No. 11
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 07. Februar
1871
einundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1871 Nr. 11 Seite 1]

Bekanntmachung

Schwerin,/Neustrelitz den 27./29. Januar 1871.

Nach Anordnung der höheren Ersatzbehörden sollen die zum einjährig freiwilligen Militairdienste berechtigten jungen Leute gemäß § 160, 2 der Militair-Ersatz-Instruction vom 26. März 1871 jetzt auch im hiesigen Großherzogthume, soweit es der Bedarf erfordert, zum Dienste herangezogen werden. Demgemäß werden sämmtliche zum einjährigen freiwilligen Dienste berechtigten jungen Leute, welche im hiesigen Großherzogthume nach § 20 1. c. gestellungspflichtig im Jahre 1850 oder früher geboren und nicht im Besitz einer von den Ersatzbehörden dritter Instanz kraft der Bekanntmachung des Bundeskanzlers und des Königl. Kriegsministerii vom 18. Juli v. J. als gültig für die jetzige Kriegszeit anerkannten Ausstandsbewilligung sind, hierdurch aufgefordert, sich wiederum unverzüglich zur Vermeidung der gesetzlichen Nachtheile bei dem Civilvorsitzenden der zuständigen Kreis-Ersatz-Commission zu melden.
Die Ersatz-Commissionen sind angewiesen, die betreffenden jungen Leute zwecks ihrer Vorstellung bei dem im künftigen Monate beginnenden Departements-Ersatz-Geschäfte zu beordern.
Auf diejenigen jungen Leute, welche zwar im Besitze des Berechtigungsscheines zum einjährig freiwilligen Dienste sich befinden, aber erst im Jahre 1851 oder später geboren sind, findet diese Verfügung keine Anwendung. Im Uebrigen wird bemerkt, daß Seitens der den voraufgehenden Altersklassen angehörigen jungen Leute Anträge auf Anerkennung der fortdauernden Gültigkeit früherer Ausstandsbewilligungen gemäß der cit. Bekanntmachung vom 18. Juli d. J. bei den Ersatzbehörden dritter Instanz bis auf Weiteres nicht mehr angenommen werden, etwaige Reclamationen etc., vielmehr bei der unterzeichneten Commission in bescheinigter Form anzubringen sind.

Departements-Ersatz-Commission im Bezirk der 34. Infanterie-Brigade
(Großherzoglich Mecklenb.)
Der Militair-Vorsitzende. Der Civil-Vorsitzende.
v. Müller. v. d. Wense.


