No. 103
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 30. Dezember
1870
vierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1870 Nr. 103 Seite 1]

Nachdem am heutigen Tage die halbmonatlichen Unterstützungsgelder an die bedürftigen Familien der zum Dienst einberufenen Reservisten und Landwehrmänner des hiesigen Fürstenthums ausbezahlt worden, wird hiedurch bekannt gemacht, daß die nächste halbmonatliche Zahlung dieser Gelder am Sonnabend den 7. Januar 1871., Morgens 9 Uhr, in der Wohnung des mitunterzeichneten Assessors von Oertzen stattfindet. Die Unterstützungsberechtigten haben sich zur genannten Stunde pünktlich daselbst einzufinden.
Es wird noch bemerkt, daß, sobald Reservisten, Ersatzreservisten und Landwehrmänner, deren Familien Unterstützungen aus der Kreis-Commissariats-Casse empfangen, in ihre Heimath entlassen worden, selbige diese ihre Entlassung vom Militair persönlich dem Assessor von Oertzen anzuzeigen haben.
Schönberg, den 20. December 1870.

Das Kreis-Commissariat des Fürstenthums Ratzeburg.
C. v. Oertzen. H. Burmeister.


Bekanntmachung.

Die Musterung der Militairpflichtigen des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg wird an den nachbenannten Tagen stattfinden und zwar in Schönberg im Hause der Gastwirthin Boye
am Dienstag den 3. Januar 1871 für Stadt Schönberg , Vogtei Schönberg, Vogtei Mannhagen, Dodow, Horst und Torriesdorf und die Zurückgestellten früherer Jahrgänge der gedachten Vogteien und Ortschaften;
am Mittwoch den 4. Januar 1871 für die Vogteien Rupensdorf, Schlagsdorf, Stove, sowie für die Zurückgestellten früherer Jahrgänge dieser Vogteien und das Classifications-Geschäft;
am Donnerstag den 5. Januar 1871 Loosung jedes Mal Morgens 8 Uhr.
Es wird hierzu das Nachstehende bemerkt:

1. Zur Musterung haben sich bei Vermeidung der in den §§ 176 ff. der Militair-Ersatz-Instruction vom 26. März 1868 angedrohten Strafen zu gestellen:
a. alle in dem Jahre 1851 Geborenen,
b. alle in den Jahren 1847 bis ultimo December 1850 und in früheren Jahren Geborenen, welche noch keine endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht erhalten haben, mithin die Zurückgestellten, disponibel Gebliebenen früherer Jahrgänge u. s. w.
und zwar ad b. unter Mitbringung ihrer Loosungs- und Gestellungsscheine.
2. Die Ortsbehörden haben sämmtliche im Ort anwesende und in den Stammrollen verzeichnete resp. seit Aufstellung derselben zugegangene oder zugewanderte Militairpflichtige des laufenden Jahrgangs nicht minder die sub Nr. 16 aufgeführten Individuen zu dem betreffenden Tage der festgesetzten Stunde und an den bestimmten Ort vor der Kreis-Ersatz-Commission zu beordern und dieselben entweder persönlich, oder durch einen genügend instruirten verlässigen Bevollmächtigten vorzustellen
3. Auch ist Seitens der Ortsbehörden dafür Sorge zu tragen, daß in dem Musterungstermine die noch fehlenden Geburtsscheine derjenigen, welche nicht in der Geburtsliste stehen, zur Vorlage gebracht und ferner, daß über alle in den Stammrollen verzeichneten Individuen, welche inzwischen den Ort oder Bezirk verlassen haben, zuverlässige Nachrichten über den gegenwärtigen Aufenthalt gegeben werden können. Inzwischen zugezogene oder zugewanderte Individuen können in den Stammrollen sofort als Zugang nachgetragen werden.
Die Stammrollen sind im Musterungstermine wieder vorzulegen.
4. Alle zur seemännischen Bevölkerung gehörigen Militairpflichtigen, nämlich:
a. Seeleute von Beruf, d. h. Leute, welche mindestens ein Jahr auf See-, Küsten- oder Haff-Fahrzeugen oder Booten gefahren sind;
b. See-, Küsten- oder Haff-Fischer, welche die Fischerei wenigstens ein Jahr lang gewerbsmäßig betrieben haben;
c. Schiffszimmerleute, welche zur See gefahren sind;
d. Maschinisten, Maschinisten-Assistenten und Heizer von See- und Flußdampfern, vergl. § 5 und 34 der Militair-Ersatz-Instruction, werden aufgefordert, die über ihre Fahrzeit, resp. über ihre gewerbliche Qualification Auskunft gebenden Papiere etc. zu beschaffen und bei ihrer Gestellung vorzulegen.
5. Gesuche um Zurückstellung vom Militairdienst, Reclamationen - vergl. § 42 ff. der Militair-Ersatz-Instruction - werden sofort im Musterungstermine entschieden werden. Die Ortsbehörden werden aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, daß derartige Gesuche nach Vorschrift des § 4 Nr. 13 der Verordnung vom 2 Mai 1868 gehörig vorbereitet und mit den nöthigen Attesten versehen, im Termine vorgelegt werden können. Auch sind in Fällen, wo die Kränklichkeit und Altersschwäche der Eltern den Reclamationsgrund bildet, oder wo erwachsene Brüder des Reclamirten zur Vertretung desselben in seinen häuslichen Verhältnissen nicht geeignet sein sollten, diese Personen mit zur Stelle zu beordern, soweit ihr Gesundheitszustand die Gestellung zuläßt, oder sonst ärztliche Atteste über ihren Gesundheitszustand beizubringen.
Wird den gesetzlichen Vorschriften über An-

