No. 5
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 17. Januar
1871
einundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1871 Nr. 5 Seite 1]

Nachdem am heutigen Tage die halbmonatlichen Unterstützungsgelder an die bedürftigen Familien der einberufenen Reservisten und Landwehrmänner des hiesigen Fürstenthums ausbezahlt worden, wird hiedurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die nächste halbmonatliche Zahlung dieser Gelder am Dienstag den 24. Januar 1871, Morgens 9 Uhr, in der Wohnung des mitunterzeichneten Assessors von Oertzen stattfindet. Die Unterstützungsberechtigten haben sich zur genannten Stunde pünktlich daselbst einzufinden.
Es wird noch bemerkt, daß, sobald Reservisten, Ersatzreservisten und Landwehrmänner, deren Familien Unterstützungen aus der Kreis-Commissariats-Casse empfangen, in ihre Heimath entlassen worden, selbige diese ihre Entlassung vom Militair persönlich dem Assessor von Oertzen anzuzeigen haben.
Schönberg, den 7. Januar 1871.

Das Kreis-Commissariat des Fürstenthums Ratzeburg.
C. v. Oertzen. H. Burmeister.


-In der Nacht vom 13. zum 14. erfolgten heftige Ausfälle aus Paris gegen die Positionen der Garde bei Le Burget und Drancy, des 11. Corps bei Meudon und des 2. baierischen Corps bei Clamart, welche überall siegreich zurückgeschlagen wurden. Rückzug des Feindes an einzelnen Stellen fluchtartig.
- Der Großherzog telegraphirte an die Großherzogin zu Schwerin, daß am 11. Januar in der Gegend von Le Mans heftige aber siegreiche Gefechte stattgefunden haben, wobei fast 18,000 Gefangene gemacht wurden bei geringen Verlusten.
Auch am 12. Januar haben ebendort wieder heftige aber siegreiche Gefechte stattgefunden. Das Hauptquartier des Großherzogs ist im Schlosse Montfort.
Aus Versailles wird in der Nacht zum 13. gemeldet: Französische West-Armee von der zweiten deutschen Armee unter Friedrich Carl, Großherzog von Mecklenburg vollständig geschlagen. Stadt genommen, große Vorräthe erbeutet, Feind wird verfolgt.
- Es wird sehr unbehaglich in Paris. Die deutschen Granaten fliegen in Menge (in einer Nacht 2000) in die innere Stadt, sie haben in dem Pantheon, im Odeon, in den Straßen und Plätzen St. Quentin, St. Jaques, Grenelle, Vaurigard und St. Germain bereits Tod und Verderben angerichtet; an einem Tage wurden in den Straßen 15 Menschen getödtet und viele Häuser gingen in Flammen auf. Das Wort Capitulation tritt unwillkürlich den Parisern auf die Zunge, sie sträuben sich aber noch, es herunter zu thun. Trochu weist in einer Proclamation die Capitulation zurück und die Barricaden-Commission hat geschworen, Paris Schritt für Schritt zu vertheidigen. Die Generale Ducrot und Pellissier wurden in den Forts durch Bombensplitter verwundet.
- General v. Manteuffel hat den Oberbefehl über die gesammte Vogesen und Ost-Armee (Corps der Generale v. Werder und v. Zastrow) übernommen und kämpft gegen die vereinigten Armeen von Bourbaki, Garibaldi und Bresolles. Das Commando der seither von ihm geführten ersten Armee führt General Göben (gegen Faidherbe).
- Privatbriefe französischer Offiziere in der Loire-Armee des Generals Chanzy vergleichen die letzten Kämpfe mit dem Feldzug von 1812 in Rußland, die Kälte und die Noth sei kaum geringer. Die Leiden der jungen Truppen seien unerhört, viele marschiren tagelang baarfuß auf Schnee und Eis und leiden Mangel an Allem. "Ich selbst," schreibt ein Offizier, 'habe nach langem Fasten einem Bauern ein halbverschimmeltes Schwarzbrod für 7 Frcs. abgekauft; wie steht es da um den armen Soldaten, der keinen Sous in der Tasche hat. Ueber das Schicksal der Verwundeten schweigt man am besten, es ist himmelschreiend; das schrecklichste Elend herrscht in dem Lande, das wir durchziehen." Deutsche Soldaten ergänzen in Feldpostbriefen diese Schilderungen. Sie treffen Haufen erfrorener Franzosen, sie waren leicht verwundet, blieben liegen und erfroren. Einer schreibt: Wir lagerten auf freiem Felde, unsern von Franzosenleichen; da sahen wir einen Arm aus einem Leichenhaufen sich erheben, wir eilen hinzu und finden einen Franzosen, der nur den Arm regen kann. Wir thauen ihn auf und bringen ihn zum Leben zurück und nun erzählt er, wie er leicht verwundet seit 24 Stunden in der Kälte lag und scheinbar erfroren war; die Mittagssonne aber bringt etwas Leben in ihn zurück, er hört etwas um sich herum und hebt mit furchtbar Anstrengung den Arm, um ein Zeichen zu geben. - Englische Berichte schildern Aehnliches und klagen, Gambetta mit seinen erzwungenen Massenaushebungen ruinire die Nation.
- Jeder Granatschuß eines Vierpfünders kostet 1 Thlr. 10 Sgr., eines Sechspfünders 1 Thlr. 20 Sgr., eines Zwölfpfünders 2 Thlr. 18 Sgr., eines Vierundzwanzigpfünders 4 Thlr. 12 Sgr., eines 72-Pfünders 200 Thlr., eines 96-Pfünders 300 Thlr., eines 1000-Pfünders, wozu die Riesenkanone von Krupp gehört, 800 Thlr.
- Die patriotische Partei in Bayern widersetzt sich dem Eintritt Bayerns in das deutsche Reich aus allen Kräften; sie beantragt, daß die jetzt darüber berathende Kammer die betr. Verträge verwerfe. Ihr gilt nichts die Zustimmung des Königs und der Regierung, nichts die Einigkeit Deutschlands und die Majestät des Reichs, sie erkennt in ihnen nur den Untergang Bayerns. Jörg, der Führer und Sprecher der Partei, beantragt daher in