- Schönberg. Zu Anfang voriger Woche erhielt der hiesige Schuhmachermeister Wolgast durch die Post das eiserne Kreuz für seinen Sohn zugesandt, der sich im Juli vorigen Jahres als Reservist bei einem preußischen Regimente stellte. Leider fehlt dem Vater jede andere Nachricht über seinen Sohn, als daß er nach Aussage einiger seiner Kameraden in der Schlacht bei Wörth zu Anfang des Feldzuges verwundet worden ist. Seitdem sind alle Schritte des Vaters, um über den Verbleib des Sohnes Auskunft zu erhalten, erfolglos geblieben.
- Neustrelitz, 2. Februar. Nach hier eingegangenen Meldungen vom 16. Januar hat das diesseitige Bataillon seit dem 5. v. M., wo es in Chartres mehrere Ruhetage hatte, beim Zurückdrängen der Loire-Armee durch die zweite Armee viele anstrengende Märsche gehabt und wurde demselben am 11. Jan. Gelegenheit, sich an einem Gefechte zu betheiligen. An diesem Tage erhielt das Bataillon den Auftrag, einen Vorstoß auf das Dorf Pont-de-Gesnes und den Versuch zu machen, dasselbe zu nehmen. Der Feind hatte indessen den Punkt zu stark besetzt und trat daher das Bataillon, nachdem es das Gefecht erst in der Dunkelheit abgebrochen, wobei ein Angriff der Franzosen, die die rechte Flanke zu umgehen versuchten, abgeschlagen wurde, den Rückmarsch an. Der ganze diesseitige Verlust in diesem Gefecht betrug nur 8 verwundete Grenadiere, während der Feind außer 31 Gefangenen 11 Todte verloren hatte. Der Gesundheitszustand des Bataillons ist bei den großen Strapazen, welche durch die strenge Jahreszeit bedeutend erhöht wurden, ein verhältnißmäßig günstiger zu nennen. Bei 12tägigem Marschiren hat es sich weniger um die zurückgelegte oft sehr unbedeutende Entfernung, als um den langen Aufenthalt im Freien von oft 10 bis 14 Stunden gehandelt. Die große Kälte von durchschnittlich 8 Grad hatte von Weihnachten bis zum 15. v. M. mit Ausnahme einiger wenig milderer Tage angedauert, dann aber war Thauwetter mit Regen eingetreten. In Chartres waren einige Fälle der Erkrankung an den Pocken vorgekommen, welche indessen keinen schlimmen Charakter zeigten. Die Verpflegung aus dem dortigen Magazin war sehr gut und auch auf den Märschen durch Requisition und mit Hülfe der Proviantcolonne eine völlig ausreichende gewesen. (N. Z.)
- (Officiell.) Versailles, 5. Februar. Der Kaiserin und Königin in Berlin. Wegen der letzten entscheidenden Kämpfe, des erzwungenen Uebertritts der 80,000 Mann starken feindlichen Corps auf schweizer Gebiet, sowie für die vollzogene Besetzung aller Forts um Paris soll Victoria geschossen werden. Wilhelm.
- Während des Waffenstillstands werden officielle militairische Nachrichten nur bei außergewöhnlichen militairischen Ereignissen veröffentlicht werden.
- Schweizer Berichte über den Zustand der Trümmer der Bourbakischen Armee lauten sehr erschütternd. Ohne Lebensmittel und Waffen, sowie ohne schützende Kleidung gegen den Winter, mit erfrorenen Händen und Füßen, erinnert dieser Truppentheil an den Rückzug der großen Armee von Moskau.
- Die Anzeichen, daß aus dem Waffenstillstand der Frieden hervorgehen werde, mehren sich; die Zahl der Unversöhnlichen in Frankreich scheint sich

[ => Original lesen: 1871 Nr. 11 Seite 2]

