No. 101
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 23. Dezember
1870
vierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1870 Nr. 101 Seite 1]

Nachdem am heutigen Tage die halbmonatlichen Unterstützungsgelder an die bedürftigen Familien der zum Dienst einberufenen Reservisten und Landwehrmänner des hiesigen Fürstenthums ausbezahlt worden, wird hiedurch bekannt gemacht, daß die nächste halbmonatliche Zahlung dieser Gelder am Sonnabend den 7. Januar 1871., Morgens 9 Uhr, in der Wohnung des mitunterzeichneten Assessors von Oertzen stattfindet. Die Unterstützungsberechtigten haben sich zur genannten Stunde pünktlich daselbst einzufinden.
Es wird noch bemerkt, daß, sobald Reservisten, Ersatzreservisten und Landwehrmänner, deren Familien Unterstützungen aus der Kreis-Commissariats-Casse empfangen, in ihre Heimath entlassen worden, selbige diese ihre Entlassung vom Militair persönlich dem Assessor von Oertzen anzuzeigen haben.
Schönberg, den 20. December 1870.

Das Kreis-Commissariat des Fürstenthums Ratzeburg.
C. v. Oertzen. H. Burmeister.


Mit der heutigen Nummer wird Nr. 49 und 50 des Bundesgesetzblattes versandt.


Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg belegene Büdnerstelle c. p. des Bäckermeisters Johann Heinrich Schröder daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Montag den 23. Januar 1871, Vormittags 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts Versehenen, vor dem Liquidations-Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, 10. November 1870.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Nach Vorschrift des allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuches wird hierdurch bekannt gemacht, daß die im neuen Geschäftsjahre 1871 erfolgenden Eintragungen in's hiesige Handelsregister durch die Wöchentliche Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg und durch die Eisenbahnzeitung werden publicirt werden, und daß der unterzeichnete Justizamts-Assessor Saur für den obigen Zeitraum wiederum Decernent in Handelsregister-Angelegenheiten sein wird.
Schönberg, den 19. December 1870.
Großherzogliches Handelsgericht.
W. Saur.
(L. S.) A. Dufft.


Am Dienstag den 27. December cr., Morgens von 9 Uhr an, soll im Kruge zu Gr. Mist in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

1 Kleiderschrank, 1 Chatulle, 1 Tisch, 2 eich. Koffer, 1 Lehnstuhl, 4 Rohrstühle, 1 vollständiges zweischläfriges Bett, 3 neue Kopfkissen Frauenkleidungsstücke, 31 Bolzen flächsen Leinen, 11 Bolzen heeden Leinen, 3 Bolzen Tischzeug, Leinenzeug, ein Paar goldene Ohrringe.
Schlagsdorf, den 11. December 1870.
Krüger, Landreiter.


Am Donnerstag den 29. December c., Vormittags von 11 Uhr an, soll in der Behausung des Büdners und Handelsmanns Grewe in Schlagresdorf in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

etwas Colonial-Waare, 1 Hängeschrank, 1 Sieb, 1 Schleifstein, 1 Milchenborte, 1 Waage, 1 Ladentisch, 1 Decimalwaage mit Gewichten, 1 Pferd, 4 Schaafe.
Schlagsdorf, den 17. December 1870.
Krüger, Landreiter.


Vermischte Anzeigen.

Um einen Ueberblick über das bevorstehenden Antoniterminsgeschäft zu gewinnen, bitten wir, diejenigen größeren Kapitalpöste, welche im Antonitermine bei der Anstalt belegt werden sollen, baldmöglichst bei uns anzumelden und bemerken, daß wir die Anstaltsgelder selbstverständlich auch in hiesigen mit Hypothekenbüchern versehenen Grundstücken, wenn die Sicherheit eine für Kindergelder genügende ist, belegen werden.
Schönberg, den 19. November 1870.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Wigger. Burmeister. W. Saß. Aug. Spehr. C. Drevs.
Secretair : R. Rackow, Adv.


Die Prüfungen zum einjährig freiwilligen Militairdienste werden mit Rücksicht auf das früher, als gewöhnlich stattfindende Militair-Ersatz-Geschäft schon im Monate Februar künftigen Jahres abgehalten werden.
Junge Leute, welche sich an diesen Prüfungen zu betheiligen wünschen, haben sich dazu schriftlich unter Vorlegung der im § 152 Nr. 1 a bis c der

[ => Original lesen: 1870 Nr. 101 Seite 2]