[ => Original lesen: 1871 Nr. 5 Seite 2]

den Verhandlungen der Kammer Ablehnung, er könne nicht anders und wenn die Regierung ihm und seiner Partei nicht glaube, so möge sie das Volk fragen. Um keinen Preis möchte er zu denen gehören, die dem Könige den Eintritt angerathen haben, er würde fürchten, daß eine kalte Hand aus der Theatinerkirche (wo König Max liegt) herauslange und ihn zermalme. -Der Saal und die Logen sind in jeder Sitzung überfüllt, denn der Hammer hebt aus zur zwölften Stunde.
- Die Deutschen glauben endlich die geheimen Wege gefunden zu haben, auf denen sich die Pariser theilweise mit Proviant versorgen. Diese Wege führen jedenfalls durch die Katakomben, welche sich unter ganz Paris und die weite Umgegend hinziehen. Große Zufuhren sind jedoch auf diesem Wege nicht möglich.
- Leute, die alte und neue Geschichte studirt haben, wollen wissen, daß sich die Straßburger vor zweihundert Jahren ins Französische viel leichter gefunden haben, als heute ins Deutsche. Ja, sagt mein Nachbar, ins leichte Genre findet man sich leichter als ins ernste Genre.
- In einem Verlassenen Dörfchen, eine halbe Stunde vor der großen Festung Belfort, liegt ein preußisches Landwehrbataillon auf Vorposten; ihm führten mehrere Schweizer unter großer Gefahr einige Lebensmittel zu: Kirschwasser, Käse, Zucker und Rum. Die größte Freude richteten sie mit einem Topf condensirter Milch, zwei Stahlfedern und einem Gläschen Tinte an. Der Oberst lud die Schweizer Abends zu Gaste, sie trafen ihn, wie er Zwiebeln schnitt und sein Adjutant, ein Staatsanwalt, hackte Beefsteaks klein. Der Staatsanwalt verstand sich aufs Kochen, die Beefsteaks waren vortrefflich und der Punsch wurde aus einem alten Waschbecken getrunken.
- Nach einer Bekanntmachung des Kriegsministeriums in Berlin sind wiederum 13 kriegsgefangene französische Offiziere unter Bruch ihres Ehrenwortes entflohen. Die Zahl 13 scheint aber wenigstens dem einen dieser Ehrenmänner, mit Namen de Metz-Noblat, kein Glück gebracht zu haben: er ist wieder eingefangen worden.
- Louis Napoleon hat sein "Buch über den Vergleich der preußischen und französischen Heeres-Organisation" beendet, und soll dasselbe demnächst der Oeffentlichkeit übergeben werden. - Der Kaiser empfing, so wird aus guter Quelle versichert, bei Gelegenheit des neuen Jahres gegen 300 Briefe von gefangenen Unterofficieren und Soldaten, wovon einige bis zu 100 Unterschriften enthielten. Sehr viel Geld wurde in seinem Namen an die Verwundeten geschickt.
- Der Gouverneur der Küstenlande verbot die unberufene Beförderung von Briefen, Packeten und sonstigen Gegenständen, welche von französischen Offizieren herrühren oder für solche bestimmt sind. Personen, welche dieses Verbot übertreten, werden in Gemäßheit des § 9 des Gesetzes über den Belagerungszustand bestraft.
-Uebereinstimmend wird aus Wien wie aus London gemeldet, daß die Conferenz daselbst am 17. d. Mts. eröffnet werden wird, und zwar eventuell auch ohne Vertreter Frankreichs. Es wird bereis gesagt, daß die erste Sitzung am genannten Tage Nachmittags 1 Uhr stattfinden werde.
- In Paris werden jetzt täglich 650 Pferde geschlachtet und verzehrt, auch die beiden letzten Elephanten und Bären im sogen. Pflanzengarten sind den Weg alles Fleisches gegangen, das Pfund Bärenfleisch kostete 14 Frcs. Die Bärenköpfe wurden im Schaufenster ausgestellt. So möchte ich die Köpfe Bismarck's und Moltke's sehen, sagte ein Vorübergehender laut.
- Auf den Berliner Bahnhöfen herrscht reges Leben. In jeder Nacht ziehen neue Regimenter, meist alte Landwehrleute, hinaus in den Krieg. Es giebt manche heitere und viel mehr ernste Bilder; denn Viele trennen sich von Weib und Kind. In einer der letzten Nächte war das Commando zum Einsteigen bereits gegeben und ein Augenblick der Stille eingetreten; da tönte durch die Nacht ein Kinderstimmchen: "Lieber Vater, komm' bald wieder!" Alle Umstehenden waren tief ergriffen. Der Vater hatte den Ruf auch vernommen und rief: "Lieb Kind, wie Moltke will!" -"Hurrah, Moltke!" riefen die Soldaten, das Signal ertönte und der Zug brauste davon.
