No. 90
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 15. November
1870
vierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1870 Nr. 90 Seite 1]

- Neustrelitz, 9. November. Nach neuerdings hier eingetroffenen Berichten vom Kriegsschauplätze hat Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog am 27. v. M. das diesseitige Truppencontingent aufgesucht. Höchstderselbe, seit der vollständigen Cernirung von Paris mit dem ganzen Hauptquartier des Kronprinzen von Preußen in Versailles wohnend, legte am gedachten Tage in Begleitung des Obersten v. Gagern die 6 Meilen lange Entfernung bis Limeil, dem damaligen Cantonnementsquartier unseres Bataillons, zu Pferde zurück, logirte dann die Nacht im Schlosse Valenton beim Commandeur des 89. Regiments, Oberst von Kleist, welcher Tags zuvor das ganze Offiziercorps versammelt hatte, begrüßte am Morgen des 28. die Mannschaften des Bataillons und kehrte dann über Boneuil, wo an diesem Tage die diesseitige 6. schwere Batterie auf Vorposten lag, nach Versailles zurück. Bei dieser Gelegenheit besuchte der Erbgroßherzog S. K. H. den Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, und empfing aus den Händen desselben das Mecklenburgische Verdienstkreuz, eine Decoration, welche auch dem Major von Malotki, derzeitiger Commandeur, sowie dem Feldwebel Ebert der 5. und den Sergeanten Uentz der 6. und Behrens der 8. Compagnie unseres Bataillons verliehen worden ist. - Der Gesundheitszustand bei den diesseitigen Truppen ist im Allgemeinen nicht ungünstig, indessen hat das Infanteriebataillon leidet vier Todte, die Grenadiere Hollnagel aus Friedland, Lewitz von der Baek, beide der 8. Compagnie angehörend, Godenschweger aus Wokuhl von der 5. und Kreutzfeldt aus Teschow von der 7. Comp. zu beklagen, welche sämmtlich in verschiedenen Lazarethen dem Typhus erlegen sind. (N. Z.)
- Vor Paris, heißt es in den offic. Berichten, nichts Neues. Die Forts verhalten sich auffällig ruhig. Die Garnison macht täglich Exercitien in großem Maßstabe auf der Ebene vor dem Mont Valerien.
- Aus Versailles unterm 9. d. wird ferner officiell berichtet: Wetter kalt aber gesund. Ueberhaupt ist der Krankenstand (innerlich und nicht verwundet) besser im Procentsatze, als bei gleicher Truppenzahl im Frieden.
- Da die Kanonen vor Paris noch immer schweigen, so richtet sich Aller Aufmerksamkeit auf die von den Franzosen aus den Trümmern der bei Orleans geschlagenen Armee, aus Freischützen und .Versprengten anderer Corps neu gebildete Loire-Armee, deren Stärke auf 80,000 Mann angegeben wird. Ueber den innern Werth dieser Truppen wird sehr ungünstig geurtheilt. - Der bayerische General v. d. Tann, der sich mit seinem Corps am 9. d. vor dieser Uebermacht zurückziehen und Orleans wieder räumen mußte, nachdem er alle Angriffe der Franzosen glücklich zurückgewiesen, hat jetzt durch die Division des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin Verstärkung erhalten. Es wird demnach in der Nähe Orleans ein Zusammenstoß der feindlichen Heere zu erwarten sein. Das Vordringen der Loire-Armee wird voraussichtlich durch einen Massen-Ausfall aus Paris unterstützt werden.