Militair-Ersatz-Instruction bezeichneten Papiere, sowie ihrer etwanigen Schulzeugnisse bis zum 1. Februar k. J. zu melden.
Dabei wird bemerkt:
1. Die Berechtigung zum einjährig freiwilligen Dienste muß nach § 151 der Militair-Ersatz-Instruction bei Verlust des Anrechts bis zum 1. Februar des Kalenderjahres nachgesucht werden, in welchem das 20. Lebensjahr vollendet wird; mithin haben diejenigen Militairpflichtigen, welche im Jahre 1851 geboren sind, ihre Meldung, soferne sie die Berechtigung zu erlangen wünschen, spätestens bis zum 1. Februar 1871 zu beschaffen.
Militairpflichtige dieser Altersklasse, welche bis zu dem bevorstehenden Kreis-Ersatz-Geschäfte die Berechtigung nicht erworben haben, sind zwar verpflichtet, sich zur Musterung vor die Kreis-Ersatz-Commissionen zu gestellen, die Prüfungen für den einjährigen Dienst werden jedoch bis zum Beginn des Departements-Ersatz-Geschäfts beendigt sein. Nach einer hierüber Seitens des Bundes erlassenen Bestimmung, haben betreffende Militairpflichtige, wenn sie die Berechtigung zum einjährig freiwilligen Dienste nachsuchen wollen, diese Absicht, unbeschadet der Verpflichtung zur Anbringung der betreffenden Gesuche bei den Prüfungs-Comissionen, bei Gelegenheit des Kreis-Ersatz-Geschäfts zu erklären. Sie nehmen dann an der Loosung nicht Theil, und werden Seitens der Kreis-Ersatz-Commissionen, den Prüfungskommissionen namhaft gemacht.
2. Die Berechtigungsscheine für den einjährigen Dienst werden auch während des gegenwärtigen mobilen Zustandes der Armee in der gewöhnlichen Form und mit der Freilassung, den Dienst-Antritt bis zu dem im § 159, 1 der Militair-Ersatz-Instruction angegebenen Termine zu verschieben, ausgefertigt. Die Inhaber werden indessen zur Vermeidung von Mißverständnissen auf die Vorschriften im § 160 der Militäir-Ersatz-Instruction hingewiesen, nach welchen die Ausstandsbewilligung bei eintretender Mobilmachung erlischt, und die Einstellung der in das militairpflichtige Alter getretenen jungen Leute, ungeachtet der sonst geltenden Fristen, für den Fall des Bedarfs verfügt werden kann. Es werden daher Militairpflichtige, denen wegen besonderer Gründe daran liegt, gegen ihre Einstellung während der gegenwärtigen Mobilmachung gesichert zu sein, sich mit entsprechenden Anträgen auf Grund der Bundes-Verordnung vom 18. Juli d. J. - abgedruckt im Mecklenburg-Schwerinschen Regierungsblatte Nr. 127 - an das Großherzogliche Ministerium des Innern hieselbst, resp. an die Großherzogliche Landesregierung zu Neustrelitz zu wenden haben.
Schwerin, den 19. December 1870.

Großherzogliche Prüfungs-Commission für einjährig Freiwillige.


Nachstehende Bekanntmachung:
"Die opferwillig Thätigkeit der Vereine und unzähliger einzelner Personen hat sich während des Krieges mit Frankreich in größtem Umfange und in segenbringendster Weise entfaltet. Dadurch allein ist es möglich geworden, an den Stellen des Bedarfes Lazarethe und Depots, Nachtlager-, Verbands- und Erfrischungs-Stationen zu errichten, warme Kleidungsstücke reichlich zu vertheilen, sowie die sämmtlichen, der freiwilligen Krankenpflege dienenden Anstalten dem Bedürfnisse entsprechend zu versorgen, mit einem Worte die Leiden, welche der Krieg in seinem Gefolge hat, zu heilen, oder wenigstens zu lindern. Doch ist die Aufgabe hiemit noch nicht gelöst. Durch die Dauer des Krieges und die weite Ausdehnung des Kriegsschauplatzes hat das Bedürfniß einen unerwarteten Umfang angenommen und seine zeitliche Begrenzung bleibt noch unabsehbar, da sich die Thätigkeit der freiwilligen Krankenpflege naturgemäß selbst über Waffenstillstand und Frieden hinaus erstrecken muß.
Ich weiß, daß die Stimme, die sich an das warme Herz und die offene Hand des deutschen Volkes für eine gute und nationale Sache wendet, nie ungehört bleibt, und ich spreche daher in der vollen Zuversicht reichen Erfolges von Neuem die Bitte aus, durch Zuwendung von Geldmitteln und zweckentsprechenden Gaben jeder Art die Durchführung des unternommenen Werkes unterstützen und bis zu seinem guten Ende sichern zu wollen.
Wer helfen will, der helfe rasch.
Die in Deutschland bestehende Organisation der Vereine zur Pflege verwundeter und erkrankter Krieger bietet das Mittel, die gegebenen Unterstützungen schleunigst und planmäßig der Absicht der Geber gemäß den Verwundeten und Kranken zuzuführen und für dieselben bestimmungsmäßig zu verwenden. Möge daher Jeder seine Geldbeiträge und sonstigen Gaben an das Central-Comité der deutschen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger (Berlin, Unter den Linden 12) oder an die mit denselben in Verbindung stehenden Landes- und Provinzialvereine abliefern, da nur durch die Zusammenfassung der Gaben in einer Hand deren nützliche und planmäßige Verwendung gesichert erscheint.
Versailles, den 1. December 1870.
Der Königl. Commissar und Militair-Inspecteur der freiwilligen Krankenpflege bei der Armee im Felde.
Fürst von Pleß."

bringe ich hiedurch mit den wärmsten Empfehlungen zur öffentlichen Kenntniß.
Schönberg, den 20. December 1870.

Der Delegirte für die freiwillige Krankenpflege im Fürstenthum Ratzeburg.
C. v. Oertzen.


Gegen gute hypothekarische Sicherheit suche ich zu Antoni 1871 noch verschiedene Pöste von 200 bis 1200 Thlr., und bitte ich hierauf Reflectirende, sich baldigst bei mir melden zu wollen.
Schönberg, den 23. Nov. 1870.
Carl Bade.


Alle Diejenigen, welche im bevorstehenden Termine Gelder und Sparcassen-Bücher durch mich an die Sparcasse in Schwerin besorgt zu haben wünschen, werden ersucht, solche bist spätestens zu 21. Januar bei mir abzugeben.
J. P. Baade, Buchbinder.


