No. 76
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Dienstags und Freitags

Schönberg, den 27. September
1870
vierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1870 Nr. 76 Seite 1]

Wenn Zweifel darüber entstanden sind, ob bei der gegen das Großherzogthum Mecklenburg durch das Publicandum vom 11. d. M. angeordneten Grenzsperre, die an der Grenze belegenen Ortsobrigkeiten zum Schutze gegen das Ueberschreiten der Grenze mit Vieh etc. mitzuwirken haben, so wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß sämmtliche Ortsbehörden des Fürstenthums so berechtigt als verpflichtet sind, die Aufrechthaltung der in dem Publicando vom 11. d. M. gegen Einschleppung der Rinderpest angeordneten Maßregeln mit zu überwachen, und gegen etwa versuchte Umgehungen desselben sofort einzuschreiten.
Schönberg den 22. September 1870.

Großherzogl. Mecklenburg. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. C. L. v. Oertzen. C. v. Oertzen.


Die nachstehende Bekanntmachung betreffend das Verbot der diesjährigen Herbst-Viehmärkte.
Zur mehreren Verhütung des Einschleppens der Rinderpest findet der Senat, im Einklange mit den Maßregeln nachbarlicher Regierungen, sich veranlaßt, die Abhaltung der diesjährigen Herbst-Viehmärkte innerhalb des Lübeckischen Freistaats hiedurch zu untersagen.
Demnach darf namentlich auf den
am 26./27. September in Travemünde,
am 17. October in Nusse,
am 31. Oktober in Moisling
stattfindenden Markten keinerlei Vieh zum Verkaufe gebracht werben, bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 150 Mark (Lübeck).
Die Polizei-Behörden sind beauftragt, die genaueste Befolgung dieses Verbots zu überwachen.
Gegeben Lübeck, in der Versammlung des Senates, am 21. September 1870.
E. B. Winckler, Dr., Secretarius."
wird hierdurch zur Kenntniß des diesseitigen Publikums gebracht.
Schönberg den 23. September 1870.

Großherzogl. Mecklenburg. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. C. L. v. Oertzen. C. v. Oertzen.


In Gemäßheit der Verordnung vom 7. August 1868 wird hiemit bekannt gemacht, daß unter den Schafen des hiesigen Ackerbürgers Grevsmühl die Pocken ausgebrochen sind.
Schönberg, den 15. September 1870.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


- Toul ist genommen! Die kleine Moselfestung, die so lange die Eisenbahnverbindung nach Paris hinderte, hat sich am 24. Sept. dem Großherzoge von Mecklenburg-Schwerin unter den Bedingungen der Capitulation von Sedan ergeben. Verluste fast keine. Der Großherzog hat das eiserne Kreuz erhalten.
- Aus Pont a Mousson wird der K. Z. unterm 20. d. geschrieben: Der Marschall Bazaine hat vorgestern einen Parlamentair gesandt und um verschiedene Zeitungen, da er seit 14 Tagen von jeglichem Verkehr abgeschnitten sei und gar nicht mehr wisse, wie es in der Welt zugehe. Es sind ihm darauf alle englischen, belgischen und deutschen Zeitungen, die nur im Hauptquartier aufzutreiben waren, zugesandt. Gestern hat nun Bazaine ein Schreiben gesandt, in welchem er erklärt, daß er unter gewissen Bedingungen zu einer Capitulation bereit sei, und ist ein Offizier mit diesem Schreiben in's königl. Hauptquartier gesandt worden. Es sollen unter der eingeschlossenen Besatzung von Metz die Ruhr und der Typhus sehr arg hausen und auch der Ungehorsam so einzureißen beginnen, daß besonders letzterer den Marschall Bazaine bewogen haben mag, auf eine Capitulation einzugehen, worin ihm freier Abzug mit allen Ehren und Waffen gegen das Versprechen, innerhalb 3 Monate die Waffen nicht zu gebrauchen, gestattet wird.
- Ueber die Verhandlungen zwischen dem Grafen Bismarck und Jules Favre wird seitens der französischen Regierung, die ihren Sitz gegenwärtig noch in Tours hat, Folgendes verbreitet: Graf Bismarck soll als Vorbedingung für weitere Verhandlungen die Uebergabe aller Festungen Lothringens, des Elsasses, sowie des Forts Mont-Valerien bei Paris gefordert haben; die Regierung betrachte diese Forderungen als unannehmbar.
- Aus Tours wird ferner geschrieben, daß die auf den 2. October angesetzt gewesenen Wahlen zur constituirenden Versammlung vertagt sind. Als