- Der Großherzog von Mecklenburg hat folgende Verordnung erlassen: "Es Wird hiermit allen Truppen unter meinem Oberbefehl, welche durch die Champagne kommen, verboten, die Weinberge zu zerstören. Die mit Wein oder leeren Fässern beladenen Wagen können weder mit Beschlag belegt noch. angehalten werden. Die, welche in die Weinberge eindringen und dort irgend welchen Schaden anrichten, werden nach den militärischen Gesetzen bestraft."
- Zuverlässigen Nachrichten zufolge ist der 21. November als der Tag des Zusammentritt des Reichstags, dessen Sitzungen in Berlin stattfinden werden in Aussicht genommen.
- Der Hamb. Corr. vernimmt, daß die dem Reichstag vorzulegenden Verträge zwischen dem Bundespräsidium und den Süddeutschen Staaten über deren Eintritt in den norddeutschen Bund außer mehreren Verfassungs-Aenderungen wichtige Erweiterungen der Competenz des Bundes stipuliren. Die Einladung des Königs Ludwig von Bayern werde bestätigt.
- Der Wiener "Presse" wird aus Berlin telegraphirt, man, spreche in officiellen Kreisen von einem Fürstencongresse in Versailles.
- Der Kronprinz und Prinz Friedrich Carl sind zu kaiserlich russ. Feldmarschällen ernannt worden.
- Dem deutschen General-Gouverneur von Lothringen müssen die Verzeichnisse aller militairpflichtigen Franzosen und aller Männer unter 46 Jahren eingereicht werden. Wer von denselben sich ohne Erlaubniß entfernt, dessen Familie wird täglich mit 50 Fr. bestraft. Man will so die Leute abhalten, unter die Freischützen zu gehen.
- Eine Probe von heiterem Patriotismus gibt der Pastor in Münden, indem er um ein paar Kanonen oder Mörser zu einer neuen Kirchenglocke bittet, da die alte aus dem 16. Jahrhundert bei dem mächtigen Läuten zur Sedan-Feier gesprungen ist.
- Mancher tapfere Deutsche hat die Franzosen zweimal auf den Strumpf gebracht, z. B. ein preuß. Unteroffizier bei Essen. Er hält beim Wirthshaus, steige vom Wagen und tritt in die Gaststube. Da sitzt u. a. ein Franzos und blickt stumm und trüb zu Boden. Wo fehlt's, Camerad? fragt ihn der Preuße mit Zeichen. Der Franzos, der an der Eisenbahn arbeitet, deutet auf seine Füße, er hat keine Strümpfe. Im Nu zieht der Preuße seine Stiefel aus und giebt ihm seine Strümpfe. "Ah brave armée, gut camerad!" stammelt der Franzos und seine Thränen waren der schönste Dank.
- Aus einem Feldpostbrief aus einem Städtchen zwischen Paris und Versailles entnehmen wir, daß ein Brod 3 Fr., 1 p Butter 1 Thlr., ein p Salz 8 Sgr. kostet und nehmen die Soldaten oft Pulver statt Salz.
- Ein sehr erbittertes und blutiges Gefecht haben Abtheilungen der preußischen Garde in dem Orte Le Bourget bei Aulnay zu bestehen gehabt. Die steinernen Häuser waren von 6000 Franzosen besetzt, die Straßen und Zugänge verbarrikadirt, die Preußen drangen stürmend und im Handgemenge ein. Französische Heimtücke steigerte die Erbitterung. Aus einem Hause, in das Oberst Graf Waldersee mit seinen Soldaten eindrang, wurde die weiße Fahne aufgezogen, der Oberst gebot seinen Soldaten Halt und ritt allein vor, fiel aber sofort,

