No. 20
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 10. März
1871
einundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1871 Nr. 20 Seite 1]

Da der Maurergeselle Fischer sen. auf der Bäk an den natürlichen Menschenblattern erkrankt ist, so werden die Einwohner der Umgegend aufgefordert, um der Ansteckung vorzubeugen, den Verkehr mit den Bewohnern des betreffenden Hauses zu vermeiden und, insofern es noch nicht geschehen, sich unverzüglich die Schutzpocken impfen zu lassen.
Schönberg, den 9. März 1871.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


In Gemäßheit der Verordnung vom 7. August 1868 wird hiemit bekannt gemacht, daß unter den Schafen des Hauswirths Asmus Jabs in Schlagresdorf und des Hauswirths Heinr. Voß in Petersberg die Pocken ausgebrochen sind.
Schönberg, den 7. März 1871.

Großherzogl. Mecklenburg. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Die heute statt gehabte Ermittelung des Ergebnisses der am 3. hujus abgehaltenen Wahl eines Abgeordneten für den deutschen Reichstag hat ergeben, daß von 13,997 abgegebenen gültigen Stimmen 7273 auf den Gutsbesitzer Pogge auf Blankenhof gefallen sind, und dieser somit zum Reichstags-Abgeordneten für den Mecklenburg-Strelitz'schen Wahlkreis gewählt worden ist.
Neubrandenburg, den 7. März 1871.

Der Wahl-Commissar.
C. Piper.


Mit der heutigen Nummer wird Nr. 7 bis 10 des Bundesgesetzblattes versandt.


- Der 10. März, an dem im Großherzogthume Mecklenburg-Strelitz ein Friedensfest von Fürst und Volk gefeiert wird, ist zugleich der Jahrestag, an dem im Jahre 1776 die edle Tochter des Strelitzschen Fürstenhauses, die von ganz Deutschland geliebte und betrauerte Königin Louise von Preußen, das Licht der Welt erblickte.
- Das Gerücht, daß eine Landestrauer für die in diese im Feldzuge Gefallenen bevorstehe, wird von Berlin aus als völlig unbegründet bezeichnet. Wahrscheinlich wird ein Trauergottesdienst zum Andenken an die Gefallenen stattfinden, entweder in Verbindung mit der kirchlichen Friedensfeier oder am Tage vor denselben.
- Der deutsche Reichstag wird am 21. März durch den Kaiser eröffnet werden.
- Das Hauptquartier des Kaisers ist nach Ferrieres verlegt. Die deutschen Truppen werden die Stadt Versailles bis 11. März, und die Umgegend derselben bis 19. d. vollständig geräumt haben.
- S. K. H der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin wird wahrscheinlich am 10. d. früh von Versailles in Schwerin eintreffen; auf seiner Rückreise wird derselbe die Städte Metz, Straßburg und Bonn berühren.
- Die aus Frankreich heimkehrenden deutschen Truppen werden bis an Deutschlands Grenze marschiren und von da mit den Eisenbahnen in die Heimath befördert. Geschütze etc. werden nur mit den Bahnen befördert.
- Die deutschen Truppen haben am 7. März sämmtliche Pariser Forts des linken Seine-Ufers den französischen Behörden übergeben.
- Den kriegsgefangenen französischen Offizieren und Mobilgarden ist es gestattet, auf ihre Kosten jetzt schon in die Heimath zurückzukehren. Die Mannschaften der Linie sowie der Garde bleiben bis zu dem bald bevorstehenden Rücktransporte in den Gefangenendepots.
- Die Fahne des 2. Bataillons des Infanterie-Regiments Nr. 61 hat Menotti Garibaldi nach Versailles für das Bataillon zurückgeschickt, weil dieselbe nicht erobert, sondern aufgefunden worden ist. Somit ist keine deutsche Fahne den Franzosen während des ganzen Feldzuges in die Hände gefallen.
- Am 1. März sollte ein Detachement vom 8. Landwehrregiment, aus 42 Mann und 2 Offizieren bestehend, die schon vor Abschluß des Waffenstillstands beigetriebene Contribution der Stadt Montmirail von ca. 200,000 Francs über Epernay nach Rheims transportiren. In einem Walde stürzte ein Pferd eines mit Geld beladenen Wagens. Der Zug gerieth in's Stocken und die Colonne trennte sich. Der weiterziehende Wagen wurde von Franctireurs überfallen, Offiziere und Mannschaften theils getödtet, theils verwundet. Nachdem die Räuber den Wagen, der ca. 130,000 Francs enthalten haben soll, ausgeplündert hatten, verschwanden sie im Walde. Eine Compagnie Jäger ist zu ihrer Verfolgung ausgerückt.
- Der Musikdirector Wilhelm in Schmalkalden, der Componist der 'Wacht am Rhein', ist vom Schlage getroffen und liegt lebensgefährlich darnieder.
- Die Wiener Zeitung veröffentlicht in ihrem amtlichen Theil eine kaiserliche Entschließung, durch welche das 34. Linien-Infanterie-Regiment die Bezeichnung : "Wilhem I.,. Deutscher Kaiser und König von Preußen, Nr. 34" und das 20. Linien-Infanterie-Regiment die Bezeichnung: "Friedrich Wilhelm, Kronprinz des Deutschen Reichs und Kronprinz von Preußen, Nr. 20", zu erhalten haben.
- Es ist eine beliebte Weise der Berliner Jugend bei feierlichen Gelegenheiten das haushohe Standbild des 'alten Fritz' zu erklettern. Es muß aber leichter sein, hinauf als herunter zu kommen. Am Montag Abend mühte sich einer dieser Wage-

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hälse unter allgemeiner Heiterkeit des umstehenden Publikums vergebens ab, das Standbild wieder zu verlassen. Die Lacher entfernten sich allmählich und schließlich blieb der Eine, ein übrigens mehr als halbwachsener Bursche, sich selbst überlassen, auf seinem erhöhten Standpunkte zurück. Wohl oder übel mußte er die Nacht über bei gerade keiner warmen Temperatur und herabströmendem Regen aushalten, bis ihm am folgenden Morgen ein Schornsteinfeger mittelst einer Leiter herunterhalf.
- Kaiser Wilhelm zeigt überall, daß er weiß, was er dem Grafen Moltke verdankt. Als er nach Unterzeichnung, der Friedenspräliminarien dem König von Württemberg zu Ehren große Hoftafel gab, suchte er unter allen versammelten Gästen den Grafen Moltke auf und umarmte ihn unter Thränen. Wohl niemals, sagt die 'Weserzeitung', ist ein so großartiger Erfolg mit weniger Ueberhebung eingeerntet worden.
- Aus Berlin verlautet, daß für Bismarck, Moltke, Werder und die kommandirenden Generale Dotationen verlangt werden würden.
-Auf Anordnung des Königs Ludwig wird am 11. März in ganz Bayern für die im Kriege fürs Vaterland Gefallenen ein Requiem und am 12. März ein Dankamt abgehalten.
- Die neidischen Engländer malen Tag für Tag in ihren Zeitungen den Teufel an die Wand, d. h. sie suchen ängstliche Gemüther mit der baldigen Rache der Franzosen zu Schrecken. Ihre Schwarzmalerei macht aber keinen Eindruck. Es wird viel Wasser den Rhein hinunter laufen, ehe die Franzosen einen Rachekrieg unternehmen können. Ueberdem giebts viele Franzosen, die verständiger sind, als die Engländer, die vor Aerger über den deutschen Sieg bersten möchten. In Bordeaux ist der amtliche Moniteur in eigener Person, welcher den Franzosen erklärt, sie thäten Unrecht daran, an eine Wiedereroberung vom Elsaß und Lothringen zu denken; denn gerade ihre unvernünftige Eroberungssucht habe das Unglück Frankreichs herbeigeführt. - Auf der andern Seite spricht die beeinflußte Spener'sche Zeitung in Berlin die Hoffnung aus, daß der Friede ein dauerhafter sein werde. Sie erklärt, Deutschland stehe nicht nur mit Rußland, sondern auch mit Oesterreich vortrefflich. Es werde daher der deutschen Diplomatie ungleich leichter als bisher werden zur Erhaltung des europäischen Friedens beizutragen.
- Die Rinderpest ist in der Bretagne (Frankreich) noch immer im Zunehmen begriffen. Bei Landerneau sind 500 Menschen mit dem Verscharren der Kadaver beschäftigte.
- Vor ungefähr, hundert Jahren verkaufte Fürst Dietrichstein seine schlesischen Besitzungen, darunter einen großen Gütercomplex zu Proskau, an Friedrich den Großen für die Summe von 333,333 1/3 Ducaten. Der Drittel-Ducaten wurde extra geprägt. Vor etwa einem Jahre ist nun in Wien der letzte Sproß jener fürstlichen Familie gestorben, und in seinem Nachlasse hat man nun die 333,333 1/3 Ducaten unangerührt und wohlverwahrt vorgefunden. Was hätte mit diesem Gelde nicht geschafft werden können! Eine theure Marotte mehr als eine Million Thaler 100 Jahre lang nutzlos liegen zu lassen!
- In Morges im Canton Waadt (Schweiz) ist das Arsenal mit französischer Munition in die Luft geflogen, viele Menschen wurden getödtet.
- In Minden hat sich einer Frau Wirthin Töchterlein mit einem Zuavenoffizier verlobt.
- In England hat eine Frau den ersten Preis für gute Bewirthschaftung eines Landgutes erhalten, der unter dem Protektorate der britischen Ackerbaugesellschaft von einem Privatmanne gestiftet worden ist. Der Preis bestand in einer Schaale im Werthe von 100 Guineen (700 Thlr.) 21, Güter hatten sich zur Preisbewerbung gemeldet. Die Besitzerin von Ash Grove, welches den Preis davon trug, in Bezug auf allgemeine Verwaltung mit Hinblick auf Nutzen, Erträgnis der Ernten, Güte und Zweckmäßigkeit des Viehstandes, des Graslandes und den Zustand der Zäune, Hecken, Wege u. s. w. heißt Mrs. M. E. Millington.
- Die deutsche Publicistik war an dem Einzugstage in Paris am bedrohtesten. Der Geh. Hofrath Schneider, gemeinsam mit Hofrath Taglioni im Wagen sitzend, soll nur durch eine Husarenpatrouille aus der tobenden Menge herausgehauen worden sein; Dr. Zählike von der 'Schles. Zeitung' war stark in die Enge getrieben und gar Dr. Robelsky, der Berichterstatter der 'Weserzeitung' und des 'Börsencourier' hatte fast schon die Schlinge um den Hals, um als Spion an den nächsten Laternenpfahl gehenkt zu werden. Derselbe erzählt hierüber in der, 'Weserzeit.': " ... Wir suchten unsern Wagen auf, um am Arc de Triomphe die Einzugsarmee Revue passiren zu lassen und vor der Avantgarde daselbst einzutreffen. Ganz menschenleer war es im Bois de Boulogne; nur vereinzelte Individuen rafften hier und da Holz auf. Lebhafter wurde es am Ausgange des Holzes, als wir der Enceinte von Paris uns näherten. Eine Menge Neugieriger umringte uns Berichterstatter, sowie einige Militairs zu Pferd und zu Wagen, die mit uns dort anlangten, darunter ein Officier der Festungspionier-Compagnie mit einigen Leuten, welche die auf dem Arc de Triomphe aufzuhissende deutsche Fahne trugen. Unser Schutz bestand hier in Husarenpatrouillen, die zwischen der Stadt und dem Bois de Boulogne hin- und herritten. Außerdem wußten wir, daß in die Stadt bereits am frühen Morgen ein Bataillon vom 38. Regiment (Schlesier) als Fouriere einmarschirt war. Wir wurden - nach Manier des Pariser Mobs - sehr dicht, fast Körper an Körper umringt, aber ohne feindselige Manifestationen, einige höhnische Bemerkungen abgerechnet. Weiterhin nach dem Arc de Triomphe zu, besonders aber auf dem Walle der Enceinte gab es dichtere und zahlreichere Gruppen, die mich fast hätten an Straßburg erinnern können, so friedlich erschienen sie und blos von Neugierde erfüllt. Wir ersten Eindringlinge machten den Weg von der Enceinte bis zum Triumphbogen zu Fuß, je zwei und zwei oder mehr, wie der Zufall es mit sich brachte. Ich plauderte mit dem genannten Festungspionnierofficier (Maurermeister Jordan aus Berlin) bis unmittelbar am Triumphbogen. Hier trennten wir uns; mein Landsmann hatte sich auf der preußischen Commandantur zu melden, ich blieb am Triumphbogen stehen, und zwar auf der Seite desselben, die nach der Avenue de la reine Hortense gerichtet ist. Auf der andern Seite, in der Avenue des Champs-Elysées bemerkte ich, kaum fünfzig Schritte von mir, eine Compagnie des genannten Bataillons vom 38. Regiment aufgestellt. Ein heulender Pöbel von einigen Hunderten umringte dieselbe. Ich wollte darauf zugehen, als ein Kerl, ein ächter Repräsentant der Culturstufe des Pariser Volkes, mich mit der Frage anredete: "Vous êtes Prussien?" Ich antwortete: "Wozu diese Frage?" "Oh, Ihr seid ein Preuße, kein Zweifel mehr, folgen Sie mir!" In demselben Augenblicke hatte ich zehn Leute desselben Schlags um mich, im nächsten zwanzig, dann fünfzig. "Ihr seid mein Gefangener, wiederholte der Kerl, der zuerst mich angeredet. Der Haufe brüllte: "Fort mit ihm, fort mit dem Prussien; er ist ein Verräther, ein Spion!" Meine Einreden trug der Wind fort, meine Versuche, mich dem Haufen zu entziehen und Hülfe bei der Fourier-Compagnie zu suchen, scheiterten an dem Widerstand des Pöbels, der mich schnell in entgegengesetzte Richtung drängte, nämlich in die Avenue de la reine Hortense hinein. Ich unterhandelte weiter, wandte mich an solche Gesichter neben mir, in denen der Hallunke weniger ausgedrückt war, erhielt aber als Antwort Faustschläge, und am Hemd-, wie am Rockkragen setzten sich mehrere Krallen fest, um mich festzuhalten. Jetzt kam ein preußischer Officier vorbeigeritten. "Herr Lieutenant," rief ich, "retten Sie einen Landsmann, ich bin der und der." Der Lieutenant fragte die Leute, was sie von mir wollten. "Er ist unser Gefangener, er geht Euch nichts an, macht daß Ihr fortkommt," u. dgl. m. "Ich werde ihn arretiren, gebt ihn heraus," sagte der Officier. Es folgte Höhnen und Schreien: "Wir sind selber Polizei, wir sind hier Herren, scheert Euch fort!" Meine einzige Hülfe in der sonst menschenleeren Straße verschwand, das gespornte Pferd trug ihn sturmschnell davon. Jetzt hieß es: á la lanterne! à la lanterne! - schnell - schnell - ein Strick - ein Strick!" Ich wurde gegen einen Laternenpfahl gedrängt, versuchte noch einmal eine Anrede; ein vierzehnjähriger Bengel, die Zukunft der Zuchthauses schon im Gesichte tragend, drängte sich durch und hielt dem Rottenführer, der mich am festesten hielt, einen ziemlich kurzen Bindfaden ausgespannt vor, als wenn er ihn seiner Prüfung empfehlen wollte. In demselben Augenblick hörte ich ein Ge-

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trampel hinter mir, als wenn eine Schwadron Cuirassiere im Galopp angesprengt käme, so tönte es vor meinen Ohren. Der Haufen drehte sich um, ich auch. Es war keine Schwadron, sondern nur ein Zug Infanterie, geführt von einem Officier. Die Sturmeseile, mit der sie über den Macadam geflogen kam, hatte das Geräusch der Schritte so laut gemacht. Es war fast nur ein Moment, daß die Leute aus der Entfernung bis dicht unmittelbar vor uns standen. Der Officier examinirte mich, ließ sich meine Legitimation geben, überschlug sie schnell und Commando: "Gewehr zur Attaque!" Weigerung des Pöbels mich herauszugeben, Schimpfwörter, ein anderes Commando, worauf das Knattern des Ladens erfolgte, Sprengung des Haufens nach allen Seiten hin, meine Umringung durch die wackern Soldaten aus Jauer in Schlesien: das verging mir Alles, wie das Werk eines Augenblicks. Die außerordentliche Schnelligkeit und kurze Entschlossenheit des Premierlieutenants, der die Compagnie am Triumphbogen commandirte, bewirkte meine Rettung, und so klein, diese Episode des Krieges erscheinen mag, so bezeugte sie einmal recht anschaulich, was in unsern Truppen steckt und was ihre Siege bewirkt. Ich würde mitten in die Compagnie gesteckt, denn der Pöbel hatte nun erst recht Lust, seine Revanche auszuüben. War die Compagnie vorher von Hunderten umringt gewesen, so stieg die Zahl jetzt bis in die Tausende. Und alles das schrie, heulte, pfiff, höhnte. Alle Schimpfwörter der gemeinsten Art, meist mir bis dahin gänzlich unbekannt, doch aus den Zusammensetzungen mir einigermaßen verständlich, dazwischen Ableitungen von Bismarck und Trochu die der Pöbel in gleiche Linie stellte, den Namen Trochu durch ein schmutziges Wortspiel entstellt mittelst des Wortes torcher und eines andern), dann eine Fluth von Anspielungen auf das "Stehlen" der Preußen; alles das hagelte auf die Soldaten, freilich ohne Wirkung; denn diese verstanden das Französisch der tonangebenden Bevölkerung von Paris nicht. Zwei entgegengesetzte Eigenschaften traten hier an den Tag: die Feigheit der Franzosen, sobald der Officier einen Zug der Compagnie schwärmen ließ, um die Umzingelung sich vom Halse zu schaffen, und die intensive und schnell explodirende Kraft der deutschen Soldaten, von der der Haufen sich culbuttiren ließ. Mein Platz war in sofern ein ausgezeichneter, als ich kaum einen bessern mir wünschen konnte, um unsere Truppen, die allmählich aus dem Bois de Boulogne eintrafen, defiliren zu lassen. Unter dem Heulen und Pfeifen des Publikums rückten sie ein. Graf Bismarck drehte am Triumphbogen um, den Cigarrenstummel im Munde, und kehrte zurück. Ich habe mich über nichts mehr gewundert, als über die Mäßigung unserer Truppen. Ich habe oft in meinem Urtheile über die Nothwendigkeit der Occupirung von Paris geschwankt. Jetzt sage ich: ein solcher heruntergekommener Plebs, eine sichtlich so verwilderte und verthierte Bevölkerung mußte einmal den Fuß des Siegers auf dem Nacken fühlen, und zwar sage ich das ohne jede Rücksicht auf das kleine Abenteuer, das mir persönlich zugestoßen ist."
- Eine Französin, La Valerie, ist in Berlin im Triumph eingeführt worden. So heißt die größte französische Kanone, welche den Mont Valerien vor Paris vertheidigte. Sie wurde im Jahre 1866 gegossen, wiegt 285 Centner und wirft ihr 200 Pfd. schweres Geschoß 9000 Schritte weit.
- Die Leute und die Zeitungen werfen jetzt mit Milliarden um sich, wie sonst mit Rechenpfennigen. Von den 5 Milliarden, welche Frankreich an Deutschland zahlen muß, soll übrigens eine halbe Milliarde in Abzug kommen. So hoch wird nämlich der Antheil berechnet, den Elsaß und Deutsch-Lothringen an den französischen Staatsschulden haben. Auch der Werth der Ostbahn soll in Abrechnung kommen. Die Franzosen selber berechnen ihre Kriegsschäden, abgesehen von der Contribution, auf 3-4 Milliarden.


Anzeigen.

Am Sonnabend den 11. März von Morgens 9 Uhr, an sollen in öffentlicher Auction gegen gleich baare Bezahlung in dem Hause der Frau Gastwirthin Boye hieselbst aus dem Nachlasse des verstorbenen Directors Dr. Wittmütz folgende Gegenstände verkauft werden, als:

2 Sopha's, Tische, Stühle, Schränke, Commoden, Spiegel, Bettstellen, Gartenbänke, Küchen- und Gartengeräthe, Flaschen etc. etc., sowie die Bibliothek des Verstorbenen.
Schönberg, den 8. März 1871.
Seegert, Landreiter.


Am Dienstag den 14. d. M., Morgens von 10 Uhr an, sollen im Pfarr-Wittwen-Hause zu Demern (nicht im Kruge zu Carlow) in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

1 Kleiderschrank, 1 Leinenschrank, 1 Eßschrank, 1 Koffer, 1 Sopha, 1 Sophatisch, 1 Spieltisch, 1 Wanduhr, 14 Stühle, 3 Bettstellen, 1 Zeugrolle, 1 Hobelbank und verschiedenes Tischlerhandwerkszeug, und allerlei Haus- und Küchengeräthe.
Carlow, den 4. März 1871.
Struck, Landreiter.


Donnerstag den 16. d., Morgens 10 Uhr, sollen vor dem Chausseehause Kl. Siemz einige zäheschene Nutzenden, etwas pappeln Knüppel- und etwas Buschholz öffentlich meistbietend verkauft werden.


Mein neuerbauetes, am kalten Damm zu Schönberg zwischen den Wohnhäusern des Hrn. Untervogt Zander und des Hrn. Handschuhmachers Jannicke belegenes Wohnhaus c. p. will ich öffentlich meistbietend verkaufen.
Zu solchem Zwecke setze ich Termin auf Montag den 20. März d. J., Nachmittags 2 Uhr, im Hause des Ackerbürgers Hrn. Böckmann zu Schönberg an und ersuche Kaufliebhaber, sich dazu einfinden zu wollen.
Die Bedingungen werden im Verkaufs-Termine verlesen werden, und bemerke ich aus denselben hierher daß der Zuschlag im Falle eines annehmlichen Bots sofort im Verkaufs-Termine ertheilt werden wird, und der Käufer sogleich nach erhaltenem Zuschlag eine Conventionalpoen von 200 Thlr. Pr. Cour. zu zahlen hat.
Schönberg, den 8. März 1871.
Carl Oldenburg, Bauunternehmer.


Der Nachlaß des verstorbenen Einwohners Blase zu Dönckendorf, bestehend aus Mobilien, Kleidungsstücken, Leinzeug und Betten soll am Montag den 13. d. Mts., von Morgens 11 Uhr an, im Hause des Verstorbenen öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden und wollen sich Kauflustige dazu einfinden.
Grevesmühlen, den 4. März 1871.
W. Goosmann, Gerichts-Actuar.


Vermischte Anzeigen.

Der Unterzeichnete beehrt sich, in dem Nachstehenden die gestern eingegangene Quittung des Landes-Delegirten:
Von dem Local-Delegirten für das Fürstenthum Ratzeburg, Herrn Landvogtei-Assessor von Oertzen in Schönberg, sind mir als dritte Rate der Hauscollecte für die Kosten der freiwilligen Krankenpflege
50 Thlr. Cour.
Zwecks Beförderung an das Central-Comite der deutschen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger in Berlin heute übersendet worden, worüber ich hierdurch mit dem herzlichsten Danke quittire. Feldberg, den 3. März 1871.
Der Landesdelegirte für die freiwillige Krankenpflege im Großherzogthum Mecklenburg-Strelitz.
W. von Oertzen.
500 Thlr. Cour.
zur öffentlichen Kenntniß zu bringen
Schönberg 9. März 1871.
Der Delegirte für die freiwillige Krankenpflege im Fürstenthum Ratzeburg.
C. v. Oertzen.


[ => Original lesen: 1871 Nr. 20 Seite 4]

Die Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt ist an jedem Mittwoch von 8 - 12 Uhr Vormittags geöffnet.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Wigger. Burmeister. W. Saß. Aug. Spehr. C. Drevs.
Secretair : R. Rackow, Adv.


Von der Sparcasse des Schweriner Vorschuß-Vereins bin ich beauftragt, Gelder von 16 ßl. an bis zu jeder beliebigen Summe anzunehmen, mit vier pro Cent jährlich zu verzinsen und Pöste bis 5 Thlr. sofort, bis 100 Thlr. nach dreimonatlicher und über 100 Thlr. nach sechsmonatiger Kündigung zurückzuzahlen; alles ohne sonstige Kosten. Da der Schweriner Vorschuß-Verein über tausend Mitglieder zählt, die Jeder für die eingezahlten Gelder haften, so hat derselbe als durchaus sicher allseitig Vertrauen gefunden.
Schönberg, im Januar 1871.
Kindler, Advokat.


Rehtwisch & Borchert Lübeck, 969 Breitestraße 969.
empfehlen aus ihrem bekannten gut assortirten Lager für die Confirmation schwarze und wollene Kleiderstoffe, schwarze und seidene Kleiderstoffe.
Jaquets, in Seide und Wolle, sowie Shawltücher in großer Auswahl.


Am Sonntag den 12. März, Nachmittags 4 Uhr, beabsichtige ich meinen hinter dem Hause des Kirchenjuraten J. Burmeister vor Schönberg belegenen Acker an Ort und Stelle parcelenweise meistbietend zu verpachten.
J. Hennings, Schlachtermeister.


Corinthen à Pfd. 5 1/2 ßl.
weiße Bohnen " " 2 1/2 "
getr. Birnen " " 3 "
Reismehl " " 3 1/2 "
bei größeren Quantitäten billiger,
Apfel pr. Schffl. 2 Mark (Lübeck) bis 1 Schilling (Mecklenburg)
Leim à Pfd. 8 Schilling (Mecklenburg)
empfiehlt H. Hein vor Schönberg.


Für mich und meine Gesellschaft suche ich für meinen Aufenthalt in Schönberg vom 15. März an Wohnungen mit oder ohne Beköstigung. Schriftliche Anmeldungen werden in der Exped. d. Bl. entgegengenommen.
Brede, Schauspieldirector.


Diejenigen, welche in der bevorstehenden Frühjahrsbleiche Leinen bei mir bleichen lassen wollen, ersuche ich, dasselbe beim Herrn Gastwirth Fick in Schönberg niederlegen zu wollen, von wo ich dasselbe abholen werde. Ich bemerke noch, daß das Leinen mit reiner buchen Asche gebükt wird.
J. C. Wihe, Bleicher.