[ => Original lesen: 1870 Nr. 76 Seite 2]

Grund wird angegeben, daß Preußen entschlossen ist, den Krieg bis auf's Aeußerste fortzusetzen. (D. h. Frankreich will nicht nachgeben, und uns und sich weitere unnöthige Opfer auferlegen.) - Dieselbe französische Regierung wird einen neuen Aufruf an das Land ergehen lassen, in welchem die augenblickliche Lage auseinandergesetzt wird und weitere Maßregeln betreffend die Vermehrung der nationalen Vertheidigungsmittel aufgeführt werden.
- Sämmtlichen Londoner Morgenblättern ist am 22. Sept. folgende Mittheilung zugegangen: Bismarck und Jules Favre verhandeln mit einander im Rothschild'schen Landsitze Ferriteres. Die Friedensbedingungen blieben bisher unerörtert. Die Verhandlungen betrafen vorerst die Frage, ob und wie eine Vereinbarung mit einem Provisorium der künftigen Constituante (der einzuberufenden Nationalversammlung) zur Genehmigung vorgelegt werde, und welche Bürgschaften Deutschland mittlerweile erhalte. Daily Telegraph glaubt, Jules Favre sei ermächtigt, 100 Millionen Pfund Sterling Kriegsentschädigung, Schleifung der Festungen, und als Aeußerstes die Neutralisirung von Elsaß und Lothringen zuzugestehen.
- Paris ist von der Welt abgeschnitten, es wird umgeben von einem eisernen Wall, Telegraph, Eisenbahn und Post haben aufgehört, Paris ist allein mit sich. Was wird es mit sich anfangen? Die Wälder um Paris sind abgebrannt, die Brücken gesprengt, in der Weltstadt gibt es nur noch Uniformen, die öffentlichen Plätze sind Exercierplätze, ein Chassepot kostet 200 Frc., ein Revolver 70 Frc.
- In Asmieres, einem Städtchen von 6000 Einwohnern bei Paris trafen die einrückenden Deutschen 14 Leute.
- Von Paris nichts Neues! d. h. außerhalb Paris. Dagegen scheint desto mehr in der Stadt vorzugehen. Als das siegreiche Gefecht am 19. im Süden der Hauptstadt von den Unsrigen geschlagen und das einzige reguläre Truppencorps, welches die Vertheidigung besaß, hinter die Forts zurückgeworfen wurde, hörten die deutschen Truppen in den Straßen der Stadt starkes Kanonen- und Infanteriefeuer. War das ein Straßenkampf? Ist den Händen Trochu's, der nach dem Fall Bazaine's und Mac Mahons die letzte Hoffnung war, der Commandostab entglitten, oder hat er Gewalt gebrauchen müssen, um einen innern Gegner zu bewältigen?
- Napoleon läßt durch seinen Privatsecretär Pietri erklären, er habe bei der Staatskasse keine heimliche Anleihe gemacht und durch den Krieg zu verdecken gesucht.
- Auf dem Capitol in Rom weht seit dem 20. September die Fahne Italiens. Das bedeutet: Rom ist Hauptstadt Italiens und die weltliche Herrschaft des Papstes ist gestürzt worden. Ein weltgeschichtliches Ereigniß. Der Papst machte dem kleinen Gefechte seiner Zuaven mit den italienischen Truppen ein Ende, indem er die weiße Fahne aufpflanzen ließ. Die Truppen Victor Emanuels zogen durch die Porta Pia in die ewige Stadt ein. Rom wird die Residenz des Königs von Italien, der Papst bleibt im Besitz des Vaticans, der Engelsburg und der Peterskirche. Seinen Befugnissen und Rechten als geistlichem Oberhaupt der katholischen Kirche hat man versprochen, nicht nahe treten zu wollen.
- Bei heiterer Tafelrunde in Rheims fragte König Wilhelm scherzend: "Wie gefielen Sie sich, mein lieber Moltke, als Fürst von Sedan? - und Sie, mein lieber Bismarck, als Fürst von Elsaß?" - "und Lothringen" vollendete der Herzog Ernst von Gotha - worauf der König schnell erwiederte: "Können wir nicht gebrauchen, lieber Vetter." - Der schweigsame Moltke verneigte sich stumm, während Bismarck heiter erwiederte: "Ich nehme schon den Titel, wenn Majestät nur das Land nehmen wollen."
- Als der Kaiser von Rußland, der jetzt in Moskau weilt, die Nachricht erhielt, daß die Deutschen abermals einen glänzenden Sieg vor Sedan errungen hatten, erhob er bei der Tafel das Glas und trank auf das Wohl der tapfern deutschen Armee und ihres obersten Bundesfeldherrn und warf dann nach russischer Sitte das Glas auf den Boden, damit es in keine andere Hände komme.
