No. 92
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 22. November
1870
vierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1870 Nr. 92 Seite 1]

Mit der heutigen Nummer wird Nr. 46 bis 48 des Bundesgesetzblattes versandt.


- Aus München wird unterm 16. gemeldet: "Die militärischen Beziehungen zwischen Bayern und dem Norddeutschen Bunde wurden durch ein Separat-Abkommen geregelt, so daß Art. 63 und 64 der Bundesverfassung auf Bayern keine Anwendung finden. (Art. 63 bestimmt, daß die Landmacht des Bundes ein einheitliches Heer bildet, welches in Krieg und Frieden unter Befehl des Königs von Preußen steht, daß letzterer als Bundesfeldherr dafür sorgt, daß Einheit in Organisation und Formation, Bewaffnung und Commando, Ausbildung der Mannschaften und Qualification der Offiziere besteht; daß dem Könige ein Inspectionsrecht, das Recht zur Bestimmung des Präsenzstandes, der Gliederung und Eintheilung der Contingente, zur Organisation der Landwehr, zur Bestimmung der Garnisonen, zur Anordnung der kriegsbereiten Aufstellung jedes Theils der Bundesarmee zusteht. Nach Art. 64 sind alle Bundestruppen fahneneidlich verpflichtet, den Befehlen des Bundesfeldherrn unbedingte Folge zu leisten, letzterer ernennt die Höchstcommandirenden jedes Contingents, Festungscommandanten und ist seine Zustimmung bei Ernennung von Generalen erforderlich; auch ist er berechtigt, Behufs Besetzung für die von ihm im Bundesdienst, sei es im preußischen Heer oder in einem andern Contingent zu besetzenden Stellen aus den Offizieren aller Contingente des Bundesheeres zu wählen.
- Die Verhandlungen des Norddeutschen Reichstags, werden durch den Präsidenten des Bundeskanzleramts, Staatsminister Delbrück, eröffnet und geleitet werden.
- Die Nachricht von dem Siege des Großherzogs von Mecklenburg bei Dreux haben wir unsern Lesern am Freitag mittelst Extrablatt gemeldet. Ob diese bei Dreux geschlagenen französischen Streitkräfte zur Loire-Armee oder zu einer andern neugebildeten Truppe gehören, das ist bis heute noch ungewiß. Von deutscher Seite ist an dem Kampf bei Dreux nur die jetzt unter dem Commando des General-Adjutanten von Treskow stehende 17. Division (Mecklenburger und Hanseaten) betheiligt gewesen, die zur Unterstützung des Generals v. d. Tann abgeschickt war. Der Verlust bei dem Gefechte am 17. betrug auf deutscher Seite 100 Mann, während der der Franzosen viel bedeutender war.
- In Brüssel war am 18. eine Depesche angeschlagen, welche meldete, die ganze französische Loire-Armee sei umzingelt.
- Belgische Zeitungen veröffentlichen Auszüge aus Pariser Journalen, bis zum 12. Nov. reichend. Dieselben sprechen sich bedauernd über den Abbruch der Unterhandlungen aus und bekunden das Verlangen nach Herstellung des Friedens unter den von Deutschland geforderten Bedingungen. Es ist jedenfalls von großer Wichtigkeit, daß solche Meinungen in Paris frei geäußert werden können.
