No. 88
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 08. November
1870
vierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1870 Nr. 88 Seite 1]

In Folge der unter dem 29. August d. J. in den hiesigen wöchentlichen Anzeigen von dem mitunterzeichneten Assessor von Oertzen als Delegirten für die freiwillige Krankenpflege im Fürstentum Ratzeburg erlassenen bezüglichen Aufforderung haben sich zahlreiche Privatpflegestätten zur Aufnahme von Reconvalescenten in Schönberg und auf dem Lande aufgethan. Nachdem am 29. October c. die belegt gewesenen Privatpflegestätten durch Verbringung der Kranken in die hiesigen Lazarethe frei geworden sind, wünscht das Großherzogliche Militair-Collegium zu Neustrelitz darüber Kenntniß zu erhalten, ob diese Pflegestätten auch noch weiter zur Disposition stehen. Demgemäß fordert die unterzeichnete Behörde diejenigen, welche jetzt bereits Reconvalescenten verpflegt, wie überhaupt alle diejenigen, welche sich dem Delegirten gegenüber zur Aufnahme solcher bereit erklärt haben, hierdurch auf, ihr baldmöglichst schriftlich anzuzeigen, ob sie auch ferner zur Aufnahme von Reconvalescenten erbötig seien.
Schönberg, den 6. November 1870.

Großherzogl. Mecklenburg. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. C. L. v. Oertzen. C. v. Oertzen.


Nachdem am heutigen Tage die halbmonatlichen Unteerstützungsgelder an die bedürftigen Familien der zum Dienst einberufenen Reservisten und Landwehrmänner des hiesigen Fürstenthums ausbezahlt worden, wird hiedurch bekannt gemacht, daß die nächste halbmonatliche Zahlung dieser Gelder am Dienstag den 22. November d. J., Morgens 9 Uhr, in der Wohnung des mitunterzeichneten Assessors von Oertzen stattfindet. Die Unterstützungsberechtigten haben sich zur genannten Stunde pünktlich daselbst einzufinden.
Schönberg, den 7. November 1870.

Das Kreis-Commissariat des Fürstenthums Ratzeburg.
C. v. Oertzen. G. W. Wicke. H. Burmeister.


- Die N. Pr. Z. schreibt: Ueber das Ergebniß der Vorschläge zu einem Waffenstillstand fehlen bestimmte Nachrichten. Es dürfte daraus die Folgerung zu ziehen sein, daß dieselben bisher zu keinem Resultat geführt, oder gleich von vornherein sich als unausführbar erwiesen haben. Die Neutralen werden sich nun wohl der Einsicht nicht verschließen können, daß die rothe Seite der Pariser Regierung von einer friedlichen Wendung der Dinge nichts wissen will. Mittlerweile werden die Berathungen über die neue deutsche Bundesverfassung in Versailles mit Eifer und, wie wir hoffen, mit Erfolg fortgesetzt. Da nach dem Abschluß derselben der Zusammentritt des deutschen Reichstages zur Prüfung und Genehmigung der Bundesverfassung keine Verzögerung erfahren darf, so wird die Einrufung der Versammlung nach Versailles wahrscheinlich erforderlich werden, da für die Berathung der wichtigen Vorlagen die Anwesenheit des Präsidiums an dem Sitze des Reichstages durchaus nothwendig erscheint, für Se. Majestät den König es aber nicht möglich ist, als Oberbefehlshaber die deutschen Heere gegenwärtig zu verlassen.
- Aus einer Mittheilung des commandirenden Generals v. Zastrow ergiebt sich, daß bis jetzt in Metz vorgefunden sind: 53 Adler und Fahnen, 541 Feldgeschütze, das Material für mehr als 85 Batterien, gegen 800 Festungsgeschütze, 66 Mitrailleusen, gegen 300,000 Gewehre, Kürasse, Säbel u. s. w. in größter Anzahl, gegen 2000 Militair-Fahrzeuge, sowie nicht verarbeitetes Holz, Blei, Bronce in großen Massen, eine vollständig eingerichtete werthvolle Pulver-Fabrik u. s. w.
- Der englische Minister Lord Granville hat den Franzosen eine sehr heilsame Lection ertheilt. In einer Depesche erinnert er sie daran, wie es komme, daß die deutschen Heere, auf die sie schimpfen und fluchen, in Frankreich stehen. 1) Sie, die Franzosen, hätten den Deutschen das Recht streitig gemacht, sich daheim einzurichten, wie es ihnen gefalle, das könne sich keine große Nation gefallen lassen. 2) Sie, die Franzosen, hätten mit Heeresmacht in Deutschland einfallen wollen und in Abwehr dieses Einfalles ständen die Deutschen in Frankreich und verlangten Abwehr gegen künftige Ueberfälle. Hätte freilich der Minister sammt seinen Collegen den Muth gehabt, vor Beginn des Krieges energischen Einspruch gegen den Krieg zu thun, so wäre mehr genützt worden.
- Das 'R. W. Tagbl.' sagt in einem längeren Artikel über den Fall von Metz: Es ist keine Uebertreibung, zu sagen, daß die französische Armee in einer Weise geschlagen und vernichtet worden ist, für die wir absolut kein Beispiel in der Kriegsgeschichte finden. Mit ungefähr 300,000 Mann hat Kaiser Napoleon den wahnsinnigen und frevelhaften Krieg gegen Deutschland begonnen und diese 300,000 Mann, soweit sie nicht den ewigen Schlaf schlafen, oder in den Lazarethen dahinsiechen, sind Gefangene der deutschen Sieger. Abgesehen von einigen Regimentern, die in Algier und den andren Colonieen des Reiches stehen, ist die ganze französische Armee gefangen. Es existiren wohl neugebildete Régiments de marche, vierte Bataillone, Mobilgarden etc., aber keine französische Armee mehr. - Alles, Kaiser,