[ => Original lesen: 1870 Nr. 103 Seite 2]

bringung der Reclamationen nicht genügt, oder werden derartige Gesuche erst nach dem Musterungstermine angebracht, so wird die Zurückweisung unausbleiblich erfolgen.
6. Das Vorhandensein von solchen Fehlern und Gebrechen welche für den Arzt nicht sogleich erkennbar sind, z B. Schwerhörigkeit, Blödsinn u. s. w. muß durch glaubhafte Atteste seitens der Orts-Polizeibehörde, des Ortsgeistlichen und sonstiger verlässiger Persönlichkeiten nachgewiesen werden.
Zur Nachweisung von Epilepsie wird auf die Bestimmung in § 74 Nr. 5 der Ersatz-Instruction aufmerksam gemacht.
7. Die Ortsbehörden haben die Militairpflichtigen während der Hin- und Rückreise zu den Musterungen in Aufsicht zu halten, damit Klagen über Ungehörigkeiten der Ersatz-Mannschaften vermieden werden.
8. Die Loosung der zur jüngsten Altersklasse gehörigen der im Jahre 1851 geborenen Militairpflichtigen, findet nach beendigtem Geschäfte für sämmtliche Militairpflichtige des Aushebungsbezirks ohne Unterbrechung am Donnerstag den 5. Januar 1871 in Schönberg, Morgens 8 Uhr, statt.
Wenn die Militairpflichtigen dazu nicht erscheinen, so zieht ein Mitglied der Commission für sie das Loos.
Das Nichterscheinen im Loosungstermine hat keinerlei Nachtheil zur Folge.
9. Mannschaften der Reserve, welche auf Grund der Bestimmungen der hohen Großherzoglichen Ladesregierung vom 2. Juni 1868 wegen ihrer häuslichen Verhältnisse zurückgestellt zu sein wünschen, haben sich mit ihren Papieren während der angesetzten Musterungstermine bei der Kreis-Ersatz-Commission zu melden.
Schönberg, den 1. December 1870.

Der Civil-Vorsitzende der Kreis-Ersatz-Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Den Ortsvorstehern des Fürstenthums Ratzeburg wird hiedurch die Anzeige gemacht, daß sie die Stammrollen wegen Kürze der Zeit erst nach dem Kreis-Ersatz-Geschäfte zurückerhalten werden. Dieselben werden daher aufgefordert, diejenigen Individuen, welche sich noch nachträglich zur Stammrolle melden sollten, bei der unterzeichneten Behörde schriftlich anzuzeigen, und wird die Eintragung dieser Leute in die Stammrolle hier veranlaßt werden.
Schönberg, den 26. December 1870.

Der Civil-Vorsitzende der Kreis-Ersatz-Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Selmsdorf belegene Büdnerei c. p. des Arbeitsmannes Johann Witt daselbst giebt das Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg auf das am 14. d. Mts. abgehaltene Liquidations-Protocoll, nachdem die öffentliche gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Acten docirt worden, hierdurch den Bescheid:
daß alle weher in dem Liquidationstermine am 20. d. Mts. noch bis jetzt angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Von Rechts wegen!
Schönberg, den 21. December 1870.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Nach Vorschrift des allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuches wird hierdurch bekannt gemacht, daß die im neuen Geschäftsjahre 1871 erfolgenden Eintragungen in's hiesige Handelsregister durch die Wöchentliche Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg und durch die Eisenbahnzeitung werden publicirt werden, und daß der unterzeichnete Justizamts-Assessor Saur für den obigen Zeitraum wiederum Decernent in Handelsregister-Angelegenheiten sein wird.
Schönberg, den 19. December 1870.
Großherzogliches Handelsgericht.
W. Saur.
(L. S.) A. Dufft.


In das hiesige Handelsregister Fol. VIII. Nr. 15, betreffend die Firma des Krämers Matthias Klatt zu Schönberg, ist heute Columne 3 eingetragen:

"Die Firma ist nach bereits früher erfolgter Auflösung des Geschäfts in Gemäßheit der heutigen Anmeldung ihres früheren Inhabers erloschen."
Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg, den 22. December 1870.
Das Handelsgericht.


Holz-Auction.
Montag den 2. Januar 1871 sollen im Strohkircher Holze, Vitenser Forste, meistbietend und gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:

geringe eichen Drümme, zu Bauholz tauglich,
Eichhester von 18' l. und 5 und 6" stark,
buchen Fadenholz,
buchen Fuderholz, ellern Rodestämme.
Die Auction beginnt des Morgens 10 Uhr, und wollen Käufer sich beim rothen Born im Strohkircher Holze einfinden.
Vitense, den 27. December 1870.
Wiegandt, Förster.


