No. 1
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 03. Januar
1871
einundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1871 Nr. 1 Seite 1]

- Beim Beginn des neuen Jahres und des 41. Jahrgangs der Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg sagen wir allen unsern geehrten Lesern und Leserinnen unsern besten Glückwunsch!
- Der Mont Avron vor Paris hat nur zwei Tage den gezogenen Geschützen der Deutschen widerstehen können; am 29. räumten die Franzosen den Berg und zogen sich in die Forts zurück. Die Deutschen (Sachsen) fanden Geschütze, Munition und Kriegsmaterialien in Menge vor.
- Seit den letzten Tagen macht sich eine Abnahme in der Energie bei Vertheidigung von Paris bemerkbar. Es scheint, daß das erfolgte Vorgehen der Belagerer gegen den Mont Avron einen entmuthigenden Eindruck hervorgerufen. Dazu kommt, daß die Franzosen mehr durch die in Frankreich ungewöhnliche Kälte zu leiden haben, wie die deutschen Soldaten, die mehr an ein härteres Klima gewöhnt und besser sowohl in Kleidung, wie auch durch Verpflegung dagegen gerüstet sind.
- Die starke Kälte hat überall vor den belagerten Festungen die Belagerungs-Arbeiten ungemein verzögert, da es nicht möglich ist, in dem steinhart gefrorenen Boden Laufgräben zu ziehen und Schanzen aufzuwerfen. Alle Gebirgswege in den Vogesen sind tief verschneit und so ist es auch den Franctireurs unmöglich, ihre nächtlichen Streifzüge zu machen. Bei dem strengen Vorpostendienst bei Tag und Nacht leiden die Truppen sehr unter der Ungunst der Witterung, obgleich - dank sei es der im Ganzen sehr guten Verpflegung - der Gesundheitszustand der deutschen Klippen ein sehr befriedigender ist.
- Vom General v. Werder, der mit seinem Hauptcorps noch um Dijon steht, sind neue Nachrichten eingetroffen, wonach ein Anmarsch der sogen. Lyoner Armee, die wohl an 30,000 Mann stark sein soll, und deren Vereinigung mir dem Garibaldischen Corps, und somit ein neuer und vielleicht bedeutender Kampf zu erwarten steht. Da der General v. Werder in letzter Zeit noch bedeutende Verstärkungen an sich gezogen hat, so ist er vollkommen befähigt, diesem Angriff erfolgreich die Spitze zu bieten. Das Garibaldische Corps soll theilweise schon in großer Desorganisation begriffen sein und schlägt sich von allen unsern Feinden stets weitaus am Schlechtesten.
- In Paris haben seit dem 18. Dec. die Pferde-Requisitionen begonnen; auch die Luxuspferde müssen jetzt daran glauben, daß Paris Hunger hat. Als Republikaner gab Rothschild in der Roth seine Pferde her, noch ehe er gemahnt wurde. Manche wollten ihre Thiere unter dem Vorwande retten, sie seien für die Ambulance bestimmt; aber man war unerbittlich. Auch die Ambulancen sind gehalten, dem Staate alle Pferde auszuliefern, die sie nicht dringend zur Bespannung ihrer Wagen nöthig haben.
- In den Außenwerken des Mont Valerien sind fortwährend viele Hände beschäftigt. Ueberhaupt wachsen diese Werke, wie schon seit einiger Zeit bemerkt wurde, fortwährend an Stärke und Bedeutung, so daß man allgemein der Meinung ist, daß Trochu ein festes verschanztes Lager unter den Geschützen des Mont Valerien anlegt, in welches er sich zurückzuziehen gedenkt, wenn die Stadt beinahe ausgehungert ist und die Bevölkerung unangenehm zu werden anfängt. Das Fort ist auch an sich eine kleine Stadt. Es ist sicher gegen Feuer und beherrscht Paris, Tag auf Tag hat man lange Wagenzüge die Straße von Courbevoye entlang auf den hintern Eingang des Forts zufahren sehen, und zwar allem Anschein nach mit schwerer Belastung, während bei der Rückkehr die Fuhrwerke augenscheinlich leer waren.