- Ein Diplomat schreibt Gambetta: Machen Sie Frieden, wenn Sie ein Freund der Republik sind, machen Sie Frieden um jeden Preis. Thun Sie es nicht, so wird der Kaiser mit 300,000 Soldaten zurückkehren, er wird den Frieden, die Ordnung, die Ruhe zurückbringen und die Leiden des Krieges hören auf. Dann ist er der Befreier und Retter und seine Dynastie befestigt. Machen Sie also Frieden und zur Bedingung, daß der Kaiser, seine Familie und die Marschälle auf einige Zeit in der Verbannung bleiben, dann kehrt die Armee ohne ihn zurück und ist die Armee der Republik.
- Garibaldi ist im Elsaß nicht an seinem Platze; er hat einen schweren Stand mit der Bewaffnung und der Mannszucht seiner Freischaaren. Mit dem General v. Werder ist er noch nicht zusammengestoßen. Der preußische Kronprinz, der gar nicht so gesinnungsstramm ist, wie mancher andere Militär, wünscht, daß er in die Schweiz entkommt. Er äußerte scherzhaft, er habe immer eine kleine Neigung für Garibaldi gehabt und wünsche, daß ihm nichts Schlimmes passiren möge, lieber schicke er ihn nach Spandau. Wüthend sind die Ultramontanen auf ihn. Einer (in Aachen) hat auf seinen Kopf 50 Thlr. ausgesetzt.
- Am 7. November ist die Brieftaubenpost zwischen Paris und Tours eröffnet worden und war der Zudrang ein sehr großer, obgleich die Taxe à Wort einen halben Franc beträgt.
- Neustrelitz, 16. Nov. Die letzten von unserm Bataillon unter dem 6. d. Mts. hier eingegangenen Nachrichten besagen, daß die von dem Hauptmann v. Oertzen nach Frankreich geführten Ersatzmannschaften bei demselben vor Paris angelangt sind, und daß der Gesundheitszustand nach eingetretener kälterer Witterung sich wesentlich gebessert hat. Dennoch werden folgende Todesfälle in verschiedenen Lazarethen gemeldet: die Grenadiere Seegert aus Userin, Meier aus Gr. Mist, beide von der 7. Compagnie, sowie Reblin aus Hinrichshagen von der 8. Compagnie sind am Typhus verstorben, während der aus Krumbeck gebürtige Grenadier Voß der 5. und Schlatow aus Carlow der 7. Comp. der Ruhr erlegen sind. (N. Z.)
- Neustrelitz, 17. Novbr. Wie schon erwähnt, wird der Weinhändler Vick, dem außerdem noch ein Begleiter beigegeben, die Liebesgaben unseren Mecklenburgischen Truppen, welche das Cantonnements-Quartier Limeil am 9. d. M. verlassen und Marschbefehl auf Orleans erhalten haben, zuführen. Derselbe wird morgen die Reise nach dem Kriegsschauplatze antreten. Der Transport geht zunächst an die Güterexpedition in Neubrandenburg, welchem nicht unbedeutende Sendungen aus Schönberg resp. aus dem Fürstenthum Ratzeburg zur Mitbeförderung beigefügt werden sollen. Das Gesammtgewicht des Transportes, bestehend in 124 Collis, wird auf ca. 130 Centner angegeben. - Aus dem Briefe des Vicefeldwebels der 5. Comp. unseres Bataillons erfahren wir den Abmarsch unserer Truppen am 9. d. M. und entnehmen gleichzeitig die Nachricht, daß der Hauptmann von Mathissen bei der obengedachten Compagnie mit dem eisernen Kreuze und dem Meckl. Militairverdienstkreuze decorirt worden ist. (M. A.)
- Ein preußischer Offizier auf Vorposten vor Paris sieht eines Morgens den französischen Vorposten gemüthlich seine Zeitung lesen; er schleicht sich heran, haut dem vertieften Leser hinter die Ohren und nimmt ihm den Figaro ab. Das Erste, was er liest, lautet: "Frisches Fleisch ist nicht mehr vorhanden, Katzen und Hunde werden theuer, es giebt nur noch gesalzenes Pferdefleisch. Wie lange reicht das? u. s.w.