Die Prüfungen zum einjährig freiwilligen Militairdienste werden mit Rücksicht auf das früher, als gewöhnlich stattfindende Militair-Ersatz-Geschäft schon im Monate Februar künftigen Jahres abgehalten werden.
Junge Leute, welche sich an diesen Prüfungen zu betheiligen wünschen, haben sich dazu schriftlich unter Vorlegung der im § 152 Nr. 1 a bis c der Militair-Ersatz-Instruction bezeichneten Papiere, sowie ihrer etwanigen Schulzeugnisse bis zum 1. Februar k. J. zu melden.
Dabei wird bemerkt:
1. Die Berechtigung zum einjährig freiwilligen Dienste muß nach § 151 der Militair-Ersatz-Instruction bei Verlust des Anrechts bis zum 1. Februar des Kalenderjahres nachgesucht werden, in welchem das 20. Lebensjahr vollendet wird; mithin haben diejenigen Militairpflichtigen, welche im Jahre 1851 geboren sind, ihre Meldung, soferne sie die Berechtigung zu erlangen wünschen, spätestens bis zum 1. Februar 1871 zu beschaffen.
Militairpflichtige dieser Altersklasse, welche bis zu dem bevorstehenden Kreis-Ersatz-Geschäfte die Berechtigung nicht erworben haben, sind zwar verpflichtet, sich zur Musterung vor die Kreis-Ersatz-Commissionen zu gestellen, die Prüfungen für den einjährigen Dienst werden jedoch bis zum Beginn des Departements-Ersatz-Geschäfts beendigt sein. Nach einer hierüber Seitens des Bundes erlassenen Bestimmung, haben betreffende Militairpflichtige, wenn sie die Berechtigung zum einjährig freiwilligen Dienste nachsuchen wollen, diese Absicht, unbeschadet der Verpflichtung zur Anbringung der betreffenden Gesuche bei den Prüfungs-Comissionen, bei Gelegenheit des Kreis-Ersatz-Geschäfts zu erklären. Sie nehmen dann an der Loosung nicht Theil, und werden Seitens der Kreis-Ersatz-Commissionen, den Prüfungskommissionen namhaft gemacht.
2. Die Berechtigungsscheine für den einjährigen Dienst werden auch während des gegenwärtigen mobilen Zustandes der Armee in der gewöhnlichen Form und mit der Freilassung, den Dienst-Antritt bis zu dem im § 159, 1 der Militair-Ersatz-Instruction angegebenen Termine zu verschieben, ausgefertigt. Die Inhaber werden indessen zur Vermeidung von Mißverständnissen auf die Vorschriften im § 160 der Militäir-Ersatz-Instruction hingewiesen, nach welchen die Ausstandsbewilligung bei eintretender Mobilmachung erlischt, und die Einstellung der in das militairpflichtige Alter getretenen jungen Leute, ungeachtet der sonst geltenden Fristen, für den Fall des Bedarfs verfügt werden kann. Es werden daher Militairpflichtige, denen wegen besonderer Gründe daran liegt, gegen ihre Einstellung während der gegenwärtigen Mobilmachung gesichert zu sein, sich mit entsprechenden Anträgen auf Grund der

[ => Original lesen: 1870 Nr. 103 Seite 3]

Bundes-Verordnung vom 18. Juli d. J. - abgedruckt im Mecklenburg-Schwerinschen Regierungsblatte Nr. 127 - an das Großherzogliche Ministerium des Innern hieselbst, resp. an die Großherzogliche Landesregierung zu Neustrelitz zu wenden haben.
Schwerin, den 19. December 1870.

Großherzogliche Prüfungs-Commission für einjährig Freiwillige.


Um einen Ueberblick über das bevorstehenden Antoniterminsgeschäft zu gewinnen, bitten wir, diejenigen größeren Kapitalpöste, welche im Antonitermine bei der Anstalt belegt werden sollen, baldmöglichst bei uns anzumelden und bemerken, daß wir die Anstaltsgelder selbstverständlich auch in hiesigen mit Hypothekenbüchern versehenen Grundstücken, wenn die Sicherheit eine für Kindergelder genügende ist, belegen werden.
Schönberg, den 19. November 1870.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Wigger. Burmeister. W. Saß. Aug. Spehr. C. Drevs.
Secretair : R. Rackow, Adv.


Zum bevorstehenden Antoni-Termine kann ich Gelder, die mir anvertraut werden, gegen die bekannte sichere Hypothek und zu fünf pro Cent unterbringen.
Schönberg, 12. December 1870.
Kindler, Advocat.


Gegen gute hypothekarische Sicherheit suche ich zu Antoni 1871 noch verschiedene Pöste von 200 bis 1200 Thlr., und bitte ich hierauf Reflectirende, sich baldigst bei mir melden zu wollen.
Schönberg, den 23. Nov. 1870.
Carl Bade.


Alle Diejenigen, welche im bevorstehenden Termine Gelder und Sparcassen-Bücher durch mich an die Sparcasse in Schwerin besorgt zu haben wünschen, werden ersucht, solche bist spätestens zu 21. Januar bei mir abzugeben.
J. P. Baade, Buchbinder.


Für das Schönberger Lazareth ist ferner eingegangen: Von Hrn. Pastor Ohl Ertrag der letzten Kirchen-Collecte in Selmsdorf 23 T.; von Fräul. Sick-Schlagsdorf Ertrag einer kleinen Lotterie 38 T. 20 s.; Ungenannt 8 Pfd. gebrannten Kaffee, 4 Pfd. Zucker; Pastorin Masch aus Demern 3 Hemden, 3 P. Strümpfe, 1 Leibbinde, einige Flaschen Saft, 4 T.; Ertrag einer von Frl. Marung veranstalteten Lotterie 150 T.; Fr. Rusch-Kl. Rünz 1 Scheffel Aepfel; Oberlanddrost Graf Eyben fernere 10 T.; Fr. Hörcher-Wahrsow 8 Pfd. Butter, 6 Flaschen Saft, 1 Beutel Backobst; Kirchen-Collecte aus Herrnburg 11 T. 21 s.; Ungenannt 2 T.; 4. Collecte von Pastor Kämpffer 3 T. 35 1/2 s., 5. do. 4 T. 21 s., 6. do. 3 T. 5 s.; aus Boitin-Resdorf: Schulze Oldörp 2 T., Hausw. J. Oldörp 1 T., H. Retelsdorf 1 T., H. J. Retelsdorf 1 T., H. Oldörp 1 T., H. Ollrogge 1 T., Büdner Gaeth 16 s., Drechsler Ehlers 8 s., Krüger Oldörp 24 s., Schneidermeister Ollrogge 16 s., Maurergesell Oldörp 16 s., Arbeitsmann H. Timm 8 s., H. Netelsdorf 8 s., J. Wilms 8 s., J. Oldörp 16 s., zusammen 10 T. 24 s.,

Summa 260 T., 30 1/2 s.
Beim letzten Abschluß in Casse 305 T. 20 1/2 s.
_______________
Gesammtsumme 566 T. 2 3/4 s.