[ => Original lesen: 1870 Nr. 88 Seite 2]

Marschälle, Mannschaften, Generale, Stäbe, Cadres, Infanterie, Cuvallerie, Artillerie, Magazine, Festungen, Pontons - alles ist in den Händen der 'deutschen Schneider und Schuster', die am 16. Juli erst ihre Werkstätten verließen und nun im Herzen Frankreichs stehen.'
- Einem Feldpostbriefe aus Metz vom 30. Oct. entnehmen wir Folgendes: - - - Endlich war das Thor von Metz erreicht. Selbst den oberen Theil desselben hatten die Franzosen zur Kaserne eingerichtet, wie sie vor demselben ganze Straße von Eisenbahnwagen gebildet hatten, welche zu Lazarethen eingerichtet waren. Die Stadt selbst bietet nichts Angenehmes, die Straßen sind eng und krumm. Der ewige Regen und das dichte Gedränge machten das Bild noch unfreundlicher. Man hätte glauben sollen, unsere Truppen seien die Gefangenen, so sehr waren dieselben in der Minderheit. In allen Graden, zu Fuß, zu Pferde, zu Wagen hatte die Rothhose den Vorrang. Wagen-Caravanen, hoch mit Rädern bepackt, verließen die Stadt. Die flüchtigen Landbewohner hatten, als sie nach Metz eilten, die Räder in ihrer Weisheit von den zurückgelassenen Wagen abgezogen, finden aber nun wohl die Gestelle nicht mehr vor. Die Läden in der Stadt Metz waren großentheils geöffnet. Ich machte verschiedene Einkäufe und fand, daß die neuen preußischen Darlehnscheine mit nicht allzugroßem Mißtrauen angenommen wurden. In einer Restauration, in welche ich einkehrte, mundete mir eine Pferdefleischpastete bei einer guten Flasche Wein vortrefflich. Weniger behagte mir, daß die französischen Soldaten, die sich hier noch massenhaft umhertreiben, sich nicht entblödeten, in das Local, wo mehrere ihrer Offiziere anwesend waren, bettelnd einzutreten. Vor der Kathedrale fand ich die Bildsäule des Generals Faber, der in Metz geboren, mit Flor umhüllt.'


Anzeigen

Antragsmäßig soll über die zu Thandorf belegene Büdnerstelle c. p. des Sattlermeisters Hans Jochen Holst daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Dienstag den 24. Januar 1871, Morgens 10 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben. Schönberg, den 29. October 1870.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Vorladung.
Auf Antrag Dris. jur. Eduard Hach als Concurscurators des minderjährigen Carl Friedr. Wilh. Dillner zu Schlutup werden hiedurch
1) alle Gläubiger des insolventen Carl Friedrich Wilhelm Dillner zu Schlutup unter dem Rechtsnachtheile des Ausschlusses von der Concursmasse, imgleichen alle diejenigen, welche an einzelne im Besitz der Concursmasse befindliche Gegenstände kraft Eigenthums, Separationsrechts oder aus sonstigen Gründen Ansprüche zu haben vermeinen, bei Verlust ihrer Rechte aufgefordert und schuldig erkannt, ihre Rechte und Ansprüche binnen sechs Monaten, also spätestens bis zum 9. März 1781, und zwar mit Beifügung der vorhandenen Beweisstücke im Original und in Abschrift sowie mit Angabe des etwa beanspruchten Vorzugsrechtes bei dem Contradictor Dr. jur. Eduard Hach gegen Empfang eines Anmeldescheines, im Falle des Widerspruchs aber bei dem Stadt- und Landgerichte anzumelden;
2) alle diejenigen, welche zur Concursmasse gehörige Gegenstände in Händen haben oder mit Schulden derselben verhaftet sind, schuldig erkannt, von diesen Sachen und ihren vermeintlichen Pfand- und Retentionsrechten daran dem Contradictor Anzeige zu machen, auch nur ihm Zahlung zu leisten, unter dem Rechtsnachtheile, daß widrigenfalls sie dieser Rechte und Ansprüche verlustig gehen, zur unentgeltlichen Herausgabe der Sachen schuldig erkannt, auch unter Umständen als unredliche Besitzer zur Verantwortung gezogen, resp. zu nochmaliger Zahlungsleistung sollen angehalten werden.
Lübeck, den 9. Sept. 1870.
Das Stadt- und Landgericht.
Zur Beglaubigung Funk, Dr., Act.