Zum bevorstehenden Antoni-Termine kann ich Gelder, die mir anvertraut werden, gegen die bekannte sichere Hypothek und zu fünf pro Cent unterbringen.
Schönberg, 12. December 1870.
Kindler, Advocat.


Für unsere Truppen im Felde haben wir ferner erhalten
aus der Dorfschaft Gr. Mist 19 T. 40 s, nämlich vom Schulzen Oldenburg 2 T., Hauswirth Kreutzfeldt 2 T., Hausw. H. Oldenburg 2 T., Hausw. J. Oldenburg 2 T., Hausw. H. Meier 2 T., Hausw. H. Lühr 2 T., Hausw. H. Retelsdorf 2 T., Wwe. M. Oldenburg 24 s., Knecht H. Kreutzfeldt 16 s., Knecht H. Kreutzfeldt 8 s., Dunker 8 s., Böttcher 8s., Zimmergesell Bartelmann 8 s., Schmiedemeister Schröder 1 T., dessen Frau 1 T., Wwe. Schröder 8 s., dessen Mädchen 8 s., Arbeitsm. J. Retelsdorf 12 s., Wwe. Oldenburg 4 s., Mädchen C. Oldenburg 8 s., Wwe. Retelsdorf 32 s., Arbeitsm. P. Oldenburg 16 s., Knecht W. Kelling 8 s., Arbeitsm. H. Retelsdorf 16 s., Ferner: von der Ehefrau des Schulzen Borchert in Raddingsdorf (die die früher unter Raddingsdorf verzeichneten 6 Paar Strümpfe gleichfalls gegeben hat), noch 3 Unterjacken und 5 Paar Strümpfe; von N. N. in Zarnewenz 12 Leibbinden. Von der Dorfschaft Rieps 15 T., nämlich vom Schulzen Stein 2 T., Halbhüfner Robrahn 1 T., Hausw. H. Böttcher 2 T., Hausw. H. Retelsdorf 2 T., Hausw. Burmeister 2 T., Krügerwittwe Böttcher 2 T., Hausw. Wiese 2 T., Hausw. H. J. Böttcher 2 Z.; von N. N. in Demern 2 T., und vom Kaufmann H. Creutzfeldt hieselbst 3 T.
Schönberg, den 22. Dec. 1870.
Die acht Hauswirthe und zwei Schönberger Bürger.


Kornsäcke von schwerem Leinen mit und ohne Streifen zu 6 1/2 und 9 1/4 Thlr.
Gebrüder Schweigmann.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 101 Seite 3]

In der am 15. December beendeten Ziehung der letzten und Hauptclasse 69. Braunschweiger Lotterie hat sich unsere Hauptcollecte wiederum, wie schon so oft, als die Allerglücklichste bewiesen, indem in dieselbe folgende größeren Gewinne fielen:

20000 Thlr. auf Nr. 17409   200 Thlr. auf Nr. 5818
6000 " " " 1264   200 " " " 5837
4000 " " " 5871   200 " " " 12682
4000 " " " 32130   200 " " " 13352
2000 " " " 5847   200 " " " 27259
1000 " " " 5814   200 " " " 29015
1000 " " " 12668   200 " " " 37620
1000 " " " 13340   100 " " " 5821
1000 " " " 27818   100 " " " 5853
1000 " " " 32129   100 " " " 14215
1000 " " " 40664   100 " " " 19195
400 " " " 1257   100 " " " 23468
400 " " " 5867   100 " " " 20364
400 " " " 5899   100 " " " 29001
400 " " " 7236   100 " " " 29062
400 " " " 17413   100 " " " 29063
400 " " " 24847   100 " " " 29067
400 " " " 27294   100 " " " 37635
400 " " " 27295   100 " " " 40015
400 " " " 27298   100 " " " 40682
400 " " " 40019   100 " " " 49657
400 " " " 40675 " " "
Auf obiges besonders günstiges Resultat hinweisend, welches sich keine andere Collecte zu erfreuen hat, empfehlen wir zu der ersten Classe 70. Lotterie, welche am 26. und 27. Januar 1871 gezogen wird, und in welcher folgende größere Gewinne gezogen werden als:
Pr. Thlr. 100.000, 60.000, 40.000, 20.000, 15.000, 12.000, 2 mal 10.000, 2 mal 8000, 6000, 2 mal 5000, 5 mal 4000, 2 mal 2500, 13 mal 2000, 24 mal 1500, 105 mal 1000, 7 mal 500, 160 mal 400, 17 mal 300, 281 mal 200, 430 mal 100, u. s. w.
Ganze Loose à 4 Taler (Mecklenburg), Halbe à 2 Taler (Mecklenburg), Viertel à 1 Taler (Mecklenburg), Achtel à 1/2 Taler (Mecklenburg).
Wir führen jeden an uns ergehenden Auftrag entweder durch Postvorschuß oder Baarsendung prompt und verschwiegen aus, senden nach jeder Ziehung Gewinngelder, Ziehungslisten und Apelloose in gewohnter Weise zu. Man wende sich baldigst direct an das glückliche Hauptcomptoir von Adolph Lilienfeldt & Co. Graskeller Nr. 7, Hamburg.