Ausgegeben wurden ferner: Tägliche Zuschüsse an Lebensmitteln 72 T. 35 1/4 s., Taback 5 T. 14 s, Beleuchtung 2 T. 13 s., Bekleidung 43 T. 33 s., Weihnachtsbescheerung 12 T. 23 s.,
Summa 136 T. 22 1/4 s.

Verbleibt in Casse 429 T. 28 1/2 s.

Indem wir für die uns übergebenen Gaben bestens danken, bitten wir, dem Verein auch ferner eine gleiche Theilnahme zu erhalten, und sind zur Entgegennahme fernerer Gaben gerne bereit.
Agnes Gräfin Eyben. C. Grapow. M. Glaser.


In Folge einer von den Schulzen in den Dörfern der Vogtei Schlagsdorf persönlich angestellten Sammlung sind zur directen Beförderung an unsere im Felde stehenden Truppen und zur Anschaffung erwärmender Kleidungsstücke für sie eingegangen: 1) von der Dorfschaft Kl. Molzahn 7 T., 2) aus Schlagresdorf 7 T., 3) vom Heiligenlande 8 T. 24 s., 4) aus Thandorf 19 T., 5) aus Wendorf 10 T. 8 s. und 6) aus Schlagbrügge 17 T. 32 s., zusammen 69 T. 16 s.
Wir hoffen durch ähnliche Sammlungen und Beiträge noch aus sonstigen Dorfschaften erfreut zu werden.
Außerdem sind noch aus Schönberg von N. N. 1 T. und vom Hauswirth Meier aus Falkenhagen 3 T. beigesteuert.
Ein hiesiger Kaufmann hat uns seinen Vorrath von Strumpfwolle zum Einkaufspreise angeboten, und erlauben wir uns, die geehrten Frauen etc. Schönbergs darum zu bitten, aus dieser Wolle Strümpfe stricken und dazu unter sich gefälligst Verabredung und Vertheilung treffen zu wollen.
Schönberg, den 29. Dec. 1870.
Die acht Hauswirthe und zwei Schönberger Bürger.


Wir machen hiermit bekannt, daß der Krugtag der Schuhmacher-Gesellen-Brüderschaft am Tage nach Neujahr, den 2. Januar, stattfindet, und werden die Gesellen bei 16 ßl. Strafe aufgefordert, da die Neujahrs-Rechnungen vorgelegt werden sollen, persönlich zu erscheinen, oder im Behinderungsfalle 40 ßl. Krankengeld einzusenden, widrigenfalls die Restanten gleich nach Neujahr gerichtlich dazu angehalten werden müßten.
Schönberg, den 22. December 1870.
Die Vorsteher und Altgesell der Schuhmacher-Gesellen-Brüderschaft.


Auf die heute von mir beigegebene literar. Beilage, mich beziehend, empfehle mich außerdem zur Besorgung aller sonstigen ähnlichen Zeitschriften, wie auch Moden- und Fachzeitungen.
C. Sievers.


Ein neuer einspänniger Schlitten steht preiswürdig zum Verkauf bei Schmiedemeister Dräger in Petersberg.


Die Rechnungsvorlage der allgemeinen Gesellen-Krankenkasse findet am Sonntag nach Neujahr, den 8. Januar, Nachmittags 3 Uhr im Locale der Gastwirthin Krüger statt. Sämmtliche Mitglieder werden hierdurch aufgefordert, persönlich zu erscheinen, oder aber ihre Beiträge bis zum genannten Tage pünktlich einzuliefern, widrigenfalls sofortige executivische Vollziehung in Anspruch genommen werden müßte.
Der Vorstand.


Von Neujahr an setze ich den Preis für die Omnibusfahrt von Rehna nach dem Schönberger Bahnhofe auf sechs Schillinge für die Person fest.
Fuhrmann Dietz aus Rehna.


Zum Neujahrsabend empfehle ich frische Berliner Punschpfannkuchen.
Wittwe Greiff, Conditor.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren:
17. Dec. Dem Schneidermst. Stree vor Schönberg eine T.
D. 21. dem Arbeitsm. J. J. H. Jabs vor Schönberg ein S.
Dem Zimmergesell Clasen vor Schönberg ein S.
D. 23. dem Arbm. Pusback zu Bechelsdorf ein S.
D. 25. dem Bahnwärter Puls vor Schönberg ein S.

Gestorben:
D. 17. Dec. Joachim Daniel Math. Therms, Webermst. vor Schönberg, 74 J. 9 M. a.
Des Schneid.mst. Stree vor Schönberg Töchterlein.
D. 18. Joachim Heinrich Johannes Flügge, Tischlermst.-Sohn vor Schönberg, 15 J. 2 M. a.
D. 22. Dec. Mine L. Cathinka Sofia Saevke, Arb.m.-Tochter vor Schönberg 8 J. 8 M. a.
D. 24. Anna Christina Friedrica Wille, geb. Meier aus Rugenbergen, Zimmergesellenfrau vor Schönberg, 38 J. 3 M. a.
D. 26. Olga M. L. E. Loose, Maschinenarbeiterstochter hies., 8 M. a.
D. 27. Catharina Elisab. Jabs, geb. Wiencke aus Schlagbrügge, Arbm.frau vor Schönberg, 37 J. 8 M. a.
D. 28. Catharina Maria Grevsmühl, geb. Richter aus Dassow, Zimmergesellenfrau vor Schönberg 56 J. a.
D. 29 N. N. Krüger, Schmiedgesell vor Schönberg, angeblich a. d. Dom geboren.