[ => Original lesen: 1870 Nr. 92 Seite 2]

- Von Bitsch schreibt man der "Elberf. Ztg.": Es verlautet gerüchtweise, und ich habe allen Grund, daran zu glauben, daß zwischen dem bayerischen Commandanten vor Bitsch (Andere sagen zwischen dem Grafen Bismarck-Bohlen) und dem französischen Festungscommandanten eine Uebereinkunft dahin getroffen sei, alle Feindseligkeiten bis zur Beendigung des Krieges einzustellen. Das friedliche Verhältniß zwischen beiden Theilen scheint mir, wie gesagt, das Gerücht vollständig zu bestätigen."
- Die belgischen Waffenfabrikanten liefern fortwährend eine Masse von Gewehren und Revolvern nach Frankreich ab. Die Waffenausfuhr ist zwar verboten, aber die Aufsicht an der belgischen Grenze ist zu wenig streng, als daß Beschlagnahmen von Waffen häufig vorkommen sollten. Die Waffenfabrikanten machen übrigens sehr gute Geschäfte, da die französischen Behörden hohe Preise bezahlen.
- Das Desertiren des belgischen Militärs, namentlich der Unterofficiere, dauert fort. Für letztere hat der Bruch des Fahneneides insofern etwas verführerisches, als sie nach ihrer Ankunft in Lille, wohin sie sich begeben, naturalisirt und zu Officieren ernannt werden. Von Brüssel gingen vor zwei Tagen zehn Unterofficiere durch, und es gelang ihnen auch, über die Grenze zu kommen. Eine andere Bande von acht Unterofficieren versetzte vor drei Tagen einen dicht an der Grenze gelegenen Ort in die größte Aufregung. Die Bande traf dort des Nachts ein und klopfte an die Thore der Mairie. Der Maire, welcher ans Fenster eilte und eine fremde Truppe (die Unterofficiere waren mit ihren Waffen durchgegangen vor sich sah, ergriff sofort durch eine Hinterthür die Flucht und versetzte den ganzen Ort mit dem Rufe: "Die Preußen sind da!" in Allarm. Alles riß aus, selbst der Wachtposten, der sich im Orte befand. Die belgischen Unterofficiere setzten ihnen aber nach, und es gelang ihnen, die Fliehenden zu beruhigen und sich die Mittel zu verschaffen, sich nach Lilie zu begeben.
- Das preuß. Kriegsministerium macht bekannt, daß es auf Grund verschiedener Gesuche um Ueberlassung einer Mitrailleuse, um dieselbe zu Gunsten der Verwundeten etc. gegen ein Entree dem Publikum zu zeigen, den General-Commandos des 1 - 11 Armeecorps je eine Mitrailleuse nebst Zubehör übersenden wird, wohin etwaige Anträge um Ueberlassung einer Mitrailleuse zu obigem Zweck von den Betreffenden zu richten sind. In dem Bezirke des 9. Armeecorps, wozu auch die Großherzogthümer Mecklenburg gehören, sind diese Anträge an das Generalkommando in Altona zu richten.
- Auf dem Kleber-Platze in Straßburg sammelten sich neulich ein paar Tausend der deutschen Soldaten und traten an zum Ausmarsche. Da eilten Hunderte von Bürgern herbei, schüttelten den Soldaten, die bei ihnen im Quartier gelegen, die Hände und küßten sie auf beide Backen. Die Abschiednehmer waren meist ältere Bürger, die Jugend ist härter französisch gesotten.
- In Berlin wurde ein bayerischer Soldat von einem Bürger zu Tische geladen. Diesmal nehme ich es noch an, sagte der Bayer, aber nachher nicht wieder; denn ich habe heute schon viermal zu Mittag gegessen. - Diese Geschichte ging in München von Munde zu Munde und bereitete den preuß. Landwehrmännern einen so warmen Empfang, daß jeder, der einen Braten zu Hause hatte, seinen Gast am liebsten sogleich mitgenommen hätte.
- Im Cadettenhause in Berlin hängen die Degen Napoleon I., den Blücher in der Schlacht bei Waterloo erbeutete, und Napoleon III. (Sedan) friedlich neben einander. Unter den Sedaner Degen schrieb ein naseweiser Cadett: Großer Held in Friedenszeiten!
- In Lyon haben die Rothen eine Privat-Republik auf eigene Faust errichtet und lassen den Staat Staat und Frankreich Frankreich sein. Die Soldaten verklagen ihre Offiziere und Generale bei den rothen Präfecten, setzen sie nach Gefallen ein und ab und ins Loch. Wer auf Zucht und Ordnung hält, wird verdächtig und ausgetrieben und aus den Fabrikstädten des Elsaß etc. wird Succurs an Sozialisten verschrieben.
