No. 91
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 18. November
1870
vierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1870 Nr. 91 Seite 1]

Nachdem am heutigen Tage die halbmonatlichen Unterstützungsgelder an die bedürftigen Familien der zum Dienst einberufenen Reservisten und Landwehrmänner des hiesigen Fürstenthums ausbezahlt worden, wird hiedurch bekannt gemacht, daß die nächste halbmonatliche Zahlung dieser Gelder am Dienstag den 6. December d. J., Morgens 9 Uhr, in der Wohnung des mitunterzeichneten Assessors von Oertzen stattfindet. Die Unterstützungsberechtigten haben sich zur genannten Stunde pünktlich daselbst einzufinden.
Schönberg, den 23. November 1870.

Das Kreis-Commissariat des Fürstenthums Ratzeburg.
C. v. Oertzen. G. W. Wicke. H. Burmeister.


- Der Reichstag wird, wie es jetzt heißt, zum 24. d. nach Berlin zusammenberufen werden. Die Prov. Corr. schreibt: Es liegt nach wie vor in der Absicht , außer der Bewilligung eines Credits zur Fortführung des Krieges die Ausdehnung des norddeutschen Bundes auf die zum Beitritt entschlossenen süddeutschen Staaten zum Gegenstande der Berathungen des Reistages zu machen.
- Der Wiener "Presse" wird zur deutschen Angelegenheit aus München telegraphirt, es werde eine Ministerkrisis befürchtet; der Kriegsminister v. Prankh wolle seine Demission einreichen, wenn die Selbstständigkeit der bayrischen Armee aufhöre. Mit Prankh würden mehrere seiner Collegen gehen.
- Der Londoner Zeitung Daily News wird von ihrem Correspondenten aus Brüssel telegraphirt, daß nach einer ihm zugegangenen "sehr glaubwürdigen" Nachricht, Paris nicht mehr länger als 3 Wochen (vom 14. d. an gerechnet) aushalten und daß man in Folge dessen die Stadt auszuhungern, nicht aber zu bombardiren gedenke.
- Aus Versailles vom 11. November wird der Kz.-Z. geschrieben: Gestern Abend sind wieder einige 70 Engländer aus Paris hier in Versailles angekommen, und heute Abend soll eine größere Anzahl folgen. Sie erzählen von dem zunehmenden drückenden Mangel, von einer fortwährenden Jagd auf preußische Spione, von dem schon so lange angedroheten großen Ausfall, von der Dunkelheit und Oede der Stadt, sobald der Abend einbricht und von noch manchem Andern mehr. Sie bestätigen auch, daß irgend eine geheime, Verbindung zwischen Paris und den von den Einschließungstruppen besetzten Umgebungen stattfinden müsse, da man in Paris von Allem, was in den deutschen Cantonnements vorgehe, sehr wohl unterrichtet sei. Wurden doch selbst in den Pariser Journalen Artikel aus den in Versailles erscheinenden Zeitungen abgedruckt. Was sie von der Ausdauer der Stadt gegen die Belagerung halten, sprechen sie am Besten durch ihr Verlassen derselben aus. Einige sagten aus, daß sie die größte Vorsicht angewendet hätten, um möglichst unbemerkt ihre Wohnungen zu verlassen und ihre Habseligkeiten auf Wagen zu laden, weil sie einen Ausbruch des Unwillens von Seiten des unbeschäftigt in den Straßen umherlungernden Volkes zu fürchten gehabt hätten. Die Fleischportion ist bereits bis auf das Aeußerste herabgesetzt und neben den Pferden werden auch schon Hunde und Katzen geschlachtet; frisches Rind- und Hammelfleisch gibt es angeblich seit dem 10. d. nicht mehr.