ganz entschieden in der großen Minderheit zu befinden, und die Bevölkerung selbst im Süden zeigt nach den Mittheilungen der Präfecten vorwiegend für den Frieden gestimmt; demgegenüber scheint die Handvoll Schreier in Lyon und Marseille ohne wesentliche Bedeutung angesehen zu werden.
- Der Bruch zwischen den Regierungsmitgliedern in Bordeaux und denen in Paris scheint vollständig zu werden. Die Wühlereien Gambettas gegen Jules Favre und den Waffenstillstand ist in vollem Gange, und die Generale, welche der Dictator Gambetta aus dem Nichts in diese Stellen erhoben hat, sträuben sich gegen die Ausführung der Convention und schreien mit ihrem Herren und Meister über Verrath. Das wird diesen Herren nichts helfen, und sie werden sich schließlich in ihrer Ohnmacht der Central-Regierung in Paris fügen müssen, die ihrerseits den Bestimmungen der Convention gewissenhaft nachkommt; wo etwa Differenzpunkte noch vorkommen, erledigen sich dieselben durch das Entgegenkommen der französischen Beamten und Offiziere auf das Leichteste.
- Die Londoner Blätter ereiferten sich über die nach ihrer Meinung 'ungeheuerlichen' Aussprüche Bismarcks über die Friedensbedingungen. Ein Versailler Telegramm vom 3. d. meldet aber, die von London und Bordeaux ausgegangenen Mittheilungen über die deutscherseits gestellten Friedensbedingungen seien, was Lothringen, Pondichery und die 20 Kriegsschiffe betreffe, aus der Luft gegriffen. Elsaß und Metz würden nicht herausgegeben werden. An Contributionen seien Thiers Anfangs November 4 Milliarden abgefordert, seitdem möchte die Rechnung auf das Doppelte angelaufen sein. - In den Zeitungen redet man von 10 Milliarden Frcs. Kriegskosten-Entschädigung; d.h., da eine Milliarde aus tausend Millionen besteht, zehn tausend Millionen Francs, welche in preußischem Gelde die Summe von 2666 Millionen Thaler ausmachen.
- Die Capitulation von Paris lautet nicht auf Gnade oder Ungnade, sondern macht stillschweigend einen Unterschied zwischen der Stadt und der Festung Paris; die Festung ist von deutschen Truppen besetzt, die Stadt bleibt nur cernirt. Die Gründe für diesen Unterschied sind sehr wichtig und practisch. Hätten Bismarck und Moltke auf unbedingter Uebergabe und auf Besetzung der Stadt bestanden, so wäre nicht nur die Pariser Armee, sondern auch die Pariser Regierung kriegsgefangen und untauglich geworden, mit und für Frankreich zu unterhandeln; Bismarck hätte nach dem Fall von Paris, wie früher nach Sedan, Niemand gehabt, mit dem er über den Frieden verhandeln konnte. Aus diesen Gründen verzichtete das deutsche Hauptquartier vorläufig auf den Einzug der Truppen und Besetzung der Stadt. Jules Favre und Collegen berufen, weil nicht kriegsgefangen, die französische Nationalversammlung nach Bordeaux ein und legen ihr die Entscheidung über Krieg und Frieden und über Republik oder Monarchie vor. Durch die geschickte Capitulation legen die Leiter der deutschen Politik das Schicksal Frankreichs in die Hände der provisorischen Regierung und der Nationalversammlung und widerlegen zugleich das Gerede, als ob sie auf eine Wiedereinsetzung Napoleons oder seiner Dynastie heimlich hinarbeiteten.
- Die Ueberlassung des unwichtigen Forts Vincennes an die Franzosen ist theils mit Rücksicht auf die Bestimmung desselben als Detentionsort der Pariser Tumultuanten erfolgt, theils als eine Art Anerkennung der ausdauernden Vertheidigung seitens des ritterlichen Siegers aufzufassen. Dagegen ist auf den Einzug in Paris keineswegs definitiv verzichtet, sondern derselbe ist blos verschoben. Der "K. Z." sowie dem "Daily Telegraph" wird aus Versailles geschrieben, daß den Soldaten dieser sichtbare und letzte Triumph nicht vorenthalten bleiben wird.
- General August v. Werder, dessen glorreiche Thaten in Aller Munde sind, wurde 1808 geboren, trat 1825 in das Regiment der Garde du Colps, machte 1842-44 mit den Russen den Feldzug im Kaukasus mit und wurde nach seiner Rückkehr als Hauptmann in den großen Generalstab versetzt. 1866 wurde v. Werder Generallieutenant, commandirte die 3. Infanteriebrigade und zeichnete sich bei Gitschin und Königsgrätz aus.