- Von der Feldwache vor Paris, 10. Nov., schreibt man dem "Staatsanzeiger für Württemberg": Die Deserteure mehren sich von Tag zu Tag. Jüngst kamen deren 4, die theils in St. Cloud, theils bei Joinville im Bivouac lagen. Der Eine, ein Elsasser, sagte, weil sie nichts mehr zu essen bekämen, gehe es drunter und drüber. Ihre anderen Kameraden wären alle schon längst gerne gekommen, wenn sie nicht befürchteten, daß man auf sie schieße. Da er aber "holt ein gar kuraschirter Kerli" sei, so sei er durchgegangen und jetzt sehr froh, daß er bei uns sei, da er doch bald deutsch werden müsse. Er sagte uns auch, daß gestern ein Ausfall gegen die Württemberger beabsichtigt gewesen sei, der wohl "eingetretener Hindernisse" wegen nicht zur Ausführung gekommen ist. Auffallend ist es, daß man in Paris den Abmarsch der Mecklenburger gekannt hat, was das Vorhandensein einer fortwährenden Verbindung mit außen beweist. Wenn aber die Franzofen gekommen wären, so hätten wir sie dennoch mit blutigen Köpfen heimgeschickt.- Vorgestern kamen 40 Offiziere an unsere Vorposten heran, mit weißen Tüchern winkend. Unsere Vorposten gaben kein Feuer, und so schmeichelten sie sich bis an die Vorpostenlinie heran. Hier wurden sie aber gestellt und es ging Meldung an den Feldwachtcommandanten, dem sie sagten, ob er denn nicht wisse, daß Waffenstillstand sei. Sie beabsichtigten, ihre "camerades allemands" zu besuchen. Einer darunter sprach deutsch, und er wie seine Begleiter drückten ihre Verwunderung aus, daß die Deutschen sich so bequem hier eingerichtet haben. Aus Allem leuchtete hervor, daß sie gern sich gefangen gegeben hätten, wenn nur nicht die Schande zu groß wäre. "Zu essen bekommen wir wenig," sagten sie, "denn die Soldaten, die furchtbar Hunger haben, nehmen uns Alles vor der Nase weg; machen können wir nichts dagegen, denn sonst schlagen sie uns noch dazu." Da von Waffenstillstand nichts bekannt war, wurde ihnen begreiflicherweise bedeutet, augenblicklich umzukehren, widrigenfalls Feuer auf sie gegeben würde. Der Elsasser erwiderte: "Zu Befehl," oder "wie der Herr befehlen," worauf der Haufe sich zurückzog, nicht ohne einen wehmüthigen Blick auf den Dampf einer Kartoffelschüssel zu werfen.
- Die neu formirten preußischen Jägerbataillone Nr. 1 und 2 sollen die Bezeichnung Lothringische Jägerbataillone Nr. 1 und 2 erhalten. Dieselben sind lediglich für die Sicherung der Etappenstraßen gegen Ueberfälle der Franctireurs bestimmt und haben die Bahnen und Telegraphenleitungen zu besetzen.
- Die ganze bayerische Armee wird mit Mantelklappen versehen werden. Die erste Hälfte der für die im Felde stehende Armee bestimmte Anzahl von Pelzmänteln geht in den nächsten Tagen an ihren Bestimmungsort ab.
- Der Times-Correspondent in Tours erzählt nachstehende Anecdote, welche auf Thiers Mission in Versailles Bezug hat. Graf Bismarck sprach mit Thiers über die Gefahr, welche man beim Passiren der Linien selbst unter einer Parlamentärflagge laufe, weil es unmöglich sei, das Feuern gänzlich einzustellen, und daß jeder Brief, den er an die französischen Vorposten sende, ein oder zwei Leute koste, und indem er Thiers versicherte, daß er keine Gefahr auf der preußischen Seite zu befürchten habe, da seine Durchreise überall angezeigt worden, fügte er hinzu: "Es wird nicht so in Ihrer Linie sein, aber am Ende durch die Hand Ihres eigenen Volkes zu sterben, würde Ihre glorreiche Laufbahn würdig krönen." Thiers soll bei seiner Rückkehr nach Tours über Bismarck gesagt haben: "Er ist unstreitig ein Mann von Genie, aber ein sehr großer Barbar."
- Am 16. d. M. Nachts wurde ein preußischer Soldat, welcher verwundet mit einem Sanitätszuge in Frankfurt ankam, ins Bürgerhospital daselbst verbracht. Am nächsten Morgen stellte sich jedoch heraus, daß in dem Soldatenrock ein Frauenzimmer steckte, welches nach seiner Angabe während des gegenwärtigen Krieges 5 Schlachten mitgemacht hat.
- In Grevesmühlen brannten am 18. d. M. 11 vor der Stadt belegene Scheunen mit ihrem ganzen Inhalte ab; Alles war unversichert, so daß der Schade für die Eigenthümer ein sehr bedeutender ist.
- Weiland Schroth behandelte die Uebel dieser Welt Anfangs mit alten Semmeln, später mit feuchter Wärme. Auf seinem Grabhügel in Lindewiese in Schlesien haben sie ihm nun ein Denkmal gesetzt und seinen Leibspruch darauf geschrieben: In feuchter Wärme gedeiht Holz, Frucht, Wein - selbst Fleisch und Bein.
- In London sind am 16. Nov. Berichte aus China eingetroffen, nach welchen in Canton von Neuem Fremde ermordet sind. Die Mörder sind an demselben Tage hingerichtet worden.