- In einem Posthause nahe bei Paris sollte ein preußisches Feldpostrelais eingerichtet werden. Ein Zimmer wurde dazu angewiesen. In demselben stand ein Bücherschrank, angefüllt mit den Werken größerer und kleinerer Geistesheroen, die in prächtigen Einbänden und vergoldeten Titeln entgegen leuchteten. Als man einige Bücher herauszog, waren sie von Holz und inwendig hohl. So hat sich auch in dieser unbedeutenden Sache wieder gezeigt, daß Vieles bei den Franzosen auf Schein und eitlen Prunk berechnet war. Man nahm die hölzernen Bücher aus dem Schrank und heizte damit ein.
- Das Jahr 1871 ist ein Sonntagskind. Es hat an einem Sonntag angefangen, hört mit einem Sonntag auf und hat 53 Sonntage statt 52. Die Herren Geistlichen müssen eine Predigt mehr und die Sonntagsblätter eine Nummer mehr bringen und der Leser hat einen Sonntagsbraten mehr zu verzehren als in ändern Jahren; das ist hoffentlich der Braten am Friedensfeste.
- Ein gefangener französischer Oberst nebst seinem Diener, welche beide von der Festung Graudenz entflohen und bei Gollub über die Grenze gegangen waren, ist von den russischen Behörden wieder nach Thorn ausgeliefert und weitertransportirt worden. Es wird erzählt, daß die Aufnahme, die er jenseits des preußischen Gebietes gefunden habe, geeignet sei, ihm selbst wie etwaigen Nachahmern dergleichen Unternehmungen gründlich zu verleiden.
- Der Staatsanzeiger meldet: "Die Zahl von 3577 Officieren, 113,700 Mann - sämmtlich unverwundet und etwa 2100 Geschützen, sowie 56 Adler, welche bis zum Schlusse des Monats September in die Hände des deutschen Heeres gefallen sind, hat sich im Laufe der Monate October und November auf 10,067 Officiere, 303,842 Mann unverwundeter Kriegsgefangenen, auf etwa 4130 Geschütze unter denen 170 Mitrailleusen und auf 112 Adler erhöht. - (Die Zahl der Gefangenen soll jetzt 390,000 betragen.)
- Drei französische Unterofficiere, welche aus dem Schlosse Gottorf in Schleswig über die dänische Grenze geflohen waren, sind von den Dänen in festlichster Weise aufgenommen worden. Es waren 2 Franzosen und 1 Elsässer, der etwas deutsch sprach. Alle drei waren in Civilkleidern. Sie haben die ganze Tour von Schleswig längs der Bahnlinie zurückgelegt, und zwar zur Nachtzeit, während sie sich am Tage versteckt hielten, Einer konnte wegen Erschöpfung nicht weiter marschiren. Sie wurden in Bastrup auf zwei Wagen gepackt. Der Küster ritt auf einem Schimmel, den Danebrog in der Hand, mit dem Rufe: Vive Franzmann! bis Wamdrup dem Zuge voran. Die Ankunft der drei Franzosen war bereits nach Kolding telegraphirt worden und fand bei der Ankunft des Zuges in Wamdrup die Koldinger Liedertafel daselbst parat, um die Auskneifer mit einem Choral zu bewillkommnen. Auch in Wamdrup wurden sie wieder erquickt und mit Geld beschenkt. Von Wamdrup wurden sie nach Kolding gebracht, wo die Feier des Tages mit einem Festmahl und Illumination beschlossen wurde.
- Marschall Bazaine in Cassel hat sein jüngstes Kind, mit dem ihn seine Frau beschenkte, auf französischer Erde taufen lassen. Er hat nach Frankreich geschickt und sich von dort einige Körbe Erde holen lassen.
- Unter den bei Orleans Gefallenen ist der Vicefeldwebel Wichern, ein Sohn des bekannten Gründers des Rauhen Hauses in Hamburg.
- Der populärste Mann in Amerika ist der König Wilhelm von Preußen. Man kauft keine Cigarre und keinen Taback, keine Chocolade und keinen Thee, wenn nicht auf der Hülle das Bild des Königs enthalten ist. Die gemalten Indianer auf den Tabackspacketen sind ganz außer Mode gekommen.
- General Moltke ist eine hochgefeierte Person in Versailles. So oft er des Mittags zu Tische kommt, so oft erheben sich alle Fürsten und Officiere, die mit ihm an einer Tafel sitzen, ihn zu begrüßen. Bei Tisch empfängt er fortwährend Depeschen und Briefe. Wenn er nach Tisch seine Cigarre behaglich schmaucht, da betrachtet man es als ein Zeichen, daß Alles seinen guten Gang geht. Wenn er aber aufsteht und forteilt, da sind außerordentliche Dinge im Anzuge.
- In Geestemünde ist der Dampfer 'Baltimore' eingetroffen, welcher einen prachtvoll gearbei-