Sonnabend den 31. December.
Abendgottesdienst (5 Uhr) Pastor Fischer.

Am Neujahrstage:
Früh-Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags-Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.14 - 14 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.15 - 15 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.36 - 44 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.22 - 24 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.16 - 18 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.12 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.5 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Gänse pr. Pfd.9 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans d. St.28 - 36 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.9 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 Schilling (Mecklenburg),
Eier 4-5 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.5 1/2 Schilling (Mecklenburg).


[ => Original lesen: 1870 Nr. 103 Seite 4]

In der am 15. December beendeten Ziehung der letzten und Hauptclasse 69. Braunschweiger Lotterie hat sich unsere Hauptcollecte wiederum, wie schon so oft, als die Allerglücklichste bewiesen, indem in dieselbe folgende größeren Gewinne fielen:

20000 Thlr. auf Nr. 17409   200 Thlr. auf Nr. 5818
6000 " " " 1264   200 " " " 5837
4000 " " " 5871   200 " " " 12682
4000 " " " 32130   200 " " " 13352
2000 " " " 5847   200 " " " 27259
1000 " " " 5814   200 " " " 29015
1000 " " " 12668   200 " " " 37620
1000 " " " 13340   100 " " " 5821
1000 " " " 27818   100 " " " 5853
1000 " " " 32129   100 " " " 14215
1000 " " " 40664   100 " " " 19195
400 " " " 1257   100 " " " 23468
400 " " " 5867   100 " " " 20364
400 " " " 5899   100 " " " 29001
400 " " " 7236   100 " " " 29062
400 " " " 17413   100 " " " 29063
400 " " " 24847   100 " " " 29067
400 " " " 27294   100 " " " 37635
400 " " " 27295   100 " " " 40015
400 " " " 27298   100 " " " 40682
400 " " " 40019   100 " " " 49657
400 " " " 40675 " " "
Auf obiges besonders günstiges Resultat hinweisend, welches sich keine andere Collecte zu erfreuen hat, empfehlen wir zu der ersten Classe 70. Lotterie, welche am 26. und 27. Januar 1871 gezogen wird, und in welcher folgende größere Gewinne gezogen werden als:
Pr. Thlr. 100.000, 60.000, 40.000, 20.000, 15.000, 12.000, 2 mal 10.000, 2 mal 8000, 6000, 2 mal 5000, 5 mal 4000, 2 mal 2500, 13 mal 2000, 24 mal 1500, 105 mal 1000, 7 mal 500, 160 mal 400, 17 mal 300, 281 mal 200, 430 mal 100, u. s. w.
Ganze Loose à 4 Taler (Mecklenburg), Halbe à 2 Taler (Mecklenburg), Viertel à 1 Taler (Mecklenburg), Achtel à 1/2 Taler (Mecklenburg).
Wir führen jeden an uns ergehenden Auftrag entweder durch Postvorschuß oder Baarsendung prompt und verschwiegen aus, senden nach jeder Ziehung Gewinngelder, Ziehungslisten und Apelloose in gewohnter Weise zu. Man wende sich baldigst direct an das glückliche Hauptcomptoir von Adolph Lilienfeldt & Co. Graskeller Nr. 7, Hamburg.


Fleischmühlen, Wurststopfmaschinen, Wringmaschinen, Rübenschneidemaschinen, Plättmaschinen, Waagen, nebst Gewichte aller Art etc. empfiehlt billigst Heinr. Pagels Lübeck, Breitestraße beim Markt 945.


Hiezu Officieller Anzeiger Nr. 44 und eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 103 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 103 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 30. December 1870.


Meteorologische Beobachtungen.
Dec.
1870.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
27.
28.
29.
36.00
35.40
37.64
-7.3
-4.2
-10.2
-2.6
-2.2
-4.6
ONO
NNW
NNW
1
1
0
trübe.
bedeckt.
heiter.


Getreidepreise in Lübeck

(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen17 - 18Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Roggen12 1/2 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/2 - 12Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Hafer10 1/1 - 11 Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat29 - 30Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen28 - 29Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat18 - 18Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