[ => Original lesen: 1870 Nr. 92 Seite 3]

- In Bern haben drei Oberrichter den Wahrspruch abzugeben, ob sich der Büger Dellenbach zu Tode getrunken hat. Die Basler Lebensversicherungsgesellschaft behauptet das und weigert sich, die Versicherungssumme auszuzahlen.
- Wenn dem "Rappel" zu glauben ist, so haben die Freimaurer in Paris die Excommunication gegen König Wilhelm wegen Verraths an der mauerischen Brüderlichkeit ausgesprochen.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Herrnburg belegene Büdnerstelle c. p. des Kaufmanns Johann Joachim Hagen daselbst giebt das Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg auf das am 14. d. Mts. abgehaltene Liquidations-Protocoll, nachdem die öffentliche gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Acten docirt worden, hierdurch den Bescheid:
daß alle weher in dem Liquidationstermine am 14. d. Mts. noch bis jetzt angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Von Rechts wegen!
Schönberg, den 15. November 1870.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Herrnburg belegene Büdnerstelle Nr. 3 c. p. der minderjährigen Maria Hagen zu Herrnburg, welche von ihrem Vater, dem Schustermeister Hans Joachim Hagen daselbst vertreten wird, giebt das Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg auf das am 14. d. Mts. abgehaltene Liquidationsprotocoll, nachdem die öffentliche gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Acten docirt worden, hiermit den Bescheid:
daß alle weder in dem Liquidationstermine am 14. d. Mts. noch bis jetzt angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Von Rechts wegen!
Schönberg, den 15. November 1870.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Vermischte Anzeigen.

Aufforderung, die Bundesanleihe betreffend.
Diejenigen, welche die Bekanntmachung vom 17. d. Mts. nicht berücksichtigt haben, werden hierdurch aufgefordert, ihre Schuldverschreibungen gegen die betreffenden Empfangsscheine und Unterschrift der von mir bereitgehaltenen Quittungen spätestens bis zum 24. d. M., Vormittags zwischen 11 und 1 Uhr, persönlich in Empfang zu nehmen.
Schönberg, den 21. Nov. 1870.
Großherzogl. Haupt-Casse.
G. Grapow.


Alle ausgeliehenen Bücher der Schulbibliothek und des verstorbenen Dr. Wittmütz erbittet sogleich zurück Frau Dr. Wittmütz.