[ => Original lesen: 1871 Nr. 5 Seite 3]

teten Säbel als Geschenk von dem deutsch-patriotischen Frauenverein in Newyork für den Grafen Moltke überbringt.
- In Luxus- und Modeartikeln haben die Berliner zu Weihnachten glänzende Geschäfte gemacht. Selbst aus Ländern, die sonst alles aus Paris bezogen, aus Belgien, Holland, Rumänien und Rußland sind Bestellungen in Berlin gemacht worden. Besonders gut gingen fertige Damenkleider, künstliche Blumen und Federn, Lederwaaren, Handschuhe, seidene und halbseidene Stoffe.
- Das Lübecker Polizeiamt publicirt eine Verordnung, nach welcher alle für den Ausschank von Wein und Bier in Wirthschaften bestimmten Gefäße, also namentlich auch die Gläser und Seidel, vom 1. Januar 1871 an vermittelst eines äußerlich eingeschliffenen, eingeschnittenen oder eingebrannten Striches geaicht sein müssen.
- Bei einigem Talent kann man in unserer Zeit ein schönes Alter erreichen und zwar ohne Unterschied des Standes und Berufes. Der Priester Wagner in Wien wurde z. B. 92 Jahre alt, ein Kriegsveteran Mayer 95 und eine Bettlerin sogar 107 Jahre alt. Ihr Fräulein Tochter hat's bereits zu 86 Jahren gebracht. Der Schuster Wozny in Prag brachte es bei Pfriem und Ahl zu 120 und ein Hausbesitzer in Wien zu 126 Jahr. Das scheint also der gesündeste Stand zu sein.
- In einem Hause in Breslau wohnten unten drei französische Offiziere und oben unter dem Dache die arme Frau eines Landwehrmannes. Der kleine Knabe der Frau war der tägliche muntere Besuch der Offiziere; plötzlich blieb er acht Tage aus und als er wieder kam, fragten ihn die Franzosen: wo warst du? - Ach, sagte der Knabe, der Storch hat ein Schwesterchen gebracht und ich habe die Mutter und das Schwesterchen gepflegt; wir wollen das Schwesterchen auch taufen lassen, aber Niemand will Pathe sein. - So? dann wollen wir's sein. Sie fuhren mit der Hebeamme und dem Kindlein in die Kirche, hoben es aus der Taufe und banden ihrem Pathen einen Hundertthalerschein an. - In Königsberg riefen zwei französische Offiziere, als ein preußischer Landwehrmann an Krücken mühsam vorbeihumpelte, eine Droschke an und fuhren ihn in seine Wohnung. Die Zuschauer brachen in lautes Bravo aus.
- Einer amerikanischen Zeitung entnehmen wir folgende interessante Notiz: Der in Californien befindliche Tahoe-See hat die Eigenthümlichkeit, daß er das Schwimmen darin fast zur Unmöglichkeit macht, indem er gleichsam Jedem die Schwimmkraft nimmt. Die geübtesten Schwimmer können sich in dem See nicht "ober Wasser" halten und müssen rasch nach dem Ufer zurückkehren, wollen sie nicht einem sichern Tode entgegengehen. Selbst die Leichen Ertrunkener giebt der See nicht zurück und ist noch niemals der Körper der zahlreich in seinem Wasser Ertrunkenen an das Ufer gespült worden oder ein Leichnam auf der Oberfläche des Tahoe-Sees erschienen. Selbst aus Fichtenholz gefertigte Boote halten sich nur eine kurze Spanne Zeit auf der Oberfläche des See's, auch sie verschwinden, um nie wieder zu erscheinen. Das Wasser ist klar wie Krystall, und sieht man, wenn man mit einem leichten Boot sich für eine Viertelstunde hinaus in den See wagt (den Rückweg muß man natürlich so rasch wie möglich antreten und dabei oft noch mühsam an das Ufer schwimmen), auf dem Grund des See's Holz, versunkene Boote, Menschenkörper etc. - Die Eigentümlichkeit des Tahoe-See's ist bis heute einer wissenschaftlichen Untersuchung noch nicht unterworfen worden.


Anzeigen.

Der Unterzeichnete erlaubt sich, das am gestrigen Tage empfangene Schreiben des Landes-Delegirten, Drosten v. Oertzen, d. d. Feldberg, 21. December 1870 sowie dessen Aufruf von demselben Tage und zwei diesem Schriftstücke beigefügte Circulare, d. d. Versailles, 1. December und Berlin, 2. December v. J. in dem Nachstehenden zur öffentlichen Kenntniß zu bringen.
Ew. Hochwohlgeboren beehre ich mich, anbei eine Anzahl von Exemplaren meines Aufrufes vom heutigen Tage, betreffend die zur Herbeischaffung der Mittel für die freiwillige Krankenpflege zu veranstaltende Hauscollecte, mit dem ganz ergebensten und angelegentlichsten Ersuchen zuzustellen, sich nöthigenfalls mit Zuziehung und unter Hülfsleistung der vorhandenen Hülfsvereine, der Pastoren oder der Ortsvorstände der Leitung dieser Collecte im dortigen Fürstenthume unterziehen und mir die Zeichnungslisten und deren Beträge demnächst übermitteln zu wollen. Ew. Hochwohlgeboren wollen hierbei davon ausgehen, daß diese Hauscollecte eine Heranziehung aller Classen der Bevölkerung bezweckt und daß demgemäß auch die allergeringsten Beiträge mit dem wärmsten Danke entgegengenommen werden. Es wird mithin zweckmäßig sein, wenn die mit der wirklichen Einsammlung der Collecte beauftragten Personen von Haus zu Haus gehen und Anweisung erhalten, Niemanden dabei zu übergehen.
Sollten Kosten aus diesem Verfahren erwachsen, so wollen Ew. Hochwohlgeboren solche von dem Ergebnisse der Collecte zurückbehalten.
Indem ich einer recht baldigen Benachrichtigung über den Ausfall der Collecte entgegensehe, benutze ich schon jetzt diese Gelegenheit, um Ew. Hochwohlgeboren meinen wärmsten Dank für diese gefällige Geschäftsübernahme auszusprechen, und verbinde hiermit die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung.
Feldberg, 21. December 1870.
Der Landes-Delegirte für die freiwillige Krankenpflege im Großherzogthum Mecklenburg-Strelitz.
W. v. Oertzen.