- Die Wege der Menschen in Europa haben sich in diesen Monaten wunderbar gekreuzt. Kaiser Napoleon und König Wilhelm kreuzten ihre Wege bei Sedan, Napoleon sitzt seitdem im Herzen Deutschlands wie ein verwunschener Prinz und König Wilhelm steht als Sieger vor Paris im Herzen Franreichs. Kaiserin Eugenie kreuzte sammt ihrem Sohne ihren Weg mit den verbannten Republikanern Louis Blanc und Victor Hugo, sie zog nach England, die Republikaner kamen von England und zogen nach Paris. In England wohnen die vertriebenen Orleans und die flüchtige Kaiserin nicht allzuweit von einander und müssen sorgfältig studieren, wie sie einander ausweichen. Königin Victoria hat sich nach Schottland zurückgezogen und der Kaiserin Eugenie ein eigenhändiges theilnahmsvolles Schreiben zugesandt. Benähe hätte sich auch Pius IX. in England eingefunden, ein englisches Schiff war zu seiner Ueberfahrt geheizt, er hat aber schließlich vorgezogen, in Rom zu bleiben.
- In der Nähe von Coblenz haben 12 gefangene Turcos den ihnen zur Aufsicht beigegebenen deutschen Soldaten während der Fahrt auf der Eisenbahn gepackt und zum Fenster hinausgeworfen. Glücklicherweise ist der Soldat mit dem Leben davongekommen. Die 12 Uebelthäter sind dafür sämmtlich erschossen worden.
- Unter den vielen Gefallenen auf dem Schlachtfelde von Sedan trafen wir einen todten preußischen Jäger. Er hatte einen Schuß in die linke Seite und mußte, so sagten unsere Aerzte, noch etwa 10 Minuten bei vollem Bewußtsein gelebt haben. Er hatte den Tornister unter das Haupt geschoben und sich auf den rechten Arm gelehnt, der Blick der noch offenen Augen war gerichtet - auf die Photographie eines Mädchens in seiner starren linken Hand. Er hatte das Bild aus der Brieftasche gezogen, die neben ihm lag und hatte den Tod erwartet, die letzten Blicke auf die, geliebten Züge gerichtet. Tiefgerührt standen wir eine Weile still, dann lösten wir das Bild aus seiner Hand, ermittelten aus den bei ihm gefundenen Briefen seinen und des Mädchens Namen und Adresse - ein Städtchen bei Halle - und sandten Bild und Briefe nebst Bericht, wie wir den Todten gefunden, getreulich an das Mädchen ab.
- In Folge der Siegesnachrichten sind die Häuser jetzt häufig mit Flaggen geschmückt, von denen viele eine ganz falsche Reihenfolge der Farben zeigen. Um darin eine Uebereinstimmung zu erzielen, geben wir hier die richtige Farbenfolge. Bei der norddeutschen Bundesflagge ist die Reihenfolge der Farben von oben - nämlich von der Spitze der Flaggenstange ab - gerechnet: Schwarz, Weiß, Roth. - Bei der Mecklenburger Flagge ist die Reihenfolge von der Spitze der Stange angerechnet: Blau, Gelb, Roth.
- Cincinnati, 1. Sept. 1870. Ein alter Landsmann schildert den Lesern die Teilnahme und die Erfolge welche der deutsche Krieg in der neuen Welt gefunden hat. "Die übermüthige Kriegserklärung Napoleons schlug wie ein Blitz unter uns ein; jeder Deutsche fühlte, wie ihm das alte Vaterland immer noch an's Herz gewachsen ist, jeder ergrimmte über den französischen Hochmuth und jeder jubelte, als auch die Süddeutschen den französischen Fehdehandschuh aufhoben. Alle Fehden unter uns waren abgethan, alle fühlten und nannten sich deutsche Brüder. Ueberall versammelten sich die Deutschen, um zu sammeln für die Verwundeten und die Waisen der Gefallenen. In St. Francisco wurden 40,000, in New York 35,000, in Chicago 18,000, in St. Louis 28,000 Dollars gesammelt und nach Berlin geschickt; Cincinnati, Boston, New-Orleans, Baltimore und andere Städte wollen sich den Rang nicht ablaufen lassen. Mancher Arbeiter, manches arme Dienstmädchen hat den halben Monatslohn beigesteuert. Von französischen Sammlungen hört man so gut wie nichts. Die deutschen Siege sind auch für uns Deutsch-Amerikaner Siege, wir sind in dem Respect der Eingeborenen um Kopfeshöhe gewachsen und werden in den Augen der Yankees gewaltig steigen, wenn die deutschen Waffen triumphiren. Die amerikanischen Zeitungen trafen große Anstalten, die größeren Zeitungen haben Special-Correspondenten in die beiden Lager geschickt; die Schlacht bei Gravelotte wurde der "New-Yorker Tribüne" ausführlich mit einem Kostenaufwand von 2500 Doll. telegraphirt und war in New-York eher bekannt als in Paris und Berlin. Die Berichterstatter sind des Lobes über die Todesverachtung, gute Mannszucht und Intelligenz der deutschen Truppen voll, Niemand zweifelt, daß das einige Deutschland siegen werde. Die Elsässer unter uns spotteten anfangs und boten Wetten an, daß die Turcos in. wenigen Wochen in Berlin einziehen würden, aber Jeder fand