Zu Antoni 1871 werden in Grundstücke des hiesigen Fürstenthums, über welche bereits Hypothekenbücher niedergelegt sind, 16.000 Thaler in Pösten von 400 bis 1000 Thlr. gesucht, und wird für die sämmtlichen Pöste die beste Priorität, welche auch für curandische Gelder genügt, gewährt.
Die Herren Capitalisten und Vormünder, welche von dieser Gelegenheit, Gelder unterzubringen, Gebrauch machen wollen, werden ersucht, sich baldigst zu melden bei A. Dufft, Actuar.
Schönberg, den 14. Nov. 1870.


Um einen Ueberblick über das bevorstehenden Antoniterminsgeschäft zu gewinnen, bitten wir, diejenigen größeren Kapitalpöste, welche im Antonitermine bei der Anstalt belegt werden sollen, baldmöglichst bei uns anzumelden und bemerken, daß wir die Anstaltsgelder selbstverständlich auch in hiesigen mit Hypothekenbüchern versehenen Grundstücken, wenn die Sicherheit eine für Kindergelder genügende ist, belegen werden.
Schönberg, den 19. November 1870.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Wigger. Burmeister. W. Saß. Aug. Spehr. C. Drevs.
Secretair : R. Rackow, Adv.


Wir haben noch erhalten: 1) von einem Ungenannten 5 T. und 6 P. Strümpfe; 2) aus Lübseehagen: vom Schulzen Callies 1 P. Strümpfe und ein Ende Wollenzeug, vom Hausw. Freitag 1 Ende Wollenzeug, vom Halbhüfner Eckmann 3 P. Strümpfe und 2 Binden, vom Lehrer Callies 1 Pfd. Wolle , vom Büdner Wiencke 8 s., vom Böttcher Grewe 8 s., vom Gesellen Pommerenke 4 s., vom Arbeitsm. Busch 4 s.; 3) aus Herrnburg: von Frl. Giehrke 3 P. Strümpfe; 4) aus Pahlingen: von Faasch 2 P. Strümpfe, vom Krüger Mett 6 P. Strümpfe; 5) aus Duvennest: vom Hausw. Joh. Wittfoth 1 P. Strümpfe; 6) aus Schönberg: von vier Bürgern 4 Pfd. Rolltaback, von einem andern 16 s., durch Frau Oberamtmannin Drenkhahn 8 P. Strümpfe; 8) Schulze Callies-Menzendorf 3 Pfd. Wolle; 9) Hausw. Borchwardt Pahlingen 6 P. Strümpfe; 10) Ungenannt Gr. Bünsdorf 3 Pfd. Wolle und 1 T.
Der Herr Weinhändler Vick in Neustrelitz, der am 18. d. Mts. direct an unser im Feld stehendes Bataillon und Batterie mit Neustrelitzer Liebesgaben abgegangen ist, hat von hier aus erhalten: 106 wollene Jacken, 26 dito Binden, 136 dito Paar Strümpfe, 45 Packet Chocolade, 172 Packet Stearinlichter, 56 mille schwedische Zündhölzer, 85 Pfd. Rolltaback, 36 Pfd. Rauchtaback und 51 Pfeifen, außerdem ein Packet mit Briefpapier und Couverts und 6 Privatpackete.
Dafür und an sonstigen Ausgaben für die Verarbeitung der Wolle und des Wollenzeugs etc. sind verausgabt 214 Thlr. 26 s.
Da unser Kassenvorrath zur Unterstützung der Frauen und Kinder einberufener Reservisten vorräthig bleiben muß und wir dennoch bald wieder eine andere Gelegenheit zu finden hoffen, um unsere Soldaten durch directe Zusendungen aus der Heimath zu unterstützen und zu erfreuen, so bitten wir nochmals, uns mit Beiträgen an Wolle etc. und besonders Geld zu diesem Zwecke zu versehen.
Schönberg, den 21. Nov. 1870.
Die acht Hauswirthe und zwei Schönberger Bürger.


Zahnweh Nervöses Zahnweh wird augenblicklich gestillt durch Dr. Gräfströms schwedische Zahntropfen à Flacon 7 1/2 Sgr. ächt zu haben in Schönberg bei Carl Bade.