An den Herrn Landvogtei-Assessor von Oertzen Hochwohlgeboren Schönberg.

Die beiden hier beigefügten Circulare legen die Größe der Aufgabe, welche die freiwillige Krankenpflege, insbesondere das an der Spitze derselben stehende Central-Comite der deutschen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger in Berlin, für die Verwundeten und Kranken der gegen Frankreich kämpfenden deutschen Heere zu lösen hat und des daraus hervorgehenden dringenden Geldbedürfnisses genau dar.
Es ist mit Rücksicht hierauf beschlossen worden, eine Hauscollecte in allen Theilen des deutschen Vaterlandes zu veranstalten und nehme ich in dieser Beziehung Bezug auf die von der hohen Großherzoglichen Landesregierung unterm 15. d. Mts. erlassene Bekanntmachung, durch welche mir gestattet worden ist, die Hauscollecte im hiesigen Großherzogthume in Vollzug zu setzen.
Indem ich auf das Dringendste eine recht zahlreiche Betheiligung an dieser Collecte hierdurch empfehle, bemerke ich, daß jeder, auch der geringste Beitrag, mit dem wärmsten Danke angenommen wird, und bitte, womöglich sich zu monatlichen oder wöchentlichen Beiträgen verpflichten zu wollen, damit der Bestand der Vereinskasse dauernd gesichert sei. Jeder Beitragende wolle seinen Namen und seinen Beitrag in die ihm zu dem Ende vorzulegende Liste eintragen, und zwar die einmaligen, monatlichen oder wöchentlichen Zahlungen in die dazu bestimmten besonderen Columnen.
Feldberg, den 21. December 1870.

Der Landes-Delegirte für die freiwillige Krankenpflege im Großherzogthum Mecklenburg-Strelitz.
W. von Oertzen.

Bekanntmachung.

Die opferwillige Thätigkeit der Vereine und unzähliger einzelner Personen hat sich während des Krieges mit Frankreich in größtem Umfange und in segenbringendster Weise entfaltet. Dadurch allein ist es möglich geworden, an den Stellen des Bedarfs Lazarethe und Depots, Nachtlager-, Verbands- und Erfrischungs-Stationen zu errichten, warme Kleidungsstücke reichlich zu vertheilen, sowie die sämmtlichen der freiwilligen Krankenpflege dienenden Anstalten dem Bedürfnisse entsprechend zu versorgen, mit einem Wort, die Leiden, welche der Krieg in seinem Gefolge hat, zu heilen oder wenigstens zu lindern. Doch ist die Aufgabe hiermit noch nicht gelöst. Durch die Dauer des Krieges und die weite Ausdehnung des Kriegsschauplatzes hat das Bedürfniß einen unerwarteten Umfang angenommen und seine zeitliche Begrenzung bleibt noch unabsehbar, da sich die Thätigkeit der freiwilligen Krankenpflege naturgemäß selbst über Waffenstillstand und Frieden hinaus erstrecken muß.
Ich weiß, daß die Stimme, die sich an das

[ => Original lesen: 1871 Nr. 5 Seite 4]

warme Herz und die offene Hand des deutschen Volkes für eine wahrhaft gute und nationale Sache wendet, nie ungehört bleibt, und ich spreche daher in der vollen Zuversicht reichen Erfolges von Neuem die Bitte aus, durch Zuwendung von Geldmitteln und zweckentsprechenden Gaben jeder Art die Durchführung des unternommenen Werkes unterstützen und bis zu seinem guten Ende sichern zu wollen.
Wer helfen will, der helfe rasch. Die in Deutschland bestehende Organisation der Vereine zur Pflege verwundeter und erkrankter Krieger bietet das Mittel, die gegebenen Unterstützungen schleunigst und planmäßig der Absicht der Geber gemäß den Verwundeten und Kranken zuzuführen und für dieselben bestimmungsmäßig zu verwenden. Möge daher Jeder seine Geldbeiträge und sonstigen Gaben an das Central-Comite der deutschen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger (Berlin, Unter den. Linden 12) oder an die mit denselben in Verbindung stehenden Landes- und Provinzial-Vereine abliefern, da nur durch die Zusammenfassung der Gaben in einer Hand, deren nützliche und planmäßige Verwendung gesichert erscheint.
Versailles den 1. December 1870.

Der Königliche Commissar und Militair-Inspecteur der freiwilligen Krankenpflege bei der Armee im Felde.
Fürst von Pleß.