- Rußland hat den betr. Großmächten erklärt, daß es sich an den Vertrag von 1856 (wegen seiner Beschränkungen im Schwarzen Meer), nicht mehr gebunden achte. Ein neuer Feuerfunke! der namentlich England und die Türkei erschreckt und die Börse etwas verstimmt hat.
- Die Dörfer im weiten Umkreis von Paris waren von ihren Einwohnern meist verlassen, der erste Friedenshauch, vielleicht auch die Kälte hat die Flüchtlinge zurückgeführt. Die armen Leute müssen in den Wäldern gesteckt und viel gelitten haben, ihre Kleider starren von Koth, ihre Füße sind mit Lappen umwickelt, ihre Gesichter blicken zigeunerhaft, scheu weichen sie den ihnen begegnenden deutschen Soldaten aus. Man sieht sie in ganzen Zügen auf den Landstraßen, mit hoch bepackten Wagen mit Kesseln, Casserolen, Tischen und Betten. Eine Ziege, ein Esel, ein Pferd gehören fast zu jeder Wirthschaft, an der Seite der Wagen hängt ein Gitterkasten mit wilden Kaninchen, die ihnen in den Wäldern als Nahrung gedient. Die armen Leute mögen sich bei ihren Geistlichen bedanken, die ihnen weiß gemacht, sie würden alle massacrirt, wenn die Preußen kämen.
- Die Noth in Frankreich wächst durch die in aller Stille geübte Praxis der Regierung, das Geld zu nehmen, wo sie es fand. Aus der Staatscasse sind alle Gelder verschwunden, welche Gemeinden, Gesellschaften, Stiftungen, Sparcassen gesetzlich in derselben niedergelegt hatten, der Krieg hat sie verschlungen. Die Regierung hoffte jedenfalls, sie aus den Brandschatzungen in Deutschland zu ersetzen.
- Die "Patrie" vom 8. Nov. gibt folgende Mittheilungen über die Preise der Lebensmittel in Paris: Pferde, Maulesel- und Eselfleisch kostete vor der Belagerung im Durchschnitt 1 Frc. 25 Cent. per Kilogramm. Am 3. Nov. wurde das Pferdefleisch mit 2 1/2 Frcs., Maulesel- und Eselfleisch mit 7 Fr. per Kilogramm bezahlt. Vor der Belagerung kostete eine gewöhnliche Gans guter Qualität 5-7 Fr., jetzt 25-30 Fr.; Hühner, welche in den Hallen sonst mit 3-3 1/2 Fr. verkauft wurden, gelten jetzt 14, 15, selbst 28 Fr. das Stück, Tauben werden das Paar mit 12 Fr. bezahlt, Puten mit 55 Fr., sonst 10-12 Fr., das Paar Kaninchen mit 36 Fr., sonst 6-7 Fr., Schinken kostet 16 Fr., sonst 2 1/2 Fr. per Kilogramm, Lyoner Würstchen 32 Fr. sonst 8 Fr., per Kilogramm, Wurst von Rind. und Pferdefleisch 4-6 Fr., die in Paris sonst so sehr verachtete Blutwurst 1 Fr. 20 Cent. per Kilogramm, andere Fleischwaaren sind gar nicht mehr zu haben. Gesalzenes Fleisch aus Australien, früher kaum zu 1 Fr. 30 Cent. verkäuflich, ist mit 8 Fr. per Kilo-