Auf Antrag Dris. Adolph Brehmer als Güterpflegers des insolventen hiesigen Roßschlachters Georg Friedrich Röper werden hiedurch
1) die Gläubiger des insolventen Roßschlachters Georg Friedrich Röper unter dem Rechtsnachtheile des Ausschlusses von der Concursmasse, imgleichen alle diejenigen, welche an einzelne im Besitze der Concursmasse befindliche Gegenstände, sei es kraft Eigenthums- oder Separationsrechtes, oder aus irgend einem anderen Grunde, Ansprüche zu haben vermeinen, bei Verlust ihrer Rechte aufgefordert und schuldig erkannt, ihre Ansprüche binnen sechs Monaten, also spätestens am 9. März 1871, und zwar mit Beifügung der vorhandenen Beweisstücke in Original und Abschrift, sowie mit Angabe des etwa in Anspruch genommenen Vorzugsrechtes, bei dem Concurscurator Dr. jur. Adolph Brehmer gegen Empfang eines Anmeldescheins, im Falle des Widerspruches desselben aber beim Stadt- und Landgerichte anzumelden;
2) alle diejenigen welche zur Concursmasse gehörige Gegenstände in Händen haben, aufgefordert und schuldig erkannt, von diesen Sachen und ihren vermeintlichen Pfand- und Retentionsrechten daran Anzeige zu machen unter dem Präjudiz, daß sie widrigenfalls dieser Rechte für verlustig erklärt, zur unentgeltlichen Herausgabe der Sachen schuldig erkannt, auch unter Umständen als unredliche Besitzer zur Verantwortung gezogen werden sollen.
Lübeck, den 9. September 1870.
Das Stadt- und Landgericht.
Zur Beglaubigung Funk Dr., Act.


Auf Antrag der Vormünder der minorennen Kinder des zu Bechelsdorf verstorbenen Büdners Oldenburg, des Halbhüfners Boie und des Hauswirths Rickhoff zu Bechelsdorf, und mit obervormundschaftlicher Genehmigung, soll die zum Nachlasse des D. Oldenburg gehörige, zu Bechelsdorf belegene Büdnerei, wozu ca. 4 Scheffel Aussaat Acker incl. einer Wiese gehören, jedoch ohne Inventar, auf 10 Jahre, bis Michaelis 1880, öffentlich meistbietend verpachtet werden.
Zu solchem Zweck ist Termin auf Donnerstag den 10. November d. J., Morgens 10 Uhr, anberaumt und werden Pachtliebhaber dazu hiedurch vorgeladen.
Die Verpachtungsbedingungen sind 8 Tage, vor dem Termin auf der Registratur des unterzeichneten Gerichts einzusehen, auch gegen die Copialgebühr in Abschrift zu erhalten.
Aus den Bedingungen wird hier vermerkt, daß die Uebergabe alsbald nach erteiltem Zuschlag stattfindet , der reine Zuschlag bei annehmlichem Bote binnen 8 Tagen nachdem Termine ertheilt werden soll, die Ansetzung eines Ueberbots-Termins aber im Falle unannehmlichen Gebots vorbehalten bleibt, sowie, daß der Meistbietende im Termine, dem der Zuschlag in diem ertheilt wirb, eine Conventionalpoen von 100 Thlr. zu zahlen hat.
Die Besichtigung des Pachtstücks steht nach voraufgegangener Meldung bei den Vormündern, Halbhüfner Boie und Hauswirth Rickhoff zu Bechelsdorf, frei.
Schönberg, 21. Oktober 1870.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 88 Seite 3]