Keiner übersehe nachstehende Zeilen!
"Vor ca. 3 Monaten litt ich an einem krampfhaften Husten mit großer Heiserkeit. Nach Gebrauch einer Flasche L. W. Eger'schen Fenchelhonig-Extract wurde ich von meiner Krankheit befreit. Jetzt, nachdem ich vier Wochen heiser gewesen, bediente ich mich zweier Flaschen, wodurch die Heiserkeit vollständig geschwunden ist. Dieses der Wahrheit gemäß."
Franz Nusser-Orzechowski, Brennerei-Inspector. Königsberg i. Pr.
Der Allein-Verkauf des echten L. W. Eger'schen Fenchel-Honig-Extracts ist nur beim Buchbinder C. Sievers in Schönberg.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 101 Seite 4]

Geehrten Freunden und Gönnern, sowie dem hiesigen und auswärtigen Publikum hiemit die ergebenste Anzeige, daß ich am heutigen Tage eine Bier-Wirthschaft auf eigene Rechnung eröffnet habe. - Da ich stets bemüht sein werde, sowohl durch die gangbarsten und besten Sorten von Bier wie gute Speisen, als auch durch freundliche und sorgfältige Aufwartung das Wohlwollen meiner werthen Gönner zu erwerben, so bitte um zahlreichen Besuch.
Hochachtungsvoll Adolph Schwiesow, Marienstraße Nr. 52 (früher Spehr'sche Wohnung).
Schönberg, 23. Dec. 1870.


Vom 20. August bis heute sind nachstehende Schäden bei uns angemeldet:

1. Vom Hauswirth Retelsdorf in Selmsdorf eine Kuh 30 Thlr.
2. Vom Fischer Böttcher in Wietingsbäck eine Kuh 30 "
3. Vom Büdner Beckmann in Molzahn ein Pferd 50 "
4. Vom Hauswirth Ollmann in Schlagbrügge eine Kuh 30 "
5. Vom Hauswirth Maaß in Mahlzow ein Füllen 40 "
6. Vom Pastor Giehrcke in Herrnburg eine Kuh 35 "
7. Vom Hauswirth Kröger in Lockwisch eine Kuh 35 "
8. Vom Hauswirth Stein in Falkenhagen eine Kuh 35 "
9. Vom Ackerbürger Burmeister hieselbst eine Kuh 30 "
10. Vom Büdner Freitag in Carlow ein Pferd 60 "
11. Vom Hauswirth Böttcher in Petersberg eine Kuh 35 "
12. Vom Hauswirth Koopmann in Volksdorf eine Kuh 31 "
13. Vom Müller Beythien in Rönnau ein Pferd 135 "
14. Vom Hauswirth Freitag in Pogetz eine Kuh 30 "
und werden unsere Mitglieder ersucht, zur Deckung dieser Schäden einen Beitrag von 24 Schillingen pro 100 Thlr. Versicherungssumme am Tage nach Weihnacht Dienstag den 27. d. Mts., Morgens 10 Uhr, im Boye'schen Gasthofe hieselbst einzuzahlen.
Die gegenwärtige Versicherungssumme beträgt 114.375 Thlr. von 235 Mitgliedern.
Schließlich bringen wir noch zur allgemeinen Kenntniß, daß, nachdem unser Verein seit länger als 8 Jahren bestanden, unterm 24. September d. J. die Vereinsstatuten in der bisherigen Fassung von hoher Großherzoglicher Landesregierung auf fernere 8 Jahre prolongirt sind.
Schönberg, den 19. December 1870.
Direction der Viehversicherungs-Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg.


Im Ausverkauf empfehle Tuch und Buckskin à Elle 16 ßl. billiger als bisher, moderne Kleiderstoffe à Elle 4, 5 und 6 ßl., Werth 10 und 12 ßl., ächte Cattune à Elle 4 ßl., Werth 6 und 8 ßl., sowie alle wollenen Sachen, als Fanchon, Seelenwärmer, Damenwesten zu bedeutend heruntergesetzten Preisen, große dicke Double-Shawls 2 - 3 Thlr., Werth 6 Thlr., und viele andere Sachen.
Schönberg.
Ludwig Creutzfeldt.


Wilhelm Masch, 791. Lübeck, Breitestraße 791.
empfiehlt zu Weihnachts-Einkäufen sein Lager von Leinen, Drellen und Weißwaaren, sowie fertiger Damen- und Herren-Wäsche zu festen billigsten Preisen.
NB. Bestellungen nach Maaß werden auf's Prompteste ausgeführt.


Fleischmühlen, Wurststopfmaschinen, Wringmaschinen, Rübenschneidemaschinen, Plättmaschinen, Waagen, nebst Gewichte aller Art etc. empfiehlt billigst Heinr. Pagels Lübeck, Breitestraße beim Markt 945.


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 101 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 101 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 23. December 1870.


Eine größere Auswahl von angefangenen und fertigen Stickereien etc., sowie die verschiedensten Galanterie-Waaren in Holz, Leder und Papier, mit und ohne Stickerei-Einrichtung, Federkasten, Jugendschriften, Bilderbücher, Wünsche, Lampenschirme u. A. m. empfiehlt zu billigsten Preisen bestens Carl Bade.


Weihnachts-Ausstellung mit Spielwaaren für Kinder und sonstige zum Geschenke passende Gegenstände bei C. Schwedt.


Schlittschuhe für Herren und Damen, Deutsche und Amerikanische, in großer Auswahl empfiehlt C. Schwedt.


Einem geehrten hiesigen und auswärtigen Publikum die ergebene Anzeige, daß ich Freitag den 16. d. Mts. meine Weihnachts-Ausstellung eröffnen werde und empfehle ich mich mit einer reichhaltigen Auswahl auf das Geschmackvollste gearbeiteter Conditorei-Waaren zu möglichst billigen Preisen und bitte um geneigten Zuspruch.
Wwe. Greiff, Conditor.


Weihnachts-Ausstellung.
Den hochgeehrten Bewohnern von Schönberg und der Umgegend erlaube ich mir ganz ergebenst anzuzeigen, daß ich auch in diesem Jahre wiederum in meiner Weihnachts-Ausstellung mit einer vorzüglich großen Auswahl von besten und wohlfeilsten Confituren , sowohl für den Weihnachtsbaum als auch zu Weihnachtsgeschenken sich eignend, aufwarten kann. Außerdem empfehle zur geneigten Abnahme alle möglichen feinen Backwerke, braune Kuchen und Pfeffernüsse, und werden gefällige Bestellungen auf alle Sorten von Torten bestens und prompt ausgeführt.
Um geneigten Zuspruch bittet hochachtungsvoll Heinrich Freitag, Bäcker und Conditor.
Schönberg, den 14. Dec. 1870.


Meine Weihnachts-Ausstellung verbunden mit einem reichhaltigen Spielwaarenlager empfehle ich zu gef. Einkäufen ganz ergebenst.
Rehna, December 1870.
H. Schreiber.


Ein neues Sopha mit Leinen-Ueberzug steht preiswürdig zum Verkauf bei H. Ollrogge, Sattlermeister.


Feinere Strick- und Ringelwollen sind noch zu billigen Preisen in neuer Auswahl wieder vorräthig.
Cal Bade.


Weihnachtslichte in Wachs, Stearin u. Parafin.
Russische Stearinlichte.
Apollo-Kerzen (vollwichtig) in bester Qualität.
Parafinlichte (Naturell), à Pack 7 ßl., 12 Pack 1 Thlr. 32 ßl. bei Aug. Spehr.


Tannenbaum-Lichte in Wachs und Stearin, feine Tafellichte in Stearin und Parafin und Parafinlichte, das Packet zu 8 ßl., und Naturell-Parafinlichte das Packet zu 7 ßl. bei C. Schwedt.


Zu Weihnachts-Einkäufen empfehlen unser complet sortirtes Lager. Zu gleicher Zeit geben eine Partie Resten und zurückgesetzte Waaren sehr billig.
Gebr. Schweigmann.


Zum bevorstehenden Weihnachtsfeste empfehle ich dem geehrten Publikum gute schmackhafte Pfeffernüsse, braune und weiße Kuchen, Zuckerpuppen, sowie eine gute Auswahl an Tannenbaum-Confect. Um recht zahlreichen Besuch bittet Wolgast, Bäckermeister.


Echten Limburger Käse empfiehlt C. J. W. Burmeister.


Fleischschneide- und Wurststopfmaschinen bei C. Schwedt.


Krollhaarsohlen à Paar 6 ßl. und 7 ßl., Korksohlen à Paar 6 ßl. empfiehlt C. Schwedt.


Ein altes, noch gut erhaltenes Pianoforte hat billig zu verkaufen der Postmeister Saß in Schönberg.


Wir machen hiermit bekannt, daß der Krugtag der Schuhmacher-Gesellen-Brüderschaft am Tage nach Neujahr, den 2. Januar, stattfindet, und werden die Gesellen bei 16 ßl. Strafe aufgefordert, da die Neujahrs-Rechnungen vorgelegt werden sollen, persönlich zu erscheinen, oder im Behinderungsfalle 40 ßl. Krankengeld einzusenden, widrigenfalls die Restanten gleich nach Neujahr gerichtlich dazu angehalten werden müßten.
Schönberg, den 22. December 1870.
Die Vorsteher und Altgesell der Schuhmacher-Gesellen-Brüderschaft.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 101 Seite 6]

Von jetzt an sind alle Nummern Drainröhren wieder auf meiner Ziegelei vorräthig und empfehle ich dieselben den geehrten Landleuten hiemit bestens.
Zieglermeister Tretow vor Schönberg.


Wir machen hiedurch bekannt, daß das Holzholen, Absägen von Tannen und Moosholen aus unseren Holzkoppeln hiedurch verboten wird mit dem Bemerken, daß wir künftig genau aufpassen und jeden dabei Treffenden dem Gerichte zur Bestrafung anzeigen werden.
Die Dorfschaft Pahlingen.
Schulze Mette.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Am 1. heil. Weihnachtstage.
Früh-Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags-Kirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittags-Kirche: Pastor Fischer.

Am 2. heil. Weihnachtstage.
Früh-Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags-Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags-Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Meteorologische Beobachtungen.
Dec.
1870.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
20.
21.
22.
34.97
36.60
36.36
-6.4
-8.5
-5.0
-4.0
-5.6
-4.0
ONO
N
NNW
0
1
1
trübe.
bedeckt.
-

Am 20. und 21. auf 1 []' 13 und 34 Cbkz. Schnee.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.14 - 14 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.15 - 15 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.36 - 44 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.22 - 24 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.16 - 18 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.12 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.5 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Gänse pr. Pfd.9 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans d. St.28 - 36 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.9 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 Schilling (Mecklenburg),
Eier 5 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.5 1/2 Schilling (Mecklenburg).


Getreidepreise in Lübeck

(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen18 - 19Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen12 - 13Mark (Lübeck)10Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/2 - 12Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Hafer10 1/2 - 11 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat29 - 30Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen28 - 29Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat18 - 19Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


- Die Dinge an der Loire haben in den letzten Tagen ein ganz anderes Aussehen erhalten, schreibt die N. Pr. Z. Es hat sich herausgestellt, daß die französischen Streitkräfte, die sich nach den Kämpfen bei Orleans nach Süden und Südosten auf Bourges und Nevers zurückgezogen, zunächst außer Betracht gelassen werden können, daß dagegen die Hauptentscheidung im Westen zu suchen und durch energische Verfolgung und Niederwerfung der Armee des Generals Chanzy zu erzielen sei, welcher zu dem gebliebenen Kerne der Loire-Armee noch Verstärkungen herangezogen hatte und aus seiner Stellung in der Flanke der an der Loire operirenden deutschen Truppen vertrieben werden mußte. Demgemäß ist unser 3. Armee-Corps aus der Gegend von Gien, bis wohin es den Feind nach Südosten verfolgt hatte, nach Orleans zurückgekehrt und befindet sich jetzt wohl gleichfalls schon, wie das 10. Armeecorps, im Vormarsche gegen Westen, bez. Südwesten, die Loire aufwärts.
- Aus Luxemburg wird Näheres über die Stellung der Großherzoglichen Regierung zu dem neuesten Schritte der preußischen Regierung gegenüber der Neutralitätsverletzung der ersteren. Demzufolge hat in der am 19. d. Mts. nach Schluß der öffentlichen Sitzung stattgehabten Commissionsitzung der Staatsminister erklärt, daß die durch Preußen erhobenen Beschwerdepunkte durchgängig auf falschen Angaben beruhen; ferner theilte der Minister, ein Telegramm des Königs-Großherzogs an den Prinzen Heinrich mit, in welchem es heißt: "Ich habe in allem die Haltung der Luxemburger Regierung gebilligt. Wir wollen zusammen den Londoner Vertrag vom 11. Mai 1867 und die Ehre und Unabhängigkeit des Großherzogthums unterstützen." Diese Mittheilung wurde beifällig aufgenommen. - Wie läßt sich das heutige Einstehen des Königs für die "Ehre und Unabhängigkeit des Großherzogthums" mit seiner früheren Absicht, das Land an Frankreich zu verkaufen, in Einklang bringen?
- Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin führte seine Truppen bekanntlich persönlich in den Kampf; in der Schlacht bei Bazoches am 2. d. gerieth derselbe in die größte Gefahr. Um 4 Uhr Nachm. hielt der Großherzog auf einer Höhe bei Loigny, als das feindliche Geschützfeuer sofort auf dieselbe gerichtet wurde. Um das Ziel möglichst zu verkleinern, wurde die Stabswache zurückgeschickt; der Großherzog blieb aber im heftigsten Granatfeuer halten. Seine persönlichen Adjutanten hielten es endlich für Pflicht, den Großherzog zum Verlassen des Platzes aufzufordern. In dem Moment des Abzugs platzte eine Granate 5 Schritt vom Großherzog und ein Stück derselben flog kaum einen Zoll weit von ihm vorüber.
- Einem Berichte Hans Wachenhusens in der "Köln. Ztg." aus Versailles, 4. Dec., entnehmen wir Folgendes: Neulich schrieb ich von den explodirenden Kugeln, deren sich die Franctireurs im Kampfe bedienten, heute kann ich hinzufügen, daß man laut amtlicher Meldung einen Cuirassier nach Chartres brachte, der durch eine Kugel in die Brust getödtet worden, der aber als Leiche noch eine Anzahl Messerstiche bekommen und dem man sogar ein Ohr abgeschnitten hatte. Auch die Spahis sind jetzt die Helden des Tages geworden, weil sie den Todten die Köpfe abgeschnitten und dieselben an ihre Sättel befestigt haben. Die Brutalität der Sache liegt weniger bei den Spahi's, sondern bei den Franzosen, die sich darüber freuen. Im Orientkrieg hatten auch die Baschi-Bozuks, die irregulären Reiter der Türken, die freundliche Gewohnheit noch, ihren erschlagenen Feinden die Köpfe abzuschneiden, eine alte aus den Türkenkriegen herstammende Gewohnheit, gegen welche selbst Omer-Pascha's Tagesbefehl nichts auszurichten vermochte. Ich erinnere mich sogar, daß nach einem der Stürme auf Silistria die Leiche eines russischen Generals gefunden wurde, dem der Kopf abgeschnitten war. Oberstlieutenant Gracht der damals nach dem Tode Mussa-Paschas in der Festung commandirt, entließ den Parlamentär, der die Auslieferung der Leiche verlangte, mit der Antwort, die Leiche sei nicht gefunden worden, denn man schämte sich, dem Feinde den Verstümmelten zurückzugeben. Die Türken schämten sich also solcher Scheußlichkeit; die Franzosen frohlocken darüber! Auf welcher Seite ist da die Civilisation? Sie ist entweder albern oder grausam die große Nation, oder beides zugleich. Mit welch lächerlicher Anmaßung nannte sich z. B. eine Haufe Freiwilliger unter deren Todten ich ein blutjunges Bürschchen von 15 Jahren fand, les franctireurs de la mort, während sie doch ebenso vor der Todesgefahr davonlaufen, wie ihre andern Cameraden, die sich nicht so ambitiös dem Tode geweiht. Unsere Soldaten fühlen die ganze Lächerlichkeit so hochtrabender Phrasen, und als sie mit den "sangliers des Ardennes", den "Wildschweinen der Ardennen" zusammentrafen, übersetzten sie dieselben schlechtweg in die "Schweinigel der Ardennen". - Der "Moniteur officiell" von Versailles veröffentlicht jetzt täglich die Namen der französischen Officiere, die flüchtig, ihr Ehrenwort gebrochen haben. Auf die Eingeborenen macht dies indeß wenig Eindruck. Sie lachen darüber.
- Am 15. Dec. Nachm. ging bei Herborn in Nassau ein Pariser Luftballon nieder; aus der Gondel stiegen zwei Franzosen mit vielem Gepäck und unzähligen Briefen. Als sie hörten, daß sie in Preußen seien, riefen sie: Welches Unglück! und erzählten, daß sie früh Morgens in Paris aufgeflogen seien. Sie wurden gefangen genommen und die Briefe, welche bündelweise auf dem Boden lagen, gesammelt. Die Gondel war je 5 Fuß hoch und lang und 4 Fuß breit; der Ballon war wieder aufgeflogen.
- Preußische Kürassiere standen auf Vorposten. Da kamen 4 Franzosen von der Loirearmee

[ => Original lesen: 1870 Nr. 101 Seite 7]

und gaben sich gefangen. Man bringt sie ein und läßt sie am Wachtfeuer sich wärmen und bietet ihnen auch ein Abendessen. Dann gehts zur Ruhe. Am andern Morgen fanden die Preußen nicht 4, sondern 12 französ. Schlachtgesellen, die sich in aller Stille auch gefangen gegeben hatten, ohne Jemand im Schlaf zu stören.
- Es gibt unter den französ. Offizieren noch Männer, die auf Ehre halten. Zu denen gehört der Oberstlieutenant Fouchault. Derselbe gab bei der Capitulation von Metz sein Ehrenwort, nicht gegen Deutschland zu dienen und kehrte nach Frankreich zurück. Er hatte aber keine Ruhe, man wendete List und Gewalt an, daß er dienen sollte. Er entwich nach Afrika, aber auch dort ging es ihm nicht besser. Da blieb ihm nichts übrig, als in das Hauptquartier des Prinzen Friedrich Carl zu gehen und ihn zu bitten, ihm eine Stadt in Deutschland anzuweisen, wo er unangefochten, als ein Mann von Ehre leben könne. Sein Wunsch wurde ihm gewährt.
- Die Königin Augusta besuchte in diesen Tagen das Lazareth in der Leipzigerstraße in Berlin. Die Verwundeten, die sich mit Handarbeit befassen können, hatten allerlei Kleinigkeiten gearbeitet, welche die Königin dankbar von ihnen annahm. Da bemerkte sie einen Soldaten, der verlegen ein paar Strümpfe in der Hand hielt. Was haben Sie da, mein Lieber? Ein Paar Strümpfe. Die haben Sie selbst gestrickt? Ja wohl, Majestät, und da ich gehört habe, daß es vor Paris sehr kalt ist, möchte ich sie dem Kronprinzen schicken. O, da danke ich bestens in seinem Namen, mein Braver, ich werde sie ihm sogleich hinschicken.
- Aus einem Garten in Versailles sind dieser Tage Veilchen und Vergißmeinnicht, die am 16. Dec. dort geflückt worden, in Berlin angekommen. In den wenigen milden Wintertagen sollen die Blumen bei Versailles wieder in frischer Blüthe gestanden und wie im Frühling geduftet haben.
- Nach der "Nordd. Allg. Ztg." hat der General-Gouverneur der Küstenlande, General Vogel v. Falckenstein, den Befehl erlassen, daß für jeden desertirten französichen Officier in Zukunft 10 Collegen aus seiner nächsten Umgebung durchs Loos bestimmt, in engen Festungsgewahrsam zu nehmen sind, bis der Flüchtling eingebracht ist, der dann selbstverständlich durch seine Pflichtverletzung auch die Rechte des Officiers mit allem, was dazu gehört, verliert. "Die Zukunft wird lehren," fügt die "Nordd. Allg. Ztg." hinzu, "ob das Mittel hilft, ob das kameradschaftliche Gefühl noch lebendig ist. Jedenfalls ist nach unserm Dafürhalten die deutsche eiserne Faust erforderlich, um Ordnung und Disciplin zur Vermeidung von Gefahren bei den Hunderttausenden von übermütigen Fremdlingen aufrecht zu erhalten."
- Ein bayerischer Soldat aus Bamberg kann von dem "Heute Dir, morgen mir" ein Lied singen. Vor wenigen Wochen noch geleitete er gefangene Zuaven und Turcos nach Berlin, jetzt ist er selber gefangen und nach Algier gebracht worden.
- Garibaldi hat das französische Großkreuz der Ehrenlegion erhalten. Wofür?
- Die Kunde von der deutschen Erbswurst ist nicht allein bis nach London gedrungen, sondern auch das Geheimniß der Herstellung, und im stehenden Lager von Aldershot sind Experimente mit derselben gemacht worden, über welche an das Kriegsministerium berichtet werden soll. George Warriner, welcher früher die Militärküchen unter seiner Obhut hatte, will im September in den Besitz des Geheimnisses gekommen sein, als er einem Sanitätsdetachement beigegeben war.
- Der brave und tapfere Sergeant Kutschke, der Sänger des Napoleonsliedes, in der 9. Compagnie des Füsilierbataillons im 52. Regiment' ist bei Bois schwer verwundet worden. Er bekam einen Schuß in den Schlund. Die Wunde ist sehr gefährlich und schmerzlich. Kutschke stammt aus Schlegel bei Crossen, wo seine arme alte Mutter wohnt, für die er die einzige Stütze ist. Sein Oberst besucht ihn täglich und pflegt ihn wie seinen Sohn.
- Wird Oesterreich die in der Schatzkammer in Wien aufbewahrten Insignien und Kleinodien des wailand heiligen römischen Reiches an den deutschen Kaiser ausliefern? Die Krone Karls des Großen besteht aus purem Golde und ist reich mit Edelsteinen geziert. Sie wird durch acht Felder gebildet; fünf Felder enthalten Darstellungen von Christus, König Salomo und David mit der Inschrift: J. N. R. J. Das Evangelienbuch wurde nach der Ueberlieferung auf den Knieen Karls d. Gr. gefunden, als bei der Eröffnung seines Grabes zu Aachen die aufrecht sitzende Leiche beim Einströmen der Luft in Staub zerfiel. Auf dieses Evangelienbuch wurden die Kaiser bei ihrer Krönung beeidigt. Das Schwert Karls d. Gr. steckt in einer Scheide von Holz, die mit Goldblech überzogen und mit Perlen und prachtvollen Emaileornamenten aus der maurisch-normannischen Periode reich verziert ist. Der Krönungsmantel ist aus dunkelrothem Seidenstoffe mit kostbaren Stickereien. Am Rande ist eine kusische Schrift eingestickt, aus welcher hervorgeht, daß er im Jahre 1133 von maurischen Künstlern für den Normannenkönig Robert Guiscard angefertigt wurde. Dieser Mantel war übrigens allen Kaisern zu weit und mußte eingenäht werden.
- Das Nordd. Bundes-Oberhandelsgericht hat in einem neuerdings ergangenen Urtheil über die rechtliche Natur von Lehrverträgen wichtige Rechtsgrundsätze aufgestellt, die umso beachtenswerther sind, als die Handelsgerichte in erster und zweiter Instanz in ihren Entscheidungen zu andern Resultaten gelangt waren. Die Klage war von einem Kaufmann gegen den Vater eines Lehrlings angestellt, der das Geschäft seines Lehrherren vor der contractlich festgesetzten Zeit eigenmächtig verlassen hatte. Der von dem Kläger hiefür berechnete Schaden belief sich auf 585 Thlr., nämlich: 1) 475 Thlr. Gehalt für einen Commis anstelle des plötzlich ausgetretenen Lehrlings pro 2 Jahre; 2) 110 Thlr. Schadenersatz für vielfache infolge dieses Austritts aus Unkenntniß des Stellvertreters entstandene Nachtheile; 3) 300 Thlr., erlitten durch Entziehung der Arbeitskraft auf 3 Jahre. - Die Instanzgerichte hatten auf Abweisung des Klägers in der angebrachten Masse erkannt, während das Obergericht nur in Betreff des unter 2 aufgeführten Punktes auf Abweisung erkannte und den Verklagten zur Zahlung einer Entschädigungssumme von 475 Thlr. verurtheilte, indem es für unbedenklich hielt, daß dem Kläger durch den Abgang eines seit mehr als Jahresfrist in seinem Geschäft ausgebildeten Lehrlings, die unentgeltliche Benutzung einer Arbeitskraft entzogen worden sei, auf welche er rechtlichen Anspruch hatte.
- Der hübscheste Offizier in Prag war der blutjunge Lieutenant Graf Batthyaniy, er war zum Besuch aus fremder Garnison gekommen und flott wie Einer, er ritt, flanirte, trank, spielte und liebelte, Alles mit Anstand und nur in andern militairischen Wissenschaften, war er ein so grüner Junge, daß es endlich auffiel. Er wurde verhaftet und durchsucht und da fand sich zu allgemeiner Ueberraschung, daß der Lieutenant ein Mädchen war und Helene F. hieß. Das Mädchen hatte immer mit Vorliebe Männerkleider getragen und kleinen Schwindel getrieben. Sein Schätzchen, ein wohlhabendes Bürgermädchen, war wie aus den Wolken gefallen, als man ihm vor Gericht den Lieutenant in Mädchenkleidung vorstellte, es weinte und lachte dann hellauf über sich und den Lieutenant.


(Officielle militairische Nachrichten.)
Versailles, 21. Decbr. Nachdem die Forts in der Nacht vom 20. zum 21. wiederum ein heftiges Feuer unterhalten hatten, gingen am Vormittag des 21. etwa 3 Divisionen der Besatzung von Paris zum Angriff gegen die Fronten des Garde-Corps und des 12. Armeecorps vor. Der Angriff wurde nach mehrstündigem, hauptsächlich von der Artillerie geführten Gefecht in unserer Vorpostenstellung zurückgewiesen. Unsere Verluste sind nicht bedeutend. General v. Voigt-Rhetz hat am 20. ca. 6000 Mobilgarden mit Cavallerie und Artillerie von Monaie über Notre-Dame de Eau in Unordnung auf Tours zurückgeworfen. General Goltz überraschte den Feind in vier Cantonnements bei Langres und zersprengte ihn nordwärts. Der Feind hinterließ Hunderte von Gewehren, Gepäck und Bagage, sowie 50 Gefangene.
v. Podbielski.


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