- Die Gebrüder Rothschild in Paris haben sich erboten, die der Stadt Paris auferlegte Contribution von 200 Mill. Francs vorzuschießen. - Diese Summe macht ungefähr den Betrag, der den deutschen Heeren der dreiwöchentliche Waffenstillstand kostet.
- Am 2. Februar war noch kein Transport mit Lebensmitteln in Paris angekommen, so daß die Noth aufs Höchste gestiegen war. Die dortige Regierung hatte den Lebensmittelvorrath als um acht Tage weiter reichend angesehen, wie derselbe wirklich reichte.
- Wie als König, so setzt der Kaiser von Deutschland seine einfache Lebensweise fort. Er schläft in einem Feldbette und deckt sich, wenn es sehr kalt ist, mit einem Soldatenmantel zu. Früh steht er bald auf und kleidet sich vollständig an. Wenn er sich's bequem machen will, so knöpft er seinen Soldatenrock auf. Sobald er aber Besuch empfängt oder an das Fenster tritt, wird der Rock zugeknöpft. Eines Schlafrocks hat er sich noch nie bedient. Er ist gegen Jedermann leutselig und herablassend und imponirt den Franzosen gewaltig durch seine Heldengestalt.
- Unter den französischen Kriegsgefangenen haben die Nachrichten von der Capitulation von Paris und dem Waffenstillstand einen unbeschreiblichen Jubel hervorgerufen. In Ingolstadt veranstalteten die Turcos vor Freude einen Fakelzug um ihre Baraken.
- Die Lübecker Herren von Bültzingslöwen und Eckhof, denen die letzte Sendung von Liebesgaben an das Strelitzer Bataillon mitgegeben ward, sind am 29. Januar beim Lübeckischen Bataillon in Rouen angelangt und haben die Vertheilung vorgenommen.
- In Betreff der kirchlichen Aufbewahrung des Eisernen Kreuzes für den Feldzug von 1870-1871 ist bestimmt worden, daß nach dem Ableben eines Inhabers die Decoration unter Beifügung eines vollständigen Nationals dem Geistlichen des betreffenden Kirchspiels seitens des Truppentheils übersandt werden soll, wogegen das über die Beleihung mit dem Kreuze ausgefertigte Besitzzeugniß den Hinterbliebenen des verstorbenen Inhabers einzuhändigen, resp. zu belassen ist.
- Wer an den deutschen Kaiser etwas zu schreiben oder zu berichten hat, muß es unter der Adresse thun: "Seiner Majestät dem deutschen Kaiser und König von Preußen." Die Adresse an den Kronprinzen lautet: "Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen des deutschen Reiches und Kronprinzen von Preußen."
- Auf dem Schlachtfelde vor dem Mont Valerien am 19. Jan. fanden die deutschen Soldaten viele gefallene Pariser Nationalgardisten mit prächtigen Panzerhemden und Panzerbeinkleidern. Die Panzer waren von Granatsplittern zerrissen und von Zündnadelkugeln durchbohrt. Andere Nationalgardisten trugen auf Brust und Rücken dicke wollene Lappen, die letzten Liebes- und Angstzeichen ihrer Frauen und Kinder.
- Einem Berichte der 'N. Fr. Presse' aus Versailles vom 27. v. Mts. entnehmen wir Folgendes: "Die Gesichter der beiden hiesigen Hauptquartiere schauen seit den Besuchen Favre's, der von seinem Passirscheine zur Conferenz nach London nach Bismarcks Lection keinen Gebrauch mehr machen zu wollen scheint, sehr befriedigt aus, ja in des Bundeskanzlers Gesicht scheint der alte übermüthige Schalk seiner Jugend wieder wach geworden zu sein. Man erzählt sich bereits, der Kaiser habe im französischen Wortlaute, also nicht für den Abdruck im Staatsanzeiger bestimmt, an die Kaiserin in Berlin telegraphirt: Favre ist hier. Er tritt viel anspruchsloser auf als in Ferrieres. Die Zeit hat ihn mürbe gemacht. So Gott will, werden wir bald einen glücklichen Frieden haben, und ich kann nach Berlin zurückkehren!" - Der Schalk Bismarcks äußerte sich im Pfeifen. Als der Bundeskanzler dem Kaiser über seine Unterredung mit Favre Bericht erstattet hatte und die Präfectur verließ, redete ihn ein hoher Militair an: "Nun Excellenz, werden wir Frieden haben?" - Bismarck lachte und legte den Finger auf den Mund. Dann spitzte er die Lippen und pfiff das Hornsignal der Schlacht: "Gewehr in Ruh!" Und der Bundeskanzler versteht als alter leidenschaftlicher Jäger sehr hübsch und hell zu pfeifen. "Also nur Waffenstillstand?" fragte der General wieder. Bismarck schüttelte die spärlichen Locken seines Hauptes und pfiff dann das Jagd-