[ => Original lesen: 1870 Nr. 90 Seite 2]

von französischen Kugeln durchbohrt, ein Offizier, der ihm zu Hülfe eilte, wurde ebenfalls erschossen. Die erbitterten Preußen drangen nun vor, ließen viele Franzosen über die Klinge springen und machten 12,000 Gefangene, sie selber aber verloren 400 Soldaten und 40 Offiziere. In diesem Gefecht fiel auch der Fähndrich v. Haugwitz, der in der Schlacht bei Metz das Gardeschützenbataillon als letzter und einziger Offizier aus dem Gefecht geführt und das eiserne Kreuz erhalten hatte.
- Aus der Schlacht bei Chateaudun. Ein Zug bayerischer Artillerie hatte in der Hitze des Gefechts seine Munition verschossen und die Geschütze hätten sich nach gewöhnlicher Vorschrift aus der Schlachtlinie zurückziehen müssen. Der Befehlshaber des Zugs, Lieutenant Wickmann, war anderer Meinung, wenn wir retiriren, sagte er seiner Mannschaft, so geben wir eine wichtige Stellung preis, und die Franzosen werden neuen Muth schöpfen. Es mag eine Stunde dauern, bis Munition wieder eintrifft. Wohlauf, Kameraden, zeigen wir dem Feind, daß wir in bester Laune sind, stimmen wir jubelnd in die Wacht am Rhein! - Und in brausendem Chor wogten die Klänge des Liedes zu den Franzosen hinüber, bis nach 3/4 Stunden die neue Munition anlangte und die Kanonen begleiteten.
- Ein junger Lübecker, der unter den Ulanen als Freiwilliger steht, schreibt an seine Angehörigen unter Anderem: Man erlebt wirklich so viel daß man Bände schreiben könnte. Von dem fürstlichen Luxus, mit dem die Großen Frankreichs ihre Schlösser ausgestattet haben, macht man sich bei uns keinen Begriff. Ich sage nicht zu viel, wenn ich behaupte, daß selbst die Phantasie erlahmt. Die Villen unserer Könige sind Hundehütten im Vergleich zu den hiesigen Palais. Einen Reichthum muß dieses Frankreich besitzen, von dem wir uns .keinen Begriff machen. Eins der interessantesten Requisitionscommandos hatte ich vor einigen Tagen. Mit 20 Mann beordert, 2000 p Heu und Hafer zu requiriren, gelangte ich nach 3stündigem Ritt an den Ort meiner Bestimmung etwa um 8 Uhr Morgens. Auf Nachfrage nach dem Maire wurde ich auf's Schloß gewiesen. Wir gelangten dann in einen Park und an ein sehr schönes Schloß. Beim Anblick der gefürchteten Lanzenreiter stürzte ein ganzer Troß Bediente heraus und bald darauf auch in Unterhosen der Besitzer, Herr Marquis N. Wenn man nun so die Pairs von Frankreich, Besitzer von Millionen und sonst unnahbare Größen, kleinlaut und in der Art, wie man sich einer wilden Bestie naht, einem preußischen Unteroffizier sich nähern sieht, so kommt es einem ordentlich wunderbar vor. Da wir uns nicht sofort verständigen konnten, bat er mich, sich erst ankleiden zu dürfen, was ihm denn auch von mir gestattet wurde. Indessen wurde ich in's Schloß geführt, lief beinahe Gefahr auf dem verfl. Parquet bei jedem Schritt den Hals zu brechen, und wurde von der Marquise, einer schönen Frau von ca. 30 Jahren, in einem eleganten Neglige empfangen. Sie sprach ganz gut .deutsch und erklärte mir, daß ich wohl schwerlich das Gewünschte erlangen könnte. Da ich höflich aber fest erklärte, in diesem Falle selbst nachsehen zu müssen, ging ich denn auch mit dem inzwischen erschienenen Herrn Gemahl an's Werk und fand in dem großen Dorfe und Gute binnen 2 Stunden Alles, was ich haben wollte. Schließlich wurden die Leute so gemüthlich, daß ich ein opulentes Frühstück auf Silber und mit einem langen Schlingel von Bedienten immer hinter mir mit ihnen einnehmen mußte, und mit der gegenseitigen Versicherung der Freundschaft und der Bitte, sie mit einem Besuch, falls ich heil den Frieden leben sollte, zu erfreuen, schieden wir. - In einem andern Briefe heißt es über die Scharmützel: Die Lanzen, mit denen unsere Leute die Franctireurs niedergestoßen hatten, waren bis über die Fahnen voll Blut; selbst die Verwundeten hat man am andern Morgen todt gefunden, ein Beweis, wie furchtbar ein Lanzenstich ist.
- Seit die ärztliche Praxis frei ist, sind die Bienen unter die Rheumatismus-Doctoren gegangen. Wer den Rheumatismus im Arm oder Bein hat, braucht sich nur von einer Biene in den Arm etc. stechen zu lassen und er wird ihn los. Honorar nehmen die Bienen nicht. Die braven Bienen machen weder mit ihrem Stachel noch mit ihrem Honig Reclame.