Zum öffentlich meistbietenden Verkaufe des zum Nachlasse des wailand Bäckers und Brenners Christian Seeler gehörigen, unten beschriebenen Wohnhauses Nr. 65. c. p. Nr. 66. - an der Ecke der Gletzower- und Bülower-Straße - haben wir einen Termin auf Dienstag den 20. December d. J., Vormittags 11 Uhr, und einen zweiten und letzten Termin auf Sonnabend den 7. Januar 1871, Vormittags 11 Uhr, anberaumt, zu welchen wir Kaufliebhaber mit dem Bemerken einladen, daß die Verkaufsbedingungen im ersten Termine schließlich regulirt werden sollen und daraus nur hervorgehoben wird, daß die Tradition des Wohnhauses c. p. Ostern k. J. 1871 geschehen wird und daß bei dem auf dem 2ten Termine erfolgenden reinen Zuschlage eine Anzahlung von 200 Thalern zu machen ist.
Das Wohnhaus wird in beiden Terminen sowohl mit den zur Zeit darin befindlichen Brennerei- und Brau-Utensilien als ohne dieselben auf den Bot kommen.
Die Besichtigung des Grundstücks ist jederzeit gestattet. Beschreibung des Seeler'schen Wohnhauses.
Das zu verkaufende Grundstück, in der besten Gegend der Stadt belegen und in gutem baulichen Stande, enthält außer sehr geräumigen Wohnlocalitäten, worunter ein Saal, Stallraum für 30 Pferde und 20 Kühe, bedeutenden Boden- und Kellerraum, einen Backofen und eine vollständige, nach neuester Construction eingerichtete Dampf-Bauerei und Brennerei. In dem Wohnhause ist seit Jahren mit gutem Erfolge Bäckerei, Brauerei und Brennerei, sowie Gastwirtschaft betrieben worden und eignet es sich zu jedem sonstigen größeren gewerblichen Betriebe.
Rehna, den 26. October 1870.
Bürgermeister und Rath.


Die zum Nachlasse des wailand Bäckers und Brenners Christian Seeler gehörigen sämmtlichen Ackerstücke, Garten und Scheune, sollen in den von uns resp. auf Dienstag den 27. December d. J., Vormittags 10 Uhr, und Donnerstag den 12. Januar 1871, Vormittags 10 Uhr, anberaumten Termine öffentlich meistbietend versteigert werden. - Das Nähere ist durch die Rehnaer Anzeigen bekannt gemacht.
Rehna, den 26. October 1870.
Bürgermeister und Rath.


Am Sonnabend, den 12. d. M., von Morgens 10 Uhr an, soll auf dem Hofplatze des Herrn Gastwirths Callies hieselbst, gerichtlicher Verfügung zufolge, eine große Quantität Bohlen und Bretter von Eichen-, Linden-, Eschen- und anderem Holze in verschiedenen Längen und Breiten, vorzugsweise zu Tischlerarbeiten passend, öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Dassow, den 1. November 1870.
Woltmann, Gerichtsactuar.


Zahlreiche, inzwischen eingegangene Feldpostbriefe bestätigen die gewissenhafte Vertheilung der von hier aus unserm Strelitz'schen Bataillon und Batterie nachgesandten Sachen. Hervorgehoben ist dabei noch, daß wollene Strümpfe und Unterjacken fortwährend sehr erwünscht sind. Wir bitten daher recht dringend, uns mit solchen Sachen oder mit baarem Gelde zur Anschaffung derselben für die nächste Nachsendung zu versehen und freuen uns anzeigen zu können, daß inzwischen eingegangen sind:
1) von einem Hauswirthe aus Sabow 2 Thlr. und 2 Paar Strümpfe; vom Schulzen Freitag in Ollndorf 4 Paar Strümpfe und 4 Binden; 3) vom Hauswirth H. Busch aus Rodenberg 10 Thlr.; 4) vom Hauswirth Burmeister daselbst 5 Thlr.; 5) vom Schulzen Wigger zu Rüschenbeck 5 Thlr.; 6) vom Hauswirth Kock daselbst 2 Thlr.; 7) vom Schulzen Wigger zu Papenhusen 5 Thlr.,
an baarem Gelde zusammen 29 Thlr.
Schönberg, den 7. November 1870.
Die acht Hauswirthe und zwei Schönberger Bürger.