Seit wir, in unserm Circular vom 2. v. M. gleich nach der Capitulation von Metz, um erneute Theilnahme für unsere Aufgabe und um neue Mittel für deren Lösung baten, ist uns durch Gaben besonders aus dem Auslande die Fortsetzung derselben ermöglicht worden.
Unsere Gesammteinnahme, welche sich damals auf 2,476,322 Thlr. 18 Sgr. 9 Pf. belief, ist inzwischen bis auf 2,806,737 Thlr. 15 Sgr. 2 Pf. angewachsen. Hiervon waren jedoch 43,772 Thlr. 1 Sgr, 2 Pf. einzelnen Landes-Vereinen oder für besondere Zwecke anderen Vereinen zu überweisen, und 516,052 Thlr. 3 Sgr. 1 Pf. sind, weil von den Gebern für die Invaliden des jetzigen Krieges und vornämlich für die Wittwen und Waisen der Gefallenen bestimmt, der von uns ins Leben gerufenen Deutschen Wilhelms-Stiftung zugekommen, aus welcher schon jetzt für die Linderung vielfacher Noth ernstlich Sorge getragen wird.
Zu unserer Verwendung bleiben von der Gesammteinnahme: 2,246,915 Thlr. 10 Sgr. 11 Pf. Davon sind

a. für Rechnungen über Lieferung von Lazareth-Material aller Art: 1,714,177 Thlr. 2 Sgr. 2 Pf. und
b. für andere Baarzahlungen an die Lazarethe, die Depots, die Delegirten und das Evacuations- und Pflege-Personal 389,511 Thlr. 29 Sgr. 3 Pf., zusammen also: 2,103,689 Thlr. 1 Sgr. 5 Pf. bereits verausgabt.
Den Betrag des Baarbestandes von 143,226 Thlr. 9 Sgr. schulden wir zum bei Weitem größten Theile für gemachte, zur Besorgung der Depots nothwendige Bestellungen. Daneben besteht unsere Verpflichtung zu andern Baarzahlungen nach wie vor fort.
In welchem Umfange unsere Depot-Abtheilung, unter sorgfältigster Berücksichtigung aller Bedürfnisse der Verwundeten und Kranken, bis jetzt thätig gewesen ist, legt deren Uebersicht vom 30. v. M. überzeugend dar. Tag für Tag hat sie, den dringendsten Requisitionen Folge leistend, den von ihr gemachten 724 großen Sendungen an die Lazarethe und Depots neue Sendungen an die jetzt in den occupirten Landen thätigen Depots zu Hagenau, Weißenburg, Nancy, Pont à Mousson, Metz, Chalons, Epernay, Rheims, Soissons, Dammertin, Chateau Thierry, Meaux, Lagny, Corbeil, St. Germain (Corbeil) und Versailles und an die Lazarethe auf dem Kriegsschauplatze folgen zu lassen.
Der Krieg dauert immer noch fort und fast jeder Tag führt den Lazarethen zahlreiche neue Verwundete zu. Die Anstrengungen und die rauhe Jahreszeit mehren die große Zahl der Kranken.
Unter solchen Umständen müssen wir, auf das Innigste für jede uns gewährte Hülfe dankend, um neue und reichliche Gaben aus der Nähe und aus der Ferne dringend bitten, um unsere Arbeit bis zu dem Friedensschlüsse und über denselben hinaus bis zur Evacuirung der Lazarethe fortsetzen zu können.
Wir sind fest versichert, hierbei keine Fehlbitte zu thun; denn wie beträchtlich auch die Opfer sind um welche wir Reiche und Minder vermögende angehen, sie sind überaus gering im Vergleich mit denjenigen, welche ein siegreicher Feind ihnen auferlegt haben würde.
Gott der Herr segne alle opferwilligen Geber!
Unsere Central-Casse ist nach wie vor hier Unter den Linden Nr. 12.
Berlin, am 3. December 1870.

Das Central-Comité der deutschen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger.
R. von Sydow.

Indem der Unterzeichnete, dem auch eine Anzahl Listen zur Einzeichnung der einzelnen Beiträge zugegangen ist, sich hierdurch bereit erklärt, der Leitung dieser Collecte im hiesigen Fürstenthum sich zu unterziehen, richtet er an die verehrlichen hier bestehenden Hülfsvereine, die Herren Pastoren und Ortsvorstände die ebenso dringende wie ganz ergebenste Bitte, ihm in dieser Angelegenheit ihren Rath und ihre Hülfe zu Theil werden zu lassen, damit diese gute Sache möglichst gefördert und eine reiche Ernte erzielt werde. Zwar ist während des gegenwärtigen Krieges die Opferwilligkeit der Ratzeburger schon vielfach in Anspruch genommen worden; trotzdem giebt der Unterzeichnete sich der freudigen Hoffnung hin, daß die hiesige Bevölkerung sich auch dies Mal werde bereit finden lassen, ihre Hände aufzuthun und zu geben, um ihrerseits zur Linderung der unsäglichen Leiden und Drangsale des Krieges auch etwas beizutragen.
In den nächsten Tagen wird der Unterzeichnete die Zeichnungslisten in die einzelnen Ortschaften gelangen lassen, und spricht hiermit die herzliche und dringende Bitte aus, möglichst schnell und möglichst reichlich an der Sammlung sich betheiligen zu wollen.
Schönberg, den 11. Januar 1871.

Der Delegirte für die freiwillige Krankenpflege im Fürstenthum Ratzeburg.
C. v. Oertzen.