[ => Original lesen: 1871 Nr. 11 Seite 3]

signal : "Hallali! Hallali!" - Also das edle Wild ist erlegt! Die Jagd ist aus!
- Bei der Feier der Kaiserproclamation und der Uebergabe von Paris sah man an einer Töchterschule in Hannover ein Transparent mit guten Sprüchen illuminirt:

Aus schweren Zeiten dunkler Nacht
Erstand des deutschen Reiches Pracht.
Es soll das Recht sein Hüter sein,
Und deutsche Sitte keusch und rein.
Im deutschen Reich sei jedes Haus
Der alten Sitte fester Hort!
Fort welscher Tand und fremder Brauch!
Hoch deutsche Sitte, deutsches Wort!
- Ein Schweizer Bäuerlein, welches seit Beginn des Kriege die telegraphischen Depeschen mit großer Sorgfalt studirt, meinte jüngst: "Das muß man sagen, das ist ein Mordskerl, dieser "Officiell". In allen Depeschen ist von ihm die Rede, überall war er dabei und immer vorn. Vor Dem hab' ich allen Respekt!
- In der vorigen Woche hat auf der Strecke Dresden-Freiberg der sächsischen Staatsbahnen eine wahrhaft grausige Eisenbahnfahrt stattgefunden. - Der regelmäßig Abends 9 Uhr von Dresden in Freiberg ankommende Güterzug war mittelst zweier Maschinen ziemlich auf der mehrere hundert Ellen langen Horizontale zwischen der Haltestelle Edle Krone und der Station Klingenberg angekommen, als die Kette riß, mittelst welcher der vorderste Wagen an der Locomotive befestigt war. Der ganze schwer belastete Zug ging augenblicklich rückwärts, anfangs langsam, doch mit jeder Minute schneller auf der von 1:40 sich senkenden kurvenreichen Bahn hinab. Die in der eisigkalten, mondhellen Nacht fast steif gefrorenen 14 Schaffner des Zuges drehten mit der Kraft der Verzweiflung die Bremsen zu, daß die Räder fast standen, aber dennoch brauste der Zug mit unaufhörlicher Schnelligkeit die steil sich neigende Bahn hinab. Es war keine Möglichkeit, den schweren Zug zum Stehen zu bringen, ja nur die Schnelligkeit des immer rasender werdenden Zuges einigermaßen zu mildern. In der Ueberzeugung, daß hier ein Unglück unvermeidlich und der Zug unmittelbar verloren sei, sprangen sieben Schaffner von ihren Wagen herab und fielen unverletzt in den Schnee, die anderen sieben aber hielten todesmuthig aus und quälten sich ab, die Bremsen immer fester und fester zu drehen. Alle ihre Mühe aber war umsonst. Denn die Fahrt erreichte eine solche haarsträubende Geschwindigkeit, daß von den an der Bahn befindlichen Gegenständen nichts mehr zu erkennen war. Die Finsterniß des Tunnels bei Edle Krone flog an den sieben braven Männern vorüber, als wenn eine schwarze Hand schnell vorübergezogen wird. Kaum hatten sie durch diesen schwarzen Punkt sich orientirt, so waren sie auch schon unten in dem eine halbe Meile vom Tunnel entfernten Tharand, dessen Bahnhof sie durchrasten, so daß die auf dem Perron stehenden Bahnbeamten nicht zu erkennen vermochten, ob das ein Personen- oder ein Güterzug war, der an ihnen vorüberflog. Auf der Ebene zwischen Tharand und Hainsberg nahm die Geschwindigkeit allmählig ab, und an letzterem Orte endlich gelang es, den Zug zum Stehen zu bringen, der die ganze 2 Meilen lange Strecke, die 40 Minuten Fahrzeit braucht, in 10 Minuten durchflogen hatte. Wäre nicht glücklicherweise die ganze Bahnstrecke frei gewesen, so hätte keine menschliche Macht das gräßlichste Unglück hindern können.