Das wichtigste Ereigniß der Capitulation von Metz, durch welche ein zweites feindliches Heer in deutsche Gefangenschaft gerathen, hat unsere Aufgabe nicht vereinfacht, sondern auf die übergroße Zahl der dort gefundenen französischen Gefangenen, Verwundeten und Kranken ausgedehnt.
Wir sind durch Errichtung eines Depots in Metz sogleich an das Werk gegangen und haben große Sendungen dorthin gerichtet.
Ebenso an die zahlreichen in der Umgegend von Metz zurückgebliebenen Lazarethe der Cernirungs-Armee.
Nicht minder zur Befriedigung der wachsenden Bedürfnisse der Armee um Paris für ihre Kranken und Verwundeten.
Die in der Mitteilung unserer Depot-Abtheilung vom 23. v. Mts. gedachten, bis Chateau-Thierry, Versailles und Corbeil vorgeschobenen Depots müssen deßhalb unausgesetzt von uns oder im Einverständniß mit uns streng planmäßig gespeist und wieder gespeist werden.
Aus diesen Gründen, zu welchen noch die schnelle Steigerung der Ausgaben für inländische Lazarethe und die Nothwendigkeit der Hülfsleistung für Badecuren Schwerverwundeter kommen, haben wir, in Verfolg unserer Circulare vom 10. und 21. v. Mts. neben dem Ausdrucke wärmsten Dankes für jede uns zugekommene Gabe, an alle unsere Zweig-Vereine und an Alle im Inlande und im Auslande, deren warme Theilnahme sich den verwundeten und kranken Kriegern zuwendet, die erneute innige und dringende Bitte zu richten, im Geben an unsere Central-Casse (hier unter den Linden Nr. 12) nicht zu ermüden, sondern damit opferwillig fortzufahren, bis nach erzieltem Frieden wir unsere Arbeit abschließen können.
Wir sind gewiß, keine Fehlbitte zu thun, und hoffen zuversichtlich, daß auch die Neigung zu besonderen Sendungen nach eigener Wahl, welche zur Lösung unserer gemeinsamen Aufgabe nicht beitragen, gegenüber der Pflicht einheitlichen und planmäßigen Zusammenwirkens und der Befriedigung, solchergestalt gemeinsam große Erfolge zu erreichen, mehr und mehr zurücktreten wird.
Berlin, den 2. November 1870.
Das Central-Comite der deutschen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger.
R. v. Sydow.


Vorzüglich schönes Braunbier, die Tonne zu 2 Taler (Mecklenburg) 12 Schilling (Mecklenburg) empfiehlt A. Schwiesow.


Gesucht wird zu sofort: ein tüchtiger zuverlässiger Knecht von ca. 18-20 Jahren bei Gastwirthin Krüger.


Ebenso wie im vergangenen Jahre bin ich auch jetzt bereit, für den in Kurzem erscheinenden Kalender für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1871 Annoncen anzunehmen, und ersuche diejenigen geehrten Geschäftsleute, welche diese Gelegenheit, ihre Geschäfts-Empfehlungen zu veröffentlichen, benutzen wollen, mir dieselben bis zum 11. November d. J. zuzustellen. Die gespaltene Petitzeile wird mit 3 Schillingen berechnet. - Die allgemeine Verbreitung diese Kalenders, der hier fast in keiner Familie fehlt, sowie der Umstand, daß die damit veröffentlichten Inserate während des ganzen Jahres dem Publikum vor Augen sind, empfiehlt diese Art von Publication für alle Gewerbetreibende, namentlich auch für Handwerker, die sich mit ihren Geschäften in Erinnerung bringen wollen, ganz besonders.
L. Bicker, Schönberg.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 88 Seite 4]

Logo der Hagelassekuranz

Zur Deckung der diesjährigen Hagelschäden, nämlich an:

1. Schulze Boye in Rabensdorf 40 Schilling (Mecklenburg) - Taler (Mecklenburg)
2. Hofschmied Dräger hieselbst 12 " 24 "
3. Kaufmann Wigger hieselbst 10 " - "
4. Hauswirth Bollow in Schlag-Sülsdorf 43 " - "
5. Hauswirth Mustin daselbst 13 " - "
6. Schulze Völkner in Mechow 218 " - "
7. Hauswirth Harten daselbst 108 " 16 "
8. Lehrer Greve auf der Bäck 16 " - "
9. Büdner Piepjohn daselbst 25 " - "
10. Büdner Wöhler daselbst 9 " - "
11. Büdner Möhler daselbst 12 " - "
12. Büdner Beckmann daselbst 14 " 32 "
13. Büdner Meyborg daselbst 3 " 16 "
14. Büdner Claasen daselbst 6 " - "
15. Büdner Sandherr daselbst 4 " - "
und der Verwaltungskosten vernothwendigt sich ein Beitrag von neun Schillingen pro 100 Versicherungssumme, und werden unsere Mitglieder ersucht, solchen Beitrag am Sonnabend den 12. November d. J., Morgens 10 Uhr, im Boye'schen Gasthofe hieselbst einzuzahlen.
Die Versicherungssumme unseres Vereins beträgt jetzt 367,700 Taler (Mecklenburg).
Schönberg, den 29. October 1870.
Direction der Hagel-Assecuranz-Societät im Fürstenthum Ratzeburg.