Die Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt ist an jedem Mittwoch von 8 - 12 Uhr Vormittags und während des bevorstehenden Antonitermines vom 17. bis 24. Januar d. J. täglich von 8 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet.
Die Ersparniß-Anstalt nimmt jederzeit Einlagen an und berechnet die Zinsen für die Einlagen, welche jetzt oder im Termine gemacht werden, vom Antonitermine d. J. an.
Ebenso nimmt die Vorschuß-Anstalt jederzeit beliebige Summen zur Verzinsung an, auch gewährt dieselbe Darlehn gegen 5 % und gegen Bürgschaft zweier solider im hiesigen Fürstenthume wohnhafter Männer oder gegen Verpfändung von Werthpapieren.
Schönberg, den 12. Januar 1871.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Wigger. Burmeister. W. Saß. Aug. Spehr. C. Drevs.
Secretair : R. Rackow, Adv.


Hiezu officieller Anzeiger Nr. 5 und eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1871 Nr. 5 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 5 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 17. Januar 1871.


In der am 15. December beendeten Ziehung der letzten und Hauptclasse 69. Braunschweiger Lotterie hat sich unsere Hauptcollecte wiederum, wie schon so oft, als die Allerglücklichste bewiesen, indem in dieselbe folgende größeren Gewinne fielen:

20000 Thlr. auf Nr. 17409   200 Thlr. auf Nr. 5818
6000 " " " 1264   200 " " " 5837
4000 " " " 5871   200 " " " 12682
4000 " " " 32130   200 " " " 13352
2000 " " " 5847   200 " " " 27259
1000 " " " 5814   200 " " " 29015
1000 " " " 12668   200 " " " 37620
1000 " " " 13340   100 " " " 5821
1000 " " " 27818   100 " " " 5853
1000 " " " 32129   100 " " " 14215
1000 " " " 40664   100 " " " 19195
400 " " " 1257   100 " " " 23468
400 " " " 5867   100 " " " 20364
400 " " " 5899   100 " " " 29001
400 " " " 7236   100 " " " 29062
400 " " " 17413   100 " " " 29063
400 " " " 24847   100 " " " 29067
400 " " " 27294   100 " " " 37635
400 " " " 27295   100 " " " 40015
400 " " " 27298   100 " " " 40682
400 " " " 40019   100 " " " 49657
400 " " " 40675
Auf obiges besonders günstiges Resultat hinweisend, welches sich keine andere Collecte zu erfreuen hat, empfehlen wir zu der ersten Classe 70. Lotterie, welche am 26. und 27. Januar 1871 gezogen wird, und in welcher folgende größere Gewinne gezogen werden als:
Pr. Thlr. 100.000, 60.000, 40.000, 20.000, 15.000, 12.000, 2 mal 10.000, 2 mal 8000, 6000, 2 mal 5000, 5 mal 4000, 2 mal 2500, 13 mal 2000, 24 mal 1500, 105 mal 1000, 7 mal 500, 160 mal 400, 17 mal 300, 281 mal 200, 430 mal 100, u. s. w.
Ganze Loose à 4 Taler (Mecklenburg), Halbe à 2 Taler (Mecklenburg), Viertel à 1 Taler (Mecklenburg), Achtel à 1/2 Taler (Mecklenburg).
Wir führen jeden an uns ergehenden Auftrag entweder durch Postvorschuß oder Baarsendung prompt und verschwiegen aus, senden nach jeder Ziehung Gewinngelder, Ziehungslisten und Apelloose in gewohnter Weise zu. Man wende sich baldigst direct an das glückliche Hauptcomptoir von Adolph Lilienfeldt & Co. Graskeller Nr. 7, Hamburg.


Düng-Gyps, Vieh- und Futter-Salz, nach Anwendung außerordentlich lohnend bei H. L. Haukohl, Sandstr. 1003, Lübeck.


[ => Original lesen: 1871 Nr. 5 Seite 6]

Von der Sparcasse des Schweriner Vorschuß-Vereins bin ich beauftragt, Gelder von 16 ßl. an bis zu jeder beliebigen Summe anzunehmen, mit vier pro Cent jährlich zu verzinsen und Pöste bis 5 Thlr. sofort, bis 100 Thlr. nach dreimonatlicher und über 100 Thlr. nach sechsmonatiger Kündigung zurückzuzahlen; alles ohne sonstige Kosten. Da der Schweriner Vorschuß-Verein über tausend Mitglieder zählt, die Jeder für die eingezahlten Gelder haften, so hat derselbe als durchaus sicher allseitig Vertrauen gefunden.
Schönberg, im Januar 1871.
Kindler. Advokat.


Die Antoni-Zinsen aus dem Landkasten sind eingegangen und bitte ich bald von mir abzuholen.
Schönberg, den 12. Januar 1871.
Kindler, Advokat.


Zum bevorstehenden Antoni-Termine kann ich Gelder, die mir anvertraut werden, gegen die bekannte sichere Hypothek und zu fünf pro Cent unterbringen.
Schönberg, den 12. Januar 1871.
Kindler, Advokat.


Gegen gute hypothekarische Sicherheit suche ich zu Antoni 1871 noch verschiedene Pöste von 200 bis 1200 Thlr., und bitte ich hierauf Reflectirende, sich baldigst bei mir melden zu wollen.
Schönberg, den 23. Nov. 1870.
Carl Bade.


Alle Diejenigen, welche im bevorstehenden Termine Gelder und Sparcassen-Bücher durch mich an die Sparcasse in Schwerin besorgt zu haben wünschen, werden ersucht, solche bist spätestens zu 21. Januar bei mir abzugeben.
J. P. Baade, Buchbinder.