- Vom Rhein wird unterm 27 Dec. geschrieben: "Ich erfahre neue Einzelheiten über die Beschießung von Paris, welche demnach der großartigste Geschützkampf werden dürfte, den die Welt bis jetzt gesehen. Bis zum 14. Januar sollen noch 40 weitere (preußische) Festungsartillerie-Compagnien (zu 204 Mann) bei dem Belagerungsheere eintreffen, das dann mindestens 25,000 Mann Festungsartillerie zählen wird. Gegen 1500 Geschütze verschiedenen Kalibers, Riesenmörser, die bei Straßburg die Probe bestanden, 96- und 48-Pfünder von den Küstenbatterien, 24- und selbst 12-Pfünder werden dann in Stellung gebracht sein. Ein Vorrath von 750,000 Schußladungen ist theils schon vor Paris, theils auf dem Wege; jedenfalls wird aber die Beschießung nicht beginnen, ehe derselbe zur Hand ist. Sollte der Vorrath verschossen sein, ehe die weiße Fahne auf den Wällen erscheint, dann erfordert es mindestens fünf starker Doppelzüge, um den Tagesbedarf an Schießladungen beizuschaffen. Bei Straßburg, wo nur 200 Geschütze arbeiteten, konnten 32 Bahnwagen knapp das Nöthige beischaffen.
- Unter den Gefangenen, welche die Garde am 21. December gemacht hat, befinden sich auch mehrere Linienoffiziere, welche bekunden, daß für die Pariser Garnison bis Ostern die nothwendigsten Lebensmittel noch vorhanden seien; man könne in den Restaurants gegen Geld die feinsten und luculischsten Diners einnehmen. Die in der Pariser Proviantfrage angestellten Betrachtungen haben uns schon einmal im Stich gelassen, alle über diese wichtige Frage ans Tageslicht hervortretenden Combinationen sind daher mit der größten Reserve auf. Zunehmen. Von Interesse dürfte die Mittheilung sein, daß Gardeoffiziere gemeldet haben, daß während des Kampfes am 21. December auf unserer Seite genau bemerkt wurde, wie Linienofficiere mit blanker Klinge zwischen einzelne Regimenter, die nicht Ordre pariren wollten, und sich weigerten, weiter vorzugehen, einhauen mußten. Die gemeinen Liniensoldaten, welche durch das anhaltende Bivouakiren und den inzwischen eingetretenen starken Frost auf's Aeußerste erbittert sind, gingen mit gefälltem Bayonnet auf ihre Vorgesetzten los und kündigten ihnen den Respect auf. Diese Vorgänge sind in der That nicht zu unterschätzen, weil sie ein Licht auf die mangelnde Disciplin und die Muthlosigkeit der letzten Kerntruppen werfen.
- Neustrelitz, 29. Dec. Den letzten Nachrichten zufolge ist das hiesige Bataillon seit dem 18. d. M. zur 4. Cavalleriedivision S. K. H. des Prinzen Albrecht von Preußen nach Thierville Chateau abcommandirt worden. Der Verlust desselben bei Moree beträgt leider im Ganzen 40 Mann. An Gefangenen machte das Bataillon dort 3 Offiziere und einige 20 Mann. - Die Witterung war bis zum 12. winterlich, zuletzt empfindlich kalt, von Mitte des Monats ab wurde es milde und regnete häufig. (Nach anderen Nachrichten hatte man in Frankreich in den letzten Tagen bis 12 Gr. Kälte.)