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gramm gänzlich ausverkauft worden. Seefische sind schon längst nicht mehr zu haben, Karpfen sind von 2 1/3 Fr. auf 20-30 Fr. im Preise gestiegen.
- Einem Feldpostbrief eines bei der Garde stehenden Soldaten aus St. Brice (nördlich von Paris), 9. Nov., entnimmt die Weserzeitung Folgendes: Daß wir hier in früheren Prunkzimmern unsere Gewehrstützen und Tornisterregale festgenagelt und unsere Strohlager eingerichtet haben, macht unsern gegenwärtigen Vorpostendienst nicht leichter. Allwöchentlich zweimal lösen sich die Bataillone des Gardecorps in diesem Dienste ab, der mit seinen Anstrengungen und Opfern nicht leichter ist als manche Feldschlacht mit ihrem Schnellfeuer. In den letzten Tagen haben die Franzosen ihr heftiges Granat- und Gewehrfeuer eingestellt. Dieser Umstand und das Gerücht, daß in der letzten Zeit häufig Parlamentäre in Versailles gewesen sein sollen, hat allerlei Friedenshoffnungen bei uns wachgerufen. Bisher krachte es jedoch noch jeden Tag von den Forts zu uns herüber. Zerschossene Häuser und Kirchen mehren sich noch immer. Seit einigen Tagen blieb unser Bataillon jedoch gänzlich verschont und unsere dicht an St. Denis vorgeschobene Doppelpostenlinie konnte ganz deutlich vernehmen, daß unter den Bewohnern, jenes Orts ein heftiger Streit ausgebrochen sein müßte. Man hörte zwischen Gewehrsalven schreien von Männern, Frauen und Kindern. Am 8. Nov. hatten wir auf unsern Vorposten im Dorfe Stain, südlich von Georges, einen ganz freundschaftlichen Besuch von Officieren und Soldaten der feindlichen Feldwachen. Inzwischen werden alle Vorkehrungen getroffen, um in unsern Standquartieren uns für den Winteraufenthalt einzurichten. Der Vorpostendienst wird eher noch verschärft. Dieser Dienst äußerst beschwerlich, - Märsche durch unwegsames Terrain bei Tag und bei jedem Wetter, dazu einen Boden, der so zäh und schlüpfrig ist, wie in den Marschgegenden an der Unterweser.
-Berichte aus Versailles vom 12. November melden: Bei dem Angriff der Loire-Armee auf das 1. bayerische Corps hatten die Franzosen in erste Linie gute Truppen (algerische und römische Regimenter) gestellt. Diese Regimenter wurden jedoch dreimal zurückgeworfen. - Der Rücken der Einschließungsarmee ist auch im Norden von Paris durch neueingetroffene, Truppen gesichert. - Das Wetter ist kalt. Schnee und Reif. -Das Pariser Journal "Figaro" spricht in der Nummer vom 11. d. offen von der Unmöglichkeit weiteren Widerstandes und tritt heftig gegen Trochu und Favre auf, und scheint nur in der Uebergabe von Paris einen Ausweg zu sehen.
- Aus Havanna wird gemeldet: Am 12. November siegreiches Gefecht zwischen dem preußischen Kanonenboot, "Meteor", Capitainlieutenant Knorr, und dem französischen Aviso "Bouvet"'. Letzterer stark beschädigt flüchtete in den Hafen von Havanna, wohin vom "Meteor" verfolgt. Verlust des "Meteor" 2 Todte, 1 Verwundeter.
- Nach der Mittheilung welche ein Einwohner von Versailles an die "Indep." richtet, wächst in der Stadt mehr und mehr die Theurung. Es fehlt zugleich an Geld und Lebensmitteln. Salz ist (die Mittheilung datirt vom 3. November) kaum noch zu haben; Fleisch von sehr geringer Qualität 3 Frcs., von besserer 4 Frcs., Butter 7-10 Frcs., Zucker 5-6 Frcs., frisches Schweinefleisch 4-5 Frcs. das Kilo, und Kalbfleisch ist gänzlich verschwunden. 8 Stück Streichhölzchen, kosten 10 Centimes, und die Holzkohle ist auf das Dreifache des Preises gestiegen. Anfangs ging alles ziemlich gut; eine Jugendbekanntschaft des Platzcommandanten mit dem Kronprinzen von Preußen bewahrte Versailles vor allen Widerwärtigkeiten, aber die harte Nothwendigkeit machte allmählig jede Erleichterung unmöglich. Die völlige Entblößung der Umgegend von Paris hat Freund wie Feind in eine Art von Hungersnoth versetzt.
- Aus Berlin wird gemeldet, eine von deutscher Seite aufgefangene Depesche der Regierung in Tours an Admiral Penhoat dränge denselben zu einer Action, um den Abzug der preußischen Küstentruppen und Geschütze gegen Paris zu verhindern.