[ => Original lesen: 1870 Nr. 76 Seite 3]

seinen Mann, der die Wette hielt. Diese Elsässer, obgleich unter 10 keine 2 richtig französisch sprechen, waren französischer als die Franzosen, jetzt sind sie aber ganz still geworden. Die eingeborenen Amerikaner, namentlich die gebildeten, stehen mit ihrer Sympathie auf deutscher Seite und glauben an die Einigung Deutschlands. Nur die Sclaven-Barone im Süden können nicht vergessen, daß die Deutschen ihnen vor Jahren im Kriege arg mitgespielt; sie grollen und wünschen den Sieg Napoleons, der ihnen damals von Mexiko aus zu Hülfe kommen wollte. Gebe der Himmel und der alte Gott, der keinen guten Deutschen verläßt, daß die Deutschen ihre "Wacht am Rhein" recht bald vor den Mauern von Paris anstimmen." (Dieser patriotische Wunsch des Landsmannes ist bereits in Erfüllung gegangen.)
- Lagerpreise vor Metz: 3-4 Pfd. Weißbrod 1 Thlr., Limburger Käs 1 Thlr., 1 Feldflasche schlechten Wein 1 Thlr., 1 Feldflasche Schnaps 12 Sgr., 1 kleines Stück Speck oder Butter 5 Sgr., 1 Ei 1 1/2 Sgr., 1 Tafel Chocolade 8 Sgr., 1 B. Zündhölzer 1 Sgr., 1 Hemd zu waschen 3 1/2 Sgr.


Einnahme und Ausgabe
des Missions-Vereins im Fürstenthum Ratzeburg pro Johannis 1869/1870.

Einnahme. Thlr. ßl. sgr.
Cassenbestand 14 33 1/4 -
1. Aus der Domgemeinde:
Pfingstcollecte 18 34 3/4 -
Fr. B. (Dom) 3 - -
Herr G. (Bäk) 1 - -
Ueberschuß vom Misions-Lesezirkel 11 - -
Aus der Missionsbüchse des Probsten 9 - -
2. Aus der Gemeinde Ziethen:
Pfingstcollecte 1869 4 29 -
Von X. und X. 24 Schilling (Mecklenburg) und 1 Taler (Mecklenburg) 10 Schilling (Mecklenburg) 1 34 -
3. Aus der Gemeinde Schlagsdorf:
Pfingstcollecte 1869 13 - 3/4 -
Vom Hausw. Robrahn Kl. Molzahn 28 -
4. Aus der Gemeinde Carlow:
Pfingstcollecte 1869 3 8 -
5. Aus der Gemeinde Demern:
Pfingstcollecte 1868 (nachträglich) 2 36 -
Pfingstcollecte 1869 2 11 -
6. Aus der Gemeinde Schönberg:
Pfingstcollecte 1869 10 - -
Ungenannt aus Kleinfeld 5 - -
Vom Amtmann Drevs a. d. hiesigen Bauhofe 2 - -
Vom Reifer Dehn hieselbst 1 - -
Vom Tischler Brockmöller hieselbst - 24 -
Von einer ungenannten Familie 7 - -
Ungenannt - - 2
7. Aus der Gemeinde Herrnburg:
Pfingstcollecte 1869 9 27 -
8. Aus der Gemeinde Selmsdorf:
Pfingstcollecte 1869 6 Taler (Mecklenburg) 25 Schilling (Mecklenburg), Pastor Ohl 1 Taler (Mecklenburg) 7 25 -
Vom Pächter Drevs-Zarnewenz 1 - -
9. Collecte am Missionsfeste zu Selmsdorf, 22. Juni 1869 47 12 1/4 -
---------------------------------------------------
Summa 176 15 2
Ausgabe.
23. Juni 1869 an die Casse der evang. luther. Mission in Leipzig 120 - -
Porto - 13 -
An den Pastor Hofmeier aus Lübeck Reisekosten nach Selmsdorf 3 - -
An den Buchdrucker Bicker 2 28 -
3. Mai 1870 an die Casse der evang.-luther. Mission in Leipzig 25 - -
Porto - - 2
Zur Reise des Deputirten nach Leipzig zur General-Versammlung 17 - -
---------------------------------------------------
Summa 167 41 2
Bilance.
Einnahme 176 Thlr. 15 ßl. 2 sgr
Ausgabe 167 Thlr. 41 ßl. 2 sgr.
---------------------------------------------------
Cassenbehalt 8 Thlr. 22 ßl. - sgr.
Schönberg.
Kaempffer.


Zufolge unsres Aufrufes haben wir erhalten: 1) Von einem Hauswirthe in Kl. Bünsdorf 4 Thlr., 2) aus Torriesdorf 4 Thlr. 16 ßl. und drei Paar wollene Strümpfe, 3) aus Törpt 28 wollene Leibbinden, 4) aus Lindow 1 Paar wollene Strümpfe, 1 Hemd und 4 Leibbinden, 5) aus Gr. Siemz 22 Leibbinden und 1 Hemd. An baarem Gelde daher 8 Thlr. 16 ßl., mit den früher verzeichneten
1188 Thlr. 47 1/2 ßl.
---------------------------------------------------
zusammen bisher 1197 Thlr. 15 1/2 ßl.
Dies jetzt Gesammelte und das, was uns hoffentlich recht reichlich und recht bald, namentlich noch an Bekleidungsstücken, zugehen wird, beabsichtigen wir dem ersten von Hamburg oder Lübeck unmittelbar nach dem Kriegsschauplatze abgehenden Extrazuge mitzugeben, und da die Hamburger und Lübecker Krieger zu demselben Armeecorps wie die Mecklenburg-Strelitzer gehören und mit ihnen bisher zusammengestanden haben, so hoffen wir auch solche Bekleidungsstücke, die uns für unsere Ratzeburger Soldaten anvertraut und besonders verpackt werden, bei dieser Gelegenheit an ihre Adresse sicher und schnell, befördern zu können.
Schönberg, den 26. September 1870.
Die acht Hauswirthe und zwei Bürger.


In Folge der hohen Verordnung vom 17. d. Mts., Regierungsblatt Nr. 95 wird wegen der Rinderpest der auf Donnerstag den 13. k. Mts. October einfallende hiesige Vieh- und Krammarkt abgekündigt.
Gadebusch, 21. September 1870.
Bürgermeister und Rath.


Den 23. September Morgens 1 1/2 Uhr entschlief sanft nach langem schweren Leiden mein innigstgeliebter Mann J. Fanselow, Cigarrenfabrikant, in seinem 33. Lebensjahre, tief betrauert von seinen Eltern und Geschwistern und der tiefbetrübten Wittwe Maria Fanselow, geb. Greiff.


Heute Nachmittag 6 Uhr schloß der Tod die Augen meiner innigst geliebten Gattin Sophie, geb. Vick, nach eben vollendetem 24. Lebensjahre.
Schönberg, den 24. Sept. 1870.
Carl Burmeister.


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Schönberg, den 19. Sept. 1870.


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[ => Original lesen: 1870 Nr. 76 Seite 4]

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Niederlage, resp. Agentur bei Herrn L. Flum in Grevismühlen.
Wandsbeck, September 1870.