Anzeigen.

Vorladung.
Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Siemzer Straße sub. Nr. 88 belegene Wohnhaus c. p. des Böttchermeisters Heinrich Nicolaus Wegener aus Zgierz ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Dienstag den 18. April d. J. Morgens 10 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, 26. Januar 1871.
Großherzogliche Justiz-Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Verkaufs-Proclam und Edictal-Ladung.
Zum öffentlichen meistbietenden Verkaufe der dem Käthner Johann Heinrich Gründer zu Grönau gehörigen, daselbst belegenen Käthner- und Meierstelle ist im Wege der Hülfsvollstreckung erster Termin auf den 15. Februar d. J., Mittags 12 Uhr, zweiter Termin auf den 15. März d. J., Mittags 12 Uhr, und dritter und letzter Termin auf den 12. April d. J., Mittags 12 Uhr, an hiesiger Gerichtsstelle angesetzt worden. Es werden daher Kaufliebhaber geladen, sich an den gedachten Tagen im Geschäftslocal des unterzeichneten Amtsgerichts einzufinden, daselbst der Publication der Verkaufsbedingungen und im dritten Termine des Zuschlages gewärtig zu sein.
Zugleich werden alle Diejenigen, welche dingliche Forderungen oder Ansprüche an die zu verkaufenden Grundstücke zu haben vermeinen, aufgefordert, solche bei Vermeidung der Ausschließung mit denselben in dem auf den 15. März d. J., Mittags 12 Uhr, angesetzten Professionstermine anzumelden und sofort gehörig zu bescheinigen.
Ratzeburg, den 4. Januar 1871.
Königlich Herzogliches Amtsgericht.
Sachau.
Bodmer.


Holzerkauf.
Unter den bekannten Bedingungen sollen gegen baare Zahlung meistbietend verkauft werden:
am Freitag den 10. Februar im Schlagbrügger Zuschlage

12 Faden buchen Olm.
Versammlung der Käufer Morgens halb 10 Uhr am Schlagbaum des Zuschlages.
Sonnabend den 11. Februar im Baalen
32 Faden buchen Olm,
2 Faden birken und ellern Knüppel, und
72 1/2 Faden tannen Kluft- und Knüppelholz.
Versammlung der Käufer Morgens 9 Uhr an der Seebrücke am Baalen.
Schönberg, den 5. Februar 1871.
Dankwarth.


Der Unterzeichnete beehrt sich nachstehend die am heutigen Tage erhaltenen Quittungen des Landes-Delegirten, Herrn Drost von Oerzten zu Feldberg, über die von hieraus empfangenen 1700 Thlr. Cour. zur allgemeinen Kenntniß zu bringen.
Schönberg, 6. Februar 1871.
Der Delegirte für die freiwillige Krankenpflege im Fürstenthum Ratzeburg.
C. v. Oertzen.
Von dem Local-Delegirten für das Fürstenthum Ratzeburg, Herrn Landvogtei-Assessor v. Oertzen in Schönberg, sind mir als seitheriger Betrag der Hauscollecte für die Kosten der freiwilligen Krankenpflege 1550 Thlr. zwecks Beförderung an das Central-Comité der deutschen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger in Berlin heute übersendet worden, worüber ich hierdurch mit dem herzlichsten Danke quittire.
Feldberg, den 30. Januar 1871.
Der Landes-Delegirte für die freiwillige Krankenpflege im Großherzogthum Mecklenburg-Strelitz.
v. Oertzen.
550 Thlr.

[ => Original lesen: 1871 Nr. 11 Seite 4]

Von dem Local-Delegirten für das Fürstenthum Ratzeburg, Herrn Landvogtei-Assessor v. Oertzen in Schönberg, sind mir an Gaben für die Kosten der freiwilligen Krankenpflege 150 Thlr. zwecks Beförderung an das Central-Comité der deutschen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger in Berlin heute übersendet worden, worüber ich hierdurch mit dem herzlichsten Danke quittire.
Feldberg, den 30. Januar 1871.
Der Landes-Delegirte für die freiwillige Krankenpflege im Großherzogthum Mecklenburg-Strelitz.
v. Oertzen.
150 Thlr.