Nachdem ich zum Vormunde für die minorennen Kinder meines verstorbenen Bruders, des Agenten J. P. H. Spehr in Schönberg, vom Großherzoglichen Justizamte bestellt worden bin, wünsche ich einen Ueberblick über den Stand der Nachlaßsache zu erhalten, und ersuche deßwegen alle Diejenigen, welche Forderungen gegen den Nachlaß haben, dieselben binnen drei Wochen bei mir anzumelden, alle Diejenigen aber, welche dem Nachlaß schulden, binnen der selben Zeit Zahlung an mich zu leisten.
Schönberg, den 10. Nov. 1870.
Aug. Spehr.


Mit dem heutigen Tage werde ich hieselbst ein Tapisserie-Geschäft eröffnen und empfehle mich mit allen in dieses Fach schlagenden Artikeln, sowie auch mit Weißstickereien.
Schönberg, den 22. November 1870.
Auguste Baumast.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 92 Seite 4]

Kalender für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1871 hat soeben die Presse verlassen und ist bei mir, wie bei den Buchbindern Herrn Bade und Sievers à Stück 3 ßl. zu haben.


Von der Ratzeburger Actien-Brauerei ist mir der Vertrieb ihres Lager-Bieres für hiesigen Platz und Umgegend übertragen und empfehle ich dasselbe zur geneigten Abnahme, sowohl auf Gebinde als Flaschen bestens.
Wilh. Heincke.


Im Ausverkauf empfehle Tuch und Buckskin à Elle 16 ßl. billiger als bisher, moderne Kleiderstoffe à Elle 4, 5 und 6 ßl., Werth 10 und 12 ßl., ächte Cattune à Elle 4 ßl., Werth 6 und 8 ßl., sowie alle wollenen Sachen, als Fanchon, Seelenwärmer, Damenwesten zu bedeutend heruntergesetzten Preisen, große dicke Double-Shawls 2 - 3 Thlr., Werth 6 Thlr., und viele andere Sachen.
Schönberg. Ludwig Creutzfeldt.


Bekanntmachung.
Die deutsche landwirthschaftliche Versicherungs-Gesellschaft für Vieh-, Hagel- und Frostschaden, in Verbindung mit der Deutschen landwirthschaftlichen Credit-Bank in Berlin, auf Gegenseitigkeit gegründet, und wird durch die unterzeichnete Agentur zur Versicherungsnahme bei normalen Prämien, coulanter und voller Entschädigung nach Tare, sowie Gewährung eines Credits von 100 - 2000 Thaler hiermit zur allgemeinen Betheiligung bestens empfohlen.
Die Agentur Ziethen im Fürstenthum Ratzeburg, den 28. Juni 1870.
H. Wulff, Agent.


Bei unserer Abreise aus Schönberg sagen wir dem Lazareth-Vorstand, dem Damen-Comite, den Bewohnern Schönbergs und des ganzen Fürstenthums Ratzeburgs unsern herzlichsten Dank für die liebevolle Aufnahme, die uns Verwundeten hier zu Theil geworden ist.
Im Auftrage: E. Adolph, Grend. d. 1. Cp. 2. schl. Grd.-Rgm. Nr. 11.


Bei meiner Abreise von hier sage ich der Müllerfamilie Wieschendorf für die mir während meines hiesigen Aufenthalts zu Theil gewordene freundliche Aufnahme meinen besten Dank!
Unteroffizier Flick.


Dem Herrn Oberförster Dankwarth sage ich bei meiner Abreise für die liebe Aufnahme und Verpflegung während meines Hierseins den besten Dank!
Gefreiter Heinrich Odebrett.


Unentgeldliche Kur der Trunksucht.
ausgeführt nach rationeller Methode und eigener Erfindung älterer Ärzte, zum Wohle der Mitmenschen. Die Kur wird ohne Wissen des Kranken vollzogen. Gefällige Anfragen beliebe man vertrauensvoll einzusenden unter der Adresse: V. und F. Frankfurt a. Oder, poste restante.


Zur Beachtung.
Wer sich eine angenehme Unterhaltung bereiten will, der wähle sich einen Psychographen oder Seelensprecher, welcher durch menschlichen Magnetismus in Bewegung gesetzt wird, und wodurch man sich mit abgeschiedenen Seelen, welche einem lieb und theuer sind, in Verbindung setzen und sprechen kann. Dieselben sind zu haben im Preise von 3 Thlr. nebst Gebrauchs-Anweisungen bei W. Falkenberg., Frankfurt a, Oder, Richtstr. Nr. 53


Am Freitag den 25. November findet bei mir ein Ball statt, wozu ich meine geehrten Freunde und Gönner freundlichst einlade.
Gastwirth Kohs in Menzendorf.


Dem geehrten Publikum die Anzeige, daß am Donnerstag den 24. Nov. in meinem Locale "geschlossene Gesellschaft".
Bernh. Drenkhahn.
Schönberg, den 21. Nov. 1870.


Von jetzt an werde ich täglich zweimal unter Anschluß an die Eisenbahnzüge von Lübeck zwischen Rehna und Schönberg fahren. Preis für die einzelne Fahrt Person 8 ßl.
Fuhrmann Timm aus Rehna.
Ankehr in Schönberg beim Ackerbürger Böckmann.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren:
4. Nov. Dem Uhrmacher Boye vor Schönberg ein Sohn.
8. Nov. Dem Photograph Schacht vor Schönberg eine Tochter.
12. Nov. Dem Töpfermeister Weinrebe hieselbst ein Sohn.
14. Nov. Dem Arbeitsm. Jabs zu Retelsdorf eine todte Tochter.
Dem Arbeitsm. Dierck zu Rabensdorf ein Sohn.
17. Nov. Dem Arbeitsm. Bade hieselbst eine Tochter.

Gestorben:
13. Nov. Catharine Else Grevsmühl, geb. Voß aus Bechelsdorf, Zimmergesellen-Frau vor Schönberg, fast 28 J. alt.
14. Nov. Hans Heinrich Heibei, Büdner-Altentheiler zu Lockwisch, fast 65 J. alt.
Des Arbeitsm. Jabs todtgeborenes Töchterlein.
15. Nov. Catharine Böttcher, geb. Arndt aus Gr. Siemz, Käthners-Frau zu Petersberg, 69 J. 7 M. alt.
Auguste M. L. H. Schultz, Schornsteinfegermeisters-Tochter hieselbst, 3 J. 8. M. alt.

Copulirt:
4. Nov. Hans Jochen Maaß, Arbeitsm. zu Gr. Siemz, und Anna Elisabet Arndt daselbst.
11. Nov. Joachim Heinrich Wigger, Anerbe zu Gr. Siemz, und Anna Maria Sager zu Törpt.
15. Nov. Johann Christof Reinhard Schmalfeldt, verwittw. Schustermeister hieselbst, und Catharina Elisabet Stender hieselbst.
Heinrich Ludwig Carl Holm aus Güstrow, Eisenbahnwärter bei Lockwisch, und Sofia Ernestine Luise Holdorf zu Lockwisch, geb. zu Güstrow.
Hans Heinrich Freitag, angehender Arbeitsm. a. d. hies. Bauhofe, und Anna Christina Maria Schmidt daselbst, geb. zu Dummersdorf.
17. Nov. Peter Heinrich Maaß, Maurergesell zu Gr. Siemz, und Catharina Magdalena Bollow zu Gr. Siemz, geb. zu Kuhlrade.
18. Nov. Joachim Heinrich Friedrich Wilken aus Gr. Salitz, angehender Arbeitsmann vor Schönberg, und Mina Sterly in Retelsdorf.
Joachim Heinrich Mette in Pahlingen, Anerbe zu der dortigen Hans Jochen Schleuß'schen Hauswirthsstelle, und Mine Elisabet Luise Wigger in Törpt.

Proclamirt:
Hans Heinrich Wigger, Anerbe zu Gr. Bünsdorf, und Luise Kassow zu Cordshagen.


Getreide-Preise in Lübeck.

(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen16 1/2 - 18Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen12 1/2 - 13Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/2 - 12Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Hafer10 1/2 - 11 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen11 - 12Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat28 3/4 - 29Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen28 1/4 - 29Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat19 - 19Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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