- In den Schaufenstern der Buchhändler in Metz können die Deutschen sehen, wie's die Franzosen in Deutschland gemacht haben würden; denn da ist ein Büchlein ausgestellt, das den Titel führt: Führer der französischen Soldaten in Deutschland." Auf einer Seite steht der französische, daneben der deutsche Wortlaut. Hier einige Proben: Im Quartier Fenster auf! - Fort hier! - Alle Möbeln hinaus! In diese Stube darf Niemand von Euch! Bringt uns sofort Butter, Brot, Käse, Eier, harte Eier! - Rühreier mit Schinken und Speck! - Wir werden diese Hühner, Tauben, Enten schlachten. Bratet sie uns! - Macht rasch! - Ich habe Durst; eine Flasche! - Bringt Bier, Schnaps, Rum! - Kocht sofort Kaffee, Chokolade, Milch, Thee! etc. etc.
- Während zwei preußische Prinzen zu Feldmarschällen der russischen Armee ernannt worden sind, besitzt von russischen Offizieren diese höchste militairische Würde in der russischen Armee nur Einer, der Feldmarschall Bariatinski.
- Der Mundkoch im Schloß in München hat den preuß. Landwehrmännern aufgetafelt, als ob der König selbst mit äße. Es gab Schildkrötensuppe, Nagmaul (Fisch), Rindfleisch mit Maccaroni, Schweinecoteletts mit Kraut, gefüllte Truthüner, Gänsebraten mit Salat, Punschtorte, Gefrornes und Erdbeeren. Die Preußen hieben ein wie auf die Franzosen und thaten manchen schönen Schluck vom rothen Burgunder, dem Forster und Champagner. Die Königin-Mutter überraschte jeden Soldaten extra mit Wäsche, Taback, Pfeifen und Cigarren.
- Cafe Sedan heißt das neueste Kaffeehaus in Leipzig.
- Der monatliche Sold der französischen Offiziere, welchen Preußen auszahlt, beträgt bis zum Hauptmann herunter 25 Thlr., für Lieutenants 12 Thlr. Die unbemittelten Offiziere werden in Cassel in den Casernen untergebracht, je 2 in 1 Zimmer.
- Das deutsche Haus Bock u. Co. in Havanna hat für die deutschen Verwundeten 25,000 Stück bester Cigarren geschickt. Werth 2000 Thlr.
- Das Geld ist neutral, sagte Bankier Moritz Güterbock in Berlin, und betheiligte sich bei der französischen Kriegsanleihe mit 10,000 Pfd. Sterl. Er wurde verhaftet und wegen Vaterlandsverrathes in Untersuchung gezogen; denn von seinem Gelde kaufen sich die Franzosen Gewehre, Pulver und Blei und schießen die Deutschen todt. - Auch in Frankfurt sollen sich Bankiers bei der französischen Anleihe betheiligt haben und verhaftet worden sein.
- Oeffentliche Blätter haben bereits über eine Prachtfeder berichtet, welche in der Fabrik des Hrn. L. Bissinger in Pforzheim angefertigt und dem Grafen v. Bismarck zur Unterzeichnung des neuen, dritten Pariser Friedens verehrt werden sollte. Das Kunstwerk, denn so muß man es nennen, wurde Ende vorigen Monats vollendet. Die Feder ist einer gewöhnlichen starken Gänsekielfeder nachgebildet und aus massivem Golde angefertigt. Der Kiel selbst ist, des bessern Anfassens wegen, glatt, die Fahne aber matt gehalten. Letztere gleicht einer wirklichen Federfahne aufs getreueste, jede einzelne Fahne ist für sich besonders dargestellt und mit Gravuren verziert worden. Der Rücken der Fahne ist in der Fortsetzung des Kiels dicht mit Brillanten besetzt, welche, der Verjüngung der Fahne entsprechend, der Größe nach abnehmen. Unterhalb der Brillantverzierung ist eine Grafenkrone und der Namenszug Bismarcks. Wie bedeutend die Arbeit ist, geht schon daraus hervor, daß außer dem Graveur und Fasser zwei Goldarbeiter seit 5 Wochen damit beschäftigt waren. Das verwendete Gold ist 18- und der Theil, auf welchem die Brillanten gefaßt sind, 21-karätig. Das Prachtstück gereicht dem Etablissement des Herrn Bissinger zur größten Ehre und zeigt auch, wie bedeutend die Leistungsfähigkeit der Pforzheimer Goldwaaren-Industrie ist, die in dem Genannten eine ausgezeichnete Probe wahrer Kunstfertigkeit geliefert hat. Wir bemerken noch schließlich, daß Herr Bissinger ganz für sich allein die Anfertigung des Kunstwerkes übernommen hat und auch für seine Person allein die Feder dem großen deutschen Staatsmanne als Zeichen seiner Verehrung widmete. Die Feder wurde noch im Rathause zu Pforzheim gegen ein für die Verwundeten im Felde bestimmtes kleines Eintrittsgeld zur Schau ausgestellt.
- Der in Berlin wohnhafte Schneidermeister Ritzmann vernahm am Montag um die Mitternachtsstunde von seinem Schlafzimmer aus, wie vor der