400,000 Stück gut gebrannte Mauersteine, wovon Proben zur Ansicht vorliegen, sind zum soliden Preise franco Schönberg abzugeben.
Näheres bei Aug. Spehr.


Zu vermiethen eine Wohnung, bestehend aus drei Stuben, zwei Schlaf- und eine Speisekammer, Küche und Bodenraum.
Gebr. Schweigmann.


Joh. Hr. Habich & Co., Celle, Mitglieder der Habich'schen Familie, in deren alleinigem Besitze sich die Fabrik-Geheimnisse der eingegangenen alten Firma: J. H. Habich's Sohn befinden, setzen die Fabrikation von Kau-, Rauch-, Schnupftaback und Cigarren unter der Firma: Joh. Hr. Habich & Co. fort. Die Fabrikate von der alten renommirten Qualität, von den bewährtsten Werkmeistern der früheren Firma angefertigt, werden bestens empfohlen und können sofort geliefert werden.
Aufträge werden brieflich erbeten.
Celle, Jan. 1871.


Ausverkauf einer großen Auswahl vorjähriger Kleiderstoffe, worunter die neuesten Muster zu sehr billigen Preisen. Ferner eine Auswahl Wintermäntel, Umschlagtücher, Fanchons uns Shawls zu jedem Preise.
Aug. Groth. Marienstraße.


Vom 23. Januar bis Mitte Februar diesjähriger Ausverkauf bei Ludwig Wendt, Lübeck.


Mein Lager von Bairisch Bier auf Flaschen und Gebinden, sowie von Braunbier (sog. hiesiges) in vorzüglicher Qualität empfehle ich hiermit einem geehrten Publikum.
A. Schwiesow. Marienstraße.


Gesucht wird zu Ostern ein Knabe rechtlicher Eltern zur Erlernung der Müllerei von H. Rocksien, Lockwisch-Mühle.


Zu verkaufen ein neues Harmonium (kleine Orgel), passend für kleine Kirchen oder Schulen bei O. J. F. Soltau, Instrumentenmacher in Ratzeburg.


Knaben, welche zu Ostern d. J. das hiesige Gymnasium oder die Domschule besuchen sollen, finden bei mir freundliche Aufnahme, sowie Anleitung und Nachhülfe bei ihren Schularbeiten.
Auch nehme ich Anmeldungen neuer Schüler für die unter meiner Leitung stehende Domschule zum Ostertermine schon jetzt entgegen.
J. H. Voß. Lehrer.
Domhof-Ratzeburg, den 19. Jan. 1871.


W. Kolls, Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Als Schneiderin empfiehlt sich in und außer dem Hause Luise Lohse in Selmsdorf.


Meteorologische Beobachtungen.
Feb.
1871.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
3.
4.
5.
6.
38.90
35.55
37.12
31.27
-8.7
-8.8
-2.8
-2.0
-2.7
-0.9
-1.6
2.8
O
SSO
ONO
SW
0
0
1
1
heiter.
bedeckt.
-
trübe.

Am 4. und 5. auf 1 []' 20 und 50 Cbkz. Regen, Hagel und Schnee.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.12 - 12 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.13 - 14Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.36 - 48 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.30 - 32 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.20 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.12 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.5 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans d. St.28 - 36 Schilling (Mecklenburg),
Flickgans d. St.24 - 30 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.10 Schilling (Mecklenburg),
Schweinskopf d. Pf.6 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 Schilling (Mecklenburg),
Eier 4 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.5 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen18 - 19Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen12 1/2 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/4 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer12 - 13Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 14Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Wicken11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat18 - 18Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


Hiezu Officieller Anzeiger Nr. 9.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD