No. 94
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 29. November
1870
vierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1870 Nr. 94 Seite 1]

- Schönberg. Nachdem die Kranken und Verwundeten im hiesigen Reserve-Lazareth bis auf wenige als geheilt, theils in die Heimath, theils zu den Ersatzbataillonen entlassen waren, traf am 24. mit dem Abendzuge eine weitere Anzahl Kranker für dasselbe hier ein. Sie kamen aus dem Lazareth Saargemünd und waren Rheumatismus- und Ruhrkranke von der Belagerung von Metz. Auch diese wurden bei ihrer Ankunft auf dem Bahnhofe durch das hiesige Damen-Comite erquickt und waren froh, nachdem sie 3 Tage und Nächte unterwegs gewesen, endlich das Ziel ihrer Reise erreicht zu haben.
- Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ist täglich die Nachricht zu erwarten, daß die Loire-Armee der Franzosen Orleans geräumt habe und auf das linke Ufer der Loire zurückgewichen sei, denn General Paladine wird sich schwerlich entschließen, eine Schlacht gegen die gewaltigen deutschen Streitkräfte, welche jetzt beschäftigt sind, ihn in weitem Bogen zu umspannen, aufzunehmen. Er muß also entweichen, bevor ihm der Rückzug abgeschnitten ist. Die Bewegungen der deutschen Truppen in den letzten Tagen fassen wir nach den bekannt gewordenen Nachrichten so auf, daß der Großherzog von Mecklenburg auf le Mans anrückend, den rechten Flügel, General v. Voigt-Rhetz mit dem 10. Armeecorps den linken Flügel bildet, während Prinz Friedrich Carl mit dem 3. und 9. Corps im Centrum steht. Dieses wird mit dem Corps v. d. Tann beständig Fühlung behalten. Wahrscheinlich rückt auch von Süd-Westen her das 14. Corps unter General v. Werder vor, um den Kreis zu schließen. Vor dem v. d. Tann'schen Corps hat sich Keratry, der mit den Truppen aus der Bretagne den linken Flügel der französischen Aufstellung bildete, südwärts gegen Le Mans zurückgezogen. Hält er hier Stand, so wird auch Paladine den Kampf auf der ganzen Linie aufnehmen. Wahrscheinlicher ist es jedoch, daß die Franzosen keinen Kampf wagen und über die Loire entweichen.
- Der seit Wochen erwartete große Ausfall aus Paris hat noch nicht stattgefunden. Wie es scheint, will Trochu damit so lange warten, bis er die Kanonen der zum Entsatz heranrückenden Loire-Armee hört. Die Zeit wird ihm wohl etwas lang werden.
- Die Kartoffelsucher kommen jetzt zu Tausenden aus Paris heraus, so daß auf sie geschossen werden muß, um sie in die Stadt zurückzutreiben.
- Ueber den Truppenbewegungen im weiten Umkreis vor Paris liegt ein dichter Schleier; selbst Zeitungen, die sonst in alle Geheimnisse des Hauptquartiers eingeweiht zu sein pflegen, schweigen jetzt bescheiden. Es scheint die stille Schwüle der Entscheidung, die diesmal wahrscheinlich bei Orleans fällt. Es ist so recht eine Zeit für die Moltke's und Blumenau's im Wirthshaus, um ihr Genie glänzen zu lassen.
- Wenn sich 100,000 Esser durch die eiserne Mauer durchschlagen könnten , so wäre es für Paris eine große Erleichterung, denn in dieser Riesenstadt geht alles zu Ende, der Proviant, die gute Laune und die Energie und es steigt der Hunger, der Jammer und das Elend in Gestalt von Krankheiten aller Art, namentlich des Hungertyphus und der Blattern. Alle Zeitungen, die rothen ausgenommen, rufen im Chor, es müsse ein Ende gemacht werden, wenn ein Entsatz von außen nicht schnell komme, Friede oder doch rasche Einberufung einer Nationalversammlung. Der Finanzminister erklärt, auch das Geld gehe zu Ende, er habe allein an die Nationalgarde täglich 500,000 Frcs. auszuzahlen, abgesehen von den Mobilgarden und Liniensoldaten und namentlich von den Armen, die unterhalten werden müssen. Am humansten ist das deutsche Hauptquartier, es sammelt bereits ungeheuere Vorräthe von Lebensmitteln, die gewiß von den hungernden Parisern gestürmt werden, wenn die Thore aufgehen.
- Neueste Nachrichten aus Versailles wollen wissen, Trochu zeige sich bereit, auf Unterhandlungen mit dem deutschen Hauptquartier einzugehen, wenn 1) nicht eine Capitulation auf Gnade und Ungnade gefordert, und 2) eine Bürgschaft für die Erhaltung der republikanischen Staatsform bis zur Wahl einer definitiven Regierung durch eine Nationalversammlung gegeben werde.
- Metz wird auf ausdrücklichen Befehl aus dem deutschen Hauptquartier als preußische Festung ersten Ranges behandelt und eingerichtet.
- In Paris darf kein Fremder mehr hinaus, auch kein bevorzugter Diplomat oder Engländer. Die regierenden Republikaner denken weniger an das "Mitgefangen mitgehangen" als an das Ausplaudern der Fremden. Es muß, also bedenkliche Dinge zum Ausplaudern geben.
- Die Festung Thionville wurde am 25. d. von deutschen Truppen besetzt, nachdem sie das Bombardement nur ein paar Tage ausgehalten und überall in Brand gerathen war. 200 Geschütze wurden erobert und 4000 Gefangene gemacht.
- Es tauchen überall in Deutschland französische Agenten auf, welche den französischen Gefangenen Mittel und Wege angeben, um zu entfliehen. In Hirschberg sind 10, in Dresden 4 franz. Offiziere desertirt und haben nichts zurückgelassen, als ihr Ehrenwort.
- Wahnwitzige Franzosen sollen über die schlechte Behandlung ihrer gefangenen Landsleute in Deutschland klagen; sie sollten sich erst durch den Augenschein überzeugen, wie Trupps gefangener Soldaten unter Singen und Scherzen zur Arbeit ziehen. Nicht zu schlecht, nein zu gut haben es diese Leute an manchen Orten.
- Das schwerste Kriegsloos traf einen blutjungen Grenadier aus Hamburg, August Persiel. Er lag vor Metz im Schützengraben und hob den Kopf, um über die Böschung zu sehen. Da kam eine französ. Kugel und zerstörte ihm beide Augen. Blind muß der Arme durch's Leben gehen.
- Im norddeutschen Bunde soll das Militair-Ersatz-Geschäft für 1871 am 2. Januar beginnen und dergestalt beschleunigt werden, daß das Kreis-Ersatzgeschäft bereits am 19. Januar beendigt ist.
- Zur Schlichtung des Streites über das Schwarze Meer wird wahrscheinlich eine Conferenz in Constantinopel gehalten.
- Im nördlichen Schweden ist der Winter mit großer Strenge eingekehrt. Ein Theil des bottnischen Meerbusens ist bereits mit Eis belegt und überall ist viel Schnee gefallen.
- Das Germanische Museum in Nürnberg hat die ihm zugeschickten Bruchstücke vom Straßburger Münster, welche während der Belagerung herabgeschossen wurden, seinen Sammlungen einver-

[ => Original lesen: 1870 Nr. 94 Seite 2]

leibt. Das Museum besitzt auch mittelalterliche Mitrailleusen unter dem Namen Hagelgeschütze, Orgelgeschosse, Todtenorgeln etc.
- Im Elsaß und in Lothringen sind von den Preußen überall die Volksschulen wieder eröffnet, und den kleinen Franzosen die letzte Freude an dem Kriege, die Ferien, verdorben.
- Carl Wilhelm, der Componist der "Wacht am Rhein", hat in Berlin große Triumphe gefeiert. Er mußte in einem großen Conzert im Circus Renz die Aufführung seines Liedes selber leiten; wie "Donnerhall" brauste es durch die Versammlung, als er an das Dirigentenpult geführt wurde. Der Componist erröthete verlegen unter den Huldigungen, er hat sich aber um das Vaterland verdient gemacht.
- Eine Friedensdeputation von lauter schönen Frauen aus Amerika wird sich aufmachen, und sowohl den König Wilhelm in Versailles als auch Gambetta in Tours um Audienz und Frieden bitten. Schöne Thränen bringen sie, sogleich mit.
- Berlin denkt ernstlich daran, die Stadt der Moden zu werden. Mit den Männerhüten hat es bereits den Anfang gemacht und Modelle aufgestellt. Es wäre an der Zeit, auch schönere Frauenhüte herzustellen. Die jetzigen sehen aus wie Schwalbennester.
- Der französische Bauer Dutour, der seine preußische Einquartierung mit Grünspan in den Speisen zu vergiften suchte, ist vom Kriegsgericht zu 12 Jahren Zuchthaus verurtheilt worden.
- Am 18. Nov. ist zwischen Rouen und Lemans viel Schnee gefallen. Eine dichte Schneelage bedeckt die Departements der Oise, Sarthe und Euxe.
- Folgende ergötzliche Scene entnimmt die Magdb. Z. einem Feldpostbriefe: Bei der Erstürmung von Le Bourget kam ich mit den Franzosen in sehr nahe Berührung. Wer sich nicht ergab oder nur Miene machte, sich zu vertheidigen, wurde sofort niedergestochen oder erschossen, überhaupt ist Pardon bei uns kein geläufiges Wort. Trotzdem hatten wir 1200 Gefangene, darunter die 4. Compagnie der Freischützen der Pariser Presse, lauter Windbeutel mit Nasenklemmern. Ein solcher dummer Junge drückte beim Eindringen in ein Haus auf einen Grenadier seinen Revolver ab, ohne zu treffen. Anstatt den Bengel todtzustechen, gibt der Grenadier ihm eine Ohrfeige, daß der Kerl in die andere Zimmerecke taumelt, nimmt ihm den Revolver ab und sagt: Ist sich dummer Junge noch so dumm, muß sich behandelt werden wie Schulkind (der Grenadier war nämlich ein Pole).
- Hoffentlich findet die Mittheilung der Berliner Tribüne über die wollenen Soldatenstrümpfe eine Widerlegung. Sie schreibt nämlich: "Die Lieferung erstreckt sich auf mehr denn 600,000 Paar Strümpfe, und der betreffende Lieferant verabreicht zu jedem Paar dieser für die Strapazen eines Winterfeldzugs bestimmten Strümpfe 6 Loth mittelmäßiger Wolle. Was die armen Strickerinnen mehr hineinstricken, wird denselben an dem herabgedrückten Lohne gekürzt. Damit die Strümpfe das vorgeschriebene Maß erhalten, werden solche über ein Brett gespannt. Diese "Winterartikel" ähneln schon in ungebrauchtem Zustande der Fliegengaze. Nach der ersten Wäsche werden die Soldatenstrümpfe sich wahrscheinlich bis zu den Dimensionen von Kindersocken verjüngt haben."
- Wachenhusen schreibt aus dem Feldlager über die Bayern : Der bayerische Soldat ist bereits im Kriege so an den preußischen gewöhnt, daß ihm ordentlich etwas fehlt, wenn er diesen nicht sieht. Bei Sedan, als die Bayern von Morgens 4 Uhr bis Abends 1 Uhr den Kampf auf der Seite von Bazailles allein auszutragen hatten, war ihnen gesagt, daß die Preußen hinter ihnen ständen und auf der andern Seite der Kronprinz von Preußen in den Kampf eingreifen werde. General v. Schöler aber blieb den ganzen Tag beobachtend mit seiner 8. Division hinter den Bayern, weil er die Ordre hatte, event. nur zu halten, nicht zu drücken, und der Kronprinz besorgte das Kesseltreiben, das den wichtigen Tag entschied. Die Bayern schimpften auf die Sacrements-Preußen, die nur am Abend mit eingriffen, und sahen erst am andern Tage ein, daß dies seine guten Gründe hatte. Bei Orleans wars am 9. ebenso. Als die Bayern der französischen Uebermacht, namentlich als die französische Verstärkung am Nachmittage kam, nicht mehr das Gegengewicht halten konnten, genügte der Ruf: Die Preußen kommen, um ihnen neuen Muth einzuflößen. Und als die Preußen nicht kamen, hieß es am Ende der siebenstündigen vergeblichen Arbeit: wenn wir nur ein paar Bataillone Preußen gehabt hätten! Groß war die Freude selbst nach dem Rückzuge, als die 17. Division mit den Bayern in Angerville zusammentraf, und mit ungeschwächtem Vertrauen gingen die bayerischen Truppen mit den preußischen gegen Toury wieder vor, um den Franzosen die Schuld vom 9. zurück zu zahlen. Es steckt in der bayerischen Truppe ein vorzügliches Material, eine widerstandskräftige Ruhe, die nur das Gewehr über die Schulter hängt, wenn's gar nicht mehr anders möglich ist; die soldatischen Tugenden der bayerischen und preußischen Truppe ergänzen sich deßhalb sehr vortheilhaft und niemals habe ich in dem ganzen Feldzuge von dem geringsten Mißverständniß zwischen beiden Truppen gehört. Ein hervorstechender Zug im bayerischen Militär ist das Bedürfniß nach guter Verpflegung, dem ein ebenso hervorragendes Talent, sich dieses zu verschaffen, zur Seite steht. Die materielle Seite des Lebens ist diesem Soldaten die Sonnenseite, in die er sich gern legt. Für die Menage wird immer gesorgt, und dem französischen Bauer ist der Bayer deßhalb ein Schrecken. Im Dorfe liegt vielleicht schon ein Bataillon norddeutscher Truppen. In den Bauerhöfen ist alles ruhig und still. Die Soldaten putzen an den Fenstern ihr Lederzeug, stehen in den offenen Küchen und waschen ihre Hemden oder schälen ihre Kartoffeln. Da zieht eine bayerische Colonne durch die Dorfstraße. Und plötzlich entsteht ein großer Lärm im Dorfe. Die Hähne schreien, die Hühner gackern, die Enten und Gänse rufen um Hülfe. Wenige Minuten darauf ist alles wieder still, aber kein Huhn gackert, keine Ente schnattert mehr. Die Dorfbewohner stehen händeringend vor den abgeschnittenen Köpfen ihres Federviehes, welche die Colonne zurückgelassen. Lasset die Hoffnung hinter euch! rufe ich jedesmal, wenn wir durch ein Dorf kommen, wo ich die Bayern cantonniren sehe. Aber ihre Philosophie ist die richtige, und ich verwahre mich ausdrücklich gegen den Verdacht, ich habe meine Aeußerung böse gemeint. Die Bayern sind die wahren Kriegsphilosophen. Man soll keinen Krieg anfangen, wenn man die Nachtheile des Krieges nicht auch will. Jetzt, seit die Kälte uns überfallen, muß man die Bayern in ihren Winter-Costümen marschiren sehen. Jedes Kleidungsstück, das ihnen Wärme giebt, ist ihnen willkommen; namentlich haben sie in den graublauen Capoten der Zuaven und Jäger eine vortreffliche Capuze entdeckt und die Gefallenen beerbt. Man glaubt, ein französisches Bataillon vor sich zu sehen, wenn die grauen Capuzen heranziehen. Daneben sind die französischen wollenen Pferdedecken, Shawls, gestreift und carrirt, Reisedecken und Plaids, wie und wo man sie gefunden, sehr kostbare Umhüllungen und ebenso ist ein Tuch um den Kopf oder um die Ohren, gebunden, für unsere Leute das Kennzeichen, daß die bayerischen Kameraden wohl viel an Zahn- und Ohrenschmerzen zu leiden haben. Der Soldat, der in bitterer Kälte, in Sturm und Regen angestrengte Märsche zu machen, dann plötzlich im Rendezvous auf der Landstraße zu stehen hat; der in jedem Wetter, in jeder Verfassung dem Feinde die Stirn bieten soll, mag auf dem Marsche für seine Selbsterhaltung sorgen, und Gott weiß, daß so mancher daran glauben mußte.


Anzeigen.

Beim Kriegsministerium gehen zahlreiche Gesuche um zeitweise Ueberlassung von eroberten französischen Mitrailleusen zur Ausstellung gegen Entgelt ein, welchen theils patriotische Zwecke, theils aber auch persönliche Interessen zu Grunde liegen.
In Bezug hierauf wird zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß eine Berücksichtigung solcher Gesuche nur dann eintreten kann, wenn es keinem Zweifel unterliegt, daß der Ertrag der Ausstellung lediglich im Interesse der Krieger, resp. der Familien derselben Verwendung finden wird und wenn die Antragsteller gleichzeitig die Verpflichtung übernehmen, die Kosten für den Hin- und Rücktransport der Mitrailleuse zu deren Deckung dem Kriegsministerium Fonds nicht zur Verfügung stehen, - zu tragen.
Um nun die im Interesse der Krieger und ihrer Angehörigen im ganzen Lande thätigen Vereine etc.

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in ihren humanen Bestrebungen thunlichst zu unterstützen und den Antragstellern die aus der Schaustellung einer Mitrailleuse gegen Entgelt erhofften Einnahmen so wenig als möglich durch Transportausgaben zu schmälern, wird das Kriegsministerium jedem der stellvertretenden Königlichen General-Commando's des 1. bis 11. Armee-Corps so bald als möglich eine Mitrailleuse nebst Protze, Zubehör und Patronen für eine Charge zu Ausstellungszwecken für die betreffende Provinz, resp. für die im Corps-Bereich liegenden Staaten des Norddeutschen Bundes zur Verfügung stellen.
Bezügliche. durch die Ortspolizei-Behörde legitimirte Anträge sind daher von jetzt ab dem Königlichen stellvertretenden General-Commando der resp. Provinz einzureichen, welches dieselben prüfen und den obwaltenden Umständen entsprechend beantworten wird.
Die vom Allgemeinen Kriegs-Departement bisher in Aussicht gestellten Zusendungen von Mitrailleusen kommen so bald als thunlich ohne besonderen weiteren Antrag bei dem resp. stellvertretenden General-Commando zur Ausführung, wogegen die noch nicht beantworteten bezüglichen Anträge an die betreffenden der bezeichneten Stellen zur Erledigung abgegeben werden.

Kriegs-Ministerium.
In Vertretung
(gez.) J. Klotz.

Obige Bekanntmachung wird hiedurch mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß nach einer Mittheilung des Königlichen Preusischen stellvertretenden General-Commando's 9. Armee-Corps zu Altona binnen kurzem eine Mitrailleuse nach Flensburg abgesandt werden wird und es sich deßhalb empfehlen würde, wenn etwaige Anträge auf Ausstellung recht bald von den Betreffenden an das oben bezeichnete Königliche General-Commando gerichtet würden, um durch Anordnung einer entsprechenden Tour die Transportkosten nach Möglichkeit zu verringern.
Uebrigens hat Jeder Empfänger für die gute Erhaltung und richtige Weitersendung, resp. Abgabe der zugegangenen Stücke, welche durch ein im Protzkasten befestigtes Verzeichniß festgestellt sind, zu sorgen.

Großherzogliches Militair-Collegium.
J. A.
Dehn.


Vorladung.
Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg belegene Büdnerstelle c. p. des Bäckermeisters Johann Heinrich Schröder daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Montag den 23. Januar 1871, Vormittags 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts Versehenen, vor dem Liquidations-Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, 10. November 1870.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Zum öffentlich meistbietenden Verkaufe des zum Nachlasse des wailand Bäckers und Brenners Christian Seeler gehörigen, unter beschriebenen Wohnhauses Nr 65. c. p. Nr. 66 - an der Ecke der Gletzower- und Bülower-Straße - haben wir einen Termin auf Dienstag den 20 December d. J., Vormittags 11 Uhr, und einen zweiten und letzten Termin auf Sonnabend den 7. Januar 1871, Vormittags 11 Uhr, anberaumt, zu welchen wir Kaufliebhaber mit dem Bemerken einladen, daß die Verkaufsbedingungen im ersten Termine schließlich regulirt werden sollen und daraus nur hervorgehoben wird, daß die Tradition des Wohnhauses c. p. Ostern k. J. 1871 geschehen wird und daß bei dem auf den 2ten Termine erfolgenden reinen Zuschlage eine Anzahlung von 200 Thalern zu machen ist.
Das Wohnhaus wird in beiden Terminen sowohl mit den zur Zeit darin befindlichen Brennerei- und Brau-Utensilien, als ohne dieselben auf den Bot kommen.
Die Besichtigung des Grundstückes ist jederzeit gestattet.
Beschreibung des Seeler'schen Wohnhauses.
Das zu verkaufende Grundstück, in der besten Gegend der Stadt belegen und in gutem baulichen Stande, enthält außer sehr geräumigen Wohnlocalitäten, worunter ein Saal, Stallraum für 30 Pferde und 20 Kühe, bedeutenden Boden- und Kellerraum, einen Backofen und eine vollständige, nach neuester Construction eingerichtete Dampf-Brauerei und Brennerei. In dem Wohnhause ist seit Jahren mit gutem Erfolge Bäckerei, Brauerei und Brennerei, sowie Gastwirthschaft betrieben worden und eignet sich zu jedem sonstigen größeren gewerblichen Betriebe.
Rehna, den 26. October 1870.
Bürgermeister und Rath.


Am Montag den 5. December, von Morgens 9 Uhr an, soll im Hause der Gastwirths-Wittwe Boye hieselbst öffentlich meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden, als:

1 Kuh (6 Jahre alt), 1 Schwein, 171 Ellen diverses neues Futter, Betten, 1 Komode, 1 Kleiderschrank, 1 Chatulle, einige Scheffel gute Asche, Backobst, Mannskleidungsstücke und andere Sachen mehr.
Schönberg, den 27 November 1870.
Seegert, Landreiter.


Vermischte Anzeigen.

Ratzeburger! Schon Viele von uns denken an das bevorstehende Weihnachtsfest, um den Ihrigen durch Geschenke Freude zu bereiten. Lasset uns aber auch Derer gedenken und sie durch kleine Gaben der Liebe erfreuen, die als Krieger ihr Leben und Blut für uns zum Opfer bringen. Solche Gaben, sowie alle uns anvertrauten Privatpackete werden wir mit einem nach 10 Tagen von Schwerin abgehenden Extrazuge an unsere Truppen befördern und hoffen zuversichtlich, keine vergebliche Bitte auszusprechen: uns recht bald und reichlich mit Geld, Strümpfen, Unterhosen , Unterjacken , geräucherten Schinken, Mettwurst u. s. w. zu versehen, damit auch unsere in Frankreich stehenden Truppen zum Weihnachtsfeste durch einige Geschenke aus der lieben Heimath erfreut werden können.
Die Privatpackete, welche gut verpackt sein müssen, bitten wir, beim Herrn Färbermeister Breuel und Herrn Uhrmacher Meyer in Schönberg abzuliefern.
Eingegangen sind bereits wieder: 1) von der Dorfschaft Grieben 15 Thlr.; 2) von N. N. aus Schönberg 1 Thlr.
Schönberg, den 28. Nov. 1870.
Die acht Hauswirthe und zwei Schönberger Bürger.


Um einen Ueberblick über das bevorstehenden Antoniterminsgeschäft zu gewinnen, bitten wir, diejenigen größeren Kapitalpöste, welche im Antonitermine bei der Anstalt belegt werden sollen, baldmöglichst bei uns anzumelden und bemerken, daß wir die Anstaltsgelder selbstverständlich auch in hiesigen mit Hypothekenbüchern versehenen Grundstücken, wenn die Sicherheit eine für Kindergelder genügende ist, belegen werden.
Schönberg, den 19. November 1870.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Wigger. Burmeister. W. Saß. Aug. Spehr. C. Drevs.
Secretair : R. Rackow, Adv.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 94 Seite 4]

Von der Ratzeburger Actien-Brauerei ist mir der Vertrieb ihres Lager-Bieres für hiesigen Platz und Umgegend übertragen und empfehle ich dasselbe zur geneigten Abnahme, sowohl auf Gebinde als Flaschen bestens.
Wilh. Heincke.


Im Ausverkauf empfehle Tuch und Buckskin à Elle 16 ßl. billiger als bisher, moderne Kleiderstoffe à Elle 4, 5 und 6 ßl., Werth 10 und 12 ßl., ächte Cattune à Elle 4 ßl., Werth 6 und 8 ßl., sowie alle wollenen Sachen, als Fanchon, Seelenwärmer, Damenwesten zu bedeutend heruntergesetzten Preisen, große dicke Double-Shawls 2 - 3 Thlr., Werth 6 Thlr., und viele andere Sachen.
Schönberg.
Ludwig Creutzfeldt.


Bekanntmachung.
Die deutsche landwirthschaftliche Versicherungs-Gesellschaft für Vieh-, Hagel- und Frostschaden, in Verbindung mit der Deutschen landwirthschaftlichen Credit-Bank in Berlin, auf Gegenseitigkeit gegründet, und wird durch die unterzeichnete Agentur zur Versicherungsnahme bei normalen Prämien, coulanter und voller Entschädigung nach Tare, sowie Gewährung eines Credits von 100 - 2000 Thaler hiermit zur allgemeinen Betheiligung bestens empfohlen.
Die Agentur Ziethen im Fürstenthum Ratzeburg, den 28. Juni 1870.
H. Wulff, Agent.


Kalidünger und Viehsalz empfiehlt H. L. Haukohl, Lübeck.


Dr. Pattisons Gichtwatte
Das bewährte Heilmittel gegen Gicht und Rheumatismen aller Art, als: Gesichts-, Brust-, Hals- und Zahnschmerzen, Kopf-, Hand-, und Kniegicht, Gliederreißen, Rücken- und Lendenweh u.s.w. In Paketen zu 12 Schill. und halben zu 7 Schill. bei Wilh. Heincke.


Zu Antoni 1871 werden in Grundstücke des hiesigen Fürstenthums, über welche bereits Hypothekenbücher niedergelegt sind, 16.000 Thaler in Pösten von 400 bis 1000 Thlr. gesucht, und wird für die sämmtlichen Pöste die beste Priorität, welche auch für curandische Gelder genügt, gewährt.
Die Herren Capitalisten und Vormünder, welche von dieser Gelegenheit, Gelder unterzubringen, Gebrauch machen wollen, werden ersucht, sich baldigst zu melden bei A. Dufft, Actuar.
Schönberg, den 14. Nov. 1870.


Gegen gute hypothekarische Sicherheit suche ich zu Antoni 1871 noch verschiedene Pöste von 200 bis 1200 Thlr., und bitte ich hierauf Reflectirende, sich baldigst bei mir melden zu wollen.
Schönberg, den 23. Nov. 1870.
Carl Bade.


Campos-Caffee à Pfd. 11 ßl.
Campinos-Caffee à Pfd. 12 "
Maracaibo-Caffee, leicht beschädigt, im Geschmack Java-Caffee ähnlich 12 "
fein fein Maracaibo-Caffee, im Geschmack Java-Caffee ähnlich 13 "
Afrikanischer Caffee, feinschmeckend 13 "
Guatemala-Caffee 13 "
fein fein Guatemala-Caffee 18 "
Savanilla-Caffee 14 "
fein Laguayra-Caffee 14 "
fein Portorico-Caffee 16 "
fein Java-Caffee 16 "
fein fein braun Java-Caffee 17 "
empfiehlt Aug. Spehr.
Schönberg, den 28. Nov. 1870.


Feinere Strick- und Ringelwollen sind noch zu billigen Preisen in neuer Auswahl wieder vorräthig.
Cal Bade.


Honig à Pfund 9 und 10 ßl. bei J. Wegner.


Alle die, welche Forderungen an den Nachlaß des Dr. Wittmütz haben, ersucht zur sofortigen Einreichung ihrer Rechnungen an ihn J. Woisin, als Vormund.
Schönberg, den 24. Nov. 1870.


Eine größere Auswahl von angefangenen und fertigen Stickereien etc., sowie die verschiedensten Galanterie-Waaren in Holz, Leder und Papier, mit und ohne Stickerei-Einrichtung, Federkasten, Jugendschriften, Bilderbücher, Wünsche, Lampenschirme u. A. m. empfiehlt zu billigsten Preisen bestens Carl Bade.


Den geehrten Bewohnern Schönbergs und der Umgegend zeige ich ergebenst an, daß ich mich hieselbst als Maurermeister niedergelassen habe, und bitte ich um geneigten Zuspruch.
Ich wohne im Hause meines Vaters, des Ackerbürgers Hr. J. Burmeister.
H. Burmeister.


Sogleich oder zu Ostern suche ich einen zuverlässigen Kutscher.
Schönberg.
C. Köhler.


Meteorologische Beobachtungen.
Nov.
1870.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
25.
26.
27.
28.
34.33
36.94
39.58
40.75
4.0
4.8
4.0
1.8
8.4
6.8
5.9
5.4
SSW
SSW
N
NW
1
0
0
1
heiter.
-
bedeckt.
zieml. heit.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.15 1/2 - 16 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.16 1/2 - 17 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.32 - 40 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.20 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.14 - 16 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.10 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg),
Gänse pr. Pfd.8 1/2 - 9 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans d. St.32 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.10 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Eier 5 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.5 1/2 Schilling (Mecklenburg).


Getreide-Preise in Lübeck.

(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen17 - 18Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Roggen12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/2 - 12Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Hafer10 1/2 - 11 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen11 1/2 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat28 1/2 - 29Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen28 - 28Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat19 - 19Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


(Hiezu Offizieller Anzeiger Nr. 40.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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