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anstoßenden Corridorthüre zwei Männer eine leise Unterhaltung führten, aus welcher die Worte verständlich waren: "Hier wird es wohl sein." Diebe vermuthend wurden Frau und Kinder geweckt, nach besten Kräften ausgerüstet und nun ging es beherzt an das Oeffnen der Thüre. Doch welche freudige Ueberraschung, als Ritzman in den vermutlichen Einbrechern seinen bereits todt geglaubten Bruder, Wehrmann bei dem 58. Regiment, mit einem Kameraden vor sich sah. Beide waren als Begleitmannschaften eines während der Nacht durchpassirten Gefangenentransports eingetroffen und hatten sich beeilt, unter einem gastlichen Dache sich von den Strapazen von Metz zu erholen. Kurzum, beide Brüder hatten sich seit 12 Jahren nicht gesehen.
-Ein Frankfurter Knabe führte jüngst einen französ. Offizier zu allen Sehenswürdigkeiten der Stadt und war ein unermüdlicher Cicerone. Als der Abend kam, verabschiedete sich der Offizier und drückte dem Knaben 5 Fr. in die Hand. Der brave Knabe war im Anfang erstaunt, faßte sich aber schnell und sagte zu dem Offizier, indem er ihm das Geldstück hinreichte: Nehmen sie die Hälfte für Ihre Verwundeten, die andere will ich für die deutschen Verwundeten nehmen. Der Offizier herzte den Knaben und entsprach sofort seinem Wunsche.