[ => Original lesen: 1871 Nr. 1 Seite 2]

Geblieben sind bei Moree nach der N. Z. 13 Mann des Bataillons, darunter der Grenadier Joh. Haselow aus Schwanbeck und Joh. Vick aus Neuhof.
- Das Gefecht bei Moree, das das Strelitzer Bataillon mitmachte, fand am 14. statt und endete mit Dunkelwerden. Am 15. wurden die gefallenen 11 Grenadiere begraben. Am 16. Nachm. machen die Franzosen, die durch einen Esel, den unsere Strelitzer bunt aufgeputzt und gegen die französischen Vorposten getrieben hatten, noch mehr gereizt waren, einen Angriff gegen unsere Aufstellung, indem sie mehrere Bataillone vorschickten und ein furchtbares Artilleriefeuer eröffneten, als wenn sie Alles in Grund und Boden schießen wollten. Baierische Artillerie antwortete und riß große Lücken. Vom Strelitzer Bataillon waren die 6. und 8. Comp. im Gefecht und haben sich recht wacker gehalten. Die Leute nehmen so ruhig ihren Franzosen auf's Korn, als wenn sie im Frieden auf dem Exercierplatze tiralliren und machen Witze, wenn ein Zuave kobold schießt. Die franz. Tirailleure haben haufenweise vor unserer Front gelegen. Der Verlust unserer beiden Compagnien betrug 3 Unteroffiziere und 17 Mann an Verwundeten. Nach beendetem Gefecht nahmen wir Quartier in Moisy, da die ganze 17. Division am Abend durch baierische Truppen abgelöst war sind wegen ihrer schon seit langer Zeit erlittenen großen Anstrengungen Ruhe haben soll. Das Strelitzer Bataillon wurde am 18. abcommandirt und zwar zur 4. Cavallerie-Division Prinz Albrecht, in Folge dessen es am 18. Nachmittags in Thierreville Chateau anlangte. Dem Anscheine nach werden wir hier einige Tage Ruhe haben und vielleicht das Weihnachtsfest hier feiern. Ersteres ist uns sehr zu gönnen, denn das Zeug fällt schon vom Leibe herunter und Stiefel ohne Sohlen sind nichts Neues.
- Die Franzosen am Rhein hatten eine schöne Weihnachtsbescherung vor. Die 60,000 Kriegsgefangenen in den Festungen Mainz, Koblenz und Cöln hatten sich verschworen, in derselben nächtlichen Stunde die Wachtmannschaften zu überfallen, zu entwaffnen und zu ermorden und dann unter Mord und Brand die französische Grenze zu erreichen und im Elsaß Zuzug zu erwarten. Die Nacht zwischen dem heiligen Abend und dem ersten Christtage war zum losschlagen verabredet. Die Behörden waren aber aufmerksam geworden und ließen in Cöln am Spätabend plötzlich Infanterie und Artillerie nach den Barackenlagern in Kalk und Wahn abrücken. In den Kasernen lagen 10,000 Mann bereit, um bei dem ersten Schlage des Generalmarsches auszurücken. Aehnlich in Coblenz und Mainz. Wochenlang vorher waren den französischen Gefangenen Briefe und Proclamationen zugesteckt und Waffensendungen verheißen worden. Gefangene Offiziere hatten angefragt, ob sie sich Weihnachtsgeschenke aus der Heimath schicken lassen dürften. So viel Ihr wollt! war die Antwort. Als aber die Kisten kamen, waren Waffen, Dolche, Degenklingen, Revolver darin und wurden weggenommen. Die strengsten Maßregeln haben seitdem den Verschwörungen und Ausbrüchen einen Riegel vorgeschoben.
- Da die Festungen in Deutschland schon alle mit französischen Gefangenen überfüllt sind, auch der Transport derselben in offenen unbedeckten Kohlenwagen Tag und Nacht in einer Kälte von 8-12 Grad, wie dies leider schon mitunter geschehen ist, eine Härte bleibt, die niemals vor dem Richterstuhle der Humanität entschuldigt werden kann, daher denn auch ein strenger Befehl gekommen ist, solche Barbarei für alle Zukunft zu unterlassen, so sollen die großen Forts bei Metz jetzt zur Aufnahme der Gefangenen mitverwandt werden. An 12,000-14,000 französische Gefangene wird man immerhin in diesen Forts und in den andern öffentlichen Gebäuden von Metz unterbringen können und deren Bewachung macht im Allgemeinen daselbst auch keine größeren Schwierigkeiten, als in einer deutschen Festung.