Bilanz der Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank in Schwerin pro ultimo October 1870

Activa. Passiva.
Lebensversicherungs-Prämien und Einlagen 24,439 10 3   156,555 18 3
Spar-Bank-Einlagen 1,314,405 28 -   2,692,09296,679 40 6
Belegungen 3,722,742 39 3   2,015,918 38 -
Konto pro Diverse 398,682 297 3   341,274 28 6
Agenturen-Konto 1,845,861 20 -   1,812,416 33 9
Kasse 1,929,838 27 -   1,856,342 16 -
Fonds, Gewinn- und Verlust-Konto 107,345 11 9   468,714 38 6
---------- ----------- ---- --   ------------ ---- --
Crt. Taler (Mecklenburg) 9,343,315 21 6   9,343,315 21 6
Umsatz und Bestände.1869.
Am Schluß des Jahres.
 1870.
Am Schluß des October.
Gesammt-Umsatz 23,267,500 19 -   17,403,345 13 6
Werbendes Kapital 1,785,534 13 -   1,871,172 47 3
Zinstragendes Kapital 1,709,998 36 6   1,764,232 2 -
Lebens-, Sterbekassen- und Leibrenten-Versicherungen 2,001,998 35 -   2,115,433 28 -

Schwerin, den 2. Nov. 1870.

Mecklenburgische Lebensversicherungs- und Spar-Bank.
C. A. Schwerdtfeger, Director. C. L. F. Soltau, General-Agent.


Die Mecklenburgische Lebensversicherungs- und Spar-Bank in Schwerin schließt Lebensversicherungen, Leibrentenversicherungen, Kapital-Einlage-, Darlehns- und alle sonstigen Geld-, Inkasso- und Commissions-Geschäfte durch die unterzeichnete Agentur zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts-Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar-Bank-Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte näherer Auskunft bereitwillig ertheilt. Die von der Gesellschaft an die Lebensversicherten zur Vertheilung disponirten mittleren Dividenden betragen für die drei letzten Jahre resp. 36, 36 und 32 Procent der eingezahlten Prämie.
Haupt-Agentur Schönberg.
Carl Bade.


Von jetzt an kauft feine und ordinaire Heede und werden die höchsten Preise bezahlt von H. Hein vor Schönberg.
Schönberg im November 1870.


Alle Diejenigen, welche rechtmäßige Forderungen an den zu Bechelsdorf verstorbenen Büdner Oldenburg haben, werden hierdurch aufgefordert, sich innerhalb 14 Tagen bei den unterzeichneten Vormündern zu melden; spätere Anmeldungen können nicht berücksichtigt werden. Ferner werden Diejenigen, welche dem Verstorbenen noch schuldig sind, aufgefordert, diese ihre Schuld binnen gleicher Frist ebenfalls zu berichtigen.
Bechelsdorf, den 27. October 1870.
Hauswirth Boye.
Hauswirth Rieckhoff.


Meteorologische Beobachtungen.
Nov.
1870.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
4.
5.
6.
7.
39.75
41.75
39.33
36.81
2.2
1.2
0.0
1.8
7.8
6.4
5.3
5.4
NW
NNW
SW
SW
1
0
1
1
trübe.
heiter.
zieml. heit.
-


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.15 1/2 - 16 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.16 - 16 1/2Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.32 - 40 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.20 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.14 - 16 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.10 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg),
Gänse d. St.3 Mark (Lübeck) 8 Schilling (Mecklenburg) bis 4 Mark (Lübeck),
Schinken d. Pf.11 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 Schilling (Mecklenburg),
Eier 5 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.5 1/2 Schilling (Mecklenburg).


Getreide-Preise in Lübeck.

(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen16 - 17Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Roggen12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 - 12Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Hafer10 1/2 - 10 Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat28 3/4 - 29Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen28 1/4 - 29Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat19 - 19Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


Hiezu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 88 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 88 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 8. November 1870.


- Neulich Vormittags konnte man zum erstenmal wieder seit langer Zeit in Straßburg freundliche Gesichter sehen. Die Einwohner standen in fröhlichen Gruppen auf allen Straßen und Plätzen, sie sahen zum Münster hinauf, lachten sich einander zu, und zogen vergnügt in die Kneipen, einen Schoppen vom Besten darauf zu trinken. Worauf? - Darauf, daß Straßburg französisch bleibt. Französisch? Ja; denn vom Münster war die deutsche Flagge verschwunden. Das bedeutete doch offenbar, daß Friede geschlossen, die Festung geschleift werde und Straßburg französisch bleibe. - Nachmittags wurde leider die deutsche Flagge wieder aufgezogen sie war vom Sturm am 27. October zerfetzt und wieder ausgebessert worden.
- Rothschild in Paris ist in eine garstige Patsche gerathen. Er soll erzählt haben, die Preußen in seinem Schlosse Ferrieres hätten seinen Haushofmeister prügeln wollen, weil er ihnen die Fasanen nicht getrüffelt habe. Die Wahrheit ist, daß der König, der in dem Schlosse sein Hauptquartier hatte, auf eigene Kosten lebte, und nicht einmal zugab, daß irgend etwas in dem Wildpark geschossen wurde. Die königl. Gegenwart verleiht allen Schutz, war sein Grundsatz. Kein Deutscher verdankt der Gastfreundschaft Rothschilds auch nur einen Bissen Brod. Rothschild ließ sich nicht einmal nach den Bedürfnissen seines königl. Gastes erkundigen. Die nächste Einquartierung, sagen die erbitterten Preußen, dürfte dem Erben von 1700 Millionen nicht so billig zu stehen kommen.
- Sämmtliche telegraphischen Depeschen vom Kriegsschauplatz sind jetzt auf einen Bogen gedruckt für 1 Sgr. zu haben. Sie werden zur Unterhaltung an die im Felde stehenden Truppen und an die Lazarethe vertheilt. Die Franzosen finden sie etwas eintönig, denn es sind lauter deutsche Siege.
- In der Köln. Ztg. wird der tägliche Consum der Pariser Bevölkerung (2,190,000 Einwohner) wie folgt berechnet: Dieselbe verzehrte vor dem Kriege an jedem Tage durchschnittlich: 19,724 Ctr. Brot und außerdem 4990 Sack Mehl, 490 Ochsen, 130 Kühe, 430 Kälber, 2963 Hammel, dazu 2150 Ctr. gesalzenes und geräuchertes Fleisch, 1150 Ctr. Geflügel und Wildpret, 1490 Ctr. Fische, worunter 2/3 Seefische, 2950 Ctr. Kartoffeln, 5000 Ctr. Gemüse (Rüben, Salat, Gurken etc.), 1120 Ctr. Butter, 280 Ctr. Käse etc. Ueber die Getränke, Kaffee, Thee, Chocolade, Bier und Branntwein fehlen die Zahlen. Es ist unverkennbar, daß es fast unmöglich sein wird, solche enorme Quantitäten bei den zerstörten Communicationsmitteln rasch herbeizuschaffen, und wenn Paris seine Capitulation bis zum größten Mangel an Lebensmitteln verschieben sollte, so sind unvermeidlich schreckliche Aussichten für die Bewohner vorhanden.
- Unter den französischen Gefangenen in Stettin befindet sich auch ein vierjähriges Knäblein, das sich von seinem Vater nicht zu trennen vermochte und dem man daher gestattete, das Loos desselben zu theilen. Die hiesigen französ. Offiziere zeigten sich theilnehmend und ließen das Kind auf ihre Kosten einkleiden. Auch bei der hiesigen Einwohnerschaft hat der kleine freiwillige Gefangene bereits Aufmerksamkeit erregt; in vielen Häusern war derselbe schon Tischgast.
- Die Zahl der französischen Gefangenen beträgt 323,000 Mann, darunter 4 Marschälle, 140 Generale, 10,000 Offiziere. - Die Zahl der von den Franzosen gefangenen Deutschen beträgt 3100 Mann.
- Der Berichterstatter der Times im königl. Hauptquartier zu Versailles schildert die beiden Hauptcharaktere des Krieges, Moltke und Bismarck, folgendermaßen: - Sehen Sie diesen schmächtigen Mann ohne Schnurr- und Backenbart, die Hände hinter dem Rücken gefalltet, den Offizier mit dem ins Graue spielenden sehr kurz geschnittenen Haar, einem durch viele schönen Linien markirten Gesicht, ein wenig gebeugtem Haupte, hervortretenden Augenbrauen und tiefliegenden Augen? Das ist Moltke. Welche Lection hat er den Oesterreichern und Franzosen ertheilt! Er sieht sehr ernst aus, aber er ist immer so. - Aber da, sehen Sie, durch die Menge schreitend, eine ganz verschieden aussehende Persönlichkeit? Ja, wer ist dieser franke lächelnde Kürassiermajor? Er kommt diesen Weg - der Offizier mit der weißen Mütze mit den gelben Streifen, dunkelblauen, beinahe schwarzen doppelreihigen Waffenrock mit gelbem Kragen, größer als all die großen Offiziere um ihn herum? Das ist Graf Bismarck. Wohin er auch geht, rührt sich Alles.
- Ein pommer'scher Unteroffizier, welcher von der Begleitung kriegsgefangener Franzosen in die Heimath zurückkehrte, wurde gefragt, ob er sich denn auch mit den Franzosen habe verständigen können. 'O ja, dat gung ganz gaud!' 'Sprechen Sie denn französisch?' 'Nee, dat nich, aberst wenn de Zug üfgahn sullt und ick reip: Na, Grang Naschjong, nu rinner, denn verstun's mi ganz gaud!'
- Eine französische Zeitung weist in schlagenden Zahlen nach, daß der Krieg Frankreich bis jetzt 10 Milliarden Frcs. kostet und daß die Summe täglich in's Ungeheure steigt.
- In Straßburg steht die Justiz still, da sich sämmtliche richterliche Behörden geweigert haben, Recht zu sprechen. Im Namen Napoleons oder der Republik können sie nicht mehr Recht sprechen und im Namen des Königs von Preußen wollen sie nicht.
- Aus Ungarn werden für die deutsche Armee vor Paris so große Quantitäten an Lebensmitteln befördert, daß die Kaiserin-Elisabethbahn nicht Wagen genug auftreiben konnte, um alles fortzubringen. Sie hat aus Bayern eine große Anzahl von Wagen requiriren müssen.
- Die Stärke der bayerischen Armee auf französischem Boden beträgt 95,000 Mann, in den Garnisonen sollen sich mit Einschluß der im vorigen Monat einberufenen Altersklasse 36,000 Mann befinden.
- Den braven Truppen, die vor Metz standen, wird man nicht lange Ruhe gönnen. Man will rasch und entschieden dem Guerillakrieg zu Leibe gehen, der sich in den Departements entwickelt. Reguläre Truppen sind nur in geringer Anzahl vorhanden, und die Demoralisation ist grenzenlos, es wird diesseits nur energischen Vorgehens bedürfen, und dazu sind ja jetzt die Kräfte vollauf disponibel. Im Hauptquartier ist man außerordentlich guten und frohen Muthes und, wenn nicht alle Zeichen trügen, alle auch des Wartens vor Paris müde. Hohe Militärs versichern, es werde sofort die Aufforderung der Uebergabe von Paris mit dreitägiger Bedenkzeit erfolgen und das Bombardement ehestens beginnen. Man will die anzugreifenden Forts täglich mit 2000 Bomben bewerfen, und man erwartet, längstens am 15. November Herr der Stadt zu sein. Es sind von verschiedenen Militärs Briefe an ihre Familien gelangt, welche mit Bestimmtheit melden, daß man bis Mitte November in Paris sein werde. Ja, es wird von Moltke erzählt, er habe kürzlich von der Möglichkeit gesprochen, Ende November oder Anfang December daheim in Ruhe und Frieden wieder dem Waidmannsvergnügen huldigen zu können. Aus alledem ersieht man wenigstens das Eine, daß man Metz für den allerschwierigsten Punkt gehalten hat, denn thatsächlich war man in den letzten Wochen trotz der so bedeutenden Erfolge vor Paris, bei Orleans etc. keineswegs in so rosiger Stimmung. Die Verblendung der Franzosen, welche noch nach dem Fall ihres festesten Bollwerkes den Widerstand fortsetzen , ist wirklich beklagenswerth, denn Frankreich geht factisch darüber zu Grunde. Das Land hat ungeheure Hülfsmittel, aber auch ein Brunnen schöpft sich aus, und die materiellen Verluste, welcher dieser Krieg dem Lande bereitet, beginnen unberechenbare Dimensionen anzunehmen.
- Dem Kronprinzen von Preußen wird folgendes Bonmot in den Mund gelegt: Auf die Frage, was er über die Mission Thiers denke, soll er geantwortet haben: 'Ein Drittel (tiers) von Frankreich haben wir uns bereits genommen, ein anderes Drittel (Thiers) kommt morgen, das letzte Drittel wird nächstens nachfolgen.
- Unter den Liebesgaben für den Papst, welche das in München erscheinende 'Vaterland' sammelt, figurirt folgender Beitrag mit Motto: "Wenig, aber von Herzen! Von einem Handwerksburschen in München gefochten für den Heiligen Vater 12 Kr.'


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