(Nach einem auf Wunsch des Pädagogiums zu Putbus diesem eingesandten Nekrologe des Directors Dr. Wittmütz zu Schönberg).
Carl Rudolph Alexander Wittmütz

wurde zu Gr. Kiesow bei Wolgast, dem Gute seines Vaters, am 2. August 1815 geboren. Schon auf dem Gymnasium zu Greifswald zeichnete er sich so sehr aus, daß ihm wiederholt Bücher als Prämien seines Fleißes zuerkannt wurden. Mit demselben glühenden Eifer für die Wissenschaft begann er seine mathematischen Studien zu Berlin, aber die pecuniäre Lage seines Vaters zwang ihn bald, dieselben aufzugeben, um zwei Jahre lang einer Reihe von jüngeren Geschwistern in hingebender Weise den ihnen sonst unmöglichen Schulunterricht zu ertheilen. Endlich gestatteten ihm die Umstände die Erfüllung seines heißesten Wunsches, die Universität wieder zu besuchen. Mangel und Entbehrung schreckten ihn nicht ab, er fristete durch Privatstunden nothdürftig sein Leben, und stundenlanges Auf- und Abschreiten im ungeheizten Zimmer waren dem Frierenden oft das letzte Mittel, sich zu erwärmen. Jedoch die Wohltätigkeit milder Menschen, die unvermerkt seine Noth erkannten, besonders die mütterliche Hingebung einer alten, Dame, Amalie Baier, Schwägerin des Dichters Kosegarten, half ihm über diesen größten Mangel hinweg. Schon, drei Jahre später konnte er sein Probejahr am Gymnasium zu Greifswald beginnen, denn ein so glänzendes Oberlehrer-Examen krönte sein Streben, daß die Prüfungscommission sein Examen für das beste seit ihrem langjährigen Bestehen erklärte. In vier Fächern: der Mathematik, den Naturwissenschaften, im Deutschen und in der Geschichte wollte man ihm die unbedingte Lehr-Facultas ertheilen, und nur seine eigene gewissenhafte und freimüthige Erklärung, daß er nicht geschichtliches Quellenstudium getrieben, verhinderte die Zuerkennung derselben auch für dies vierte Fach.
- Schon nach halbjährigem Wirken an das Pädagogium zu Putbus berufen, blieb er auch dort nur kurze Zeit, allein, mannichfache Geschenke an den abgehenden Lehrer, Lessing's, Chamisso's, Herder's, Klopstock's Werke u. s. w. zeigten, wie bald er sich dort die Herzen der Jugend gewonnen. - Nachdem er in seiner neuen Berufsstellung zu Ratzeburg als fünfter Lehrer am dortigen Gymnasium fast 3 Jahre thätig gewesen war und sich inzwischen zu Kiel den Doctor-Titel erworben hatte, forderte seine Regierung ihn auf, den Plan für eine in Schönberg neu zu gründende Realschule einzureichen. Sein Entwurf erntete Allerhöchsten Orts Beifall, so daß er zum Rector dieser Anstalt ernannt wurde. Abgesehen vom letzten Jahrzehnt, wo getrübte Amtsverhältnisse ihm die glückliche Zufriedenheit nahmen, regte sich in ihm kein Streben, diese gesicherte Existenz mit einer neuen größeren Stelle zu vertauschen. Die ungetheilte Anerkennung im ganzen Lande war ihm für seinen eisernen Fleiß und seine ausschließlich dieser Schule gewidmete Thätigkeit der schönste Lohn. Er fühlte sich so fest verwachsen mit den Interessen der Jugend, die hier unter seiner Hand aufwuchs, daß er ein nach einem Vortrage in der Greifswalder Bürgerressource ihm plötzlich gemachtes Anerbieten, an der dortigen Realschule eine bedeutende Lehrerstelle zu übernehmen, ohne Bedenken zurückwies. Auf eine etwa um dieselbe Zeit durch verwandtschaftliche Vermittelung ihm angetragene Stelle im Büreau der Berlin-Potsdamer Eisenbahn und die dadurch gebotene sichere Aussicht auf eine glänzende pecuniäre Stellung ließen ihn seine unbegrenzte Lust und Liebe zum Schulfach, verzichten und als er später zufällig vernahm, daß der Inhaber dieses Postens, den er ausgeschlagen, in Folge schnellen Avancements schon über ein Gehalt von Tausenden verfügte, äußerte er, es thue ihm nicht leid, sein Platz sei hier. Fehlte doch auch die äußere Anerkennung seiner seltenen Berufsbegabung und treuen Pflichterfüllung nicht.
Der verstorbene Großherzog Georg übersandte ihm mit einem Anerkennungsschreiben zu einer "Erholungsreise" 100 Tlr. Gold und verlieh ihm später den Director-Titel. Die Stadt Mölln, deren Schule er laut Aufforderung des Magistrats daselbst revidirt hatte, trug ihm das Directorat einer dort zu bildenden Realschule an; die Stadt mußte jedoch zu ihrem Bedauern wegen Differenzen mit der dortigen Kirchenbehörde ihren Plan aufgeben. - Ueber-

[ => Original lesen: 1870 Nr. 90 Seite 3]

haupt herrschte darin allgemeine Übereinstimmung: der Verstorbene suchte in den Geist der Kinder erst einen festen Grund zu legen, ein steinernes Fundament, auf dem schon nach einigen Jahren auch ohne ihn, ja, von den Schülern selbst nur mit Hülfe von Büchern weiter gebaut werden konnte. Diese Ueberzeugung brach sich in den 25 Jahren seines Wirkens immer mehr Bahn und mit ihr stieg die Anforderung an ihn, Kinder auch privatim noch zu unterrichten, so sehr, daß er allen diesen Wünschen nicht mehr genügen konnte. - Trotzdem trieb die Wahrheit, daß keine Wissenschaft, besonders in unserm Jahrhundert, stille steht, ihn an, seine wenige freie Zeit der geistigen Fortbildung zu widmen. Und er hat sich auf der Höhe der Wissenschaft erhalten; gewaltige Arbeiten aus den Gebieten der Mathematik, Naturgeschichte, der deutschen Sprache und der Geschichte sind die bleibenden Spuren der Bahnen, die sein Geist gegangen, um in tiefem Verständniß der Wissenschaft folgen zu können; sie zeigen, was eine stark angespannte Manneskraft vermag, wenn das Streben nach dem Wahren und Schönen sich in eine Menschenbrust so tief, wie in diese, gesenkt hat und ihr keine Ruhe läßt.
Nur der Tod konnte einer so rastlosen Thätigkeit Einhalt thun. - Zu früh für die Seinen starb er am 30. October 1870, schon im 56sten Jahre seines Alters, denn schwere Schicksalsstürme waren ihm für seine letzte Lebenszeit beschieden und knickten diesen schöpferischen Geist.


Anzeigen.

Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß sich alle jungen Leute, welche im Jahre 1851 geboren sind, sowie die aus früheren Jahren zurückgestellten und disponibel gebliebenen, Behufs Eintragung ihrer Namen in die Stammrolle bei den mit Führung derselben beauftragten Behörden unter Vorzeigung ihres Geburtsscheines, während der Zeit vom 1. bis 15. December cur. zu melden haben, und zwar:

a. Diejenigen, welche sich am Orte ihres gesetzlichen Domicils aufhalten,
b. Studenten, Schüler, Haus- und Wirthschaftsbeamte, Handlungsdiener und Lehrlinge, Handwerksgesellen, Dienstboten, Fabrikarbeiter und andere in ähnlichen Verhältnissen lebende Militairpflichtige an dem Orte, wo sich die Lehranstalt befindet, bez. wo sie in Arbeit stehen.

Diese militairpflichtigen Leute, sowie deren Eltern, Vormünder, Lehr-, Brot. und Fabrikherren, werden daher, in Gemäßheit des § 60 der Militär-Ersatz-Instruction vom 26. März 1868, hiemit aufgefordert, sich zu diesem Zwecke rechtzeitig den mit Führung der Stammrollen beauftragten Behörden zu melden, da im Unterlassungsfalle gegen sie die im § 176 der gedachten Instruction zulässigen Strafen in Anwendung gebracht werden müssen.
Schönberg, den 11. November 1870.

Der Civil-Vorsitzende der Kreis-Ersatz-Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Das Sandholen aus der, auf dem Palmberge neben der Eisenbahn befindlichen Sandgrube wird hiermit, bei 1 Thlr. für jeden Contraventionsfall, verboten.
Schönberg, den 9. November 1870.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen-Amt.
F. Graf Eyben.


Antragsmäßig soll über die zu Selmsdorf belegene Büdnerstelle c. p. des Arbeitmanns Johann Witt daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Dienstag den 20. December 1870, Vormittags 10 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, 29. September 1870.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Verkaufs-Proclam und Edictal-Ladung.
Zum öffentlich meistbietenden Verkaufe des dem Brenner Schuppenhauer hierselbst gehörigen, in der Fischerstraße unter Nr. 81 hierselbst belegenen Wohnhauses c. p. ist im Wege der Hülfsvollstreckung erster Termin auf den 14. December d. J., Mittags 12 Uhr, zweiter Termin auf den 11. Januar 1871, Mittags 12 Uhr, und dritter und letzter Termin auf den 8. Februar 1871, Mittags 12 Uhr, an hiesiger Gerichtsstelle angesetzt worden.
Es werden daher Kaufliebhaber hiemit geladen, sich an den gedachten Tagen einzufinden, der Publication der Verkaufsbedingungen und im dritten Termine des Zuschlags gewärtig zu sein.
Zugleich werden alle Diejenige, welche dingliche Forderungen oder Ansprüche an das zu verkaufende Wohnhaus c. p. zu haben glauben, ein für allemal und bei Vermeidung der Ausschließung geladen, solche Ansprüche in dem auf den 11. Januar 1871, Mittags 12 Uhr, im hiesigen Amtsgerichts-Locale angesetzten Professionstermine anzumelden und zu bescheinigen.
Ratzeburg, den 3. November 1870.
Königlich Herzogliches Amtsgericht.
Sachau.


Die nachverzeichneten, zum Nachlasse des wailand Bäckers und Brenners Christian Seeler gehörenden Grundstücke sollen auf desfallsigen Antrag der Seeler'schen Erben öffentlich meistbietend durch uns verkauft werden, und haben wir dazu einen ersten Termin auf Dienstag den 27. December d. Js., Vormittags 10 Uhr, und einen zweiten und letzten Termin auf Donnerstag den 12. Januar 1871, Vormittags 10 Uhr, anberaumt, wozu wir Kaufliebhaber mit dem Bemerken einladen, daß die Verkaufsbedingungen im ersten Termine werden regulirt werden, daß die Tradition sofort nach dem auf dem zweiten Termine etwa erfolgenden Zuschlage geschehen wird, und daß bei derselben 1/4tel des Kaufgeldes baar angezahlt, oder durch genügende Sicherheit gedeckt werden muß, endlich, daß in beiden Terminen zunächst die einzelnen, unten verzeichneten Parcelen der Grundstücke, dann die einzelnen Ackerstücke als ganze, endlich die Gesammtheit sämmtlicher Grundstücke als Ein Kaufobject werden auf den Bot gebracht werden.
Die Grenzen der einzelnen Parcelen wird auf Verlangen der Posthalter Dübrock, als Vormund der Seeler'schen Minorennen, den Käufern nachweisen.

Zu verkaufende Seeler'sche Grundstücke:

1. die Scheune Nr. 458 am Grevesmühlener Wege.
2. der Garten (früher Scheunenplatz) Nr. 486 vor dem Gletzower Thore in zwei Parcelen à 33 und 32 Q.-R.
3. das Ackerstück Nr. 376 (sogen. kalte Herberge) von 4553 Q.-R. in 8 Parcelen à 589, 570, 570, 568, 560, 567, 571 und 558 Q.-R.
4. das Ackerstück Nr. 353 und 354 an der Lübecker Chaussee von 1868 Q.-R. in 6 Parcelen à 58, 371, 362, 362, 361 und 354 Q.-R.
5. das Ackerstück Nr. 337 D 1 daselbst von 755 Q.-R. in 3 Parcelen à 251, 253 und 251 Q.-R.
6. das Ackerstück Nr. 276 am Bentziner Wege von 282 Q.-R.
7. das Ackerstück Nr. 322 am Vitenser Wege von 623 Q.-R. in 2 Parcelen à 349 und 274 Q.-R.
8. das Ackerstück Nr. 317 auf dem Kucksfelde von 1128 Q.-R. in 2 Parcellen à 564 Q.-R.
Rehna, den 26. October 1870.

Bürgermeister und Rath.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 90 Seite 4]

Holzverkauf.
Unter den bekannten Bedingungen sollen gegen gleich baare Zahlung in den Wahrsower und Herrnburger Tannen Donnerstag den 17. November 50-60 Faden tannen Kluftholz meistbietend verkauft werden und wollen sich Kaufliebhaber Morgens 10 Uhr auf dem Wege von Wahrsow nach Lenschow an den Wahrsower Tannen einfinden.
Schönberg, den 10. Nov. 1870.
Dankwarth.


Am Mittwoch, den 16. November d. J., Vormittags von 10 Uhr an, sollen in Bechelsdorf, im Hause des Halbhüfners Boye in öffentlicher Auktion gegen gleich baare Bezahlung meistbietend verkauft werden:

1 Kuh, 1 fettes Schwein, Hühner, Speck, 3 Stand-Betten, Leinzeug, 50 Pfd. Flachs, Bettfedern, 2 eichene Laden, Schränke, Tische, Stühle, Bänke, Heu, Kartoffeln, Torf, altes Bauholz, tannene und eichene Bretter, Feldsteine, Männer- und Frauenkleidungsstücke, auch Haus- und Küchengeräthschaften, und was sich sonst noch vorfindet.
Kutzbach, Landreiter.


Die Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt ist an jedem Mittwoch von 8 - 12 Uhr Vormittags geöffnet.
Die Ersparniß-Anstalt nimmt jederzeit Einlagen an und berechnet die Zinsen für jeden vollen Monat vom ersten des auf die Einzahlung folgenden Monats an.
Ebenso nimmt die Vorschuß-Anstalt jederzeit beliebige Summen zur Verzinsung an, auch gewährt dieselbe Darlehn gegen 5 % und gegen Bürgschaft zweier solider im hiesigen Fürstenthume wohnhafter Männer oder gegen Verpfändung von Werthpapieren.
Schönberg, den 19. October 1870.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Wigger. Burmeister. W. Saß. Aug. Spehr. C. Drevs.
Secretair: R. Rackow, Adv.


Zu Antoni 1871 werden in Grundstücke des hiesigen Fürstenthums, über welche bereits Hypothekenbücher niedergelegt sind, 16.000 Thaler in Pösten von 400 bis 1000 Thlr. gesucht, und wird für die sämmtlichen Pöste die beste Priorität, welche auch für curandische Gelder genügt, gewährt.
Die Herren Capitalisten und Vormünder, welche von dieser Gelegenheit, Gelder unterzubringen, Gebrauch machen wollen, werden ersucht, sich baldigst zu melden bei A. Dufft, Actuar.
Schönberg, den 14. Nov. 1870.


Fleischhackmühlen mit 24 Messern 3 Thlr., mit 36 Messern 5 Thlr. leihweise 5 Gr. pro Tag.
Ratzeburg.
Moritz Stein.


Bairisches Bier auf Flaschen und auf Gebinden von nächster Woche an zum Verkauf aus dem Hause stets vorräthig bei Wittwe Krüger. (Schwiesow.)


Empfehlende Erinnerung.
Dr. Borchardt's aromat.-medic.- Kräuterseife (à 6 Sgr)
Dr. S. de Boutemard's arom. Zahn-Pasta (à 6 u. 12 Sgr.)
Dr Hartung's Chinarinden-Oel (in Flaschen à 10 Sgr.)
Dr. Koch's krystall. Kräuter-Bonbons gegen Husten, Heiserkeit etc. (à 10 u. 5 Sgr.)
Dr. Hartung's Kräuter-Pomade (in Tiegeln à 10 Sgr.)
Apotheker Sperati's Italienische Honig-Seife (à 2 1/2 und 5 Sgr.)
Professor Dr. Linde's Vegetabil. Stangen-Pomade (à 7 1/2 Sgr.)
Schon ein kleiner Versuch genügt, um die Ueberzeugung von der Zweckmäßigkeit und Vortrefflichkeit dieser gemeinnützigen Artikel zu erlangen, und werden selbe in bekannter Güte stets ächt verkauft bei J. P. Bade in Schönberg.


Wohnungsveränderung.
Seit Michaelis wohne ich nicht mehr beim Tischlermeister Fick, sondern beim Kaufmann Chr. Vock im Hintergebäude, was ich hierdurch meinen geehrten Kunden ergebenst anzeige.
Hutmacher Voß.


Specialität für Patent-Futterschneid-Maschinen.
Unser Absatz, welcher schon vor einem Jahr 900 Stück jährlich betrug, hat sich seitdem verdoppelt, wodurch es uns möglich ist, unsere Verkaufspreise zu ermäßigen, ohne die bekannte Güte und Solidität unserer Maschinen zu beeinträchtigen. Folgendes sind unsere neue Preise:
Thlr. 28 für die beliebte Maschine für 20 à 30 Stück Vieh und Pferde, 2 Schnittlängen ohne Wechselräder, ganz von Eisen.
Thlr. 39 für eine größere Maschine, 3 Schnittlängen.
Thlr. 49 1/6 für die größte Maschine für Handbetrieb.
Franco jeder Eisenbahnstation, Garantie 3 Jahre, Probezeit 14 Tage.
Abbildungen und Beschreibungen werden auf Wunsch gesandt.
Heinrich Lanz in Mannheim.


Von jetzt an kauft feine und ordinaire Heede und werden die höchsten Preise bezahlt von H. Hein vor Schönberg.
Schönberg im November 1870.


Von dem Zaune an meiner Winterkoppel werden mir seit einiger Zeit Pfähle gestohlen. Ich warne die Diebe, indem ich einige Pfähle und Gesträucher angebohrt und mit Pulver versehen habe.
Hauswirth Will in Retelsdorf.


Zum Verkauf auf dem Gute Neuenhagen bei Dassow: einige Zucht guter Ferkel à Stück 3 Thlr., sowie mehrere Pölke à Stück 6 Thlr.


Meteorologische Beobachtungen.
Nov.
1870.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
11.
12.
13.
14.
28.59
26.43
28.16
30.66
1.5
0.5
1.2
2.5
4.1
2.9
3.1
5.1
OSO
SSO
SW
SW
0
1
2
1
trübe.
-
-
zieml. heit.

Am 11., 12. und 13. auf 1 []' 25, 30 und 12 Cbkz. Regen.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.16 1/2 - 17 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.17 1/2 - 18 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.36 - 40 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.20 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.14 - 16 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.10 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg),
Gänse pr. Pfd.8 1/2 - 9 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.11 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 Schilling (Mecklenburg),
Eier 5 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.5 1/2 Schilling (Mecklenburg).


Getreide-Preise in Lübeck.

(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen16 - 17Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Roggen12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer10 1/2 - 11 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen11 - 12Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat28 3/4 - 29Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen28 1/4 - 29Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat19 - 19Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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