Erste musikalische Abendunterhaltung des Gesangsvereins am Freitag den 20. d. Mts. im Saale des Herrn Sen. A. Spehr.
Anfang Abends 7 Uhr.
----------------------
Programm.
1. Erster Theil der "Jahreszeiten" für Soli und Chor von Haydn.
2. Fantasie über "Der Pirat", für die Violine von Artot.
3. Hymne, über einen Text von E. Geibel für Solo und Chor von J. H. Meier.
Der Vorstand.


3 bis 400,000 beste Mauersteine, beste Drains zu heruntergesetzten Preisen, hat zu verkaufen C. Egert.


Donnerstag den 19. d. Mts. ist in meinem Weinlocale "geschlossene Gesellschaft".
Bernh. Drenkhahn.


Grüne Koch-Erbsen empfiehlt A. Wigger.


Im Ausverkauf empfehle bunte breite Seidenbänder für Landleute à Elle 8 ßl., Werth 16 ßl., schwarze Brocat-Bänder à Elle 4 ßl., gestickte bunte seiden Tücher 2 1/2 Thlr., schwarz seiden Umschlagtücher sehr billig, wollene Umschlag- und kleinere Tücher, Buckskin und Tuch à 16 ßl. billiger wie früher, Düffel, Biber, Leinen Handtuchdrell, alle Arten Futter und viele Sachen mehr.
Ludwig Creutzfeld.


Fleischmühlen, Wurststopfmaschinen, Wringmaschinen, Rübenschneidemaschinen, Plättmaschinen, Waagen, nebst Gewichte aller Art etc. empfiehlt billigst Heinr. Pagels Lübeck, Breitestraße beim Markt 945.


2 bis 3 Kinder vom Lande, die die hiesige Schule zu besuchen wünschen, können bei mäßigem Kostgeld in einer bürgerlichen Familie freundliche Aufnahme finden. Näheres in der Exped. d. Bl.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Im Jahre 1870 sind

Geboren: 196 Kinder (113 K. 83 M.), darunter todtgeboren 10 (6 K. 4 M.), uneheliche 20 (9 K. 11 M.).
Confirmirt: 122 Kinder (70 K. 52 M.).
Copulirt: 54 Paare, proclamirt 65 Paare.
Gestorben: 140 Personen (79 männl., 61 weibl. Geschl.).
Communicirt haben: 1790 Personen (825 männl., 965 weibl. Geschl.), darunter privatim 11 (5 männl., 6 weibl. geschl.).

An die Kirche geschenkt:
18. April Von drei Ungenannten 1 Thlr. 16 ßl.
October. Vom Hausw. Maaß zu Malzow 5 Thlr.
----------------------------------
Summa 6 Thlr. 16 ßl.

Geboren:
28. Dec. 1870. Dem Maurergesell Oldörp zu Bechelsdorf ein Sohn.
Ein unehelicher Sohn in Schönberg.
8. Januar 1871. Dem Arbeitsm. Clasen vor Schönberg eine Tochter.
9. Januar Dem Tischler Nothdurft vor Schönberg ein Sohn.

Gestorben:
28. Dec. 1870. Joh. Joach. Georg Lender, Arbeitsm.-Sohn vor Schönberg, 1 Monat alt.
29. Dec. Marie Luise Elisabeth Boldt (Meier) hieselbst, 24 J. 9 M. alt.
30. Dec. Jochen Heinrich Grevsmühl aus Kl. Bünsdorf, Arbeitsm. hieselbst, 41, J. 7 M. alt.
2. Januar 1871. Catharina Elisabet Jabs, Arbeitsm.-Tochter vor Schönberg, 7 J. 8 1/2 M. alt.
5. Jan. Peter Heinrich Maaß, verw. Hausw. zu Malzow, 59 J. 4 M. alt.
7. Jan. Jochen Peter Schäper aus Selmsdorf, verw. Arbeitsm. vor Schönberg, 82 J. 3 M. alt.
9. Jan. Hans Joachim Heinrich Jabs, Arbeitsm.-Sohn vor Schönberg, 4 J. 1 M. alt.
11. Jan. Hermann Peter Johannes Jabs, Arbeitsm.-Sohn, vor Schönberg, 21 Tage alt.
11. Jan. Peter Joach. Heinr. Gustav Licht hieselbst, 4 M. alt.

Copulirt:
6. Jan. Johann Carl Heinr. Hase aus Kl. Rünz, Arbeitsm. zu Hof Rabensdorf, und Anna Catharina Wilhelmine Saxer (aus Carlow) zu Rabensdorf.


Meteorologische Beobachtungen.
Jan.
1871.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
13.
14.
15.
16.
39.09
37.08
35.21
31.29
-4.5
-3.0
-6.0
-8.0
-1.2
0.7
-0.3
-0.4
SSW
SW
SO
SSO
0
1
0
1
bedeckt.
-
völlig heit.
heiter.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.13 1/2 - 14 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.14 1/2 - 15 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.36 - 44 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.26 - 28 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 20 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.12 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.5 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Gänse pr. Pf.10 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans d. St.28 - 36 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.10 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Schweinskopf d. Pf.6 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Eier 4 - 5 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.5 1/2 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen17 1/2 - 18Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Roggen12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/2 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 - 11 Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken11 1/2 - 12Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat18 - 18Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD