schweigsam und übler Laune sei er noch nie gewesen. Er hat dem Exkaiser Luftveränderung angeraten, da das Klima von Chiselhurst für ihn viel zu rauh sei. Am besten sei es, wenn er den Winter auf der Insel Malta zubringe.
- Die Untersuchungs-Commission für die französischen Capitulationen hat nunmehr festgestellt, daß Napoleon in Sedan bis zum letzten Augenblick das oberste Commando selbst führte. Er hat auf seinen eigenen Kopf hin, der ihm wahrscheinlich auf diese Weise am besten gesichert schien, die Parlamentärflagge aufziehen lassen, während die Generale wenigstens noch einen Versuch machen wollten, sich einen Weg durch die feindlichen Linien zu bahnen. Es war lediglich ein Akt ritterlicher Höflichkeit, wenn Mac Mahon behauptete, dem Kaiser sei bei diesem ganzen Vorgang nur eine untergeordnete Rolle zugefallen.
- Sämmtliche Prinzen aus dem Hause Orleans haben nach und nach, zuletzt der Herzog von Nemours, Herrn Thiers ihre Aufwartung gemacht, und es wurde nun darauf hingearbeitet, daß auch zwischen Thiers und dem Grafen von Chambord eine Unterredung stattfinde. Man gab das dem Grafen zu verstehen, und derselbe soll erwiedert haben: "Ich sehe wahrlich nicht ein, warum ich Herrn Thiers nicht empfangen sollte!" Wie Einer nicht aus der Rolle fällt!
- "Wer zählt die Völker, nennt die Namen, die gastlich hier zusammen kamen?" Ob Bismarck wirklich einen ähnlichen Prolog gesprochen hat bei Eröffnung seiner parlamentarischen Theeabende am vorigen Sonnabend, das weiß ich nicht. Aber es soll zum Erdrücken voll gewesen sein in seinen Salons, so daß der Verkehr Schwierig war. Hatte die Fürstin auf so viel Besuch nicht gerechnet, oder war sie für die Schleppe ihrer Seidenrobe besorgt: sie fühlte sich unwohl und kam nicht zum Vorschein. Bismarck aber verdoppelte in Folge dessen seine Liebenswürdigkeit.
- Am 19. und 20. November werden die Schutzleute in Berlin volle Arbeit haben. Die Führer der Socialdemokratie haben für diese Tage einen allgemeinen Arbeitercongreß ausgeschrieben. Jedes Gewerbe sendet für 100 Mann einen Vertreter. Fast überall verrathen die Arbeiter leider eine starke Neigung, den gewissenlosen Führern auf ihre schlüpfrige Bahn zu folgen.
- In dem russischen Gouvernement Smolensk haben die Leute schon seit dem 4. October vollständigen Winter. Die Gewässer sind mit Eis und die Felder und Wege mit fußhohem Schnee bedeckt, sodaß überall schon mit Schlitten gefahren wurde. Das Schneetreiben war mehre Tage hindurch so stark, daß die Eisenbahnen verschüttet und der Verkehr gänzlich unterbrochen wurde.
- Der Entwurf eines deutschen Concursgesetzes, mit dessen Ausarbeitung der Geh. Justizrath Förster betraut ist, ist der Vollendung nahe.
- Der Erzbischof von München hat wieder zwei Geistliche excommunicirt, welche das Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit nicht anerkennen. Er begab sich an Ort und Stelle, mußte sich aber zu seinem Leidwesen überzeugen, daß die Gemeinden treu zu ihren Geistlichen standen, so daß er selbst gar nicht zum Wort kommen konnte.


Anzeigen.

Nachdem der Kaufmann Ludwig Creutzfeldt zu Schönberg (Siemzerstraße) unter dem Erbieten zur Güterabtretung sich heute insolvent erklärt hat, ist unter Vorbehalt der creditorischen Rechte der formelle Concurs über sein Vermögen eröffnet worden.
Es ist daher ein Liquidations-Termin auf Donnerstag den 14. December d. J., Vormittags 10 Uhr, vor dem Großherz. Justizamte hierselbst angesetzt, zu welchem Alle, welche aus irgend einem Grunde Ansprüche und Forderungen an den Cridar und dessen Vermögen, in specie an das zur Concursmasse gehörige Waarenlager zu haben vermeinen, zwecks Anmeldung ihrer Ansprüche und Vorlegung ihrer schriftlichen Beweismittel unter dem hierdurch ein für alle Mal angedroheten Nachtheile der Abweisung von der vorhandenen Masse und des Ausschlusses mit ihren Beweismitteln hiermit peremtorisch geladen werden.
Zugleich ist auch ein Termin auf Donnerstag den 11. Januar 1872, Vormittags 10 Uhr, vor dem Großherzoglichen Justizamte hieselbst anberaumt zum Versuche gütlicher Aufgreifung des Debitwesens und event. zur Prioritätsausführung, zu welchem die Ludwig Creutzfeldt'schen Gläubiger unter dem ein für allemal angekündigten Nachtheile der Einwilligung in die Gerichtswegen zu machenden Vergleichsvorschläge - wobei etwanige Ablehnungen oder Fristgesuche von Bevollmächtigten nur im Falle einer auf Widerspruch gerichteten Specialvollmacht, bloße schriftliche Erklärungen aber überall nicht berücksichtigt werden können - und der Ausschließung mit der Prioritätsdeduction hiedurch geladen werden.
Schließlich wird bemerkt, daß die erforderlichen Sicherheitsmaßregeln in dieser Concurssache getroffen sind, und wird den etwanigen Ludwig Creutzfeldt'schen Schuldnern hierdurch bei Strafe doppelter Zahlung aufgegeben, fortan nicht an den Cridar, sondern an die zu interimistischen Curatores bonorum bestellten Männer, den Kaufmann und Senator A. Spehr zu Schönberg und den Tabacksfabrikanten

[ => Original lesen: 1871 Nr. 90 Seite 2]

F. Stüve zu Schönberg oder an das unterzeichnete Justizamt Zahlung zu leisten.
Schönberg, den 2. Oktober 1871.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
W. Saur.
(L. S.) A. Dufft.


Der Johann Peter Heinrich Schäding, geboren am 1. Juni 1848 zu Schönberg im Fürstenthum Ratzeburg, ehelicher Sohn des allhier verstorbenen Mützenmachers Schäding, welcher sich bereits im Herbste 1869 zur Erfüllung seiner Militärpflicht hätte stellen müssen, sich aber bisher nicht gestellt hat, wird in Gemäßheit der Verordnung vom 23. December 1870, betreffend das Verfahren gegen ausgetretene Militairpflichtige etc., edictaliter hiedurch geladen, in dem auf Montag den 26. Februar 1872, Vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Justizamte anstehenden Termine sich einzufinden unter dem Nachtheil, daß er im Falle seines Ausbleibens in dem anberaumten Termine dem Befinden nach des angeschuldigten Vergehens für überführt angenommen und gegen ihn auf die gesetzliche Strafe wird erkannt werden.
Schönberg, den 30. October 1871.
Großherzogl. Justiz-Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
W. Saur.
(L. S.) A. Dufft.


Am Dienstag den 14. November d. J., Morgens von 9 Uhr an, soll zu Hof Schlagsdorf in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

Kleider-, Leinen- und Eckschränke, Auszieh-, Beisetz-, Sopha-, Spiel-, Schreib- und Waschtische, Kommoden, Sopha's, Lehnstühle, einige Dutzend Rohr- und Polsterstühle, 1 Clavier, Bilder, 1 Gewehr, 12 bis 15 Stand Betten, Leinenzeug, 1 Wiener- und 1 Stuhlwagen.
Schlagsdorf, den 2. November 1871.
Krüger.


Vermischte Anzeigen.

Commerz-Bank in Lübeck.
Die durch den Umlauf defekt gewordenen Noten unserer Bank werden demnächst durch neue ersetzt werden, welche im Wesentlichen den früheren Noten gleichen und nur in folgenden Punkten von denselben verschieden sind:
1. Die neuen 10-Thaler-Noten sind um 2 Millimeter in der Höhe und 2 Millimeter in der Breite kleiner als die früheren Noten.
2. Die neuen 100-Thaler-Noten sind um 2 Millimeter in der Höhe und 2 Millimeter in der Breite grösser als die früheren Noten; auch ist der violette Unterdruck derselben etwas dunkler als bisher.
Die Grösse der neuen 20-Thaler-Noten stimmt mit der der alten 20-Thaler-Noten überein.
3. Die Firma der Drucker auf der Rückseite ist bei allen Noten wegfällig geworden.
Lübeck, den 26. October 1871.
Der Verwaltungsrath.
Aug. Rehder. J. A. Wolpmann.


[Fehlstelle; Anzeige wurde im Original ausgeschnitten]


Epileptische Krämpfe (Fallsucht) heilt brieflich mit hundertfach bewährten Mittel A. Witt, Linden-Strasse 18. Berlin.


Sehr schönen neuen Berger Flohm-Hering bei Leonhard Dölle in Ratzeburg.


Von jetzt an ist täglich frischer Gest zu billigem Preise, in größeren Partieen billiger, bei mir zu haben.
Bäcker Wolgast.


F. Schlüter in Ratzeburg empfiehlt zu billigsten Preisen seine Fabrikate, wie: Selters, Sodawasser und Brauselimonade angelegentlichst.
Niederlage hält zu Fabrikpreisen Aug. Spehr in Schönberg.


Bekanntmachung.
Der diesjährige Herbstbeitrag der Mitglieder des Lübecker Feuerversicherungsvereins für Landbewohner ist zwischen dem 15. und 30. November d. J. mit 1 1/2 Simplum - dem anderthalbmaligen des einfachen Ansatzes - auf dem hiesigen Bureau, jetzt untere Johannisstraße Nr. 10 Jac. Quart. zu entrichten.
Lübeck den 12. October 1871.
Namens der Direction: Bruhn, Secretär.


Mein Lager von angefangenen und musterfertigen neuen Stickereien in größerer sehr preiswürdiger Auswahl (ältere Stücke billiger), sowie zum Sticken gehörende Materialien, als: Perlen, Wolle, Seide, neue Stickmuster etc., auch ein neues Sortiment diverser Galanterie-, Holz- und Lederwaaren halte zu billigen Preisen bestens empfohlen.
Carl Bade.


Prof. Dr. Lapiérre's Einspritzung heilt *) innerhalb von 3 Tagen jeden Ausfluss der Harnröhre sowie weiss Fluß, selbst ganz veralteten. Preis pro Flasche mit Gebrauchsanweis. 1 Thlr. 20 Sgr. Gegen Einsend. des Betrages streng discret zu beziehen durch A. Witt, Linden-Strasse 18, Berlin.
*) Hunderte geheilt.


Hierdurch fordere ich alle Diejenigen, die noch Forderungen an den Nachlaß des Käthners Hans Jochen Boye zu haben vermeinen, mit Ausschluß der Hypothekengläubiger, auf, sich binnen 3 Wochen mit ihren Forderungen bei dem unterzeichneten Vormunde zu melden. Spätere Anmeldungen können nicht berücksichtigt werden.
Schmied Kindt in Mechow.


Zu vermiethen zu Ostern 1872 ganz oder theilweise: der untere Theil eines in der Siemzerstraße belegenen Wohnhauses, bestehend aus: 2 bis 3 Stuben, Stubenkammer, Küche, Speisekammer, Keller und Holzraum. Näheres in der Exped. d. Bl.


[ => Original lesen: 1871 Nr. 90 Seite 3]

Geld und Mühe spart Jeder, der Annoncen in eine auswärtige Zeitung, insbesondere die Eisenbahnzeitung, haben will und mich damit beauftragt, da ich solche Inserationen zu Originalpreisen, ohne alle Nebenkosten prompt besorge.
Schönberg.
Wilhl. Heincke.


Ueber meine Hauskoppel, genannt "Kortland", am Kortlandsee ist ein Schleichweg angelegt, den ich hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung verbiete.
Hausw. Ollmann in Schlagbrügge.


Neues Anerkennungsschreiben des Dr. med. Hoffmann'schen weißen Kräuter-Brustsyrups.
Der Dr. med. Hoffmann'sche Kräuter-Brustsyrup hat mich beim Verbrauch von nur 1/2 Flasche bei Verschleimung und Heiserkeit vollständig kurirt, was ich der Wahrheit gemäß bescheinige.
Görlitz, den 6. April 1864. Karoline Weise.
Für Schönberg hält Lager in Flaschen à 1 Thlr., 24 ßl., und 12 ßl. Herr Aug. Spehr.


Korn-Kümmel a 7 1/2 Sgr. pr. Flasche empfiehlt Bernh. Drenkhahn.


Dampf-Waschtöpfe, Wringmaschinen, Plättöfen, Plätteisen, Kohleneisen, Fleischhackmühlen, Wurststopfmaschinen, email. und verz. Kochgeschirre, Holzwaaren, Bleisachen, sowie alle zu Haus- und Küchen-Einrichtungen gehörenden Gegenstände empfiehlt Moritz Stein.


Zum Plombiren, Reinigen, Ausfeilen, und, wo es Noth ist, Ausziehen der Zähne empfiehlt sich unter Zusicherung guter und reeller Bedienung J. Gärtner, Chirurg.
Ratzeburg.


Bilanz der Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank
in Schwerin pro ultimo October 1871.

Activa. Passiva.
Lebensversicherungs-Prämien und Einlagen 19,092 3 6   154,222 41 3
Spar-Bank-Einlagen 1,209,584 14 -   2,679,532 10 -
Belegungen 4,449,602 40 9   2,620,916 1 -
Konto pro Diverse 485,031 2637 3   447,596 41 6
Agenturen-Konto 2,021,151 4 6   1,996,779 24 9
Kasse 2,021,151 29 6   1,918,245 47 3
Fonds, Gewinn- und Verlust-Konto 107,794 22 3   499,451 13 -
---------- ----------- ---- --   ------------ ---- --
Crt. Taler (Mecklenburg) 10,316,744 34 9   10,316,744 34 9
Umsatz und Bestände.1870.
Am Schluß des Jahres.
 1871.
Am Schluß des October.
Gesammt-Umsatz 20,723,815 11 -   18,525,332 3 6
Werbendes Kapital 1,883,336 2 6   1,996,735 24 6
Zinstragendes Kapital 1,786,671 39 6   1,866,121 14 6
Lebens-, Sterbekassen- und Leibrenten-Versicherungen 2,089,223 9 6   2,098,1292,100,260 20 6

Schwerin, den 3. November 1871.

Mecklenburgische Lebensversicherungs- und Spar-Bank.
C. A. Schwerdtfeger, Director. C. L. F. Soltau, General-Agent.


Verloren am Sonnabend in der Siemzerstraße: ein Boa und ein Paar Glacehandschuhe. Abzugeben in der Exped. d. Bl. gegen gutes Trinkgeld.


K. Preuss. Lotterie-Loose 1. Klasse versendet gegen baar: Originale: 1/4 7 1/2 Thlr., Antheile: 1/8 2 Thlr., 1/16 1 Thlr., 1/32 1/2 Thlr.
C. Hahn in Berlin, Jerusalemerstr. 11.


Bei der Verloosung des Musikwerkes ist Nr. 171 als Treffer gezogen.
Schönberg.
H. Kock, Uhrmacher.


Einem hochgeehrten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich mich hieselbst als Schuhmacher selbständig niedergelassen habe und bitte, mich mit recht zahlreichen Aufträgen zu beehren. Ich werde mich bestreben, alle möglichen in meinem Fache vorkommenden Arbeiten aufs Pünktlichste und Sauberste auszuführen und die Preise so billig als möglich zu stellen.
Achtungsvoll ergebenst Wilh. Rahn im Hause des Kürschnermeisters Gartz, Siemzerstraße.


Die Mecklenburgische Lebensversicherungs- und Spar-Bank in Schwerin schließt Lebensversicherungen, Leibrentenversicherungen, Kapital-Einlage-, Darlehns- und alle sonstigen Geld-, Inkasso- und Commissions-Geschäfte durch die unterzeichnete Agentur zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts-Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar-Bank-Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte näherer Auskunft bereitwillig ertheilt. Die von der Gesellschaft an die Lebensversicherten zur Vertheilung disponirten mittleren Dividenden betragen für die drei letzten Jahre resp. 36, 36 und 32 Procent der eingezahlten Prämie.
Haupt-Agentur Schönberg.
Carl Bade.


Besten Seifenstein empfiehlt J. F. Eckmann.


[ => Original lesen: 1871 Nr. 90 Seite 4]

Auszug
aus der
Rechnung über Einnahme und Ausgabe
im Jahre 1870
bei der Feuerversicherungs-Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg,
wie solche den Aelterleuten in der Versammlung vom 1. Mai 1871 vorlag und von Großherzoglicher Landvogtei laut ertheilter Decharge vom 23. October 1871 richtig befunden ist.
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Einnahme
Taler (Mecklenburg) Schilling (Mecklenburg) Pfennig (Mecklenburg)
1. Vorigjähriger Kassenbestand 3693 44 9
2. Aus der Hebung pro 1870 von 16 ßl. pro 100 Thlr. 20684 36 -
3. An Austrittsgebühren 4 45 -
4. Beitrag zu den Feuerlösch-Anstalten 69 - 9
5. Von der Chausseebaukasse gezahlt a) an Kapitalien 8000 - -
b) an Zinsen 176 36 -
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Summa Cour. 32629 18 6
Ausgabe.
1. Für Brandschäden 27030 8 -
2. Für Spritzenprämien und Fuhren 274 13 6
3. Für Revisionsreisen und Diäten 150 32 -
4. Für Reparaturen und Bauten 148 8 -
5. Für Gehalte der Spritzenmeister 258 - -
6. Für vermischte Ausgaben 120 47 9
7. Für Gehalte 160 - -
----------------------------------------------------------
Summa Cour. 28142 13 3
Abschluß.
Einnahme war 32620 18 6
Ausgabe war 28142 13 3
----------------------------------------------------------
bleibt Kassenbestand Cour. 4487 5 3
Die Versicherung hat sich im letzten Rechnungs-Jahre vermehrt:
An Gebäuden um 250,425 Thlr.
An Mobilien um 341,575 "
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Im Ganzen um 592,000 Thlr.
Und beträgt jetzt im Ganzen 6,205,425 Thlr.
Schönberg, den 6. November 1871.
Carl Bade, Secretair und Rechnungsführer.


Die Fabrik für Gemäße von F. Hermes in Wismar empfiehlt die neuen vom 1. Januar 1872 ab gültigen Hohlmaße für trockene Körper als:
1 Hectoliter == 100 Liter,
1/2 Hectoliter == 50 Liter
20, 10, 5, 2, 1 Liter,
1/2 Liter (Krabbenbecher),
1/4, 1/8, 1/16 Liter,
sowie Längenmaße als:
1 Meter == 100 Centimeter,
1/2 Meter == 50 Centimeter (annähernd 1 Elle)
eigenes Fabrikat, sauber und vorschriftsgemäß, durch Dampfkraft gebogen, hergestellt und mit Aichung versehen, zu soliden Preisen.


Ausverkauf sämmtlicher Manufactur-, Porcellan- & Eisenwaaren zu bedeutend herabgesetzten Preisen gegen compt. Zahlung bei H. Kallmeyer.
Ratzeburg. Proben werden nicht versandt.


Meteorologische Beobachtungen.
Nov.
1871.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
4.
5.
6.
40.30
41.20
39.92
0.3
-2.7
-1.5
3.6
3.1
3.0
ONO
SSW
OSO
1
1
2
völlig heit.
bewölkt.
heiter.


Getreide=Preise in Lübeck.
(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen20 - 20Mark (Lübeck)10Schilling (Mecklenburg)
Roggen14 1/2 - 14Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Gerste13 1/2 - 14Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 - 11Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Erbsen13 - 14Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat20 - 20Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


(Hiezu eine Beilage)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1871 Nr. 90 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 90 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 7. November 1871.


- Amtlich werden abermals deutsche Eisenbahnarbeiter ermahnt, sich nicht von Agenten für den Bau von Bahnen in Rußland anwerben zu lassen. Die Contracte geben sie gänzlich in die Hände der Agenten.
- Seit die italienische Regierung ihren Sitz nach Rom verlegt hat, nehmen die dortigen Zustände einen schreckenerregenden Charakter an. Es vergeht kein Tag, an dem nicht Menschen auf offener Straße meuchlings erdolcht werden. Dennoch will der König von Italien nach Rom kommen, um dort einige Monate zu residiren.
- Es kommt wohl in manchem Orte und in manchem Lande vor, daß es mehr Schänken als Schulen gibt, aber so arg mag es damit doch nirgends sein, als in Rußland. Da ist das Eldorado der Schänken. In den 38 großrussischen Provinzen giebt es 10,091 Schulen und 140,855 Schänken, in den neun westlichen Provinzen 1991 Schulen und 38,781 Schänken und in den drei baltischen 1969 Schulen und 6497 Schänken.


Schuld und Sühne.
Von Fr. Schneider.
(Fortsetzung.)


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