- In Lyon ist der französchische Commandant Arnaud von seinen Landsleuten auf frevelhafte Weise ermordet worden. Die aufgestachelte Menge griff ihn auf der Straße auf, brachte ihn unter argen Schmähungen in einen öffentlichen Saal und verurtheilte ihn nach kurzem Verfahren zum Tode. Er wurdr sofort erschossen. Auch dem Prefäcten war der Tod bestimmt, allein die Nationalgareden nahmen ihn in Schutz.
- In der neuesten amtlichen Verlustliste der großherzoglich hessischen Division ist ein Mann aufgeführt als schwerverwundet durch Kolbenschlag auf den Kopf und Nase und linkes Ohr abgeschnitten!
- Die republikanische Regierung hat die Bank von Frankreich zur Ausgabe von Banknoten im Betrage von 2 1/2 Milliarden ermächtigt. Das sieht noch nicht wie Frieden aus.
- Prinz Amadäus von Italien hat seine Schicksalsreise nach Madrid angetreten, um dort den spanischen Thron zu besteigen.
- Napoleon hat aus Berlin prächtige Schlitten geschickt bekommen. Er hat aber an der lustigen Musik des Schlittengeläutes keine rechte Freude mehr.
- Die Stadt Worms hat nicht nur Moltke, sondern auch Bismarck zu ihrem Ehrenbürger ernannt.
- Eine Anekdote von den Vorposten macht viel lachen. In einem bei Paris liegenden, von dem deutschen Truppen besetzten Dorfe wußte man, daß der Geistliche seinen ausgezeichneten Weinkeller irgendwo versteckt habe. Man hatte lange darnach vergebens gesucht, endlich entdeckte man ihn in einem Grabmale. Der Schatz wurde natürlich gehoben und der Wein auf die Gesundheit des geistlichen Herrn getrunken. Das Grabmal wurde gewissenhaft geschlossen, aber an die Stelle der Flaschen legte man einen Zettel mit dem Vers aus einem Evangelium: Den du suchest, den wirst du nicht finden, denn er ist auferstanden.
- In den baierischen Alpen soll der Schnee 7 Fuß hoch liegen. Auch anderwärts ist viel Schnee gefallen.
- Am 28. Dec. Abends fand in Madrid ein Attentat statt. Als Prim, der Königmacher, das Haus der Cortes zu Wagen verließ, wurde auf ihn geschossen, er wurde schwer, aber nicht tödtlich verwundet, auch sein Adjutant. Die Ruhe wurde erhalten.
- In der Rue de Provence Nr. 12 zu Versailles, dem Geburtshause der deutschen Einigkeit, strahlte am 24. Dec. ein Weihnachtsbaum, und noch nie war der Graf Bismarck so vergnügt, so "bei Laune", wie an diesem Abend. Er hatte alle seine Räthe um sich versammelt und nicht minder seine Dienerschaft bis herab auf den letzten, selbst der Portier und dessen Kinder durften nicht fehlen. Ein jeder war mit Geschenken, unter denen die Cigarren eine Hauptrolle spielten, bedacht, Bismarck selbst aber erhielt an diesem Abende das eiserne Kreuz erster Classe.
- In der Nacht vom 24. zum 25. Dec. lautete das Kriegsgeschrei bei den deutschen Truppen: Weihnachtsabend - Ruprecht.
- Daß ein Nuntius oder päpstlicher Gesandter in Berlin angestellt werden soll, scheint ziemlich sicher. Nur dahinter kommt man schwer, ob Preußen oder Rom die Sache betreibt.
- In vielen Häusern in Berlin hat diesmal kein Weihnachtsbaum gebrannt. Vergeblich wurden in den letzten Tagen 8 Thaler für ein Bäumchen geboten. Tausende von Bäumen aus dem Harz und dem Thüringer Wald waren ausgeblieben, weil die Eisenbahnen mit dem Transport von Soldaten und Kanonen vollauf zu thun hatten.
- Ein Wirth in Linz hat die unliebsame Erfahrung gemacht, daß eine Jacke theurer sein kann, als ein Rock. Er nahm einem fremden Gast, der tapfer gezecht hatte, aber nicht bezahlen konnte, den Rock ab, gab ihm seine Schoßjacke und warf ihn zur Thüre hinaus. Viel zu spät erst fiel ihm ein, daß er in seiner Jacke 50 Gulden stecken hatte.


Anzeigen.

Vorladung.
Antragsgemäß soll über die zu Thandorf belegene Büdnerstelle c. p. des Sattlermeisters Hans Jochen Holst daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Dienstag den 24. Januar 1871, Morgens 10 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der

[ => Original lesen: 1871 Nr. 1 Seite 3]

Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 29. October 1870.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Holzverkauf.
Unter den bekannten Bedingungen sollen am Sonnabend den 7. Januar im Rupensdorfer Holze

50 bis 60 Faden buchen Kluft-, Knüppel- und Olm-,
19 1/2 Faden tannen Holz
1/2 Faden birken Kluft- und
1/2 Faden eichen Kluftholz
gegen gleich baare Zahlung öffentlich meistbietend verkauft werden.
Versammlung der Käufer halb 10 Uhr bei der Schönberger Ziegelei.
Schönberg, den 2. Januar 1871.
Danckwarth.


Die Prüfungen zum einjährig freiwilligen Militairdienste werden mit Rücksicht auf das früher, als gewöhnlich stattfindende Militair-Ersatz-Geschäft schon im Monate Februar künftigen Jahres abgehalten werden.
Junge Leute, welche sich an diesen Prüfungen zu betheiligen wünschen, haben sich dazu schriftlich unter Vorlegung der im § 152 Nr. 1a bis c der Militair-Ersatz-Instruction bezeichneten Papiere, sowie ihrer etwanigen Schulzeugnisse bis zum 1. Februar k. J. zu melden. Dabei wird bemerkt:
1. Die Berechtigung zum einjährig freiwilligen Dienste muß nach § 151 der Militair-Ersatz-Instruction bei Verlust des Anrechts bis zum 1. Februar des Kalenderjahres nachgesucht werden, in welchem das 20. Lebensjahr vollendet wird; mithin haben diejenigen Militairpflichtigen, welche im Jahre 1851 geboren sind, ihre Meldung, soferne sie die Berechtigung zu erlangen wünschen, spätestens bis zum 1. Februar 1871 zu beschaffen.
Militairpflichtige dieser Altersklasse, welche bis zu dem bevorstehenden Kreis-Ersatz-Geschäfte die Berechtigung nicht erworben haben, sind zwar verpflichtet, sich zur Musterung vor die Kreis-Ersatz-Commissionen zu gestellen, die Prüfungen für den einjährigen Dienst werden jedoch bis zum Beginn des Departements-Ersatz-Geschäfts beendigt sein. Nach einer hierüber seitens des Bundes erlassenen Bestimmung haben betreffende Militairpflichtige, wenn sie die Berechtigung zum einjährig freiwilligen Dienste nachsuchen wollen, diese Absicht, unbeschadet der Verpflichtung zur Anbringung der betreffenden Gesuche bei den Prüfungs-Comissionen, bei Gelegenheit des Kreis-Ersatz-Geschäfts zu klären. Sie nehmen dann an der Loosung nicht Theil, und werden seitens der Kreis-Ersatz-Commissionen, den Prüfungs-Commissionen namhaft gemacht.
2. Die Berechtigungsscheine für den einjährigen Dienst werden auch während des gegenwärtigen mobilen Zustandes der Armee in der gewöhnlichen Form und mit der Freilassung, den Dienst-Antritt bis zu dem im § 159, 1 der Militair-Ersatz-Instruction angegebenen Termine zu verschieben, ausgefertigt. Die Inhaber werden indessen zur Vermeidung von Mißverständnissen auf die Vorschriften im § 160 der Militair-Ersatz-Instruction hingewiesen, nach welchen die Ausstandsbewilligung bei eintretender Mobilmachung erlischt, und die Einstellung der in das militairpflichtige Alter getretenen jungen Leute, ungeachtet der sonst geltenden Fristen, für den Fall des Bedarfs verfügt werden kann. Es werden daher Militairpflichtige, denen wegen besonderer Gründe daran liegt, gegen ihre Einstellung während der gegenwärtigen Mobilmachung gesichert zu sein, sich mit entsprechenden Anträgen auf Grund der Bundes-Verordnung vom 18. Juli d. J. - abgedruckt im Mecklenburg-Schwerinschen Regierungsblatte Nr. 127 - an das Großherzogliche Ministerium des Innern hieselbst, resp. an die Großherzogliche Landesregierung zu Neustrelitz zu wenden haben.
Schwerin, den 19. December 1870.
Großherzogliche Prüfungs-Commission für einjährig Freiwillige.