Anzeigen.

Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß sich alle jungen Leute, welche im Jahre 1851 geboren sind, sowie die aus früheren Jahren zurückgestellten und disponibel gebliebenen, Behufs Eintragung ihrer Namen in die Stammrolle bei den mit Führung derselben beauftragten Behörden unter Vorzeigung ihres Geburtsscheines, während der Zeit vom 1. bis 15. December cur. zu melden haben, und zwar:

a. Diejenigen, welche sich am Orte ihres gesetzlichen Domicils aufhalten,
b. Studenten, Schüler, Haus- und Wirthschaftsbeamte, Handlungsdiener und Lehrlinge, Handwerksgesellen, Dienstboten, Fabrikarbeiter und andere in ähnlichen Verhältnissen lebende Militairpflichtige an dem Orte, wo sich die Lehranstalt befindet, bez. wo sie in Arbeit stehen.
Diese militairpflichtigen Leute, sowie deren Eltern, Vormünder, Lehr-, Brot. und Fabrikherren, werden daher, in Gemäßheit des § 60 der Militär-Ersatz-Instruction vom 26. März 1868, hiemit aufgefordert, sich zu diesem Zwecke rechtzeitig den mit Führung der Stammrollen beauftragten Behörden zu melden, da im Unterlassungsfalle gegen sie die im § 176 der gedachten Instruction zulässigen Strafen in Anwendung gebracht werden müssen.
Schönberg, den 11. November 1870.

Der Civil-Vorsitzende der Kreis-Ersatz-Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Das Sandholen aus der, auf dem Palmberge neben der Eisenbahn befindlichen Sandgrube wird hiermit, bei 1 Thlr. für jeden Contraventionsfall, verboten.
Schönberg, den 9. November 1870.
Großherzogl. Mecklenb. Domainen-Amt.
F. Graf Eyben.


Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg belegene Büdnerstelle c. p. des Bäckermeisters Johann Heinrich Schröder daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Montag den 23. Januar 1871, Vormittags 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts Versehenen, vor dem Liquidations-Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, 10. November 1870.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Zum öffentlich meistbietenden Verkaufe des zum Nachlasse des wailand Bäckers und Brenners Christian Seeler gehörigen, unter beschriebenen Wohnhauses Nr 65. c. p. Nr. 66 - an der Ecke der Gletzower- und Bülower-Straße - haben wir einen Termin auf Dienstag den 20 December d. J., Vormittags 11 Uhr, und einen zweiten und letzten Termin auf Sonnabend den 7. Januar 1871, Vormittags 11 Uhr, anberaumt, zu welchen wir Kaufliebhaber mit dem Bemerken einladen, daß die Verkaufsbedingungen im ersten Termine schließlich regulirt werden sollen und daraus nur hervorgehoben wird, daß die Tradition des Wohnhauses c. p. Ostern k. J. 1871 geschehen wird und daß bei dem auf den 2ten Termine erfolgenden reinen Zuschlage eine Anzahlung von 200 Thalern zu machen ist.
Das Wohnhaus wird in beiden Terminen sowohl mit den zur Zeit darin befindlichen Brennerei- und Brau-Utensilien, als ohne dieselben auf den Bot kommen.
Die Besichtigung des Grundstückes ist jederzeit gestattet.
Beschreibung des Seeler'schen Wohnhauses.
Das zu verkaufende Grundstück, in der besten Gegend der Stadt belegen und in gutem baulichen Stande, enthält außer sehr geräumigen Wohnlocalitäten, worunter ein Saal, Stallraum für 30 Pferde und 20 Kühe, bedeutenden Boden- und Kellerraum, einen Backofen und eine vollständige, nach neuester Construction eingerichtete Dampf-Brauerei und Brennerei. In dem Wohnhause ist seit Jahren mit gutem Erfolge Bäckerei, Brauerei und Brennerei, sowie Gastwirthschaft betrieben worden und eignet sich zu jedem sonstigen größeren gewerblichen Betriebe.
Rehna, den 26. October 1870.
Bürgermeister und Rath.


Bekanntmachung,
die Bundesanleihe

betreffend.

Nachdem die Schuldverschreibungen über die hieselbst gezeichneten Beträge nunmehr eingegangen, sind dieselben von den respectiven Zeichnern gegen die betreffenden Empfangsscheine und Unterschrift der von mir bereitgehaltenen Quittungen baldigst in Empfang zu nehmen.
Schönberg, den 17. November 1870.
Großherzogliche Haupt-Casse.
G. Grapow.


Das Central-Comite der deutschen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger schreibt unter dem 7. d. Mts.:
Unter Gottes sichtlichem Schutze sind die deutschen Heere in dem gegenwärtigem Kriege von Sieg zu Sieg fortgeschritten und wir dürfen mit voller Zuversicht auf einen dauernden, zum Wohle Deutschlands gereichenden Frieden hoffen.
Allein noch ist der Friede nicht erzielt und noch weniger die Lösung unserer Aufgaben beendet. Die letzten Kämpfe haben wieder viele Opfer erheischt. Durch die Gefangennahme eines zweiten französischen Heeres in Metz ist unsere Fürsorge auch für die übergroße Zahl von dessen Verwundeten und Kranken in Anspruch genommen worden. Zahlreiche deutsche Lazarethe müssen in der Umgegend von Metz fortbestehen. Nicht minder große sind in Versailles und auf anderen Punkten der Umgegend von Paris zu versorgen. Unsere Haupt-Depots in Mainz und in Mannheim bestehen fort, und wir haben neue Haupt-Depots in Metz, Rheims, Chateau-Thierry,

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Versailles und Corbeil eingerichtet, welche Tag für Tag planmäßig gespeist werden müssen. Die inländischen Lazarethe, in welchen sich viele Tausende deutscher und französischer Verwundeter und Kranker befinden, erheischen, aller Opferwilligkeit der betreffenden Vereine ungeachtet, in wachsendem Maße unsere Beihülfe.


Heute gehen in aller Eile unmittelbar an unser strelitzisches Bataillon und Batterie noch reichlich 100 Paar wollene Strümpfe, fast ebenso viele wollene Unterjacken, ca. 80 Pfd. Rolltaback, eine große Zahl Stearinlichter und Zündholzer, sowie noch andere nützliche Sachen ab. Es wird nämlich von Neustrelitz unter Führung des Weinhändlers Vick daselbst ein Extrazug an diese unsere nach Orleans abmarschirenden Truppen abgeschickt, der die hiesigen Gaben mitnimmt.
Um für spätere Nachsendungen die Mittel zu gewinnen, bitten wir recht dringend um fernere Beiträge an Geld, Wolle etc.
Schönberg, den 17. November 1870.
Die acht Hauswirthe und zwei Schönberger Bürger.


Zu Antoni 1871 werden in Grundstücke des hiesigen Fürstenthums, über welche bereits Hypothekenbücher niedergelegt sind, 16.000 Thaler in Pösten von 400 bis 1000 Thlr. gesucht, und wird für die sämmtlichen Pöste die beste Priorität, welche auch für curandische Gelder genügt, gewährt.
Die Herren Capitalisten und Vormünder, welche von dieser Gelegenheit, Gelder unterzubringen, Gebrauch machen wollen, werden ersucht, sich baldigst zu melden bei A. Dufft, Actuar.
Schönberg, den 14. Nov. 1870.


Einem geehrten Publikum die ergebene Anzeige, daß ich mein Weinlokal jeden Dienstag geheizt halten werde; um zahlreichen Besuch bittend, empfiehlt sich bestens Bernh. Drenkhahn.


Es hat Gott gefallen, unseren lieben Sohn Johann, welcher als Grenadier im 89sten Regiment in Frankreich diente, in seinem 22sten Lebensjahre aus dieser Welt abzurufen. Er starb im Lazareth zu Yères vor Paris an der Ruhr, welches wir hiermit tiefbetrübten Herzens allen unseren Verwandten und Freunden anzeigen.
Carlow, den 16. Nov. 1870.
Hauswirth Schlatow und Frau.


Heute Abend halb 7 Uhr entschlief sanft unsere inniggeliebte Tochter Auguste in ihrem noch nicht vollendeten vierten Lebensjahre und bitten um stille Theilnahme die tiefbetrübten Eltern Schornsteinfeger Schultz und Frau.
Schönberg, den 15. November 1870.


Alle ausgeliehenen Bücher der Schulbibliothek und des verstorbenen Dr. Wittmütz erbittet sogleich zurück Frau Dr. Wittmütz.