- Am 27. Dec. hat das Belagerungsgeschütz vor Paris mit der Beschießung des Mont Avron seine Thätigkeit begonnen und am folgenden Tage fortgesetzt. (Der Mont Avron ist eine der neuerdings errichteten Befestigungen, welche etwa 3/8 Meilen vom Fort de Rosny liegt; in der Cernierungslinie hat hier das sächsische (12.) Armeecorps seine Stelle.)
- Bei der Beschießung des Mont Avron handelt es sich vorerst noch nicht um die Beschießung der Forts und der Stadt Paris, sondern um eine wirksame Vorbereitung dazu. Erst wenn die Franzosen von diesem bewaldeten Berge Avron, von wo sie auch ihre Ausfälle am 21. d. vornahmen, vertrieben sind, wird ein Vorgehen gegen die nächsten Forts, vielleicht auch schon eine Beschießung nahe gelegener Theile der Stadt ermöglicht sein. Die Gewinnung der Höhe von Avron ist also die unumgängliche Vorbedingung zu einem Angriff auf die eigentlichen Festungswerke von Paris.
- Die Phantasie von halb Europa ist erfüllt von den schreien des Bombardements von Paris, an welches die letzte Hand gelegt wird. Vorher freilich sind Laufgräben auszuwerfen und mehrere Forts zu nehmen, aber dann, sagt eine Schweizer Zeitung, werden den Parisern furchtbare Stunden bevorstehen. Der Geschützesdonner des Mont Valerien wird nur ein Kindeslallen sein gegen die Sprache der deutschen Riesenmörser und Kanonen. Die deutschen Schanzen werden einem Vulcan gleichen, der centnerschwere Geschosse in die Stadt schleudert. Neue Heereswogen rücken aus Deutschland heran, neue Cadres aller Waffengattungen werden gebildet. Der Widerstand facht auch in Deutschland die Kräfte zu den höchsten Leistungen an und es sieht aus, als ob der Deutsche seine gallischen Brüder auf Jahrzehnte hinaus hülflos machen werde.
- Aus dem großen Hauptquartier zu Versailles schreibt man, daß Trochu in dem Mont Valerien große Vorräthe an Lebensmitteln aufhäuft; es scheint, daß er sich in dieses Fort, wenn Paris nicht mehr zu halten ist, mit seinen getreuesten Soldaten zurückziehen will. Er scheint die Rolle des Vertheidigers bis zum Aeußersten spielen zu wollen.
- Die Verkündigung der Verfassung des neuen deutschen Reichs wird erfolgen. Sobald die Genehmigung der abgeschlossenen Verträge über den Eintritt der einzelnen süddeutschen Staaten endgültig erfolgt ist. Bald nach der Verkündigung der Verfassung dürften sodann die Wahlen zu dem künftigen Reichstage im ganzen Gebiete des deutschen Reiches ausgeschrieben werden.
- In einer Betrachtung über die Kriegslage sagt der militairische Berichterstatter der "Schlesischen Zeitung" unter Anderm: Nachdem die Heere des Kaiserreichs niedergeworfen waren, hat sich Frankreich zu einem Volkskriege erhoben, eine Thatsache, die wir keinen Grund haben, zu beklagen, die wir aber in ihrem vollen Ernste zu erfassen und deren Bedeutung gemäß wir zu handeln haben. Wäre den Niederlagen der keineswegs den Charakter eines Volksheeres tragenden kaiserlichen Armeen der Frieden unmittelbar gefolgt, so würde derselbe Frankreich nur zu neuen großartigen Vorbereitungen auf einen abermaligen Krieg angespornt haben. Die Nation würde nur an die Wiederherstellung der geschädigten Gloire gedacht, sich aber nie und nimmer für überwunden angesehen haben. Der seit den Tagen Heinrichs IV. genährte und seit Richelieu fast ununterbrochen thatsächlich behauptete Anspruch auf die Oberherrschaft in Europa und die davon unzertrennliche Ohnmacht Deutschlands war durch einige verlorene Schlachten nicht hinwegzuheben. Sollte dies Ziel erreicht werden, so galt es, nicht die Armee allein, sondern die gesammte Nation zu überwinden. Eine eigenartige Wendung der Dinge, in Folge deren fast die gesammte Heeresmacht Deutschlands monatelang an zwei feste Plätze gebunden wurde, gab unserm Gegner Zeit, die nationale Wehrkraft zu entfalten. Im Anschluß an sehr respectable Reste der Berufsarmee erstanden in Paris sowohl wie an den verschiedensten Punkten des Landes Heeresmassen, die qualitativ und quantitativ hinter unsern trefflich geschulten und wohl bewaffneten zahlreichen deutschen Armeen zurückstehen. Dagegen hat Frankreich neben unerschöpflichen materiellen Hülfsmitteln die Vortheile der Defensive im eigenen Lande für sich. Der Haß gegen den Feind ist mächtig angefacht; nicht nur im Soldaten, sondern auch im Bürger und Bauern tritt uns der Feind entgegen. Auch diesem neu erstandenen Gegner hat sich die kriegerische Tüchtigkeit unserer Truppen gewachsen gezeigt. Während die eine Hälfte unserer Armeen in der größten und stärksten Festung der Welt eine ihr an Zahl überlegene und mit jedem Tage mehr in militärische Zucht und Uebung hineinwachsende Besatzung festbannte, vermochte es die andere Hälfte unserer Streitkräfte, die gesammte Macht des übrigen Frankreich im Schach zu erhalten, ihr Niederlagen auf Niederlagen beizubringen und ihr dadurch den Weg zur Hauptstadt zu verlegen. Gelingt es - und wir zweifeln gewiß nicht daran - auch fürder alle Entsatzoperationen zu vereiteln und Paris in nicht gar zu ferner Zeit zu Fall zu bringen, so halten wir den Krieg für entschieden. Weitaussehender Expeditionen für den Süden bedarf es für jetzt wenigstens nicht, zumal es gänzlich außer unsern Zwecken liegt, das Feind-Gebiet im eigentlichen Sinne zu unterwerfen. Auf Seiten des Gegners concentrirten sich zur Zeit alle Unternehmungen auf den Entsatz der Hauptstadt; sobald sich dieser Zweck als verfehlt erweist, wird die kriegerische Begeisterung der Nation gebrochen und der Frieden um so mehr gesichert sein, als nach hierauf rasch und vollständig zu bewirkender Occupation des französischen Nordens eine Situation gegeben sein wird, welche die Franzosen zu einer neuen Campagne wenig ermuthigen dürfte. Schon jetzt ist der Kriegseifer in weiteren Kreisen im Abnehmen und nur die fast übermenschlichen Anstrengungen des fanatischen Gambetta vermag die Friedensgelüste niederzuhalten. Nach der Capitulation von Paris aber dürfte es um die Autorität Gambetta's und seiner Collegen geschehen sein. Die neuern Operationen der deutschen Armeen lassen bereits erkennen, daß man sich auf Seiten unserer Heeresleitung zunächst weniger auf die eben angedeuteten Ziele beschränkt. Alles deutet darauf hin, daß man die eigenen Operationen dem Kriegsplan des Gegners anpassen, also in erster Linie nur jedes Entsatzheer von Paris fernhalten will.
- Nach einem Briefe aus Paris vom 17. d. wird dort eine Zählung der Einwohner vorgenommen, um eine gerechte Vertheilung der Lebensmittel-Rationen zu ermöglichen und gleichzeitig die Personen ausfindig zu machen, welche sich bisher ihrer Dienstpflicht entzogen haben.
- Es ist das deutsche Volk in Waffen, das im Felde steht. Das ist keine Redensart, sondern Fleisch und Blut, man spürts in jedem Hause, in jeder Zeitung, in jedem Postamte. Die norddeutsche Feldpost allein hat bis jetzt 65 Millionen Briefe an die Krieger im Felde befördert, 45 Millionen baares Geld, 1 Mill. Privatpackete und 35,000 Militär-Dienstpackete. Es ist, als ob zwei Riesen mit einander ringen, eine Million deutscher Söhne steht im Felde.
- Hohe Offiziere versichern, auf dem furchtbarsten Posten im Kriege standen die deutschen Vorposten mancher Regimenter vor Paris. Was sie leisten müßten, übertreffe alle Leistungen der Schlachten und Märsche. "Während der Tage, die ein