Nachstehende Werke sind durch jede Buchhandlung zu beziehen:
Volks-Atlas über alle Theile der Erde für Schule und Haus, herausgegeben von Dr. Ed. Amthor und Wilh. Ißleib. 12. Aufl. Preis 7 1/2 Sgr. = 27 Kr. S. W. = 10 Schill. Mit Gratis-Zugabe einer Spezialkarte des betreffenden Landes oder Provinz.
Die Gränzveränderungen fanden bereits Berücksichtigung.
Von diesem Atlas wurden binnen drei Jahren über 300,000 Exemplare verkauft, was wohl am besten für seine Brauchbarkeit spricht. Herr Regierungs- und Schulrath Ed. Bock in Königsberg sagte s. Z. in Nr. 18 des "Volksschulfreund" vom 28. August 1867 über denselben: "Der vorliegende Atlas enthält 24 Karten, nämlich die Erdkarte, die beiden Erdhälften, Europa, 4 von Deutschland, 9 von den übrigen Ländern Europa's, 6 von den anderen Erdtheilen und von Palästina. Jede Karte ist 7 1/2 Zoll hoch und 10 1/2 Zoll breit und entwirft ein durchaus deutliches und anschauliches Bild der betreffenden Erd- oder Landestheile. Die Schrift ist sehr leserlich, das Colorit lebendig und klar. Trotzdem, daß die Karten ziemlich genau sind, leiden sie doch nicht an Ueberfüllung. Die Gebirgszeichnung ist plastisch. Sonach stellt sich das geographische Bild anschaulich dar und erleichtert die Auffassung und das Aufsuchen des Einzelnen. Für den Schulgebrauch und auch sonst für den Gebrauch in Familien, z. B. für das Zeitungslesen oder zum Verständnisse geschichtlicher Werke ist dieser Volks-Atlas unbedingt zu empfehlen. Er erfüllt seinen Zweck vollkommen. Wir Wünschen ihm daher die weiteste Verbreitung, da er für den gewöhnlichen Gebrauch jeden anderen ersetzt und sich vor Allen durch einen außerordentlich billigen Preis auszeichnet; man erhält für 7 1/2 Sgr. 24 Karten; die einzelne Karte kostet also noch nicht 4 Pf. Neueste Eisenbahn-Karte von Central-Europa in sechsfachem Farbendruck, bearbeitet von Wilh. Ißleib. Diese Karte (die beste und billigste dieser Art, welche zur Zeit existirt), kann sowohl als Reisekarte wie Wandkarte dienen. Die "Geraer Zeitung" sagt über diese Karte in Nr. 270: "Die neueste Eisenbahnkarte von Central-Europa nimmt von vornherein zunächst ebenso durch den geschmackvollen, wie zur schnellen Orientirung geeigneten Totalfarbendruck ungemein für sich ein. Rechnet man ferner hinzu, daß bei Entwerfung derselben mit der minutiösesten Genauigkeit nicht allein auf die gesammten vollendeten und im Bau begriffenen Eisenbahn-, sondern auf die Dampfschiffrouten Rücksicht genommen, ja sogar bei letzteren die Fahrdauer speciell angegeben ist, daß die Stärke des Papiers jeden beliebigen Nachtrag neuer Linien leicht und ohne Verunglimpfung des ganzen Blattes gestattet und daß der äußerst sorgsame Druck vor jedem Ineinander oder Verschwimmen schützt, so haben wir hiermit eine Masse Eigenschaften, welche diesem Kunstwerk unzweifelhaft den Vorrang sichern, welcher ihm vor vielen anderen gebührt.
Gera, Verlag von Ißleib & Rietzschel.


Zur Erlernung der Gärtnerei suche ich zu Ostern einen Burschen.
Carl Sörensen, Handelsgärtner.


Zur Feier des heutigen Friedensfestes findet Tanzvergnügen bei mir statt, wozu ich ein geehrtes Publikum Schönbergs und der Umgegend ergebenst einlade.
J. Köster.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Freitag, den 10 März.
Friedens- und Dankfest.
Vormittags-Kirche: Pastor Kämpffer.

Sonntag, den 12. März.
Vormittags-Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags-Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Meteorologische Beobachtungen.
März
1871.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
7.
8.
9.
36.65
36.25
39.73
0.3
4.5
1.8
11.1
9.4
6.0
SW
SW
W
2
3
2
zieml. heit.
trübe.
heiter.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.13 - 13 1/2Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.14 1/2 - 15Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.36 - 42 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.30 - 32 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.20 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.12 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.5 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans d. St.28 - 36 Schilling (Mecklenburg),
Flickgans d. St.24 - 32 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.9 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Schweinskopf d. Pf.5 1/2 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 Schilling (Mecklenburg),
Eier 5 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.5 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen18 - 19Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Roggen12 1/2 - 13Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/2 - 12Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 1/4 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)6Schilling (Mecklenburg)
Wicken13 - 14Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat18 - 18Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


Hiezu Officieller Anzeiger Nr. 16.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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