Zur Nachsendung an die Truppen empfiehlt Kaffee-Extract condensirte Milch, Chocoladen, Liebig's Fleischextract, Magen-Bittern, nebst regelmäßigen Kisten dazu die Dom-Apotheke zu Ratzeburg.


Gehör-Oel.
Heilt die Taubheit, wenn sie nicht angeboren ist, und bekämpft sicher alle mit Harthörigkeit verbundenen Uebel. à Fl. 18 Sgr. versendet Apotheker C. Chop, Hamburg, Stubbenhuk 35.


Von heute an habe ich meine Gastwirthschaft aufgegeben.
Herrnburg, den 18. Nov. 1870.
J. P. Oldenburg.


Kalender für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1871 hat soeben die Presse verlassen und ist bei mir, wie bei den Buchbindern Herrn Bade und Sievers à Stück 3 ßl. zu haben.
L. Bicker.


Stets vorräthig!
Bruchbänder, einfache und doppelte in reicher Auswahl und in verschiedenen Sorten, Suspensor (Tragbeutel), Klystirspritzen, practisch und einfach zum Selbstgebrauch, Wundspritzen zu jeglichem Gebrauch, runde und Flügel-Mutterkränze, Milchpumpen oder Warzenzieher, die Warze hervorzuholen und die Milch damit abzunehmen, Warzendeckel, zum Gebrauch bei wunder Warze, Brustgläser, zum Schutz wegen Nässen der Milch, Gummi-Zahnringe, sehr gut für Kinder beim Zahnen, Gummi-Luftkissen, Stechbecken und Eisbeutel mit festem Verschluß für Kranke, Gummi-Zahnkitt, gut für hohle Zähne, sowie durch Anerkennung sehr empfehlenswerth wasserdichtes Gummi-Leinen, practisch in Wiegen zum Schutz des Durchnässens für die Betten, und ächte Milchsauger von reinem Gummi sind stets zu haben in Schönberg bei Emil Jannicke, Handschuhmacher und Bandagist.


Von dem Zaune an meiner Winterkoppel werden mir seit einiger Zeit Pfähle gestohlen. Ich warne die Diebe, indem ich einige Pfähle und Gesträucher angebohrt und mit Pulver versehen habe.
Hauswirth Will in Retelsdorf.


Zum Verkauf auf dem Gute Neuenhagen bei Dassow: einige Zucht guter Ferkel à Stück 3 Thlr., sowie mehrere Pölke à Stück 6 Thlr.


Wohnungsveränderung.
Seit Michaelis wohne ich nicht mehr beim Tischlermeister Fick, sondern beim Kaufmann Chr. Vock im Hintergebäude, was ich hierdurch meinen geehrten Kunden ergebenst anzeige.
Hutmacher Voß.


Am Freitag den 25. November findet bei mir ein Ball statt, wozu ich meine geehrten Freunde und Gönner freundlichst einlade.
Gastwirth Kohs in Menzendorf.


[Kirchliche Nachrichten.]
[Schönberger Gemeinde.]

Sonntag den 20. November.
Früh-Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags-Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Meteorologische Beobachtungen.
Nov.
1870.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
15.
16.
17.
36.19
35.63
33.04
2.0
1.2
1.2
5.4
4.6
3.8
W
SW
OSO
1
1
0
bedeckt.
do.
trübe.

Am 15. und 16. auf 1 []' 31 und 3 Cbkz. Regen.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.16 - 17 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.17 - 18 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.32 - 40 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.20 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.14 - 16 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.10 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg),
Gänse pr. Pfd.9 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.11 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Eier 5 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.5 1/2 Schilling (Mecklenburg).


Getreide-Preise in Lübeck.

(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen16 1/2 - 18Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen12 1/2 - 13Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/2 - 12Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Hafer10 1/2 - 11 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen11 - 12Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat28 3/4 - 29Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen28 1/4 - 29Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat19 - 19Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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