Um einen Ueberblick über das bevorstehenden Antoniterminsgeschäft zu gewinnen, bitten wir, diejenigen größeren Kapitalpöste, welche im Antonitermine bei der Anstalt belegt werden sollen, baldmöglichst bei uns anzumelden und bemerken, daß wir die Anstaltsgelder selbstverständlich auch in hiesigen mit Hypothekenbüchern versehenen Grundstücken, wenn die Sicherheit eine für Kindergelder genügende ist, belegen werden.
Schönberg, den 19. November 1870.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Wigger. Burmeister. W. Saß. Aug. Spehr. C. Drevs.
Secretair : R. Rackow, Adv.


Zum bevorstehenden Antoni-Termine kann ich Gelder, die mir anvertraut werden, gegen die bekannte sichere Hypothek und zu fünf pro Cent unterbringen.
Schönberg, 12. December 1870.
Kindler, Advocat.


Gegen gute hypothekarische Sicherheit suche ich zu Antoni 1871 noch verschiedene Pöste von 200 bis 1200 Thlr., und bitte ich hierauf Reflectirende, sich baldigst bei mir melden zu wollen.
Schönberg, den 23. Nov. 1870.
Carl Bade.


Alle Diejenigen, welche im bevorstehenden Termine Gelder und Sparcassen-Bücher durch mich an die Sparcasse in Schwerin besorgt zu haben wünschen, werden ersucht, solche bist spätestens zu 21. Januar bei mir abzugeben.
J. P. Baade, Buchbinder.


Club im Hause des Herrn Aug. Spehr am Mittwoch den 11. Januar.
Mittagessen um 3 Uhr.


Donnerstag und Freitag den 5. und 6. Januar ist in meinem Weinlocale "geschlossene Gesellschaft".
Bernh. Drenkhahn.


Ein neuer einspänniger Schlitten steht preiswürdig zum Verkauf bei Schmiedemeister Dräger in Petersberg.


Die Rechnungsvorlage der allgemeinen Gesellen-Krankenkasse findet am Sonntag nach Neujahr, den 8. Januar, Nachmittags 3 Uhr im Locale der Gastwirthin Krüger statt. Sämmtliche Mitglieder werden hierdurch aufgefordert, persönlich zu erscheinen, oder aber ihre Beiträge bis zum genannten Tage pünktlich einzuliefern, widrigenfalls sofortige executivische Vollziehung in Anspruch genommen werden müßte.
Der Vorstand.


Fleischmühlen, Wurststopfmaschinen, Wringmaschinen, Rübenschneidemaschinen, Plättmaschinen, Waagen, nebst Gewichte aller Art etc. empfiehlt billigst Heinr. Pagels Lübeck, Breitestraße beim Markt 945.


[ => Original lesen: 1871 Nr. 1 Seite 4]


Von Neujahr an setze ich den Preis für die Omnibusfahrt von Rehna nach dem Schönberger Bahnhofe auf sechs Schillinge für die Person fest.
Fuhrmann Dietz aus Rehna.


Meteorologische Beobachtungen.
Dec.
1870.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
30.
31.
1.
2.
39.89
41.93
41.22
39.03
-6.6
-13.5
-16.4
-14.8
-1.3
-6.9
-10.0
-6.8
NNO
O
SO
O
0
0
0
1
trübe.
heiter.
völlig heit.
heiter.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.14 - 14 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.15 - 15 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.44 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.24 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.8 - 10 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.5 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Gänse pr. Pf.9 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans d. St.28 - 36 Schilling (Mecklenburg),
Flickgans d. St.20 - 24 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.9 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 Schilling (Mecklenburg),
Eier 4 - 5 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Karpfen d. Pf.9 - 11 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.5 1/2 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen17 - 18Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Roggen12 1/2 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/2 - 12Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Hafer10 1/4 - 11 Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat29 - 30Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen28 - 29Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat18 - 18Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


Hiezu Officieller Anzeiger Nr. 1


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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