Ohne Medicin und ohne Diät erfolgt die Heilung, resp. Linderung aller nervösen Schmerzen, durch die Wirkung der Galvano-therapeutischen Apparate.
Die einzigen, welche wirklich einen galvanischen Strom im Körper erregen, (sie werden beständig am Leibe getragen,) und deren Intensität hinreicht, Wasser zu zersetzen.
Die Wirksamkeit dieser Apparate wird garantirt und bitten wir, dieselben nicht den gewöhnlichen Rheumatismusketten und anderen ähnlichen Anpreisungen gleich zu achten, welche, trotz großem Geschrei unwirksam und unbrauchbar sind, an denen sich auch keine Spur von Electricität nachweisen läßt.
Unsere Apparate, die einzig wirksamen, beseitigen sicher Kopf- und Zahnschmerz sofort, den hartnäckigsten Husten in einer Nacht, Rheumatismus, Magenkrampf, Leib-, Hals-, Rücken- und Brustschmerz, Stiche gichtische und viele andere Uebel in kurzer Zeit.
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Fürstenstraße 22.


Kornsäcke in Drell und Leinen empfiehlt H. Kallmeyer. Ratzeburg.


Zu sofort habe drei Wohnungen an anständige Leute zu vermiethen.
C. Egert.


Blaustein und Grünspahn zur Waizenbaize empfiehlt J. F. Eckmann.


Wohnungsveränderung.
Ich wohne von jetzt ab in dem von mir gekauften Hause, Siemzerstraße Nr. 148, neben Herrn Webermeister Kloth.
H. Fick, Barbier und Chirurg.


Durch den Brand in der Nacht zum Sonntag, der mein Wohnhaus zerstörte, bin ich veranlaßt, meine Bäckerei in das angrenzende, dem Bauunternehmer Oldenburg gehörende Haus zu verlegen, und bitte meine geehrten Gönner, mir doch ihre Kundschaft auch ferner nicht zu entziehen.
Bäckermeister Vielhaack.


Auf dem Gute Neuenhagen bei Dassow wird zum 24. October d. J. ein tüchtiger Schweineknecht oder -Mädchen gesucht gegen einen jährlichen Lohn von 30 Thalern nebst ca. 10 Thlrn. Neben-Einnahmen.


Zum letzten Ladentage, am Sonntag nach Michaelis, werden die sämmtlichen Maurergesellen des Fürstenthums hiedurch aufgefordert zu erscheinen.
Die Altgesellen.


Wir machen hiermit bekannt, daß der Krugtag der Schuhmacher-Gesellen-Brüderschaft am Montag den 3. October stattfindet, und werden die Gesellen aufgefordert, persönlich zu erscheinen.
Schönberg, den 30. Juni 1870.
Die Vorsteher und Altgesell der Schuhmacher Gesellen-Brüderschaft.


Ich beabsichtige Clavierunterricht zu geben und ersuche die geehrten Eltern, die ihren Kindern solchen Unterricht ertheilen lassen wollen, mir dieselben anzuvertrauen.
Auguste Baumast.


2 Thaler Belohnung.
Am Montag den 19. September sind zwei Chawltücher (das eine hell mit schottischer Kante und einer goldenen Nadel darin, das andere grau und sehr dick) verloren worden. Der Wiederbringer erhält eine Belohnung in der Exp. d. Bl.


Die Rechnungsvorlage der allgemeinen Gesellen-Krankenkasse findet am Sonntag den 2. October Nachmittags 4 Uhr im Locale der Gastwirthin Krüger statt, wozu die Mitglieder freundlichst hierdurch eingeladen werden. Auf dem Lande arbeitende Gesellen werden ersucht, ihre Beiträge am genannten Tage einzuliefern, widrigenfalls die Restantenliste Großherzoglicher Landvogtei zur Execution geben wird.
Der Vorstand.


W. Kolls, Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Zinsfuß für Darlehen aus der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt in Schönberg 5 %.


Meteorologische Beobachtungen.
Sept.
1870.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
23.
24.
25.
26.
43.84
43.62
43.90
41.02
3.9
4.9
4.0
4.2
12.6
13.4
13.8
14.0
SO
ONO
NO
NNW
0
0
0
0
heiter.
völlig heit.
-
heiter.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.14 1/2 - 15 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.15 - 15 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.28 - 32 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.20 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.14 - 16 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.10 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.10 - 10 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 Schilling (Mecklenburg),
Eier 6 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.5 1/2 Schilling (Mecklenburg).


Getreide-Preise in Lübeck.

(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen16 1/2 - 18Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 - 13Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Gerste10 - 11Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Hafer9 1/2 - 10 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen9 1/2 - 10Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat30 - 30Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen29 - 29Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat18 - 18Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit von L. Bicker in Schönberg.


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