[ => Original lesen: 1870 Nr. 103 Seite 6]

Bataillon nicht im Vorpostendienst stand, hat es einmal 9, ein andermal 16 Stunden in einem nassen Graben gelegen, den es wegen des Granatenregens nicht verlassen durfte. Dann kamen 3 Tage des Vorpostendienstes und während desselben 21 Stunden des heftigsten Granatenfeuers. Die Leute wurden zum großen Theil in die Keller geschickt, die Officiere standen als Wächter auf den Barrikaden. Das Bataillon hatte wenig Verluste und noch kein Kreuz, aber seine bravsten Kerls, die gelacht hätten, wenn man ihnen gesagt hätte, der Mensch habe Nerven, zitterten zuletzt wie Espenlaub, wenn eine Thüre kreischte oder ein Stuhl gerückt wurde.
- Die "Leipziger Nachrichten" theilen einen durch Ballonpost aus Paris beförderten Brief eines bei Brie am 2. December in Gefangenschaft gerathenen Soldaten vom Regiment Nr. 107 mit. Dem Briefe, datirt Paris 4. Dec., entnehmen wir Folgendes: "Liebe Eltern! Mein einziger Wunsch ist jetzt, daß Ihr diesen Brief von mir erhaltet, und wüßte ich, daß dies der Fall wäre, so würde ich wieder Ruhe finden; denn daran zu denken, in welcher Angst und Sorge Ihr meinetwegen lebt, ist für mich gräßlich. Vielleicht habt Ihr schon durch Hrn. Gustav Steckner Nachricht. Es sind hier zwei Herren ein Deutscher und ein Pole, welche sich unser annehmen und die Angehörigen zu benachrichtigen versprochen haben. Was mich anbetrifft, so bin ich am 2. December gefangen worden und befinde mich hier mit ca. 400 Kameraden von unserm Regiment im Gefängniß la Roquette und vollständig wohl. Unser Regiment wird so ziemlich aufgerieben sein; es werden nicht viele das Dorf Brie, welches wir stürmten, aber nicht halten konnten, verlassen haben. Wir hatten unsern Auftrag so ziemlich ausgeführt, blieben aber ohne Unterstützung und wurden umgangen. Wie uns die Franzosen sagen, sind 30,000 Mann von ihnen nach diesem Dorfe geworfen worden. Ich will mich so kurz wie möglich fassen, da es hier sehr kalt ist. Ich liege nämlich wie die meisten Jeder in einer Zelle für sich. Oefen giebt es natürlich nicht; ich liege im Bett und schreibe. Wir sind von Brie aus über die Marne nach Fort Rogent, von da nach Fort Vincennes geschafft worden, hier übernachtet, am andern Morgen, ehe es hell wurde, nach Paris unter starker Bedeckung wegen des Pöbels. Militärischerseits wurden wir sehr gut behandelt. Ausgehen dürfen wir nicht, ist auch nicht rathsam. Wir erhalten hier früh Kaffee mit Zucker und Rum, ein halbes Brod (ca. 2 Pfd.), um 11 Uhr Suppe, 1 Litre Wein, Nachmittags Gemüse, allerdings. bis jetzt, als am zweiten Tage, nur Reis; gestern kein Fleisch heute haben wir ein Stückchen erhalten, und zwar Rindfleisch. Wie oft wir Fleisch erhalten, wissen wir nicht. Außerdem können wir noch allerhand Bedürfnisse kaufen, so z. B. Cigarren à 1 Sous oder 4 Pfennige, ein Licht 3 Sous. - Oben erwähnte Herren sorgen für Lectüre, Schreibmaterial, überhaupt suchen sie alle unsere Wünsche zu erfüllen. Da wir hier ca. 700 Gefangene (Preußen, Württemberger, Bayern und Sachsen) sind, so ist dies keine kleine Arbeit. Aus der Verpflegung, die wir haben, werdet Ihr sehen, daß die Pariser noch nicht hungern, höchstens ist das Fleisch knapp. Wir sind hier ganz gut aufgehoben und haben volle Freiheit, dürfen aber nicht ausgehen. Ich muß aufhören, die Finger werden steif, es friert hier knüppeldick."
- Es wird von der "Weser-Ztg." mitgetheilt, daß bei Lorstedt (an der Bremen-Geestebahn) am 24. d. Mts. früh ein Ballon gesehen worden ist, dessen Farben erkennbar waren. Ob Menschen darin waren, ließ sich nicht erkennen.
- Am 15. Dec. kam ein "Gum" arabischer Reiter durch Lyon. Man kündigte diese Leute als den Vortrab eines größeren Importes Beduinen an, welche gegen die Ulanen in's Feld geschickt werden sollen. Am 11. Dec. wurden 2800 Pferde aus Algerien gelandet Dieselben sind für die Zuaven, Chasseurs d'Afrique, Spahis und Gebirgs-Artillerie der Provinz Constantine bestimmt, welche für Frankreich geworben wurden. In Lyon bildet sich jetzt eine "Compagnie verlorener Söhne der Rhone", welche keinen Sold nehmen, und sich blos dem Abfangen von preußischen Proviantzügen widmen wollen. - Diese Compagnie fußt auf einem Actienkapital von 50,000 Franken, und giebt Actien zu 1000 Franken aus, die nach jeder Beute im Verhältniß zurückgezahlt werden sollen. In Besancon verkauften die Bauern aus der Umgegend drei Pferde, das Stück zu 500 Franken; die Bauern sagten aus, sie hätten diese Pferde drei preußischen Officieren abgenommen, die sie todtgeschlagen hätten.
- Als Kaiserbote in Straßburg beim Festbankett lehnte der Präsident Simson das Verdienst des Reichstages als Kaisermachers bescheiden ab und sagte: Wir sind nur die Aehrenleser, die dem Schnitter (König Wilhelm) nachgehen.
- Der Himmel behüte jeden vor so furchtbarem Conflicte, wie ihn ein junger Officier (Hannoveraner) kürzlich zu bestehen hatte. Er hatte mit seiner Compagnie 25 Franctireurs im Gefechte zu Gefangenen gemacht und sofort bei dem Obercommando angefragt, was mit ihnen zu beginnen sei. Erschießen! lautete der gemessene Befehl. Der Officier marschirt mit einem Commando zum Ort hinaus auf einen Hügel und läßt die Franctireurs niederknieen. Unter ihnen war ein bildschöner 18jähriger Jüngling, fein und zart gebildet, dem der Muth fehlte, zu sterben. Er zitterte, ein Strom von Thränen lief über seine Wangen und plötzlich stürzte er dem Officier zu Füßen, umklammerte seine Kniee und flehte in den rührendsten Worten um sein Leben. Der Officier war tief erschüttert, auch er schwamm in Thränen, aber die Pflicht gebot, - der Jüngling wurde gefesselt, zurückgeführt und erschossen. Der Officier sank ohnmächtig zu Boden, als er erwachte war er wahnsinnig und mußte in ein deutsches Irrenhaus gebracht werden.
- Fürst Pleß, der Chef der Johanniter, hat für die verwundeten und kranken deutschen Krieger 10,000 Thaler gespendet. Solche Ritter müssen wir haben! Graf Stolberg in Hannover gab 3000 Thlr.
- Unter den französischen Gefangenen ist ein so böser Geist der Widersetzlichkeit, der Aufregung und Verschwörung, es haben so viele ihr Ehrenwort gebrochen und sind geflohen oder haben Versuche gemacht, es sind so viele Waffen eingeschmuggelt worden u. s. w., daß sie von den Commandanten in den Festungen sehr ernst daran erinnert worden sind, es sei Krieg und sie ständen unter dem Kriegsrecht. In den offenen Städten werden für jeden Flüchtling 10 Kameraden auf die Festung geschickt.
- Auf dem Bahnhofe Kirchen an der Sieg kamen aus Frankreich 18 Kisten Baumwollengarn an, an einen Kaufmann adressirt. Der Inspector schöpfte Verdacht und ließ die Kisten in Gegenwart der Behörden öffnen; da fanden sich 23 Centner unterschlagene Liebesgaben für deutsche Lazarethe: wollene Decken, Leibbinden, Strümpfe, Unter-Hosen und -Jacken, feine Hemden, Fleischextract, Taback und Cigarren, feine chirurgische Bestecke u. s. w. Eine Untersuchung, wo die Kiste aufgegeben wurde, ist sofort eingeleitet. Leider scheinen solche Unterschlagungen en gros betrieben zu werden.
- Nach einem Ballonbriefe der "Times" aus Paris vom 13. d. Mts. wird dort die eventuelle Einnahme von Paris keineswegs als das Ende des Krieges angesehen, und zu einem seiner Freunde sagte dieser Tage ein Mitglied der Regierung, diese sei sogar mit Erörterung der Frage beschäftigt, ob sie nicht im letzten Augenblicke, gleich Gambetta, Paris in einem Ballon verlassen solle, um den Preußen keine Regierung zum Unterhandeln zurückzulassen. Trochu wurde in diesem Falle zurückbleiben, aber nicht als Gouverneur von Paris, sondern als Oberbefehlshaber der Armee.
- In Versailles hatte man am 25. 9 Grad Kälte bei heiterm Himmel ohne Schnee und Wind.
- Aus Bardonnecchia wird vom 25. d. Mts. gemeldet, daß Nachmittags 4 1/2 Uhr die Durchstechung des Mont-Cenis, und zwar genau in der Mitte des Tunnels, erfolgt ist.
- An der ostfriesischen Insel Juist ist kürzlich ein todter Wallfisch angetrieben. Derselbe hat eine Länge von 58 Fuß und ist reichlich 12 Fuß dick. Der Speck soll ausgeschmolzen werden und wird das Thier einige hundert Thaler einbringen.
- Auch wir wollen nicht unterlassen, die Aufmerksamkeit der Naturfreunde auf die kleinen Vögel zu lenken, denen es jetzt so schwer wird, ihre Nahrung zu finden. Man reinige im Hof oder Garten eine Stelle vom Schnee und streue hier Korn, gekochte Kartoffeln und Brodkrumen hin. Bald wird man sehen, wie die kleinen Thiere diese Plätze zu ihrer Sättigung aufsuchen; sie gewöhnen sich sogar bald an eine regelmäßige Fütterungszeit, zu der sie sich dann reichlich einfinden.


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